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Staatsbesuch mit Kindern

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Einen sonnigeren Staatsbesuch konnte man sich nicht wünschen, gerade in diesen Zeiten politischer Trübsal. Was sahen wir anstelle der Standarten auf den Limousinen, den steifen Ehrengarden und dem minutenlangen Händeschütteln? Drei Kinder, die in Pijamas über Tempelstufen hüpften, die Mutter in wehenden Gewändern mit einem vollkehligen Lachen, der Vater barfuss und nachsichtig lächelnd.

Selbst die protokollarische Foto-Op vor dem Taj Mahal – was zeigte sie anstelle des obligaten händchenhaltenden Präsidenten-Paars? Eine humorvolle Persiflage des Aktes: Mutter und Kinder mit gespieltem Ernst auf dem Bänklein, der Vater, den Rücken zur Kamera, als Regisseur des Aktes. Seit dem Bild von Prinzessin Diana, die mutterseelenallein darauf sass, das weisse Monument der Liebe hinter ihr, hatte nie mehr ein Besucher die Schablone so pointiert herausgefordert.

Instagram-Diplomatie

Wenn es um die Auskleidung dieser Instagram-Diplomatie ging, war die fünfköpfige Trudeau-Familie auf der Höhe des Zeitgeschmacks. Michelle Obama hatte damit begonnen, als sie Kleider von Mode-Designern aus dem besuchten Land trug. Die Trudeaus liessen gleich die ganze Familie von der rustikal-eleganten Bombay-Designerin Anita Dongre ausstatten.

Für jeden Anlass gab es das eigene Thema mit Variationen – Taj, Gandhi-Ashram, der Goldene Tempel der Sikhs in Amritsar, Tee bei Shahrukh Khan etc. Bereits Kate Middleton und die belgische Königin hatten mit Dongres Outfits für Schlagzeilen gesorgt, was sonst nur ein dürres Communiqué wert gewesen wäre.

Um diesen Familienausflug – pardon: Staatsbesuch – auch richtig geniessen zu können, wollte die kanadische Seite den offiziellen Empfang in Delhi erst fünf Tage nach der Ankunft stattfinden lassen. Was bedeutete, dass Premierminister Narendra Modi erst letzten Freitag den freundlichen Onkel spielen durfte, der die  Baby-Backen des jüngsten Trudeaus tätschelte.

Plötzlich dunkle Wolken 

Doch plötzlich war niemand mehr an diesem Klaps interessiert. Stattdessen zoomten alle Medien-Objektive auf die Körpersprache Modis bei der Begrüssung von Trudeau Senior. Würde er ihn umarmen? Oder würde er es bei einem geschäftsmässigen Handschlag belassen? 

Was war geschehen? Schmollte Modi etwa, weil die Trudeaus ihn nicht auf den Ausflug durch Indien mitgenommen hatten? Nein, es waren die politischen Ziehkinder, die dem Landesvater einen Streich spielten. Sie waren schuld daran, dass sich während des fünftägigen Picknicks immer dunklere Wolken über den Häuptern der lustigen First Family zusammenzogen.

Bereits das Tüchlein, das sich Trudeau in Amritsar artig über den Kopf legte, war nicht mehr eine dieser vielen Multikulti-Gesten, sondern entwickelte eine geradezu ominöse Bedeutung. Kein Wunder, denn ausgerechnet der kulturelle Eckstein indo-kanadischer Brüderlichkeit – die grosse Diaspora kanadischer Sikhs – drohte zum diplomatischen Mühlstein zu werden.

Radikalisierte Sikhs

Die Sikhs in Kanada sind eine Erfolgsstory der Migration. Aus kolonialen Arbeitssklaven, die aus dem Panjab in den kanadischen Eisenbahnbau verschifft worden waren, ist eine Mittelklasse-Elite geworden. Deren politisches Gewicht ist weit grösser, als ihre Zahl – eine halbe Million – dies vermuten liesse. Allein im Kabinett Trudeaus sind vier Panjabis vertreten, zwei davon sind Sikhs. Er habe mehr Panjabis in seiner Regierung als Narendra Modi in der seinen, spasste Trudeau.

Doch nicht alle Sikhs stammen von Eisenbahn-Arbeitern ab. Als in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre der Streit um ein unabhängiges Khalistan im Panjab Terror und Gegenterror entfesselte, flüchteten viele radikale Sikhs nach Kanada.

In Indien selber vertrieb die Abscheu vor der rohen Gewalt auf beiden Seiten den meisten Panjabis die Lust auf ein eigenes Staatswesen. Die Jungpartei Aam Admi bekam dies bei der letztjährigen Provinzwahl zu spüren. Sie wollte den etablierten Spielern mit dem Khalistan-Slogan Stimmen und Mandate entwinden – und fiel dabei  prompt auf die Nase.

Derweil blühte im liberalen Kanada die Idee mit dem attraktiven Lockruf des „Selbstbestimmungsrechts“ wieder auf. Eine Reihe von Sikh-Extremisten, in Indien mit Mordklagen zur Verhaftung ausgeschrieben, bauten namentlich in den westlichen Provinzen eine Politkarriere mit Krawatte und weissem Hemd auf. In Indien verbotene Organisationen wie Babbar Khalsa – mit zahlreichen politischen Morden auf dem Gewissen – firmierten dort als NGOs.

Diplomatische Stolpersteine

In Indien macht sie dies nicht zur Persona grata. Als im letzten Frühjahr der soeben gekürte kanadische Verteidigungsminister Harjat Singh Sajjan Indien und den Panjab besuchte, wurde er vom Regierungschef der Provinz vor der Tür stehen gelassen. Sajjan pflege Verbindungen mit den Khalistanis, lautete die Begründung für die Terminverweigerung.  

Dasselbe Geschick drohte nun sogar Justin Trudeau. Er werde Trudeau erst die Hände schütteln, liess Chefminister Amarinder Singh – ein altes Schlachtross der Kongresspartei – verlauten, wenn die beiden Sikh-Minister in der Regierung von Ottawa dem Separatismus eine klare Absage erteilten. Und diese traf ein. Noch bevor Trudeau den Goldenen Tempel besuchte traf er sich mit Singh. Anschliessend begnügte er sich statt des instagrammatischen Turbans auf dem Kopf mit einem ... Taschentuch.

Auch von mitreisenden Sikh-Mitbürgern wurde Trudeaus Sunnyboy-Aura auf die Probe gestellt. Bei einem Empfang für die Besucher aus Übersee in Bombay schob sich ein Kanadier neben die First Lady und liess sich mit ihr ablichten. Es war, einmal mehr, ein publizitätswirksames Bildchen: Sophie Grégoire im indischen Kleid neben dem Inder im westlichen Geschäftsanzug.

Doch die Sozialen Medien haben auch ihre gefährliche Seite. Unter den hunderttausenden Augenpaaren finden sich immer einige, die wie Röntgenstrahlen wirken. Es dauerte keine Stunde, und schon war der freundliche Brillenträger entlarvt. Es war Jaspal Atwal, ehemaliges Mitglied der Sikh Youth Federation, die selbst in Kanada als Terrororganisation verboten ist. Atwal war in Kanada zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden, weil er sich 1986 auf dem Vancouver Island am Mordversuch gegen einen Minister der Panjab-Regierung beteiligt hatte.

Atwal war wegen guter Führung frühzeitig entlassen worden. Er gehörte nicht der Trudeau-Delegation an, hatte aber von der indischen Botschaft in Ottawa ein Touristenvisum erhalten. Einmal in seiner alten Heimat, ergatterte er sich nicht nur eine Einladung in Bombay, sondern auch für einen Parallel-Anlass der kanadischen Botschaft in Delhi einen Tag später. Dank dem medialen Outing wurde diese dann hastig zurückgezogen. Die zweite Foto-Op für Atwal, diesmal vielleicht mit einem turbanisierten Premierminister, konnte gerade noch verhindert werden.    

Doch noch eine Bären-Umarmung

So konnte sich die First Family am Freitag vollzählig wieder mit ihrem sonnigen Gesicht zeigen, auch wenn nur noch die Kinder in indischer Freizeitkleidung dabei waren. Und Premierminister Modi konnte seine Bären-Umarmung anbringen, bevor die bilateralen Gespräche allen Ernstes begannen.

Modi nutzte dann die abschliessende gemeinsame Pressekonferenz, um Klartext zu reden. „Wer separatistische Trennlinien errichten will, wer die Souveränität, Einheit und Integrität unseres Landes in Frage stellt, wird auf keine Toleranz zählen können.“ Im gemeinsamen Communiqué wird unter dem Thema der gemeinsamen Bekämpfung von Terror-Organisationen explizit auch die Babbar Khalsa aufgezählt.

In seiner kurzen Rede sagte Modi, mit Trudeau als Adressaten, auch dies: „Sie haben während Ihres Besuchs die Vielfalt Indiens kennengelernt. Terror und Extremismus sind eine Gefahr für pluralistische Staaten wie Indien und Kanada. Jene, die religiöse Gefühle missbrauchen, um unsere Gesellschaften zu spalten, sollten bei uns keinen Platz finden.“ Adressat war wiederum der kanadische Gast. Aber man kann nur hoffen, dass er gerade beim letzten Satz sich selber ebenfalls aufmerksam zugehört hat.

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Bombay
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Weiter mit der Aleppo-Strategie

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Nach einer Woche Streit über Kommas und Nebensätze wurden die Verhandlungen ranzig. Moskau musste im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Farbe bekennen: Ist Russland bereit, einen befristeten Waffenstillstand in der seit 2013 von den syrischen Regierungstruppen belagerten Region Ost-Ghuta zu unterstützen, um den rund 400000 notleidenden Einwohnern humanitäre Hilfe zu leisten? Oder wollen die Russen bloss Zeit gewinnen, um gemeinsam mit der syrischen Luftwaffe die von Rebellen kontrollierten Siedlungen in einer Agrarzone am Rande der Hauptstadt Damaskus sturmreif zu schiessen?

In der Nacht zum Sonntag haben die Russen nun angesichts der wachsenden Ungeduld der übrigen 14 Mitglieder des Weltsicherheitsrats einer Resolution zugestimmt, nachdem sie noch einige Verwässerungen durchgesetzt hatten. Der Text fordert die Kriegsparteien auf, „ohne Verzug“ während dreissig aufeinander folgenden Tagen die Kämpfe einzustellen und die Belagerung aufzuheben, um wöchentliche Hilfskonvois für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen. In die andere Richtung sollen Verletzte und Kranke evakuiert werden.

Asads und Putins Strategie geht auf

Trotzdem sind die Pläne des syrischen Präsidenten Baschar al-Asad und seines Beschützers Wladimir Putin weitgehend aufgegangen. Beide setzen auf ihre erfolgreiche Aleppo-Strategie. Das heisst: Massive Bombardierungen ohne Rücksicht auf zivile Opfer, bis die Gegner kapitulieren oder abziehen. Im Weltsicherheitsrat spielen die russischen Diplomaten mit immer neuen Forderungen und Abänderungsvorschlägen auf Zeitgewinn. Einer der Streitpunkte war, wann die Feuerpause in Kraft treten soll. Die in New York einstimmig angenommene Resolution enthält kein präzises Datum für den Beginn der Waffenruhe. Die Luftangriffe der Regierungstruppen haben in den letzten Tagen massiv zugenommen und dauern weiter an.

Der Resolutionsentwurf wurde bereits vor einiger Zeit von Schweden und Kuwait eingebracht. In Ost-Ghuta mangelt es vor allem an Medikamenten. Die Umsetzung der Initiative wäre nur ein Tropfen auf einen heissen Stein. Doch es bleibt abzuwarten, ob Damaskus und Moskau die zeitweilige Einstellung der Kämpfe nicht weiter hintertreiben, denn sie droht der Boden- und Luftoffensive der Regierungstruppen gegen Ost-Ghuta ihren Schwung zu nehmen.

Mit Wortklauberei versuchten die russischen Diplomaten am Hauptsitz der Uno, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. Sollte es in den einzelnen Paragrafen heissen, der Weltsicherheitsrat „entscheidet“, „fordert“ oder „empfiehlt“? Es sind unterschiedliche Grade der Verbindlichkeit, doch den unschuldigen Opfern des Syrienkriegs bringen diese Nuancen nichts.

Russlands Aussenminister Sergej Lawrow kritisierte den schwedisch-kuwaitischen Resolutionsentwurf, weil er nicht alle „Terrororganisationen“ von der Feuerpause ausschliesse. Das Papier nennt aber den Islamischen Staat, die Al-Nusra-Front und Al-Kaida. Diese Formel wurde bereits bei anderen Abkommen verwendet, ohne dass Russland Einwände dagegen hatte. Welche Gruppen Lawrow jetzt meint, bleibt sein Geheimnis.

Asad will der Verurteilung als Kriegsverbrecher entgehen

Lawrow verlangte auch „Garantien“, dass die Rebellen in Ost-Ghuta die Beschiessung von Damaskus mit Mörsergranaten und Kleinraketen einstellen. Wer kann aber solche Garantien liefern? Recht hat der russische Aussenminister mit der Feststellung, dass die Militäraktionen der Assad-Gegner in den westlichen Medien kaum erwähnt werden. Die offizielle syrische Nachrichtenagentur Sana meldete am Freitag und Samstag den Einschlag von Mörsergranaten und einer Rakete in einem Vorort von Damaskus. Dabei sei eine Person getötet und 15 weitere Personen seien verletzt worden.

Die Westmächte und ihre Verbündeten haben der Aleppo-Strategie nichts entgegenzusetzen. Sie können den Bewohnern der Ost-Ghuta weder humanitären Beistand noch militärischen Schutz leisten. Der Ruf nach Menschlichkeit verhallt ungehört. Die von den Hilfswerken veröffentlichten  schrecklichen Opferstatistiken, die Bilder der Zerstörungen und des unerträglichen Leids lösen weniger Erregung aus als die „Me-Too“-Kampagne. Nach sieben Jahren hat man sich an den Krieg in Syrien gewöhnt.

Assad erwartet als Alternative zum Machterhalt um jeden Preis nichts anderes als eine Zelle im Haager Kriegsverbrechertribunal. Putin hingegen möchte als grosser Staatenlenker in die Geschichte eingehen. Dazu muss er auch ausserhalb seiner Heimat ein Image aufbauen. Vielleicht hat ihn der Brief nicht kalt gelassen, in dem ihn Angela Merkel und Emmanuel Macron am Freitag zur Annahme eines Waffenstillstands in Ost-Ghuta aufforderten.

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Genf
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Argentinische Mordsgeschichte

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Zu den Charakteristiken der so reichen und vielfältigen argentinischen Literatur gehört, dass sich ihre Vertreter auffällig häufig auf Vorläufer aus der eigenen Literatur beziehen, an denen sie sich reiben, die sie verehren und als Referenzen benutzen. So weit wie Marcelo Figueras, bekannter Erzähler, der mit seinem Roman „Kamtschatka“ auch den deutschsprachigen Raum erobert hat, gehen seine Kollegen freilich nicht.

Figueras’ jüngster Roman (von Esther Giersberg ins Deutsche übertragen) handelt von einem der eindrücklichsten Bücher der jüngeren argentinischen Literatur und vom Autor dieses Buchs. Entstanden ist ein packendes Stück Prosa, oszillierend zwischen Fiktion, Kriminalroman und Tatsachenbericht.

Eine Recherche über eine Recherche hat sich Figueras vorgenommen, einen fiktionalisierten Text über eine faktisch erwiesene Begebenheit. Und vor allem: er macht den Autor jenes Jahrhundertbuchs, der sich als solcher möglichst im Schatten hielt, zum Hauptrollenträger von „Das schwarze Herz des Verbrechens“, auch wenn er ihn nicht beim Namen nennt, sondern ihn durchwegs unter einer Initiale auftreten lässt.  

Ein Erschossener redet

Rodolfo Walsh (1927–1977) heisst dieser andere Autor. Er war Verfasser eleganter, an Borges geschulter Kriminalromane, gelegentlicher Journalist, passionierter Schachspieler, bevor er sich Mitte der Fünfzigerjahre an einem grausamen Vorfall festbiss, der sein Leben verändern sollte.

Vertreter des argentinischen Militärregimes entführten in einer Juni-Nacht des Jahres 1956 ein Dutzend Männer, die sie ohne hinreichendes Beweismaterial der Rebellion gegen die amtierende Regierung bezichtigten – und erschossen sie auf einer Müllhalde. Die Hinrichtung der Männer endete in einer wilden Knallerei, die Hälfte der Opfer überlebte und konnte im Dunkeln entkommen.

Walsh wurde zugetragen, dass einer der vermeintlich Toten, mit Schusswunden im Gesicht, bereit sei zu reden. Walsh suchte den Mann, machte weitere Überlebende ausfindig, redete mit betroffenen Familien, konsultierte Anwälte und schrieb sich die Geschichte von der Seele.

Was zuerst in Zeitungsreportagen, laufend um neue Einsichten und Materialien ergänzt, schliesslich als Buch an die Öffentlichkeit gelangte, bleibt bis heute ein mit eiskalter Leidenschaft geschriebener, bis an die Schmerzgrenze sondierender Bericht, der einem beim Lesen den Atem stocken lässt. Erich Hackl hat „Das Massaker von San Martín“ übersetzt und mit allen notwendigen Erläuterungen versehen 2010 im Rotpunktverlag publiziert.

Walsh wurde von Journalisten und Kollegen oft gefragt, warum er aus dem Material seiner Recherchen keinen Roman geschaffen habe. Er aber analysierte und erläuterte seine Entscheidung für den Tatsachenbericht, diskutierte das Genre mit Freund und Feind und war schliesslich überzeugt davon, dass der transparent gehaltene, in einer literarisch imprägnierten Sprache verfasste Tatsachenbericht dem Roman überlegen und für seine Themen das einzig Richtige sei. Tatsächlich hat Walsh den Faktenroman lange vor Truman Capote, dessen Buch „Kaltblütig“ gemeinhin für den Prototyp des neuen Genres gehalten wird, erfunden.

Es ist, als ob Figueras, der Walsh verehrt, ein halbes Jahrhundert nach dem „Massaker von San Martín“ die Probe aufs Exempel machen wollte, indem er nun tatsächlich den Stoff von Walsh samt der Person des Autors in einen Roman verwandelte. Wie viel Walsh-Biografie in den Roman eingeflossen ist, wissen wir nicht. Auf jeden Fall gelingt es Figueras, aus seinem Hauptrollenträger „R.“ einen spannenden Charakter zu formen, dem man gerne bis in die feinsten Verzweigungen des Romans folgt.

Durch die Ereignisse verwandelt

Walsh verband mit seiner aufsehenerregenden Schrift den Anspruch, dass die Opfer in seiner Recherche rehabilitiert, die Verbrecher vor Gericht gebracht würden. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte.

Figueras geht es erklärtermassen um etwas anderes. Sein Roman ist ein Entwicklungsroman: Er zeigt auf, wie aus einem gelangweilten, unpolitischen Intellektuellen und Schachspieler durch die Macht der Ereignisse ein engagierter, mitfühlender Mensch wird, der sich politisch so weit radikalisiert, dass er für das Terrorregime Argentiniens zum Staatsfeind wird. 1977, einen Tag nachdem Walsh die Regierung in einem offenen Brief anklagt, wird er ermordet. Das tödliche Risiko, dass er mit seinem Brief einging, war ihm bewusst, schreibt er doch am Schluss, dass er dies tue „in der Gewissheit, verfolgt zu werden, aber getreu der Verpflichtung, die ich vor langem eingegangen bin, in schwierigen Zeiten Zeugnis abzulegen“.

