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„Freedom is just another word…”

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Die Hells Angels beschützten sie. Sie war eine burschikose Herumtoberin und eine Revoluzzerin, ein Hippie-Girl – und sie war selbstkritisch: Sie hasste ihre „kleinen Schweinsäuglein“, ihr Haar, ihre zu grosse Nase und den breiten Mund. Zu allem Übel hatte sie Sommersprossen und fand sich zu dick.

Mit fast jedem ging sie ins Bett, auch mit Jim Morrison, Leonard Cohen und Jimi Hendrix. Auch hinter dem 19-jährigen Bruce Springsteen war sie her. Doch der rettete sich: „Hilfe, sie ist hinter mir her!“

„Absolut fesselnd, hypnotisch, unwiderstehlich“

Doch vor allem: Janis Joplin schrieb Musikgeschichte. Das Magazin Newsweek nannte sie den „ersten weiblichen Superstar der Rockmusik“. Das Publikum sprang von den Sitzen auf, als sie auftrat. Der Chef der Columbia-Plattenfirma sagte: Sie „war so absolut fesselnd, hypnotisch, unwiderstehlich und herzergreifend. Sie war für mich eine Offenbarung und hat den Rest meines Lebens verändert.“

Und: Janis Joplin, die vor bald 50 Jahren an einer Dosis Heroin starb, war anders, als sie lange Zeit dargestellt wurde. Dies zeigt eine neue Biografie der preisgekrönten amerikanischen Musikhistorikerin Holly George-Warren *).

Doch bevor man die Biografie liest, sollte man kurz die unwiderstehliche Stimme von Janis Joplin geniessen, zum Beispiel im unsterblichen: „Me and Bobby McGee“.

Es wurde schon viel über Janis Joplin geschrieben. Holly George hat in einer langen Recherche nun neue Seiten der Folk-, Blues- und Rock-Sängerin entdeckt. Sie sprach mit der Familie, mit Freunden, Musikern, Weggefährten. Und vor allem hatte sie Zugriff auf die vielen persönlichen Briefe, die Janis schrieb.

Ruinierter Ruf

Janis Joplin wird am 10. Januar 1943 im texanischen Port Arthur geboren. Ihr Vater, ein Atheist, der Bach liebt, arbeitet in der Ölindustrie für Texaco.

Sie ist ein Wildfang mit einem Talent fürs Malen und Zeichnen. Schon früh ist ihr Ruf ruiniert, und sie trägt viel dazu bei, dass es so ist. Sie raucht, trinkt Bier, läuft ohne Slip und BH herum, ist eine Ladendiebin und freundet sich mit Schwarzen an. „Ich hasse die Neger nicht“, sagt sie. In der Schule nennt man sie „Negerliebchen“. Einmal wird sie nach Hause geschickt, weil sie unstatthaft gekleidet ist. Kollegen bezeichnen sie als „Nutte“ und „slut“ (Schlampe).

„Love Me Tender“, die romantische Ballade von Elvis Presley, die sie am Fernsehen sieht, ist eine Offenbarung für sie. Jetzt entscheidet sie sich zu singen. Doch ihr Idol ist Zeit ihres kurzen Lebens Bessie Smith, „die Kaiserin des Blues“.

Der „hässlichste Mann auf dem Campus“

Immer wird sie wegen ihrer ungestümen Art und ihres seltsamen Outfits gehänselt: Eine Studentenverbindung an der Universität in Austin kürt jedes Jahr den „Hässlichsten Mann auf dem Campus“. Janis wird als Kandidat vorgeschlagen, was ihre Moral erschüttert.

Sie beginnt zu singen und einige beginnen aufzuhorchen. Sie, die Weisse, singt auch in Kneipen, in denen Rassentrennung herrscht. Sie liebt den alten schwarzen Blues. „Wenn ich singe“, sagt sie später, „fühle ich mich wie frisch verliebt“. Ihre Kleider kauft sie in einem Armeeladen und sie sieht oft lächerlich aus: Bomberjacke aus dem zweiten Weltkrieg.

„Polyamouröses Naturell“

Jetzt wird die Hochschulzeitung auf sie aufmerksam. „Sie traut sich, anders zu sein“, heisst der Titel einer Reportage über sie.

Immer wieder wird ihr „polyamouröses Naturell“ erwähnt. „Ich bin ständig ausgeflippt, habe dauernd getrunken, herumgevögelt, gesungen und mir generell auf dem Campus einen Namen gemacht.“

1966 schliesst sie sich als Lead-Sängerin der „Big Brother and the Holding Company“ an. „Sie war so charismatisch“, sagt ein Zeitzeuge, „und ihre Stimme war bluesig mit einem düsteren Unterton. So etwas hatte man in Texas noch nie gesehen.“

Janis Joplin 1069 mit ihrer Band „Big Brother and the Holding Company“ (Foto: Keystone/AP)
Janis Joplin 1069 mit ihrer Band „Big Brother and the Holding Company“ (Foto: Keystone/AP)

Vom amerikanischen Establishment der bleiernen Eisenhower-Zeit wird sie zunächst mit eiskalter Geringschätzung bedacht. Doch bald schon ist das Publikum perplex und die Musikkritiker sind verblüfft – welche Stimme!

„Ja, wir werden alle berühmt sein“

Am ersten Monterey Folkfestival im Mai 1963 darf sie kurz auftreten und wird zur Siegerin erkoren. Dort trifft sie kurz mit Bob Dylan zusammen. Sie stellt sich ihm vor und sagt: „Ich liebe Sie einfach und eines Tages werde ich auch berühmt sein.“ Dylan antwortet: „Ja, wir werden alle berühmt sein.“

Es folgen Auftritte um Auftritte. Der Bassist Jack Cassidy sagt: „Als ich sie zum ersten Mal hörte, fand ich sie einfach nur fantastisch. Sie ist eine der wenigen weissen Sängerinnen, die einen guten Blues bringen konnte.“ Ihr Selbstbewusstsein wächst. Die Band wird zur Familie für sie. Und sie wird zur Ikone der Hippie-Zeit.

Landesweiter Star

Am Monterey Pop Festival im Juni 1967 wird sie zum landesweiten Star. Die Zuschauer kommen jetzt nur wegen ihr. Sie springen von den Sitzen auf und applaudieren. Während der letzten Klänge von „I’m gonna love you till the day I die“ bricht der Applaus wie eine Explosion los.

Grosse Zeitungen in den USA und Grossbritannien drucken jetzt Artikel und Fotos von ihr – mit Lobeshymnen auf ihre Stimme. Sie gilt jetzt als die faszinierendste Blues-Sängerin der USA. Ihre Stimme geht durch Mark und Bein.

„Die Göttin von San Francisco“

„Vogue“ bezeichnete sie als „atemberaubend“. Die „New York Times“ schreibt  von Joplins „rauschendem Aufstieg in das Rock-Firmament“. „In der Popmusik hört man nur selten eine Stimme, die mit einer solchen Kraft, Flexibilität und Virtuosität eingesetzt wird“. Janis ist die Sensation. Der Chicagoer Bluesman Buddy Guy sagt: „Sie singt den Blues so leidenschaftlich wie Schwarze.“

Lange Zeit lebt sie in San Francisco. Der Schlagzeuger Mike Fleetwood schwärmt: „Janis war die Göttin von San Francisco.“ Sie lebt im Hippie-Quartier Haight-Ashbury. Ihre Biografin nennt sie „Haight-Ashbury’s self-destructive pinup-girl“. Der neue Manager der Band kauft einen Leichenwagen, um die Musiker und das Equipment zu transportieren.

Drogen, Whisky

Schon früh nimmt sie Drogen, alles Mögliche. Mit 22 entwickelt sie eine ausgewachsene Methamphetamin-Sucht. „Ich wollte Dope rauchen, Dope nehmen, Dope lecken.“ Ihr Gesicht ist nun voller Pickel, sie isst fast nichts mehr und magert ab. Doch immer wieder erholt sie sich. Später beginnt sie, Heroin zu spritzen. Und sie trinkt, vor allem Whiskey. Auf vielen Fotos ist sie mit einer Flasche „Southern Comfort“-Whiskey zu sehen. Sie fragt die Herstellerfirma, ob sie dafür etwas Geld kriegen könnte, weil sie ja Reklame für Southern Comfort mache. Die Firma überweist ihr 6'000 Dollar.

Freunde sagen ihr, dass sie mit ihrer bisherigen Band nicht weiterkomme. Schweren Herzens verlässt sie ihre „Familie“ und schliesst sich der Band „Kozmic Blues Band“ an. Mit ihr nimmt sie am Woodstock-Festival teil. Doch ihr Auftritt dort – sie tanzt singend barfuss auf der Bühne – ist nicht ihr bester. Vermutlich hat sie sich mit Rauschgift vollgepumpt.

„Sie haut uns aus den Socken“

Das Publik strömt zu ihren Konzerten. Ihr erotisch aufgeladener Gesang bringt das Publikum in Erregung. Einmal schreit ein junger Mann während eines Konzert. „Ich möchte dich vögeln, Janis“.

Im April 1970 schliesst sie sich der „Full Tilt Boogie Band“ an. Zu ihren grössten Hits gehört nun Kris Kristoffersons „Freedom’s just another word for nothing left to lose”. „Sie haut uns aus den Socken“, sagte der Rock-Kritiker von „Village Voice”.

China White

Ihren letzten grossen Auftritt hat sie im Garden State Arts Center in Holmdel (New Jersey): Das Publikum gerät „an den Rand des Wahnsinns“, schreibt die Biografin.

Am 4. Oktober 1970, um ein Uhr morgens spritzt sich Janis eine Dosis Heroin unter die Haut ihres linken Arms. Was sie nicht weiss: Das Heroin, China White, hat einen Reinheitsgrad von 40 bis 50 Prozent – fünf Mal mehr als normal. Am Morgen findet man sie tot auf dem Fussboden. Sie wurde 27 Jahre alt.

Sehnsucht nach einem Zuhause

Die Biografin öffnet eine neue Sicht auf Janis Josplin. Als lebenswütiges, drogen- und alkoholsüchtiges Ausnahmetalent, das alle Konventionen über Bord wirft.

Sie beschreibt Janis als hochintelligente, einfühlsame, zerbrechliche Person mit mangelndem Selbstwertgefühl – immer mit einer tiefen Sehnsucht nach Wärme und einem Zuhause. Im Innersten war sie einsam und übertünchte das mit einem rasenden Leben. Immer war sie auf der Suche nach etwas Anerkennung. Das Mobbing, das sie in ihrer Jugend erfuhrt, trieb sie in die Arme der Aussenseiter.

Ein Hochstapler aus altem Geldadel

Begleitet wurde sie lange Zeit von ihrem Hund George, den sie innig liebte, und der dann gestohlen wurde. Ihre Biografin legt Dokumente und Zeugnisse vor, die sie als Frau beschreiben, die sich nach einem fast schon bürgerlichen Leben sehnte. Ihr Vater und ihre Mutter blieben wichtig für sie. Sie schrieb ihren Eltern Dutzende, vielleicht Hunderte sehr persönliche Briefe. Das puritanische südtexanische Elternhaus blieb ihr Anker.

Einmal fiel sie auf einen charmanten Hochstapler und Lügner herein, der vorgab, Ingenieur mit Master-Abschluss zu sein, aus altem Geldadel zu stammen und sie heiraten zu wollen. Sie träumte schon von einem Haus mit einem „weissen Gartenzaun“ (dem amerikanischen Symbol eines kleinbürgerlichen Lebens). Singen wäre dann zweitrangig geworden. Dann flog alles auf. Dieser Betrug hat sie tief gekränkt und ein Leben lang misstrauisch gemacht.

Was wäre, wenn..?

Eine Frage beantwortet die Biografin nicht: Wenn der Hochstapler und Lügner kein Hochstapler und Lügner gewesen wäre – was dann? Hätte sich dann Janis mit Mann, Hunden und Katzen hinter einen „weissen Gartenzaun“ zurückgezogen? Hätten wir dann auf „Freedom is just another word…” verzichten müssen?

Am 4. November 2013 wird auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood ein Stern für Janis Joplin enthüllt.

*) Holly George-Warren: Janis Joplin – Nothing Left to Lose. Die Biografie, Droemer Knaur, Oktober 2019.

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André Gide, geboren heute vor 150 Jahren

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Wenn ein Philosoph einem antwortet, versteht man überhaupt nicht mehr, was man ihn gefragt hat.

Friedrich II. der Grosse

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Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.

Die grosse Verwirrung

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Zugegeben, es ist schwierig, sich eine Meinung zu bilden. Zu wenig wissen wir, zu viel wird lobbyiert. Vor allem die Zukunftschancen der Atomkraft werden in den Medien kontrovers dargestellt. Solar- und Windenergie werden da lächerlich gemacht, dort in den Himmel gelobt. Gegen Ausbau der Wasserkraft opponieren die Landschaftsschützer. Die Gesellschaft weiss weder ein noch aus.

Klare Ausgangslage

Die von Menschen gemachte Klimaerwärmung ist ein Fakt. Die gravierenden Folgen betreffen unseren gesamten Lebensstil. Darüber sollten wir uns eigentlich alle klar sein. Das Problem ist ohne Verzögerung anzupacken – schon viel zu lange reden wir darum herum. Doch es braucht einen klaren Kopf: Welche Massnahmen sind am dringendsten?

Unsere Jugend geht weltweit auf die Strassen – sie streikt, weil es um ihre Zukunft geht. Die Umweltbewegung „Extinction Rebellion“ (etwa: „Aufstand gegen die Vernichtung“) errichtet Blockaden in den Hauptstädten Europas. Die Töne werden schriller und in Kommentaren zu dieser Situation zeigt sich, dass viele Menschen noch immer nicht kapiert haben, dass es tatsächlich um nicht weniger geht, als einzelne Elemente des Kapitalismus auszuwechseln. Denn, das kapitalistische System unserer Tage basiert zu einem grossen, stetig steigenden Teil auf fossilen Energieträgern. Dass der „freie Markt“ (Pfeiler der Ökonomie) das Problem regle, glaubt kein Mensch mehr. Andererseits wäre es fatal, die Vorzüge unseres kapitalistischen Systems brachial umpflügen zu wollen. Viel zu gross sind dessen sichtbare Erfolge.

Fast die Hälfte des zusätzlichen, menschenverursachten Kohlendioxids in der Atmosphäre wurde in den letzten 20 Jahren ausgestossen. Tatsächlich alarmierten um 1990 Wissenschaftler aus der ganzen Welt, verwiesen auf diese Zusammenhänge und erklärten sie auch. Sofort versprachen damals die Regierungen dieser Welt zu handeln. Passiert ist seither wenig. Heute, mit zwanzigjähriger Verspätung realisieren wir alle – Gesellschaft, Politik, Wirtschaft – dass wir unsere Energiever-sorgung dringend und grundlegend umstellen müssen. Das heisst nichts anderes, als dass wir auch unseren Lebensstil ändern müssen. Unsere Gletscher rufen.

Ob Sonnen- oder Windenergie, ob Fotovoltaik oder Windräder, alles ist in einem schnellen Prozess des Wandels begriffen. Die Effizienz der Solarzellen verbessert sich jährlich, die Produktion der entsprechenden Energieträger ist eine eigentliche Boom-Branche. Windenergie macht Riesenfortschritte. Die höchste Windturbine erstreckt sich inzwischen auf unglaubliche 264 Meter (je höher, desto mehr Wind). Alle relevanten Herstellungskosten sinken dauerhaft. Die Renaissance unserer Stauseen und damit einhergehend die Erhöhung deren Staudämme ist ein anderer Weg, um zeitgemäss Strom zu produzieren.

Die Umweltverbände haben dafür und für Windräder wenig Verständnis. Eigentlich schade, denn diese Organisationen leisten Wertvolles – sie sollten umdenken zum Wohl der Schweizer Bevölkerung. Die Bekämpfung der Klimaerwärmung durch Alternativenergien ist für einmal klar prioritär gegenüber optischer Beeinträchtigung der Natur. Und was heisst schon Schutz der Natur? Die Klimaerwärmung gefährdet die Natur in weit stärkerem Ausmass als um fünf Meter erhöhte Staumauern. Nicht zu reden von den seit Jahrzehnten unsere Landschaft verzierenden Starkstrommasten …

Dass Benzin und Kerosin auch heute noch mit unglaublichen Milliardenbeträgen subventioniert werden und dass dadurch die Mobilität verbilligt wird – ein klares Beispiel des Versagens der Regierungen. Wie weit der eingeölte Lobbyismus der Erdölindustrie oder gar Korruption dabei eine Rolle spielen, ist nicht Thema dieses Beitrags. Was jedoch Kopfschütteln verursachen darf, ist die Rolle der Grossbanken und Grossinvestoren. Während fortschrittliche Geldhäuser und Berater längst die relevanten Konzerne (z. B. nicht nachhaltig produzierende Firmen der Erdöl- und Tabakbranche) aus ihren Portefeuilles verbannt haben und daran erinnern, dass nachhaltige Energie und Kreislaufwirtschaft je länger je mehr einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil generiert, stellen sich die oben erwähnten Investoren taub – ihnen ist die tägliche Rendite wichtiger als die persönliche Klima-Verantwortung. 

Neue Atomkraftwerke, wirklich?

Die Theorie, wonach uns nur neue Atomkraftwerke aus der Klima-Misere helfen ist umstritten. Für Laien nicht beurteilbar ist z. B. der Vorschlag, wir sollten auf eine neue Generation von Kernreaktoren setzen. Diese würden nicht nur CO2-armen Strom lieferten, sondern sogar ihren Atommüll selbst verbrennen. Gemäss dieser Denkrichtung könnte sogar der über die Jahrzehnte angestaute Atommüll zur nutzbaren Energiequelle werden, deren Potenzial gewaltig wäre (DIE ZEIT).

Schön wär’s ja. Doch in der gleichen Zeitung ist auch zu lesen: „Die Rückkehr zur Atomkraft ist ein No-Go.“ Der Chef des Energiekonzerns EnBW setzt klar auf Windräder und Solarparks. Ob sich neue AKWs bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 30 Jahren überhaupt rechnen, wird von anderer Seite angezweifelt – die heutige Technologie hätte ohnehin keine Chance, nicht zu reden von der ungelösten Entsorgungsfrage (seit bald 50 Jahren sucht der Bund nach geeigneten Endlagern – bisher erfolglos).

Weltweit gehen immer weniger Atomkraftwerke in Bau. Wenn Studien des Weltklimarats (IPCC) zeigen, dass die nächsten zehn Jahre entscheidend sind, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erfüllen, dann fällt ins Gewicht, dass der Bau eines Atomkraftwerks 5 bis 17 Jahre länger dauert als das Errichten einer Solar- oder Windkraftanlage der gleichen Leistungskraft.

Solarzellen, Energiespeicher, Windräder – die Boombranchen

Gemäss einer neuen Studie der Bank of America Merrill Lynch sind die Fortschritte bei der Energiespeicherung im Bereich nachhaltiger Energien gewaltig, nicht zuletzt deshalb werden die Kosten der Speichertechnologien bis 2025 um 50 Prozent sinken. Dies hat zusammen mit dramatischen Kostenreduktionen der letzten zehn Jahre für Wind- und Solarenergie dazu geführt, dass diese sogar gleich teuer oder sogar günstiger zu stehen kommen  als fossile Energien (NZZ am Sonntag).

Erfreuliche Nachrichten kommen gemäss NZZ auch aus Dänemark, von der Insel Samsö mit ihren 3600 Einwohnern. Dort decken 11 Offshore Windräder den gesamten Stromverbrauch. Die Bevölkerung, bäuerlich geprägte, konservative eingestellte Menschen, wurde dazu motiviert, sich an den hohen Investitionskosten zu beteiligen und so zu Miteigentümern zu mutieren. Damit – auch mit der Installation von Solarzellen und Wärmepumpen – begann sie sich überhaupt für innovative neue Lösungen zu interessieren. „Wenn jemandem eine Windturbine vor die Nase gesetzt wird, hat er daran wenig Freude. Gehört ihm aber ein Anteil davon, sieht es schon ganz anders aus“, meint der Energiewende-Experte, seines Zeichens ursprünglich Dorfschullehrer. Hört, hört, liebe Schweizer Bauern!

Dieser kurze, unvollständige Ausblick in die Zukunft der Energiewende lässt Hoffnung aufkommen. Statt über die Verteuerung von Flugtickets und Benzinpreisen zu jammern – versuchen wir unseren Lebensstil wenigsten langsam, aber nachhaltig zu ändern. Indem wir selbst in die neuen Möglichkeiten der Energiewende investieren, könnte die Sache sogar Spass bereiten.

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Warten auf Godot

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Ich habe in diesen Spalten gefordert, dass der Bundesrat in Bezug auf das Rahmenabkommen mit der EU die Fast-Forward-Taste drückt. Daraus wird wohl nichts. Welche Szenarien sind denkbar in Bezug auf die Schweizer Europapolitik? 

Seit Jahren hält der Bundesrat in Bezug auf die Europapolitik den Ball flach. Er entscheidet wenig, führt kaum und vermeidet das Thema auch in der Innenpolitik. Das hat verheerende Konsequenzen, denn das Thema trifft die Schweizer Öffentlichkeit immer wieder unvorbereitet. Der EU-Chefunterhändler verglich die Situation kürzlich mit dem Theaterstück „Warten auf Godot“. 

In der Tat: Die Schweiz spielt ein absurdes Theaterstück. Es liegt ein ausverhandelter Entwurf vor, der die Schweizer Europapolitik auf eine neue Basis stellen würde. Stand heute würde dieses Abkommen keine Mehrheit finden, weshalb der Bundesrat es vorläufig nicht unterzeichnet. Er hat die Europapolitik praktisch an die Sozialpartner delegiert und erwartet von diesen Vorschläge in Bezug auf das weitere Vorgehen. Ausserdem wollte er vor den Wahlen nichts entscheiden und nachher, bis zur Abstimmung über die Kündigungsinitiative, möglichst auch nicht. Würde diese Initiative angenommen, dann hätte sich das Thema erledigt; der Alleingang wäre Tatsache. 

Wie sind wir in diesem Engpass gelandet? Wie kommt es, dass ein an sich für uns sehr vorteilhaftes Abkommen in der Endlosschlaufe landet? Und was wäre der Ausweg?  

Getrübte Erfolgsgeschichte

Es war wohl im Jahr 2008, als ich das erste Mal vom Rahmenabkommen las und zwar auf einem Wunschzettel der EU an die Schweiz. Man erinnert sich: Die bilateralen Abkommen waren soeben in Kraft getreten und erlauben seither unserem Land einen sektoriellen Zugang zum EU-Binnenmarkt. Diese Abkommen sind eine Erfolgsgeschichte. Gemäss einer neueren Studie profitiert kein Land mehr vom EU-Binnenmarkt als die Schweiz – auch wenn diese nicht Mitglied ist. Zwei Probleme trüben diese Erfolgsgeschichte: 

  • Zu diesen Abkommen gehört die Personenfreizügigkeit. Ein Zugang zum Binnenmarkt ohne diesen Pfeiler ist nicht zu haben. Sie ist aber innenpolitisch hoch umstritten und ein nächster Versuch, die Personenfreizügigkeit zu Fall zu bringen, kommt in Form der Kündigungsinitiative im Mai zur Abstimmung. Wird diese angenommen, fallen via Guillotineklausel auch die meisten anderen Marktzugangsabkommen dahin. 
  • Bei diesen Abkommen handelt es sich um starre Verträge, die, wenn sich etwas verändert, mühsam auditiert werden müssen. Dagegen kann sich die Schweiz sperren und das tut sie hin und wieder. Und dann gelten nicht überall im Binnenmarkt die gleichen Regeln. Das wiederum will die EU nicht. 

