Wer sich mit einem halben Sieg begnügt, handelt allzeit klug. Wer aber einen Sieg bis zur Vernichtung des Gegners anstrebt, wird verlieren.
Niccoló Machiavelli
Phantome der Bedrohung
Es gibt Wahrheiten, ausgesprochen von hochrangigen israelischen Politikern, die in der Dauerdebatte über die „Sicherheit Israels“ schlicht nicht zur Kenntnis genommen werden. So stellte der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin am 28.Mai 2015 klipp und klar fest: „Es gibt keine existentielle Bedrohung auf militärischem Gebiet...“
Flüchtige Bündnisse
Mit dieser Aussage findet sich Reuven Rivlin sowohl im Einklang mit Stellungnahmen arabischer Politiker, als auch im weitgehenden Einklang mit der politischen und militärischen Situation in der nahöstlichen Region. Als etwa der Autor dieses Beitrages Anfang der zweitausender Jahre mehrfach den jordanischen Politiker Marwan Kassem (unter anderem einst Berater des jordanischen Königs) besuchte, fragte Marwan Kassem, ob es wirklich realistisch sei zu glauben, dass arabische Politiker der Gründung eines palästinensischen Ministaates zustimmen würden. Ein solcher Staat auf engstem Territorium liege doch nicht im Interesse arabischer Politik. Das wisse auch Jassir Arafat. Eine Bedrohung durch einen palästinensischen Staat bestehe für Israel also nicht.
Ein anderes Beispiel: Nachdem Adil Yahya, Teilnehmer an der ersten Intifada, später Leiter der palästinensischen Kulturorganisation PACE (Palestinian Association for Cultural Exchange) von einem Besuch im Irak Saddam Husseins zurückgekehrt war, gab er seiner Enttäuschung gegenüber dem Autor dieser Zeilen deutlichen Ausdruck: Irakische Politiker hätten ihm und seinen Begleitern unumwunden gesagt, Palästina spiele in der Propaganda des Iraks zwar eine grosse Rolle, aber die Palästinenser sollten nicht erwarten, dass der Irak ihnen tatsächlich politische oder gar militärische Hilfe gewähren würde.
Harmlose Nachbarn
Und schliesslich: Nach der irakischen Invasion Kuwaits im Jahr 1990 schickte eine internationale Koalition unter Führung der USA und ihres Präsidenten George H. W. Bush eine Streitmacht an den Golf. Oberbefehlshaber Norman Schwarzkopf liess von Ende Januar bis fast Ende Februar 1991 den Irak bombardieren – angeblich nur militärische Ziele. Es ging auch darum, den Irak so zu schwächen, dass er als Konkurrent und Bedrohung Israels für viele Jahre ausgeschaltet sein würde. Die Irakinvasion der USA im Jahr 2003 schwächte dann den Irak so, dass er bis heute, fünfzehn Jahre später, ein staatliches und gesellschaftliches Wrack ist.
Heute sieht die Umgebung Israels so aus: Die Nachbarn Ägypten und Jordanien haben Friedensverträge mit Israel geschlossen; Syrien ist zerstört, der Irak droht zu zerfallen, Saudi Arabien ist mit Israel in einer De-facto-Allianz gegen den Iran verbunden. Die Hamas (arabisches Akronym für Islamische Widerstandsbewegung) kann ein paar Raketen auf Israel schiessen, aber die Existenz Israels kann sie nicht bedrohen. Die Hisbollah hat zwar Hunderte, wenn nicht Tausende Raketen auf Israel gerichtet, kann aber die Existenz des Staates ebenso wenig in Frage stellen. Der Iran baut zwar seine Stellung in der Region aus, ist aber trotz der politischen Schaueinlage von Israels Premier Benjamin Netanjahu, welche eine illegale iranische Atombewaffnung beweisen sollte, kein ernsthafter Gegner Israels. Israel ist militärisch zu stark, und das, was im Allgemeinen „Internationale Gemeinschaft“ genannt wird, würde eine Zerstörung Israels - zu Recht - nicht zulassen.
Keine Gefährdung
Schliesslich könnte sich Israel den Iran ein für allemal als Feind von Leibe halten, wenn es die mehr als ein halbes Jahrhundert dauernde Besatzung palästinensischen Gebietes aufgeben würde. Dafür aber bedürfte es eines Staatsmannes vom Schlage Charles des Gaulles, der im Jahr 1962 gegen heftigsten politischen Widerstand den mörderischen Algerienkrieg und somit die Besetzung des Landes beendete. Eine solche politische Persönlichkeit ist in Israel aber nicht in Sicht.
Zurück zum eingangs erwähnten Satz von Reuen Rivlin, in dem er bestätigt, Israel sei militärisch in seiner Existenz nicht gefährdet. Das Zitat hat eine Fortsetzung. Insgesamt lautet es: „Es gibt keine existentielle Bedrohung auf militärischem Gebiet, aber es gibt BDS.“
Was aber ist BDS? Die Abkürzung steht für die englischen Worte „Boykott, Desinvestment, Sanctions“. Zwei mutige Israelis haben ein Buch über BDS geschrieben, das jetzt auf deutsch im Promedia-Verlag Wien erschienen ist. Eyal Sivan, ist Filmemacher und Regisseur, Armelle Laborie ist Produzentin von Dokumentarfilmen. Im Anhang ihres Buches ist der Text der BDS-Kampagne - veröffentlicht 2004, überarbeitet 2008 - im (deutschen) Wortlaut wiedergegeben.
In Kurzfassung: Weil die „militärische Besatzung und Kolonisierung des Westjordanlandes (einschliesslich Ostjerusalems) und des Gazastreifens ... gegen das Völkerrecht und UN-Resolutionen“ verstosse; weil die Gründung Israels „Wellen ethnischer Säuberung und Enteignung“ (von Palästinensern) mit sich gebracht habe; weil die Besetzung und Kolonisierung des Westjordanlandes und Gazas gegen das Völkerrecht verstosse „rufen wir, palästinensische AkademikerInnen und Intellektuelle, unsere KollegInnen in der Internationalen Gemeinschaft auf ... alle akademischen und kulturellen Institutionen umfassend und lückenlos zu boykottieren...“
Kultureller Boykott
Zunächst einmal: BDS ist kein Boykott gegen Juden oder gar gegen „die Juden“. Es ist ein Boykott, in der Tat, der gegen Israel und viele seiner Institutionen gerichtet ist. Dieser Boykott soll aber in dem Moment aufgehoben werden, in dem Israel die Besatzung beendet, und in dem, wie es in dem Aufruf heisst, „Israel seiner Verpflichtung nachkommt, das unveräusserliche Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung anzuerkennen und den Bestimmungen des Völkerrechts vollständig nachkommt...“
Was wohl niemand so erwartet hatte, der akademische Boykott zeigt Wirkung. Staatspräsident Reuven Rivlin sagte am 28.Mai 2015: „Ich dachte nicht, dass die israelischen Universitäten ernsthaft bedroht wären. Doch das Klima weltweit hat sich geändert, und es ist daher unmöglich, dieses Problem nicht als eine strategische Bedrohung ersten Grades anzusehen.“ Eyal Sivan und Armelle Laborie beschreiben, warum, Ihrer Meinung nach, die BDS-Kampagne bisher so erfolgreich sei: „Der kulturelle Boykott findet in dem Mass Verbreitung, wie die Siedlungspolitik und die Militäroperationen, die Bombardierungen, Landkonfiszierungen, Massenverhaftungen und die rassistischem Gesetze ... voranschreiten.“
Ethisch fundierte Mauer
Wie sehr sich Israel durch BDS in die Defensive gedrängt sieht, zeigen die Gegenmassnahmen, welche das Land getroffen hat - und die für alle neuen Regierungen, die nach Wahlen ins Amt kommen, gelten. Das Stichwort heisst Hashara - was so viel wie öffentliche Diplomatie bedeutet. Diese Diplomatie sei, sozusagen, generalstabsmässig organisiert.. Die Hashara-Kampagne unterstehe direkt dem Premierminister. Dieser koordiniere das Hashara-Forum, in welchem Sicherheits- und Geheimdienste, das Aussenministerium, das Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten sowie das Ministerium für Strategische Angelegenheiten vertreten seien. Hashara sei, heisst es in der Studie der beiden Israelis, „ein Massnahmepaket, das die israelische Politik erklären, Elemente der Überzeugung von GegenerInnnen liefern, den Zögernden helfen soll, die Bösen im Israel/Palästinakonflikt zu erkennen. Sie hat auch die Aufgabe, die Kritik an Israel in der Welt zum Schweigen zu bringen“. Jahresetat für alle Hashara-Aktivitäten: umgerechnet zwanzig Millionen Euro.
Dass BDS funktioniert, müssen Israel und die Palästinenser zuweilen gleichermassen schmerzhaft erfahren - wenn auch auf vollkommen verschiedene Weise. Da ist zum Beispiel der Palästinenser Jamal Juma, einer der Organisatoren der BDS-Kampagne.
Im Rahmen dieser Kampagne sei es ihm gelungen - wie er dem Autor dieses Berichtes darlegte - die Verwalter des norwegischen Staatspensionsfonds davon zu überzeugen, die Einlagen des Fonds aus der israelischen Rüstungsfirma Elbit zurückzuziehen. Jamal Juma argumentierte, Elbit baue Überwachungsanlagen und Sicherungssysteme für die Trennmauer und den elektronisch gesicherten Sperrzaun. Die Norweger folgten den Argumenten Jamal Jumas. Bau und Verlauf der Mauer, so argumentierten die Norweger, seien mit den ethischen Grundsätzen ihres Landes nicht zu vereinbaren.
Die Angst des Häftlings
Für Israel war der norwegische Rückzug sicher ein Warnzeichen und eine Niederlage im Kampf gegen BDS. Jamal Juma allerdings musste einen hohen Preis bezahlen. Es war auch diese Aktivität, welche Israel veranlasste, Jamal Juma zu verhaften. Jamal Juma sass knapp einen Monat in israelischer Internierungshaft. Hier ein Zitat aus dem Bericht über seine Haft, der dem Autor dieser Zeilen vorliegt:
„Ich wusste nie, wann man mich zum Verhör bringen würde. So verbringt man jede Minute mit dem Gedanken, wann sie wohl kommen würden. Immer wenn ich eine Tür oder klirrende Ketten hörte, dachte ich, sie würden zu mir kommen. Wenn sie kommen, sind sie grob. Man befahl mir, aufzustehen, meine Jacke anzuziehen, dann wurden Arme und Beine gefesselt, meine Augen wurden verbunden. Eine Wache zog mich am Kragen voran, eine andere schob von hinten. Jedes Mal ist es dasselbe. Der Gefangene wird auf das Pult geworfen, der Verhörende sitzt an dem Pult gegenüber mit einem Computer. Meine Arme wurden zurückgestreckt und mit einer Kette am Boden hinter dem Stuhl befestigt. Diese unkomfortable Situation muss man manchmal stundenlang ertragen. Abhängig von der Stimmung des Verhörenden kann das eine Stunde dauern, manchmal zwölf“.
Zionismus und Semitismus
Eyal Sivan und Armelle Laborie wenden sich am Schluss ihres Buches gegen die weit verbreitete Vorstellung, die BDS-Kampagne sei antisemitisch. Tatsächlich hilft aus dieser auch politisch motivierten Aussage ein kurzer historischer Exkurs. Der Zionismus entstand Ende des 19.Jahrhunderts als Reaktion auf den europäischen Antisemitismus. Zionismus ist eine Bewegung, die eine Ansiedlung von Jüdinnen und Juden in Palästina zum Ziel hatte. Aber nicht alle Juden waren auch Zionisten. Eyal Sivan und Armelle Laborie schreiben: Tatsächlich hätten es seinerzeit Millionen von Juden und Jüdinnen weltweit abgelehnt, den Plan der Gründung eines jüdischen Staates zu unterstützen. „Wer behauptet, der Antizionismus sei Antisemitismus behandelt die Millionen antizionistischer Juden/Jüdinnen, die in Europa gelebt haben... als AntisemitInnen. Der jüdische Antizionismus war ausserhalb Europas ebenso verbreitet, denn die meisten Juden/Jüdinnen der arabisch-muslimischen Welt waren ebenfalls keine ZionistInnen.“
Wer, so argumentieren Eyal Sivan und Armelle Laborie weiter, in der BDS-Kampagne „den Willen zur Zerstörung Israels sehe, verwechesle mutwillig die Zerstörung des Regimes mit der Vernichtung der Bevölkerung“. Schliesslich habe der Untergang des Apartheid-Regimes in Südafrika oder das Ende des Sowjetstaates nicht die Vernichtung der südafrikanischen Bevölkerung bzw. der Völker der ehemaligen Sowjetunion mit sich gebracht.
Strategische Bedrohung
Eyal Sivan und Armelle Laborie bezeichnen die BDS-Kampagne als ein Instrument, das keine zentrale Institution und keinen Chef habe, eine weltweite, vielverzweigte Bewegung sei und seine „Ausbreitung den Hunderten von weltweit stattfindenden Initiativen Veranstaltungen und Aktionen, die die öffentliche Meinung beeinflussen“ verdanke.
In dieser dezentralen Arbeitsweise liegt vermutlich der Grund dafür, dass die BDS-Kampagne für die israelische Regierung trotz ihres mit 20 Millionen Euro dotierten Hashara-Jahresbudgets so schlecht zu fassen ist und, nach den Worten von Staatspräsident Reuven Rivlin eine „strategische Bedrohung“ darstellt.
Eyal Sivan/Armelle Laborie: Legitimer Protest – Plädoyer für einen kulturellen und akademischen Boykott Israels.“ Promedia Verlag Wien 2018 , 184 Seiten. Aus der französischen Originalausgabe von 2016 übersetzt von Birgit Althaler
Eine Unterscheidung zwischen Zionismus und Antisemitismus nimmt auch David Ranan in seinem Buch „Muslimischer Antisemitismus“ vor.. Verlag J.H.W.Dietz Nachf., Bonn 2018
Die Taiwan-Karte
International kaum beachtet, brach Anfang Mai die Dominikanische Republik ihre Kontakte zu Taiwan ab und nahm diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf. In Peking gratulierten sich der Dominikanische Aussenminister Miguel Fargas und Chinas Staatsrat Wang Yi. Taiwans Aussenminister Joseph Wu dagegen sprach von „tiefer Enttäuschung und Wut“. Die Dominikanische Republik habe sich kaufen lassen.
Gekauft?