Figueras’ Roman endet im „schwarzen Herz des Verbrechens“, in einer Szene, in der R. in einen Hinterhalt gerät und erschossen wird. Was so oder ähnlich wirklich passiert ist, wird von Figueras sorgfältig rekonstruiert und mit den Mitteln der Romanfiktion einprägsam, sinnlich und sinnfällig gemacht. Da zeigt der Romancier, wie er Fakten durch behutsame stilistische Bearbeitung nachhaltig wirken lassen kann, ohne sie zu verfälschen.

Marcelo Figueras: Das schwarze Herz des Verbrechens. Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg. Zürich, Nagel & Kimche Verlag 2018.

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TROUVAILLES

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Klicken Sie auf unten stehende Titel:

“The Washington Post”: “Journalism is a risky business” by Jason Rezaian

“The Washington Post”: “The desperate images form one of Syria’s bloodiest days in Ghoutta” by Olivier Laurent & Louisa Loveluck

“The Washington Post”: “The Tet Offensive: 50 years later, photographs and memories still haunt war photographer Don McCullin” by Don McCullin

“The Washington Post”: “How fentanyl became the deadly street drug haunting America” by Katie Zezima & Kolin Pope

“The Washington Post”: “Billy Graham, charismatic evangelist with worldwide following, dies at 99” by Bart Barnes

“The Washington Post”: “How Billy Graham-inspired mega-churches are taking over the world” by Rick Noack

“The Washington Post”: “In laws, rhetoric and acts of violence, Europe is rewriting dark chapters of its past” by Griff Witte, James McAuley & Luisa Beck

“The New York Times”: “Bitcoin Thieves Threaten Real Violence for Virtual Currencies” by Nathaniel Popper

“The New York Times”: “How Unwitting Americans Were Deceived by Russian Trolls” by Scott Shane

“The New York Times”: “Inside the Russian Troll Factory: Zombies and a Breakneck Pace” by Neil McFarquhar

“The New York Times”: “’An Endless War’ Why 4 U.S. Soldiers Died in a Remote African Desert” by Rukmini Callimachi, Helen Cooper, Eric Schmitt, Alan Binder & Thomas Gibbons-Neff

“The New York Times”: “Rescuing Migrants Fleeing through the Frozen Alps” by Elian Peltier & Eloise Stark

“The New York Times”: “Seven Years Old and Kicked out of Beijing” by Javier C. Hernández

“The New York Times Magazine”: “The Case Against Google” by Charles Duhigg

“The New York Times Magazine”: “Why ‘Black Panther Is a Defining Moment for Black America” by Carvell Wallace

“The New York Times Magazine”: “The Elder Statesman of Latin American Literature – and a Writer of Our Moment” by Marcela Valdes

“The New York Review of Books”: “A Glimmer of Justice” by Aryeh Neier

“The New York Review of Books”: “Italy: ‘Whoever wins, won’t govern” by Tim Parks

“The Intercept”: “Failed Attempt to Smear Jeremy Corbyn Reveals Waning Power of British Tabloids” by Robert Mackey

“The Intercept”: “Intercepted Podcast: RussiaMania – Glenn Greenwald vs. James Risen”

“The Guardian”: “’No jerks allowed’: the egalitarianism behind Norway’s winter wonderland” by Sean Ingle

“The Guardian”: “’We can change this reality’: the women sharing news of war in Ghouta” by Emma Graham-Harrison

“The Guardian”: “The fascist movement that has brought back Mussolini to the mainstream” by Tobias Jones

“The Guardian”: “Meet the Sacklers: the family feuding over blame for the opioid crisis” by Joanna Walters

“The Guardian”: “Why Silicon Valley billionaires are prepping for the apocalypse in New Zealand” by Mark O’Connell

“The Guardian”: “Mormons want to save the Republican Party’s soul. But is it too late?” by J Oliver Conroy

“The Guardian”: “Not the end of the world: the return of Dubai’s ultimate folly” by Oliver Wainwright

“The Guardian”: “’Equality won’t happen by itself’: how Iceland got tough on the gender pay gap” by Jon Henley

“The Guardian”: “Inside the OED: can the world’s biggest dictionary survive the internet?” by Andrew Dickson

“The Observer”: “The epic failure of our age: how the West let down Syria” by Simon Tisdall

“The Independent”: “Western howls over the Ghouta siege ring hollow we aren’t likely to do anything to save civilians” by Robert Fisk

“The Atlantic”: “Benjamin Netanyahu’s Dangerous Obsession with the Media” by Amir Tibon

“BuzzFeed”: “Infocalypse Now” by Charlie Warzel

..........Kalenderwoche 7..........

“The New York Times”: “Inside a 3-Year Russian Campaign to Influence U.S. Voters” by Scott Shane & Mark Mazetti

“The New York Times”: “Meet the Troll Boss Who’s Close to Putin” by Neil Mc Farquhar

“The New York Times”: “Indictment Makes Trump’s Hoax Claim Harder to Sell” by Mark Landler & Michael D. Shear

“The New York Times”: “Six Minutes of Death and Chaos at a Florida School” by Richard Fausset, Serge F. Kovaleski & Patricia Mazzei

“The New York Times”: “The Truth About the Florida School Shooting” by David Leonhardt

“The New York Times”: “The Names and Faces of the Florida School Shooting Victims” by Jess Bidgood, Amy Harmon, Mitch Smith & Maya Salam

“The New York Times”: “Meet America’s Syrian Allies Who Helped Defeat ISIS” by Rod Nordland

“The New York Times”: “Kosovo Finds Little to Celebrate After 10 Years of Independence” by Andrew Testa (story & photographs)

“The New York Times”: “An Elite South African Who Vows to Fight for the Ordinary Citizen” by Norimitsu Onishi

“The New York Times”: “South Africa’s President Zuma Leaves Behind a Broken Democracy” by The Editorial Board

“The New York Times Magazine”: “A Literary Road Trip into the Heart of Russia” by Karl Ove Knausgaard

“The New Yorker”: “A Reckoning with Women Awaits Trump” by David Remnick

“The New York Review of Books”: “Who Killed More: Hitler, Stalin or Mao?” by Jan Johnson

”The New York Review of Books”: “The Heart of Conrad” by Calm Tóibín

“The Washington Post”: “Trump’s Russia Hoax turns out to be real” by Philipp Rucker

“The Washington Post”: “A former Russian troll speaks: ‘It was like being in Orwell’s world’” by Anton Troianovski

“The Atlantic”: “How to Talk Like Trump” by Kurt Andersen

“The Atlantic”: “Humorless Politicians Are the Most Dangerous” by Armando Iannucci

“The Guardian”: “Kosovo at 10: Challenges overshadow independence celebrations” by Andrew MacDowell

“The Guardian”: “’Unspeakable numbers’: 10’000 civilians killed or injured in Afghanistan in 2017” by Haroon Janjua

“The Guardian”: “America’s top feminist lawyer. Gloria Allred: ‘Men who have been wrongdoers are living in fear’” by Lucy Rocker

“The Guardian”: “The brutal world of sheep fighting: the illegal sport beloved by Algeria’s angry young men” by Hannah Rae Armstrong

“The Guardian”: “Safe, happy and free: does Finland have all the answers?” by Jon Henley

“The Guardian”: “The media exaggerates negative news. The distortion has consequences” by Steven Pinker

“The Guardian”: “America’s dark underbelly: I watched the rise of white nationalisms” by Vegas Tenold

“The Independent”: “War in 140 characters: How social media has transformed the nature of conflict” by David Patrikarakos

“The Independent”: “In the cases of two separate holocausts, Israel and Poland find it difficult to acknowledge the facts of history” by Robert Fisk

“The Observer”: “Pope Francis wowed the world, but, five years on, is in troubled waters” by Catherine Pepinster

“Columbia Journalism Review”: “One Dangerous Year” by Christie Chisholm

..........Kalenderwoche 6..........

“The New York Times”: “This Is Peak Olympics” by Stuart A. Thompson & Jessia Ma

“The New York Times”: “A United Korean Flag Can’t Hide Deep Divisions” by Deborah Acosta, Margaret Cheatham Williams & Alexandra Garcia

“The New York Times”: “As West Fears the Growth of Autocrats, Hungary Shows What’s Possible” by Patrick Kingsley

“The New York Times”: “It’s Time for Mahmoud Abbas to Go” by Roger Cohen

“The New York Times”: “Living Abroad Taught Me to Love America” by Janine di Giovanni

“The New York Times”: “Welcome to the Post-Text Future” by Farhad Manjoo (State of the Internet)

“The New York Times”: “Why Is the Syrian War Still Raging?” by Ben Hubbard & Jugal K. Patel

“The New York Times Magazine”: “The Rise of China and the Fall of the ‘Free- Trade’ Myth” by Pankaj Mishra

“The New York Times Magazine”: “When You’re a Digital Nomad, the World Is Your Office” by Kyle Chayka

“The New Yorker”: “A Reporter At Large: The White Darkness” by David Grann

“The New Yorker”: “Annals of Technology: Why Paper Jams Persist” by Joshua Rothman

“The New Yorker”: “State of the Resistance” by Jelani  Cobb

“New York Magazine”: “An Updated Guide to the Culture of Intoxicants” by Lauren Levin

“New York Magazine”: “Fashion Has an Image Problem” by Stella Bugbee

“New York Magazine”: “The Other Women’s March on Washington” by Rebecca Traister

“The New York Review of Books”: “Toughing It Out in Cairo” by Jasmine El Rashidi

“The New York Review of Books”: “Facebook’s Fake News Fix” by Sue Halpern

“The Atlantic”: “China Loves Trump” by Benjamin Carlson

“The Atlantic”: “The Real Bias at the FBI” by David A. Graham

“The Atlantic”: “The Man Who Saw Inside Himself” by Mark Bowden

“The Atlantic”: “Who Murdered Malta’s Most Famous Journalist?” by Rachel Donadio

“The Guardian”: “’The training stays with you’: the elite Mexican soldiers recruited by the cartels” by Falko Ernst

“The Guardian”: “My romantic holiday’: the good, the bad and the calamitous”

“The Observer”: “The Observer view on the future of space travel” (Editorial)

“Politico”: “The Coming Wars” by Bruno Maçães

“Politico Magazine”: “The Secret to Henry Kissinger’s Success” by Niall Ferguson

“Outside”: “How to Survive 75 Hours Alone in the Ocean” by Alex Hutchinson

“Outside”: “The Lost Art of Growing Old” by Bill Donahue

“Atavist”: “Losing Conner’s Mind” by Amitha Kalainchandran

“Wired”: “It’s the (Democracy-Poisoning) Golden Age of Free Speech” by Zeynep Tufekci

..........Kalenderwoche 5...........

“The Washington Post”: “Trump calls for unity, pushes GOP agenda in State of the Union speech” by Karen Tumulty & Philip Rucker

“The Washington Post”: “A Misleading State of the Union” by The Editorial Board

“The Washington Post”: “Fact checking the 2018 State of the Union speech” by Glen Kessler, Salvador Rizzo & Meg Kelly

“The Washington Post”: “Democrats to Trump: not good enough” by David Weigel

“The Washington Post”: “Hillary Clinton’s fatal flaw” by Christine Emba, Ruth Marcus & Alyssa Rosenberg

“The New York Times”: “Trump Can See an Improved Economy, but Not Himself” by Peter Baker

“The New York Times”: “What President Trump Doesn’t Get about the State of the Union” by The Editorial Board

“The New York Times”: “Trump’s Volk und Vaterland” by Roger Cohen

“The New York Times”: “The 426 People, Places and Things Donald Trump  Has Insulted on Twitter: A Complete List” by Jasmine C. Lee & Kevin Quealy

“The New York Times”: “Haiti: The Heroes of Burial Road” by Catherine Porter & Daniel Berehulak (photos and video)

“The New York Times”: “Running Dry in Cape Town” by Dianne Kane

The New York Times”: “A Dangerous Course Israel Should Avoid” by Danny Yatom & Ammon Reshef

“The New York Times Magazine”: “The Olympics Issue: The Frist African Team to Compete in Bobsled” as told by Jaime Low & Benjamin Lowy (photos)

“The New Yorker”: “Annals of Medicine: What Does It Mean to Die?” by Rachel Aviv

“The New Yorker”:  “On Not Becoming My Father” by Michael Chabon

“The New Yorker”: “The Trippy, High-Speed World of Drone Racing” by Ian Frazier

“The New York Review of Books”: “Art in Free Fall” by David Salle

“The New York Review of Books”: “The Great British Empire Debate” by Kenan Malik

“The New York Review of Books”: “The Worst of the Worst” by Michael Tomasky

“The Guardian”: “Bitcoin and cryptocurrencies – what digital money really means for our future” by Alex Hern

“The Guardian”: “The bureaucracy of evil: how Isis ran a city” by Gaith Abdul-Ahad

The Guardian”: “How the people of Mosul subverted Isis’ ‘apartheid’” by Gaith Abdul-Ahad

“The Guardian”: “’His death kills me each day’ – Mosul residents return home – to what?” by Mona Mahmood

“The Guardian”: “How the Mafias infiltrated Italy’s asylum system” by Barbie Latza Nadeau

“The Guardian”: “Robots will take our jobs. We’d better plan now, before it’s too late” by Larry Elliott

“The Observer”: “The search for the perfect painkiller” by Nic Fleming

“The Independent”: “Can vodou succeed where Western medicine fails?” by Julia Buckely

 “The Independent”: “Inside Afrin, the true victims of Turkey’s invasion of northern Syria are revealed” by Robert Fisk

“The Independent”: “Fake news: How going viral feeds the murky monster of truth” by David Barnett

“London Review of Books”: “Useful Only for Scrap Paper: Michelangelo’s Drawings” by Charles Hope

“Rolling Stone”: “How the GOP Rigs Elections” by Ari Berman

“National Geographic”: “They are watching you – and everything else on the planet” by Robert Draper

..........Kalenderwoche 4..............

“The New York Times”: “Tiny, Wealthy Qatar Goes Its Own Way, and Pays for It” by Declan Walsh & Tomas Munita

“The New York Times”: “To Rid the Taj Mahal of its Grime, India Prescribes a Mud Bath” by Kai Schultz

“The New York Times”: “The Follower Factory” by Nicholas Confessore, Gabriel J.X. Dance, Richard Harris & Mark Hansen

“The New York Times”: “Why Is Hollywood so Liberal?” by Neil Gross

“The New York Times”: “More than 160 Women say, Larry Nassar sexually abused them. Here are his accusers in their own words” by Carla Correa & Meghan Louttit

“The New York Times”: “Is There Something Wrong with Democracy?” by Max Fisher & Amanda Taub

“The New York Times”: “Fighting Climate Change? We’re Not Even Landing a Punch” by Eduardo Porter

“The New York Times Magazine”: “How Arafat Eluded Israel’s Assassination Machine” by Ronen Bergman

“The New Yorker”: “Onward and Upward with the Arts: Using Comedy to Strengthen Nigeria’s Democracy” by Adrian Chen

“The New Yorker”: “A Reporter at Large: A Prison Film Made in Prison” by Nick Paumgarten

“The New Yorker”: “The Political Scene: Jared Kushner Is China’s Trump Card” by Adam Entous & Evan Osnos

“New York Magazine”: “The Geeks of Wall Street” by Michelle Celarier

“New York Magazine”: “The Excesses of #MeToo” by Andrew Sullivan

“The New York Review of Books”: “Female Trouble” by Annette Gordon-Reed

“The New York Review of Books”: “The Bitter Secret of ‘Wormwood’” by Tamsin Shaw

“The New York Review of Books”: “Lebanon: About to Blow?” by Janine di Giovanni

“The New York Review of Books”: “Controlling the Chief” by Charlie Savage

The Washington Post”: “’I sit here and people just start to talk: How Michael Wolff wrote ‘Fire and Fury’” by Jonathan Capehart

“The Washington Post”: “The secret history of America’s ailing presidents and the doctors who covered up for them” by Monica Hesse

“The Washington Post”: “Inside the secret, sinister and very illegal cabal trying to destroy Trump” by Dana Milbank

“The Washington Post”: “Welcome to the golden age of conservative magazines” by T.A. Frank

“The Guardian”: “’Never get high on your own supply - why social media bosses don’t use social media” by Alex Hern

“The Guardian”: “The kill chain: inside the unit that tracks targets for US drone wars” by Roy Wenzel

“The Guardian”: “We will get him’: the long hunt for Isis leader Abu Bakr al-Baghdadi” by Martin Chulov

“The Guardian”: “Young Tunisians know 2011 changed nothing: the revolution goes on” by Ghassen Ben Khelifa & Hamza Hamouchene

“The Guardian”: “The Long Read: How a new technology is changing the lives of people who cannot speak” by Jordan Kisner

“The Guardian”: “Satellite Eye on Earth. November and December 2017 – in pictures”

“The Observer”: “Dazzled by Detroit: how Motown got its groove back” by Aaron Millar

“The Atlantic”: “Can the Earth Feed 10 Billion People?” by Charles C. Mann

..........Kalenderwoche 3..........

“The Guardian”: “The Trump test: are you fit to be US president?” by Anna Livsey

“The Guardian”: “’Is whistleblowing worth prison or a life in exile?’: Edward Snowden talks to Daniel Ellsberg” by Ewen MacAskill, Edward Snowden & Daniel Ellsberg

“The Guardian”: “Aden in the spotlight: war-torn city tries to dust itself off” by Phil Hoad

“The Guardian”: “Assault is not a feeling. The Aziz Ansari story shows why language matters” by Tiffany Wright

“The Guardian”: “Mythconceptions – 10 things from history everybody gets wrong” by Rebecca Rideal

“The Guardian”: “Trapped in Yemen: one man’s astonishing fight to get home to America” by Dave Eggers

“The Guardian”: “The Promise: One year after a county flipped for Trump, support has been lost – but isn’t gone” by Tom McCarthy

“The Guardian”: “Beyond the wire: the refugees of Manus Island”

“The Guardian”: “Post work. The radical idea of a world without jobs” by Andy Beckett

“The Guardian”: “Melania Trump: Seldom seen, rarely heard” by Lucia Graves

“The Observer”: “Zadie Smith: ‘I have a very messy and chaotic mind”

“The Observer”: “Anger that drove the Arab spring is flaring again” by Emma Grahm-Harrison

“London Review of Books”: “The Spanish Flu: The Untreatable” by Gavin Francis

“The Atlantic”: “Science Is Giving the Pro-Life Movement a Boost” by Emma Green

“The Washington Post”: “Mr. President, stop attacking the press” by John McCain

“The Washington Post”: “The coldest village on earth” by Eli Rosenberg

“The Washington Post”: “Is Trump’s doctor okay?” by Dana Milbank

“The Washington Post”: “What 7 Post photographers discovered after having 102 conversations with people in all 50 states plus D.C.” by Karly Domb Sadof,  Mary Anne Golon & Wendy Galieta

“The Washington Post”: “Book review: American democracy is on a break: welcome to ‘Trumpocracy’”by Carlos Lozada

“The Washington Post”: “What Unites Us?” by Ann Gerhart

“The New York Times”: “Letters: ‘Vison, Chutzpah and Some Testosterone’”

“The New York Times”: “What We Can Learn from S-Hole Countries” by Nicholas Kristof

“The New York Times”: “The 747 Had a Great Run. But Farewell Doesn’t Mean the End” by Zach Wichter & Dustin Chamber (photographs)

“The New York Times Magazine”: “Beyond the Bitcoin Bubble” by Steven Johnson

“The New York Times Magazine”: “I Used to Insist I Didn’t Get Angry. Not Anymore – On Female Rage” by Leslie Jamison

“The New York Times”: “Keep Our Mountains Free. And Dangerous” by Francis Sanzaro

“The New York Times”: “How the Other Half Lives in Iran” by Shahram Khosravi

“The New Yorker”: “World War Three, by Mistake” by Eric Schlosser

“The New Yorker”: “Dept. of Foreign Policy: How the U.S. Is Making the War in Yemen Worse” by Nicolas Niarchos

“The New Yorker”: “Letter from Calabria: The Woman Who Took on the Mafia” by Alex Perry

“The New York Review of Books”: “The Nuclear Worrier” by Thomas Powers

“Rolling Stone”: “Death of the American Trucker” by Tim Dickinson

..........Kalenderwoche 3...........