Den Wunschzettel überbracht hat damals der EU-Botschafter Michael Reiterer, ein österreichischer Diplomat. Er war sehr gut vertraut mit den lokalen Gegebenheiten und betrieb eine sehr öffentlichkeitswirksame Diplomatie. Er sass auf Podien, gab Interviews und war in den Medien sehr präsent. 

Was er sagte, war aus EU-Sicht völlig logisch. Das Recht müsse im europäischen Binnenmarkt einheitlich sein, sagte Reiterer. Brüssel verlangte Viererlei: dass bei neuen Abkommen mit der Schweiz das EU-Recht übernommen beziehungsweise bei bestehenden aufdatiert werden muss; dass die Anwendung des Rechts in der EU und der Schweiz die gleiche ist; dass die Entscheidungen des EU-Gerichtshofes berücksichtigt werden; dass ein beidseits befriedigendes Verfahren zur Beilegung von Streitigkeiten gefunden wird.

Damit sind wir genau bei den Fragen, die uns bis heute plagen. Seit mehr als zehn Jahren liegen sie auf dem Tisch und harren einer Lösung. Reiterer biss erst einmal auf Granit. Zudem verstand er sich nicht sehr gut mit der damaligen Bundesrätin Calmy Rey (SP), die für derartige Fragen wenig Musikgehör hatte. Verhandlungen kamen nicht zustande, auch eine Diskussion in der Öffentlichkeit wurde vermieden. Die bilateralen Verträge funktionieren ja. Wozu etwas ändern? Diejenigen, die gegen die Vorschläge Brüssels waren, versäumten es ausserdem, einen Plan B vorzuschlagen für den Fall, dass die bilateralen Verträge einmal scheitern würden, sei es durch eine Volksabstimmung, die deren Kündigung nötig macht, oder weil die Verhandlungen mit Brüssel scheitern. Dies ist der Stand bis heute. 

Reihenweise Versäumnisse 

Nach einem Wechsel an der Spitze des Eidgenössischen Departementes des Äusseren (EDA), bewegte sich etwas. Der neue Departementsvorsteher, Bundesrat Didier Burkhalter (FDP), brachte den Bundesrat dazu, ein Verhandlungsmandat zu verabschieden. Die Verhandlungen begannen 2014, verliefen aber knorzig. Ab und zu drang etwas an die Öffentlichkeit, aber nicht allzu oft.

Man hörte zum Beispiel, die EU habe den EFTA/EWR-Gerichtshof als verbindliche Streitschlichtung vorgeschlagen, man habe sich dann aber auf Vorschlag der Schweiz auf die Schiedsgerichtslösung geeinigt, bei der der EU-Gerichtshof eine grosse Rolle spielt. Offenbar hatten die Schweizer Verhandlungsführer Angst vor einer verbindlichen Streitschlichtung und waren bereit, ein kompliziertes Verfahren zu akzeptieren, wenn es eine Hintertür offen lässt, in der irrigen Annahme, dies liesse sich dem Stimmbürger besser verkaufen. Gleichzeitig versäumte man es, die Europapolitik breit in der Öffentlichkeit zu diskutieren und die Sozialpartner einzubeziehen.

Richtig ist, dass Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden; richtig ist auch, dass die Verhandler ihre Trümpfe nicht aus der Hand geben sollen. Aber ebenso sollte man seine innenpolitische Front geschlossen halten. Die Regierung und die Diplomatie können nicht im luftleeren Raum agieren.

Zusätzlich hat man es auch versäumt, in Brüssel ein richtiges Lobbying aufzubauen. Während im Auftrag anderer Kleinstaaten Heerscharen von Lobbyisten vor Ort sind, gibt es einen einzigen Schweizer Lobbyisten in Brüssel. Dieser ist über 70 und schon seit Jahrzehnten dort stationiert. Nach dem Muster von Österreich sollten alle massgebenden Schweizer Organisationen von Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften in Brüssel ihre Horchposten haben, die für die Schweiz um Verständnis werben und dann die Sicht Brüssels in der Schweiz einspielen. Das geschieht aber nicht. An diesen Versäumnissen leiden wir heute.

Streitfall flankierende Massnahmen

Ein Beispiel: Umstritten beim jetzt vorliegenden Rahmenabkommen sind insbesondere die flankierenden Massnahmen. Diese wurden bei der Einführung der Personenfreizügigkeit im Rahmen der bilateralen Verträge autonom eingeführt, damit Schweizer Löhne nicht durch ausländische Anbieter unterboten werden können. So muss die Tätigkeit solcher Anbieter je durch eine tripartite Kommission aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Staat überwacht werden. Für ausländische Firmen, die ihre Dienstleistungen in der Schweiz anbieten wollen, gilt eine Voranmeldefrist von acht Tagen und sie müssen eine Kaution hinterlegen. Durch die Voranmeldepflicht kann dann die tripartite Kommission zum Beispiel auf Baustellen überprüfen, ob hiesige Löhne gezahlt und die hiesigen Gesetze eingehalten werden. So weit, so vernünftig. 

Ausländischen Anbietern, die ein Auge auf dem Schweizer Markt tätig werden wollen, sind diese Massnahmen seit jeher ein Dorn im Auge. Und sie haben dagegen in Brüssel lobbyiert. Mit Erfolg, denn die EU-Kommission versucht seit vielen Jahren die Schweiz dazu zu bringen, diese flankierenden Massnahmen zu lockern. Ohne Erfolg; das Geschäft steckt seit einigen Jahren im gemischten Ausschuss fest und dort kann nur im Konsens entschieden werden. Nun hat praktisch jedes EU-Land bürokratische Stolperdrähte gespannt, die den eigenen Arbeitsmarkt schützen. Sei es, dass man ohne die Landessprache nicht weit kommt, sei es, dass Normen vorgeschrieben werden, die der ausländische Anbieter nicht erfüllen kann oder will. Lohnschutz gibt es auch bei den EU-Mitgliedern untereinander. 

Wie der Schweizerische Gewerkschaftsbund herausgefunden hat und in einer Studie jüngst berichtet, sind es vor allem deutsche Firmen aus Baden-Württemberg, die am Schweizer System Anstoss nehmen. Und diese haben ihr Lobbying in Brüssel verstärkt, so dass ihre Position 1:1 ins Verhandlungsmandat der EU bezüglich Rahmenabkommen eingeflossen ist. Bereits in dieser Phase hätte ein Schweizer Lobbying in Brüssel kontern müssen. Und dieses Lobbying hätte vor Ort sein und von allen Anspruchsgruppen wie Gewerkschaften und Arbeitgebern getragen sein müssen.

Aber als die Verhandlungen begannen, waren unsere Diplomaten auf sich allein gestellt und mussten sich mit der Position der EU auseinandersetzen, die in Wahrheit die Position der Deutschen ist. Wenn man sich das vor Augen hält, ist es bemerkenswert, was den Vertretern der Schweiz gelungen ist. Das Abkommen garantiert nach wie vor eine viertägige Voranmeldefrist. Kautionen können weiterhin erhoben werden, aber nur von säumigen Firmen. Gleichzeitig werden diese Massnahmen dem Rahmenabkommen unterstellt.

Sture Gewerkschaften

Nun jedoch haben die Gewerkschaften auf stur geschaltet. Sie verlangen, dass die flankierenden Massnahmen vom Rahmenabkommen ausgenommen werden und so bleiben, wie sie sind. Sie fürchten, dass diese Massnahmen zu schwach sind und durch einen Gang vor das Schiedsgericht komplett ausgehebelt werden könnten.

Was ist davon zu halten? Gar nichts! Würde heute ein Unternehmer aus Baden-Württemberg in der Schweiz klagen, könnte das Bundesgericht durchaus entscheiden, dass die heute gültige Regelung den bilateralen Verträgen widerspricht. Und da ein internationaler Vertrag Landesrecht bricht, würden die ganzen flankierenden Massnahmen baden gehen. Es hat einfach noch niemand geklagt. Mit der im Rahmenabkommen vorgesehenen Lösung sind die Massnahmen wenigstens teilweise garantiert und festgeschrieben. So ist heute die Situation beim Lohnschutz.   

Allerdings ist hier eine Situation entstanden, bei der etwas im Vertrag steht, das in dieser Form zwar wohl für die Schweiz in Ordnung wäre, Stand heute im Parlament und im Volk voraussichtlich aber nicht gutgeheissen würde. Damit solche Situationen in Zukunft nicht mehr auftreten, müsste wirklich das Schweizer Lobbying verstärkt werden, und zwar so, dass es nach beiden Seiten hin funktioniert: in Brüssel Verständnis für die Schweiz schaffen und in der Schweiz das Verständnis für die EU fördern, für deren Mechanismen und deren Funktionieren. 

Status quo heisst Niedergang

Bei ihren Antworten auf die Hinhaltetaktik der Schweiz hat die EU zigmal betont, dass der Status quo langfristig keine Option und deshalb nicht mehr im Angebot ist. Aus den Gründen, die Botschafter Reiterer 2008 erläutert hat. Es wurde zwar nicht damit gedroht, die bilateralen Verträge zu kündigen – das könnte die EU jederzeit – aber die EU drohte mit Nadelstichen. Sie verkündete zum Beispiel, dass sie bestehende Abkommen nicht mehr aufdatieren würde, ausser es sei in ihrem Interesse, und keine neuen sektorialen Abkommen mehr abschliessen würde.

Das ist im Prinzip die Situation, wie sie heute ist. Ohne ein Rahmenabkommen werden wir den Zutritt zum Binnenmarkt, von dem wir wie kein anderes Land profitieren, sukzessive verlieren, weil die Abkommen nicht mehr erneuert werden und die Rechtslage auseinanderdriftet. So geschehen schon in der Hochschulpolitik, wo die Zusammenarbeit zunehmend schwierig wird.

Die Schweiz reagiert jeweils mit irgendwelchen Ad-hoc-Vereinbarungen von Land zu Land oder mit Rückfalllösungen wie bei der Aberkennung der Börsenäquivalenz. Diese Pflästerlipolitik ist keinesfalls ein Plan B. Es handelt sich nicht um vorausschauende, gestaltende Politik, sondern um reaktive Murks-Strategien, die nicht mehr funktionieren werden, wenn die Unterschiede in den rechtlichen Rahmenbedingungen zu gross werden. 

Ende der Vorzugsbehandlung

Warum dachte man und denkt wohl in vielen Kreisen noch heute, dass man damit durchkomme? Das hängt erstens mit der falschen Annahme zusammen, dass die Schweiz in Europa immer noch eine Spezial-Vorzugsbehandlung geniesst wie lange in der Nachkriegszeit. Einerseits zählt die EU heute 28 Mitglieder, die sich alle auf eine Position gegenüber der Schweiz einigen müssen, anderseits gibt es die Bonner Bundesrepublik nicht mehr, die ein mächtiger Fürsprecher der Schweiz war. Deren letzter Kanzler, Helmut Kohl, setzte sich 1993 vehement gegen eine Bestrafung der Schweiz nach dem EWR-Nein ein. «Das ist für mich ein völlig inakzeptabler Vorgang», wetterte er nach einem Besuch in Bern, «ich werde mich mit meiner ganzen Autorität dafür einsetzen, dass bei den jetzt laufenden Verhandlungen notwendiges und vernünftiges Entgegenkommen möglich wird.» Die Schweiz ist immer noch angesehen in Europa, aber die Zeit des Rosinenpickens ist vorbei. 

Oder dann hat zweitens vielleicht auch die seit den fünfziger Jahren weit verbreitete Auffassung eine Rolle gespielt, die EU werde als Idee und also Organisation irgendwann scheitern, was der Schweiz aus dem Dilemma hülfe. Diese Annahme geht von einer völlig falschen Vorstellung aus. Die EU-Länder streiten sich zwar untereinander, aber gegenüber Drittländern verständigen sie sich auf eine Position, und es gelingt nicht, sie auseinanderzudividieren. Das muss Grossbritannien beim Brexit gerade auf die harte Tour lernen. 

Und jetzt? 

Die Verhandlungen verliefen also harzig. Bewegung kam beim nächsten personellen Wechsel im EDA in die Sache. Schon bei seiner Wahl in den Bundesrat hat Aussenminister Ignazio Cassis betont, er würde beim Rahmenabkommen die Reset-Taste drücken, das heisst, vorwärts machen. In der Tat legte er dann innerhalb eines Jahres ein Verhandlungsergebnis vor. Eine Würdigung habe ich schon hier vorgenommen. Und ich habe auch vorgeschlagen, eine innenpolitische Front dafür aufzubauen, damit das Abkommen eine Mehrheit findet, also die Fast-Forward-Taste zu drücken.

Das ist bis jetzt nicht geschehen, im Gegenteil. Während Bundespräsident Maurer – seine Partei würde für eine Zurücknahme der Personenfreizügigkeit das ganze Paket der bilateralen Verträge opfern – das Abkommen für gescheitert erklärte, konterte der Europa-freundlichere FDP-Aussenminister Cassis, er hoffe auf einen Neustart der Gespräche mit der neuen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. O-Ton Cassis: „Der Bundesrat denkt, dass es, sobald wir auf der innenpolitischen Schiene genügende Klarheit haben und sobald auf der aussenpolitischen Schiene die EU-Kommission am 1. November ins Amt getreten ist und die Brexit-Geschichte vielleicht irgendwann auch mal beendet wird, möglich sein wird, einen Schritt vorwärtszumachen.“

Kommt mehr Bewegung?

Was Cassis nicht sagte: Der Bundesrat wollte zuerst auch die Wahlen vorbeigehen lassen. Und jetzt, wo sie vorbei sind, will er zur Sicherheit auch noch die Abstimmung über die Kündigungsinitiative vorbeigehen lassen. Diese Initiative der nationalkonservativen und europafeindlichen Schweizerischen Volkspartei (SVP) will den Bundesrat dazu zwingen, das Personenfreizügigkeitsabkommen zu kündigen – und würde wegen der Guillotineklausel eine ganze Serie von Verträgen in den Abgrund ziehen. Diese Abstimmung findet im Mai statt und wir täten gut daran, in der Schweiz bis zu diesem Zeitpunkt eine innenpolitische Verständigung bezüglich Europapolitik zu finden. Wie könnte diese aussehen? 

Entgegen meiner Vermutung macht die EU bisher keinen Druck auf die Schweiz. Und die Schweiz hofft auf Flexibilität und Nachverhandlungen. Die neue EU-Kommission wird ihr Amt irgendwann angetreten haben. Und ist der Brexit erst einmal vom Tisch, dürfte die EU mehr Kompromissbereitschaft gegenüber der Schweiz zeigen. – So argumentieren die Befürworter des institutionellen Abkommens.

Die neue Kommissionspräsidentin von der Leyen hat deren Hoffnung bei ihrer ersten Medienkonferenz genährt, als sie sagte, auf dem bisherigen Entwurf des institutionellen Abkommens lasse sich „aufbauen“. Das klingt in Schweizer Ohren etwas besser als die Position ihres Vorgängers Jean-Claude Juncker, der die Verhandlungen als „abgeschlossen“ erklärt hatte.

Inwiefern sich mit der EU ein Kompromiss finden lasse, „werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sehen“, sagte Aussenminister Cassis. Bedingung dafür sei „auf der innenpolitischen Schiene genügende Klarheit“. Was meint er damit? 

Drei Knackpunkte

In den Verhandlungen ist es gelungen, den Geltungsbereich auf fünf Verträge zu begrenzen; einer davon ist zugegebenermassen sehr wichtig: die Personenfreizügigkeit. Dazu wurde für die Rechtsübernahme ein Mechanismus gefunden, der den Schweizer Politbetrieb und die direkte Demokratie respektiert. Bei der Streitschlichtung wurde ein System vorgeschlagen, das verhindert, dass die EU unangemessene Ausgleichsmassnahmen ergreift und uns diskriminiert. 

Es sind deshalb drei Problemkreise übriggeblieben, die umstritten sind:

  • Lohnschutz
  • Unionsbürgerrichtlinie
  • Staatliche Beihilfen 

Damit steht oder fällt das Abkommen. Drei Arbeitsgruppen der Sozialpartner suchen nun im Auftrag des Bundesrats seit Mitte Juli Kompromissansätze für diese Punkte im Rahmenabkommen. 

Stolperstein Lohnschutz

Hier sind zwei Ansätze denkbar – oder eine Mischung davon: 

  • Es gelingt, der EU in Nachverhandlungen Konzessionen abzutrotzen, die das Abkommen innenpolitisch mehrheitsfähig machen. 
  • Man baut den Schweizer Lohnschutz auf nichtdiskriminierende und damit abkommensverträgliche Art um. 

Man kann und soll versuchen, der EU solche Konzessionen abzutrotzen. Ob das gelingt, ist schwer vorherzusehen. Im Moment stehen die Zeichen eher auf Entspannung, eine Delegation von Parlamentariern beider Seiten trifft sich. Dabei soll empfohlen werden, dass die Schweiz die Kohäsionsmilliarde freigibt und die EU-Kommission den Entscheid zur Börsenäquivalenz überdenkt.

Die Kohäsionsmilliarde ist eine Unterstützungszahlung für ärmere EU-Mitglieder, eine Art Eintrittspreis in den EU-Binnenmarkt. Da die Schweiz das Land ist, das am meisten vom gemeinsamen Markt profitiert, ist die Kohäsionsmilliarde gerechtfertigt. Gerechtfertigt wäre auch die unbefristete Gewährung der Börsenäquivalenz an die Schweiz, obwohl sich deren Fehlen nicht negativ ausgewirkt hat. Der Entzug der Börsenäquivalenz war eindeutig ein Druckversuch, der – ironischerweise – mit dem Rahmenabkommen nicht mehr möglich wäre. Gleichzeitig senden auch einige deutsche Politiker, vor allem von grüner Seite, deutliche Entspannungssignale aus, indem sie Verständnis für die Schweizer Position in Sachen Lohnschutz zeigen. 

In der entsprechenden Arbeitsgruppe sind die Gespräche innerhalb der Schweiz aber blockiert.   

Die Gewerkschaften haben den Schlüssel in der Hand und schalten auf stur, denn sie lehnen eine Mitsprache des Europäischen Gerichtshofs strikt ab. Spielen sie auf Zeit, bis die Abstimmung über die Kündigungsinitiative der SVP im kommenden Mai vorbei ist? Oder warten sie, dass zuerst Vorschläge zur Unionsbürgerrichtlinie vorliegen, damit die EU dafür beim Lohnschutz einlenke? 

Mehrere Varianten durchdenken

Allerdings sollte diese Arbeitsgruppe dringend in eine andere Richtung denken. Lohnschutz gibt es auch in den EU-Ländern. Und hier sollte dringend untersucht werden, welche Druckmittel die EU-Länder zur Abwehr ausländischer Leistungserbringer einsetzen. Solche Massnahmen könnte die Schweiz dann autonom einführen; die EU könnte der Schweiz schwerlich verwehren, was sie bei ihren Mitgliedern toleriert. Oder man denkt darüber nach, den Lohnschutz mit Mindestlöhnen und Normalarbeitsverträgen zu sichern. Das ist nicht diskriminierend und mit EU-Recht vereinbar. Der Marktzugang hat einen Preis. Wir müssen ihn herausfinden und bezahlen. 

Bei den staatlichen Beihilfen scheint eine Einigung am ehesten möglich, obwohl die Arbeitsgruppe noch keinen innenpolitischen Kompromiss gefunden hat. Schwieriger ist die Ausgangslage bei der Unionsbürgerrichtlinie. Die dafür eingesetzte Arbeitsgruppe analysiert, inwiefern Schweizer Gesetze und Praxis davon abweichen. Das Stichwort ist hier „Einwanderung ins Sozialsystem“, das heisst mögliche Ansprüche von EU-Bürgern auf Sozialleistungen und Aufenthalt, wenn sie arbeitslos werden. Im günstigsten Fall erweist sich der Unterschied als begrenzt. Dann könnte die Schweiz den Inhalt der Richtlinie einseitig umsetzen, ohne sie formell zu übernehmen. Ob die EU damit zufrieden wäre, ist aber nicht sicher. 

Kein Plan B

Wie oben gezeigt, ist der Status quo keine Option, weil die EU ihn nicht mehr akzeptiert. Es gibt dann nur die Möglichkeit eines EU- oder EWR-Beitritts (Stand heute zum Scheitern verurteilt) oder eines Alleingangs. Damit würden wir den Zugang zum EU-Binnenmarkt verlieren – mit dem zugehörigen Wohlstandverlust, hätten dann aber wieder die Möglichkeit, die Zuwanderung autonom zu steuern.

Ob wir diese Möglichkeit klug nutzen würden oder ob wieder diejenigen Branchen Kontingente erhalten würden, die am lautesten schreien und gleichzeitig – wie Gastgewerbe und Landwirtschaft – eine tiefe Produktivität aufweisen, würde in diesem Fall die Zukunft zeigen. Ich bin skeptisch, denn ich kann mich an die Zeit vor der Personenfreizügigkeit erinnern. Gerade die Kreise, die gegen die Personenfreizügigkeit sind, würden dann auf Kontingente pochen. 

Damit ist klar, dass das, was heute als Plan B verkauft wird, in Wirklichkeit nur Pflästerlipolitik ist. Sie funktioniert solange einigermassen, wie die regulatorische Lücke nicht allzu weit auseinanderklafft. 

Die Medizinaltechnikbranche befürchtet ab 2020 Hürden bei der Zulassung. Sie versucht, Geld lockerzumachen mit dem Argument, die Schweiz müsse ihre Gesundheitsversorgung sicherstellen.
31 Forscher an Schweizer Hochschulen haben Gelder des European ­Research Council gewonnen. Tempi passati, wenn die EU ein Schweizer Mitmachen beim nächsten Programm ab 2021 an politische Bedingungen knüpft. Liegt die Lösung in einem Forschungsabkommen mit dem Brexitkandidaten Grossbritannien? Oder im Ausbau des bilateralen Vertragswerkes durch den Nationalfonds? Das kann kaum ein Ersatz sein für das EU-Programm Horizon, sondern höchstens ein Pflästerli oder idealerweise eine Ergänzung.

Der Plan B ist also in Wahrheit ein Plan M, ein „Plan Murks“. 

Viertgrösster Handelspartner der EU

Man könnte hierzu noch weitere Beispiele bringen. Mit dem Plan M dürfte sich der Schaden vorerst begrenzen lassen. Der Bürger spürt die Dringlichkeit einer Verständigung nicht, obwohl sie gegeben ist, und der Bundesrat schenkt der Öffentlichkeit angesichts der jahrzehntelangen Propaganda von rechtsbürgerlichen Kreisen nicht reinen Wein ein. Ewig wird aber ein Durchmogeln nicht mehr möglich sein. 

Natürlich gibt es die Hoffnung, dass sich die EU angesichts ihrer Probleme mit ihren Handelspartnern 1, 2 und 3 – USA, China und Grossbritannien – nicht auch noch mit Handelspartner 4 – der Schweiz – zerstreiten will. 

Hoffen wir also, dass die Entspannungssignale nicht trügen, eine Lösung für die Kohäsionsmilliarde und die Börsenäquivalenz gefunden wird, die drei Arbeitsgruppen Lösungen aufwarten und die EU dann Flexibilität zeigt. 

Denn das Warten auf Godot kann nicht ewig weitergehen. Nach der Abstimmung über die Kündigungsinitiative muss eine Lösung her für das Rahmenabkommen. Und dann müssen die konstruktiven Kräfte in diesem Land mit vereinten Kräften dafür kämpfen. 