In der Tat, Peking stellte dem karibischen Inselstaat Hilfe für Infrastruktur und Wirtschaft im Umfang von 3,1 Milliarden Dollar in Form von Geschenken und Krediten zu niedrigen oder gar keinen Zinsen in Aussicht. Damit könne Taiwan, so Joseph Wu, nicht mithalten, denn Pekings finanzielle Zusagen seien „astronomisch hoch“. Taiwan hatte in den vergangenen Jahren neben wirtschaftlicher und sozialer Projekthilfe dem Dominikanischen Militär Waffen und Gerät im Werte von 35 Millionen Dollar zukommen lassen, darunter mehrere Hundert Polizeimotorräder, Dutzende von Ambulanzen sowie gepanzerte Fahrzeuge.
Doch China hat die Dominikanische Republik nicht „gekauft“, wie die Zahlen suggerieren könnten. Vielmehr ist der Handel zwischen beiden Ländern in den letzten zehn Jahren stetig angewachsen und beläuft sich 2017 auf zwei Milliarden Dollar. China ist für die Dominikanische Republik ganz einfach wichtiger geworden als Taiwan.
Grosse Enttäuschung
Für Taiwan ist die Entscheidung der Dominikanischen Republik ein herber Schlag und eine grosse Enttäuschung. Seit dem Amtsantritt der jetzigen Präsidentin Tsai Ing-wen vor zwei Jahren ist es nach Gambia, Sao Tome und Principe und Panama bereits der vierte Staat, der sich von Taiwan abgewandt und China anerkannt hat. Gerade noch 19 von 192 in der Uno vertretenen Staaten anerkennen Taiwan, davon zehn in Lateinamerika und die restlichen in der Südsee, darunter Winzlinge wie Belize oder Naura. In Europa unterhält Taiwan nur noch mit einem Staat diplomatische Beziehungen, dem Vatikan. Wenn nicht alles täuscht, wird bald auch der Vatikan von Taipei nach Peking wechseln.
Status quo
Nach der Niederlage im chinesischen Bürgerkrieg 1946–49 haben sich auf der Insel Taiwan die Nationalisten unter Marschall Tschiang Kai-shek festgesetzt. In Taipei wie in Peking beharrte man darauf, ganz China zu vertreten. Anfang der 1970er Jahre musste Taiwan seinen Sitz in der Uno und im UN-Sicherheitsrat an die Volksrepublik China abgeben. Das diktatorisch regierte Taiwan entwickelte sich bis Ende der 1990er Jahre zu einer lebhaften Demokratie. Immerhin konnten sich 1992 sowohl Taipei wie Peking auf die „Ein-China-Formel“ einigen, wobei jede Seite selbst definierte, was das genau heissen mag.
„Abtrünnige Provinz“
Für die Volksrepublik freilich war und ist Taiwan schlicht eine „abtrünnige Provinz“. Chinas grosser Revolutionär und Reformer Deng Xiaoping hoffte, Taiwan mit der gleichen Formel „ins Mutterland zurückzuholen“ wie Hong Kong und Macao, nämlich mit dem Prinzip „ein Land, zwei Systeme“. Das gilt noch heute. Doch Taipei bleibt vorsichtig, verfolgt die Entwicklung in Hong Kong und Macao. Unter wechselnden Regierungen wartete Taiwan vorerst ab und verschrieb sich einer Politik des Status quo.
„Unabhängigkeits-Tricks“
Seit dem Amtsantritt von Präsidentin Tsai Ing-wen im Jahr 2016 aber verschlechterten sich die Beziehungen aufgrund der Auseinandersetzungen um die Strasse von Formosa – wie die heutige Taiwan-Meerenge einst hiess – zusehends. Tsai löste den Kuomintang-Präsidenten Ma Ying-jeou ab, der während seiner Amtszeit die Beziehungen zum Festland stetig ausbaute. Tsai von der Demokratischen Fortschritts-Partei DDP indes steuerte einen selbstbewussteren Kurs, bekannte sich nicht mehr zur „Ein-China-Formel“ und berief Unabhängigkeitsbefürworter ins Kabinett. Als Ministerpräsidenten erkor sie William Lai Ching-te, der sich selbst als einen „politischen Arbeiter für Taiwans Unabhängigkeit“ beschreibt. Die chinesische Regierungszeitung China Daily warnt jedoch. Es gebe „immer weniger Raum für Unabhängigkeits-Tricks“. Taiwans „Bemühungen, die Insel als unabhängiges Land zu positionieren und zu sichern, werden mit Sicherheit scheitern“.
Beziehungen Taiwan–USA
Auch die Beziehungen zum grossen Alliierten USA wurden massiv ausgebaut. Mit noch mehr Militärhilfe und vor allem dem im März vom US-Kongress verabschiedete Taiwan Travel Act revanchierte sich US-Präsident Trump. Danach sollen sich in Zukunft auch hohe Beamte von Taiwan und den USA treffen und austauschen können. Aus Pekinger Sicht ist das eine Zumutung, denn unter der Ein-China-Politik, der auch die USA seit Ende der 1970er Jahre verpflichtet sind, verbietet sich jede zwischenstaatliche Kontaktnahme. Das ist unter anderem auch der Grund dafür, dass Taiwan in den meisten internationalen Organisationen nicht vertreten ist.
„Laute und klare Warnung“
Für die Volksrepublik ist Taiwan nicht verhandelbar. Staats-, Partei- und Militärchef Xi Jinping brachte es kürzlich in einer Rede auf den Punkt: Peking sei bereit für „eine blutige Schlacht, um seinen einstigen Ruhm wiederzuerlangen und sein Land zu sichern“. Die Global Times, eine englischsprachige Zeitung des Parteiblatts Renmin Ribao (Volkszeitung), stellt in einem Kommentar fest, China müsse sich vorbereiten für „einen direkten militärischen Zusammenstoss in der Strasse von Taiwan“. Peking liess denn verschiedentlich, zuletzt im April, seine Flotte mit Flugzeugträger Liaoning in der Strasse von Taiwan kreuzen, hielt Manöver mit scharfer Munition rund um die Insel ab, und Bomber und Kampfflugzeuge erschienen am Himmel vor Taiwans Küste. Die Manöver, so Chinas Medien unisono, sind eine „laute und klare Warnung“ an die „abtrünnige Provinz Taiwan“ und die USA.
Linie überschritten?
Spielt US-Präsident Trump die Taiwan-Karte? Anders als beim Krisenherd auf der koreanischen Halbinsel gibt es zu Taiwan jedoch keinen „Deal“. „Die abtrünnige Provinz Taiwan“ ist für Peking nicht verhandelbar. Taiwan ist auch Teil des von Xi Jinping formulierten „Chinesischen Traums“. Die Taiwan-Karte zu ziehen, ist deshalb brandgefährlich. Jede ausländische Macht, die versuche, „die Taiwan-Karte zu spielen“, so ein Kommentar von China Daily, werde sehen, dass das zu nichts führe. Im Gegenteil, wenn eine „Linie überschritten“ werde, schade sich die ausländische Macht nur selbst.
Knackpunkt im Juni
Schon im Juni wird sich zeigen, wie und ob Trump die Taiwan-Karte einsetzen wird. Das American Institute in Taiwan, die De-facto-US-Botschaft, wird ein neues Gebäude beziehen. Wird zur Einweihung ein hoher amerikanischer Beamter anwesend sein, so wie es nach dem neuen Taiwan Travel Act möglich wäre? Zum Beispiel Trumps nationaler Sicherheitsberater Bolton, ein Hardliner erster Güte? Falls es so weit kommen sollte, wäre mit Sicherheit die berüchtigte Linie überschritten. Mit unabsehbaren Folgen.
Jürgen Wegmann, früherer deutscher Fussballspieler
Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.
Mammut longlife
„Mein erstes Kletterseil war orange“, schreibt Emil Zopfi, „eines der damals neuen Kernmantelseile aus Nylonfasern, hergestellt in einer kleinen Seilwarenfabrik in Lenzburg. Es nannte sich Mammut, was Stärke und Sicherheit versprach.“
Aus der kleinen Seilwarenfabrik entstand ein weltweit tätiger Bergsport-Ausrüster, und aus dem Töfflibueb von damals ist einer der grossen Schweizer Alpinismus-Autoren geworden. Emil Zopfi wurde einmal gefragt, was er wählen würde, wenn er sich entscheiden müsste zwischen Klettern und Schreiben. Klettern, sagte er. Schreiben sei schwieriger. Aber zum Glück müsse er sich nicht entscheiden.

Das orange Seil hatte ihm ein Freund geschenkt. Es war durch einen bösen Sturz auf einigen Metern beschädigt: „Heute würde sich kein Mensch mehr mit einem so übel zugerichteten Seil auf eine Klettertour wagen, aber ich war Lehrling und lebte von nichts und der Liebe. Mein Budget für ein Wochenende betrug ein bis zwei Franken, während der Woche bestand meine Mittagsmahlzeit aus einer Cervelat mit Brot und einer Zimtschnecke. Ein eigenes Seil? Ein Traum.“ (1)
Das war Ende der fünfziger Jahre. Das Klettern wurde für den jungen Lehrling zum grossen Ausweg aus den Zwängen der Alltagswelt. Für jedes Wochenende waren die Berge neue Verheissung von Selbstbehauptung und einer schwindelerregenden Leichtigkeit des Seins. Es muss wie eine Viruserkrankung gewesen sein. Eine merkwürdige Krankheit, die die Pforten der Enge öffnet zu einem Territorium der Freiheit:
„Drei Felsspitzen aus hellem Kalk über den Alpweiden des Wägitals: die Bockmattlitürme! Ein grandioses Klettergebiet – auch heute noch: senkrechte Nordwände, bis vierhundert Meter hoch, Kanten, Pfeiler, Risse, Überhänge, also alles, was ein junges Kletterherz begehrte. Das Sehnsuchtsland meiner Jugend war mit dem Velo erreichbar, übernachten konnten wir im Heu auf der Schwarzenegg beim guten Älpler Röbi. Unvergesssliche Stunden in seiner Stube bei Spaghetti, Tee und Schokoladencreme aus der Büchse. Frühmorgens dann ab in die Felsen.“

Dem Bockmattli verdanke er sein erstes bisschen Selbstvertrauen, das später im Leben gelegentlich weitergeholfen habe, sagt Zopfi: „Da befahl niemand wie in der Fabrik, wo’s langgeht, da war ich mein eigener Meister und setzte meine Ziele selbst.“
Klettern war damals eine riskante Sache. Einzementierte Bohrhaken und Muniringe wie beim neuen „Plaisirklettern“ gab es nicht, geschweige denn gut haftende Kletterfinken. Man hatte Metallhaken dabei und schlug sie mit dem Felshammer ein. Hier und da fanden sich verrostete Vorkriegs-Standhaken, die Schlingen aus Gartendraht hatten. Wo man heute Hightech-Klemmgeräte wie Friends oder Camalots einsetzt, behalf man sich damals mit Holzkeilen:
Schreiben als Freiraum
„Holzkeile waren meist Eigenfabrikation und schonten das Portmonee von uns Lehrlingen. Haken hatte damals jeder Kletterer dabei, aber ein Bündel Holzkeile, nach Grösse sortiert und möglichst dicke darunter, war der Indianerschmuck des Extremkletterers. Das trockene Klöppeln der Keile am Tragband, wenn wir am Morgen auszogen, untermalt vom Klirren und Klimpern der Felshaken, das war die Begleitmusik einer zünftigen Kletterei.“
Er träumte den ganzen Winter von sonnigen Kalkfelsen. Kletterhallen gab es damals noch nicht. Man musste warten, bis der Frühling kam und der Schnee schmolz. Die Symptome des Entzugs versuchte er mit Schreiben zu kurieren:
„Wenn im November der erste Schnee lag, tippte ich auf der Schreibmaschine meines Vaters die Erlebnisse des Sommers. Schreiben bedeutete für mich, Erlebtes festzuhalten und gleichzeitig wieder neu und anders zu erleben. Später auch über die Erfahrungen nachzudenken, sie zu werten und einzuordnen. Schreiben wurde zu einem Spiegel. In der Jugend hatte ich die Berge als Freiraum entdeckt, Schreiben wurde später zu einem zweiten, einem schwierigeren.“

In den vergangenen fünfzig Jahren hat Emil Zopfi Dutzende von Hörspielen und Büchern publiziert. Er wurde überhäuft mit Auszeichnungen und Kulturpreisen. Bücher über Alpinismus, Kriminalromane, die in den Bergen spielen, aber auch Kinderbücher und Bücher, in denen der Elektroingenieur und Programmierer sich kritisch mit der Macht der Computer über den Menschen auseinandersetzt. Sein Vater war ein Arbeiter aus dem Glarnerland, seine früh verstorbene Mutter eine Bergbauerntochter. Er sah die Berge stets als Gegenwelt zur Stadt, aber als heile Welt hat er sie sicher nie gesehen.Letzte Woche las er in Bern auf der Generalversammlung der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness aus seinem Buch „FelsenFest“. Das ist eine Sammlung von kurzen Geschichten, von denen viele schon als Blog im Zürcher Tagesanzeiger erschienen sind.
Understatement
Lustige und traurige Geschichten, sehr persönlich, sehr anekdotisch, ein erfrischend buntes Mosaik aus dem Leben eines Taugenichts. Joseph von Eichendorff hätte als Zuhörer seine Freude gehabt. Der musikalische Kontrapunkt in all diesen Texten ist die leise Ironie und ein Schatten von Wehmut, die die Erosion des Alters mit sich bringt.
Es mag wohl mehr als dreissig Jahre her sein, dass eine Kletterpartnerin auf der Mettmenalp mir ins Ohr flüsterte, der da oben die Route im siebten Grad versuche, das sei der Zopfi, der berühmte Emil Zopfi. Er ist jetzt fünfundsiebzig, aber als ich ihn bei der Lesung in Bern sah, dachte ich: Er sieht aus, wie er immer aussah. Mit seinem dichten Haarschopf, den wachen Augen unter einem Brauengebüsch, mit den sparsamen Gesten, dem trockenen Humor und jener zurückhaltenden, leisen Präsenz. Das Understatement von einem, der schon als junger Bursche die schwierigsten Wände geklettert ist und es deshalb nie nötig hatte, auf den Putz zu hauen. Man hört ihm zu und denkt: Da ist einer, der noch viel heiteres Tageslicht hat zwischen sich und seinem Ego.