“The Guardian”: “India has 600 million young people – and they’re set to change our world” by Ian Jack

“The Guardian”: “Super Wealth: When will we see the world’s first trillionaire?” by Tom Campbell

“The Guardian”: “We laugh at Russian propaganda, but Hollywood history is just as fake” by Simon Jenknis

“The Guardian”: “California in revolt: how the progressive state plans to foil the Trump by Sam Levin

“The Guardian”: “Victor Orban’s reckless football obsession” by David Goldblatt & Daniel Nolan

“The Observer”: “’Peter Preston believed that journalism should try to make the world a better place’” by Roger Alton

“The New Yorker”: “A Reporter At Large: “When Deportation Is a Death Sentence” by Sarah Stillman

“The New Yorker”: “Modern Times: The Psychology of Inequality” by Elizabeth Kolbert

“New York Magazine”: “Maria’s Bodies” by Mattathias Schwartz (story) & Matt Black (photographs)

“New York Magazine”: “’The World’s Biggest Terrorist Has a Pikachu Bedspread” by Kerry Howley (story) & Mike McQuade (illustration)

“The New York Review of Books”: “Homeless in Gaza” by Sarah Helms

“The New York Review of Books”: “Bitcoin Mania” by Sue Halpern

“FiveBooks”: “The Best Nature Writing of 2017” by Charles Foster

“Outside”: “Red Daw in in Lapland” by David Wolman

“Smithsonian.com”: “The Extraordinary Life of Nikola Tesla” by Richard Gunderman

“ProPublica”: “Trashed: Inside the Deadly World of Private Garbage Collection” by Kiera Feldman

“Literary Hub: “The Largest Leak in History” by Jeffrey Himmelman

“Mosaic”: “Something in the Water” by Joshua Sokol

“Verso”: “The Communist hypothesis” by Alain Badiou & Laurent Joffrin

“War on the Rocks”: “How to Organize a Military Coup” by Danny Orbach

“the PARIS REVIEW”: “Jack Kerouac, The Art of Fiction No. 41” interviewed by Ted Berriogan

“The New York Times”: “In My Chronic Illness, I Found a Deeper Meaning” by Elliot Kukla

“The New York Times”: “Where Women Can Make Movies? The Middle East” by Nana Asfour

“The New York Times Magazine”: “Learning How to Fool Our Algorithmic Spies” by John Herman

“The New York Times”: “Mr. Amazon Steps Out” by Nick Wingfield & Nellie Bowles

“The New York Times”: “Donald Trump Flushes Away America’s Reputation” by the Editorial Board

“The New York Times”: “How Democracies Perish” by David Brooks

“The New York Times”: “52 Places to Go to in 2018”

“The New York Times Magazine”: “The Mystery of the Exiled Billionaire Whistle-Blower” by Lauren Hilgers

“The Washington Post”: “Being a mother in Hawaii during 38 minutes of nuclear fear” by Allison Wallis

..........Kalenderwoche 2..........

“HuffPost”: “The Wildest Moments from ‘Fire and Fury’, the Trump book everyone is talking about” by Marina Fang, Sara Boboltz & Chris D’Angelo

“New York Magazine”: “Donald Trump Didn’t Want to Be President” by Michael Wolff & Jeffrey Smith (illustrations)

“The New York Times”: “Michael Wolff, From Local Media Scourge to National Newsmaker” by Michael S. Grynbaum

“The New York Times”: “Everyone in Trumpworld Knows He’s an Idiot” by Michelle Goldberg

“The New York Times”: “Why Iran Is Protesting” by Amir Ahmadi Arian

“The New York Times”: “A Chinese Empire Reborn” by Edward Wong

“The New York Times”: “If No One Owns the Moon, Can Anyone Make Money Up There?” by Kenneth Chang

“The New York Times Magazine”: “This Cat Sensed Death: What If Computers Could, Too?” by Siddhartha Mukherjee

“The New York Times Magazine”: “The Case for the Subway” by Jonathan Mahler

The New Yorker”: “Letter from California: Can Hollywood Change Its Ways” by Dana Goodyear

“The New Yorker”: “A Reporter At Large: Making China Great Again” by Evan Osnos

“The New Yorker”: “Personal History: My Father’s Body, At Rest, and in Motion” by Siddhartha Mukherjee

“The New York Review of Books”: “This Land Is Our Land” by Raja Shehadeh

“The New York Review of Books”: “Damage Bigly” by James Mann

“The New York Review of Books”: “Murderous Majorities” by Mukul Kesavan

“The New York Review of Books”: “God’s Oppressed Children” by Pankaj Mishra

“The Washington Post”: “Dave Barry’s Year in Review: Russia Mania, covfefe, and the Category 5 weirdness of 2017” by Dave Barry

“The Washington Post”: “Winner and losers from 2017, the year in politics” by Aaron Blake

“The Washington Post”: “A once trendy Rio slum is now ‘at war’” by Anthony Faiola & Anna Jean Keiser

“The Intercept”: “The Biggest Secret: My Life as a New York Times Reporter in the Shadow of the War on Terror” by James Risen

“The Intercept”: “All the New Unfit to Print: James Risen on his Battles with Bush, Obama, and the New York Times” by James Risen

“The Guardian”: “Where to go on holiday in 2018 – the hotlist”

“The Guardian”: “2018 in books – a literary calendar”

“The Independent”: “The Middle East in 2018” by Patrick Cockburn

“Huffpost”; “What I Learned from Reading all the Media Safaris into ‘Trump country’ I Could Handle before Wanting to Die” by Ashley Feinberg

“Wired”: “Inside China’s Vast Experiment in Social Ranking” by Mara Hvistendahl

“Dawn”: “Who Killed Benazir Bhutto?” by Ziad Zafar

“History Today”: “The Sultan and the Sultan” by William Armstrong

“Lawfare”: “Avengers in Wrath: Moral Agency and Trauma Prevention for Remote Warriors” by Dave Blair

“The Atlantic”: “What Putin Really Wants” by Julia Joffe

..........Kalenderwoche 1...........

“The New York Times”: “How to Be Happier, Safer, Healthier and Smarter in 2018” by Tim Herrera

“The New York Times”: “In Tangled War in Afghanistan, a Thin Line of Defense against ISIS” by Mujib Mashal

“The New York Times”: “Editors Speak: A Reading List 2017” by David Leonhardt

“The New York Times”: “The Year in Climate”

“The New York Times”: “Trump Veers Away from 70 Years of U.S. Foreign Policy” by Mark Landler

“The New York Times”: “Iran’s and Saudi’s Latest Power Struggle: Expanding Rights for Women” by Anne Barnard & Thomas Erdbrink

“The New York Times”: “At His Own Wake, Celebrating Life, and the Gift of Death” by Leslye Davis

“The New York Times”: “An Israel of Pride and Shame” by Roger Cohen

“The Washington Post”: “10 ways tech will shape your life in 2018, for better and worse” by George F. Fowler

“The Washington Post”: “A Second Revolution in Iran? Not yet” by Maziar Bahari

“The Washington Post”: “To beat Trump, you have to learn to think like his supporters” by Andres Miguel Rondon

“The Guardian”: “Trump’s progress report: his impact so far and what to watch for next year” by David Smith

“The Guardian”: “How I became Christian again: the long journey to find my faith once more” by Bryan Mealer

“The Observer”: “Laughing parrots, backflipping robots and savior viruses: Science stories of 2017”

The Independent”: “Twenty extraordinary women who changed the world in 2017” by Harriet Marsden

“Literary Review”: “Gorbachev: The Last Comrade” by Robert Service

“Verso”: “The Communist hypothesis” by Alain Badiou & Laurent Joffrin

“Emergency Physicians Monthly”: “How One Las Vegas ED Saved Hundreds of Lives After the Worst Mass Shooting in U.S. History” by Kevin Menes MD, Judith Tintinally MD, Ms & Logan Plaster

“American Affairs”: “The New Class War” by Michael Lind

“Atlas Obscura”: “To be a bee” by Natasha Frost

“History Today”: “Murder at the Vatican” by Catherine Fletcher

“The Economist”: “Naples: The monster beneath” by Helen Gordon

“Commentary”: “The Art of Conducting” by Terry Teachout

“Vox”: “Talking Policy with Paul Krugman” by Ezra Klein

.........Kalenderwoche 50..........

“The New York Times”: “This is the story of how 665’000 Rohingya escaped Myanmar” by Tomas Munita, Ben C. Salomon, Mona el-Naggar & Adam Dean

“The New York Times”: “The Real Coup Plot Is Trump’s” by Yascha Mounk

“The New York Times”: “The G.O.P. Is Rotting” by David Brooks

“The New York Times”: “On the Surface and Underneath, s Syrian boy Carries the Scars of War” by Rebecca Collard

“The New York Times”: “17 Postcards From Our Correspondents Around the World” collected by Suzanne Spector

“The New York Times”: “The Year from Above” by Rebecca Lai & Tim Wallace

“The New York Times”: “The Bitcoin Boom: In Code We Trust” by Tim Wu

“The New York Times”: “Our Journalists Share Their Most Memorable Interviews of 2017”

“The New York Times”: “Deliverance from 27’000 Feet” by John Branch

“The New York Times”: “Behind the Race to Publish the Top-Secret Pentagon Papers” by Niraj Chockshi

“The New York Times Magazine”: “Gordon Peele’s X-Ray Vision” by Wesley Morris

“The New Yorker”: “The Case for Not Being Born” by Joshua Rothman

“The New Yorker”: “The New Yorker Radio Hour: America after Weinstein” with David Remnick

“New York Magazine”: “Can Nikki Haley Save the World?” by Andrew Rice

“New York Magazine”: “The Plot to Bomb Garden City, Kansas” by Jessica Pressler (story) & Benjamin Rasmussen (photographs)

“New York Magazine”: “He Wanted Jihad. He Got Foucault” by Dina Temple-Raston

“New York Magazine”: “A Fiftieth Anniversary Issue: My New York”

“The New York Review of Books”: “God’s Oppressed Children” by Pankaj Mishra

“The New York Review of Books”: “Super Goethe” by Ferdinand Mount

“The Washington Post”: “’I hope I can quit working in a few years’: a preview of the U.S. without pensions” by Peter Whoriskey

“The Washington Post”: “The Arctic Dilemma” by Chris Mooney (story) & Alice Li (video)

“The Washington Post”: “17 good things that happened in 2017” by the Editorial Board

“Washington Post”: “Indian administered Kashmir: ‘My life is over” by Annie Gowan

“The Washington Post”: “A Christmas Gift: Stories of bridges across the divide” by Avi Selk, Steve Hendrix, Perry Stein, Samantha Schmidt & Jessica Contrera

“The Guardian”: “The Promise: Trump voters see his flaws but stand by president who shakes things up” by Tom McCarthy

“The Guardian”: “Reckoning with a culture of resentment” by Dayna Tororici

“The Guardian”: “Photographer of the Year: Sorah Bensemra” by Sorah Bensemra & Matt Fidler

“The London Review of Books”: “What We Don’t Talk about When We Talk about Russian Hacking” by Jackson Lears

“The London Review of Books”: “The ‘New Anti-Semitism’” by Neve Gordon

“Sports Illustrated”: “Media Circus: The Best Journalism 0f 2017”
 

..........Kalenderwoche 48..........

“The Atlantic”: “What Putin Really Wants” by Julia Joffe

“The Washington Post”: “Hacking Democracy: Doubting the intelligence, Trump pursues Putin and leaves a Russian threat unchecked” by Greg Miller, Greg Jaffee & Philip Rucker

“Washington Post”: “Thank You, Alabama” by the Editorial Board

“The Washington Post”: “Fact Checker: The biggest Pinocchios of 2017” by Glenn Kessler

“The Washington Post”: “America’s chaotic, crazy, challenging, great, tumultuous, horrible, disappointing year” by Scott Clement, Emily Guskin & Shelly Tan

“The Washington Post”: “High School Football: ‘There’s nothing like Frieday” by Jessy Dougherty (story) & Tony L. Sandis (photographs)

“The Washington Post”: “How Washington Post journalists broke the story of allegations against Ray Moore” by Libby Casey

“The New York Times”: “Yes, the Truth Still Matters” by David M. Shribman

“The New York Times”: “Thank heaven for …Alabama?” by Frank Bruni

“The New York Times”: “The Year in Stuff” by Matthew Schneider

“The New York Times”: “The Best Art Books of 2017” by Holland Cotter,Roberta Smith & Jason Farago

“The New York Times Magazine”: “To Unlock the Brain’s Mystery, Purée It” by Ferris Jabr

“The New York Times Magazine”: “The Reckoning: Women and Power in the Workplace” Essays and Art from Jenna Wortham, Ruth Franklin, Vivian Gornick, Parul Sehgal, Heidi Julavits, Paula Scher, Olivia Locher, Amber Vittoria and more

“The New Yorker”: “Letter from Tallinn: Estonia, the Digital Republic” by Nathan Heller

“The New Yorker”: “Profiles: Jim Simons, the Numbers King” by D.T. Max

“The New Yorker”: “Annals of Technology: China’s Selfie Obsession” by Jiayang Fan

“The New Yorker”: “The Current Cinema: Steven Spielberg’s Ode to Journalism in ‘The Post’” by Anthony Lane

“The New York Review of Books”: “David Hockney: More Light!” by Julian Bell

“The Guardian”: “Bombed into famine – how Saudi air campaign targets Yemen’s food supplies” by Iona Craig

“The Guardian”: “’A different dimension of loss’: inside the great insect die-off” by Jacob Mikanowski

“The Guardian”: “The traditional Chinese dance troupe China doesn’t want you to see” by Nicholas Hune-Brown

“The Guardian”: “The Silicon Valley paradox: one in four people are at risk of hunger” by Charlotte Simmonds

“The Guardian”: “A Journey through a land of extreme poverty: welcome to America” by Ed Pilkington

“The Guardian”: “The year is 2037. This is what happens when the hurricane hits Miami” by Jeff Goodell

“The Guardian”: “Photographer of the Year: we shortlist the best of 2017”

“The Guardian”: “Manchester City’s plan for global domination” by Giles Tremlett

“London Review of Books”: “Diary of an Oil-Company Lawyer” by William Carter

“Scientific American”: “A Guide to Cheating in the Olympics” by Bill Gifford

“Scientific American”: “The Nuclear President” by The Editors

“The American Scholar”: “Tales of War and Redemption” by Phil Klay

“Project Syndicate”: “The Man Who Didn’t Save the World” by Peter Singer

“Medium”: “2017: Words That Matter”

..........Kalenderwoche 47..............

“The New York Times”: “What Doctors Should Ignore” by Moises Velasquez-Manoff

“The New York Times”: “Inside Trump’s Hour-by-Hour Battle for Self-Preservation” by Maggie Haberman, Glenn Thrush &Peter Baker

“The New York Times”: “How ISIS Produced Its Arsenal on a Industrial Scale” by John Ismay, Thomas Gibbons-Neff & C. J. Chivers

“The New York Times”: “She Wants Independence. In Egypt, That Can be Dangerous” by Mona el-Naggar, Mark Meatto & Youtus al-Hlou

“The New York Times”: “5 Takeaways form a Times Talk about Sexual Harassment”

“The New York Times”: “For Trump, an Embassy in Jerusalem Is Pure Politics” by Mark Landler

The New York Times”: “In the Arab World, the Rallying Cry for Jerusalem May Have Lost Its Force” by Anne Barnard, Ben Hubbard & Declan Walsh

“The New York Times”: “Trump Is Making a Huge Mistake on Jerusalem” by Hanan Ashrawi

“The New York Times”: “Ehud Barak: We Must Save Israel from its Government” by Ehud Barak

“The New York Times”: “The Price of War with North Korea” by Barry R. Posen

“The New York Times”: “Bela, the Forgotten War Orphan” by Keren Blankfeld

“The New York Times” – “2017: “The Year in Climate”

“The New York Times”: “The Best Art of 2017” by Roberta Smith,. Holland Cotter & Jason Farago

“The New Yorker”: “A Reporter At Large: Nicholas Maduro’s Accelerating Revolution” by Jon Lee Anderson

“The New Yorker”: “Donald Trump’s ‘Fake News’ Tactics” by Steve Coll

“The New Yorker”: “Annals of Medicine: The Bell Curve” by Atul Gawande

“The New Yorker”: “Annals of Education: Success Academy’s Radical Educational Experiment” by Rebecca Mead

“The Washington Post”: “The plea of a Syrian activist: Don’t forget us” by Ishaan Tharoor

“The Washington Post”: “Brothers in Arms” by Dan Lamothe

“The Guardian”: “Portugal’s radical drug policy is working. Why hasn’t the world copies it?” by Susana Feirreira

“The Guardian”: “Why are American farmers killing themselves in record numbers” by Debbie Weingarten

“The Guardian”: “Hillary Clinton meet Mary Beard: ‘ I would love to have told Trump: Back off, you creep’” by Decca Aitkenhead

“The Guardian”: “Trump-Russia investigation: the key questions answered” by Tom McCarthy & Sam Morris

“The Guardian”: “The US is exporting obesity – and Trump is making the problem worse” by Kenneth Rogoff

“New Statesman”: “Europe’s Hidden Fractures” by Brendan Simms

“London Review of Books”: “Gorbachev: Big Man Walking” by Neal Ascherson

“Lawfare”: “The Conflict in Yemen: A Primer” by Clare Duncan

“Places Journal”: “Hitler at Home” by Despina Stratigakos

“The Cut”: “My Son Should Never Have been Born” by Jen Gann (text) & Elinor Canucci

“The Atlantic”: “The Limits of Science” by Martin Rees

“Longreads”: “Ushering My Father to a (Mostly) Good Death” by Karen Brown

..........Kalenderwoche 46..........