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Dringend: ein sicherer Weg für Flüchtlinge

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„Eine sichere Ankunft in Europa für Flüchtende ist möglich mittels eines humanitären Visums für jene Personen, die in ihrem Land verfolgt sind; sie könnten es bei einer Botschaft vor Ort beantragen. Die Schweiz kennt bereits ein solches Visum und könnte bei dessen Einführung auf europäischer Ebene eine Pionierrolle spielen.“ Das ist einer der Vorschläge von Etienne Piguet, Professor an der Universität Neuenburg, den er kürzlich in Bern an der Jahrestagung der Eidgenössischen Migrationskommission – er ist deren Vizepräsident – den über zweihundert Zuhörern aus zahlreichen Hilfswerken sowie des Bundes, der Kantone und Gemeinden vorstellte.

Resettlement-Flüchtlinge besser aufgenommen

Es sei zudem notwendig, europaweit das Resettlement zu koordinieren, das heisst, Flüchtlinge aus einem Lager in Europa (zum Beispiel in Griechenland oder im Mittleren Osten) in ein europäisches Gastland zu überführen. Der Bundesrat hat gemäss den Angaben von Etienne Piguet in diesem Jahr beschlossen, pro Jahr 800 solche Flüchtlinge aufzunehmen. Zu diesem Resettlement haben auch besonders verletzliche Personen, alte und kranke Menschen, Verwundete sowie schwangere Frauen Zugang, die schutzbedürftig sind, jedoch nicht in der Lage wären, eine lange und gefährliche Reise anzutreten. 

Durch Resettlement werden nur sehr wenige Flüchtlinge in den europäischen Ländern aufgenommen, im Unterschied zu Kanada und Australien. Diese Art der Aufnahme sollte auch deshalb wirksam gefördert werden, weil sie nach Piguets Meinung von der Bevölkerung eher akzeptiert werde. Jene Flüchtlinge, die auf verschlungenen Wegen ohne Bewilligung zu uns gelangen würden auf grösseres Misstrauen stossen. 

Wunschziel Europa

Es heisst oft, Europa sei gegenüber dem riesigen asiatischen Raum auf der Verliererseite. Europa bleibt jedoch das Wunschziel vieler Flüchtlinge. Migration und Asyl können jedoch nicht von einzelnen Staaten gemeistert werden. Es drängt sich eine Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg auf. 

Für die Zuteilung der Flüchtlinge in der Europäischen Union ist ein fairer Verteilschlüssel notwendig, der die wirtschaftliche Kraft sowie Grösse und Einwohnerzahl der Aufnahmeländer berücksichtigt. Auch die Schweiz soll sich daran beteiligen, betonte Etienne Piguet. Es sei jedoch unhaltbar, dass einzelne EU-Staaten, welche europäische Werte wie Solidarität hochzuhalten haben, sich weigern können, Flüchtlinge aufzunehmen, ohne dafür Sanktionen auferlegt zu bekommen. Eingangstore zu Europa sind Griechenland, Italien, Malta – aber sie können und wollen nicht für den grössten Teil der Flüchtlinge Verantwortung übernehmen.

Nach sechs Jahren eine Aufenthaltsbewilligung

Bewährt sich die schweizerische Asylpolitik? Ja und Nein, antwortet Etienne Piguet. Die Schweiz biete einen wirksamen Schutz und gute Zukunftsaussichten für anerkannte Flüchtlinge, die aus politischen oder religiösen Gründen oder wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe in ihrem Herkunftsstaat verfolgt werden. 

Es gebe jedoch eine grosse Gruppe Menschen, so Piguet weiter, die fälschlicherweise oft Wirtschaftsflüchtlinge genannt werden. Sie flüchten vor Kriegen, drohenden Terroranschlägen oder gewalttätigen Milizen. Trotzdem werden ihre Asylgesuche abgelehnt, da sie nicht individuell verfolgt sind. Wegen der Gefahr für ihr Leben dürfen sie jedoch aufgrund der Genfer Konvention nicht in ihr Land zurückgeschickt werden. Sie erhalten eine provisorische Aufnahe mit einer F-Bewilligung. 

Ihr provisorischer Status ist ein grosses Hindernis bei der Suche nach Arbeit oder einer Lehrstelle, da die Arbeitgeber „Provisorische“, die möglicherweise von den Bundesbehörden plötzlich weggewiesen werden, kaum anstellen. Das erschwert die Eingliederung, auch weil die Kantone den Asylsuchenden mit einer F-Bewilligung in sehr unterschiedlichem Ausmass reguläre Aufenthaltsbewilligungen erteilen. Deshalb, so der Vizepräsident der Migrationskommission, sollten alle vorläufig Aufgenommenen nach sechs Jahren eine Aufenthaltsbewilligung erhalten. Die Integration dieser Menschen würde auf diese Weise erleichtert.

Krieg und staatliche Willkür als Fluchtgründe

Der Bundesrat und viele bürgerlichen Parlamentarier möchten die Entwicklungspolitik darauf ausrichten, dass weniger Flüchtlinge zu uns kommen. Das ist wohl eine Illusion, denn aufgrund einer Auswertung der Fluchtgründe der Menschen, die zwischen 1986 und 2018 in der Schweiz ein Asylgesuch eingereicht haben, sind Krieg, Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen und staatliche Willkür die wichtigsten Fluchtursachen. Dies führte der entwicklungspolitische Experte von Helvetas, Geert van Dok, aus. Wirtschaftliche Not und schlechte Zukunftsaussichten seien weitere Fluchtgründe, aber selten allein ausschlaggebend. Deshalb habe die Aussenpolitik „zur Linderung von Not und Armut in der Welt, zur Achtung der Menschenrechte und zur Förderung der Demokratie, zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker sowie zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen“ beizutragen, wie es in der Bundesverfassung (Art. 54.2) geschrieben steht. 

In der Aussenwirtschaftspolitik ist laut van Dok darauf zu achten, menschenrechtskonforme Freihandelsverträge abzuschliessen sowie unter anderem auf Mindestanforderungen im Sozial- und Umweltbereich zu bestehen. Gleichzeitig könnte die Schweiz mit ihren Guten Diensten und ihrer Erfahrung als Vermittlerin die internationale Friedenspolitik fördern. Solche und ähnlich Massnahmen würden längerfristig den Druck zur Auswanderung mildern. In der Diskussion war zu hören, dass ohnehin nicht die Ärmsten nach Europa auswanderten. Eine einseitige Verbesserung der wirtschaftlichen Situation würde sogar dazu führen, dass weitere Gruppen sich die Flucht leisten könnten. Nur mittels einer langfristigen Politik im Hinblick auf sicherere Lebensumstände und weniger korrupte Behörden liesse sich die Auswanderung bremsen.

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Räume ausmessen

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Die in Australien geborene, irakisch-stämmige Toba Khedoori (*1964), die Schottin Susan Philipsz (*1965), die Engländerin Rachel Whiteread (*1963), die Schweizerin Silvia Bächli (*1956) und die Portugiesin Leonor Antunes (*1972): Kuratorin Theodora Vischer hat diese Künstlerinnern in die Fondation Beyeler eingeladen zur Ausstellung „Resonating Spaces“. Um es vorwegzunehmen: Wie üblich bei Beyeler sind das keine Entdeckungen. Alle fünf bewegen sich auf internationalem Kunst-Parkett, an der Biennale und in bedeutenden Museen in aller Welt. Zwei – Whiteread und Philipsz – wurden mit dem Turner-Prize ausgezeichnet. Doch den üblichen Beyeler-Besucherinnen und -Besuchern sind die Namen sicher weniger vertraut als die Namen Picassos, Gaugins, Balthus‘, Degas‘ und vieler anderer, die bei Beyeler grosse Ausstellungen hatten, oder wie die Namen Hoppers und Goyas, deren Werke 2020 in Riehen gezeigt werden. So herrscht denn auch nicht das übliche Gedränge an der Kasse und in den Sälen: Ohne Wartezeiten kommt man in den Genuss freier Sicht auf die Werke.

Stimmige Atmosphäre

Doch auch hier gilt: „Les absents ont toujours tort“, denn die Ausstellung ist unbedingt sehenswert. Sie ist klug konzipiert und mit Bedacht präsentiert, und sie behandelt ein zentrales Thema der bildenden Kunst anhand qualitativ hochstehender Arbeiten – nämlich die Beziehung vom Kunstwerk zum Raum, in dem es sich entfalten kann und in dem es sich auch behaupten muss. Diese Beziehung ist entscheidend: Skulptur und Installation ohnehin, aber auch Malerei und gar Zeichnung kommen erst im Raum zum Atmen – in seinen Dimensionen und Proportionen und in seinem Licht. 

Theodora Vischer wählte die Künstlerinnen so aus, dass jede auf ihre eigene Art auf den gegebenen Raum reagiert und zugleich auf ihre eigene Art in ihren und mit ihren Arbeiten Raum entstehen lässt. Das führt zu einer eindrücklichen Vielfalt. Die Auswahl der Kuratorin führt aber auch zu einer stimmigen Atmosphäre und zu einem schönen Rhythmus in der Abfolge der insgesamt sieben Räume. 

Räumliche Qualitäten

Den Anfang machen zwei langgestreckte Säle, in denen Toba Khedoori ihre Werke so präsentiert, dass sie in weicher Atmosphäre miteinander in einen Dialog treten, sich ergänzen oder kontrastieren. Viele sind grossformatige Zeichnungen auf mit Kunstwachs grundierten Papierbahnen, die mit hoher Präzision Raumsituationen oder Architekturteile (zum Beispiel Kinosaal, Fenster, Drahtgeflecht) festhalten. Andere zeigen Buschwerk, Äste, Sträucher, wieder andere Berge oder Wolken. Oder: Khedoori überzieht ein ganzes Format mit einem feinen Liniennetz, dessen Unregelmässigkeiten ein räumliches Ausschwingen der Fläche suggerieren. Räumliche Qualitäten manifestieren sich nicht nur in den einzelnen Werken, sondern ebenso in den sich komplex verschränkenden Beziehungen zwischen ihnen. 

Toba Khedoori: Untitled (buildings/windows), 1944; Öl, Grafit und Wachs auf Papier, 335 x 6096 cm, Ausschnitt (Foto: J21, Niklaus Oberholzer)
Toba Khedoori: Untitled (buildings/windows), 1944; Öl, Grafit und Wachs auf Papier, 335 x 6096 cm, Ausschnitt (Foto: J21, Niklaus Oberholzer)

Leonor Antunes, die mit dem Zurich Art Prize 2019 ausgezeichnet wurde und gegenwärtig im Haus Konstruktiv in Zürich präsent ist, geht einen anderen Weg als Khedoori. Sie lässt nicht auf zweidimensionalen Flächen Räume entstehen, sondern gestaltet den Boden ihres grossen Raumes mit der Variation einer Grafik von Anni Albers und präsentiert hier eine grosse Zahl von vom Boden bis zur Decke reichenden Objekten. Sie sind mit handwerklicher Perfektion aus Holz, aus Seilen, aus Leder, aus Glas und Messingplatten gefertigt und nehmen die Formensprache klassisch-modernen Designs auf. Sie sind denn auch nicht frei von geschmäcklerischer Schönheit um ihrer selbst willen. Die Künstlerin schafft es allerdings, den Raum mit den meist organischen, dazwischen aber auch streng geometrischen Formen zu einer Art Wald werden zu lassen, in dem sich die Besucherinnen und Besucher frei bewegen, und der so ein ganz eigenes Leben entwickelt.

Ruhe und Musikalität

Silvia Bächli schafft wiederum, ähnlich wie Khedoori, mit ihren kargen Pinselzeichnungen unterschiedlichen Formats Räume von unverwechselbarer Stimmigkeit. Sie durchforstet ihren riesigen Fundus an Arbeiten und „malt“ mit ihnen, sie frei platzierend, ihre beiden Räume aus. Sie arrangiert die Blätter nicht nach rational festgelegten Strategien, sondern verlässt sich auf ihr Gefühl, und doch herrscht hier präzise Ordnung, in der sich die einzelnen Teile die Waage halten. Ausgeglichen und harmonisch wirkt auch Bächlis Umgang mit der Farbe. So lässt die Künstlerin Räume entstehen, die Ruhe, Offenheit und zugleich Geborgenheit, aber auch Musikalität ausstrahlen. 

Ganz auf Klang verlässt sich Susan Philipsz in der Zwölfkanal-Sound-Installation „The Wind Rose“ ganz auf den Klang. Sie ging aus von der 1550 in Basel veröffentlichten Weltkarte des humanistischen Gelehrten Sebastian Münster: Von den Kartenrändern her blasen zwölf personifizierte Winde pausbäckig auf die Kontinente. Analog dazu beschallt Philipsz ihren Raum, der damit zu „Welt“ wird, mit zwölf anschwellenden und wieder leiser werdenden unterschiedlich hohen Tönen, die mit Blasen in Meerschnecken-Gehäuse erzeugt werden. Wer sich im Raum bewegt, erfährt diese Klänge stets wieder anders und spürt dabei auch den Atem-Rhythmus der Bläser, die die Schnecken an ihren Mund setzen.

Raum- und Zeitgrenzen

Rahel Whiteread öffnet einen Raum zwischen ihren sechs Papiermaché-Reliefs an der Wand und dem gegenüber präsentierten Gemälde „Passage du Commerce-Saint-André“ von Balthus (Dauerleihgabe in der Sammlung Beyeler), dessen enigmatischer Atmosphäre man sich kaum entziehen kann. Erst bei genauem Hinsehen nimmt man wahr: Die verschiedenfarbigen Reliefs entsprechen genau, als wären es Abgüsse, den Proportionen und Unterteilungen von sechs Fenstern in der Fassade, welche die Passage beschliesst. Es scheint, als wollte die Künstlerin zur Welt des Balthus-Gemäldes eine Gegenwelt schaffen, die den Autismus der von Balthus so rätsel- und statuenhaft in den Raum gesetzten Figuren paraphrasiert. Whiteread lässt uns Balthus neu sehen, und zugleich verankert sie ihr eigenes Schaffen im Kunstwerk der 1950er Jahre. Das eröffnet eine weitere Dimension räumlichen Denkens über Zeitgrenzen hinaus.

Theodora Vischer versammelt in den Beyeler-Räumen Werke von fünf Frauen. „Resonating Spaces“ ist aber keine Ausstellung über Frauenkunst und auch kein feministisches Statement. Die Präsentationen, aber auch der Katalog mit Gesprächen Theodora Vischers mit den Künstlerinnen wirken so selbstverständlich und unverkrampft, dass sich Fragen in Gender-Zusammenhängen gar nicht erst stellen. Das ist wohl die beste Art, Künstlerinnen zur Geltung zu bringen – allein durch die Qualität ihrer Werke.

Fondation Beyeler, Riehen/Basel, bis 6. Januar 2020, Katalog 52 Franken

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Ein Tisch ist ein Tisch

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„Warum heisst das Bett nicht Bild?“, fragte sich der alte Mann in Peter Bichsels Kurzgeschichte „Ein Tisch ist ein Tisch“. Eine eminent philosophische Frage. Sie bewog den alten Mann zu einer radikalen Umdeutung der Wörter. „‚Jetzt ändert es sich’, rief er, und er sagte von nun an zu dem Bett ‚Bild’. ‚Ich bin müde, ich will ins Bild’, sagte er, und morgens blieb er oft lange im Bild liegen und überlegte, wie er nun zu dem Stuhl sagen wolle, und er nannte den Stuhl ‚Wecker’. Hie und da träumte er schon in der neuen Sprache, und dann übersetzte er die Lieder aus seiner Schulzeit in seine Sprache, und er sang sie leise vor sich hin.“ Allerdings lief etwas ziemlich schief in dieser Geschichte. Was als Befreiung vom Korsett der Alltagsprache begann, endete in totaler Vereinsamung und Verständnislosigkeit. Weil der alte Mann nicht begriff, wie Wörter mit Dingen zusammenhängen.

Die Kürzel-Theorie der Namen

Wie und warum „haften“ Wörter an Dingen? Kleben wir Dingen quasi mentale Etiketten an, die sie eindeutig und notwendig als das ausweisen, was sie sind? Es gibt tatsächlich eine Sorte Wörter, von welchen wir glauben, dass sie dies bewerkstelligen: Eigennamen. Sie treffen auf ganz bestimmte Dinge oder Personen zu, und nur auf sie. „Christoph Kolumbus“ meint genau eine Person, nämlich Christoph Kolumbus, den Genueser Entdeckungsreisenden im 15. Jahrhundert, der als erster Europäer in Nordamerika landete, niemanden sonst. Name und Person sind durch ein „inneres“ Band verknüpft. Was ist die Natur dieses Bandes? Darüber gibt es zwei prominente Theorien, die „Kürzel-Theorie“ und die „Urtaufe-Theorie“. 

Erstere stammt von Bertrand Russell. Vom Hörensagen, vom Schulunterricht oder vom Studium her kennen wir Beschreibungen, die nur auf die bestimmte Person zutreffen. Namen sind infolgedessen Kürzel von Beschreibungen. Aber sind Beschreibungen eineindeutig: eine Beschreibung – eine Person? „Der erste Europäer, der Nordamerika besuchte“ dürfte womöglich auf einen Wikinger des 10. Jahrhunderts zutreffen. Ebenso trifft „Genueser Entdeckungsreisender im 15. Jahrhundert“ mehr Personen als nur gerade Christoph Kolumbus. 

Natürlich liesse sich das deskriptive Netz immer feinmaschiger knüpfen, bis wir eine eineindeutige Zuordnung von Beschreibung und Person erhielten. Der Preis dafür wäre wahrscheinlich eine unbestimmt lange Beschreibung, was den Namen als willkommenes Kürzel tatsächlich plausibel macht. Nur, gibt es diese Eineindeutigkeit überhaupt? Können wir die Einzigartigkeit einer Person beschreibend einfangen? Schliesst eine solche Beschreibung nicht immer auch andere Personen mit ein?

Die Urtaufe-Theorie der Namen

Diese skeptische Frage stellte der amerikanische Philosoph Saul Kripke in den 1970er-Jahren, und er unterminierte mit ihr Russells Konzept. Woher aber dann diese „Notwendigkeit“, die Name und Person verknüpft? Kripkes Antwort: Es ist eine kommunikative Kette, die den Namen von einem Sprecher zum nächsten überträgt, eine Kette, die sich – zumindest im Prinzip – zurückverfolgen lässt bis zu einer Art ursprünglicher Namensgebung – einer „Urtaufe“ – der Person. 

Was also „Christoph Kolumbus“ notwendig mit Christoph Kolumbus verbindet, ist die Tatsache, dass diese Person nach ihrer Geburt einmal von ihren Eltern den Namen erhielt. Die Eltern teilten den Namen anschliessend Verwandten und Bekannten mit, die Verwandten und Bekannten teilten den Namen wiederum weiteren Personen mit, diese teilten den Namen wiederum ... und so weiter. Die Iteration erreichte einmal den Verfasser eines Geschichtsbuches im 20. Jahrhundert, das ich in der dritten Klasse las und dabei auf den Namen Christoph Kolumbus stiess. Über eine solche Kette – wie indirekt und vertrackt sie auch immer sein mag – behält der Name seinen „rigiden“ Kontakt mit der Person. Welche Vorstellungen ich und du von Kolumbus auch immer haben, wir stehen beide am einen Ende der Kette, an dessen anderem Ende sich Kolumbus und die „Urtaufe“ befinden.

Man mag diese Theorie abenteuerlich, gar sprachmetaphysisch finden. Aber sie weist auf den intrinsisch sozialen Charakter der Namensgebung hin, generell: auf den Wirklichkeitsbezug von Sprache. Namensgebung ist „der“ menschliche Urakt, der aus Gegenständen Gegenüber macht, aus dem „Es“ ein „Du“. Und zusammen ergibt das ein „Wir“.

Wie lernt man Bedeutungen?

Mit Allgemeinbegriffen verhält es sich ähnlich wie mit Namen. Nur „haften“ sie nicht an einem einzigen Ding, sondern an vielen. Ihr Wirklichkeitsbezug ist „verteilt“. Einem Kind, dem wir das Wort „Tisch“ beibringen, gibt man am Anfang explizite Instruktionen: Dies da ist ein Tisch, und dies dort ist auch einer, jenes dort aber ist kein Tisch. Das Kind navigiert anhand solcher Beispiele nicht auf „die“ Bedeutung von Tisch zu, es übt sich ein in ein linguistisches Sozialverhalten, in ein – wie Wittgenstein sagt – Sprachspiel. Es erreicht eine Schwelle, an der das explizite Befolgen der Instruktionen implizit wird, in den Körper einsinkt als Automatismus. Das Kind versteht sich darauf, das Wort anzuwenden ohne zu verstehen, wie es das tut. 

Solche Automatismen sind der Rumpf des Sprachgebrauchs, des Regelbefolgens. Es ist ja nicht so, dass „die“ Bedeutung des Wortes „Tisch“ nun quasi wie ein innerer Leuchtturm unser Sprechen leitet, vielmehr befolgen wir die gelernten „inkorporierten“ Regeln quasi-instinktiv, als wären sie Teil unseres körperlichen Verhaltensrepertoires geworden. Wir müssen nicht ständig überlegen, ob dieses Ding da ein Tisch ist, wir identifizieren es unmittelbar als Tisch. 

Die fundamentale Tautologie des Soziallebens

„Ein Tisch ist ein Tisch“ bedeutet nicht bloss den linguistischen Akt des Bezeichnens, lies: des Bezugnehmens auf reale Gegenstände. „Ein Tisch ist ein Tisch“ ist die fundamentale Tautologie unseres Soziallebens. Sie sichert unsere robuste Beziehung zu den Dingen, weil sie eine robuste Beziehung zwischen Menschen stiftet: sie verstehen sich im Bezug auf das Ding. Dieser Bezug erhält ein Moment des Unwillkürlichen. „Ich möchte diese Sicherheit nicht als etwas der Vorschnellheit oder Oberflächlichkeit Verwandtes ansehen,“ schreibt Ludwig Wittgenstein, „(…) ich will sie auffassen, was jenseits von berechtigt und unberechtigt liegt: also gleichsam als etwas Animalisches“ (Über Gewissheit, 358/359).

Natürlich können wir uns täuschen. Und natürlich gibt es die Abweichungen, die Renitenz und Resistenz gegen das „Diktat“ des normalen Sprachgebrauchs – etwa im Jargon, in der Geheim- oder Gaunersprache, in der Lyrik. Bichsels alter Mann rebelliert gegen die „Langeweile“ des gewöhnlichen Sprachgebrauchs. Aber auch hier wird das Tautologische, das Funktionieren der Automatismen am Grund der Sprache vorausgesetzt. In der vermeintlich privaten Sprache redet die öffentliche mit. „Er hatte jetzt eine neue Sprache, die ihm ganz allein gehörte. Aber bald fiel ihm auch das Übersetzen schwer, er hatte seine alte Sprache fast vergessen, und er musste die richtigen Wörter in seinen blauen Heften suchen. Und es machte ihm Angst, mit den Leuten zu sprechen. Er musste lange nachdenken, wie die Leute zu den Dingen sagen.“

Eine Privatsprache ist keine Sprache

Die Bedeutung eines Wortes ist etwas Gemeinschaftliches, wie die Geldwährung, das Autorenrecht, die Menschenwürde. Kommunikation meint auch „Kommunion“. Dadurch hat sie einen normativen Aspekt. Bedeutung weist uns immer auch auf die korrekte Verwendung hin. Im Wort steckt ein Standard: Du sollst mich so gebrauchen! Und ein Standard für eine einzige Person ist unsinnig. Man teilt die Bedeutung der Wörter und dadurch kann man sich mitteilen. 

Der Mann in Bichsels Geschichte entzieht sich diesem Mitteilen. Er gebraucht Wörter willkürlich anders, „einfach so“. Er gebraucht sie nicht unkorrekt, vielmehr gebraucht er sie jenseits von „korrekt“ und „unkorrekt“. Wer aber den Wörtern konsequent und radikal einen privaten Sinn verleihen will, entzieht ihnen jeglichen Sinn. Wer Wörter nicht teilt, kann sich auch nicht mehr mitteilen. Wenn nur der Sprechende einer Sprache weiss, worüber er spricht, dann spricht er keine Sprache. 