Er habe das Schreiben als Therapie entdeckt, sagte er mir: „Eine Therapie, die mir ermöglichte, die grauen Tage zu überstehen. Die Berge sozusagen mental zu erleben und immer wieder zu erleben. Bis der Frühling kam.“
Im Buch schildert er, wie er an seinem siebzigsten Geburtstag an einem wolkenlosen Tag im Gneis von Ponte Brolla klettert: „Ich wurde so übermütig, dass ich buchstäblich ins neue Lebensjahrzehnt stürzte – das heisst ins Seil. Die schöne Route gehört zu den steileren der Wand, und ich blieb unversehrt. Sie heisst übrigens Mammut longlife. Wenn das kein Omen ist!“
Emil Zopfi: FelsenFest. Noch schöner als Fliegen. AS Verlag 2016
Vier Journalisten freigesprochen
Ausgangspunkt einer Reihe von Artikeln in sechs Ausgaben der Gratiszeitung „il caffè“ war ein schwerer Fehler eines Chirurgen in der Privatklinik Sant’Anna in Lugano. Der Chirurg hatte im Sommer 2014 der falschen Patientin beide Brüste entfernt, aber den Fehler lange verheimlicht. Diese Berichte veranlassten die Klinik im Sommer 2016, gegen die vier beteiligten Journalisten zu klagen.
Zur Recht Fragen gestellt
Alsbald leitete die Staatsanwaltschaft des Kantons Tessin eine Untersuchung ein, und 2017 verhängte sie über die vier Journalisten wegen "wiederholter übler Nachrede" einen Strafbefehl zu bedingten Strafen und Bussen. Den Chefredaktor büsste sie wegen "unlauteren Wettbewerbs". Die Journalisten erhoben Einsprache, worauf es zum Prozess kam: Am Freitag verkündete Strafrichter Siro Quadri das Urteil, d.h. den Freispruch in allen Punkten.
Der Richter betonte, es gehe darum, die Fakten zu klären. Die Journalisten hätten sich unter anderem auf den Bericht der sanitarischen Aufsichtskommission des Kantons gestützt. Der Fehler des Arztes sei in der Klinik sofort bekannt geworden, doch niemand habe die zuständigen Behörden vorschriftsgemäss informiert. Daraus hätten sich Fragen ergeben, welche die Sonntagszeitung legitimerweise gestellt habe, zum Beispiel ob der Arzt von der Klinik begünstigt worden sei, da er schon am Tag nach dem schweren Fehler weiterhin operierte.
Öffentliches Interesse
Das Strafverfahren gegen den fehlbaren Arzt ist nach über vier Jahren noch nicht abgeschlossen. Erst viel später, hat die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass die Klinik keine Verantwortung treffe. Für die Beurteilung der Klagepunkte – so der Richter – dürfe man einzig jene Informationen beiziehen, die im Moment der Drucklegung der beanstandeten Artikel bekannt gewesen seien.
Als Richtschnur für die Beurteilung der Anklagepunkte gelte die Pressefreiheit, wie sie vom Bundesgericht und vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geschützt werde. Für Angelegenheiten von öffentlichem Interesse, und das treffe besonders für den Gesundheitssektor zu, seien die Medien geradezu in der Pflicht, einen Fall darzustellen, um die Öffentlichzeit zu informieren und die Voraussetzung für eine demokratische Diskussion zu schaffen.
„Nichts Unwahres geschrieben“
Die Journalisten haben das Privileg – so der Richter –, ihre Quellen nicht enthüllen zu müssen, doch sie haben die Pflicht, die Informationen zu überprüfen, was sie aufgrund von Berichten und Nachfragen bei verschiedenen Personen auch gemacht hätten. „Sie haben nichts Unwahres geschrieben“, betonte der Richter. Die Zeitung habe ihren besonderen Stil in der Bearbeitung der Themen und der Bilder, man könne das mögen oder es könne missfallen, doch das zu entscheiden, gehöre nicht zu den Aufgaben des Gerichts. Der Richter hat auch die Funktion der Presse als Wachhund erwähnt in Anlehnung an eine Aussage des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte. Im vorliegenden Fall – so der Richter – habe sie zu Recht gebellt.
Im Unterschied zur Tessiner Staatsanwaltschaft fehlen für Richter Quadri die Voraussetzungen, die Journalisten zu verurteilen. Und die Klage wegen unlauteren Wettbewerbs, die gegen den Chefredakor erhoben wird? Eigentlich werde dieser Straftatbestand vor allem bei Konkurrenten im Geschäftsleben geltend gemacht. Es gebe seltene Fälle, so der Richter, bei denen dieser Artikel im Strafgesetzbuch auch die Medien betreffen könne. Es müsste dann um offensichtlich falsche und unnötig verletzende Aussagen gehen, und das sei im Falle des Chefredaktors von „il caffè“ nicht der Fall. Ein umfassender Freispruch also. Strafbefehl und Anklageschrift des damaligen stellvertretenden Generalstaatsanwalts lösten sich infolge der Argumente des Strafrichters in nichts auf. Dagegen sind viele der Argumente des umfassend dokumentierten Verteidigers der Journalisten vom Richter übernommen worden.
Das Urteil des Strafgerichts Bellinzona ist eine gute Nachricht für die Medien und die Journalisten. Ein klares Signal, dass Recherchen, korrekt geführte Recherchen, nicht bloss erlaubt, sondern erwünscht und notwendig sind.
Flach, platt
- Welche Sprache wird in der Sauna gesprochen? Schwitzerdütsch.
- Was passiert, wenn man Cola und Bier zusammen trinkt? Man colabiert.
Flachwitze gibt es seit Tausenden Jahren. Die ersten wurden schon auf Papyrus-Rollen gefunden. Für die einen sind es schwachsinnige, sprachakrobatische Blödeleien. Für andere sind es witzige Wortspielereien.
- Was ist gross und braun und schreibt undeutlich? Ein Kritzlibär.
- Was sucht ein Einarmiger in der Stadt? Einen Second Hand-Laden.
- Wie heisst die Frau des Papageis? Mamagei.
Puritanern läuft es kalt über den Rücken. Andere amüsieren sich. Natürlich gehören viele dieser Witzchen in die unterste Schublade. Doch nicht alle. Es geht darum, Worte mit ähnlichem Klang, ähnlicher Schreibweise und ähnlichem Sinn auf lustige Weise zu verdrehen. Das ist (manchmal) eine fast intellektuelle Herausforderung und setzt (manchmal) Geist und Schlagfertigkeit voraus. Sprach-Akrobaten kultivieren den höheren Nonsens. Sie sind der Ansicht, dass man auch auf hohem Niveau blödeln kann.
Die Franzosen lieben das. Die Astérix-Bände sind voller Flachwitze und Kalauer, was die Übersetzer vor riesige Probleme stellt. Die Zeitungen „Le Canard enchaîné“, „Libération“, „L’Équipe“ und andere überbieten sich mit gekaulauerten Titeln und Wortspielereien.
Da gibt es Kalauer-Zirkel. Menschen, die meist sprachlich gebildet sind, sitzen zusammen und werfen eine Frage in die Runde. Die andern sollen dann mit einem möglichst witzigen Kalauer antworten. Auch das trainiert das Hirn und die Schlagfertigkeit.
- Was passiert, wenn man bei Ikea klaut? Man wird vermöbelt.
- Welche Vögel hören nichts? Die Tauben.
- Wie heisst die Frau von Herkules? Fraukules.
- Wie nennt man einen dicken Schriftsteller? Kugelschreiber.
Flachwitze werden auch Plattwitze oder eben Kalauer genannt. Der Begriff Kalauer stammt möglicherweise aus dem brandenburgischen Städtchen Calau, das sich eine „kerngesunde Kleinstadt mit Witz“ nennt.
Es gibt auch andere Erklärungen. Da gab es einen Grafen Kahlenberg. Er war der deutsche Botschafter am Hofe Ludwigs XV. Da er ein miserables Französisch sprach und einen furchtbaren Akzent hatte, verdrehte er Wörter und löste am Hof Lachsalven aus.
- Übrigens: Warum nennen die Schweizer das Städtchen am Rhein Eglisau? Weil Eglischwein allzu deutsch klingt.
Jenny Marx, Ehefrau von Karl Marx, der heute vor 200 Jahren geboren wurde.
Ich wünschte, dass mein lieber Karl mehr Zeit damit verbracht hätte, Kapital anzuhäufen, statt nur darüber zu schreiben.
Ein „Garten der Gerechten“ in Lugano
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland am 12. März 1938 brach für „Fritzie“ Spitzer eine Welt zusammen. Der 13. März 1938 war das Ende „des normalen Lebens“, schreibt die damals 17-jährige Wiener Krankenschwester später in ihrem Augenzeugenbericht über das Konzentrationslager Theresienstadt in der Tschechoslowakei in dem Buch „Verlorene Jahre – Vom Lager in die Freiheit“. „Es war eine Zeit, in der jeder seinen schlimmsten Lastern legal freien Lauf lassen konnte ... Man konnte sich bereichern, den Nächsten quälen und ihn selbst ungestraft ermorden. Dafür wurde man sogar gelobt und geehrt“, erinnert sich die aus einfachen Verhältnissen stammende Jüdin.
Zwar stand Spitzer nicht auf der Deportationsliste, da sie als Krankenschwester dringend benötigt wurde, aber ihre Eltern erhielten den gefürchteten Befehl zu packen. Kurz entschlossen gab die junge Frau ihren privilegierten Status auf, um die Eltern zu begleiten. Mit unbekanntem Ziel setzte sich der Zug am 2. Oktober 1942 in Bewegung. Ziel: das Lager Theresienstadt. Es war ursprünglich als „Zwischenlager“ auf dem Weg nach Auschwitz geplant. Später wurde es in ein „Modell-Lager“ umgewandelt und sogar mit einem Café ausgestattet.
Dank der vielen Intellektuellen und Künstler, die in die düstere Festung aus den Zeiten Kaiserin Maria Theresias deportiert wurden, konnten hier auch Konzerte und Kabaretts aufgeführt werden. Der Musiker Leo Strauss komponierte beispielsweise „Ein Walzertraum“ und der Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron musste einen Propagandafilm mit dem zynischen Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ inszenieren. Er wurde noch vor Ende der Dreharbeiten nach Auschwitz verschickt und dort ermordet.
„Via Federica Spitzer, Zeugin des Holocaust“
Fritzie Spitzer, die auch im von Typhus und anderen Epidemien heimgesuchten Lager tatkräftig kranken und halbverhungerten Menschen als Krankenschwester half, hatte Glück im Unglück. Sie wurde zusammen mit ihren Eltern dank Vermittlung des Schweizer Bundesrates und Aussenministers Jean-Marie Musy, der gute Kontakte zum reichsdeutschen Innenminister Heinrich Himmler unterhielt, im Februar 1945 befreit und in die Schweiz gebracht. Damit gehörte sie zu den 147 Überlebenden von insgesamt 1300 Menschen, die zusammen mit ihr von Wien nach Theresienstadt deportiert worden waren.
Von 1946 bis zu ihrem Tod 2002 lebte sie im Tessin, in Lugano. Spitzers Engagement für andere Menschen hielt auch in der Schweiz an. Sie setzte sich immer wieder für Flüchtlinge und Kriegsopfer ein. Später berichtete sie vor allem an Mittelschulen über die Barbarei des Holocaust, um die Erinnerung daran auch in der Jugend wachzuhalten. Eine Strasse in Lugano wurde 2016 nach der unermüdlichen Helferin und unverbesserlichen Optimistin benannt. Sie heisst „Via Federica Spitzer, Zeugin des Holocaust“. Ein von der „Stiftung Federica Spitzer“ organisiertes Projekt „Lugano – offene Stadt“ gedachte jetzt der tapferen Kämpferin aus Wien, für die das humanitäre und auch kulturelle Engagement zeitlebens wichtig waren. Nach dem Vorbild von Yad Vashem in Jerusalem wurde jetzt im Park Ciani am Ufer des Luganersees der erste Schweizer „Garten der Gerechten“ eingeweiht.
Gegen Gewalt und Rassismus
Mit der Errichtung dieses Gartens ehrt Lugano auch das Andenken von vier Schweizer Persönlichkeiten, die in den „dunkelsten Stunden unserer Vergangenheit“, so der Bürgermeister Marco Borradori bei der Einweihungszeremonie, „nicht wegsahen“. Es seien „weder Heilige noch Helden“ gewesen, sondern gewöhnliche Menschen, die nicht der Gleichgültigkeit nachgaben, sondern tatkräftig gegen Gewalt, Rassismus und für die Demokratie eintraten. Der Bekannteste der vier Tessiner Geehrten dürfte Carlo Sommaruga sein, dessen Enkel Cornelio Sommaruga, früherer IKRK-Präsident, bei den diversen Feierlichkeiten zugegen war.
Der italienische Botschafter in Bern, Marco Del Panta Ridolfi, erinnerte bei der Einweihung daran, dass Benito Mussolini im November 1938 die Rassengesetze nach deutschem „Vorbild“ in Italien einführte – mit schwerwiegenden Folgen für die knapp 47’000 dort lebenden Juden. „Die Massnahmen zur Verteidigung der italienischen Rasse“ verboten z.B. Mischehen von Juden mit Christen und führten dazu, dass jüdische Mitbürger quasi über Nacht aus Verwaltung und Militär entlassen wurden und Freiberufler wie Anwälte, Ärzte oder Architekten ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten. Nichtitalienische Juden wurden ausgewiesen oder interniert. Zahlreiche jüdische Mitbürger verliessen das Land, oft in die nahe Schweiz.
Die Vergangenheit nicht aufgearbeitet
Del Panta Ridolfi erinnerte daran, dass sein Land im Gegensatz zu Deutschland seine „schmerzhafte Vergangenheit“ nicht wirklich aufgearbeitet und vieles unter den Teppich gekehrt habe. Obwohl die jüdischen Mitbürger gut assimiliert waren und „zu Italien gehörten“, habe es keine Rebellion gegen die Rassengesetze, weder aktiven noch passiven Widerstand, gegeben. Der Leiter der Stiftung Spitzer, Moreno Bernasconi, hob die positive Haltung der italienischen Schweiz und insbesondere Luganos hervor. Dank seiner langen humanitären Tradition hielt das Tessin die Grenzen offen und widersetzte sich damit der Vorgabe der damaligen Berner Bundesregierung. Diese gab aus Angst vor dem übermächtigen deutschen Nachbarn 1942 die umstrittene Devise aus: „Das Boot ist voll“.
Die Fluchtbewegung italienischer Juden in die Schweiz setzte erst verstärkt ein, nachdem Italien gegenüber den westlichen Alliierten im September 1943 kapituliert hatte. In der Folge behandelte Nazi-Deutschland den noch nicht von amerikanischen und britischen Truppen eroberten Norden praktisch wie ein besetztes Land unter dem Kommando der deutschen Wehrmacht.