“The New York Times”: “The ‘New Seven Wonders’ of the World” by Veda Shastri, Guglielmo Mattioli & Kaitlyn Mullin

“The New York Times”: “From North Korea, With Dread” by Adam B. Ellick & Jonah M. Kessel

“The New York Times”: “’No Such Thing as Rohingya’: Mynamar Erases a History” by Hannah Beech

“The New York Times”: “The 100 Notable Books of 2017” by the Book Review

“The New York Times”: “Is Trump Going to Lie Our Way Into War With Iran?” by Mehdi Hasan

“The New York Times”: “Building A.I. That Can Build A.I.” by Cade Metz

“The New York Times Magazine”: “El Salvador: ‘They’ll have to answer to us’” by Azam Ahmed

“The New York Times Magazine”: “How Far Will Sean Hannity Go?” by Matthew Shaer

“The New Yorker”: “A Reporter At Large – Lake Chad: The World’s Most Complex Humanitarian Disaster” by Ben Taub

“The New Yorker”: “The French Origins of ‘You Will Not Replace Us” by Thomas Chatterton Williams

“The New Yorker”: “A Neuroscientist’s Diary of a Concussion” by Daniel J. Levitin

“The New Yorker”: “How Mugabe Freed Itself from Robert Mugabe” by Petina Gappah

“The Washington Post”: “’He’s a little obsesses with me’: Hillary Clinton reflects with raw honesty on Trump and 2016” by Jonathan Capehart

“The Washington Post”: “From ‘Access Hollywood’ to Russia, Trump tries to paint the rosiest picture” by Josh Dawsey, Ashley Parker & Philip Rucker

“The Washington Post”:”The Grizzlies Are Coming” by Karin Brulliard

“The Washington Post”: “The jihadist plan to use women to launch the next incarnation of ISIS” by Souad Mekhennet & Joby Warrick

“The Guardian”: "US gun violence spawns a new epidemic: conspiracy theorists harassing victims” by Sam Levin & Lois Becket

 “The Guardian”: “Fifa’s new broom Infantino exhibiting signs of limited shelf life” by Marina Hyde

“The Guardian”: “A gossip columnist’s guide to outwitting Trump, ‘ a narcissist beyond description” by Lucia Graves

“The Guardian”: “We work under siege’: the journalists who risk death for doing their jobs” by David Agren, Jonathan Watts, Shaun Walker, Kareem Shaheen & Michael Safi

“Vanity Fair”: “The End of the Social Era Can’t Come Soon Enough” by Nick Bilton

“The Conversation”: “How social media fires people’s passions – and builds extremist divisions”

“The Atlantic”: “How to Survive the Media Apocalypse” by Derek Thompson

“The Atlantic”: “No Family Is Safe from This Epidemic” by James Winnefeld

..........Kalenderwoche 45..........

“The New York Times”: ”Looking for the Sublime? It’s in this Swiss Valley” by Stephen Hiltner

“The New York Times”: “Why Lost Means Lost Hope for an Inuit Village” by Livia Albeck-Ripka

“The New York Times”: “Hooray for Fiona the Hippo. Our Bundle Social-Media Bundle Joy” by Rachel Syme

“The New York Times”: “What We Owe the Innocent Victims of America’s Wars” by Patrick Leahy

“The New York Times”: “Saudi Arabia’s Spring At Last” by Thomas L. Friedman

“The New York Times”: “Why Won’t Israel Let Me Mourn My Father?” by Raed Jarrar

“The New York Times”: “Detroit: The Most exciting City in America?” by Reif Larsen

“The New York Times”: “Our Love Affair with Digital Is Over” by David Sax

“The New York Times”: “No bombs. No guns. Just 90 minutes of soccer” by Mujib Mashal & Fahim Abed

“The New York Times”: “They Stayed Put, But Their City Disappeared” by Somini Sengupta

“The New York Times Magazine”: “The Coast Guard’s ‘Floating Guantamos’” by Seth Freed Wessler

"The New York Times": Can A.I. Be Taugfht to Explain Itself? by
Cliff Kuang

“The New Yorker”: “A Reporter At Large: A Mexican Town Wages Its Own War on Drugs” by Alexis Okewo“

The New Yorker”: “Annals of Crime:The Serial-Killer Detector” by Alec Wilkinson

“The New York Review of Books”: “It’s the Kultur, Stupid” by Timothy Garton Ash

“The New York Review of Books”: “Big Money Rules” by Diane Ravitch

“The Washington Post”: “With the loss of its caliphate, ISIS could turn even more reckless and radical” by Greg Jaffy & Joby Warrick

“The Washington Post”: “There’s a third-world America that nobody notices” by Parker Abt

“The Guardian”: “After the liberation of Mosul, an orgy of killing” by Gaith Abdul-Ahab

“The Guardian”: “How the sandwich consumed Britain” by Sam Knight

“The Guardian”: “The $3bn subway station and other urban white elephants” by Colin Horgan

“The Guardian”: “Gaza City in the spotlight: hesitant hope in an city where everyone still wants out” by Miriam Berger

“The Guardian”: “Flags, passion and anger: reporting form a divided Spain” by Sam Jones

“The Independent”: “US foreign policy in the Middle East doesn’t exist anymore” by Robert Fisk

“Vanity Fair”: “What Trump Told the Russians” by Howard Blum

“Vanity Fair”: “The Real-Life Mad Max Who Battled ISIS in a Bulletproof BMW” by Jeffrey A. Stern

..........Kalnderwoche 44..........

“The Atlantic”: “Mugabe’s Inner Circle Implodes” by Todd Moss & Jeffrey Smith

“The Atlantic”: “Bill Clinton: A Reckoning” by Caitlin Flanagan

“The Atlantic”: “The Making of an American Nazi” by Luke O’Brian

“The Washington Post”: “Lebanon’s crisis sets the stage for Middle East calamity” by Ishan Tharoor

“The Washington Post”: “Damaged Bodies, Healing Hearts” by Amy Ellis Nutt (story) & Trevor Frost (photos)

“The Washington Post”: “The rapid cycle of gun violence” by Peter Hermann, Ann E. Marimow & Clarence Williams

“The Washington Post”: “This Thin Ribbon of Land Separates North and South Korea – Why Should We Care?” by Armand Emamdjomeh, Laris Karklis & Tim Meko

“The New Yorker”: “Annals of Science: Can Carbon-Dioxide Removal Save the Earth?” by Elizabeth Kolbert

“The New Yorker”: “Tech Support: Pictures of the Dead” by Otessa Moshfegh

“The New Yorker”: “How to Get Rich Playing Video Games Online?” by Taylor Clark

“The New Yorker”: “Dept. of Human Resources: Why Ageism Never Gets Old” by Tad Friend

“New York Magazine”: “After Trump” by Frank Rich

“The New York Review of Books”: “Why This Isn’t Trump’s Watergate” by Andrew Cohen

“The New York Times”: “A Toxic Mix: Sex Religion and Hypocrisy” by Silvie Kauffmann

“The New York Times”: “75 Years Later, for Russians Stalingrad is a Battle to Remember” by Sergey Ponomarev (test & photographs)

“The New York Times Magazine”: “The Air War against ISIS:  The Uncounted” by Azmat Khan & Anand Gopal

“The New York Times Style Magazine”: “The School Prepping for Apocalypse” by Tom Vanderbilt

“The Guardian”: “How to sell a country: the booming business of nation branding” by Samantha Subramanian

”The Guardian”: “From the Everglades to the Kilimanjaro: climate change is destroying world wonders” by Damian Carrington

”The Guardian”: “Could a George Clooney presidency save America?” by Steve Rose

“The Guardian”: “How Trump walked into Putin’s web” by Luke Harding

“The Guardian”: “A mission for journalism in a time of crisis” by Katherine Viner

“The Guardian”: “Paradise Papers: Who’s who in the leak of offshore secrets” by David Pegg

“The Rumpus”: “Voices on Addiction: Travels with my Daughter” by TJ Wood

“Five Books”: “The best books on free speech” by Timothy Garton Ash

“Conversations with Taylor”: “Ant Among elephants” by Sujatha Gidla

“The Nation”: “What Was It Like to be Ernest Hemingway?” by John Banville

..........Kalenderwoche 43..........

“The Washington Post”: “An alternative history of the year since Election Day 2016” by Rachel Sklar

“The Washington Post”: “Podcast: Can he (Donald Trump) do that?”

“The Washington Post”: “The lives lost in Sutherland Springs, Tex.” by the Washington Post staff

“The Washington Post”: “The Sound of hymns drifted from the country church. Then came gunfire” by Peter Holley, Eli Rosenberg, Joel Achenbach & Wesley Lowery
 

“The New York Times”: “How Did ‘Peace’ Become a Dirty Word in Israel?” by Shmuel Rosner

“The New York Times”: “I Want ‘Allahu Akbar’ Back” by Wajahat Ali

“The New York Times”: “Running Through the Heart of Navajo” by Michael Powell

“The New York Times”: “Thoughts and Prayer for Texas, N.R.A. Funding for Washington” by David Leonhardt, Ian Prasad Philbrick &Stuart A. Thompson

“The New York Times”: “The Climate Risks We Face” by Bradley Horton, Katharine Hayhoe, Robert Kopp & Sarah Doherty

“The New York Times”: “Louvre Abu Dhabi, a Cultural Cornerstone Where East Meets West” by Doreen Carvajal

“The New Yorker”: “Harvey Weinstein’s Army of Spies” by Ronan Farrow

“The New Yorker”: “Photo Booth: Richard Avedon’s and James Baldwin’s Joint Examination of American Identity” by Hilton Als

“New York Magazine”: “This Is What the Trump Abyss Looks Like” by Andrew Sullivan

“The New York Review of Books”: “Under the Banner of New York” by Zadie Smith

“The New York Review of Books”: “Year One: It’s Up to Us” by David Cole

“The New York Review of Books”: “The Pity of it All” by Frances FitzGerald

“The New York Review of Books”: “Syria: War of All against All” by Lindsey Hilsum

“The Guardian”: “Is the internet ultimately a force for good or evil?” by Emma Brockes

“The Guardian”: “The picture essay: Elena Ferrante’s Naples” by Sophia Seymour (test) & Giuseppe Di Vaio

“The Guardian”: “Why have we built a paradise for offshore billionaires?” by Thomas Frank

“The Guardian”: “The neuroscience of no regret: why people still support Brexit and Trump” by Dean Burnett

“The Guardian”: “The Long Read: How Britain did Gaddafi’s dirty work” by Ian Cobain

“The Guardian”: “Me and Barack Obama: eight years of photographing the president” by Pete Souza

“London Review of Books”: “The President and the Bomb” by Adam Shatz

“Vanity Fair”: “How Trump Brought the Political Media Class to its Knees” by Peter Hamby

“Wired”: “Love in the Time of Robots” by Alex Mar

“Lesswrong”: “Does Age Bring Wisdom?” by Scot Alexander

..........Kalenderwoche 42..............

“The Guardian”: “Paradise Papers leak reveals secrets of the world’s elite hidden wealth” by Juliette Garside

“The Guardian”: “What are the Paradise Papers and what do they tell us?” by Nick Hopkins

“The Guardian”: “Queen’s private estate invested millions offshore” by Hilary Osborne

“The Guardian”: “Trump commerce secretary’s business links with Putin family laid out in leaked files” by Jon Swaine & Luke Harding

“The Guardian”: “Is it too late to save the world? Jonathan Franzen on one year of Trump’s America” by Jonathan Franzen

“The Guardian”: “11/8/16: the documentary that asks us to relive the day Trump shocked America” by Adam Gabbatt

“The Guardian”: “From Zadie Smith to Ethan Hawke: why we love graphic novels”

“The Guardian”: “The Balfour declaration isn’t history, it’s an everyday reality for Palestinians” by Yasmeen el Khoudary

“London Review of Books”: “Interplanetary Gold Rush” by Aaron Bastani

“The Washington Post”: “2016 is the election that will never end” by Dan Balz

“The Washington Post”: “A Reconstruction of the New York City truck attack” by Monica Hesse

“The Washington Post”: “The Balfour Declaration still divides the Middle East 100 years later” by Ishaan Tharoor

“The Washington Post”: “Anatomy of a Russian Facebook ad” by Leslie Shapiro

“The Washington Post”: “A mysterious virus is killing Africans. Scientists are racing to understand it before it goes global” by Lena H. Sun (story) & Melina Mara

“The Washington Post Magazine”: “The Few, The Proud: Women marines define themselves” by Elizabeth Chang (story) & Béatrice de Gea (photos)

“The New York Times”: “Saudis Arrest One of the World’s Richest Men” by David D. Kirkpatrick

“The New York Times”: “Yayoi Kusama and the Amazing Polka-Dotted, Selfie-Made Journey to Greatness” by Roberta Smith

“The New York Times”: “Sensations of Sound” by Maureen Towy, Rachel Kolb & James Merry

“The New York Times”: “Seven Bizarre Notions Trump and His Team Have About America” by Andrew Rosenthal

“The New York Times”: “Silence of the Democrats” by Michael Tomasky

“The New York Times Magazine”: “A Post-Obama Democratic Party in Search of Itself” by Robert Draper

“The New York Times Magazine”: “The First Woman to Translate the ‘Oyssee’ into English” by Wyatt Mason

“The New York Times Magazine”: “How Facebook’s Oracular Algorithm Determines the Fates of Start-Ups” by Burt Helm

“The New York Times”: “Times Documentaries: 796 Irish Children Vanished. Why?” by Kassie Bracken

“The New Yorker”: “Letter from Syria: Dark Victory in Raqqa” by Luke Mogelson

“The New Yorker”: “Annals of Science: A Pill to Make Exercise Obsolete” by Nicola Twilley

“The New Yorker”: “Books: How Stalin Became a Stalinist” by Keith Gessen

“Literary Hub”: “The world’s most famous manuscript” by Christopher de Hamel

..........Kalenderwoche 41...........

“The New York Times”: “If All Else Fails” by Roger Cohen

“The New York Times”: “Jane Goodall’s Unparalleled Life in Never-Before Seen Footage” by Melina Ryzik

“The New York Times”: “Selling the Porsche to Promote Iranian Art” by Thomas Erdbrink

“The New York Times”: “The Perfect Woman to Paint Michelle Obama” by Naima Green

“The New York Times”: “Stranger Than Fiction: The Best True-Crime Stories” by Marylin Stasio

“The New York Times Style Magazine”: “The Greats”

“The New Yorker”: “The Family That Built an Empire of Pain” by Patrick Radden Keefe

“The New Yorker”: “Portfolio: Faces of an Epidemic” by Philip Montgomery (photography) & Margaret Talbot (text)

“The New Yorker”: “A Critic At Large: How Martin Luther Changed the World” by Joan Acocella

“The New Yorker”: “We Are Witnesses: A Portrait of Crime and Punishment in America”

“The New Yorker”: “A Reporter At Large: After Welfare” by Katherine Boo

“The New York Review of Books”: “Myanmar: Marketing a Massacre” by Francis Wade

“The New York Review of Books”: “China’s Silk Road Illusions” by Philip Bowring

“The Washington Post”: “Is this who we are?” by The Editorial Board

“The Washington Post”: “How to fix American Democracy” by the Editors, Michael Bierut (illustration) & Kolin Pope (animation)

“The Washington Post”: “Red Century: The rise and decline of global communism” by Will Englund

“The Washington Post”: “The old obit man looks around” by Garrison Keillor

“Rolling Stone”: “Rachel Maddow:  The Rolling Stone Interview” by Janet Reitman

“The Guardian”: “Reality shrivels. This is your life Now: 88 days trapped in bed to save a pregnancy” by Katherine Heiny

“The Observer”: “What women want: a vivid portrait of female lives around the world”

“The Independent”: “The shocking rise of antisemitic, pro-Zionism Europeans” by Slavoj Zizek

“The Independent”: “What makes a serial killer tick?” by Andy Martin

“The Independent”: “There are still lessons to be learned from WW2” by Robert Fisk

“New Statesman”: “The Slow Train to Tallinn” by Matthew Engel

“Longreads”: “We’re All Mad Here: Weinstein, Women and the Language of Lunacy” by Laurie Penny

“Longreads”: “The Ghosts of the Tsunami” by Richard Lyod Parry

“National Geographic”: “Why Mata Hari Wasn’t a Cunning Spy After All” by Pat Shipman

“Slate”: “Terminal” by Henry Grabar

..........Kalenderwoche 40..........

“The Atlantic”: “40 Years Ago: A Look Back” by Alan Taylor

“The Atlantic”: “Civil-Rights Protests Have Never Been Popular” by Te-Nehisi Coates

“The Atlantic”: “Google X and the Science of Radical Creativity” by Derek Thompson

“The Atlantic”: “What Facebook Did to American Democracy” by Alexis C. Madrigal

“The New York Times”: “Deep in Trump Country, a Big Stake in Health Care” by Patricia Cohen

“The New York Times”: “Once Mocked, North Korean Cyberpower Is a Global Threat” by David Sanger, David D. Kirkpatrick & Nicole Perlroth

“The New York Times”: “The Ashes in Nappa” by Lindsey Lee Johnson

“The New York Times”: “Trump’s Attacks on the Press: Telling Escalation from Empty Threats” by Michael M. Grynbaum

The New York Times”: “Five Climate Truths Donald Trump Doesn’t Understand” by The Editorial Board

“The New York Times”: “August Wilson’s Pittsburgh” by John L. Dorman

“The New York Times Magazine”: “The Prophet of Germany’s New Right” by James Angelos

“The New Yorker”: “Letter from Washington: The Danger of President Pence” by Jane Meyer

“The New Yorker”: “Welcoming Our New Robot Overlords” by Sheelah Kolhatkar

“The New York Review of Books”: “The Cultural Axis” by Robert O. Paxton

“The New York Review of Books”: “The Adults in the Room” by James Mann

“The Washington Post”: “The opioid epidemic: The drug industry’s triumph over the DEA” by Scot Higham & Lenny Bernstein

“The Washington Post”: “Inside the ‘adult day-care center’: how aides try to control aTrump” by Ashley Parker & Greg Jaffee

“The Guardian”: “Balfour declaration: The contested century of ‘Britain’s calamitous promise’” by Ian Black

“The Guardian”: “’Norman said the president wants a pyramid’: how starchitects built Astana” by Oliver Wainwright

“The Guardian”: “End of the road: will automation put an end to the American trucker?” by Dominic Rushe

“The Guardian”: “Washington DC: Inside the controversial, sprawling, $ 500m Museum of the Bible” by David Smith

“The Guardian”: “The Texas town where all the energy is green” by Tom Dart

“The Guardian”: “What kind of news should the BBC do or not do” by Jane Martinson

“BBC News”: “The thoughts of Chairman Xi” by Carrie Gracie

“London Review of Books”: “Belts, Boots and Spurs: Dunkirk 1940” by Jonathan Raban

“The Rolling Stone”: “Jerry Brown’s California Dream: The Rolling Stone Interview” by Tim Dickinson

“Mother Jones”: “Chilling Photos of the Hundreds of Thousands Ronhingya Fleeing Burma” by Greg Constantine (photos) & Samantha Michaels (text)

“Wired”: “Should Twitter and Facebook Be Regulated under the First Amendment” by Lincoln Caplan

“Wired”: “How to Build a Self-Conscious Machine” by Hugh Howey

“Longreads”: “Mr. Throat and Me” by Arnold Thomas Fanning

“Scientific American”: “How Ether Transformed Surgery” by Lindsey Fitzharris

“Dublin Review of Books”: “Our Language, Their Babble” by Michael Cronin

“Boston Review”: “Know Thy Futurist” by Cathy O’Neil

“Topic”: “The Story behind the Chicago Newspaper That Bought a Bar” by Andy Wright

“Aeon”: “Why nation states are good” by Dani Rodrick

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Karl Lagerfeld, Modeschöpfer

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Wer auf meiner Party über Kinder oder das Wetter redet, wird nicht mehr eingeladen.

Shootingstar?

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Der 37-jährige jungkonservative Jens Spahn soll Gesundheitsminister werden. So will die Kanzlerin ihren Widersacher einbinden und ruhig stellen.

Wie sagte Lyndon B. Johnson, der 36. amerikanische Präsident: „Better to have him inside the tent pissing out, than outside the tent pissing in.“

Deutsche Medien vermuten, dass Spahn einer der heissesten Kandidaten für die Nachfolge von Angela Merkel sein könnte – neben der 1962 geborenen saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Spahn gehört dem rechten Flügel der CDU an.

(Foto: Keystone/dpa/Kay Nietfeld)

(J21)

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Steve Bannon kommt

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Mit Provokation bleibt man im Gespräch und in den Schlagzeilen. Man provoziert, erregt seine Gegner und freut sich über die oft wüsten Reaktionen. Nach diesem Schema verläuft der offenbar bevorstehende Besuch von Steve Bannon, dem Ex-Strategen von Donald Trump, der von der Weltwoche eingeladen wurde. Alles wird medienwirksam und geheimnisvoll angerichtet. Der Ort des Auftritts wird geheim gehalten, nur auserwählte, handverlesene Journalisten und Gäste dürfen teilnehmen. Mit der Geheimnistuerei soll die Einzigartigkeit des Besuchs unterstrichen werden. Und natürlich soll Bannon Schlagzeilen und Reaktionen liefern.