Wortgebrauch bedeutet Gegenstandsgebrauch

Das heisst, wir lernen nicht einfach Wörter, wir lernen Wörter im Zusammenhang mit Dingen. Ein bestimmter Sprachgebrauch bedeutet auch einen bestimmten Gegenstandsgebrauch. Das Wort „Tisch“ zu gebrauchen, meint, einen Tisch richtig zu gebrauchen. Wenn wir zum Beispiel „Tisch“ auf einen Stuhl anwenden, meinen wir damit, dass der Stuhl unter Umständen auch als Tisch gebraucht werden kann; wir kennen dabei einigermassen die Funktionen des Tisches, er ist uns – mit Heidegger gesprochen – etwas „Zuhandenes“. Womöglich können wir in diesem Sinn auch ein Bett „Tisch“ nennen, oder einen Spiegel, indem wir die Gegenstände umfunktionieren, aber bei einem Wecker oder einer Stehlampe wird dies schon schwieriger. 

Der alte Mann definiert sich mit seiner eigenwilligen Wort-Ding-Zuordnung auch aus einer Gegenstandsordnung heraus. Die Dinge werden ihm fremd, und er wird in der Ökologie des Gewohnten fremd. Das kann ein gewollter künstlerischer Akt sein, der die Dinge in neuer Perspektive buchstäblich erscheinen lässt – zu Phänomenen macht –, aber das begründet keine beständige Lebensform. Im Gegenteil: Dadurch entzieht man sich dem Leben, weil das Leben immer auch durch repetierten und routinierten Gegenstandsgebrauch bestimmt ist. Am Ende weiss der alte Mann nicht nur nicht mehr, was aus seinem Mund kommt, sondern auch nicht mehr, was er in den Händen hält. Sprache ist eine kapriziöse, mitunter tückische Gefährtin. Man kann mit ihr eine Welt gewinnen; man kann auch eine Welt verlieren.

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Selbsttorpedierung des grünen Bundesratsanspruchs

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Die Grünen hätten nach dem letzten Wahlergebnis einen Bundesratsanspruch: Die wahlarithmetisch gerechteste Sitzverteilung wäre zwei SVP und je ein Vertreter für FDP, CVP, SP, GPS, GLP. So hätte man erwarten dürfen, dass sich GPS und GLP auf zwei aussichtsreiche Kandidaturen einigten, um mindestens eine durchzubringen. Doch nichts dergleichen.

Nach langer Funkstille überraschte GPS-Präsidentin Rytz mit ihrer Bundesratskandidatur, ungewöhnlicherweise noch vor der diesbezüglichen grünen Fraktionssitzung, was nahelegt, dass keine Abwägung der verschiedenen strategischen Möglichkeiten stattgefunden hat. Und ohne Konsultation der GLP – so kann man nicht mit Partnern umgehen, die man ins Boot holen will.

Dazu kommt die Ankündigung, sie werde die Wahl nur bei Abwahl von Bundesrat Cassis annehmen, nicht aber bei Abwahl Sommarugas. Somit zielt die Kandidatur nicht nur auf die wahlarithmetisch gerechtfertigte grüne Vertretung, sondern auch auf eine wahlarithmetisch nicht zu rechtfertigende linke Übervertretung mit Erhalt des SP-Besitzstandes.

Die Kandidatur von Regula Rytz ist ziemlich aussichtslos, weil aus den genannten Gründen die Unterstützung von CVP und wohl auch GLP fehlt. Im Endeffekt handelt es sich um eine Selbsttorpedierung von aussichtsreichen grünen Bundesratsmöglichkeiten zwecks Erhaltung des SP-Besitzstandes. Aus Sicht von Regula Rytz als ehemaliger VPOD-Sekretärin und Fraktionschef Glättli, verheiratet mit einer SP-Spitzenpolitikerin, ist das valabel, beide haben einen sehr linken Standpunkt: Man ist gern grün, weil man unter anderem damit mehr Staatsintervention begründen kann, und ob SP oder Grüne macht keinen Unterschied. Aus solcher Sicht macht das Manöver Sinn. Aber man könnte als Grüner auch skeptisch sein gegen Staatsinterventionen und diese trotzdem befürworten, soweit es sie braucht, ein Standpunkt der früher in der GPS und jetzt noch in der GLP vorhanden ist. Für eine effektive grüne Politik müssten die zwei Richtungen zusammenspannen.   

Denn was am Schluss für die Grünen zählte, wären nicht irgendwelche lobenswerte gesinnungsethische Intentionen mit voraussehbarem Scheitern und Schmollen, sondern ein Resultat, welches man am ehesten mit abgesprochenen Konsenskandidaturen hätte erreichen können. 

So riskieren die Grünen einmal mehr, zu Wasserträgern der SP degradiert zu werden. Schade um die verpasste Chance. Man könnte dann nachfühlen, wenn sich einige Grüne verschiedener Richtung verschaukelt fühlten. Ich würde jedenfalls dazugehören.

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Kurt Cobain

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Ich vermute mal, dass irgendwie jeder, der den Ehrgeiz hat, etwas zu erschaffen und nicht kaputt zu machen, Respekt verdient.

Der Schöpferwille Gottes

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Nächstes Jahr stehen in der Schweiz zwei Abstimmungen an, die christliche Fundis in arge Bedrängnis bringen: die Ehe für alle und die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm. In beiden Fällen geht es um Homosexualität und darum, was die Bibel angeblich dazu zu sagen hat.

Wenn es um Homosexualität geht, kennen christliche Fundis kein Pardon. Widernatürlich sei sie und von Gott in seinem Schöpferwillen nicht vorgesehen, behaupten sie und stellen sich deshalb sowohl der zivilrechtlichen wie auch der strafrechtlichen Gesetzesänderung entgegen. Im Falle der Homo-Ehe argumentieren sie mit dem Willen Gottes, im Falle eines Diskriminierungsverbots mit der Meinungsfreiheit, die das Zitieren einschlägiger Bibelstellen schützen soll. In beiden Fällen liegen sie falsch.

In der Bibel kommt die Homo-Ehe nicht vor, ganz einfach, weil es sie zur Zeit ihrer Niederschrift noch nicht gab. Die gerne zitierten Äusserungen beziehen sich nicht auf eine dauerhafte Beziehung liebender Paare, sondern lediglich auf gewisse homosexuelle Praktiken sowie auf den Tatbestand der Vergewaltigung. Darüber hinaus sind sie in höchstem Masse gesellschaftlich bedingt und schon deshalb, losgelöst von ihrem historischen Kontext, auf die heutige Diskussion nicht anwendbar. Dies zu wissen, genügen ein paar Semester an einer theologischen Fakultät – oder auch der gesunde Menschenverstand.

Doch eben dies scheinen all jene Pfarrpersonen vergessen zu haben, die sich jetzt, egal ob landeskirchlich oder freikirchlich orientiert, gegen die Ehe für alle und gegen ein Diskriminierungsverbot sexueller Minderheiten zur Wehr setzen. Sie argumentieren weiterhin munter mit der Bibel als wörtlicher Offenbarung Gottes und berufen sich auf eine Meinungsfreiheit, die allem Anschein nach auch vor der Herabsetzung Andersdenkender und Andersfühlender nicht Halt macht.

Ja, manche nehmen gar für sich in Anspruch, den göttlichen Schöpferwillen zu kennen, und glauben, mit diesem Argument aller Diskussion ein Ende setzen zu können. Dass sie nicht erklären können, warum es in eben dieser Schöpfung homo- wie heterosexuell empfindende Menschen gibt, stört sie offensichtlich nicht. Eine Begründung, warum Minderheiten nicht vor Diskriminierung geschützt und liebende Paare ihrer sexuellen Orientierung wegen nicht gesegnet werden sollten, haben sie keine. Aber sie wissen Gott auf ihrer Seite, sie kennen seinen Plan: eine Überheblichkeit, die im günstigsten Fall naiv, im schlimmeren aber blasphemisch zu nennen ist.

Dass sich der Schweizerische Evangelische Kirchenbund dieser Auffassung klar entgegengestellt hat, ist tröstlich. Von katholischer Seite steht ein klares Wort noch aus. Dass es vage ausfällt oder ganz ausleibt, ist zu befürchten.

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TROUVAILLES

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«The New York Times»: «Michael Bloomberg Joins 2020 Democratic Field for President» by Alexander Burns

«The New York Times»: «Who’s Running for President in 2020?» by Alexander Burns, Matt Flegeneheimer, Jasmine C. Lee, Lisa Lerer & Jonathan Martin

«The New York Times» : «Fiona Hill and the American Idea» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Colonel Windman’s America» by Jesse Wegman

«The New York Times»: «Why Fox News Slimed a Purple Heart Recipient» by Tonin Smith

«The New York Times»: «The-Nehisi Coates: The Cancellation of Kolin Kaepernick» by Te-Nehisi Coates

«The New York Times»: «Hong Kong: A City Divided» by Lam Yik Fei (photographs)

«The New York Times»: «Vacillating Trump Supporter, Take Two» by Roger Cohen

«The New York Times»: «’No One Believes Anything’ : Voters Worn Out by a Fog of Political News» by Sabina Tavernise & Aidan Gardiner

«The New York Times»: «Is There Anything We Can All Agree On? Yes, It’s Dolly Parton» by Lindsay Zoladz

«The New York Times»: «Arab Thinkers Call to Abandon Boycotts and Engage with Israel» by David E. Halbfinger

«The New York Times»: «The Jungle Prince of Delhi» by Ellen Barry

«The New York Times»: «Non-Fiction: Seeing Margaret Thatcher Whole» by Benjamin Schwarz

«The New York Times»: «The 10 Best Books of 2019»

«The New York Times»: «The Moden Life of Origami, an Art as Old as Paper» by Kathleen Massara (text) & Ryan Jenq (photographs

«The New York Times Magazine»: «Congratulations, You’re a Congresswoman. Now What?» by Susan Dominus

«The New York Times Style Magazine»: «Japan in Bloom» by Hanya Yanagihara

«The New Yorker»: «Annals of Inquiry: Dirt-Road America» by M.R. O’Connor

«The New York Review of Books»: «The Medium Is the Mistake» by David Bromwich

«The New York Review of Books»: «The Ceaseless Innovation of Duane Michals» by Martin Filler

«The New York Review of Books»: «Against Economics» by David Graeber

«The Washington Post»: «In Trump’s DC, rogue actors gain power as experts become irrelevant»  by Greg Jaffe

«The Washington Post»: «Here’s how Russia will attack the 2020 election. We’re still not ready» by Renee DiResta, Michael McFaul & Alex Stamos

«The Washington Post»: «Why it was so satisfying to watch Fiona Hill take charge» by Rechel Sklar

«The Washington Post»: « Let’s not pretend Washington ever really tried to stop Israeli settlements» by Aaron David Miller& Daniel Kurtzer

«The Washington Post»: «The charges against Israeli Primie Minister Benjamin Netanyahu, explained» by Miriam Berger

«The Washington Post»: «Altamont endend the ‘60s with chaos and death» by Geoff Edgers, Erin Patrick O’Connor (video) and Bishop Sand & Carol Alderman (audio)

«The Washington Post»: «Lee Harvey Oswald’s final hours before killing Kennedy»

«The Guardian»: «Streets on fire: how a decade of protest changed the world» by Gary Younge

«The Guardian»: «Secret bunkers and mountain hideouts: hunting Italy’s mafia bosses» by Lorenzo Tondo

«The Guardian»: «Facebook: ‘Greatest propaganda machine in history’» by Sacha Baron Cohen

«The Guardian»: «The long read: what I have learned form my suicidal patients» by Gavin Frances

«The Guardian»: «A Warning review: Anonymous Trump book fails to make a name for itself» by Lloyd Green

«The Guardian»: «Ten of the best new books in translation» by Marta Bausells

«The Guardian»: «Glimpses of women through time: 130 years of National Geographic images»

«The Guardian»: «Foetus 18 weeks: the greatast photograph of the 20th century?» by Charlotte Jansen

«The Observer»: «How street protests across Middle Easr theaten Iran’s power» by Martin Chulov

«The Intecept»: «From the rubble of the U.S. war in Iraq, Iran built a new order» by Jeremy Scahill & Murtaza Hussain

«The Intercept»: «The Story Behind the Iran Cables» by Betsy Reed, Vanessa Gezari & Roger Hodge

..........Kalenderwoche 47..........

«The Guardian»: «The Tories can’t win without the press. This isn’t how democracy works» by Gary Younge

«The Guardian»: «The long read: How immigration became Britain’s most toxic political issue» by Rachel Sabi

«The Guardian»: «Evo Morales: indigenous leader who changed Bolivia but stayed too long» by Laurence Blair & Dan Collyns

«The Guardian»: «Czechoslovakia’s Velvet Revolution, 1989 – in pictures»

«The Guardian»: «The Amazon: on the frontline of a global battle to tackle the climate crisis» by Jonathan Watts

«The Guardian»: «From Watergate to Ukraine: how TV will dictate Trump’s impeachment fate» by David Smith

«The Guardian» : «‘We know we’re more than a TV show’: how Sesame Street made it to 50» by Noel Murray

«The Guardian»: «Podcast: Meeting George Soros»

«The Guardian»: Interview – Hillary and Chelsea Clinton: ‘We cannot give in. That’s how they win’» by Charlotte Higgins

«The Independent»: «Prince Andrew interview: Faced with the most serious of allegations and a self-made PR disaster unfolding, all he really had to say was sorry, mum» by Sean O’Grady

«The Independent»: «Michael Lynk’s UN report on Israeli settlements speaks the truth – but the world refuses to listen» by Robert Fisk

«The Independent»: «Erdogan’s ethnic cleansing of the Kurds is still happening – and we have Trump to thank» by Patrick Cockburn

«The Independent»: «Anti-semitism is on the rise in Europe riding a wave of nationalism. How did we forget the horrors of history so fast?» by Andrea Mammone

«The Intercept»: «Deconstructed: The Bernie Sanders Interview»

«The Intercept» : «Baghdadi Died, but the U,S. War on Terror Will Go On Forever» by Murtaza Hussain

«The Washington Post»: «The key impeachment question: What did Trump want from Ukraine – and what exactly did he do?» by Greg Jaffe

«The Washington Post»: «How a lone CIA analyst triggered the inquiry that has engulfed U.S. politics» by Greg Miller, Greg Jaffee & Paul Sonne

«The Washington Post»: «Iran’s Hostage Factory» by Jason Rezaian

«The Washington Post»: «The most remote emergency room: life and death in rural America» by Eli Saslow

«The Washington Post»: «Thinking About Profiles in Courage: inside ‘A Warning’ by Anonymous» by Carlos Lozado

«The Washington Post»: «Fear and loathing ahead of the British election» by Adam Taylor

«The Washington Post»: «Hong Kong: ‘We’re in a war’» by Shibani Mahtani

«The Washington Post»: «We thought Trump was the biggest con man. We were all wrong» by Catherine Rampell

«The Washington Post»: «It’s tough being small in a big-suit world. We still spacewalked» by Christina Koch & Jessica Meir

«The New Yorker»: «Personal History: The Final Frontier» by Michael Chabon

«The New Yorker»: «A Reporter At Large: The Case Against Boeing» by Alec MacGillis

«The New Yorker»: «From Little Englanders to Brexiteers» by Issac Chotiner

«The New Yorker»: «Is Trump Already Winning on Impeachment?» by Susan B. Glasser

«The New York Times»: «Trump, Ukraine and Impeachment: The Inside Story of How We Got There» by Sharon LaFraniere, Andrew E. Kramer & Danny Hakim

«The New York Times»: «In Praise of Washington Insiders» by David Brooks

«The New York Times»: «On the Frontline of Progressive Anti-Semitism» by Blake Fleyton

«The New York Times»: «What Joe Biden Actually Did in Ukraine» by Glen Thrush & Kenneth P. Vogel

«The New York Times»: «The Soldiers We Leave Behind» by Phil Klay

«The New York Times Magazine»: «So the Internet Didn’t Turn Out the Way We Hoped. Now What?» by Maurizio Cattelan & Pierpaolo Ferrari (photo illutrations and viedeo)

«The New York Times Magazine»: «We’re Stuck With the Tech Giants. But They’re Stuck With Each Other» by John Herman & Maurizio Cattelan and Pierpaolo Ferrari (photo illustration)

«The New York Times Magazine»: «What Do Teens Learn Online Today? That Identity Is a Work in Progress» by Elizabeth Weil & Maurizio Cattlean and Pierpaolo Ferrari (photo illudtration)

«The New York Times Magazine»: «Finding Truth Online Is Hard Enough. Censors Make It a Labyrinth» by Suzy Hansen & Maurizio Cattelean and Paolo Ferrari (photo illustration)

«The New York Times Magazine»: «The Internet Dream Became a Nightmare. What Will Become of It Now?» by Bill Wasik & Maurizio Cattelan and Pierpaolo Ferrari ( (photo illudtration)

«Foreign Affairs»: «Let Russia Be Russia» by Thomas Graham

«Rolling Stone»: «Why Venice Is Disappearing» by Jeff Goodell

..........Kalenderwoche 46..........

«The Guardian»: «After Baghdadi: who are the world’s most wanted fugitives?» by Michael Safi

«The Guardian»: «Berlin after the Wall – then and now» by Colin McPherson (photographs)

«The Guardian»: «The briefing: whatever happened to the Berlin Wall?» by Kate Connolly

«The Guardian»: «I was a teenager in East Germany when the wall fell. Today we are still divided» by Sabine Rennefanz

«The Guardian»: «Mural superiority: the fight over Germany’s cold war art heritage» by Philip Oltermann

«The Guardian»: «Watching the fall of the Berlin Wall: 'I downed almost an entire bottle of schnapps'» by Jenny Erpenbeck, Thomas Brussig, Kathrin Schmidt, David Wagner & Sabine Rennefanz

«The Guardian»: «Podcast: Mexico’s war with the drug cartels»

«The Guardian»: «’The disappeared’: serching fort he 40'000 missing victims of Mexico’s drug wars» by Tom Phillips

«The Guardian»: «Bloody Tijuana: a week in the life of Mexico’s murderous border city» by Tom Phillips

«The Guardian»: «Is America a democracy? If so, why does it deny millions the vote?» by Ankita Rao, Pat Dillon Kim Kelly & Zack Bennett

«The Guardian»: «How Big Tech is dragging us towards the next financial crash» by Rana Foroohar

«The Guardian»: «Return to Paradise: the people who came back after a deadly fire – in pictures» by Dani Anguiano & Talia Hermann

«The Observer»: «How the megacities of Europe stole a continent’s wealth» by Julian Coman

«The Observer»: «’The scene has exploded’: China gets set to be a leading glaobel entre for art" by Sophie Hastings

«The Independent»: «The new revolutions of the Middle East are not the same, but they all share this one fatal flaw» by Robert Fisk

«The Independent»: «Everything you were told about the Syrian war was wrong - until now» by Robert Fisk

«The New Yorker» : «Personal History: My Year of Concussions» by Nick Paumgarten

«The New Yorker»: «Letter from the Amazon: Blood Gold in the Brazilian Rain Forest» by Jon Lee Anderson

«The New Yorker»: «Liberalism According to The Economist» by Pankaj Mishra

«The New York Review of Books»: «The Defeat of General Mattis» by Fred Kaplan

«The New York Review of Books»: «Lesssons in Survival» by Emily Raboteau

«The New York Times» : «Book Review: In ‘A Warning’, Anonymous Author Makes Case Against Re-election» by Jennifer Szalai

«The New York Times»: «How a Tell-All Memoir Made It into Print » by Alexandra Alter

«The New York Times»: «How One Syrian Highwy Shows a Country in Chaos» by Neil Collier & Ben Laffin

«The New York Times»: «Why Donald Trump Hates Your Dog» by Frank Bruni

«The New York Times»: «Latin Americans Are Furious» by Jorge Ramos

«The New York Times»: «Germany Has Been Unified for 30 Years. Its identity Is Still Not» by Kathrin Bennhold (text) & Laetitia Vancon (photographs)

«The New York Times»: «The Fall of the Berlin Walls in Photos: An Accident of History That Changed the World» by Katrin Bennhold

«The New York Times»: «Philip Glass Is Too Busy to Care About Legacy» by Zachary Wolfe

«The New York Times» : «Op-Art: A Wedding Under Curfew» by Malik Sajad

«The New York Times»: «Warren Would Take Billionaires Down a Few Billion Pegs» by Patricia Cohen

«The New York Times Magazine»: «Inside Adam Schiff’s Impeachment Game Plan» by Jason Zengerle

«The New York Times Magazine» : «Can a Woman Who Is an Artist Ever Just Be an Artist?» by Rachek Cusk

«The Washington Post»: «Book by ’Anonymous’ describes Trump as cruel, inept and a danger to the nation» by Philip Rucker

«The Washington Post» : «Podcast – The other Frankfurt – an East German city grapples with identity»

«The Washington Post»: «Five famous parents, five tough topics» by Amanada Long (text) & Josée Bisaillon (illustrations)

«The New Republic»: «The Death of the Rude Press» by Alex Pareene
 

..........Kalenderwoche 45..........

«The New York Times»: «The Happy, Healthy Capitalists of Switzerland» by Ruchir Sharma

«The New York Times»: «In Trump’s Twitter Feed: Conspiracy-Mongers, Racists and Spies» by Mike McIntire, Karen Yourish & Larry Buchanan

«The New York Times»: «How Trump Reshaped the Presidency in Over 11'000 Tweets» by Michael D. Shear, Maggie Haberman, Nicholas Confesore, Karen Yourish, Larry Buchanan & Keith Collins

«The New York Times» : «Can Democrats Compete with Trump’s Twitter Feed?» by Charlie Warzel

«The New York Times»: «The Arab Spring Rekindled in Beirut» by Roger Cohen

«The New York Times»: «The Money Farmers: How Oligarchs and Populists Milk the EU for Millions» by Selam Gebrekidan, Matt Aputo & Benjamin Novak

«The New York Times»: «Aaron Sorkin: An Open Letter to Mark Zuckerberg» by Aaron Sorkin

«The New York Times Magazine»: «How Does the Human Soul Survive Atrocity?» by Jennifer Percy (story) & Adam Ferguson (photographs)

«The New York Times Magazine»: «How the Trump Cabinet’s Bible Teacher Became a Shadow Diplomat» by Matthias Schwartz

«The New Yorker»: «In His Dealings with Ukaine, Did Donald Trump Commit a Crime?» by Jeffrey Toobin

«The New Yorker»: «How Brexit Will End» by Sam Knight

 «The New Yorker»: «A Critic at Large: Why We Can’t Tell the Truth About Aging» by Arthur Krystal

«The New Yorker»: «The World Is, Of Course Insane’: A Conversation with Errol Morris» by Daniel E. Gross

«The Washington Post»: «Three big questions after Baghdadi’s death» by Ishaan Tharoor

«The Washington Post»: «Islamic State defector inside Baghdada’s hideout critical for raid’s success, officials say» by Joby Warrick, Ellen Nakashima & Dan Lamothe

«The Washington Post»: «The anti-neoliberal wave rocking Latin America» by Ishaan Tharoor

«The Washington Post Magazine»: «The Spectacular, Strange Rise of Music Holograms» by David Rowell

 «The Washington Post Magazine»: «The Apology Letter» by John J. Lennon

«The Intercept»: «Podcast: How to resist with Ilhan Omar and Michael Moore»

«The Intercept»: «Deconstructed Special: The Noam Chomsky Interview»

«The Guardian»: «Has the climate crisis made California too dangerous to live in?» by Bill McKibben

«The Guardian»: «Robert de Niro and Al Pacino: ’Were not doing this ever again’ by Andrew Pulver

«The Guardian»: «’Don’t count her out’: can Kamal Harris salvage a languishing 2020 bid?» by Lauren Gambino

«The Guardian»: Cannabis farms and nail bars: the hidden world of human trafficking»

«The Guardian»: «Chinese primary school halts trials of device that montitors pupils’ brain waves» by Michael Standaert

«The Guardian» : «Former Yugolavia’s brutalist beauty – a photo essay» by Ivana Sekularc (text) and Marko Durica (photographs)

«The Observer»: «German novelists on the fall oft he Berlin Wall: ‘It was a source of energy we lived off for years’» by Julia Franck, Heike Geissler, Maxim Leo, Norman Ohler, & Bernhard Schlink

«The Observer»: «Frustration and anger fuel wave of youth unrest in Arab world» by Michael Safi

«The Observer»: «Torture, rape and murder: inside Tripolis’s refugee detention camps» by Francesca Mannocchi

«The Independent»: «The new revolutions of the Middle East are not the same, but they all share this one fatal flaw» by Robert Fisk

«Wired»: «What’s Blockchain Actually Good For? For Now, Not Much» by Gregory Barber

«The Atlantic»: «Brexit and the Failure of Journalism» by Helen Lewis

«The Columbia Journalism Review» : «Op-Ed : Bernie Sanders on his plan for journalism» by Bernie Sanders

..........Kalenderwoche 44..........