Systematische Judenverfolgung
Unter der hastig gegründeten Republik von Salò, der nominell noch immer der zuvor abgesetzte und inhaftierte und danach von den Deutschen befreite Mussolini vorstand, setzte auch eine systematische Judenverfolgung in Norditalien ein. Im November 1943 erklärte die faschistische Partei die Juden zur „Feindnation“, obwohl ihr auch zahlreiche Juden und Weggefährten Mussolinis der ersten Stunde, wie Ettore Ovazza, angehört hatten. Dieser hatte Mussolini bereits 1938 nach den ersten rassistischen Kampagnen in den italienischen Medien in einem persönlichen Brief voll Bitterkeit geschrieben: „Das ist das Ende unseres Gefühls, eins zu sein mit dem italienischen Volk ... Wie viele sind Ihnen seit 1919 und bis heute mit Liebe gefolgt durch Schlachten und Kriege ... war alles nur ein Traum? Ich kann es nicht glauben.“
Im November 1943 wurde die Verhaftung und Einweisung aller Juden in KZs verfügt. 7500 Juden aus Italien landeten in deutschen KZs, nur einige hundert davon kehrten zurück. In Italien hatte Mussolini bereits ab 1940 48 Lager eingerichtet, das grösste davon in Ferramonti di Tarsia in Kalabrien. Wer dorthin kam, etwa der Wiener Komponist Kurt Sonnenfeld oder der deutsche Musiker Kurt Weil, hatte allerdings Glück im Unglück. Denn die Insassen wurden vom Wachpersonal mit grossem Respekt behandelt, wie Insassen später berichteten. Da auch hier ähnlich wie in Theresienstadt zahlreiche Künstler aus verschiedenen Nationen interniert waren, entstand trotz aller Entbehrungen ein reges Kulturleben mit Musik und Konzerten. Die 60 Insassen, die diese Zeit nicht überlebten, starben alle offenbar eines natürlichen Todes.
Der Musik, die in Ferramonti entstanden war, widmete Lugano zum Abschluss des Gedenkjahres einen beeindruckenden Konzertabend im neuen Kulturzentrum LAC als „Gelegenheit und Warnung vor allen Formen der Verfolgung damals wie heute und einer Würdigung an die Charakterstärke, den Mut, die Kreativität und der Würde der Verfolgten“.

Bleiben die Amerikaner in Syrien?
In den letzten Wochen ist es Asad und seiner Armee gelungen, einige der strategisch wichtigen Restpositionen des syrischen Widerstandes zu liquidieren. Zuerst beendete er die langen, zähen und zerstörerischen Kämpfe um die Ost-Ghuta, das ländliche Gebiet, das dicht an Damaskus angrenzt und das sich seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges im Sommer 2011 in den Händen von mehreren Widerstandsgruppen befunden hatte.
In diesem Endkampf wurde wahrscheinlich wieder Giftgas eingesetzt. Der Kampf endete so wie früher an andern Orten: Die syrische Armee eroberte das Gebiet, während die verbleibenden Widerstandskämpfer mit ihren Familien und ihren leichten Waffen in den Norden Syriens evakuiert wurden. Sie gingen entweder in die Provinz Idlib oder etwas östlich davon in die Grenzgebiete der Provinz Aleppo, die seit dem August des vergangenen Jahres von der Türkei beherrscht werden.
Asad spart seine verlässlichsten Truppen
Diese Evakuierungen dienen dazu, Strassenkämpfe zu vermeiden, weil diese für die syrische Armee und ihre Hilfstruppen aus Libanon und aus Iran verlustreich wären. Die syrische Armee, deren verlässlichster Kern aus alawitischen Sondereinheiten besteht, hat nicht genügend Mannschaften, um das ganze Land zu beherrschen. Die Alawiten machen lediglich etwa 15 Prozent der Bevölkerung Syriens aus. Die hohen Verluste, die diese Minderheit im Verlauf der sechs Jahre des Bürgerkrieges auf sich nehmen musste, hatten gelegentlich dazu geführt, dass ein gewisses Murren in den Heimatdörfern der gefallenen alawitischen Jugendlichen entstand, wenn die Leichen der „Märtyrer“ dorthin zurückkehrten.
Die Führung der syrischen Armee ist darauf angewiesen, ihr Personal sparsam einzusetzen. Diese Notwendigkeit hat die Art der Kriegsführung in Syrien immer bestimmt: Kämpfe aus der Distanz mit Artillerie- und Bombeneinsätzen – ohne viel Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Dann, wenn die Zeit reif geworden war: die Abzugsverhandlungen.

Ende des Widerstands an der südlichen Peripherie von Damaskus
Die gleiche Methode wurde auch wieder in den Vorstädten und Dörfern südlich der Hauptstadt angewandt. Dort hatten sich im einstigen „Lager“ der Palästinenser, das Yarmuk genannt wurde und mit den Jahrzehnten zu einer eigenen palästinensischen Stadt herangewachsen war, ebenfalls Widerstandskämpfer gehalten. Ein Teil des Lagers und angrenzende Dörfer befanden sich in der Hand von Einheiten des IS. Ein anderer Teil wurde von HTS gehalten, der früheren Nusra-Front, die einst – aber heute als HTS nicht mehr – zu den Filialen von al-Kaida gehörte. Es gab auch weitere Gruppen von Widerstandskämpfern, eine jede in ihrem eigenen, engen Bereich.
Diese südlichen Reste des Widerstands erfuhren die Standardbehandlung: Artillerie, Bomben, wobei auch russische Kriegsflugzeuge mitwirkten, hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung, schliesslich Verhandlungen und Abzug nach Norden. Der IS verblieb und zeigt sich gewillt, bis zum bitteren Ende zu kämpfen. Noch leisten versprengte Gruppen seiner Anhänger im Süden von Damaskus weiteren Widerstand.
Die letzten Widerstandenklaven bei Homs und bei Hama
Dann ging die syrische Armee zur Liquidation der letzten Positionen der Kämpfer über, die sich in den Dörfern zwischen Homs und Hama und südlich von Hama gehalten hatten. Dies waren zwar kleine, aber ebenfalls strategisch wichtige Gebiete. Dies deshalb, weil sie nahe an der Hauptstrasse lagen, die Damaskus mit Aleppo verbindet. Immer wieder gelang es den Widerstandskämpfern, den Verkehr auf dieser Hauptachse zu blockieren. Auch dort ist es nun zu Verhandlungen gekommen, und die Evakuierung ist im Gang. Und auch da gibt es noch einzelne kleine Gruppen, die weiterkämpfen, weil sie die Abzugsbedingungen ablehnten.
Grössere Gruppen an der syrischen Südgrenze
Im Wesentlichen verbleiben dem Widerstand in Syrien Zonen an der südlichen und an der nördlichen Grenze. Im Süden lehnen sich diese an die israelisch besetzten Golanhöhen an, sowie an die jordanische Grenze. Ein Teil des Kommandos der südlichen Widerstandsgruppen, die man als die „gemässigten“ zu bezeichnen pflegt, befindet sich in Jordanien unter der Obhut amerikanischer und jordanischer „beratender“ Offiziere. Vor allem die amerikanischen Gelder, die aus Jordanien an diese südlichen Kämpfer flossen, sollen stark reduziert worden sein. Neben diesen „Gemässigten“ gibt es im Süden auch „radikale“ islamistische Kämpfer mit einem kleinen Gebiet unter dem Einfluss des IS.
Israel beobachtet das Geschehen im Süden genau. Das Hauptanliegen der Israeli ist zu vermeiden, dass sich iranische Kampfgruppen, die natürlich auf Seiten des Asad-Regimes stehen, im Grenzbereich zu den Golanhöhen und an der jordanischen Grenze festsetzen. Soweit es dort noch Widerstandsgruppen gibt, dienen sie den Israeli als eine vorgelagerte Verteidigung gegenüber den iranischen und pro-iranischen Kämpfern.
Ende der Offensive des südlichen Widerstands
Aus Jordanien ist Befehl an die „gemässigten“ Widerstandsgruppen ergangen, keinen Angriff mehr auf die syrische Armee zu starten. Offenbar glaubt die dortige Führung nicht mehr daran, dass solche Offensiven erfolgreich verlaufen könnten. Dies bewirkt ein vorläufig eher statisches Gesamtbild. Noch ist für die Armeeführung in Damaskus die Zeit nicht gekommen, um gegen die dortigen Restbestände des südlichen Widerstands offensiv vorzugehen.
Idlib Sammelbecken der Evakuierten
Die Provinz Idlib im Nordwesten, angelehnt an die Grenze zur türkischen Provinz von Antiochien („Hatay“ für die Türken), ist zum Sammelbecken des Widerstandes geworden. Die meisten der evakuierten Kämpfer aus den anderen Landesteilen zogen dorthin. Schätzungen sprechen von 2,3 Millionen Menschen, die sich in Idlib angesammelt hätten – die ursprünglichen 1,5 Millionen Bewohner der Idlib-Provinz mitgerechnet.
Bis zum vergangenen Oktober gab HTS (die frühere Nusra-Front) als die stärkste der Widerstandsgruppen in Idlib den Ton an, doch andere, Islamisten und säkulare Kampfgruppen, suchten sich gegenüber HTS zu halten, was manchmal zu inneren Kämpfen führte.
Im vergangenen Oktober zogen die Türken in Idlib ein, wobei sie ihrer Hilfstruppen, die sie aus der syrischen FSA (Freie Syrische Armee) rekrutiert und bewaffnet hatten, als Vorhut einsetzten. Praktisch kampflos haben die türkischen und pro-türkischen Truppen die Provinz unter ihren Einfluss gebracht. Idlib ist wirtschaftlich von der Türkei abhängig. Die überfüllte Provinz, die von ihren syrischen Nachbargebieten abgeschnitten ist, muss sich von Lebensmitteln ernähren, die über die türkische Grenze kommen. Die Bewohner von Idlib sagen, wer eine Arbeitsstelle wolle, müsse sich an die türkischen Militärbehörden wenden, nur sie hätten Arbeit zu vergeben. Manche fügen hinzu, es empfehle sich, die Türken und ihre Helfer nicht zu kritisieren.
Die Türkei handelt mit russischer Zustimmung
Russland untrerstützt das türkische Vorgehen in Idlib. Die türkischen und pro-türkischen Einheiten stehen im Rahmen der De-Eskalationsabkommen in Idlib, die in Astana beschlossen worden waren. Regionen und Ortschaften, die weiterhin von HTS und andern islamistischen Gruppen dominiert werden, werden immer wieder von syrischen oder russischen Kampfflugzeugen bombardiert. Doch die Bewohner von Idlib wissen, dass die grosse Abrechnung mit Damaskus erst noch bevorsteht – und davor fürchten sie sich. Dies mag mit ein Grund dafür sein, dass die Präsenz der Türkei willig und praktisch widerstandslos hingenommen wurde.
Nördlich von Idlib liegt die überwiegend von Kurden bewohnte Region von Afrin, die östlich und südlich an die Türkei angrenzt. Afrin gehört zur Provinz von Aleppo. Die gesamte Region wurde von türkischen und pro-türkischen Soldaten nach zwei Monaten Kämpfe am vergangenen 18. März eingenommen. Die kurdischen YPG-Kämpfer und viele ihrer Angehörigen und Sympathisanten flohen. Die Zahl der geflohenen oder Vertriebenen wird auf 150’000 bis 200’000 geschätzt. In die leerstehenden Häuser der Flüchtlinge sind inzwischen evakuierte Widerstandskämpfer mit ihren Familien unter Mithilfe der SFA-Truppen eingezogen.
Eine Art von ethnischer Säuberung spielt sich ab. Erdogan hat mehrmals erklärt, die Millionen syrischer Flüchtlinge, die sich zurzeit in der Türkei befinden, sollten künftig in dem von pro-türkischen und türkischen Kräften besetzten nördlichen Teilen Syriens untergebracht werden. Dies würde die ethnische Säuberung dieser Gebiete weiter vorantreiben, weil die Flüchtlinge Araber sind, nicht Kurden.
Ein türkisches Herrschaftsgebiet in Nordsyrien
Die östlich an Afrin angrenzenden Zonen befinden sich seit längerer Zeit im Besitz der Türken und ihrer syrischen Hilfstruppen von der FSA. Sie wurden im August des vergangenen Jahres besetzt. Präsident Erdogan sprach wiederholt davon, dass die Türken auch das letzte Gebiet zwischen dem Euphrat und Afrin einnehmen wollen, nämlich die Stadt Membidsch und ihre Umgebung, die sich in Händen der aus Kurden und Arabern zusammengesetzten SDF (Syrian Democratic Forces) befindet. Die dortigen SDF-Truppen werden ihrerseits von der amerikanischen Koalition in ihrem Kampf gegen den IS unterstützt. In den SDF dominieren die Kurden der YPG, die in Afar, wo sie ohne amerikanische Unterstützung kämpfen mussten, den Krieg gegen die türkischen Invasoren verloren haben. Die Türken setzten in Afar mit russischer Duldung ihre Luftwaffe ein.
Der türkische Angriff auf Membidsch blieb bisher aus
Bisher hat Erdogan seine Aussagen, dass die Türkei auch Membidsch einnehmen werde, koste es, was es wolle, nicht zu verwirklichen versucht. Der Hauptgrund dafür dürfte der Umstand sein, dass in Membidsch amerikanische Berater und Sondertruppen stehen und dass die amerikanische Luftwaffe die SDF-Kräfte unterstützt, welche die Stadt und ihre Umgebung halten. Verbal ist Erdogan oft mit den Amerikanern über die Kurdenfrage zusammengestossen, doch kriegerische Zusammenstösse vermied er bis jetzt.
Kurdische Autonomiegebiete
Jenseits des Euphrats, im Osten Syriens, liegt ein weites Gebiet, das sich gegenwärtig in Händen der SDF und damit auch der kurdischen YPG befindet. Diese Zone ist in den nördlichen Teilen, direkt an der langen türkischen Südgrenze, in kurdischer Hand und steht unter kurdischer Selbstverwaltung, die von Ankara als ein Ableger der „terroristischen“ PKK angesehen wird.
Weiter im Süden wird das Gebiet östlich des Euphrats von Arabern bewohnt, unter denen sich auch arabische Christen befinden. Es wurde im vergangenen Herbst von den SDF mit amerikanischer Hilfe von den IS- Besetzern bis hinab an die irakische Grenze befreit. Die Hauptstadt des IS, Raqqa, wurde dabei weitgehend zerstört. Diese südlichen Gebiete (blau auf der untenstehenden Karte) sind von Arabern bewohnt und unterstehen zur Zeit einer militärischen Verwaltung durch die SDF. Ihre territoriale Zugehörigkeit ist unbestimmt.