Das Wochenblatt ist bekannt dafür, dass es gegen den Strom schwimmen will. Dass das Blatt Sympathien für Trump und seine Entourage hat, ist bekannt – und nicht verboten. „Alle sind gegen Trump“, klagte der Chefredaktor der Weltwoche letzten Monat in Genf. Ob er aber mit der Einladung Bannons einen Werbecoup landet, ist doch eher fraglich. Die überwiegende Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer steht den Trumps und Bannons doch kritisch gegenüber.

Bannon ist ein abgehalfterter provozierender Has-been. Er sagt Sätze wie „Lenin wanted to destroy the state, and that’s my goal too. I want to bring everything crashing down, and destroy all of today’s establishment.“ Ist er es wirklich wert, dass er bei uns medial gehypt wird? Wie viele schweizerische Medien werden wieder auf das Provokationsspiel hereinfallen? Es geht nicht um Zensur, es geht darum, dass man über nicht Relevantes kein Aufheben machen soll. Stell dir vor, Bannon kommt, und kaum einer berichtet.

Nur einige Linke tun wieder einmal das Dümmste, was sie tun können. Sie wollen lautstark gegen den Besuch demonstrieren. Totschweigen wäre klüger. Doch die Linken wollen Zugangswege blockieren, Transparente entrollen und schreien. Damit geben sie der Visite eine Wichtigkeit, die sie nicht hat. Und Roger K., der Chefredaktor der Weltwoche, lacht sich ins Fäustchen. Er hat erreicht, was er wollte. Mit Provokation fängt man Mäuse.

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Schneeballschlacht auf dem Petersplatz

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Was Hänschen nicht lernt…

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„Die vielgescholtenen Sachsen sind nicht rechts, sondern sie wollen, dass Pirna nicht zum Problembezirk mit Parallelgesellschaften wird wie etwa Berlin-Neukölln", so war es unlängst in der NZZ zu lesen. Warum der Verfasser gerade Pirna, jene sächsische Kleinstadt, die in jüngster Vergangenheit durch einige üble Attacken gegen Ausländer in den Blickpunkt geriet, als Reverenz auswählt, bleibt im Dunkeln. Auch erklärt er nicht, warum gerade in Ostdeutschland der Neonationalismus so viel Anklang findet, warum die Menschen dort ganz offensichtlich so grosse Probleme im Umgang mit Fremden haben.

Dabei sind die Gründe dafür bekannt. Auf die Euphorie über den Zusammenbruch ihrer über Jahrzehnte als allmächtig erfahrenen Staatsmacht und dem Glauben an die versprochenen „blühenden Landschaften“ folgte für sehr viele Menschen der Absturz in eine bisher nicht gekannte soziale Unsicherheit. Unter oft schwierigen Umständen erbrachte Lebensleistungen wurden urplötzlich zur Makulatur erklärt. Inzwischen geht es wirtschaftlich zwar vielerorts besser, aber die Furcht vor einem Rückfall sitzt tief. Fremde werden deshalb zuerst einmal als Konkurrenz empfunden.

Ein Lernprozess im Westen

Eine weitere mögliche Ursache allerdings wurde bisher kaum beachtet: Die Menschen in Ostdeutschland haben den Umgang mit Fremden nicht gelernt, sie brauchten es auch nie zu lernen.

Nach dem 2. Weltkrieg mussten wegen der neuen Grenzen zwischen der Sowjetunion, Polen und Deutschland Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Die Deutschen, die in die damaligen „Westzonen“ kamen, waren nirgends willkommen. Weder in Bayern, noch in Niedersachsen. Wie das damals schon ältere schlesische Ehepaar aus gut situierten Verhältnissen, das in einem katholischen Wallfahrtsort in Westfalen landete: Sie wurden als Knecht und Magd einem Bauernhof zugewiesen. Immerhin, diejenigen, die aus Ostpreussen oder Schlesien in die „Westzonen“ kamen,  wurden später materiell entschädigt. „Lastenausgleich“ hiess das. Zwar war das nur wenig, „lasst den Ausgleich“ nannten es die Betroffenen sarkastisch, aber er gab ihnen die Chance zum Aufbau einer neuen Existenz, der Voraussetzung von Integration. Ob sie es damals wollten oder nicht: „Einheimische“ und „Fremde“ machten ihre Erfahrungen miteinander. Zwangsweise. Beileibe nicht immer positive.  Ein Lernprozess. Für beide Seiten.

„Parallelgesellschaften“

Dann kamen die Gastarbeiter. Zuerst die aus Palermo oder Brindisi. Freundlich aufgenommen wurden sie nirgends. Immerhin: Sie brachten einige allgemein als Bereicherung empfundene Innovationen in die bis dahin primär nahrhafte „gut bürgerliche“ deutsche Küche… Die aus Novi Sad oder Zagreb hatten es schwerer. Schon ihre Namen liessen sich so schlecht aussprechen.  Komplizierter wurde es dann bei den Menschen, die später aus der Türkei nach Deutschland kamen. Die einen lernten die Sprache, setzten auf Bildung und legten beeindruckende Karrieren in der Politik, der Kunst, in Wirtschaft oder im Sport hin. Andere wollten oder konnten sich nicht integrieren. Die „Parallelgesellschaften“ in deutschen Grossstädten mit all ihren Konflikten waren die Folge. Aber auch damit zu leben, selbst im Negativen, musste erlernt werden.

In den späten 80er Jahren schliesslich kamen einige Hunderttausend „Wolgadeutsche“ oder die aus Rumänien freigekauften Siebenbürger Sachsen in die Bundesrepublik. Zwar war die Kriminalitätsrate unter den jungen „Wolgadeutschen“ aus Sibirien oder Kasachstan zeitweise sehr hoch, aber die Integration dieser Menschen gelang letztlich relativ reibungslos.

Tabuisierte Herkunft

In der „alten“ Bundesrepublik fand also ein über Jahrzehnte andauernder, oft an Konflikten reicher Prozess statt, mit dem sich die Menschen permanent auseinandersetzen mussten. „Einheimische“ und „Fremde“ machten ihre Erfahrungen miteinander. Beileibe nicht immer positive.

Nichts davon in der „Ostzone“ und dann in der späteren DDR. Zwar landeten auch hier nach dem 2. Weltkrieg hunderttausende Menschen aus Königsberg, Breslau oder Eger. Unwillkommen wie in den „Westzonen“. Das harte schlesische „r“ und das weiche sächsische „p“ waren nun einmal nicht kompatibel. Aber sie als „Flüchtlinge“ oder „Vertriebene“ zu bezeichnen und ihnen einen Sonderstatus zuzubilligen, war schlicht verboten. Ihre Herkunft wurde tabuisiert. „Umsiedler“ durften sie bestenfalls genannt werden. Sie hatten sich stillschweigend einzufügen und das Ihre beim Aufbau des Sozialismus zu leisten.

Keine Fremden, nur Freunde und Genossen

Als in den 80er Jahren der Arbeitskräftemangel in der DDR-Wirtschaft immer drückender wurde, holte man Menschen aus Vietnam ins Land. Die „Vertragsarbeiter“, so ihre offizielle Bezeichnung, wurden abgeschirmt, in Wohnheimen kaserniert, untergebracht. Kontakte zur Bevölkerung waren unerwünscht.

Es gab in diesem Staat keine Fremden. Nur Freunde und Genossen. Und selbst die Kontakte zu den „Freunden“, den in der DDR stationierten sowjetischen Soldaten, unterlagen einer strikten Kontrolle. Wenn sie stattfanden, dann als stark reglementierte „Freundschaftstreffen“ mit den sowjetischen Genossen.

Die DDR war eben zeit ihrer Existenz kein Staat, in dem Menschen Erfahrungen mit Fremden sammeln konnten. Sie war einer, aus dem viele hinaus, aber keiner hinein wollte.

Gut bewirtschaftete Furch vor dem Fremden

Nach der Wende 1989 wurde ganz plötzlich alles anders: Viele strömten hinaus und einige kamen hinein. Ausser den aufgezwungenen Westlern in den Führungspositionen von Wirtschaft und Verwaltung kamen auch solche aus fremden Ländern und anderen Kulturen. Mit denen aber hatten die Ostdeutschen, im Unterschied zu den Westdeutschen, eben keine Erfahrungen, weder gute noch schlechte, sammeln können. Entsprechend virulent ist heute hier bei vielen eine Mischung aus Unkenntnis und Furcht vor dem Fremden. Mit den entsprechenden Reaktionen.

Wenn auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich in absehbarer Zeit „Parallelgesellschaften“ gerade in sächsischen Kleinstädten etablieren werden, doch relativ gering ist, die Furcht davor ist real. Und sie lässt sich gut bewirtschaften.

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Französisches Sprichwort

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L'avare et le cochon ne sont bons qu'après leur mort. 
(Der Geizhals und das Schwein sind erst nach ihrem Tod zu etwas nütze.)

Blick in die Finsternis

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Ein starker Satz: „Am 25.Januar 2017, wenige Tage nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, geschahen zwei Dinge: Der Dow Jones Index der New Yorker Börse erreichte unter dem Jubel der Anleger erstmals die Schwelle von 20’000 Punkten. Zugleich zeigten die Zeiger der „Weltuntergangsuhr“ („Doomsday Clock“) auf zweieinhalb Minuten vor zwölf – und damit so nah an Mitternacht heran, wie seit dem Zünden der ersten US-Wasserstoffbombe 1953 nicht mehr.“

Kompakte Darstellung

Fabian Scheidler, freischaffenden Autor, beginnt sein Buch „Chaos. Das neue Zeitalter der Revolutionen“ mit einem Paukenschlag. „Freudentaumel der Anleger“, schreibt Scheidler, und „nahende Mitternacht für die Menschheit“ – deutlicher lasse sich nicht beschreiben, dass sich unser Wirtschaftssystem „auf Crashkurs mit dem Planeten und seinen Bewohnern“ befinde.

Vorab: Alles, was Fabian Scheidler auf seinen 331 Seiten beschreibt, ist eigentlich bekannt. Verschwendung der Ressourcen, Wettrüsten, Klimakatastrophe, zunehmende Migration, Entfesselung der Finanzmärkte. Aber in dieser Kompaktheit der Darstellung, in einem solchen verdichteten Zusammenhang, welchen der Autor bietet, ist die Bedrohung der Menschheit selten zu lesen.

Zweiteilung der Welt

Der Autor beginnt, historisch vollkommen richtig, mit der – wie er es sieht – „Zweiteilung der Welt“, die mit dem beginnenden Kolonialismus vor 500 Jahren, mit der europäischen „Entdeckung“ der Welt und der anschliessenden Besiedlung und Ausbeutung fremder Kontinente begonnen habe. Die Folgen heute seien weitere Ausbeutung zum Beispiel Afrikas und weitreichende Privilegien für die Erben der Kolonisatoren. Europäer und Amerikaner etwa könnten für inzwischen spottbillige Flugpreise, meistens ohne Visum, in alle Ecken der Welt gelangen, während etwa Afrikaner, jedenfalls solche, die nicht den korrupten Oberschichten angehörten, lebensgefährliche Fussmärsche durch Wüstengebiete und noch gefährlichere Fahrten über das Mittelmeer riskieren müssten. Ohne diese Zweiteilung der Welt, so der Autor, könne die „Megamaschine“, wie er die westliche Zivilisation nennt, nicht existieren. Diese Zivilisation beruhe darauf, dass der Süden die Rohstoffe für die Industrie des Nordens liefere.

Freiheit, liberale Weltordnung, wie sie etwa auf der Münchner Sicherheitskonferenz alljährlich propagiert würden, bedeuteten im Grunde, dass der Norden sein Kapital frei über den Erdball bewegen könne, während die Grenzen für Menschen aus dem Süden ständig undurchlässiger würden. Das Argument, Europa könne nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen, weil dann viele kulturelle Parallelgesellschaften entstünden, weist der Autor mit einem netten, aber durchaus nicht ganz abwegigen Argument zurück: „Aber tatsächlich haben eine badische Bäuerin, ein Schuhverkäufer aus Eisenhüttenstadt, ein Banker aus Frankfurt, ein Hippie aus dem Wendland und eine Filmproduzentin aus Berlin meist ziemlich wenig gemeinsam. Ihre Werte und Lebensentwürfe, die Musik, die sie hören, die Feste, die sie feiern, die Orte, die sie im Urlaub besuchen, könnten unterschiedlicher nicht sein.“

Die Megamaschine

Die „Gemeinschaft“ aus diesen so verschiedenen Menschen seien, dem Historiker Benedict Anderson zufolge, „eingebildete Gemeinschaften“. Der Chimäre einer „Volksgemeinschaft“ nachzujagen, die schon so viel Schrecken über die Welt gebracht habe, sei ein Irrweg, statt dessen gelte es „Gemeinschaften vor Ort“ aufzubauen, welche „Menschen verschiedener Herkunft miteinander in Verbindung bringen“.

Die „Megamaschine“, welche die Welt allmählich ins Chaos stürze, wird, nach Auffassung des Autors, weltweit durch staatliche Subventionen am Laufen gehalten.

  • die Erdöl- und Gasindustrie nach Angaben der Internationalen Energieagentur mit 500 Milliarden Dollar jährlich;
  • die Flugzeugbranche durch den Bau von Flughäfen mit öffentlichen Mitteln und durch die Nichtbesteuerung von Flugbenzin;
  • viele Banken, die nach der Finanzkrise von 2008 mit öffentlichen Geldern gerettet worden seien;
  • die Pharmaindustrie durch öffentliche Forschungsaufträge;
  • die Atomindustrie laut einer Greenpeace-Studie bis jetzt mit insgesamt 200 Milliarden Dollar;
  • die Rüstungsbranche durch einen aufgeblähten Verteidigungshaushalt;
  • der Staat selbst, dessen Gelder für die Entwicklungshilfe etwa zum grossen Teil wieder ins Land zurückflössen;
  • die deutsche Versicherungsindustrie, die von der „Riesterrente“ nicht unerheblich profitiere;
  • die Landwirtschaft mit immensen EU-Fördermitteln, von denen grosse Summen von Agrarkonzernen abgegriffen würden;
  • schliesslich die Autoindustrie, der fast kostenlos eine riesige Infrastruktur zur Verfügung gestellt werde, welche allein durch die KFZ-Steuer nicht bezahlt werden könne.

Sozialismus für Reiche

Der Autor nennt diese Entwicklung „Sozialismus für Reiche“ oder auch „Neofeudalismus“. Den oberen Schichten sei es gelungen, sich ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ zu sichern. Dagegen müssten in den grossen deutschen Städten viele Menschen fast die Hälfte ihres Einkommens für Miete ausgeben. Das sei ein Betrag, der weit über die Instandhaltung und Modernisierung der Wohnungen hinausgehe und die berechtigte Gewinnerwartung der Eigentümer bei weitem übersteige. „Die Konzentration des Wohneigentums ist ein zentrales Mittel, um einen gewaltigen Geldfluss von der Unter- und Mittelschicht in Richtung der grossen Vermögen aufrechtzuerhalten, der so gut wie nichts mit der Produktion und dem Verkauf von Gütern und Dienstleistungen zu tun hat.“

Übrigens hat diese Umverteilung von unten nach oben – etwa nach den Worten von Professor Heinz-Josef Bontrup (Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) und Professor Mohssen Massarrat (Universität Osnabrück) – erst jenes Kapital geschaffen, mit welchem die Profiteure dieser Entwicklung den Finanzmarkt, diese von der Realwirtschaft abgekoppelte fast virtuell zu nennende Wirtschaftswelt, erfinden konnten. Dieser Finanzmarkt geriet dann 2008 mit der Pleite der Bank Lehman Brothers in seine bisher grösste Krise. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und ihr damaliger Finanzministers Peer Steinbrück (SPD) mussten den deutschen Sparern seinerzeit garantieren, dass ihre Einlagen sicher seien.

Geld um des Geldes willen

Auch die Vernetzung der Welt durch die so genannten Smartphones sieht der Autor kritisch. Diese kleinen Apparate seien zwar eine bemerkenswerte technische Entwicklung; aber mit Hilfe der vom Staat abgegriffenen Daten auf Facebook und Twitter sei es etwa dem Sissi-Regime in Ägypten gelungen, Dissidenten schnell aus dem Verkehr zu ziehen. „Wie der Wikileaks-Gründer Julian Assange treffend feststellt“, schreibt der Autor, „haben Telekommunikationskonzerne und Nachrichtendienste längst ein schlüsselfertiges System für einen totalitären Staat geschaffen.“

Als ebenso fatal sieht der Autor jene wirtschaftliche Entwicklung, in welcher die „Megamaschine“ einen Zustand geschaffen habe, in dem es im Wirtschaftsleben zum grossen Teil darum gehe, aus Geld noch mehr Geld zu kreieren. „Dieses Prinzip ist tief in unsere mächtigsten Institutionen eingeschrieben, etwa in Aktiengesellschaften, Fonds, Banken und viele mehr“, schreibt der Autor. Umgekehrt hätten sich „die Vermögenden sehr wirkungsvoll politischen Einfluss durch Lobbymacht, Medienbeeinflussung, Korruption und Drehtüreffekte zwischen Politik und Wirtschaft, Staat und Kapital“ geschaffen.

Ausweg?

Wenn heute acht Männer so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, dann, schreibt der Autor weiter, „geht das nicht auf besondere Tüchtigkeit und Genialität dieser acht Personen zurück, sondern auf jahrhundertelange Raubzüge und Enteignungen von den gewaltsamen Einhegungen des Gemeindelandes im 16. und 17.Jahrhundert über die Landnahmen der Kolonialherrschaft bis zur Privatisierung öffentlicher Güter. Auch dass die Aktionäre eines Unternehmens wie Vonovia in Deutschland 400’000 Wohnungen besitzen, während die Hälfte der Bundesbürger überhaupt kein Wohnungseigentum hat, ist das Ergebnis einer langen Geschichte physischer und struktureller Gewalt.“

Gibt es einen Ausweg? Autor Fabian Scheidler zitiert den Ökonomen Christian Felber. Dieser habe das Prinzip der „Gemeinwohl-Ökonomie“ vorgestellt. Danach müssten Betriebe anstelle von reinen Finanzbilanzen „Gemeinwohl-Bilanzen“ vorstellen, „die Aufschluss darüber geben, was das Unternehmen für Wirkungen auf alle von ihren Aktivitäten betroffenen Menschen und Ökosysteme hat, was es also für die Mitarbeitenden, die Zulieferer, die Anwohner, den Klimaschutz, die Arteinvielfalt“ tue. Der Clou dieses Modells sei es, dass etwa bei der Besteuerung solche Firmen bevorzugt würden, die positive Gemeinwohl-Bilanzen vorlegen könnten.

Mangelndes Vorstellungsvermögen

Der Autor legt eine Fülle weiterer unkonventioneller Anregungen vor: So solle das Bankensystem auf öffentlich-rechtliche Sparkassen und Gemeinschaftsbanken konzentriert werden; dadurch könne man verhindern, dass das Grossbankensystem abermals einem Crash entgegensteure, der den Staat verpflichte, diese Banken erneut mit Steuermitteln zu retten; in der Agrarpolitik müssten kleine Einheiten bevorzugt und der Einfluss der Grosskonzerne zurückgedrängt werden.