«The New York Times»: «ISIS Leader Known for His Brutality Is Dead at 48» by Rukmini Callimachi & Falih Hassan

«The New York Times»: «Al-Baghdadi Raid Was a Victory Built on Factors Trump Derides» by David E. Sanger

«The New York Times»: ‘Keep the Oil’: Trump Revives Charged Slogan for New Syria Troop Mission» by Michael Crowley

«The New York Times»: « Al-Baghdadi Is Dead. The Story Doesn’t End Here» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «Inside ISIS Prison, Cildren Ask Their Fate» by Ben Hubbard (text) & Ivor Prickett photographs and video)

«The Washington Post»: «With Bagdhdadi intheir sight, U.S. troops launched ‘a dangerous and daring midnight raid’» by Dan Lamothe & Ellen Nakashima

«The Washington Post»: «Bigger than Bin Laden? 3 striking things about Trump’s announcement that Baghdadi is dead» by Aaron Blake

«The Guardian»: «Abu Bakr al-Baghdadi’s death comes as new order takes shape in the Middle East» by Martin Chulov

«The New York Times»: «200 Dispatches: Odd Animals, Offbeat Childhoods, Celebrity Origins and Extreme Sports» by Bryant Rousseau

«The New York Times»: «’No Regrets’: Hong Kong Protesters Test China’s Limits» by Andrew Jacobs, Tiffamy May & Lam Yik Fei (photographs)

«The New York Times»: «Why Protests Are Flaring Up Across the Globe» by Declan Walsh & Max Fisher

«The New York Times» : «The America I Knew as Russia’s Foreign Minister ist Gone» by Andrei V. Kozyrev

«The New York Times»: «Extra! Extra! Prez Won’t Read All About It» by Maureen Dowd

«The New York Times»: «An Election Is the Only Answer for Britain» by Roger Cohen

«The New York Times Magazine»: «The Illustrated Guide to Brexit» by Christoph Niemann

«The New Yorker»: «Dispatch: How to Mourn a Glacier» by Lacy M. Johnson

«The New Yorker»: «The Shattered Dream of Afghan Peace» by Luke Mogelson

«The New Yorker»: «Modern Life: Astrology in the Age of Uncertainty» by Christine Smallwood

«The New Yorker»: «The Invention – and Reinvention – of Impeachment» by Jill Lepore

«The Washington Post»: «Trump lawyer argues he would be immune form prosecution even if he were to shoot someone» by Ann E. Marimow & Jonathan O’Conell

«The Washington Post»: «The words that could end a presidency» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «’I don’t think they know we exist’» by Stepahnie McCrummen

«The New York Review of Books» : «‘This Is Ethnic Cleansing’: A Dispatch from Kurdish Syria» by Khabat Abbas

«The Guardian»: «The long read: How liberalism became ‘the god that failed’ in eastern Europe» by Ivan Krastev & Stephen Holmes

«The Guardian»: «South African cities – Only we can change things’»: life in the gang-ridden other side of Cape Town» by Jason Burke (text) & James Oatway (photographs)

«The Guardian»: «The spectre of Syria silenced Arab protest. But now it’s finding its voice» by Nesrine Malik

«The Guardian» : «Europe is fed up with Brexit. But it’s still best for all if Britsin stays in» by Tomothy Garton Ash

«The Guardian»: «Five conflict photographers on some of the hardest images they’ve taken» by Lauren Walsh & Jehan Jillani

«The Guardian»: Five brothers, five countries : a family ravaged by Syria’s war» by Michael Safi

«The Guardian»: «I watched Fox News every day for 44 months: Here’s what I learned» by Bobby Lewis

«The Guardian»: «In its deference to the powerful, our media is failing us» by Gary Younge

«The Guardian»: «No filter: my week-long quest to break out of my political bubble» by John Harris

«The Guardian»: «All the President’s women review: Donald Trump, sexual predator» by Lloyd Green

..........Kalenderwoche 43..........

«The New York Times»: «4 Big Questions About Syria’s Future» by Anne Barnard, Anjali Singhvi, Sarah Almukthar, Allison McCann & Jin Wu

«The New York Times»: «Reporting from the Philippines: When the President Wants to ‘Kill Journalism’» by Joshua Hammer

«The New York Times»: «Ukraine Has Become a Vibrant Democracy. No Wonder Trump Hates It» by Michelle Goldberg

«The New York Times»: «How Italians Became ‘White’» by Brent Staples

"The New York Times": «In the Alps, Keeping Tabs on Melting Ice» by Page McClanahan

«The New York Times»: «6 Takeaways From the October Democratic Debate» by Shane Golfmacher & Reid J. Epstein

«The New York Times»: «How Can Democrats Keep Themselves From Overreaching» by Thomas B. Edsall

«The New York Times»: «Harald Bloom, a Prolific Giant and Perhaps the Last of a Kind» by Dwight Garner

«The New York Times»: «How Hitler Pioneered ‘Fake News’» by Timothy Snyder

«The New York Times»: «Old People Have All the Power. Let’s Take It Back» by Astra Taylor (text) & Igor Bstiadas (illustrations)

«The New York Times Magazine»: «The China Connection : How One D.E.A. Agent Cracked a Global Fentanyl Ring» by Alex W. Palmer

«The New York Times Style Magazine»: «The Greats»

«The New Yorker»: «Iran’s Housing Crisis: The Ghost Towers» by Hashem Shakeri

«The New Yorker»: «Will Republicans Challenge Trump on Impeachment» by Amy Davidson Sorkin

«The New Yorker»: «Personal History: My Years in the Florida Shuffle of Drug Addiction» by Colton Wooten

«The New Yorker»: «The Exuberance of MoMa’s Expansion» by Peter Schjeldahl

«The Washington Post»: «Violent spoof video of Trump killing his critics show how memes have reshaped politics » by Drew Harwell & Tony Romm

«The Washington Post»: «ISIS eyes breakout opportunity as Turkish forces batter Kurds» by Joby Warrick &Souad Mekhennet

«The Washington Post»: «Facing unbearable heat, Qaatar has begun to air-condition the outdoors» by Steven Mufon (text) & Salwan Georges (photographs)

«The Washington Post»: «A photographer’s account from the frontline of Turkey’s incursion in Syria» by Alice Martins

«The Washington Post»: «The Democratic Debates Haven’t Changed Much? Oh,  yes they have» by Dan Balz

«The Washington Post»: «Third time was not the charm: Rudy Giuliani’s latest divorce is bitter, expensive and very public» by Roxanne Roberts

«The Washington Post»: «The akward tension underlying the West’s anger at Turkey» by Ishaan Tharoor

«The Guardian»: «Without encryption, we will loser all our privacy. This is our new battleground» by Edward Snowden

«The Guardian»: «Russian shadow falls over Syria as Kurds open door for Assad» by Martin Chulov

«The Guardian»: «Podcast – Hong Kong: the story of one protester»

«The Guardian»: «How sports tactics can help Democrats beat Donald Trump in 2020  by Kareem Abdul-Jabbar

«The Guardian»: «Marc Zuckerberg doesn’t understand free spreech in the 21st century» by Siva Vaidhyanathan

«The Guardian: «We’re rethinking the images we use for our climate journalism» by Fiona Shields

«The London Review of Books»: «Chinese Cyber-Sovereignty» by John Lanchester

«The London Review of Books»: «Hipsters in Beijing» by Sheng Yun

«Rolling Stone»: «The Biden Paradox» by Matt Taibbi

«Rolling Stone»: «Elijah Cummings Was Not Done» by Jamil Smith

«The Atlantic»: «Jeff Bezos’s Master Plan» by Franklin Foer

«Foreign Affairs»: «The Demolition of U.S. Diplomacy» by William J. Burns

..........Kalenderwoche 42..........

«The New York Times»: «The Free World at 30» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Turkey’s Plan to Move Refugees to Syria Is Dangerous» by Ryan Gingeras & Nick Danforth

«The New York Times»: «‘We Are Inside the Fire’: An Oral History of the War in Afghanistan» by Fahim Abed, Fatima Faizi (text) & Jim Huylebroek

«The New York Times»: «Jeremy Corbyn or No-Deal Brexit? The U.K. May Have to Choose» by Benjamin Mueller

«The New York Times»: «Revisiting Hitler, in a New Authoritarian Age» by Talya Zax

«The New York Times»: «What Happened to Rudy Giuliani?» by Ken Frydman

«The New York Times»: «A Linguist’s Guide to Quid pro Quo» by Steven Pinker

«The New York Times»: «Do Works by Men Toppled by #MeToo Belong in the Classroom?» by Emma Goldberg

«The New York Times»: «10 Tips to Avoid Leaving Tracks Around the Internet» by David Pogue

«The New York Times Magazine»: «How Susan Sontag Taught Me to Think» by A. O. Scott

«The New York Times Magazine»: «What Does PewDiePie Really Believe?» by Kevin Roose

«The New York Times Magazine»: «Backstage at the Modern» by Deborah Solomon (text) & Penn Chan (photographs)

«The New Yorker»: «Is Amazon Unstoppable?» by Charles Duhigg

«The New Yorker»: «A Reporter At Large - The Next Word: Where Will Predictive Text Take Us?» by John Seabrook

«The New Yorker»: «Annals of Espionage – The Black Cube Chronicles: The Private Investigators» by Ronen Farrow

«The New Yorker»: «Amartya Sen’s Hopes and Fears for Indian Democracy» by Isaac Chotiner

«The New Yorker»: «Cultural Comment: How We Came to Live in ‘Cursed’ Times» by Jia Tolentino

«The New Yorker» : «Annals of Philisophy: Nietzsche’s Eternal Return» by Alex Ross

«The New York Review of Books» : «Harald Szeemann: Curatiom as Creation» by Jason Farago

«The New York Review of Books»: «Time for a New Liberation?» by Timothy Garton Ash

«The New York Review of Books»: «Fascinated to Presume: In Defense of Fiction» by Zadie Smith

«The Washington Post»: «Trump’s abandoning Kudish partners in Syrie sends a chilling message to every other American ally» by James Hohmann

«The Washington Post»: «Donald Trump, corrupted absolutely» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Five Myths about Mike Pence» by Tom LoBianco

«The Guardian»: «The rise and rise of Bangladesh – but is life getting any better?» by Fiona Weber-Steinhaus

«The Guardian»: «Podcast: Thirteen children have been shod dead in St. Louis, Missouri. Why?»

«The Guardian»: «Brexit is a necessary crisis – it reveals Britain's true place in the world» by David Edgerton

«The Guardian»: "Bloodied clothes and body bags: Kurds mourn dead in Syria» by Martin Chulov

«The Guardian»: «Why I can still be best friends with someone whose politics I despise» by Poppy Noor

«The Guardian»: «The day I confronted Harvey Weinstein: ‘He Said: You think you can save everyone’» by Ronan Farrow

«The Guardian»: «Ronan Farrow on investigating Harvey Weinstein : ‘When familiy issues are thrown at me, it’s a dirty issue’» by Emma Brockes

«The Guardian»: «The long read: Haiti and the failed promise of US aid» by Jacob Kushner

«The Guardian»: «Abiy Ahmed, Ethiopia’s prime minister, wins 2019 Nobel peace price» by Jason Burke & Jon Henley

«The Guardian»: «Interview - ‘My ties to England have been loosened: John le Carré om Britain, Boris and Brexit» by John Banville

«Dissent Magazine»: «The Obamanauts» by Corey Robin

«Literary Hub»: «On Finding the Freedom to Rage Againgst Our Fathers» by Minda Honey

«Longreads»: «How to Survive a Vivisection» by Rachel Somerstein

«The Intercept»: «All the President’s Crimes: The Actual Laws Trump Has Borken, Just with the Ukraine and China Affairs, Could Land Him 10 Years in Prison» by Ryan Grim

«The Intercept» : «Congratulations, Nobel Committee, Just Just Gave the Prize to a Genocide Apologist» by Peter Maas

«The Atlantic»: «The Danger of Abandoning Our Partners» by Joseph Votel & Elizabeth Dent

..........Kalenderwoche 41..........

«The New York Times»: «The Growing Threat to Journalism Around the World» by A. G. Sulzberger

«The New York Times» : «Why Trump Voters Stick with Him» by David Brooks

«The New York Times»: «Touch of Evil» by Maureen Dowd

«The New York Times»: «Free Speech Is Killing Us» by Andrew Marantz

«The New York Times»: «What’s the Matter with Republicans?» by Peter Wehner

«The New York Times»: «What Kind of Problem Is Climate Change?» by Alex Rosenberg

«The New York Times»: «Hong Kong’s Status as Neutral Ground at Risk as China Asserts Power» by Peter S. Goddman & Austin Ramzy

«The New York Times»: «In the Land of Self-Defeat» by Monica Potts

«The New York Times»: «Nonfiction: Can We Trust Economists?» by Justin Fox

«The New York Times»: «How ICE Picks Ist Targets in the Surveillance Age» by McKenzie Funk

«The New York Times»: «The New MoMa Is Here. Get Ready for Channge» by Jason Fargo

«The New Yorker»: «Letter From Trump’s Washington: Did Trump Just Self-Impeach» by Susan B. Glasser

«The New Yorker»: «How Far Will Trump Go to Save Himself?» by John Cassidy

«The New Yorker»: «How Disinformation Reaches Donald Trump» by David Rhode

«The New Yorker»: «Personal History: Abandoning A  Cat - Memories of My Father» by Haruki Murakami

«The New York Review of Books» : «Snowden in the Labyrinth» by Jonathan Lethem

«The New York Review of Books»: «When Fathers Die: Remembering Robert Frank» by Danny Lyon

«The Washington Post»: «Why is this Trump scandal different from all previous Trump scandals» by Daniel W. Drezner

«The Washington Post»: «Trump won’t destroy me, and he won’t destroy my family» by Joe Biden

«The Washington Post»: «Radical warming in Siberia leaves millions on unstable ground» by Anton Troianovsk & Christ Mooney (story) & Michael Robinson Chavez (photo and video)

«The Washington Post» : «A young couple’s gamble» by Kareem Fahim & Zakaria Zakaria (story) & Emenuele Satoli (photos)

«The Washington Post»: «Love and war» by Karie Fugett

«The Washington Post»: «Germany’s oldest politician is a 100-year-old woman who loves Obama and hates Brexit» by Rick Noack

«The Washington Post»: «China, 1949-2019: Seven decades in pictures» by Olivier Laurent & Brian Murphy

«The Washington Post Magazine»: «The Beating Heart» by Gene Weingarten (text); Katherine Frey (photos) & Ptark Svensson (illustration)

«The Guardian»: «Amal Clooney: give UN power to investigate journlist death» by Patrick Wintour

«The Guardian»: «The long read – Bad ancestors: does the climate crisis violate the rights of those yet to be born?» by Astra Taylor

«The Guardian»: «The Long read – Searching for an Alzheimer’s cure while my father slips away» by Peter Savodnik

«The Observer»: «Behind the razor wire of Greece’s notorious refugee camp» by Daniel Howden

«The Observer»: «From ‘our girls’ to ‘brides of Isis’» by Azadeh Moaveni

«The Observer»: «Final edition : why no local news is bad news» by Tim Adams

«Insider»: «The Murder of Kamal Kashoggi» by Evan Ratliff

..........Kalenderwoche 40...........

«The New York Times»: «When Trump Feels Cornered, He Gets Worse»  by Roger Cohen

«The New York Times»: «Impeaching the Peach One» by Maureen Dowd

«The New York Times»: «Why the Trump Impeachment Inquiry is the Only Option» by The Editorial Board

«The New York Times»: «Nonfiction: The Inscrutable Mike Pence» by Peter Baker

«The New York Times»: «Paul Throux’s Mexican Journey» by Paul Theroux (text) & Cesar Rodriguez (photographs)

«The New York Times»: «When Depression Is Like A Cancer» by Jill Halper M.D.

«The New York Times» : «36 Hours in Geneva» by Paige McClanahan

«The New York Times»: «In the Swiss Alps, Walking a Cliff’s Edge to History» by Andrew Brenner

«The New York Times»: «Saudi Arabia Invites Tourists: What You Need to Know» by Tariro Mzezewa

«The New York Times»: «Books of the Times: In Edward Snowden’s Memoir, the Disclosures This Times Are Personal » by Jennifer Szalai

«The New York Times» : «Books of the Times: A New Book Upends Conventional Wisdom About Migration» by Parul Sehgal

«The New York Times Magazine»: «The Voyages Issue : Follow Us to the End of the World»  by «The New York Times» (photographs)

«The New Yorker»: «Nancy Pelosi: An Exremely Stable Genius» by David Remnick

«The New Yorker»: «Annals of Medicine: Paging Dr Robot» by D.T. Max

«The New Yorker»: «Can a Burger Help Solve Climate Change?» by Tad Friend

«The New Yorker»: «The Integrity oft he Trump Impeachment Inquiry» by Steve Coll

«The New York Review of Books»: «Songs of my Self-Care» by Jacqueline Rose

«The Washington Post»: «Washington is again captivated by an anonymous source. It’s different now» by Ben Terris

«The Washington Post» : President sees himself as victim like no other» by Philip Rucker

«The Washington Post»: «The gaz tycoon and the vice president’s son: The story of Hunter Biden’s foray into Ukraine» by Paul Sonne, Michael Kranish & Matt Viser

«The Intercept»: «More U.S. Commandos Are Fighting Invisible Wars in the Middle East» by Nick Turse

«The Intercept»: «Reporters Should Stop Helping Donald Trump Spread Lies About Joe Biden and Ukraine» by Robert Mackey

«The Guardian»: «A 2'000km journey through the Amzon rainforest»

«The Guardian» : «A Life in a Sea of Red: the rise of China – in pictures» by Liu Heung Shing

«The Guardian»: «The long read: How Turkish TV is taking over the world» by Fatima Bhutto

«The Guardian»: «The long read – My body is feeling like it is dying from the drugs that are meant to save me: life as a cancer patient » by Anne Boyer

«The Guardian»: «The long read - The girl in the box: the mysterious crime that shocked Germany» by Xan Rice

«The Guardian»: «The 100 best films of the 21st century»

«The Guardian»: «The 100 best albums oft he 21st century»

«The Observer» : «‘You broke our glacier’: the Montblanc resort on the climate frontline» by Angela Giuffridda

..........Kalenderwoche 39..........

«The New York Times»: «Climate Protesters and World Leaders: Same Planet, Different World » by Somini Sengupta

«The New York Times»: «An Abrupt Move That Stunned Aides: Inside Trump’s Aborted Attack on Iran» by Peter Baker, Eric Schmitt & Michael Crowley Gupta

«The New York Times»: «Why Trump’s Daring Gambit with the Taliban Stalled» by Mujib Mashal

«The New York Times»: «Bibi Netanyahu Trapped in His Own Labyrinth» by Roger Cohen

«The New York Times» : «The End of the Netanyahu Era» by Shmuel Rosner

«The New York Times»: «Barack Obama’s Biggest Mistake» by Farhad Manjoo

«The New York Times»: «Al Gore: The Climate Crisis Is the Battle of Our Times, and We Can Win» by Al Gore

«The New York Times»: «Rock Star Patty Smith, Making Paris Swoon» by Maureen Dowd

«The New York Times» : «The Views from the Top: How They Measure Up» by James S. Russell

«The New York Times Magazine»: «What Reallly Brought Down the Boeing 737 Max?» by William Langewiesche

«The New Yorker»: «Edward Snowden and the Rise of Whistleblower Culture» by Jill Lepore

«The New Yorker»: «The Political Scene: The Fight for the Latino Vote in Florida» by Jonathan Blitzer

«The New Yorker»: «Jonathan Ledgard Believes Imagination Could Save the World» by Ben Taub

«The New Yorker»: «Books: Susan Sontag and the Unholy Practice of Biography» by Janet Malcom

«The New York Review of Books»: «Our Lethal Air» by Jonathan Mingle

«The New York York Review of Books»: «Walter Gropius: The Unsinkable Modernist» by Martin Filler

«Columbia Review of Journalism»: «Is Facebook really concerned about privacy» by Himanshu Gupta

«Columbia Journalism Review»: «5 years ago, Edward Snowden changed journalism» by Pete Verson

«The Washington Post»: «President Trump and the warping of democratic governance» by Dan Balz

«The Washington Post»: «Life is a struggle in Venezuela’s oil capital. So is death» by Anthony Faiola & Rachelle Krygier

«The Washington Post»: «The completely correct guide to getting off a plane » by Natalie B. Compton

«The Guardian: «The long read: Why can’t we agree on what’s true anymore?» by William Davies

«The Guardian»: «Podcast – Justin Trudeau: the rise and fall of a political brand»

«The Guardian»: «Think only authoritarian regimes spy on their citizens?» by Kenan Malik

«The Guardian»: «Sicilians dare to believe: the mafia’s cruel regime is over» by Lorenzo Tondo

«The Guardian»: «‘Protecting the European way of life from migrants’» is a gift to the far righ » by Daniel Trilling

«The Guardian»: «Ultra by Tobias Jones review – Italian football and the far right» by Tim Parks

«The Observer»: «Are brain implants the futurte of thinking?» by Zoe Corbyn

«The Observer»: «’We can find you anywhere’: the Chechen death squads stalking Europe» by Shaun Walker

«The Intercept»: «Why I Decided not to Delete My Old Internet Posts » by Edward Snowden

«The Intercept» : «Threatening New War for Oil, Donald Trump Calls His Own Offer of Iran Talks ‘Fake News’ » by Robert Mackey

«Rolling Stone» : «Mitch McConnell: The Man Who Sold America» by Bob Moser

..........Kalenderwoche 38..........