Östlich des Euphrats die SDF und die USA
Heute bildet der Euphrat die Grenze zwischen den westlichen Territorien, die von der Asad-Armee beherrscht werden, und dem östlichen Bereich der unter der Herrschaft der SDF steht. Der östliche Bereich wird von der amerikanischen Luftwaffe sowie von amerikanischen „Beratern“ unterstützt. Die Gesamtzahl der Amerikaner am Boden soll gegen 2000 Mann ausmachen. Die Westseite des Euphrats ist von der syrischen Armee in Besitz genommen worden, mit Ausnahme des breiten Gürtels an der Nordgrenze Syriens. Dort dominieren östlich des Euphrats die Kurden der YPG und westlich des Strom die Türken.
Die von den Amerikanern unterstützten Kurden der YPG kontrollieren ein Gebiet, das fast ein Drittel des syrischen Territoriums ausmacht. Es ist weitgehend Wüstengebiet, jedoch auch dieses ist von Bedeutung, weil dort die wichtigsten syrischen Erdölvorkommen liegen. Unterstützt werden die Kurden von arabischen Kräften, zu denen auch der SDF gehört.
Zwei Vorstossversuche der Armee von Damaskus
Zweimal haben die syrischen Truppen versucht, jenseits des Euphrats auf das Ostufer vorzudringen. Das erste Mal am 7. Februar in einer Nachtaktion, an welcher russische Söldner beteiligt waren. Der Angriff zielte auf ein wichtiges Ölfeld, das nicht sehr weit entfernt vom Euphrat liegt. Doch die amerikanische Luftwaffe griff ein und schlug die Angreifer unter schweren Verlusten zurück. Gegen hundert Söldner sollen laut inoffiziellen Berichten ihr Leben verloren haben. Die Amerikaner begründeten ihr Vorgehen damit, dass sich unter den angegriffenen SDF-Truppen östlich des Stroms auch amerikanische Berater befanden. Die Russen nahmen den Schlag gegen ihre Söldner hin, ohne ihrerseits kriegerisch zu reagieren.
Das zweite Mal stiessen syrische Truppen am 19. April nahe der Stadt Deir az-Zor über den Euphrat vor und eroberten fünf Dörfer, die von SDF-Truppen gehalten worden waren. Diese erklärten den Rückschlag damit, dass viele ihrer Einheiten in die Kämpfe gegen die Türken um Afrin verwickelt waren. Später gingen die SDF-Truppen zu einer Gegenoffensive über und schlugen die syrischen Truppen zurück. Dabei halfen ihnen amerikanische Kampfflugzeuge. Dies war insofern ein ausserordentlicher Schritt, weil die Amerikaner offiziell den SDF in ihrem Kampf gegen den IS helfen. Angriffe auf die Asad-Armee, die von den Russen aus der Luft unterstützt wird, wollen die Amerikaner vermeiden. Die Russen protestierten, setzten aber ihre Luftwaffe nicht ein.
Die Bedeutung der amerikanischen Luftwaffe
Unklar ist, ob die Amerikaner gedenken, ihre Aktionen in Syrien im Zeichen des „Sieges“ über den IS schon bald abzubrechen, wie es Trump mehrmals erklärt hat. Oder ob sie vorläufig und auf unbestimmte Zeit als Stützen der SDF in den weiten Gebieten östlich des Euphrats bleiben wollen, wie mehrere hohe Offiziere der amerikanischen Aktion „Inherent Resolve“ versprachen. Auch hohe Beamte des Pentagons und der inzwischen entlassene Aussenminister Rex Tillerson setzten sich für ein Bleiben ein. Für Damaskus und Moskau ist die Präsenz der Amerikaner in Syrien „illegal“. Im benachbarten Irak wurde „Inherent Resolve“ in einer offiziellen Zeremonie als abgeschlossen erklärt. Doch amerikanische Truppen bleiben im Irak als Ausbilder und Berater der irakischen Streitkräfte.
Für die Zukunft der SDF und damit auch der kurdischen YPG wird entscheidend sein, ob die amerikanische Luftwaffe weiterhin mit den SDF zusammenarbeitet. Tut sie dies nicht, geraten die SDF und mit ihnen die kurdischen YPG in eine fast aussichtslose Lage. Die SDF verfügen über keine eigene Luftwaffe und wären bei einem Abzug der Amerikaner den syrischen, türkischen und russischen Kampfflugzeugen ausgesetzt. Ein solch ungleicher Kampf würde wohl mit der Niederlage der SDF und der kurdischen YPG enden.

Das andere Achtundsechzig
Die deutsche Sozialhistorikerin Christina von Hodenberg, die Europäische Geschichte an der Queen Mary University in London lehrt, räumt einerseits mit der Legende auf, es sei den (deutschen) Rebellierenden auch um die NS-Vergangenheit von Eltern und Professoren gegangen. Andererseits hebt sie den Anteil der Frauen an der Studentenrevolte und an den gesellschaftlichen Veränderungen in deren Folge hervor. Nach wie vor herrscht die Meinung vor, die Köpfe der Studentenbewegung seien nahezu exklusiv männlich gewesen. In der medialen wie in der Selbstdarstellung stimmt das ja auch. Die ewig selben Gesichter von Rudi Dutschke oder Daniel Cohn-Bendit oder Rainer Langhans. Die Namen der wichtigen Frauen sind, wenigstens in diesen Zusammenhängen, kaum noch gegenwärtig: Silvia Bovenschen, Helke Sander, Florence Hervé, Sigrid Damm-Rueger oder auch Gretchen Dutschke-Klotz, die man sich heute nur als Dutschkes Frau erinnert.
Grundlage von Hodenbergs Arbeit ist die Bonner „Längsschnittstudie des Alters“, Bolsa, ein vergessener Bestand, den sie 2014 im Keller des Psychologischen Instituts Heidelberg entdeckte. Er umfasste 3600 Stunden Tonbandaufnahmen von Gesprächen, die Psychologiestudenten 1967/68 mit 60 Frauen und 60 Männern zwischen 33 und 58 Jahren im Kölner Raum geführt hatten. 89 Gespräche waren erhalten geblieben. Dazu hat die Autorin eigene Gespräche mit Zeitzeugen geführt und solche des Bonner Stadtmuseumsmitarbeiters Horst-Pierre Bothien eingearbeitet.
Änderung der Geschlechterverhältnisse
Ausgangspunkt ist für die Autorin, dass die 68er-Revolte vor allem von ihren männlichen Protagonisten „erzählt“ wurde, sie ihre eigene Geschichte schrieben und hervorhoben. Was man ja bis heute beobachten kann, wo auch nach 50 Jahren vor allem die bekannten männlichen Gesichter auftauchen – was freilich auch an der Phantasie- oder Kenntnislosigkeit von uns Medienleuten liegt.
Christina von Hodenberg allerdings sieht Frauenbewegung, Aktivismus ausserhalb des SDS und die Rolle der Elterngeneration ausser Acht gelassen. Hier setzt sie an. Eine der wichtigsten – und vor allem bleibenden – Errungenschaften jener Jahre sind für sie die Änderung der Geschlechterverhältnisse und der Feminismus. Sie wurden teils auch geboren aus der Not heraus, beziehungsweise dem Unwillen der 68er-Frauen, sich weiter männlichen, nämlich ziemlich traditionellen Vorstellungen von Ehe und Familie zu beugen, die auch ihre Kommilitonen weiter pflegten. Ausser dass sie sich jede sexuelle Freiheit herausnahmen. Kam ein Kind, blieb es weiter der Obsorge der oft genug selber studierenden Mutter überlassen. Während sich die Männer selbstverständlich um ihr akademisches Fortkommen kümmerten. Nicht selten kostete das weitere akademische Karrieren der Frauen. Das war die Geburtsstunde der Kinderläden, ins Leben gerufen als Selbsthilfe der jungen Mütter. Staatlicherseits war das Betreuungsangebot damals ohnehin noch dürftiger als heute. Von hergebrachter Pädagogik nicht zu reden, die man ja nun nicht mehr wollte.
Die Befreiung des Sexuallebens wiederum war längst nicht alleine die Folge von 68. Die Pille gab es seit 1961. Und die Mütter der 68erinnen wollten vielfach ihr Schicksal den Töchtern ersparen; hier bahnte sich auch in der älteren Generation schon ein Meinungswandel an, wie die Bolsa-Studie zeigte. Und bei entsprechenden Märschen sah man durchaus auch ältere Frauen, die sich den Ideen der Töchter anschlossen. ( Nebenbei wundert man sich nur bei der Lektüre, weshalb trotz Pille die aufgeklärten Studenten noch so viele auch unerwünschte Kinder in die Welt setzten.) Insgesamt macht von Hodenberg einleuchtend klar, warum und wie sich Studentinnen damals zur Wehr setzten gegen die Anmassungen ihrer linken Kommilitonen, wenn es um den Alltag ging und nicht um die grosse Revolte. Dafür ist mit der Frauenbewegung und dem Zerbrechen hergebrachter Familienstrukturen ein ungleich wichtigerer Teil dieser Revolte auch für folgende Generationen geblieben.
Kein Aufstand gegen Nazi-Väter
Mit einem zweiten Missverständnis will von Hodenberg ebenso aufräumen: dem des Aufstands gegen die Nazi-Väter, der in dieser allgemeinen Formulierung keinesfalls stimmt. Sie kommt zu einem anderen Schluss. Die Erhebung blieb mehrheitlich eine abstrakte, von der eigenen Familie losgelöste. Die meisten Studenten erhoben sich keineswegs gegen den Nazi im Vater oder Grossvater, von dem man materiell und auch emotional abhängig war. Ausnahmen wie Hannes Heer, der „Rudi Dutschke von Bonn“ und spätere Historiker (Wehrmachtsausstellung) zitiert von Hodenberg aber ausgiebig. Er führte eine rabiate Auseinandersetzung mit dem Vater und nahm den Bruch in Kauf. Nazi wurde im Allgemeinen dann zum Kampfbegriff, wenn es gegen Autoritäten ging, ob politische (Kiesinger, Lübke) oder akademische oder die Polizei. Aber auch dann nur, wenn es nicht den eigenen Doktorvater betraf. Hodenberg belegt das mit diversen Beispielen. Besonders solchen Professoren, die sich nun nach dem Krieg wundersamerweise zu Linksliberalen gewandelt hatten. Da schaute kein Student mal näher hinter die Fassade, obwohl die meisten ihrer Professoren sich während der NS-Zeit akademisch qualifiziert hatten.
Dieser Befund lässt sich im übrigen auch daran festmachen, dass die umfassenden Forschungen zu den NS-Belasteten unter den akademischen Vätern grosso modo erst in den 90er Jahren kamen. Sie wurden Thema der grossen Fachkongresse, ob von Historikern, Medizinern, Psychologen. Auch ein bedeutender Historiker wie Hans-Ulrich Wehler bekannte damals, sich seinerzeit für die NS-Vergangenheit seines Doktorvaters Theodor Schieder nicht interessiert zu haben. Die Bundesministerien werden überhaupt erst in den letzten Jahren untersucht, angestossen vom Aussenminister Joschka Fischer, der nach der Jahrtausendwende Historiker mit der Aufarbeitung der Geschichte seines Amtes beauftragte, und die vor allem zur Nachkriegsgeschichte Schauerliches zutage förderten. Das alles hat nun mit 1968 gewiss nichts zu tun.
Christina von Hodenberg hebt das alles nochmals ins Bewusstsein, mit gutem Grund in diesem Jubeljahr. Was man ihr allenfalls vorwerfen kann, ist die Vernachlässigung anderer gewichtiger studentischer Positionen damals, beziehungsweise eine entsprechende Gewichtung. Vietnam, Lateinamerika, Anti-Amerikanismus, aber auch Universitätsreform und Antiautoritarismus, das nämlich waren die Hauptanliegen der studentischen Linken. Und in ihren Köpfen ungleich höher zu gewichten als „Frauenfrage“ oder Naziväter. Die spielten eine Nebenrolle für die Herren auf den Barrikaden.
Christina von Hodenberg: Das andere Achtundsechzig. Gesellschaftsgeschichte einer Revolte. C. H. Beck, 2018, 250 Seiten, CHF 38.90, E-Book CHF 23.00.
Eine Welt löst sich auf
Das Ende des Weströmischen Reiches 476 n.Ch. war nicht Zusammenbruch, sondern Erschöpfung. Erschöpfung von all den Kriegen, Intrigen, Ehrgeiz und Verrat, der in einem langen, müden Seufzer enden musste. Dem Seufzer des letzten weströmischen Kaisers Romulus, seines Zeichens Hobby-Hühnerzüchter und Philosoph. So jedenfalls sah es der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt vor rund 70 Jahren.
Wenn dann die Germanen da sind ...
Geradezu prophetisch beschwor Dürrenmatt in seinem „Romulus der Grosse“ die Folgen von jahrhundertelangem Machtmissbrauch und Gleichgültigkeit der Mächtigen gegenüber dem Volk und der warnenden Intelligenzia des angeschwollenen Riesenreiches. Diese Folgen kumulieren bei Dürrenmatt am römischen Hofe, im Landsitz des Kaisers nahe Roms, den er seit seiner Ernennung nie mehr verlassen hat. Der von dort, quasi aus der Idylle heraus, das Reich regiert oder auch nicht regiert, seine geliebten Hühner züchtet, sich an deren Eiern delektiert und kampflos auf die Ankunft der Germanenhorden wartet. „Wenn dann die Germanen da sind, sollen sie hereinkommen.“
Gegenüber allen Vorhaltungen seiner ihm noch verbliebenen engeren Umgebung, Frau, Tochter, Minister und Diener, bleibt er standhaft bei seinem Entschluss, kampflos aufzugeben. Auch die Ankunft von Zenon, des geflüchteten oströmischen Kaisers, vermag ihn nicht umzustimmen: „Man setzt eine Welt nicht in Brand, die schon verloren ist.“

Warnung im Narrenkleide
Befragt, was denn nun sein eigentliches Ziel sei, antwortet Romulus: „Ich möchte die Weltgeschichte nicht stören.“
Was für ein Satz! Dass ein solcher Plot, wie wir es neudeutsch nennen, an heutige Zustände denken lässt und deren Aktualisierung geradezu aufdrängt, liegt auf der Hand. Unser Wissen um die heutigen Riesenreiche Amerika, Russland oder China und andere lässt den Hohn in den Dürrenmatt’schen Sätzen noch deutlicher hervortreten. Gnadenlos nahm der damals noch junge Autor aber auch das hierzulande so gern praktizierte Pathos von Authentizität und Verteidigung der kulturellen Werte aufs Korn: Ironie und Gelächter, aber vor allem auch Warnung, die im Narrenkleide daherkommt. Wie sagte er vor 70 Jahren schon wieder? „Kultur ist keine Ausrede.“
Dürrenmatt und Basel
Das inzwischen wohl in ganz Europa berühmte Stück wurde 1949 nicht etwa in Zürich oder Bern, sondern im liberalen Basel am Stadttheater uraufgeführt. Hier hatte Dürrenmatt einige Zeit mit seiner ersten Frau Lotti Geissler gewohnt. Viele Jahre später sollte er, 1967, unter der Leitung von Werner Düggelin, wieder nach Basel zurückkehren, diesmal als Co-Direktor. In Basel wurden in den nächsten zwei Jahren Dürrenmatts Bearbeitung von Shakespeares „König Johann“ und später das noch heute international erfolgreiche Stück „Play Strindberg“ uraufgeführt.