Auch müsse das Welthandelssystem vom „Kopf auf die Füsse“ gestellt werden: „Anstelle einer ständigen Ausweitung des Welthandels lautet das Ziel Regionalisierung – zum einen, um unsinnige Transport- und Umweltkosten zu sparen, zum anderen, um die Resilienz der Regionen gegenüber weltwirtschaftlichen Turbulenzen zu stärken. Das bedeutet nicht Abschottung und schon gar nicht Nationalismus, sondern ein vernünftiges Mass für Handelsströme, das sich am sozialen und ökologischen Nutzen orientiert“, schreibt der Autor.

Grosse Vorstellungen, unrealistisch werden viele sagen, ja linksradikal, kommunistisch könnten Vorwürfe lauten. Aber halt. Der Autor will die „Schranken unserer Vorstellungskraft“ öffnen: „Nach 500 Jahren Megamaschine und Jahrzehnten Neoliberalismus ist unsere soziale Phantasie amputiert. Wirtschafts- und Lebensformen die nicht auf individueller Nutzenmaximierung basieren, können wir uns nur noch schwer vorstellen. ... Was wir für realistisch und was wir für unrealistisch halten, ist wesentlich von ideologischer Macht geprägt“, schreibt der Autor.

Zukunftsthemen

Um diese Vorstellungskraft zu revitalisieren, fordert der Autor auch eine Wende in den Medien. Publikumsräte sollten dafür sorgen, dass „Themen, die unsere Zukunft bestimmen, wie Klimawandel, die Gefahren von Rüstung und Atomwaffen und die Ungleichheit der Eigentumsverhältnisse“ einen zentralen Platz in den Programmen erhalten „und zwar zu den Hauptsendezeiten“.

Zum Schluss legt der Autor ein Programm von sechzehn Punkten vor, mit welchem er die Zerstörung der Welt durch die Megamaschine stoppen will – von Punkt eins, Streichung aller Subventionen für umwelt- und gemeinwohlschädigende Aktivitäten, bis zu Punkt 16, Einführung von nicht-kommerziellen Medien, welche alle die im Buch angeschnittenen Themen behandeln sollten.

Viele der Darlegungen klingen sicher unrealistisch bis utopisch. Andererseits: Da die weitere Ausbeutung des Planeten durch die „Megamaschine“ zum „Chaos“ auf dem Planeten führen würde, ist es an der Zeit, sich mit den Gedanken des Autors, welche schon oft auch anderswo geäussert wurden, ernsthaft zu befassen.

Fabian Scheidler: Chaos. Das neue Zeitalter der Revolutionen. Promedia Verlag, Wien 2017.

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„Einheitsbrei“ lässt sich kaum kaschieren

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Es gibt mehr vom Gleichen in allen Blättern. Was aber nicht heisst, dass die einzelne Leserin eine schlechtere Zeitung erhält.

Lesen Sie den ganzen Beitrag in der Medienwoche

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Der «Brunner-Effekt»

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An diesem Mittwoch Morgen wählte die Vereinigte Bundesversammlung nach einer beispiellosen Schlammschlacht anstelle der offiziellen SP-Kandidatin Christiane Brunner den Neuenburger Regierungs- und Nationalrat Francis Matthey in den Bundesrat. Die Empörung über die verletzende Behandlung von Christiane Brunner in Politik und Medien einerseits und über die erneute Nichtwahl einer Frau in den Bundesrat andrerseits war gross und strahlte weit über die SP hinaus. Anders als knapp zehn Jahre zuvor, als im Dezember 1983 die Bundesversammlung anstelle der offiziellen SP-Kandidatin Lilian Uchtenhagen Otto Stich in den Bundesrat wählte, signalisierte die SP-Leitung unmissverständlich, dass sie eine Frau in den Bundesrat delegieren wolle. Francis Matthey nahm schliesslich eine Woche später die Wahl nicht an, und die Vereinigte Bundesversammlung wählte unter grosser Anteilnahme von gut 10 000 Personen auf dem Bundesplatz die Gewerkschaftssekretärin Ruth Dreifuss zur Bundesrätin.

Nur wenige Frauen in den Achtzigerjahren

1983, als Lilian Uchtenhagen nicht in den Bundesrat gewählt worden war, sah es mit der Frauenvertretung in den politischen Institutionen durchwegs schlecht aus. Auch zwölf Jahre nach der Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts gab es noch keine Frau im Bundesrat, eine einzige in den kantonalen Regierungen und gerade drei im Ständerat. In den kantonalen Parlamenten machten die Frauen zehn Prozent aus, im Nationalrat elf Prozent.

Knapp zehn Jahre später präsentierte sich die Situation nur ein wenig besser: Der Bundesrat war nach dem Rücktritt der ersten Bundesrätin, der Zürcher Freisinnigen Elisabeth Kopp, wieder ein reines Männergremium und in den Kantonen regierten gerade fünf Frauen (und 161 Männer). Im Ständerat hatten vier Frauen Einsitz. In den kantonalen Parlamenten machten die Frauen 15 Prozent aus, im Nationalrat 17 Prozent. Auf diesen Missstand hatte unter anderem auch der vielbeachtete nationale Frauenstreik vom 14. Juni 1991 hingewiesen.

Dynamik durch «Brunner-Effekt»

Die Nichtwahl von Christiane Brunner führte nicht nur zu einer breiten Mobilisierung in der Zivilgesellschaft. Auch die mediale Berichterstattung widmete sich in der Folge vermehrt der Untervertretung der Frauen in den politischen Institutionen. Befeuert wurde diese Diskussion durch mehrere parlamentarische Vorstösse und Volksinitiativen für die Einführung einer Geschlechterquote.

Erste Erfolge stellten sich umgehend ein: Bei den kantonalen Parlamentswahlen im März und April 1993 schnellte der Frauenanteil förmlich nach oben: Im Aargau stieg die Zahl der gewählten Frauen von 37 auf 63, in Solothurn von 16 auf 50 und in Neuenburg von 16 auf 32. Damit kamen die Frauen in den Kantonsparlamenten auf einen für die damalige Zeit hohen Anteil zwischen 28% (NE) und 35% (SO). Am stärksten profitierten von diesen Veränderungen die SP-Frauen: Im Aargau steigerten sie sich von 11 auf 29, in Solothurn von 6 auf 19 und in Neuenburg von 8 auf 16. Im Aargau und in Solothurn waren die Frauen in der SP-Delegation in der Mehrheit. Auch wenn die SP-Männer bei diesen Wahlen zwischen 10 und 14 Mandate verloren, ging die SP insgesamt gestärkt aus diesen Wahlen hervor.

Starker Vormarsch der Frauen in den Neunzigerjahren

Der Vormarsch der Frauen ging in den Neunzigerjahren nicht mehr im selben rasanten Tempo weiter wie unmittelbar nach dem 3. März 1993. Trotzdem waren die folgenden zehn Jahre für die Verbesserung der Gleichstellung der Frauen in der Politik die fruchtbarsten. Die Frauenvertretung verbesserte sich in sämtlichen politischen Institutionen. 2003 gab es im Bundesrat zwei Frauen (Ruth Dreifuss, Ruth Metzler), in den Kantonsregierungen betrug der Frauenanteil fast 22 Prozent, im Ständerat und in den Kantonsparlamenten je rund 24 Prozent und im Nationalrat 26 Prozent. Allerdings sei auch daran erinnert, dass am 10. Dezember 2003 die CVP-Bundesrätin Ruth Metzler (und nicht ihr Parteikollege Joseph Deiss) abgewählt und durch Christoph Blocher ersetzt wurde.

Die gewählten Frauen gehörten jedoch nicht allen Parteien gleichermassen an. Im Nationalrat und in den kantonalen Parlamenten waren die Frauen der rot-grünen Parteien relativ stark vertreten. Im Ständerat und in den Kantonsregierungen stellten dagegen SP und FDP die meisten Frauen. Von den 34 Frauen, die 2003 in einer kantonalen Regierung sassen, gehörten 11 der SP an und 12 der FDP (bzw. 15, wenn die Liberalen zur FDP gezählt werden). Ähnlich präsentierte sich die Situation im Ständerat: Von den 11 Ständerätinnen gehörten 4 der SP an, 2 der CVP und 5 der FDP.

Vorübergehende Frauenmehrheit im Bundesrat

Dieser Effort hob den Schweizer Frauenanteil auf ein Niveau, das im Vergleich mit den nationalen Parlamenten in Europa sogar überdurchschnittlich hoch war. Damit war die Schweiz in Sachen politischer Frauenrepräsentation kein europäischer Sonderfall mehr. Als im folgenden Jahrzehnt der Zuwachs der Frauenvertretung abflachte – im Ständerat gar rückläufig war –, war dies in der Öffentlichkeit kein Grund zur Beunruhigung: Immerhin waren die Frauen 2010 im Bundesrat erstmals in der Mehrheit (2 SP, 1 CVP, 1 BDP) und die Präsidien von National-, Stände- und Bundesrat waren alle in Frauenhand.

Allgemeiner abgeflachter Schwung

2011 gab es bei den Wahlen in den Nationalrat erstmals einen leichten Rückschlag. Dieser konnte aber bei den Wahlen 2015 wieder wettgemacht werden (32 Prozent). Stark rückläufig war dagegen die Frauenvertretung im Ständerat: Sie schmolz von 24 Prozent (2003) auf 15 Prozent. Dieser Rückgang hing namentlich mit den FDP-Ständerätinnen zusammen, deren Zahl um sechs auf 1 zurückging. Damit wurde im Ständerat der «Brunnereffekt» der Neunzigerjahre wieder rückgängig gemacht.

In den kantonalen Parlamenten verlief die Entwicklung der Frauenvertretung ähnlich wie im Nationalrat. Nach einer längeren Stagnation beträgt er zur Zeit 27 Prozent. In den Kantonsregierungen bewegt sich der Frauenanteil seit einigen Jahren – nach einem leichten Rückgang auf unter 20 Prozent (2007) – um 24 Prozent.

Symbolisch wichtige Frauenvertretung im Bundesrat

Während der verlorene Schwung der letzten Jahre nicht besonders zur Kenntnis genommen wurde, erregte in letzter Zeit die Vorstellung, dass nach einem Rücktritt von Doris Leuthard im Bundesrat nur noch eine Frau vertreten sein könnte (Simonetta Sommaruga), grösseres Aufsehen und es wurde – wie in den Neunzigerjahren – vorgeschlagen, eine angemessene Frauenvertretung mit Quoten abzusichern. Die Fronten zu dieser Forderung dürften wieder ähnlich verlaufen wie damals: Die Linken und Grünen, welche beide eine paritätische Geschlechtervertretung in den politischen Institutionen aufweisen, begrüssen solche Massnahmen, während die Bürgerlichen und Rechten nichts davon wissen wollen. In den Neunzigerjahren haben CVP und vor allem die FDP gezeigt, dass sie über genügend geeignete Frauen verfügen und diese auch in Regierungen und Parlamente bringen können. Die Parteien müssten aber wollen.

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Pablo Cruz, mexikanischer Publizist, 1866~1910

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Philosophie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist. Theologie ist der Versuch, in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze zu fangen, die gar nicht drin ist, und dabei zu rufen: „Ich hab' sie!“

Wie es auch kommt, es kommt nicht gut

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Während sich der bald 82-jährige Berlusconi mit absurden Versprechen durch den Wahlkampf lächelt, appelliert sein Koaltionsparter, der „Lega“-Chef Matteo Salvini, an den lieben Gott.

Salvini, bekannt durch wüste rassistische Ausfälle, hält eine Bibel und einen Rosenkranz in der Hand. Dann beginnt er zu schwören. So funktioniert der italienische Wahlkampf.

„Ich schwöre, meinem Volk treu zu sein, ihm mit Ehrlichkeit und Mut zu dienen und die Verfassung zu respektieren.“

Es regnete am letzten Sonntag auf dem Mailänder Domplatz. Matteo Salvini, der Anführer der rechtspopulistischen, fremdenfeindlichen und europakritischen Lega schwenkt vor 15’000 Anhängern den Rosenkranz. „Ein Pater hat ihn mir geschenkt.“ Es wurde viel geschworen und versprochen während dieser Wahlkampagne.

Matteo Salvini mit Rosenkranz in Mailand
Matteo Salvini mit Rosenkranz in Mailand

„Wir werden gewinnen“ und an Ostern eine neue Regierung haben, rief er in die Menge. Ostern werde sowohl für Gläubige als auch für nicht Gläubige zur „wahren Ostern der Wiederauferstehung“. Mario Delpini, der Erzbischof von Mailand, reagierte trocken: Salvini solle sich um Politik und nicht um Religion kümmern.

Salvinis Lega will zusammen mit Berlusconis „Forza Italia“ und den postfaschistischen „Fratelli d’Italia“ zurück an die Macht. Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht.

Linkes Aufbäumen

Szenenwechsel: Auch auf der Römer Piazza del Popolo regnete es am vergangenen Sonntag. 20’000 Linke waren gekommen. Sie sangen „Bella ciao“ und protestierten gegen Rassismus und Rechtspopulismus. Mit ihnen kam die gesamte linke Korona. Sie, die seit Monaten zerstritten ist und sich nichts schenkt, demonstrierte drei Stunden lang Einigkeit und Minne. Alle waren sie da: Matteo Renzi, Ministerpräsident Paolo Gentiloni, die Gewerkschaftsführerin Susanna Camusso, Ex-Bürgermeister Walter Veltroni, der dissidente Paolo Grasso, der Apparatschik Pierlugi Bersani.

Es war ein letztes linkes Aufbäumen vor den Wahlen. Doch als der Aufmarsch zu Ende ging, begann der Streit von neuem – und es regnete noch immer. Meinungsumfragen versprechen der Linken nichts Gutes. Sie steht buchstäblich im Regen.

Das kurze Gedächtnis der Italiener

Gemäss den letzten Erhebungen kommt das von Silvio Berlusconi angeführte Rechtsbündnis auf 35 bis 39 Prozent der Stimmen. Das würde knapp nicht reichen, um die Regierung zu stellen. Laut dem neuen Wahlgesetz, das kaum ein Italiener versteht, bräuchte es gut 40 Prozent der Stimmen, um regieren zu können. Die Frage ist: Wird Berlusconi die restlichen Prozente noch schaffen – er, der immer mehr gegen Migranten wettert und selbst den Neofaschisten schmeichelt?

Doch die wichtigste Frage, die viele umtreibt, ist die: Haben die Italienerinnen und Italiener vergessen, was ihnen Berlusconi während 20 Jahren eingebrockt hat? Er hat das Land der Lächerlichkeit preisgegeben und es fast in den Staatsbankrott geführt. Verbrieft sind seine Lügen, seine falschen Versprechen, seine Frauengeschichten. Mehrmals wurde er verurteilt. Vier Mal war er Ministerpräsident und hat für sein Imperium viel und für sein Land fast nichts getan. Dann 2011 wurde er mit Schimpf und Schande davongejagt und durfte kein politisches Amt mehr ausüben. Und jetzt soll er eine fünfte Chance kriegen? Hat das italienische Volk ein derart kurzes Gedächtnis?

Inkompatible Chefs

Doch selbst wenn es Berlusconis Rechtsallianz knapp schaffen sollte: eine stabile Regierung wäre es nicht. Denn der Forza-Italia-Chef und der Lega-Anführer scheinen inkompatibel zu sein. Zwar treten sie jetzt vor den Wahlen vereint auf, so an diesem Donnerstag in Rom. Doch sie mögen sich nicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Lega eine Berlusconi-Regierung stürzt.

Doch sogar die Lega selbst ist zerstritten. Salvinis harter Kurs gefällt nicht allen. Roberto Maroni, früherer Minister, Lega-Gouverneur der Lombardei und ein Schwergewicht in seiner Partei, sagt: „Salvinis Lega ist nicht mehr meine Lega.“

Was Berlusconi und Salvini eint, ist ihr immer grotesker werdender Populismus. Ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen sind derart unrealistisch, dass es jedem Wirtschaftsvertreter kalt über den Rücken läuft. Dass Berlusconi und Salvini auch die postfaschistischen Fratelli d’Italia im Boot haben („sorelle“ gibt es da nicht), macht das Rechtsbündnis bei liberalen Wählern auch nicht gerade attraktiver.

Realistischer Gentiloni

So geschieht denn in Italien etwas Eigenartiges: Die Wirtschaft hat das Vertrauen in Berlusconi verloren, und in Salvini hatte sie es noch nie. Die liberale, gemässigte Rechte und ihre Wirtschaftsvertreter hätten es am liebsten, wenn die Sozialdemokraten an der Macht blieben. Der sozialdemokratische Ministerpräsident Paolo Gentiloni hat eine realistische Politik eingeschlagen und kann Erfolge vorweisen.

Ministerpräsident Gentiloni am Dienstag in einem Fernsehstudio in Rom (Foto: Keystone/Ansa/Angelo Carconi)
Ministerpräsident Gentiloni am Dienstag in einem Fernsehstudio in Rom (Foto: Keystone/Ansa/Angelo Carconi)

Auch sein Vorgänger, der in Ungnade gefallene Matteo Renzi, wird von der Wirtschaft vermisst. Er hatte, etwas ungestüm, den Mut, die längst fälligen Reformen an der Wurzel anzupacken. Dass Renzi gescheitert ist, liegt einerseits an seiner Arroganz, vor allem aber an der Zerstrittenheit seiner eigenen sozialdemokratischen Partei. Viele Linke warfen ihm vor, nicht genügend links zu politisieren und liessen ihn fallen. Folge der Parteispaltung ist ein linker Absturz in den Meinungsumfragen.

Im Gegensatz zu Berlusconi und Salvini verspricht Gentiloni den Wählern nicht das Blaue vom Himmel, sondern zeichnet eine realistische Politik. Das bezahlt er jetzt teuer. Viele scheinen unrealistische Versprechen zu bevorzugen.

Renzi träumt noch immer

Zwar haben sich inzwischen namhafte Personen dafür eingesetzt, dass Gentiloni weiterhin Ministerpräsident bleibt. Zu seinen Befürwortern gehören wichtige Wirtschaftsvertreter sowie der ehemalige Ministerpräsident Romano Prodi und der frühere Staatspräsident Giorgio Napolitano. Doch mit einer Partei im Rücken, die nur noch einen Wähleranteil von rund 23 Prozent hat, wird es schwierig, Ministerpräsident zu bleiben.

Zudem hat Gentiloni immer den „Klotz Renzi“ am Bein. Renzi ist Parteipräsident der Sozialdemokraten und hat seinen Traum nicht aufgegeben, erneut Ministerpräsident zu werden. Doch dieser Traum wird schwerlich wahr.

Vor allem auch deshalb nicht, weil Renzi für die linken Dissidenten, die sich von den Sozialdemokraten abgespalten haben, das Feindbild Nummer eins ist. Diese linken Linken, die die Partei „Liberi e Uguali“ (Leu) gegründet haben, dümpeln jedoch bei 5 Prozent.

Und da gibt es noch die stärkste Einzelpartei: Die „Cinque stelle“, die Fünf Sterne. Sie kommen gemäss Umfragen auf 25 bis 28 Prozent. Doch die vom Ex-Komiker Beppe Grillo gegründete Bewegung wird kaum regieren können. Weder die Linke noch die Rechte will mit den populistischen, unberechenbaren Sternen etwas zu tun haben. Und die Sterne selbst wollen nur allein regieren.

Welche Szenarien sind nach den Wahlen möglich?

  • Das Rechtsbündnis von Berlusconi gewinnt die absolute Mehrheit. Ministerpräsident wird der 64-jährige Antonio Tajani. Er ist Präsident des Europaparlaments, der Nachfolger von Martin Schulz. Wegen einer Verurteilung darf Berlusconi in diesem Jahr noch nicht Regierungschef werden. Im kommenden Jahr allerdings könnte er dann Tajani ablösen. „Ich bin dazu bereit“, sagte Berlusconi am Dienstag. Auf Wahlplakaten heisst es schon: „Berlusconi presidente“.
     