«The New York Times»: «The World 9/11 Took From Us» by Omer Aziz

«The New York Times»: «’Trump Unplugged’: A President as His Own National Security Adviser» by Michael Cowley & Lara Jakes

«The New York Times»: «Let Trump Destroy Trump» by David Axelrod

«The New York Times»: «Nonfiction: Inside the Minds of the Women Who Joined ISIS» by Anne Barnard

«The New York Times»: «How Fan Culture Is Swallowing Democracy» by Amanda Hess

«The New York Times»: «He Who Must Not Be Tolerated» by Kara Swisher

«The New York Times»: «The One Thing No Israeli Wants to Discuss» by Matti Friedman

«The New York Times»: «C.I.A. Informant Extracted from Russia Had Sent Secrets to U.S. for Decades» by Julian E. Barnes, Adam Goldman & David Sanger

«The New York Times»: «Bernie Sanders Went to Canada, and a Dream of ‘Medicare for All’ Flourished» by Sidney Ember

«The New York Times»: «’She Said’ Recounts the Story How Two Times Reporters Broke the Harvey Weinstein Story» by Susan Faludi

«The New York Times»: «Robert Frank Dies; Pivotal Documentary Photographer was 94» by Philip Gefter

«The New York Times Magazine»: «The Koch Foundation Is Trying to Reshape Foreign Policy. Now With Liberal Allies» by Beverly Gage

«The New Yorker»: «Annals of Diplomacy: The Logic of Humanitarian Intervention» by Dexter Filkins

«The New Yorker»: «Dept. Of Popular Culture – Superfans: A Love Story» by Michael Schulman

«The New Yorker»: «Personal History : My Terezín Diary» by Zuzana Justman

«The New Yorker»: «Robert Mugabe and the Fate of Democracy in Africa» by Robin Wright

«The New Yorker»: «Climate Change: What If We Stopped Pretending?» by Jonathan Franzen

«The New Yorker»: «The Shock of Robert Frank’s ‘The Americans’» by Peter Schjedahl

«The Washington Post»: «Robert Frank’s photographs captured the bleak reality we’re still living in today» by Philip Kennicott

«The Washington Post»: «Ex-Russian official thought to have spied for the U.S. was hiding in plain sight» by Shane Harris & Ellen Nakashima

«The Washington Post»: «John Bolton’s turbulent tenure comes to a Trumpian end» by Karen de Young, Yosh Dawsey & John Hudon

«The Washington Post»: «Afghanistan: Witness to a War» by Kevin Maurer

«The Washington Post»: «The West has lost confidence in its values. Syria is paying the price» by Anne Applebaum

«The Washington Post»: «Israel and the decline of the liberal order» by Robert Kagan

«The Guardian»: «The long read – Ship of horrors: life and death on the lawless high seas» by Ian Urbina

«The Guardian»: « Podcast – « ‘It’s all gone’: how Hurricane Dorian devastated the Bahamas»

«The Guardian»: «Robert Frank: the outsider genius whose photographs laid bare America’s soul» by Sean O’Hagan

«The Guardian»: «She Said: An inside look at the story that broght down Harvey Weinstein» by Adrian Horton

«The Guardian» : «Podcast: Siri, sex and Apple’s privacy problem»

«Pro Publica»: «The Myth of the ‘Genius’ Behind Trump’s Reelection Campaign» by Peter Elkind with Doris Burke

«Vanity Fair»: «The Curious Sociopathy of Jeffrey Epstein» by Vanessa Grigoriadis (story) & Philip Burke

«KENYONreview»: «Twelve Words» by Brian Trapp

«The Intercept»: «The Best Movie Ever Made About the Truth Behind the Iraq War Is ‘Official Secrets» by Jon Schwarz

«The Intercept»: «From Paso to Sarajevo» by Murtaza Hussain

«The Atlantic»: «Elite Failure Has Brought Americans to the Edge of an Existential Crisis» by Derek Thompson

..........Kalenderwoche 37..........

«The Guardian»: «Podcast : Reporting from the eye of a political storm»

«The Guardian»: «State of nomination: where do Democrats stand as 2020 narrows?» by Lauren Gambino

«The Guardian»: «The American left’s 2020 mission: defeat Trump – and change the world» by Gary Younge

«The Guardian»: «Climate apartheid will only lead to more tragedies in the Mediterranean» by Carola Rackete

«The Guardian»: «Hong Kong: Will scrapping extradition bill end protests?» by Verma Yu

«The Guardian»: «A glimpse behind the scenes of Giza’s Grand Egyptian Museum» by Ruth Michaelson

«The Guardian»: «The race to create a perfect lie etector – and the dangers of succeeding» by Amit Katwala

«The Guardian»: «The science of senolytics: how a new pill could spell the end of aging» by Amy Fleming

«The Guardian»: «Podcast: The man who gave birth»

«The Guardian»: «The long read: From mind control to murder? How a deadly fall revealed the CIA’s darkest secrets» by Stephen Kinzer

«The Guardian»: «Robert Mugabe killed the freedoms he had worked so hard for» by Fadzayi Mahere

«The Guardian»: «Exclusive: John Le Carré’s new novel set among ‘lunatic’ Brexit inrigue» by Allison Flood

«The New Yorker» : «Are Spies More Trouble Than They Are Worth?» by Adam Gopnik

«The New Yorker»: «Reader, I googled It» by Dan Chiasson

«The New Yorker»: «The Message of Measles» by Nick Paumgarten

«The New York Review of Books»: «Brexit. Fools Rush Out» by Jonatahan Freedland

«The New York Review of Books»: «The Streets of New York» by Phil Penman

«The New York Times» : «The ‘Political Anarchist' Behind Britain’s Chaos» by Jenni Russell

«The New York Times»: «Boris Johnson’s Do-or-Die Debacle» by Roger Cohen

«The New York Times»: «One Job Is Better than Two» by Binyamin Appelbaum & Damon Winter

«The New York Times»: «On the Job 24 Hours a Day, 27 Days a Month» by Andy Newman

«The New York Times»: «How to Manage Your Mental Illness at Work» by Eric Ravenscraft

«The New York Times»: «The High School Course Bejing Accuses of Radicalizing Hong Kong» by Tiffany May & Amy Qin

«The New York Times» : «Robert Mugabe, Strongman Who Cried, ‘Zimbawe’ Is Mine, Dies at 95» by Alan Cowell

«The New York Times»: «I Killed My Partner. It Saved My Life» by Arlene Adams (text) & Clara Vannucci (photographs)

«The New York Times»: «The Real Donald Trump Is a Character on TV» by James Poniewozik

«The New York Times Magazine»: «The Secret History of the Push to Strike Iran» by Ronen Bergman & Mark Mazetti

«The New York Times Magazine»: «The Gospel According to Marianne Williamson» by Taffy Brodesser-Akner

«The Washington Post»: «Trump’s lost summer: Aides claim victory, but others see incompetence and intolerance» by Philip Ruckder & Ashley Parker

«The Washington Post»: «Donald and the black sharpie» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Five powerful stories from this year’s Visa pour L’Image: International Festival of Photojournalism» by Kenneth Dickerman

«The Washington Post»: «At a sprawling tent camp in Syria, ISIS women impose a brutal rule» by Louisa Loveluck & Souad Mekhennet

«The Washington Post»: «Why America is losing the information war to Russia» by David Ignatius

«The Atlantic»: «The Man Who Couldn’t Take It Anymore» by Jeffrey Goldberg

..........Kalenderwoche 36..........

«The Observer»: «Into the storm: the horror of the second world war» by Neil Ascherson

«The Observer»: «Lessons of the second world war are at risk of being forgotten, or even rewritten» by Sadiq Khan

«The Guardian»: «WWII: eighty years on, the world is still haunted by a catastrophe foretold» by Peter Beaumont

«The Guardian»: «How far will China go to stamp out Hong Kong protests?» by Tania Branigan

«The Guardian» : «Drone attacks in Middle East raise fears of escalting conflict» by Martin Chulov, Oliver Holmes & Mohammed Rasool

«The Guardian» : «A civil war state of mind now threatens our democracy» by Polly Toynbee

«The Guardian»: «Washington’s great mystery : Trump’s affinity for Putin and populists baffles experts» by Sabrian Siddiqui

«The Guardian»: «Margaret Atwood: ‘She’s ahead of everyone in the room’» by Johanna Thomas-Corr

«The Guardian»: «The long read: How the prison economy works» by Richard Davies

«The Independent» : «Trump is now the ‘crazed’ rogue leader in the US-Iran saga» by Robert Fisk

«The Intercept»: «It’s Time to Indict Aug San Su Kyi for Genocide Against the Rohyngya in Myanmar» by Mehdi Hasan

«The Intercept»: «Google Is Deepening Its Involvement with Egypt’s Repressive Government» by Vic Ryan

«The Intercept»: «We Tested Europe’s New Lie Detector for Travellers – And Immediately Triggered a False Positive» by Ryan Gallagher & Ludovica Jona

«The Washington Post»: «People have Trump fatigue. How will it effect 2020?» by David Ignatius

«The Washington Post»: «Why can’t we use nuclear weapons agaings bedbugs?» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «A climate change solution slowly gains ground» by Steven Mufson

«The Washington Post»: «Teaching America’s Truth» by Joe Heim

«The Washington Post»: «Boris Johnson is taking British democracy to the brink» by Ishaan Tharoor

 «The Washington Post»: «Much of the world can learn something fom Africa» by Fareed Zakaria

«The Washington Post»: «Virtual afterlife: ‘Hey, Google! Let me talk to my departed father» by Peter Holley

«The New Yorker»: «China’s Hong Kong Dilemma» by Evan Osnos

«The New Yorker»: «The Rich Can’t Get Richer Forever, Can They?» by Liaquat Ahamed

«The New York Times» : «Cooler, Farther and Less Crowded : The Rise of ‘Undertourism » by Elaine Glusac

«The New York Times»: «What’s Next for Brexit? Six Possible Outcomes» by Stephen Castle

«The New York Times» : «The Amazon, Siberia, Indonesia: A World of Fire» by Kendra Pierre Louis

«The New York Times» : «Donald Trump Has Worn Us All Out» by Frank Bruni

«The New York Times» : «Italy’s New Marriage of Convenience» by Bepe Servergnini

«The New York Times»: «Trump’s Twitter War on Spelling» by Sarah Lyall

«The New York Times»: «Waiting for the Monsoon, Discovering a Brain Tumor Instead» by Rod Nordland

«The New York Times»: «Nonfiction: The Women’s Revolution in Politics» by Kate Zernike

«The New York Times»: «Nonfiction: The Truth About Koch Industries» by Bryan Burrough

«The New York Times»: «Nonfiction - Slavery and the Holocaust : How Americans and Germans Cope With Past Evils» by Susan Neiman

«The New York Times Style Magazine» : «Utopia, Abandoned» by Nikil Saval

«Rolling Stone»: «Trump 2010. Be Very Afraid» by Matt Taibbi

«Rolling Stone»: «The Very Real Possibility of President Elizabeth Warren» by Jamil Smith

«Outside»: «The Tragedy on Howse Peak» by Nick Heil

..........Kalenderwoche 35..........

«The New York Times»: «What ‘Victory’ Looks Like: A Journey Through Shattered Syria» by Vivien Vee (Story) & Meredith Kohut (photographs)

«The New York Times»: «China’s Soft Power Failure: Condemning Hong Kong’s Protests» by Li Yuan

«The New York Times»: «The People’s War Is Coming to Hong Kong» by Yi-Zheng Lian

«The New York Times»: «How the Palestinian-Israeli  Peace Process Became a Farce» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «The World Has a Germany Problem» by Paul Krugman

«The New York Times»: «Trump. Greenland, Denmark. Is This Real Life?» by The Editorial Board

«The New York Times Magazine»: «A Brief History of Slavery You Didn’t Learn in School» Curated by Mary Elliott

«The New York Times»: «America the Beautiful» by Bret Stephens

«The New York Times»: «Some Migratory Birds Sleep Better Than Others» by Emily Anthes

«The New York Times Magazine»: «Neil Young’s Lonely Quest to Save Music» by David Samuels

«The New Yorker»: «A Reporter At Large: Silicon Valley’s Crisis of Conscience» by Andrew Marantz

«The New Yorker»: «Dept. Of Ecology: A Trailblazing Plan to Fight California’s Wildfires» by Nicola Twilley

«The New Yorker»: «Profiles: Mike Pompeo, The Secreatry of Trump» by Susan B. Glasser

«The New Yorker»: «The Failure to See What Jeffrey Epstein Was Doing» by Amy Davidson Sorkin

«The Washington Post»: «The 1619 project and the far-right fear of history» by Ishaan Tharoor

«The Washington Post»: «I was wrong about Trump. Here’s why» by Anthony Scaramucci

«The Washington Post»: «The U.S. must take Greenland by force!» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Trump claims he’s the messiah. Maybe he should quit white he’s ahead» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «The month a shadow fell on Trump’s economy» by Damian Paletta, Robert Costa, Josh Dawsey & Philip Rucker

«The Washington Post»: «Trump’s idea of buying Greenland is far from absurd» by Marc A. Thiessen

«The Washington Post»: «The Amazon is burning» by Terrence McCoy

«The Guardian»: «The long read - The machine always wins : what drives our addiction to social media?» by Richard Seymour

«The Guardian»: «The next global recession will be immune to monetary solutions» by Nouriel Roubini

«The Guardian»: «Molotov-Ribbentrop: why is Moscow trying to justify Nazi pact?» by Andrew Roth

«The Independent»: «The Fourth Afghan War is about to escalate» by Robert Fisk

«Pro Publica»: «How Amazon and Silicon Valley Seduced the Pentagon» by James Bandler, Anjali Tsui & Doris Burke

«npr»: «A Dead Cat,  a Lawyer’s Call and a 5-Figure Donation : How Media Fell Short on Epstein » by David Folkenflik

«The Atlantic»: «The Great Land Robbery» by Vann R. Newkirk II

«Columbia School of Journalism»: «How conservative media has grown under Trump» by Howard Polskin

«Vanity Fair»: «No one is safe: how Saudi Arabia makes dissidents disappear» by Ayamn M. Mohyeldin

..........Kalenderwoche 34..........

«The Washingtgon Post»: «Trump has one playbook, and very few plays left in it» by Dan Balz

«The Washington Post»: «How not to fix Silicon Valley» by Paul Musgrave

«The Washington Post»: «The Kong Kong protests are the inevitable effect of an impossible system» by Keith B. Richburg

«The Washington Post»: «In God’s country» by Elizabeth Bruenig

«The Washington Post»: «Captured ISIS fighters get short sentences and art therapy in Syria» by Liz Sly

«The Washington Post»: «An old camera and a roll of film help one photographer rediscover the pleasures of photography» by Kenneth Dickermann &Jerry Wolford

«The Washington Post» : «Facebook’s Libra cryptocurrency is part of a  disturbing financial trend» by Graham Steele

«The Intercept»: «Here Are Five Lies About Iran That We Need to Refute to Stop Another Illegal War» by Mehdi Hassan

«The Intercept»: «The Sharpest Lens on the Arab World Belongs to Arab Women Reporting There» by Maryam Saleh

«The Intercept»: «A Syrian Mother’s Letter to her Daughter, ‘For Sama’, Shows War in an Unusually Intimate Light» by Sarah Aziza

«The New York Times»: «Inmate No. 76318-054: The Last Days of Jeffrey Epstein» by Ali Watkins, Danielle Ivory & Christina Goldbaum

«The New York Times»: «If You Think Trump Is Helping Israel, You’re a Fool» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «How to Torture Trump» by Gail Collins

«The New York Times»: «The Phony Patriots of Silicon Valley» by Kevin Roose

«The New York Times Magazine»: «The 1619 Project» by Matthew Desmond (essay) & Dannielle Bowman (photograph)

«The New York Times Magazine» : «The Undemocratic Impulses of American Democracy» by Jamelle Bouie

«The New York Times Magazine» : «To Know the Brutality of American Capitalism, Start on the Plantation» by Matthew Desmond

«The New York Times Magazine»: «Why Is Everyone Always Stealing Black Music» by Wesley Morris

«The New Yorker»: «The Political Scene: Stacy Abrams’s Fight for a Fair Vote» by Jelani Cobb

«The New Yorker»: «Personal History: A Year Without a Name» by Cyrus Grace Dunham

«The New Yorker»: «What Toni Morrison Understood about Hate» by David Remnick

«The Guardian»: «The long read -  ‘Loud, obsessive and tribal’ : the radicalisation of remain» by Daniel Cohen

«The Guardian»: «Podcast: the crisis in Kashmir»

«The Guardian»: «Documentary films - One child nation: looking back at China’s horrifying policy» by Chartles Bramesco

«The Guardian»: «What do the Hongkong protesters want?» by Alison Rourke

«The Guardian»: «Brexit has turned our government into an Orwellian Ministry of Truth» by Polly Toynbee

«The Guardian»: «The long read – The myth of Eurabia : how a far-right conspiracy theory went mainstream» by Andrew Brown

«The Guardian»: «The long read: Why it’s time to stop worrying about the decline of the English language» by David Shariatmadari

«The Guardian»: «Alpine climbing routes crumble as climate crisis continues» by Marco Bertorello/AFP/Getty Imgaes

«The Guardian»: «Grass Ski  Championship in Pictures» by Alexandra Wey

«The Guardian»: «‘In many ways, it was a miracle’: looking back at Woodstock at 50» by Rob LeDonne

«The Guardian»: «’Groovy, groovy, groovy: listening to Woodstock 50 years on – all 38 discs» by Bob Stanley

«The Guardian»: «The long read: Why it’s time to stop worrying about the decline of the English language» by David Shariatmadari

«The Observer»: «Hong Kong’s dilemma: fight or resist peacefully?» by Lily Kuo

«The Independent»: «If Chinese tanks take Hong Kong, who’ll be surprised? Land grabs are happening everywhere – and we’re complicit» by Robert Fisk

..........Kalenderwoche 33..........

«The New York Times»: «Jeffrey Epstein Is Dead. His Victims Still Deserve Justice» by The Editorial Board

«The New York Times»: «A Common Trait Among Mass Killers : Hatred Toward Women» by Julie Bosman, Kate Taylor & Tim Arango

«The New York Times»: «The Global Machine Behind the Rise of Far-Right Nationalism» by Jo Becker

«The New York Times»: «Toni Morrison, Towering Novelist of the Black Experience, Dies at 88» by Margalit Fox

«The New York Times»: «Toni Morrison’s Song of America» by Tracy K. Smith

«The New York Times»: «8chan Is a Megaphone for Shooters. ’Shut the Site Down’, Says Its Creator» by Kevin Roose

«The New York Times»: «Requiem for White Men» by Maureen Dowd

«The New York Times Magazine»: «The Schoolteacher and the Genocide» by Sarah Topol

«The New York Times Magazine»: «How Bill de Blasio Went from Progressive Hope to Punching Bag» by Matt Flegenheimer

«The New Yorker»: «Annals of Inquiry: Why Doctors Should Organize» by Eric Topol

«The New Yorker»: «Battleground America» by Jill Lepore

«The New Yorker»: «How Mosquitoes Changed Everything» by Brooke Jarvis

«The New York Review of Books»: «The Supreme Court: Keeping Up Appearances» by David Cole

«The New York Review of Books»: «Climate Change: Burning Down the House» by Alan Weisman

«The New York Review of Books»: «The Daily Alchemy of Translation» by Jennifer Croft

«The Washington Post»: «Visual story: Two cities united in a tragedy uniquely American» by Reis Thebault, Karly Dom Sadof, Nick Kirkpatrick & Lucio Villa

«The Washington Post»: «Suddenly we’re the country the rest of the world is warning about» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Modi’s radical move on Kashmir takes India into unchartered territory» by Joanna Slater

«The Washington Post»: «Have followers, will travel» by Elizabeth Chang

«TIME»: «Why America Is Losing the Fight Against White Nationalist Terrorism» by Vera Bergengruen & W.J. Hennigan

«The Atlantic»: «White Nationalism’s Deep American Roots» by Adam Serwer

«The Atlantic»: «I’ve seen the limits of journalism» by John Temple

«The Guardian»: «8chan: the far right website linked to the rise in hate crimes» by Julie Carrie Wong

«The Guardian»: «Kibera: ’There’s a lot of weirdness in a slum’» by Tracy McVeigh & Rod Austin

«The Guardian»: «’I don’t smell’: Meet the people who have stopped washing» by Amy Fleming

«The Guardian»: «The Californians forced to live in cars and RVs» by Vivian Ho

«The Guardian»: «Fears of ‘Chernobyl on ice’ as Russia prepares floating nuclear plant» by Andrew Roth

«The Guardian» : «Ahead of the pack: the best books about running» by Ben Wilkinson

«The Guardian»: «’We have to fight for our rights’: are Russians ready to defy Putin?» by Shaun Walker

«The Guardian»: «Toni Morrison: farewell to America’s greatest writer – we all owe her so much» by Chigozie Obioma

«The Guardian»: «How the media contributed to the migrant crisis» by Daniel Trilling

«The Observer»: «‘His conduct left an impression that lingered’ : the life of Jeffrey Epstein»

«The Observer»: «‘Hungry kids collapse as looter take millions’: life in today’s Zimbabwe» by Jason Burke

«The Independent»: «Lies and buffoonery: How Boris Johnson’s fantasy world casts dark shadows in the Middle East » by Robert Fisk
 

...........Kalenderwoche 32..........

«The New York Tims» : «Back-to-Back Shooting Massacres Shake a Bewildered Nation to Its Core» by Campell Robertson, Julie Bosman & Mitch Smith

«The New York Times»: «El Paso Shooting Suspect’s Manifesto Echoes Trump’s Language» by Peter Baker & Michael D. Shear

«The New York Times»: «We Have a White Nationalist Terrorist Problem» by The Editorial Board

«The Washington Post»: «Trump makes it all worse. How it could be different» by Editorial Board

«The Washington Post» : «FBI faces scepticism over its efforts to fight domestic terrorism» by Devlin Barrett

«The Washington Post» : «Media’s coverage of gun-massacres must change» by Margaret Sullivan

«The New York Times»: «1969: It’s the Anniversary of Everything» by Alyson Krueger

«The New York Times»: «The Who-Can-Beat Trump Test Leads to Kamela Harris» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Marianne Williamson Knows How to Beat Trump» by David Brooks

«The New York Times»: «Older Women: They’re Mad as Hell» by Ruth La Ferla

«The New York Times» : «Letters Show How Osama bin Laden Groomed Son for Al Qaeda» by Rukmini Callimachi

«The New York Times»: «Dying Gasp of One Local Newspaper» by Richard Faussett (story) & Tim Gruber (photographs and video)

«The New York Times Magazine» : «Spain’s Most Celebrated Wrtiter Believes The Facist Past Is Still Present» by Giles Harvey

«The New York Times Magazine» : «Paradise, Calif.: ‘There Is Fire Everywhere’» by Jon Mooallem (text) & Katy Grsnnsan (photographs)

«The New Yorker»: «Annals of Law: Alan Dershowitz, Devil’s Advocate» by Connie Bruck

«The New Yorker»: «Dept. Of Finance: The Invention of Money» by John Lanchester

«The New Yorker»: «Books: What P.T.Barnum Understood About America» by Elizabeth Colbert

«The New York Review of Books»: «Real Americans» by Joseph O’Neill

«The Washington Post»: «She went undercover to expose an insane asylum’s horrors. Now Nellie Bly is getting her due» by Diane Bernard

«The Washington Post Magazine»: «Victims, Families and America’s Thirst for True Crime Stories» by Britt Perseon (text) & Mollie Walton Corbett (photos)

«The Washington Post Magazine»: «The Poignant But Complicated Friendship of Joe Biden and Barack Obama» by Steven Levingston (story) & Michelle Thompson (illustrations)

«The Intercept»: «Mike Pompeo Is Donald Trump’s De Facto Intelligence Czar» by James Risen

«The Guardian»: «No-deal Brexit was once a sick Tory joke. Not it’s serious» by Simon Jenkins

«The Guardian»: «The long read: How the state runs business in China» by Richard McGregor

«The Guardian»: «Living without water: the crisis pushing people out of El Salvador» by Nina Lakhani

«The Guardian»: «’He’ll reap what he sows’: What does Baltimore make of Trump?» by David Smith

«The Guardian»: "Ken Burns on America: ‘We’re a strange and complicated people’" by Mark Lawson

«The Guardian»: «Women at war: why do we still struggle with the ides of women soldiers?» by Sarah Hall

«The Guardian»: «From a wrongful arrest to a life-saving romance: the typos that have changed people’s lives» by Tom Lamont

«The Guardian»: «Economics is a failing disciplie doing great harm – so let’s rethink it» by Andrew Simms

«The Guardian»: «’It just takes off’: how the short-video-app TikTok has caused a global stir» by Naman Zhoo

«Rolling Stone» : «The Iowa Circus» by Matt Taibbi

..........Kalenderwoche 31..........