Dürrenmatt nahm sich schon 1948 viele dichterische Freiheiten gegenüber der echten Historie heraus, was er ja auch im Untertitel des Werks antönt: „Eine ungeschichtliche historische Komödie“. So herrschte 475/76 eigentlich der römische Feldherr Orestes durch seinen von ihm auf den Thron gesetzten, erst 15-jährigen Sohn Romulus, der dann auch als „Augustulus“ verhöhnt wurde. Und Odoaker, Anführer der Germanen, war nicht, wie bei Dürrenmatt, nur nach Rom gekommen, um sich dort zu unterwerfen und in Pension zu gehen – ganz im Gegenteil, wie wir wissen. Wie jedoch Dürrenmatt die Begegnung der beiden machtmüden und pensionsgeilen Herrscher zeichnet, ist ein Kabinettstück besonderer Art.

Panoptikum menschlichen Verhaltens
Die Basler Inszenierung durch den österreichischen erfolgreichen Nachwuchsregisseur Franz-Xaver Mayr nimmt sich solcher Szenen natürlich genussvoll und zur grossen Freude des Publikums an. Aber die Inszenierung angelt sich nicht nur von Höhepunkt zu Höhepunkt – wie den zentralen Monolog des Kaisers durch den grossartigen, differenziert und mit Ironie alle Schattierungen der Figur herausarbeitenden Steffen Höld –, sondern ist stringent und wirksam als Panoptikum menschlichen Verhaltens vor dem drohenden Untergang angelegt und vom ganzen neunköpfigen Ensemble engagiert mitgetragen. Dazu trägt auch die Klang-/Geräuschkulisse des Elektronikers und Performers Matija Schellander bei, welcher zum Schluss den Zusammenbruch fast körperlich erleben lässt, wenn das Schauspielhaus in allen Fugen zu ächzen und mit anschwellendem Getöse zu krachen beginnt – Klänge, wie man sie ansonsten nur aus dem Kino kennt.
Der Schallpegel des Premierenapplauses in Basel war auch nicht zu verachten – Dank für einen wunderbaren, in jeder Hinsicht genussvollen Theaterabend.
„Romulus der Grosse“ Theater Basel.
Nächste Vorstellungen: 8., 9., 24., 25., 29. Mai.
Fotos: © Kim Culetto

Edward Stanley Gibbons, englischer Philatelist, 1840–1913
Je mehr man sich mit der lateinischen Sprache befasst, desto klarer wird es einem, warum das Römische Reich untergegangen ist.
Werden die wohlhabenden Routinepolitiker verdrängt?
An diesem Sonntag wählen die Libanesinnen und Libanesen ein neues Parlament. Die Amtsdauer der bisherigen Parlamentarier war mehrmals verlängert worden. Weil sich die Politiker gegenseitig blockierten, hatte das Land eine Zeit lang keine Regierung und während 29 Monaten keinen Präsidenten.
Zwei Blöcke blockierten sich:
- Auf der einen Seite der schiitische Hizbullah mit seiner pro-iranischen und pro-Asad-Orientierung und einigen verbündeten Christen.
- Auf der andern Seite die sunnitische sogenannte „Zukunfts-Partei“ mit ihren christlichen Verbündeten, die eine pro-westliche und pro-saudische Politik anstrebt.
Eine Art Proporz
In den neuen Jahren ohne Wahlen gab es reichlich Zeit, um ein neues Wahlsystem zu diskutieren und auszuarbeiten. Im Juni letzten Jahres wurde es verabschiedet und sieht eine Art Proporzsystem vor. Danach werden die Kandidaten nicht mehr wie bisher vor allem aufgrund ihrer Persönlichkeit, sondern aufgrund ihrer politischen Ideen und ihrer Haltung zu Sachfragen gewählt. Davon versprechen sich die Politiker aller Richtungen neues Blut in den politischen Adern des Landes.
Allerdings musste auch im neuen System der libanesische Religionsproporz eingehalten werden. Ins Parlament müssen Abgeordnete gewählt werden, deren Zahl der Grösse der verschiedenen Religionsgemeinschaften im Lande entspricht, so dass eine jede von ihnen sich entsprechend ihres Bevölkerungsanteils vertreten sieht. Dazu kamen Bedenken und Vorbehalte der amtierenden Politiker, die nach dem alten System gewählt worden waren und die ihre Wahlchancen nicht aufgeben wollten.
Das komplizierteste Wahlsystem
So entstand schliesslich das komplizierteste Wahlsystem, das es in Libanon je gegeben hat. Gewählt werden 128 Parlamentarier. Die Hälfte sind Muslime, die andere Hälfte Christen. Als Muslime zählen die Schiiten, die Sunniten, die Drusen, die Alawiten. Als Christen die Orthodoxen, die Maroniten, die römischen Katholiken, die Armenier und einige Protestanten. Auch diese Untergruppen müssen ihren Mitgliederzahlen entsprechend vertreten sein.
77 Listen wurden eingereicht. Die Wähler wählen neben den Listen auch einen persönlichen Kandidaten unter den 583 Personen, die als individuelle Kandidaten angetreten sind. Dieser persönliche Kandidat muss aus dem „engeren Wahlkreis“ des Wählers stammen. Die 15 Wahldistrikte sind zu diesem Zweck in 27 Unterdistrikte eingeteilt.
Die Auszählung der Stimmen erfolgt sodann nach höchst komplizierten Regeln. Um sie aufzuzeigen, würde dies lange Erklärungen benötigen. Die Komplikationen sind dadurch gegeben, dass der Religionsproporz immer bewahrt werden muss. Gleichzeitig entscheidet die Stimmenzahl, die jede der 77 Listen erhalten hat, über Sieg oder Niederlage der einzelnen Kandidaten. Man hat zu erwarten, dass die Auszählung geraume Zeit beanspruchen wird. Man kann nur hoffen, dass sie auch wirklich den überaus komplizierten Reglen gemäss durchgeführt werden kann. Dass die Wähler das Vorgehen bei der Auszählung verstehen, kann man nicht erwarten.
Nur reiche Abgeordnete?
Das Wahlgesetz brachte noch andere Neuerungen. Die Stimmzettel wurden nicht mehr wie bisher von den Kandidaten gedruckt und verteilt, sondern vom Innenministerium. Um auf einer der Listen erscheinen zu können, musste die hohe Gebühr von 5'300 Dollar bezahlt werden. Für Wahlpropaganda waren keine Grenzen gesetzt. Einzelne Kandidaten erklärten, sie würden bis zu einer Million Dollar einsetzen. Das sah man auch im Strassenbild. An jeder verfügbaren Wand kleben Wahlplakate. Schnell wurde geklagt, dass es sich nur Reiche leisten können, Abgeordnete zu werden.

Die politische Klasse Libanons besteht in der Tat aus Sprösslingen reicher und einflussreicher Familien. Diese sahen sich veranlasst, untereinander Bündnisse zu schliessen. Gemeinsam stellten sie Listen auf, die erfolgsversprechend sind. So war es vorgekommen, dass Kandidaten verschiedener politischer Richtungen gemeinsam eine Liste aufstellten, weil sie dieser – aufgrund der spezifischen Konstellation in ihrem Wahlkreis – am meisten Chancen einräumen. Damit geht es eben dann doch bei der Wahl um Personen und nicht – wie es das neue Wahlgesetz möchte – um die Sache.
Die Stimmen der Erstwähler
In den neun Jahren, in denen nicht gewählt wurde, haben gegen 800’000 Libanesen das Wahlrecht erhalten und gehen nun zum ersten Mal wählen. Die Gesamtzahl der Wahlberechtigten beträgt 3,6 Millionen.
Wegen des hohen Anteils der Neuwähler hoffen einige Aktivisten, den bisherigen Politbetrieb aufbrechen zu können. Sie haben sogenannte „Bürgerlisten“ aufgestellt, die sich vor allem an die Jungen richten. Mit diesen Listen wenden sie sich gegen die alteingesessenen und wohlhabenden Berufs- und Routinepolitiker. Die Bürgerlisten versprechen eine effizientere Verwaltung, um das Land aus seinen vielfältigen Krisen zu führen.
Angegangen muss das Flüchtlingsproblem. Im Land leben 1,5 Millionen syrischer Flüchtlinge, die schlecht versorgt sind. Weitere Krisenherde, die das neue Parlament beschäftigen muss, sind: Finanzielle Probleme, die Staatsverschuldung, Budgetdefizit, Sicherheitsfragen, die Korruption und – nicht zuletzt – Elektrizitätsengpässe sowie die nicht funktionierende Abfallentsorgung.
Weil sich die beiden bisher dominierenden Blöcke gegenseitig lähmten, konnten dringende Probleme nicht angegangen werden. Eine schnelle Lösung der dringendsten Fragen wird nicht erwartet.
Rückkehr der Polit-Stars?
Pessimisten erwarten, dass die politischen Stars, die sich auf den Listen zusammengefunden haben, um ihre Wahl sicherzustellen, als Abgeordnete wieder ihre bisherigen Positionen beziehen und sich erneut feindlich gegenüberstehen.
Bisher ging es in der libanesischen Politikk vor allem um Richtungskämpfe zwischen den beiden Polen der arabischen Politik – grob gesagt um die Frage: Pro-Iran oder Pro-Saudi-Arabien.
Optimisten hoffen nun, dass genügend junges und frisches Blut in das Parlament einfliessen wird, um eine Sachpolitik zugunsten des Landes zu ermöglichen.

Neuer Tiefschlag für die CVP
Nicht ganz unerwartet schaffte der bisherige CVP-Regierungsrat Luc Barthassat die Wiederwahl nicht. Auch in den eigenen bürgerlichen Kreisen war der Genfer Minister für Umwelt, Transport und Landwirtschaft umstritten. Im ersten Wahlgang vor drei Wochen landete er abgeschlagen auf dem neunten Platz. Jetzt fehlten ihm knapp 10'000 Stimmen, um gewählt zu werden.
Für die Christlichdemokraten ist das Ergebnis ein weiterer Rückschlag. Er reiht sich in eine seit langem anhaltende Serie von CVP-Niederlagen ein – kein gutes Omen für die nächstjährigen Eidgenössischen Wahlen.
Verlust der bürgerlichen Mehrheit
Während die Christlichdemokraten ihre Wunden lecken, frohlockt die SP. Die Sozialdemokraten haben mit Thierry Apothéloz einen zweiten Sitz im Regierungsrat gewonnen.
Weil der zweite CVP-Sitz nun an die SP geht, verlieren die Bürgerlichen die Mehrheit in der Genfer Kantonsregierung (Conseil d’État). Die Linke und die Bürgerlichen sind jetzt gleich stark. Das Zünglein an der Waage ist jetzt Mauro Poggia, der Vertreter der rechtpopulistischen Protestpartei „Mouvement des Citoyens Genevois (MCG).
Die Ironie will es, dass dieses Zünglein an der Waage ein Sufist ist. Er ist verheiratet mit einer Nordafrikanerin, die in der Schweiz aufgewachsen ist. Ihr zuliebe war er vom Christentum zum Sufismus, einer islamischen Glaubensrichtung, übergetreten. Allerdings ist er ein sehr gemässigter Anhänger dieses Glaubens. Dass er jetzt im zweiten Wahlgang das beste Ergebnis erzielte, deutet darauf hin, dass sein Glaubensbekenntnis keinerlei Problem darstellt.
Ungeliebter CVP-Mann
Der Regierungsrat besteht aus sieben Mitgliedern. Es setzt sich künftig so zusammen: 2 Freisinnige, 1 CVP-Vertreter, zwei Sozialdemokraten, 1 Grüner und ein Vertreter der MCG. Zwei der sieben Gewählten sind Frauen: die Sozialdemokratin Anne Emery-Torracinta und die Freisinnige Nathalie Fontanet, die den zurückgetretenen Freisinnigen François Longchamp ersetzt und jetzt ein starkes Ergebnis erzielte.

Die Freisinnigen und die CVP hatten in den letzten Tagen mit einem grossen Propagandaaufwand noch versucht, Luc Barthassat doch noch in die Regierung zu zwängen. Doch es war ein offenes Geheimnis, dass der einstige Bauer und Winzer selbst in bäuerlichen Kreisen unbeliebt war. Man warf ihm vor, sich nicht genug für die Landwirtschaft eingesetzt zu haben. Andere kritisierten ihn wegen fehlender Visionen, einem arroganten Auftreten und dem fragwürdigen Umgang mit Krisen.
Im ersten Wahlgang am 15. April hatte einzig der letztjährige freisinnige Bundesratskandidat Pierre Maudet das absolute Mehr erreicht. Für die restlichen sechs Sitze kämpften nun elf Kandidaten.
Das Interesse an den Wahlen schien gering. Die Wahlbeteiligung betrug schon im ersten Wahlgang vor drei Wochen bescheidene 38,77 Prozent. Jetzt wählten noch weniger Genferinnen und Genfer ihre Regierungsvertreter. Die Wahlbeteiligung ging im zweiten Wahlgang auf 33,13 Prozent zurück.
„Fest im Sattel auf dem lahmen Gaul“
Genfer CVP-Vertreter versuchen, die Niederlage kleinzureden. Sie argumentieren, es handle sich nicht um einen Schwächeanfall der gesamten Partei. Es habe sich um eine klare Personenwahl gehandelt – und da habe Barhassat, aber nicht die Partei, verloren.