  • Keiner der drei Blöcke gewinnt eine Mehrheit im Parlament. Berlusconi könnte dann mit seinen einstigen Erzfeinden, den Sozialdemokraten, eine Grosse Koalition bilden („Larghe intese“). Doch wer wird Ministerpräsident? Gentiloni? Tajani? Willigen die Sozialdemokraten in eine solche Koalition ein, wenn auch die Lega dabei ist?
     
  • Koalition zwischen den Fünf Sternen und der Lega. Eher unwahrscheinlich.
     
  • Koalition zwischen den Sozialdemokraten und den Fünf Sternen. Sehr unwahrscheinlich.

Sollte keine Regierungskoalition zustande kommen, gäbe es folgende drei Möglichkeiten:

  • Staatspräsident Sergio Mattarella beauftragt Gentiloni „bis auf weiteres“ die Regierung zu führen. Dann, vermutlich im Herbst, würden Neuwahlen stattfinden.
     
  • Staatspräsident Mattarella würde „bis auf weiteres“ eine sogenannte „technische Regierung“ mit Fachleuten einsetzen. Eine solche gab es in Italien schon mehrmals (Ciampi, Dini, Monti).
     
  • Eine der Parteien würde eine Minderheitsregierung bilden. Sie wäre dann von Fall zu Fall auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen. In Italien hätte eine solche Regierung wohl nicht lange Bestand.

Wie die Wahlen am Sonntag auch immer ausgehen: Sie werden viel Unsicherheit bringen. Doch gerade jetzt bräuchte das Land stabile Verhältnisse, um es für die dringend notwendigen ausländischen Investoren wieder attraktiv zu machen.

Eigentlich wäre es am besten gewesen, es hätte diese Wahlen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben und Gentiloni hätte eine Zeit lang weiterregiert. „Es war die armseligste Wahlkampagne in der Geschichte der Republik“, schreibt das Wochenmagazin „Espresso“. „Und die unnötigste.“

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Mit Leipzig per du

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«Kenntnisreich». Mit diesem Attribut will Andris Nelsons das Leipziger Publikum bei seiner kleinen Rede ganz ehrfurchtsvoll beschreiben, scheitert aber kläglich an der Aussprache, trotz mehrerer Anläufe … Dieses Wort will ihm – auf Deutsch – partout nicht gelingen. Anlass ist seine Amtseinführung als «Gewandhauskapellmeister» in Leipzig. Alles, was in der Stadt Rang und Namen hat, ist im Alten Rathaus versammelt. Andris Nelsons schaut in die Runde, lächelt verschämt und meint, es sei wohl besser, wenn er dirigiere, statt zu sprechen … spontaner Applaus und herzliches Lachen branden ihm entgegen.

Umarmung

Andris Nelsons, derzeit einer der international umworbensten jüngeren Dirigenten, ist nun der 21. Kapellmeister des ehrwürdigen Gewandhausorchesters, das demnächst 275 Jahre alt wird. Unter Nelsons’ Vorgängern finden sich so prominente Namen wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch, Kurt Masur, Herbert Blomstedt und zuletzt Riccardo Chailly. Selbst Gustav Mahler war hier eine Zeitlang «Zweiter Dirigent». Nelsons’ Freude über dieses Orchester und an seinem neuen Posten ist gross und echt. Und dies beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Leipzig hat ihn längst familiär integriert: Überall in der Stadt ist Nelsons auf Plakaten präsent, mit offenen Armen und strahlender Miene. «Andris» steht drauf. Das genügt. Leipzig ist per du mit Andris. Und Andris umarmt die Stadt.

Das Antrittskonzert am Abend wird live vom Fernsehen übertragen und ist programmatisch. Es beginnt mit der Uraufführung eines Auftragswerkes des Leipziger Komponisten Steffen Schleiermacher. Es folgt ein Violinkonzert von Alban Berg und als Höhepunkt Felix Mendelssohns 3. Sinfonie, «die Schottische», die vor 175 Jahren ebenfalls im Gewandhaus uraufgeführt wurde. «Es ist auch symbolisch gemeint. Wir wollen musikalisch in die Zukunft schauen und werfen einen Blick zurück auf das Meisterwerk eines Genies», so Nelsons. «Mendelssohn wollte ich unbedingt in diesem Konzert haben.»

Andris Nelsons: voller Begeisterung, voller Emotion, voller Schwung ©  Jens Gerber
Andris Nelsons: voller Begeisterung, voller Emotion, voller Schwung © Jens Gerber

Wie ein «Kapellmeister» sieht Nelsons nicht aus, wenn er vor dem Orchester steht. Kein Frack, sondern etwas Lockeres in Schwarz, etwas, in dem er sich gut bewegen kann. Denn dies tut er mit weit ausholenden Gesten, vornübergebeugt, immer ganz nah bei seinem Orchester. Mit der Linken hält er sich manchmal an der Stange des Dirigentenpodests fest. Als Zuschauer ist man froh. So kann er wenigstens nicht vornüberkippen.

Die Chemie stimmte von Anfang an

Nelsons und das Gewandhausorchester kennen sich seit 2011. Richard Strauss und Jean Sibelius standen damals auf dem Programm. «Ich kann mich noch gut erinnern, dass die Chemie von Anfang an stimmte», sagt Nelsons. «Ich war so fasziniert von dem Klang des Orchesters. Und das Orchester hat eine grosse Arbeitsethik, ist nicht pedantisch, aber sehr ernsthaft und diszipliniert.» Der Klang des Gewandhausorchesters bringt Nelsons regelrecht ins Schwärmen. Man könne das nicht als «deutschen Klang» bezeichnen, das sei ein «Leipziger Klang», ein ganz besonderer «Gewandhaus-Klang», der sich stark von anderen deutschen Orchestern unterscheide, sagt Nelsons. Satt und tiefgründig für Brahms, Wagner oder Bruckner einerseits. Andererseits besitze das Gewandhausorchester eine ganz eigene Klangfarbe für sehr transparente und intime kammermusikalische Momente. «Ich denke, die rühren stark aus der Musik von Mendelssohn und Bach her.»

Nelsons spricht lebhaft und voller Begeisterung über sein neues Orchester, das doch schon so alt ist. Und vor allem gross, mit 183 Mitgliedern. Das Orchester spielt nicht nur Konzerte, sondern bedient auch die Oper Leipzig, gleich gegenüber am Augustusplatz. Regelmässige Auftritte in der Thomaskirche gehören ebenfalls dazu. Ob Nelsons auch Oper dirigieren wird, weiss er noch nicht, aber er ist schon mal in Kontakt mit dem Intendanten. «Oper ist etwas Wunderbares. Wenn Orchester, Solisten, Chor und Regie grossartig zusammenpassen, ist es doch die höchste Form von Kunst!» Aber speziell in Leipzig schwebt ihm noch etwas anderes vor: die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. «Ich habe sie als Trompetenstudent gespielt und auch gesungen, aber dirigiert nur ein einziges Mal. Die h-Moll-Messe als Gewandhauskapellmeister in der Thomaskirche aufzuführen ist mein persönlicher Traum.»

183 Orchestermitglieder – das ist für den neuen Chef auch eine Herausforderung in Sachen Namen … «Ich übe noch», sagt Nelsons. «Ich will auf jeden Fall die Namen der Musiker lernen, aber erst wenn ich alle Namen kenne, werde ich sie bei den Proben auch benutzen. Ich kann ja nicht gut sagen: ‘Herr Meier, das ist wunderbar, aber die dritte Flöte muss sich mehr Mühe geben …’ In Boston kenne ich praktisch jeden namentlich.»

Gemeinsamkeiten zwischen Leipzig und Boston

Boston, ja, dort hat Andris Nelsons ebenfalls ein Orchester. Seit 2014 ist er Chef des Boston Symphony Orchestra, eines der «Big Five», also der fünf besten amerikanischen Orchester. Andris Nelsons findet die Kombination geradezu ideal. «Beide Orchester haben eine lange Tradition und Geschichte», so Nelsons. «Und es gibt auch ganz spezielle Gemeinsamkeiten: Die Boston Symphony Hall ist quasi eine Kopie des Leipziger Gewandhauses, das im Krieg zerstört wurde und eines der besten Konzerthäuser der USA. Hinzu kommt, dass Arthur Nikisch ebenfalls schon Dirigent beider Orchester war. Ausserdem wurden in beiden Orchestern seit jeher viele Uraufführungen gespielt.» Die Programme in Boston und in Leipzig will Nelsons unterschiedlich gestalten. «Ein Grund dafür ist auch die Zusammenarbeit beider Orchester mit ‘Deutsche Grammophon’. In Leipzig nehmen wir Bruckner auf, Wagner, Brahms, Mendelssohn und Schumann. Mahler möchte ich dagegen mit den Bostonern einspielen. Beide Orchester sind grossartig, aber der Klang ist unterschiedlich.»

«Andris»: Allgegenwärtig in Leipzigs Strassen
«Andris»: Allgegenwärtig in Leipzigs Strassen

Der Klang. Immer wieder fällt dieses Stichwort. Als Chefdirigent zweier unterschiedlicher Klangkörper ist eines klar für Nelsons: «Ich denke, meine Aufgabe besteht nicht darin, den Klang eines Orchesters zu ändern, sondern eher die Stärken des jeweiligen Orchesters zu nutzen. Der Klang des Gewandhausorchesters beruht auf der Weitergabe des Wissens und Könnens über 275 Jahre von einem Musiker auf den anderen – da würde ich es schon gar nicht schaffen, den Klang zu verändern, selbst wenn ich wollte …! Die Aufgabe des Dirigenten besteht doch – neben dem Dirigieren natürlich – aus guter Vorbereitung und aus Kommunikation mit den Musikern, ebenso wie mit dem Publikum. Es ist wichtig, die Leute davon zu überzeugen, ins Konzert zu kommen. Ein Beispiel dafür war Leonard Bernstein, er war nicht nur ein grosser Dirigent und Komponist, sondern auch ein begnadeter Kommunikator. Das Publikum fühlte sich angesprochen.» Und Andris Nelsons? Ist er auch ein guter Kommunikator? «Oh, ich versuche es … eigentlich bin ich schüchtern, aber wenn ich dirigiere oder über Musik spreche, dann geniesse ich es.»

Trompete statt Yoga

Und noch etwas geniesst er: seine Trompete. «Seit 16 Jahren habe ich nicht mehr gespielt, aber dann schenkte mir Hakan Hardenberger eine Trompete, er ist nicht nur ein grossartiger Trompeter, sondern auch ein Freund und er gibt mir Unterricht. Wegen des Atmens ist das Trompetespielen für mich wie Yoga. Ich denke, es ist wichtig für einen Dirigenten, auch selbst wieder einmal direkt mit dem Instrumentalklang verbunden zu sein. Heute kommen die meisten Dirigenten von einem Streichinstrument oder vom Piano her, nicht von einem Blasinstrument. Aber es ist wichtig, zu wissen, wieviel Zeit man braucht, um erst einmal Luft zu holen. Manchmal muss man den Musikern einfach mehr Zeit geben …»

ANDRIS NELSONS, 1978 als Sohn einer musikalischen Familie in Riga/Lettland geboren. Klavier- und Trompetenunterricht als Kind. Als Teenager erste Erfahrungen im Orchester der Lettischen Nationaloper, dann als Dirigent unter der Anleitung von Mariss Jansons. Studium am Konservatorium Sankt Petersburg, mit 24 Jahren Chefdirigent der Lettischen Nationaloper. Seine internationale Karriere führte ihn schnell als Gastdirigent nach England, Deutschland, Wien und in die USA. Er wurde Chefdirigent beim Birmingham Symphony Orchestra. Anschliessend seit 2014 Chefdirigent beim Boston Symphony Orchestra und seit Februar 2018 zusätzlich Gewandhauskapellmeister in Leipzig.

Von der Trompete, die sozusagen sein Yoga-Ersatz ist, ist es nur ein Schritt zum Sport. Seine agile Wendigkeit vor dem Orchester lässt auch auf sportliche Tätigkeit schliessen. «Sport? Tja, das sollte ich wohl wieder machen …», sagt er und zieht den Bauch vielsagend ein … «Früher, im Alter so zwischen 11 und 22, da habe ich Kampfsport gemacht, Taekwondo. Man lernt dabei, sich zu konzentrieren und mit schwierigen Situationen umzugehen.» Heute verfolgt Nelsons stattdessen als Zuschauer Fussball und ist schon bestens vertraut mit dem RB Leipzig, der leider gerade gegen Neapel verloren hat. «Als ich in Boston anfing, bin ich auch zum football gegangen und habe überhaupt nicht kapiert, was die da spielen, es war American football, die Leute rings um mich haben applaudiert oder buh gerufen und ich hatte keine Ahnung warum. Bei Basketball kenne ich wenigstens die Regeln, und Boston ist momentan das beste Team in der Liga. In Leipzig will ich auch Fussball ansehen. Leipzig ist so gut!»

An erster Stelle steht für ihn allerdings jetzt erst einmal ein anderes Team, jenes des Gewandhausorchesters. Nelsons möchte die menschlichen und musikalischen Beziehungen festigen und schon im April und Mai geht er mit dem Gewandhausorchester auf Europatournee. Die Schweiz steht allerdings nicht auf dem Tourplan. «Wir kommen nächstes Jahr nach Luzern», sagt Nelsons. Diesen Sommer wird er zunächst mit dem Boston Symphony Orchestra am Lucerne Festival auftreten.

Bedauert er, dass aus der Beziehung zum Lucerne Festival Orchestra keine feste Bindung geworden ist? «Naja, drei Orchester wären ja zu viel», wehrt er ab. Trotzdem: lange Zeit galt Nelsons als Favorit und alle rechneten mit ihm als Nachfolger Claudio Abbados. Er selbst wohl auch...? «Hmmm, well …», meint er nur wortkarg und lacht.

Statt Nelsons folgte Riccardo Chailly auf Claudio Abbado. Und Nelsons ist Nachfolger von Riccardo Chailly in Leipzig …

Wenn Andris Nelsons von nun an als Kapellmeister im Gewandhaus auftritt, ist es für ihn jedes Mal ein Glücksmoment. Das sieht man ihm auch an, wenn er strahlend und voller Energie aufs Podest springt. Vor sich hat er eines der besten Orchester der Welt. Hinter sich ein «kenntnisreiches» Publikum – wie er schon bei seinem Amtsantritt zu betonen versucht hat – das ihn längst ins Herz geschlossen hat.

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Helmut Arntzen, deutscher Literaturwissenschaftler

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Die öffentliche Meinung, auf die die Zeitungen sich berufen, ist die Meinung derer, die sie aus den Zeitungen beziehen.

Empathie, Fantasie, Solidarität

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Sie sind von Zivilcourage beseelte Künstler, die sich mittels unterschiedlicher Ausdrucksformen gegen das Diktat der kommunistischen Partei in der Volksrepublik China stemmen: Die Gao-Brüder verarbeiten als bildende Künstler dabei auch ihr politisch bedingtes Familientrauma, die Choreografin Wen Hui schöpft Widerstandsenergie aus ihrer einstigen jugendlich-schwärmerischen Heldenverehrung, der Animationsfilmer Pi San verdichtet in einer rotzfrechen Comicfigur seine Gesellschaftskritik. Und der Schriftsteller Ye Fu erinnert sich an die Wurzeln der poetischen Wahrnehmung, die sein Leben bereichert.

Der 1963 in Zürich geborene Luc Schaedler gibt diesen Zeitgenossen in seinem Film „A Long Way Home“ eine zusätzliche Stimme. Seit 1989, dem Jahr der Niederschlagung der Bürgerrechtsbewegung in der Volksrepublik China, ist der filmende Anthropologe oft im Reich der Mitte unterwegs. Zuletzt war von ihm „Watermarks“ (2013) zu sehen, in dem er unter anderem die Wandlung der chinesischen Gesellschaft vom Ländlichen ins Urbane und die Stellung der Frau thematisiert.

Ein China-Kenner hinter der Kamera

Luc Schaedler weiss, wie man Menschen vor der Kamera zum Reden und das Publikum zum Mitdenken bringt. In „A Long Way Home“ wird das erneut klar, wenn seine Protagonisten von privater, intellektueller und politischer Befindlichkeit in ihrer Heimat erzählen. Alle gehören sie der Generation an, die noch Erinnerungen an die Wirren der fatalen Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 haben und in der brutal abgewürgten Demokratiebewegung im China von 1989 sozialisiert worden sind.

„A Long Way Home“ beginnt mit den Künstlern Gao Zhen (*1956) und Qiang (*1962), die Schaedler ins Atelier und zu Performances begleitet. Die Brüder berichten – illustriert mit Archivmaterial und Momentaufnahmen – von ihren aufsehenerregenden Kunstaktionen, die oft Bezüge zu ihrer tragischen Familiengeschichte aufweisen. Dass die Gebrüder Gao auch auf aktuelle Ereignisse reagieren, verdeutlicht Schaedlers Verweis auf ihre Aktion nach der verheerenden Explosionskatastrophe von 2015 in einem Chemikalienlager in der Millionenstadt Tianjin, die das chinesische Regime verzweifelt (und vergeblich) vertuschen wollte. „In China“, sagt Zhen, „wird bei solchen Ereignissen immer ein politischer Hintergrund vermutet. Und die Kommunistische Partei will, dass man solche Geschehnisse vergisst. Aber sie dürfen nicht vergessen werden. Und als Künstler muss man eine politische Haltung einnehmen.“

Gao Zheng, Bildender Künstler
Gao Zheng, Bildender Künstler

Die Gao-Brüder sind international sehr bekannt und ihr Wirken zieht sich durch den ganzen Film „A Long Way Home“. Man erfährt vom mysteriösen Verschwinden und Ableben des Vaters in den Wirren der Kulturrevolution ebenso wie von ihrer Sensibilisierung für und ihrem Furor gegen übergriffige Staatswillkür, welcher sie beherzt ihre provokante Kunst entgegensetzen.

Mit dem Körper denken                  

Introvertierter, aber nicht weniger eindrücklich tut das auch die Tänzerin und Choreografin Wen Hui. Als Kind war sie von den pompösen Aufmärschen begeistert, mit denen der Vorsitzende der kommunistischen Partei, Mao Zedong (1893–1976), gefeiert wurde. Als junge Frau trat sie in „Modellopern“ und pathetischen Propagandafilmen auf. Luc Schaedler zeigt, wie diese couragierte Frau von naiver Schwärmerei ausgehend im reiferen Alter eine faszinierende Form des tänzerischen Protestes entwickelt hat. Wen Hui: „Ich denke durch meinen Körper. In ihm sind persönliche Dinge gespeichert, aber auch das Erbgut anderer Generationen. Das will ich sichtbar machen.“

Wen Hui, Choreografin
Wen Hui, Choreografin

Luc Schaedler spielt seine profunden, langjährigen China-Erfahrungen nicht selbstgefällig aus, tritt nie als Überexperte auf, der eine vorgefasste ideologische These zementiert. Er ist der sensible Fährtenleser, der das Publikum an seine Themen so heranführt, dass auch für den rudimentären Kenner (der Schreibende gehört dazu) die Verhältnisse in der kulturell, gesellschaftlich wie politisch komplexen Volksrepublik China schärfere Konturen erhalten.