 

«The Washington Post»: «Mueller didn’t fail. The country did» by Jennifer Rubin

«The Washington Post» : «Democrats now have one option to end Trump’s presidency: the 2020 election» by Dan Balz

«The Washington Post»: «To understand how to beat Trump in 2020, Democrats should look to comedians» by Richard Zoglin

«The Washington Post»: «A weary old man with a warning» by Paul Zak & Jada Juan

«The Washington Post»: «Content moderators are haunted by what they see on the internet» by Elizabeth Dwoskin, Jeanne Wahlen & Regine Cabato

«The Washington Post»: «These are the winners oft he 12th annual iPhone photography awards» by Olivier Laurent

«The Washington Post Magazine»: «The Surprisingly Tolerable Second Act of Anthony Scaramucci» by Rebecca Nelson (story) & Mark Mann (photos)

«The Intercept»: «Congress and the Press Should Pick Up Where Former Special Counsel Robert Mueller Left Off» by James Risen

«The Intercept»: «Rainforest on Fire» by Alexander Zaitchick

«The New York Review of Books»: «The Ham of Fate» by Finton O’Toole

«The New York Review of Books»: «Iran: The Case Against War» by Steven Simon & Jonathan Stevenson

«The New York Review of Books»: «A Long & Undeclared Emergency» by Pankaj Mishra

«The New Yorker»: «Why Facts Don’t Change Our Minds» by Elizabeth Colbert

«The New Yorker»: «Books: Rediscovering Natalia Ginzburg» by Joan Acocella

«The New Yorker»: «Dept. Of Motor Vehicles: Was the Automotive Era a Terrible Mistake?» by Nathan Heller

«The New York Times» : «Brexit Under Boris Johnson: Deal or No Deal?» by Richard Pérez-Peňa

«The New York Times»: «Why I’m Rooting for Boris Johnson» by Bret Stephens

«The New York Times»: «Trump Impeachment Is Far Less Likely After Muller Testimony» by Carl Hulse

«The New York Times»: «Trump’s Inumanity Before a Victim of Rape» by Roger Cohen

«The New York Times»: «This Is an Article About Women» by Nicola Pardy

«The New York Times»: «‘They’re doing it as we sit here’» by The Editorial Board

«The New York Times»: «Honduras: Pay or Die » by Sonja Nazario (text) & Victor J. Blue (photos)

«The New York Times Magazine» : «‘The Era of People Like You Is Over’: How Turkey Purged Its Intellectuals» by Suzy Hansen

«The New York Times Magazine»: «Joe Biden Wants to Take America Back to a Time Before Trump» by Michael Steinberger

«The Guardian»: «The disinformation age: a revolution in propaganda » by Peter Pomerantsev

«The Guardian»: «The world knows what is happeing to the Uighurs. Why has it been so slow to act?» by Kate Lyons

«The Guardian» : «House of Pain: Who are the Sacklers under fire in lawsuits over opioids?» by Joanna Walters

«The Guardian» : «From Johnson to Trump, nationalists are on the rise – backed by bllionaire oligarchs» by George Monbiot

«The Independent»: «At Cologne’s Gestapo museum, visitors are drawing modern parallels – can we really say they’re being simplistic?» by Robert Fisk

«The Independent»: «Trump is powering the UK’s preparations for war – it’s he who needs to be deterred, not Iran» by Robert Fisk

«The Independent»: «A Letter to the UK from a White House reporter who spent the last year covering Trump» by Andrew Feinberg

«The Conversation»: «The internet is rotting – let’s embrace it» by Viktor Mayer-Schönberger
 

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Grüne und Frauen gewinnen

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Viele haben es im Vorfeld der Wahlen nicht für möglich gehalten: Die beiden grossen Tendenzen der Nationalratswahlen erfassten auch die Ständeratswahlen. Die grüne Welle schwappte auch in den Ständerat, wo die Grünen gleich zu fünft Platz nehmen und die Vertretung mit 28 Prozent ihren bisherigen Höchststand erreichte.

Grüne auf Anhieb zu fünft

Mit vier Mandatsgewinnen sind die Grünen die Gewinner der Ständeratswahlen. Sie vermochten ihr Genfer Mandat zu halten, gewannen in Glarus ein Mandat zu Lasten der SVP und holten in drei weiteren Kantonen je ein Mandat auf Kosten der SP (BL, VD, NE). Mit diesen drei Verlusten war die SP denn auch die Verliererin der Ständeratswahlen. Die SP hat nun noch neun Mandate inne.

CVP und FDP bleiben stärkste Parteien

Stärkste Partei bleibt im Ständerat mit 13 Mandaten die CVP, vor der FDP (12). Die CVP konnte ihre Mandatszahl per Saldo halten, die FDP büsste ein Mandat ein. Aufsehen erregten im Tessin die Verluste der traditionellen Mandate von CVP bzw. FDP an die SP bzw. die SVP. In Schwyz vermochte die CVP der SVP ein Mandat zu entreissen.

Die SVP steigerte sich per Saldo um ein Mandat auf sechs Sitze im Ständerat. Namentlich in Bern holte sie von der BDP ihr traditionelles Mandat zurück. Mit diesem Verlust musste sich die BDP aus der kleinen Kammer verabschieden. Die GLP schaffte erneut in keinem Kanton den Sprung in die kleine Kammer.

Frauen verdoppeln ihre Präsenz

Wurde im Vorfeld der Ständeratswahlen auch etwas dramatisch in Aussicht gestellt, dass nur noch eine Frau im Ständerat vertreten sein könnte, so steigerte sich die Zahl der gewählten Ständerätinnen von sieben auf dreizehn. Wie bei den Nationalratswahlen dürften vor allem der Frauenstreik sowie die Aktivitäten von «alliance F» und der eidgenösisschen Frauenkommission («halbe-halbe») gewirkt haben. Die Frauen machen nun im Ständerat 28 Prozent aus. Dies ist der höchste je erreichte Wert. Der Weg zur Gleichstellung ist jedoch erst gut zur Hälfte zurückgelegt.

Zu dieser starken Steigerung beigetragen haben namentlich die Grünen (+4), aber auch die CVP (+2) und die FDP (+1). Die SP ist mit einer Frau weniger im Ständerat vertreten. Immer noch keine Frau in den Ständerat gebracht hat die SVP.

Starke Frauenmehrheit bei den Grünen

Die meisten Ständerätinnen (je 4) gehören zur CVP und zu den Grünen, drei Ständerätinnen stellt die SP und zwei die FDP. Innerhalb der einzelnen Parteien sind die Frauen bei den Grünen mit vier von fünf klar in der Mehrheit. Rund einen Drittel machen die Frauen bei der SP und der CVP aus. Bei der FDP erreichen sie jedoch nur magere 17 Prozent (2 von 12).

Paritätische Frauenvertretung der lateinischen Schweiz

Ein Blick in die Kantone zeigt, dass von den 13 Ständerätinnen nur gerade sechs aus den Deutschschweizer Kantonen stammen, welche immerhin 32 Sitze zu vergeben haben. Der Frauenanteil der Deutschschweiz im Ständerat beträgt somit weniger als zwanzig Prozent. Dagegen entsenden die sechs frankofonen Kantone und das Tessin durchgehend geschlechterparitätische Delegationen in die kleine Kammer. Dies ist im Nationalrat nicht der Fall: Dort ist der Frauenanteil aus der Deutschschweiz deutlich grösser als in der Romandie oder im Tessin.

Chambre de Réflexion

Lange Zeit wurde der Ständerat etwas abschätzig als «Bremskammer» tituliert. Namentlich in der letzten Legislatur-Periode aber hat sich die kleine Kammer – gegenüber dem Nationalrat – als moderierender und konstruktiver Rat gezeigt. Auch wenn sich mit den jüngsten Wahlen die parteipolitische und auch die personelle Zusammensetzung des Ständerates stark geändert hat, dürften in der politischen Ausrichtung des Ständerates keine grossen Änderungen zu erwarten sein. Hinsichtlich der Stärke von SP und Grünen auf der linken und FDP und SVP auf der rechten Seite sind die Sitzverschiebungen nämlich minim. Die CVP dürfte so mit ihren 13 Sitzen weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

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Von der Leichtigkeit des Tanzes und der Trägheit der Materie

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Der erste Eindruck: Von oben kommen Seifenblasen. Wer zur Türe reinkommt, wird etwas feucht begrüsst, dazu setzt klassische Musik ein. Irgendwo da oben ist eine kleine Maschine, die jeden Besucher mit diesem Mechanismus empfängt.

Das Haus am Zürcher Sihlquai 252 nennt sich „Stoks Theatermuseum“. Es ist treppauf, treppab bevölkert von Masken, Puppen, Theaterkostümen und Requisiten, die dem Besucher von einem halben Jahrhundert Bühnenschaffen erzählen. Man kommt sich ein wenig vor wie Alice im Wunderland. Es gruselt einem ein bisschen in diesem Geisterhaus.

„Man hat einfach nichts weggeworfen, man hat das meiste behalten“, sagt Peter Doppelfeld, Viele Requisiten, Kleider und Masken könne man ändern oder übermalen und für neue Stücke wieder verwenden. Doppelfeld hat seit 1992 am Theater Stok gearbeitet, seit 2016 leitet er es.

Peter Doppelfeld im Theatermuseum Stok am Sihlquai
Peter Doppelfeld im Theatermuseum Stok am Sihlquai

Im April 2020 wird im Stadtarchiv am Neumarkt eine Ausstellung eröffnet: „50 Jahre Theater Stok“. Das Theater befindet sich in der Altstadt am Hirschengraben, das Museum dagegen am Sihlquai, wo die ehemalige Eisenbahnbrücke über den Fluss geht. Christina Steybe, die Partnerin von Peter Doppelfeld, organisiert die Ausstellung. Die beiden servieren mir Kaffee, und wir reden zunächst über gröbere Sorgen:

„Wir haben Angst, dass das Stok in zwei Jahren keine Subventionen mehr bekommen wird“, sagt er. Und sie fügt hinzu: „Ich denke, diejenigen, die diese Drohkulisse haben, das sind die kleinen Zürcher Theater wie Stadelhofen, Keller 62, Sogar-Theater oder das Stok. Zwei oder drei von ihnen müssen damit rechnen, dass ihnen Fördermittel gestrichen werden.“

Die Stadt geht über die Bücher

Unter Einbezug einer ausländischen Consultingfirma hat das Präsidialdepartement zwei Jahre lang kulturelle Inventur gemacht. „Eine neue Tanz- und Theaterlandschaft Zürich“ heisst das Projekt. Die betroffenen kleinen und grossen Bühnen waren zu Workshops eingeladen, sie sollten gehört werden und ihre Meinung sagen. Es geht verlautbarungsgemäss um Innnovation, neue Ideen, mehr kulturelle Vielfalt, bessere Vernetzung, neue Chancen und andere schöne Ziele. Es geht vor allem aber auch um eines: um Kassensturz.

Die Bestandsaufnahme ergab: Das Budget wird nicht viel verkleinert, aber das Geld wird anders verteilt. Die grossen Häuser müssen nichts befürchten, ihre Förderung ist durch Volksabstimmung abgesichert, man wird ihnen schlimmstenfall ein klein wenig abzwacken an den Fördermitteln. Die Kleinen aber müssen zittern. Denn im Abschlussbericht des Kulturprojektes ist schwarz auf weiss in einwandfreiem Administrativ-Deutsch zu lesen:

„Das neue Fördersystem führt zu einer Konzentration und gleichzeitig Stärkung der Institutionslandschaft. Es werden zukünftig tendenziell weniger Institutionen unterstützt, dafür diese besser gefördert.“

„Man hat alles selber gemacht, weil kein Geld da war.“

Peter Doppelfelds Grosseltern waren aus Köln. Aber er ist aufgewachsen in der Schweiz:

„Ich komme nicht aus einem Umfeld, das sich irgendwie für die Künste interessierte. Meine Familie, das sind Handwerker, Kaufleute, nichts mit Kunst. Die Wurzeln bis tief hinunter, das weiss man ja nicht. Aber ich bin schon als Teenager ins Theater. Mit der Mamá und ein paar Leuten aus der Nachbarschaft ging man ins Theater. Nach Zürich, aber auch nach Baden.

Ich weiss noch genau: 1976, mit 17, bin ich erstmals ins Theater Stok gekommen. Ich habe mich damals für Becket-Stücke interessiert, und ich schlage die Zeitung auf und sehe: Da wird ein Becket gespielt, Glückliche Tage. Und da bin das erste Mal ins Theater Stok. Und das war auch die erste Begegnung mit Erica Hännsler und dem Theater Stok.“

Die Schauspielerin Erica Hännsler führte zusammen mit dem polnischen Regisseur Zbigniew Stok ab 1970 das nach ihm benannnte Kammertheater Stok am Hirschengraben. Erica Hännsler und Zbigniew Stok sind Legende in der Zürcher Theaterszene.

Der Beginn war geprägt von Armut und dem Durchhaltevermögen eines polnischen Emigranten. Zbigniew Stok hatte sich in den Kopf gesetzt hatte, ein anderes Theater zu machen: nahe beim Publikum, mitten unter den Leuten sozusagen. Er fand am Hirschengraben 42 im „Haus zum Chrönli“ ein heruntergekommenes Kellergewölbe, in dem die Stadtpolizei gefundene und gestohlene Fahrräder unterbrachte. Und als er sein Projekt der Präsidialabteilung vorstellte, fragte man ihn: „Mit welchem Kapital wollen Sie denn hier in Zürich ein Theater gründen?“ Er antwortete: „Mit meinem Talent“

Masken im Theatermuseum Stok
Masken im Theatermuseum Stok

Ein wenig Starthilfe kam von einem Komitee, zu dem Schwergewichte wie Stadpräsident Emil Landolt, Adolf Muschg, Lilian Uchtenhagen und Hans Winkler von der Schweizer Bankgesellschaft gehörten. Anfangs gab es noch Ensemble-Inszenierungen mit Stücken von Sartre, Camus, Ionesco oder Becket. Doch bald war kein Geld mehr da für eine feste Schauspieltruppe. Darum begann Erica Hännsler, die Literatur nach Stoffen zu durchforsten, die man für Solostücke bearbeiten konnte. Das ging von Van Gogh, Heinrich Heine, Else Lasker-Schüler bis hin zu Christian Morgenstern, Karl Kraus oder Erich Kästner.

Mit städtischen Subventionen sah es schlecht aus. Da kam einer aus Polen, kein lautstarker Dissident, sondern möglicherweise sogar ein Linker. Der sollte sich die Förderung erst mal verdienen, erinnert sich Peter Doppelfeld:

„Der Herr Widmer war damals Stadtpräsident, und als man nach Subventionen fragte, da hat er gesagt, da müsste sich einer erst mal zehn Jahre lang bewerben, bevor an Subventionen zu denken sei. 1986 wurde dann ein Förderverein gegründet, und auf ein Gesuch hin hat das Stok erstmals städtische Subventionen bekommen. Über die ganzen Jahre bis heute war das immer nur ein Sockelbeitrag. Sie nennen das nicht so, aber ich nenne es so, es ist immer nur ein Minimalbeitrag.“

Im laufenden Jahr bekommt das Stok rund 109‘000 Franken. Doppelfeld sieht davon aber nur 30‘000, der Rest fliesst in den Mietzins für die Räume. Das Stok hat aber zum Glück noch zusätzliche Einnahmen von den freien Gruppen, die die Räume für Events und Aufführungen mieten. Theater Winkelwiese erhält rund 770’000 Franken an Fördermitteln.

Ein Zwei-Personen-Theater

Das Stok war ab Mitte der siebziger Jahre ein Zwei-Personen-Theater, oft nur ein Ein-Personen-Theater, und das ist bis heute so. Damals standen meist Zbigniew Stok und Erica Hänssler auf der Bühne. Nach dem Tod von Zbigniew 1990 war es Peter Doppelfeld, der mit Erica Hännsler auftrat. 2016 starb sie, und seither ist Peter Doppelfeld gleichzeitig Schauspieler und Leiter des Theaters.

„Stok konnte zwar deutsch“, erinnert sich Doppelfeld, „aber das Herstellen eines Bühnentextes, das hat alles Erica gemacht. Und alles weitere, was handwerklich dazu gehört: Requisiten, Kostüme, Masken, alles hat sie selber gemacht. Aus der Not mach eine Tugend, wie man so sagt. Es war kein Geld vorhanden, also mach es selber.“

In der Broschüre zu der Ausstellung „50 Jahre Theater Stok“ schreibt Christina Steybe: „Angestellte hatten sie nicht: Vom ersten Buchstaben der Stücke bis zum letzten Satz auf der Bühne, vom ersten Plakatieren vor der Tür bis zum Entkorken des Rotweins nach der Vorstellung, vom telefonischen Vorverkauf bis zur Jahresabrechnung lag der komplette Betrieb in ihren Köpfen und Händen.“

Eine Jury wird künftig entscheiden

Daniel Imboden, Ressortleiter Theater im Präsidialdepartement, wehrt sich gegen den Verdacht, die Stadt wolle den Theaterleuten den Geldhahn zudrehen: „Es geht überhaupt nicht darum, dass wir sagen: Wir möchten eines von diesen Theatern loswerden.“ Man habe für die kleineren Bühnen einen Rahmenkredit von sechs Millionen Franken budgetiert. Das müsse noch durch den Gemeinderat und - wegen der Grösse des wiederkehrenden Betrages - im nächsten Mai vor eine Volksabstimmung.

Neu ist aber, dass das System der Förderung geändert wird, und da sagt Imboden: „Die Angstgefühle oder den Unsicherheitsfaktor in den Häusern, das kann ich gut nachvollziehen. Bei dem neuen System mit dem Namen Konzeptförderung kann es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben.“

Denn künftig müssen die kleineren Theater Konzepte vorlegen, und eine Jury von sieben Expertinnen und Experten wird alle sechs Jahre auf Grund dieser Konzepte entscheiden, wer wieviel Geld bekommt oder wer nichts mehr kriegt.

Bislang war alles einfacher. Zu der Gruppe der kleineren Bühnen gehören Winkelwiese, Rigiblick, Stadelhofen, Zürich tanzt, Miller’s, Theater Hora, sogar theater, Theater Purpur, Theater Stok, Theater Keller 62. Diese in den siebziger und achtziger Jahren gegründeten Theater erhielten traditionell einen Förderbetrag, der alle vier Jahre durch den Gemeinderat bestätigt werden musste.

Das sei eine stark verkrustete Sache gewesen, sagt Imboden: „Also die Chance für Leute, die sich neu gründen oder versuchen, da rein zu kommen, ist extrem klein. Weil natürlich die Politik nicht zu Unrecht sagt: Jetzt ist mal ein Plafond erreicht (...) Es geht uns nicht darum, weniger Theater zu haben , aber wir wollen auch nicht mehr. Denn es gibt eine gewisse Sättigung im Angebot, das ist einfach so in Zürich.“

Die Prognose lautete nun: Der Kuchen wird unter den zehn Kleinen anders verteilt. Einige Theater, wie Winkelwiese oder Stadelhofen, stünden finanziell gut da, sagt Imboden, sie hätten daher vielleicht etwas zu verlieren. Andere, wie das Theater Stok, hätten vielleicht sogar die Chance, mehr Fördergeld zu bekommen. Das neue Fördersystem verfolge das Ziel „ dass man die, die man fördert, besser fördert.“

Amour fou: Antoine de Saint-Exupéry und Consuelo.

Das kleine Theater Stok im Kellerraum am Hirschengraben ist heute noch so bescheiden, wie es Anfang der siebziger Jahre konzipiert wurde und wie es Erica Hännsler selbst beschrieben hat:

„Man steigt eine Anzahl steiler Stufen hinab, und schon steht man auf der Bühne. Das heisst, Spielfläche, Zuschauerraum, Foyer, Garderobe, das ist hier alles eins. Schauspieler und Publikum begegnen sich ungeschützt. Es gibt weder Souffleur noch Orchestergraben, weder Kulissen noch Vorhang (...) Das Publikum soll vom hautnah auf der Spielfläche Geschehenden bewegt werden. Es soll durch den Schauspieler, der sich ihm unmittelbar und direkt ausliefert und mit ihm Raum und Zeit teilt, der Mitteilung gewahr werden.“

Im vergangenen September wurde die Eigenproduktion „Ich verheddere mich in der Liebe“ aufgeführt. Das Stück erzählt vom Liebesdrama zwischen Antoine de Saint-Eupéry und seiner Ehefrau, der Salvadorianerin Consuelo de Saint-Exupéry.

Da tönt im Dunklen der Motor einer Propellermaschine, und dann sieht man plötzlich im Schweinwerferlicht auf der Bühne Antoine (Peter Doppelfeld), bekleidet mit Schutzbrille und Fliegerkappe. Consuelo (Diane Gemsch) nähert sich leichtfüssig tanzend, und Antoine sagt: „Küssen Sie mich, oder ich lasse die Maschine abstürzen.“ Consuelo sagt: „Ergattern Sie auf diese Weise Küsse von Frauen? Bei mir funktioniert das nicht. Ich habe genug von diesem Flug.“

Dann stottert der Motor und verstummt. Der Pilot sagt, man stürze jetzt ab, und die Frau entgegnet, es sei ihr ziemlich gleich. Antoine stellt den Motor wieder an und sagt: „Ich weiss, Sie küssen mich nicht, weil, ich zu hässlich bin.“

In der Schlussszene hilft Consuelo Antoine beim Anlegen des Pilotenanzugs und sagt:

„Mein Mann in New York ist Schriftsteller und Pilot. Vielleicht haben Sie von ihm gehört: Er heisst Antoine de Saint-Exupéry. Mein Mann erträgt die Hitze nicht mehr. Sie wissen, dass er mehrere Unfälle hatte. Er kann nicht einmal mehr mit dem Fallschirm abspringen, weil sein Ellbogen nicht vollständig verheilt ist. Er leidet unter Rheuma und daran, dreiundvierzig Jahre alt zu sein. Man findet, er sei zu alt, um am Luftkrieg teilzunehmen.“

Für die Rolle der Consuelo habe man eine Frau gesucht, die vor allem Tänzerin sei, nicht nur Schaupielerin, sagt Peter Doppelfeld. Sie fanden dann Diane Gemsch, die ihre Rolle nicht nur spricht, sondern mit dem Piloten auch tänzerisch durch Höhen und Tiefen einer Liebe fliegt, - bis zum Absturz.

Die Puppen seien „antigrav“, schrieb Heinrich von Kleist in seinem berühmten Text über das Marionettentheater: „Von der Trägheit der Materie, dieser dem Tanze entgegenstrebendsten aller Eigenschaften, wissen sie nichts: weil die Kraft, die sie in die Lüfte erhebt, größer ist, als jene, die sie an der Erde fesselte.“

Es ist zu hoffen, dass auch die kleinen Zürcher Theater „antigrav“ sind und mit ihrer Kreativität jene Kraft entwickeln, „die sie in die Lüfte erhebt“. Und dass diese Kraft künftig gross genug ist, um die Jury zu überzeugen.

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Tina Turner, geboren heute vor 80 Jahren

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Das Schlimmste ist, dass ein Mann bereits als Mann geboren wird. Damit, meint er, sei das wichtigste schon erledigt. Mehr müsse er nicht tun.