Die CVP weist zudem darauf hin, dass sie bei den Genfer Kantonsparlamentswahlen vor drei Wochen sogar minim zugelegt hat. Ein CVP-Vertreter verweist auch auf Artikel in der bürgerlichen Deutschschweizer Presse, wonach es die CVP unbedingt brauche und Parteipräsident Gerhard Pfister „fest im Sattel“ sitze.
Das veranlasst einen Genfer Grünen zur zynischen Bemerkung: „Was nützt es fest im Sattel eines Gauls zu sitzen, wenn der Gaul lahmt?“.
Stimmen haben erhalten
Mauro Poggia, MCG, bisher: 48'806
Serge Dal Busco, CVP, bisher: 47'896
Antonio Hodgers, Grüne, bisher: 46'732
Nathalie Fontanet, FDP, neu: 43'485
Anne Emery-Torracinta, SP, bisher: 42'252
Thierry Apothéloz, SP neu: 42'071
Luca Barthassat, CVP (nicht gewählt): 32'701
Jocelyne Haller, Ensemble à Gauche (nicht gewählt) 25'171
Yves Nidegger, SVP (nicht gewählt) 23'001
Pierre Maudet, FDP, bisher, war als einziger schon im ersten Wahlgang mit 50'180 Stimmen gewählt worden.

Annäherung an die Elbe
Google Earth – für die einen die selbstverständliche Verfügbarkeit des Bildes der Erde total, für die andern, vor dem Internet Sozialisierten, ein kaum zu fassendes Wunderwerk mit einem Schuss teuflischen Geheimnisses. Dabei hatten auch wir, die Alten, unser eigenes Google Earth, nur nicht auf dem Laptop, sondern in unserem Kopf. Dort formte sich und wuchs seit frühester Kindheit unser ganz persönliches Bild über die geografische Beschaffenheit der Welt.
Wir erinnern uns kaum, wann und wie wir die ersten Bilder gespeichert haben, die Wohnung, den Spielplatz, das Quartier, das Dorf oder die Stadt. Sie bildeten sich zusammen mit unserem Bewusstsein und waren gleichsam immer schon da. Später erweiterte sich das Bild durch Ausflüge mit den Eltern, Schulreisen und Ferien, aber es blieb bei einer Art von Flickenteppich entlang der Reiserouten, der Bahnlinien oder Strassen. Erst recht kompliziert wurde dieses Bild für diejenigen, welche schon in frühen Jahren mit dem Flugzeug in die Ferien reisten, auf eine griechische Insel oder an einen spanischen Badestrand. So entstanden facettenhafte Vorstellungen von der Beschaffenheit der Erde: Hier ein Küstenstrich, dort ein Bergtal oder eine Stadt und dazwischen viel unbekannte weisse Fläche.
Mit Kacheln ausgekleidete enge Röhre
Seit meiner frühesten Kindheit an war ich neugierig auf das „Dazwischenland“. Ich studierte während Stunden Landkarten um herauszufinden, wie es denn zum Beispiel südlich von Braunwald, das ich von den Skiferien kannte, hinter dem Tödi aussehen würde. So konnte ich mein persönliches Google Earth zumindest mit Namen von Städten und Dörfern, von Bergen und Tälern erweitern. Doch sich mittels einer Karte eine konkrete Vorstellung darüber zu machen, ob das Tal dort hinten weit oder eng sei und die Bergflanken sanft oder steil, brauchte einiges an Vorstellungsvermögen. Wo diese nicht ausreichte, ergänzte die Fantasie mein persönliches Google Earth. Oft realisierte ich erst Jahrzehnte später, dass eine bestimmte Gegend in Tat und Wahrheit ganz anders aussieht, als ich mir sie aufgrund einer Landkarte vorgestellt hatte.
Fotobücher stillten meine Neugierde auf andere Art; sie vermittelten konkrete Bilder – wie das echte Google Earth – aber keine geografischen Zusammenhänge. In der unerschöpflichen Bibliothek meiner Grossmutter fand ich als Zehnjähriger in einem alten Buch über die technischen Wunder Deutschlands ein Bild des Hamburger Elbtunnels, eine mit Kacheln ausgekleidete enge Röhre, welche seit 1911 das rechte Elbufer mit dem Hafen Steinwerder verbindet. Ich sehe den Tunnel deutlich vor mir: In der Mitte eine einspurige Fahrbahn, links und rechts je ein schmales Trottoir. Und aufregender noch: Während die Fussgänger auf beiden Seiten in einem Treppenschacht zum Tunnel gelangen, werden die Fahrzeuge – so die Bildlegende – in einem Förderkorb nach unten transportiert. Diese Fotografie war meine erste Begegnung mit der Elbe, eine sehr einprägsame, wenn auch nur indirekte, denn von der Elbe selbst gab es in jenem Buch kein Bild.
Ich traf eine alte Bekannte
Fast zehn Jahre später, nach meinem Schulabschluss, fand meine zweite Elb-Begegnung statt: Ich besuchte damals Hamburg und staunte über die Meerschiffe mitten in der Stadt. Aber noch vor der obligaten Hafenrundfahrt stieg ich hinab in den Elbtunnel und fand, er würde meinem gespeicherten Bild sehr gut entsprechen. Mehr interessierte mich offenbar nicht. Vergeblich hätte man mich damals nach weiteren Elbstädten oder gar nach der Quelle der Elbe gefragt. Die Elbe blieb für mich ein breiter Strom, unter dem ein Tunnel gegraben worden war. Der Rest der Elbe lag ohnehin hinter dem Eisernen Vorgang und existierte in der Zeit des Kalten Krieges für den Schweizer nicht.
In den Jahren nach dem Berliner Mauerfall reiste ich aus beruflichen Gründen mehrmals nach Dresden, um die dortige Technischen Universität bei der Reorganisation des Bereiches Wasserforschung zu unterstützen. Und siehe da: Ich traf eine alte Bekannte wieder, die Elbe, welche – so ganz anders als in Hamburg – als relativ schmaler Fluss in einer engen Kurve zwischen den Brühl’schen Elbterrassen und der Neustadt hindurchfliesst. Zusammen mit meiner Frau fuhr ich an einem strahlenden Sommertag mit einem der legendären Raddampfer elbaufwärts ins Sandsteingebirge der sächsischen Schweiz und hörte die Schiffersleute über den schwierigen Charakter ihres Flusses erzählen. Während längerer Trockenperioden schrumpfe die Elbe zu einem kläglichen Rinnsal, so dass nicht einmal die Dampfschiffe mit ihrem speziell kleinen Tiefgang auf ihrer normalen Route verkehren könnten. Umgekehrt sei die Elbe für ihre enormen Hochwässer berüchtigt, während denen der Wasserstand gegenüber dem Normalzustand um acht oder mehr Meter ansteigen könne. – Wir erinnern uns: Im Jahre 2002 überflutete ein Hochwasser das Untergeschoss der eben wieder aufgebauten Semper Oper.
Die Moldau müsste Elbe heissen
Nach vielen Jahrzehnten von Halbwissen wurde mir endlich klar, dass es nun höchste Zeit sei, die Elbe aus meinen kindlichen Tunnelblick zu entlassen und mehr über diesen vielseitigen Fluss zu erfahren. Also etwa so:
Die Elbe (tschechisch Labe, lateinisch Albis) entspringt im tschechischen Riesengebirge und mündet nach 1094 Kilometer bei Cuxhaven in die Nordsee. Grössere Städte an ihrem Lauf sind Dresden, Magdeburg und Hamburg. Ihr Einzugsgebiet beträgt rund 148'000 Quadratkilometer, ihr mittlerer Abfluss an der Mündung ins Meer 870 Kubikmeter pro Sekunde.
Ein Vergleich dieser Zahlen mit dem westeuropäischen „Standard-Fluss“, dem Rhein, ist hilfreich: Der Rhein hat eine Länge von 1233 Kilometer, ein Einzugsgebiet von 185'000 Quadratkilometer und einen mittleren Abfluss von 2'300 Kubikmeter pro Sekunde. – Die Elbe müsste somit, was die Länge anbetrifft, den Vergleich mit dem Rhein nicht scheuen, umso mehr als dass sie eigentlich „Opfer“ einer historischen Inkonsistenz ist. Normalerweise behält bei jeder Verzweigung von zwei Gewässern der längere Zweig den Namen des Hauptflusses, während der Nebenfluss einen andern Namen erhält. Nicht so bei der Elbe. Tatsächlich ist die Moldau, welche beim tschechischen Mělník in die Elbe mündet, um rund 150 Kilometer länger als die restliche Elbe. Korrekterweise müsste man also die Moldau in Elbe umbenennen und der heutigen „Rumpf-Elbe“ einen neuen Namen geben. So betrachtet wäre die korrigierte Elbe, das heutige Elbe-Moldau-System, insgesamt 1245 Kilometer lang, also einige Kilometer länger als der Rhein.
Über 600 Kilometer keine Staustufen
Ich denke allerdings nicht, dass die Tschechen mit der Umbenennung ihres nationalen Flusses glücklich wären, ganz abgesehen davon, dass mit dem Wegfall des Namens „Moldau“ der gleichnamigen sinfonischen Dichtung von Bedřich Smetana sozusagen das Wasser unter den Füssen weggezogen würde.
Also lassen wir die Elbe, wie sie ist, und werfen wir noch einen kurzen Blick auf ihren deutschen Teil: Dort ist sie nämlich ein ziemlich flaches Gewässer, und gerade das macht sie so gefährlich. Zwischen der deutsch-tschechischen Grenze und Geesthacht (rund 30 km östlich von Hamburg) fliesst die Elbe über fast 600 Kilometer frei, d.h. es gibt keine Staustufen. Muss die Elbe bei Hochwasser mehr Wasser schlucken, gelingt es ihr kaum durch eine Erhöhung der Fliessgeschwindigkeit, sondern in erster Linie durch eine Vergrösserung ihres Fliessquerschnitts. Ihr Niveau steigt massiv, und der Fluss breitet sich aus.
Umgekehrt laufen nicht gestaute Flüsse bei Trockenheit buchstäblich leer und sind dann für grössere Schiffe, ja manchmal sogar für kleine Boote, unpassierbar.
Gefahr Sandbank
Genug der Theorie; man kann nicht schwimmen lernen, ohne sich ins Wasser zu begeben! Zur ultimative Annäherung an die Elbe gibt es für den Hobby-Kapitän nur eines...
Es ist 9 Uhr früh. Die Solveig und ihre Besatzung haben an der unteren Havel übernachtet. In der Schleuse Havelberg überwindet das Schiff den letzten kleinen Niveau-Unterschied hinunter in die Elbe. Am Vorabend habe ich letztmals das deutsche Wasserstrassen-Informationssystem ELWIS konsultiert. Zwischen Havelberg und dem 80 Kilometer elbabwärts liegenden Dömitz betrage die sog. Tauchtiefe mindestens 1.90 Meter, so die Prognosen. Die Fahrt mit der Solveig mit ihrem Tiefgang von 1.35 Meter sollte also problemlos verlaufen, zumindest falls sich der Kapitän strikte an die Fahrrinne hält. Diese wird auf der Elbe (und ähnlich auf der Oder) durch spezielle, an den beiden Ufern aufgestellte Tafeln gekennzeichnet. Eine rot umrandete Tafel zeigt an, dass die Fahrrinne am rechten Ufer, eine grüne, dass sie am linken Ufer verläuft. Seitenwechsel werden durch gelbe Kreuze an beiden Ufern signalisiert, welche eine schräg über den Fluss führende Linie definieren, entlang der das Schiff von einem Ufer zum andern wechseln muss.
Normalerweise liegt die Fahrrinne am äusseren Rand einer Kurve, weil das Flussbett im Innern einer Kurve leicht versandet. Da die Elbe im von uns befahrenen Abschnitt sehr kurvenreich ist, folgen die Seitenwechsel manchmal in sehr kurzen Abständen. Die Flussquerungen sind ohnehin am heikelsten; hält man sich nicht an die imaginären Diagonale, meldet das Echolot (das Instrument, welches kontinuierlich die Wassertiefe unter dem Schiff misst) schnell einmal Tiefen von 1.50 Meter und weniger. Passt man nicht auf, kann man mit dem Schiff über eine Sandbank gleiten oder gar auf ihr stecken bleiben. Dieses seltsame Gefühl, als ob man mit dem Auto über eine Bodenwelle fahren würde, kennen wir von früheren Fahrten auf der Oder; es blieb uns glücklicherweise diesmal erspart.
Böser Ort
Als wir in Havelberg auf die Elbe hinaus fahren, ist das Wetter gut. Schiffsmotor und Strömung des Flusses ergeben eine Reisegeschwindigkeit gegenüber dem Land von ungefähr 16 km/h. flussabwärts voran. Nach ungefähr zwei Stunden fahren wir an Wittenberge vorbei und treffen etwas später, kurz oberhalb von Schnackenburg, auf eine in der Schifffahrt berüchtigte scharfe Rechtskurve mit dem bezeichnenden Namen „Böser Ort“. Unterdessen hat sich der Himmel verfinstert. Ein kräftiger Wind bläst uns ins Gesicht und überzieht die Wasseroberfläche mit Schaumkronen. Auch wenn die Sicht aufs Wasser vom inneren Steuerstand aus weniger gut ist, vertreiben uns Wind, Kälte und Regen vom Aussendeck. Zum Glück haben wir das Manöver des Steuerstandwechsels bestens geübt.
Wegen der kräftigen Strömungswirbel und den Windböen kann das Steuerruder kaum für mehr als ein paar Sekunden ruhig gehalten werden. Ohne die weit sichtbaren Kilometertafeln hätten wir die durch die Hochwasserdämme verdeckte Einfahrt in den Hafen von Dömitz, welche wir nach etwas mehr als fünf Stunden Fahrt erreichen, vielleicht verpasst. Zum Anlegen wechsle ich wieder an den äusseren Steuerstand. Gleichzeitig geht – das scheint ein Naturgesetzt zu sein – ein heftiger Regenschauer nieder. Zum Glück dürfen wir an der Anlegestelle des Fahrgastschiffes festmachen. Motor aus! – Auch wenn wir beide durchnässt sind: Eine wohltuende Ruhe breitet sich aus. Wie vor uns Millionen von Seeleuten ist man einfach glücklich, im sicheren Hafen angekommen zu sein.