Pi San, Animationsfilmer
Pi San, Animationsfilmer

Wie alle Künstler, die Luc Schaedler begleitet, exponiert sich auch Pi San extrem. Als Animationsfilmer hat er eine Figur kreiert, die im Internet Millionen von Fans gefunden hat: Kuang Kuang ist so etwas wie sein Alter Ego. Die Figur sieht aus wie eine Sprechblase, leidet an chronischem Nasenbluten und tappt dauernd in irgendwelche Fettnäpfchen. Wie in einem der im Film eingespielten Clips (er gehört zu den harmloseren), wo eine Lehrerin einen Furz fahren lässt. Als einziger traut sich Kuang Kuang laut aufzulachen und wird – bei Pi San ist das der Running-Gag – sofort kujoniert. Derbe Scherze wie dieser stossen den Zensurbeamten im Kulturministerium zünftig auf. Ein Beleg dafür, dass Pi Sans codierte Seitenhiebe gegen das Regime ernst genommen werden.

Ein Polizist wird Poet

Der Schriftsteller, Blogger und TV-Autor Ye Fu (*1962, Ye Fu ist ein Künstlername und bedeutet „wilder Kerl“) wiederum war selber im Staatsdienst tätig – obwohl er als Kind miterleben musste, wie sein Vater öffentlich gedemütigt wurde. 1989 wurde er als Polizist in der Inselprovinz Hainan eingesetzt, um Demonstranten zu überwachen. Doch die Kunde vom Massaker auf dem Pekinger Tian’anmen-Platz führte bei Ye Fu zum radikalen Gesinnungswandel. Er publizierte einen Protestbrief und quittierte den Dienst. Ein Affront, der ihm eine sechsjährige Gefängnisstrafe einbrachte; in dieser Zeit verstarb der Vater, die Mutter beging nach seiner Haftentlassung Suizid.

Ye Fu, Schriftsteller
Ye Fu, Schriftsteller

Ye Fu hält seine bewegten Lebenserfahrungen in Essays fest und reflektiert über einige davon in Schaedlers Film. Hass, sagt er beispielsweise, sei das Hauptelement seiner Erziehung gewesen und die innige Beziehung zu einer Grossmutter das heilende Element. Weil sie Gedichte so zu rezitieren wusste, wie es im alten China Usus war. Und ihn, den Enkel, lehrte, dass Poesie schön, gütig und gegen das Dunkle gewandt sein sollte.

„A Long Way Home“ dauert nur rund 70 Minuten, doch was Luc Schaedler in dieser Zeit vermittelt, ist beeindruckend. Da hat einer genau hingeschaut und ausgewählt. Mit Grund: Alle befragten Persönlichkeiten sind als Kulturschaffende offensichtlich im Umgang mit den Medien versiert, hätten aber vor der Kamera dennoch einiges zu verlieren gehabt. Gut also, dass sie in Luc Schaedler einen aufmerksamen, hellhörigen Fürsprecher gefunden haben, dem sie bis in die Postproduktion hinein vertrauen konnten.

Demut und Gelassenheit

„A Long Way Home“ endet hoch emotional mit einer Episode über die Suche nach den Hintergründen der Ermordung des Vaters der Gao-Brüder, die in einer Versöhnungsgeste der geliebten Mutter gipfelt. Diese Szene bündelt das, was Schaedlers Film im Innersten zusammenhält: die hoffnungsvolle Sehnsucht nach einer modernen Gesellschaft, fern von Parteidogmatismus und tumber Willkür. Was die Kunst, die Kultur, der Film dazu beisteuern kann, zeigt Luc Schaedler im Sinne der Choreographin Fen Wui: „Ich möchte eine Brücke sein, weil die jungen Leute nichts über unsere Geschichte wissen. Ich sehe mich als Vermittlerin, ich fühle mich verantwortlich dafür, zurückzublicken.“

„A Long Way Home“ ist ein universell verständliches Plädoyer voller Demut und Gelassenheit, das der Tristesse der Vergangenheit und der Kopflosigkeit der Gegenwart mit Empathie, Fantasie, Solidarität entgegentritt. In China und überall.

Ab dem 1. März in den Deutschschweizer Kinos

Hier geht's zum Filmtrailer.

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Berset und die Staatsmedizin

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Was steckt hinter dieser Aktion, der sich auch andere Fachrichtungen angeschlossen haben und die man besser als Moratorium denn als Streik titulieren sollte?

Ungesicherte Kostendeckung

Es geht um den von Bundesrat Alain Berset selbstherrlich verordneten Eingriff in den Ärztetarif Tarmed, den er nicht einmal bezüglich seiner Rechtmässigkeit korrekt abklären liess. Dabei werden ausschliesslich ambulante Leistungen mit massiven Abschlägen der ärztlichen Leistung belegt, zudem werden die Ausbildungszeit des Arztes und die Komplexität seines Fachgebietes nicht mehr tariflich berücksichtigt. Dies trifft nun eben die Handchirurgen, aber auch die Augenärzte massiv, da sie fast ausschliesslich ambulant operieren und ihre sehr lange Ausbildungszeit nicht mehr berücksichtigt wird.

Der Tarifeingriff führt zu Reduktionen von 40 Prozent und mehr des ärztlichen Honorars. Dadurch sind viele Eingriffe nicht mehr kostendeckend finanziert, was bedeutet, dass der Arzt sie mehr oder weniger gratis durchführen muss.

Weg in die Staatsmedizin

Wer nun denkt, das sei Jammern auf hohem Niveau, dem möchte ich kurz zwei Beispiele geben. Für eine Karpaltunnel-Operation (Nervenbefreiung am Handgelenk) erhält der Spezialist im Kanton Zug noch 89 Franken, für das Einsetzen einer künstlichen Linse bei grauem Star noch 94 Franken. Und dabei handelt es sich um Umsatz und nicht Verdienst. Dass mit solchen, geradezu absurd anmutenden Honoraren eine voll eingerichtete Arztpraxis nicht zu finanzieren ist, braucht nicht näher erläutert zu werden. Zudem geht es nicht einmal nur um den Betrag an und für sich, sondern auch um die fehlende Wertschätzung einer Arbeit, die viel Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein voraussetzt.

Was interessiert nun aber den Bürger oder den Prämienzahler der Einkommensverlust eines Arztes respektive der Umstand, dass Privatpraxen nicht mehr finanziert werden können? Die Absichten von Bundesrat Berset sind klar: Schaffen eines Globalbudgets, das schliesslich zur Staatsmedizin führt. Was hätte dies für die Patienten zur Folge? Belegärzte mit freier Praxis würden verschwinden, da diese nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könnten und junge Ärzte schon gar nicht mehr motiviert wären, solche Praxen zu führen.

Zweiklassenmedizin

Damit verlagert sich der Patientenstrom in die Spitäler, womit die Wartezeiten für ambulante Operationen massiv steigen würden und sogenannte Routineeingriffe von deutlich weniger erfahrenen Assistenzärzten durchgeführt werden müssten. Dieser Trend hat bei den Augenoperationen schon begonnen. Der Qualitätsverlust ist vorprogrammiert. Das wiederum führt zur klassischen Zweiklassenmedizin, wie man sie von anderen Ländern, zum Beispiel England, kennt. Patienten, die es sich leisten können, werden sich auf eigene Kosten oder durch neu geschaffene Privatversicherungen von erfahrenen Spezialisten ambulant behandeln lassen, die anderen werden mit massiv längeren Wartezeiten und verminderter Behandlungsqualität vorliebnehmen müssen.

Wollen wir das wirklich? Unser Gesundheitswesen ist teuer, keine Frage, aber auch eines der besten auf der Welt. Wir müssen der Realität ins Auge blicken. Wenn wir die sehr hohe Qualität und den Komfort unseres Gesundheitswesens weiter behalten wollen, werden wir auch bereit sein müssen, die Kosten dafür zu tragen. Das schliesst sinnvolle Sparmassnahmen und Kostenbewusstsein in keiner Weise aus. Wollen wir aber die Kosten generell senken oder zumindest stabilisieren, geht dies nur mit einem klaren Qualitätsverlust, Einschränkung der Leistungen für allgemein versicherte Patienten und somit mit der Einführung einer ungerechten und nicht erwünschten Zweiklassenmedizin einher.

Kostentreiber Lebenserwartung

Alle anderen Behauptungen sind Augenwischerei von Politikern und anderen selbst ernannten Fachleuten des Gesundheitswesens. Die mit Abstand grössten Kostentreiber im Gesundheitswesen sind die schnell zunehmende höhere Lebenserwartung der Menschen und die Fortschritte in der Medizin hinsichtlich Diagnostik und Therapie. Diese Faktoren können und wollen wir nicht ausschalten. Hier die Wahrheit auszusprechen, fällt den Politikern schwer und ist natürlich unpopulär. Da ist es viel einfacher und beliebter, mit den Fingern auf gewisse Leistungserbringer zu zeigen und Sündenböcke zu kreieren. Alle, auch wir Ärzte – ebenfalls Prämienzahler – wollen die zunehmenden Kosten im Gesundheitswesen in den Griff bekommen und sind bemüht, unseren möglichen Teil dazu beizutragen.

Wir sind momentan intensiv daran, ambulante Leistungen in Zusammenarbeit mit den Versicherungen zu pauschalisieren, was Mengenausweitung von Leistungen bekämpft und viel bessere Transparenz der Kosten bietet. Gegen den Verlust der hohen Versorgungsqualität für unsere Patienten und gegen die Einführung einer ungerechten und asozialen Zweiklassenmedizin werden wir uns wehren. Eine Staatsmedizin haben unser Land und Sie als Patient nicht verdient!

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Mandat des Himmels

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Vor dem alle Jahre in Peking stattfindenden grossen Parlaments-Powwow tagt jeweils zunächst das 25 Mitglieder zählende Politbüro – das oberste Machtorgan –, danach das rund 200 Mitglieder zählende Zentralkomitee der Kommunistischen Partei. Doch bereits am Ende der Politbürositzung am 25. Februar war alles klar. Die Amtszeitbeschränkung für Präsident und Vizepräsident, so die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China), soll vom Parlament aufgehoben werden.

Artikel 79

Es kam unerwartet und ist nicht weniger als eine Sensation. In Artikel 79 der chinesischen Verfassung heisst es: „Die Amtszeit des Vorsitzenden und des Stellvertretenden Vorsitzenden der Volksrepublik China entspricht jener des Nationalen Volkskongresses. Sie sollen ihr Amt nicht länger als zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten ausüben.“

Der zweite Satz soll nun gestrichen werden. Die Volkskongress-Abgeordneten werden natürlich zustimmen. In China hat die allmächtige Kommunistische Partei das letzte Wort. Oder um es in den Worten Xi Jinpings auszudrücken: „Ob Regierung, Armee, Gesellschaft oder Schulen, ob Norden, Süden, Osten oder Westen – die Partei herrscht über alles.“

Alterslimite 68

Was bereits im vergangenen Oktober am alles entscheidenden KP-Parteitag vermutet und gemunkelt wurde, nämlich dass Xi auch nach 2022 an der Macht bleiben will, erhärtet sich jetzt mit der Verfassungsänderung. Eine formelle Amtszeitbeschränkung gibt es bis anhin allerdings nur auf Regierungsebene. In der Partei hingegen galt bislang das ungeschriebene Gesetz einer Alterslimite von 68 Jahren.

So trat beispielsweise Xis engster Vertrauter, der 68 Jahre alte Wang Qishan – federführend bei der von Xi seit fünf Jahren betriebenen gnadenlosen Antikorruptions-Kampagne – vom Ständigen Ausschuss des Politbüros zurück. Nun wird Wang, so hören chinesische Polit-Experten das Gras wachsen, als Vize-Staatspräsident an der Seite von Xi wieder auferstehen. Dort soll er vornehmlich für Aussenpolitik zuständig sein, ein wichtiges Portofolio gemessen an den grossen Träumen Xi Jinpings auf der Weltbühne.

Markanter Einschnitt

Die Aufhebung der Amtszeitbeschränkung ist in der Tat ein markanter Einschnitt in der neuesten chinesischen Geschichte. Gründervater Mao Dsedong regierte von 1949 bis zu seinem Lebensende 1976. Der grosse Reformer und Revolutionär Deng Xiaoping änderte ab Ende der 1970er-Jahre alles. Ihm ist der rasante Aufstieg Chinas in Wirtschaft und Politik letztlich zu verdanken. Um einen Alleinherrscher wie Mao zu verhindern, dekredierte er kollektive Führerschaft und Amtszeitbeschränkung.

So gelang es nach den Turbulenzen der Arbeiter- und Studenten-Demonstrationen von 1989 eine Art Checks and Balances innerhalb der grossen KP – derzeit 90 Millionen Mitglieder – zu erreichen. Die Machtübergabe von Jiang Zeming zu Hu Jintao 2002, danach von Hu Jintao zu Xi Jinping 2012 klappte ohne grosse Probleme, wobei alle Fraktionen und Denkrichtungen innerhalb der Partei ein austariertes Ganzes ergaben. Nun leitet nach drei Jahrzehnten Xi mit der Aufhebung der Amtszeitbeschränkung eine neue Epoche ein.

Unpassende Vergleiche mit Mao

Noch nie, liest man vor allem in westlichen Medien, habe im modernen China jemand so viel Macht auf sich vereinigt wie Xi. Er sei nur vergleichbar mit Mao. Das ist barer Unsinn. Die Geschichte wiederholt sich nicht, und der Vergleich mit historischen Figuren ist generell fragwürdig.

Mao Dsedong wirkte in einer grundlegend anderen Epoche. China 1949, eben unabhängig, war wirtschaftlich am Boden und von der Sowjetunion abhängig. Mit seinen utopischen Experimenten brachte Mao China an den Abgrund. Während des „Grossen Sprungs nach vorn“ 1958-61 kamen bei einer katastrophalen Hungersnot rund 40 Millionen Chinesinnen und Chinesen ums Leben. Die „Grosse Proletarische Kulturrevolution“ 1966-76 brachte unsägliches Leid über das Land. Mao, der unumschränkte Diktator, war gefürchtet. Bei seinem Tode flossen – wie in einer Diktatur de rigueur – zwar Tränen, die meisten aber atmeten auf.

Dramatischer Kurswechsel

Deng Xiaoping setzte dann mit einem dramatischen Kurswechsel die Wirtschaftsreformen durch. Beim Volk war er beliebt, er personifizierte Vertrauen in Politik. Selbst das harte Eingreifen bei den Arbeiter- und Studentenprotesten auf dem Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens Tiananmen 1989 konnten seinem Ruf nichts anhaben. 1992 setzte er sich gegen Reformgegner innerhalb der Partei durch und brachte mit seiner berühmten Südreise – ganz kaiserlich – die Wirtschaftsreformen erneut auf Kurs.

Mit politischen Reformen – jedenfalls im westlichen Sinne des Wortes – hatte freilich Deng nie etwas am Hut, genauso wenig wie seine Nachfolger Jiang Zemin, Hu Jintao und eben jetzt auch Xi Jinping. Deng hatte zwar die Amtszeitbeschränkung eingeführt, doch bis zu seinem Tode behielt Deng immer das letzte Wort. Deng regierte sozusagen gut chinesisch immer „hinter dem Vorhang“.

In den Reformjahren besass Deng so viel Macht in China wie zuvor Mao, doch Deng war formell nie mehr als Vize-Premierminister. Allerdings war er Chef der mächtigen Militärkommission. Und Präsident der Chinesischen Bridge-Gesellschaft.

„Kern der Partei“

Xi Jingpings Karriere begann – obwohl Sohn eines revolutionären Mitkämpfers von Mao Dsedong – ganz unten auf dem Lande. Das lernte er bereits während der Kulturrevolution, als sein Vater in Ungnade gefallen war und Xi, wie so viele junge Chinesinnen und Chinesen damals, zur „Umerziehung herunter aufs Land“ geschickt worden waren. Xis politischer Werdegang war schon fast eidgenössisch, vom Dorf 1982 nämlich stetig er über die Provinzen höher bis ins Pekinger Zentrum. 2012 wurde er Partei- und Militärchef, 2013 Staatspräsident.

In den letzten fünf Jahren hat er bereits grosse Herausforderungen gemeistert: die weltweite Finanzkrise, Korruption und Digitalisierung. Dabei hat er – soweit man das von aussen überhaupt sehen – mannigfaltige Widerstände in der Partei zu überwinden. Er übernahm persönlich den Vorsitz von neu gegründeten wichtigen Parteikommissionen. Wie seine Vorgänger wurde er zum „Kern der Partei“. Doch nur er ist qua Parteiverfassung nun seit zwei Jahren jener, der letztlich den Stichentscheid treffen kann.

Stabilität, Ruhe, Ordnung

Seit dem Parteitag vom vergangenen Oktober ist auch das „Xi-Jingping-Denken über den Sozialismus chinesischer Prägung in der neuen Ära“ in den Parteistatuten verankert, eine Ehre, die zuvor nur Mao und Deng zuteil geworden ist. Das übergeordnete Ziel war und ist Stabilität, Ruhe und Ordnung. Mehr Disziplin, Überwachung und Repression ist die Folge.

Dank der grossen Fortschritte in der Digitalisierung – im Westen wurde das lange nicht wahrgenommen und nur von Google, Amazon, Twitter oder Facebook schwadroniert – wird nun bereits in zwei Jahren ein „Soziales Kredit-System“ eingeführt, d.h. Überwachung total. Orwells „1984“ ist vergleichsweise ein Ammenmärchen.

Beim Volk jedoch ist Xi – Xi Dada –  recht beliebt, Dank der zum Teil hagiographischen Propaganda der Partei, wohl aber hauptsächlich wegen des harten Durchgreifens gegen Korruption. Über eine Million Partei- und Regierungskader, darunter sowohl Tiger als auch Fliegen, also Hoch- und Höchstgestellte, wurden belangt.

Der langfristige Träumer

Staats-, Partei- und Militärchef Xi Jinping hat grosse Träume. So träumt er den „Chinesischen Traum von der Wiedergeburt der grossen Chinesischen Nation“. Die vor drei Jahren entworfene Seiden-Strassen-Initiative – vom Westen oft argwöhnisch als Machtinstrument verdächtigt – zeitigt erste Erfolge. Nach Xis Vorstellungen soll die Volksrepublik 2049 beim hundertsten Gründungstag ein „vollentwickeltes, reiches und mächtiges Land“ sein.

Man mag über solche Pläne und Träume den Kopf schütteln, aber in China wird seit alters her langfristig gedacht und gehandelt. Deng Xiaoping hatte 1978 eine langfristige Idee, wie wir heute wissen, eine durchaus erfolgreiche. Das westliche Quartalsdenken könnte gewiss da und dort von China etwas lernen. Denn: hat irgendwer je von einer Vision des amerikanischen Präsidenten gehört, ausser der Mauer zu Mexiko? Und wer hätte je von langfristigen Ideen eines Schweizer Bundesrates oder einer Partei gehört? Ausser der unsäglichen Juso-Idee einer Abschaffung des Kapitalismus.

Der Himmel

Auch wenn die Amtszeitbeschränkung in China gefallen ist: Xi ist nicht Mao. Denn das moderne China wird von einer Beamten-Meritokratie regiert und verwaltet. Was Xi anstrebt, ist den Parteiapparat und die Fraktionen auf Vordermann zu bringen. Mit andern Worten, Xi ist das mächtige Aushängeschild eines konfuzianisch geprägten Systems. Somit hat Xi nur noch den Himmel über sich.

Wie jedoch schon die chinesischen Kaiser wussten, steht das Mandat des Himmels nur tugendhaften Herrschern zu. Das Mandat, das heisst die Macht, kann vom Himmel jederzeit bei Missbrauch, schlechtem Regieren und Korruption entzogen werden.

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Peking
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