Bloomberg legt los

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In den Meinungsumfragen schlägt sich Bloombergs Kandidatur noch nicht nieder. Zur Zeit führt noch immer (je nach Umfrageinstitut und Bundesstaat)  Joe Biden vor Elizabeth Warren oder Bernie Sanders. (Foto: Keystone/AP/Bill Tienan)

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Habermas trennt Glauben und Wissen

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Fünf Monate nach seinem 90. Geburtstag liegt es vor, sein lang erwartetes Spätwerk, an dem Jürgen Habermas die vergangenen zehn Jahre gearbeitet hat: «Auch eine Geschichte der Philosophie», 1752 Seiten in zwei Bünden mit den Untertiteln «Die okzidentale Konstellation von Glauben und Wissen» (Band 1) und «Vernünftige Freiheit. Spuren des Diskurses über Glauben und Wissen» (Band 2). Erscheinungsdatum 11.11.2019 bei Suhrkamp, Frankfurt/M.

Viel geschrieben hat er seit bald 70 Jahren. Immer auch für die Zeitung und Publikumszeitschriften als engagierter Teilnehmer an der politischen Aktualität Deutschlands, Europas, der Kultur-, Medien- und Wirtschaftswelt. 2000-3000 Buchseiten musste ich schon gelesen haben, als ich Mitte der siebziger Jahre in Frankfurt besuchsweise in seinem Kolloquium sass. 191 Seiten umfasst eine Bibliographie von Habermas’ Schriften vom 1. August 2019 (ohne Übersetzungen) , erstellt von Luca Corchia, Fellow an der Universität von Pisa und Gründungsmitglied der Società Italiana di Teoria Critica, welche in Rom die italienische Vertretung der Frankfurter Schule unterhält. Das Verzeichnis beginnt mit dem Eintrag: [1952a] Gottfried Benns neue Stimme, in «Frankfurter Allgemeine Zeitung», 19.6.1952. p. 6. und endet mit [2019d] Ein Gespräch über Heimat, Europa und Zukunft, Interview, in «Kölnische Rundschau», 8.7.2019. Er ist weltweit der meistzitierte Philosoph des 20. Jahrhunderts nach Heidegger.

Am 27. Oktober erschien bei Suhrkamp als TB eine Festschrift «Habermas global. Wirkungsgeschichte eines Werks», 894 Seiten von über 40 Autoren aus aller Welt, zum Schluss eine Auswahlbiographie seiner in rund 40 Sprachen übersetzten Schriften.

 

 

 

 

 

Auch eine Geschichte der Philosophie – die «melancholische Kurzfassung» früherer Titelerwägungen, so der Autor im Vorwort, macht kein Rätsel daraus, dass damit Habermas’ eigene Geschichte der eigenen Philosophie gemeint ist.

Nach einer Zwischenbetrachtung über den Paradigmenwechsel zur Subjektphilosophie im Zug der Aufklärung und den sich daraus ergebenden Fragestellungen bei Hume und bei Kant sei ihm klar geworden, dass er «nur noch in der Traditionslinie von Kant und Hegel das Frühstadium des nachmetaphysischen Denkens um die Mitte des 19. Jahrhunderts grob würde skizzieren können». Nachmetaphysisch heisst für Habermas das moderne Spezifikum des philosophischen Diskurses seit Kant, während allerdings in unserem neuen Jahrhundert als Parallelerscheinung des weltweiten Erstarkens und Vormarschs religiöser Bewegungen die Metaphysik in der westlichen akademischen Philosophie wieder rasant Boden gutgemacht hat. Aus den letzten zweihundert Jahren extrahiert Habermas’ Geschichte zudem die Vorbereitung der sprachphilosophischen Wende (linguistic turn) in Schriften Herders, Schleiermachers und des amerikanischen Pragmatisten Charles Sanders Peirce. Wir sind damit auf dem Rückweg aus der neuzeitlichen Subjektphilosophie zur neuen Objektivität, sprich der Intersubjektivität kommunikativ vergesellschafteter denkender und handelnder Subjekte, in der Habermas das Telos der «Spuren der Vernunft in der Geschichte» ausgemacht hat. Wir steuern damit auf ein Kernstück von Habermas’ Philosophie zu: seine Diskursethik, die in der kommunikationstheoretischen Transformation von Kants Vernunftkritik deren transzendentale Elemente abstreift, nachmetaphysisch eben darin, und im machtfreien Diskurs erkenntnisinteressierter Zeitgenossen deren und unser aller Vernunft, soweit wir darüber verfügen, im «zwanglosen Zwang des besseren Argument» begründet sieht.
 

Auf 1752 Seiten durch 2500 Jahre

Auf den ersten gut tausend Seiten der zwei Bände hat es Habermas, wie er guten Mutes im zweiten Satz ausspricht, «einfach Spass gemacht, die Lektüre vieler bedeutender Texte, die ich nie gelesen hatte, nachzuholen, und viele andere Texte ... wieder zu lesen». Der Einstieg erfolgt bei Moses und Hiob, Zarathustra und Buddha, Laotse und Konfuzius, Homer und Aischylos, Thales und Pythagoras. Die griechisch-römische Antike steht im Zeichen der Symbiose von Glauben und Wissen, das lateinische Mittelalter im Zeichen der Differenzierung von Glauben und Wissen, und im Übergang zur Neuzeit ist der Schlüssel nicht, wie man erwarten könnte, Descartes’ Zweifel, sondern die Trennung von Glauben und Wissen in Luthers Bruch mit der Tradition und den Weichenstellungen seiner Theologie für das moderne Vernunftrecht. Dazwischen unterzieht Habermas in jugendlicher Frische Metaphysikertitanen wie Augustinus, Ockham, Duns Scotus und Pascal seiner Lektüre und arbeitet dienstfertig an ihren Problemen weiter, worauf schwerlich noch jemand zu hoffen gewagt hätte. Leitend in Habermas’ Parforceritt durch zwei Jahrtausende ist ein professionelles Selbstverständnis, das «sich mit einer plausiblen Lesart der Geschichte der Philosophie stützen lässt», soweit «sich diese Geschichte über Abgründe hinweg auch als eine unregelmässige Folge von kontingent ausgelösten Lernprozessen begreifen lässt». Dem «Interesse an den Spuren der Vernunft in der Geschichte» geht es dabei stets um Impulse zur «Beförderung vernünftiger Lebensverhältnisse».
 

 

 

 

Die Lehre des wahren Unglaubens?

Die Rezensentenkorona Hans Joas (Süddeutsche Zeitung), Michael Hampe (Die Zeit), Otfried Höffe (NZZ) kommt pflichtbewusst hinweg über das Pensum an Huldigung, welche das Wunder solcher philosophischer Tatkraft in so hohem Alter erheischt. In der Sache erscheint das in beiden Untertiteln leitende Zweigespann «Glauben und Wissen» sogleich handlich genug: kein unbekannter Stoff ist die Frage nach der Verträglichkeit oder Komplementarität beziehungsweise der Opposition, Inkompatibilität, Unversöhnlichkeit dieser beiden vornehmsten Leistungen des menschlichen Geistes beziehungsweise Intellekts. Ist das nicht, gewiss auf dem letzten Stand wieder einmal, die Lehre vom wahren Unglauben? Bei Joas und Höffe lauert sie von Beginn an und nicht ohne spürbaren Argwohn im Hintergrund, diese Frage, die Jürgen Kaube in der «Frankfurter Allgemeinen» ausspricht. Habermas sucht gegen den Glauben keinesfalls Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, er gönnt ihm den ihm eigenen Frieden, und dies nicht nur auf dem diplomatischen Hochseilakt im Gespräch mit Kardinal Joseph Ratzinger am 19. Januar 2004 auf einem Podium der Katholischen Akademie Bayern, das damals breite Aufmerksamkeit fand. Hartgesottene Atheisten enttäuschte er bitter, er falle der Aufklärung in den Rücken, liess sich der Positivist Hans Albert verlauten. Wenn allerdings von Gott gesagt wird, dass er die Welt transzendiere, dann fügt Habermas hinzu, dass ihm kein menschliches Wissen dahin zu folgen vermag. Dem lässt sich aus dem Vorgarten ansonsten unterschiedlichster Denkschulen entgegenhalten, das menschliche Denken vermöge dies sehr wohl, auch wenn dessen forsche, da unaufhaltsame Schritte bis auf Weiteres ebenso ungesichert bleiben müssen wie letztlich die Grundlagen allen empirischen Wissens vom Urknall bis heute. Die Überzeugung, einen aufgeklärten, von überführbarem Aberglauben gereinigten Glauben gebe es nicht, da ein solcher unmöglich wissenschaftskonform sein und daher gegenüber wissenschaftlich erhärtetem Wissen an Plausibilität nur abfallen könne, gründet seinerseits in einem Glaube. Im, hinter, über, unter und neben dem Wortpaar «Glauben und Wissen» schillert vielfarbig der Begriff Denken.

Philosophie – Begriff im Ungewissen

Diesseits des Glaubens lassen unterschiedliche Philosophiebegriffe keine vertiefte Harmonie unter den namhaften Köpfen der ehrenwerten, angestaubten Königsdisziplin erwarten. Deren Gegenstand ist für Habermas noch immer das Ganze, und demgemäss ihre Geschichte eine Sammlung von «Gründen, die dafür sprechen, an einem komprehensiven Begriff der Vernunft und einem entsprechend anspruchsvollen Selbstverständnis des philosophischen Denkens festzuhalten». Allerdings äussert Habermas selber Zweifel, dass dieses Philosophieverständnis noch eine Zukunft habe. Bestenfalls kann dabei die kleinere Hälfte der Gegenwartsphilosophie im Blick stehen. Michael Hampe, der in vielen Richtungen, auch historisch und ausserdem schriftstellerisch versierte Philosoph der ETH Zürich, 32 Jahre jünger als Habermas, sieht sich angesichts eines Monumentalwerks vom bezeichneten Format veranlasst, den Vertretern seines Fachs Bescheidenheit zu raten. Im nüchternen Duktus, unbeeindruckt durch seine Einsichten stets bei der Sache, kann ihnen Habermas ein Vorbild sein. Ebenso in der Ironie dem eigenen Projekt gegenüber, welches im gegebenen Fall «ohnehin nur eine dilettantische Durchführung gestattet». Habermas pflegte weder die Fachwelt noch die philosophisch interessierte Öffentlichkeit mit «Vermächtnissen» zu beglücken, veröffentlichte stattdessen «Teile eines fortlaufenden Diskurses», in der sich bald genug lernen liesse, was er, wie er sich ausdrückt, «falsch gemacht habe».

Bestallt in den Institutionen des akademischen Lehrbetriebs, begnügen sich viele von Habermas’ Berufskollegen bereits seit dessen frühesten Anfängen mit dem Status von Zuarbeitern einer Metadisziplin. Die methodisch disziplinierte Untersuchung der Grundlagen der Wissenschaften bleibt ein universelles Unternehmen, aber nur insofern der Diversität ihrer Gegenstände keine Grenzen gesetzt sind. Von der Philosophie nach Habermas’ traditionellem Verständnis behält sie wenig mehr bei als den Namen.

Noch immer denken die Menschen, auch philosophisch disziplinierte Köpfe, weit über die Grenzen empirisch gesicherten Wissens hinaus, gleichviel ob gläubig oder ohne zu glauben. Auf dem weitläufigen offenen Feld der Gegenwartsphilosophie, es wurde schon angedeutet, erheben sich seit der Jahrhundertwende, bezeichnend für die veränderte Denkwetterlage, allerhand Neubauten der Metaphysik – ein Reichtum von Stilen: Barock, Klassizismus, Romantik, viel Postmoderne mit ihren billig zu wechselnden Vorlieben, aber durchaus auch avancierte Anschlüsse an die schon so oft zu Grabe getragene Moderne. Nicht daher allerdings kommt es, sondern ganz unzufällig und auf direktem Weg von seinem Gegenstand: der Vernunft im Spannungsfeld Glauben und Wissen, wenn in der Aufnahme von Habermas’ Philosophiegeschichte – in deutlichem Kontrast zum Frankfurter Kolloquium der siebziger Jahre – viel von Gott die Rede ist. Dessen wachsende Aktualität im neuen Jahrhundert lässt nach einem Jahrhundert weitgehender Absenz auch die Philosophie nicht mehr aus.

Erschöpfter Griff zum Nachttischchen

Noch immer beim Thema, aber zum Abgewöhnen liegt da auf dem Nachttischchen «Schecks Kanon. Die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur von ‹Krieg und Frieden› bis ‹Tim und Struppi›». (Brandneu bei Piper, München 14. Oktober 2019.) In Deutschland ist der Kritiker, Literaturagent, Übersetzer und Journalist Denis Scheck aus Fernsehen und Radio bekannt. Ich beschränke mich auf wenige Zeilen, die aneinanderreihen, was Sie und mich hier an nicht nur, aber einem schönen Anteil Unerwartetem erwartet. Die 16 Seiten Vorwort dürfen Sie sich sparen oder zuletzt lesen. Ganz ohne Überschneidungen mit Habermas’ Spätwerk oben wird es, wie Sie sich denken können, nicht abgehen.

Dem Alphabet nach geht’s los: Chinua Achebe, Aristophanes, Carl Barks, Catull, Inger Christensen, Julio Cortázar, William Gaddis, Khalil Gibran, Johann Wolfgang von Goethe (siehe auch Habermas), Brüder Grimm (die Märchen sind nie zu vergessen!), Hergé, Homer (siehe auch Habermas), die spätantike Philosophin Hypatia, Yasushi Inoue, Gertrud Kolmar, Selma Lagerlöf, Ursula K. Le Guin, Astrid Lindgren, Clarice Lispector, Les Murray, J. K. Rowling, Sappho, Dorothy L. Sayers, Charles M. Schulz, (Shakespeare), W. G. Sebald, Sei Shonagon, Tausendundeine Nacht, Ngugi wa Thiong’o, James Tiptree, Lu Xun. –––– G. K. Chesterton kann Denis Scheck folglich noch nicht gelesen haben.

Ihnen gute Unterhaltung und kräftige Erholung!

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Ist Netanjahu jetzt fast alles zuzutrauen?

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Da waren die vermeintlichen Ansätze zu einem zweiten „Arabischen Frühling“ im Irak und im Libanon und – zumindest im Irak – das rücksichtslose Vorgehen gegen die Rebellierenden. Mit Hunderten von Toten und Abertausenden Verletzten.

Und da waren die Proteste und Ausschreitungen unzufriedener Iraner, denen es zwar vordergründig um die Preiserhöhung und Limitierung von Benzin ging, sehr schnell aber all das zur Sprache kam, was einen „immer schon geärgert“ hatte. Auch hier griffen die Behörden hart durch, genaue Angaben zur Zahl der Toten, Verletzten und Verhafteten gibt es bisher aber nicht. Wie so oft im Iran, der es immer wieder versteht, den Informationsfluss einzuschränken oder völlig zu unterbinden – wie diesmal durch die tagelange Abschaltung iranischer Internet-Zugänge.

Klageerhebung gegen Netanjahu

Verglichen mit den Ereignissen in den genannten drei Staaten mutet zunächst als harmlose Posse an, was Israel in den letzten Tagen erlebte: Es stellte sich heraus, dass weder Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vom nationalistischen „Likud“-Block, noch Benny Gantz, Führer der Mitte-Links-Opposition „Blau-Weiss“, das Ergebnis der Wahlen vom 17. September in eine von ihnen geführte Regierungskoalition umwandeln können.

Obwohl sich hier wiederholte, was nach den vorigen Wahlen im April geschehen war, wollte sich diesmal kein richtiges Déjà-Vu Gefühl breitmachen, denn die Ankündigung einer Klageerhebung gegen Netanjahu verlieh der Situation doch zusätzlichen Zündstoff, den bis heute keiner so recht einzuschätzen vermag und der durchaus in der Lage wäre, unerfreuliches Bindeglied zwischen den beschriebenen vier Ländern und auch noch den USA zu werden:

Unter Umgehung des „Sicherheitskabinetts“

Selbst wenn die Spannungen dort in den letzten Tagen scheinbar zurückgegangen sind, so könnten sie doch sehr schnell wieder entfachen und sich im Ernstfall zu der kriegerischen Auseinandersetzung entwickeln, von der Pessimisten seit Monaten warnen.

Deren ungute Gefühle werden genährt durch ein Ereignis, das im israelischen Wahlkampf vorkam und rasch wieder in Vergessenheit geriet: Nach bewaffneten Zusammenstössen zwischen Israel und Palästinensern im Gazastreifen wollte Ministerpräsident Netanjahu unter Umgehung des „Sicherheitskabinetts“ einen offenen Konflikt um Gaza ausrufen lassen, weil – so sind Kritiker überzeugt – er dann die Wahlen hätte verschieben können und er selbst vor den Klagen gegen ihn geschützt gewesen wäre.

Prozess am Sankt-Nimmerleins-Tag

Derselbe Oberstaatsanwalt, der jetzt de Klageerhebung bekanntgab, verhinderte im „Fall Gaza“ den Schachzug Netanjahus, der sich bereits vor den Wahlen offenbar keinen Erdrutschsieg vorstellen konnte. Eine offene militärische Auseinandersetzung Israels mit der libanesischen (und vom Iran unterstützten) Hisbollah, mehr aber noch: Mit dem Iran selbst, würde die jetzt in Israel offen diskutierte Frage der Ablösung Netanjahus und wohl auch den ihm drohenden Prozess auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertagen.  

Trotz des verhinderten Versuchs im Zusammenhang mit Gaza galt Netanjahu bisher eher als zögerlich und vorsichtig, wenn es um Taten ging. Seine Rhetorik hingegen war und ist – gerade jetzt nach der Klage-Ankündigung – geeignet, ihm fast alles zuzutrauen.

Unbehagen in Washington

Und dies hat nun offenbar nicht nur in Netanjahu-kritischen Kreisen in Israel, sondern auch in Washington, vielleicht auch im Iran, Unbehagen ausgelöst: In Washington, weil ein ernstzunehmender israelischer Angriff sich höchst wahrscheinlich gegen den erklärten Erzfeind Iran richtet – im Libanon, Syrien, dem Irak oder direkt im Iran. Und je nach Umfang und Härte eines solchen Angriffs würden die USA sicher in den Konflikt verwickelt. Denn es ist kaum anzunehmen, dass die USA es sich erlauben können, einen „Freund und Verbündeten“ wie Israel ähnlich im Stich zu lassen wie Saudi-Arabien nach der Bombardierung seiner Erdölanlagen vor einigen Monaten.

Kein Wunder also, dass amerikanische Militärs und Verteidigungspolitiker sich in letzter Zeit in Jerusalem die Klinke in die Hand geben. Ob es ihnen allerding gelingt, Netanjahu daran zu hindern, Ernst zu machen, wenn ihm das förderlich erscheinen sollte, vermag niemand vorherzusagen. Bleibt die Hoffnung, dass der Iran im Fall einer Eskalation mit Israel die Nerven behält und an den Regeln festhält, die ihn bisher geleitet haben sollen. Nämlich, eine kriegerische Auseinandersetzung mit den USA zu vermeiden.

Wie schon beim Feuer auf amerikanische Drohnen am Persischen Golf und dem Angriff auf die saudischen Ölanlagen, den man dem Iran anlastet. Auch hier kann niemand sagen, ob auch weiterhin damit zu rechnen ist, gleichzeitig ist die hierbei an den Tag gelegte Zurückhaltung Washingtons vielleicht aber auch die beste Garantie dafür, dass Netanjahu nicht mehr mit unbedingter Rückendeckung aus den USA rechnen kann und rechnen wird

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Friedrich Hebbel

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Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang.

Wohin die Blätter fallen

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Die Bäume lassen ihre Blätter nun endgültig los. Sie fallen auf den Boden; hoffentlich auf natürliches Terrain und nicht in einen Garten, wo sie von wildgewordenen Laubbläsern zusammentrieben werden, dann entweder im Abfall landen oder zu Kompost oder Biogas verarbeitet werden. Das ist energetischer und auch ökologischer Unsinn.

In natürlichen Systemen, zum Beispiel im Wald, fallen die Blätter auf den liegengebliebenen Rest der Laubblätter oder die Nadeln des vergangenen Jahres. Bleibt es trocken, kann man dann durch eine zehn bis zwanzig Zentimeter dicke Schicht Blätter rascheln, was Kinder und Erwachsene ungemein freut. Regnet es, wird das Laub zusammengedrückt; schneit es, wird es sogar plattgedrückt.

Fragt sich nur, was die Natur mit all dem Abfall macht.

Die Natur hat vorgesorgt! Das Bodenleben nimmt sich dieser Abfallflut an und beginnt gleich, die Nadeln und vor allem die Laubblätter zu zersetzen. Allen voran die Regenwürmer, die sich einen Sport draus machen, die Blätter in ihre Röhren zu ziehen. Sie können sie nicht direkt fressen, weil sie nicht über Zähne zum Beissen verfügen. Deshalb kleben sie die Blattresten an die Wände ihrer Wohnröhren und lassen sie von andern Mikroorganismen langsam verrotten. Sind die Blätter dann mal mürbe, werden sie vom Wurm mit Bodenmaterial vermischt und verspeist. Die nicht verdaulichen Reste werden als eine Art „Vermicelles-Türmchen“ auf der Bodenoberfläche abgelegt. Zurzeit ist das Schauspiel an vielen Orten zu besichtigen (Bild 1). 

Bild 1: Regenwurm-Kottürmchen
Bild 1: Regenwurm-Kottürmchen

Wer nicht Zeit hat, nachts vor einem Regenwurmloch zu warten, kann die Bilder 2 und 3 studieren: in einem Gemüsegarten wurden absichtlich verstreute Grasschnitt-Hälmchen so regelmässig wie nur möglich verteilt. Nach einer Woche hatten sich die Halme seltsamerweise „zusammengerottet“ und gebüschelt (Bild 2)! Einige von ihnen stecken direkt im Boden (Bild 3). Sie sind offenbar im Begriff, vom örtlichen Regenwurm in sein Wohnloch gezogen zu werden. Man muss nur warten können!

Bild 2: Seltsame Anhäufung der Grashalme
Bild 2: Seltsame Anhäufung der Grashalme

Bild 3: Einzelne Grashalme werden in das Regenwurmloch eingezogen.
Bild 3: Einzelne Grashalme werden in das Regenwurmloch eingezogen.

Ganz nebenbei für die klimainteressierten Leserinnen: Grasabschnitte und Laubblätter sind nichts anderes als organische Substanz, bestehend aus kohlenstoffreichen Molekülen. Durch die Zersetzung oder die Verdauung wird CO₂ frei; ein ganz natürlicher Prozess, der zurzeit im Boden vermutlich ziemlich heftig abläuft. Im Frühjahr, wenn die Bäume ihre Blätter austreiben, läuft der umgekehrte Vorgang: CO₂ wird vom Chlorophyll in den Blättern zu organischen Bestandteilen der Pflanze synthetisiert. Ein phänomenaler Vorgang!

Die Bodenlebewesen werden im Übrigen nicht ganz fertig mit dem Wegräumen des herbstlichen Segens. Ein kleiner Teil der organischen Stoffe wird nicht völlig ab-, sondern umgebaut in Humus, eine dauerhafte Form von organischer Substanz im Boden, die dunkelbraun bis schwarz gefärbt ist. Dieser ist schwer abbaubar und häuft sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte an. Die oberste Bodenschicht in Waldböden ist deshalb oft sehr dunkel bis fast schwarz gefärbt. Man merkt das, indem man mit dem Schuh auf dem Waldboden etwas hin- und her reibt, dann kommt schwärzliches Material zum Vorschein. So speichert der Boden CO₂ und hält es aus der Atmosphäre fern.

Regenwürmer sind Schwerarbeiter; es braucht sie, denn sonst würden wir mit jedem Jahr immer tiefer in einem Meer von Laub ertrinken.

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