Ein Fluss lässt sich nie zähmen
Meine persönliche Annäherung vom Elbtunnel zur richtigen Elbe dauerte mehr als sechs Jahrzehnte. Es wäre anmassend zu sagen, nun sei ich endgültig angekommen und würde die Elbe kennen. Mein ständiger Blick auf das Echolot hat mich gelernt, dass es unter der Wasseroberfläche noch eine weitere Elbe zu entdecken gäbe, diejenige der Unterwassertopografie, der Strömungsrinnen und Sandbänke, welche dem Elbfahrer manchmal abrupte Tiefenwechsel von 10 auf 2 Meter (und umgekehrt) bescheren. Es tut gut zu wissen, dass diese andere „Landschaft“ auch für das wirkliche Google Earth ein Geheimnis bleibt. Auch wenn die Ingenieure meinen, die Topografie des Flusses endlich vermessen zu haben, lehrt sie der Fluss beim nächsten Hochwasser eines Besseren. Ein richtiger Fluss lässt sich nie definitiv zähmen.

Relative Redefreiheit
Washington D. C., heisst es maliziös, sei Hollywood für hässliche Menschen. Doch den Mangel an Glamour kompensieren am Potomac oft grosse Egos. Solche haben in Amerikas Hauptstadt etliche Habitués, zum Beispiel die Korrespondenten im Weissen Haus. Sie sind ungemein stolz darauf, über den mächtigsten Mann der Erde aus der Nähe berichten zu können. Einmal im Jahr treffen sich die Medienvertreter der US-Hauptstadt mit den Mächtigen zum Dinner – ein Ritual, das jeweils im Hotel „Hilton“ über die Bühne geht.
Die Tradition will es, dass sich der Präsident bei dieser Gelegenheit über die Medien lustig macht und es die Medien dem Mann im Weissen Haus mit gleicher Münze heimzahlen – wenn er denn zum Dinner erscheint. Donald Trump, der aus seiner Verachtung für Journalisten kein Hehl macht, hat den Anlass dieses Jahr zum zweiten Mal ausgelassen. Die Rolle des Hofnarren pflegen im „Hilton“ ein bekannter Komiker oder seltener eine populäre Komikerin zu spielen. Ende April übernahm Michelle Wolf den heiklen Part – und wie sie ihn übernahm!
Die 32-Jährige liess in ihrem 20-minütigen Monolog nichts und niemanden ungeschoren. Nicht nur Donald Trump, das Personal im Weissen Haus und die Republikaner kriegten ihr Fett ab. Auch Hillary Clinton, die Demokraten und die Medienvertreter blieben von Wolfs Giftpfeilen nicht verschont.
Dabei zielte die Komikerin gelegentlich auch unter die Gürtellinie, was im prüden Amerika zumindest öffentlich verpönt oder nur in Männergarderoben opportun ist. Den Journalisten warf Michelle Wolf vor, sich über den Präsidenten zwar zu empören, gleichzeitig aber ungeniert von ihm zu profitieren – dank höherer Auflagen, grösserer Einschaltquoten, lukrativerer Buchverträgen.
Dass der US-Präsident für das Dinner der White House Correspondents’ Association und dessen Hauptattraktion via Twitter nur Verachtung übrig hatte, erstaunt nicht. Gewöhnungsbedürftig aber ist der Umstand, dass die Medien, die sich sonst als glühende Verfechter der Redefreiheit gebärden, in Donald Trumps Kritik einstimmten und monierten, die Komikerin sei mit ihren groben Witzen zu weit gegangen und habe sich unziemlich über Frauen geäussert. Als hätte das der Präsident, ebenso unverblümt, nicht wiederholt getan.
Auch die Vereinigung der Korrespondenten im Weissen Haus, die Wolf eingeladen hatte, entschuldigte sich nach dem Dinner mit dem Hinweis, der Monolog der Unterhalterin stehe nicht in Einklang mit den noblen Satzungen der Institution. Aussenstehende Journalisten widersprachen. Einer unter ihnen erinnerte daran, dass in Kabul neun Berufskollegen bei einem Selbstmordanschlag starben, während die Herren und Damen Korrespondenten genüsslich im „Hilton“ dinierten. Sie sollten sich schämen und sich auf die ihnen zustehende Rolle besinnen: als Kämpfer für universale Rechte wie uneingeschränkte Redefreiheit und nicht als Erfüllungsgehilfen der Macht.
Donald Trump beschimpft Journalisten als Verbreiter von Fake News und als „niederste Verkörperung von Humanität“. Das gibt sowohl Medienvertretern als auch Satirikern das Recht, sich angemessen zu wehren. Mit untertäniger Anbiederung ist der Kampf für die hehren Prinzipien des Berufsstandes nicht zu gewinnen. Da helfen allein mutige Taten, dank erprobter Methoden des Metiers: akribische Recherche, schlüssige Interpretation, attraktive Präsentation. Ein pompöses Dinner, wie unterhaltsam auch immer, ist der falsche Weg.
Karl Kraus, österreichischer Schriftsteller, Satiriker, 1874–1936
Das Chaos sei willkommen, denn die Ordnung hat versagt.
Sonntagslektüre
In meinen Breitengraden ist der Mai kein Wonnemonat. Es stimmt, die Mangos werden reif, und keine Frucht ist so sündhaft gut wie eine Alfonso. Und je gnadenloser die Sonnenbestrahlung, desto prächtiger die Flame of the Forest-Bäume und Jacaranda-Blüten. Doch mit der lähmenden Hitze kommt bei uns auf dem Land auch die Zeit, wenn Transformer Feuer fangen und Kühlgeräte aussteigen; erst der Abend bringt dann etwas Kühlung.
Im Verkehr zwischen Menschen kommt es zu Kurzschlüssen, und ein Streit schlägt rasch in Gewalt um, wie kürzlich erst, als „Nachbars Hund“ auf einer fremden Veranda zu Streit und – Totschlag führte. Es wirkt dann beinahe kathartisch, wenn plötzlich ein Sandsturm losbricht.
Letzte Woche zog ein solcher Tufaan über Nordindien, knickte Strommasten und wirbelte in der plötzlichen Dunkelheit Metallbehälter und Gemüsekarren, Verkehrsbojen und Bauabschrankungen durch die Strassen. Über hundert Menschen kamen ums Leben. Aber las man danach die Lokalzeitungen, wirkte er eher wie eine erlösende Entladung statt der Katastrophe, von der die internationalen Medien berichteten.
Keine sommerliche Auszeit
Aber eine mediale Saure-Gurken-Zeit gibt es hier nicht, dafür ist der gesellschaftliche Umbruch zu gross. Selbst für eine Sonntagszeitung wie „The Hindu“ gibt es keine sommerliche Auszeit. Wann wird das ländliche Indien endlich wasserschlau?, könnte man die eine Schlagzeile übersetzen. Der Autor berichtet über eine Studie, die einen dramatischen Rückgang des Grundwassers anzeigt. Im Klammergriff zwischen geringeren Monsun-Niederschlägen und exzessivem Konsum zapfen die Bauern ihr Grundwasser an.
Der Staat reagiert darauf wahlpolitisch folgerichtig und ökonomisch falsch: Er subventioniert den Strom, der Wasser bis aus einer Tiefe von 250 Metern hervorholt; und er garantiert den Reis- und Zuckerrohr-Bauern Minimalpreise. Dabei konsumieren allein diese beiden wasserhungrigen Saaten rund fünfzig Prozent der nationalen Wasserressourcen. So kommt es, dass der Punjab immer noch der grösste Reisanbauer des Landes ist, obwohl ein Kilogramm Basmati dreimal soviel Wasser braucht wie ein Kilo Bihar-Reis.
Die zweite Schlagzeile – wie könnte es anders sein im Indien von 2018 – ist so sachlich formuliert, dass man förmlich spürt, wie sexuelle Gewalt zu einem Alltagsdelikt geworden ist: Fünfzehn in Haft nach Vergewaltigung und Mord in Jharkhand. Die Story: Bei einer Dorf-Hochzeit wird ein 13-jähriges Mädchen von einer Gruppe Männern entführt und mehrfach vergewaltigt.
Todesstrafe für Vergewaltigung
Die Familie reicht beim Dorfrat Klage ein. Dieser verurteilt den Hauptangeklagten zu einer Strafe von 50’000 Rupien und – 101 Liegestützen. Über so viel Ehrverletzung erzürnt, gehen die Vergewaltiger auf die Familie los, verprügeln Männer und Frauen, die alle das Weite suchen. Alle, ausser dem vergewaltigten Kind. Als die Familie zurückkehrt, findet sie dessen eingeäscherte Leiche in den Trümmern des Hauses.
Nun erwartet die Männer – darunter einige Gemeinderäte – eine etwas strengere Strafe als 101 Push-ups. Nach dem grausamen Mord an einem kaschmirischen Mädchen hat die Regierung für Vergewaltigung an Kindern die Todesstrafe eingeführt. Für den Leitartikler im Hindu beweist das Verbrechen im Stammesstaat Jharkhand allerdings, wie falsch diese Kurzschlussreaktion des Staats war: Wenn Vergewaltigung die gleiche Strafe wie Mord zur Folge hat, dann sinkt die Hemmschwelle bei den Tätern, ihr Opfer nicht nur zu missbrauchen, sondern es gleich noch zu töten.
Es wäre ein Leichtes, die Sonntagszeitung weiterhin auf dieser deprimierenden Schiene zu durchforsten. So könnte man etwa die Geschichte über Dr. Abdus Salam erwähnen. Eine Parlamentsmehrheit in Pakistan hat der Universität Islamabad empfohlen, das Abdul Salam Centre for Physics umzubenennen. Grund: Der 1996 verstorbene Salam war ein Ahmediya gewesen.
Für Abwechslung sorgen
Die Ahmediyas sind eine muslimische Minderheit, die gemäss der sunnitischen Sharia-Verfassung Pakistans keine Muslims sind und sich der Blasphemie schuldig machen, wenn sie beim Korangebet erwischt werden. Und warum trägt das Physik-Institut den Namen dieses Häretikers? Weil Abdus Salam 1979 den Nobelpreis für Physik erhielt – Pakistans bisher einzige Nobel-Auszeichnung (bis zum Osloer Friedenspreis für Malala Yusufzai).
Indien ist auf gutem Weg zu seiner Hindu-Sharia. Der gleiche Bericht erwähnt die Forderung eines BJP-Parlamentariers, das Porträt von M. A. Jinnah sei aus den Räumlichkeiten der Aligarh Muslim University in der Nähe von Delhi zu entfernen. Jinnah war ein Förderer der Universität gewesen. Doch als „Vater der pakistanischen Nation“ hat er in einer indischen Universität nichts zu suchen.
Zeitungslektüre soll nicht nur eine tägliche Gewissenserforschung sein. Auch ein liberales Blatt wie The Hindu ist ein Konsumartikel, und deshalb muss für Abwechslung gesorgt sein. Ein besonders beliebtes Sonntags-Sujet sind marginalisierte und gleichzeitig exotisierte Minderheiten: Nomaden, Transgenders, Stammesgruppen.
Braut für einen Tag
Ausgerechnet diese gehören zu den Gemeinschaften, die in fast allen Lebensbereichen zu den Verlierern von Indiens Modernisierungsmodell zählen. Eine Kurznachricht beweist es. Ihr gemäss hat das Obergericht in Mumbai die Lokalregierung aufgefordert, Berichten von NGOs nachzugehen, wonach zwischen September 2017 und Februar 2018 über 300 Kleinkinder im Stammesgebiet von Maharashtra an Unterernährung gestorben seien.
Doch das ist ein fait divers. Eine ganze Doppelseite in der Beilage des „Hindu on Sunday“ ist einem Fest im Dorf Koovagam in Tamil Nadu gewidmet. Im lokalen Tempel wird jedes Jahr eine Geschichte aus dem Mahabharata aufgeführt. Um den Krieg zwischen den Pandavas und den Kauravas zu verhindern, ist der Krieger Aravan bereit, sich zu opfern – unter einer Bedingung: Eine Frau muss ihn heiraten, wohlwissend, dass sie am nächsten Tag eine Witwe sein wird.
Da sich niemand meldet, verwandelt sich Gott Krishna in eine junge Frau namens Mohini und wird Aravans Braut – für einen Tag. Heute sind es mehrere tausend „Frauen“, die sich dort einmal im Jahr trauen lassen: Transgenders aus ganz Tamil Nadu strömen zur Massenhochzeit herbei. Sie werden alle getraut, bevor ihnen das Ehe-Halsband wieder durchschnitten und die gläsernen Armreifen zertrümmert werden – die symbolische Initiation zum Witwendasein.
Good News im Wirtschaftsteil
Einzig in einem Aspekt hat sich die Moderne in diesen alten Brauch geschlichen: Vor der Massen-Hochzeit gibt es einen Schönheitswettbewerb, wie er bei vielen Transgender-Anlässen beliebt ist. Die gekürte Ms. Koovagam wird zur ersten Braut Aravans, und sie ist dann ein Jahr lang dessen erste Witwe. Ein Zitat der neuen Schönheitskönigin deutet an, warum diese Geschichte in ihrer Mischung von Sehnsucht und Trauer gerade die Transgenders anspricht: „We too fall in love, though we can’t have children.“
Man muss bis zu den Wirtschaftsseiten der Zeitung vorstossen, um auch mit Good News versorgt zu werden. Dazu gehört paradoxerweise der bevorstehende Verkauf von Flipkart, dem grössten E-Commerce-Anbieter des Landes. Walmart ist Amazon zuvorgekommen und erwirbt eine Aktienmehrheit.
Warum ereifert sich niemand gegen diese ausländische Übernahme, fragt der Kommentator. Im Gegenteil, man sei stolz auf dieses indische Eigengewächs mit einem Marktwert von 18 Mia. $, das ein solches Bietgefecht zwischen zwei Konsumgiganten ausgelöst habe. Nur wenige wüssten, fügt er ironisch an, dass auch Flipkart inzwischen gar kein indisches Unternehmen mehr ist: Es wird von internationalen Gross-Investoren wie Softbank und Alibaba kontrolliert.
Midnight’s Child
Auch dies ist also nur bedingt eine „Gute Nachricht“. Erst im Lokalteil werde ich fündig. In einem Porträt wird ein Oberrichter in Bombay vorgestellt, der oft bis drei Uhr morgens in seiner Kammer sitzt, Parteien anhört und Urteile fällt. Er habe bei seinem Amtsantritt geschworen, das jeweilige Tagespensum zu erfüllen – manchmal über hundert Fälle.
In der zweiten Geschichte spielt ausgerechnet die vielgeschmähte Polizei ihre Rolle als Freund und Helfer. Auf dem Bahnsteig von Thane (einem Vorort von Bombay) halfen zwei Beamte einer jungen Frau am Samstag kurz nach Mitternacht, ihr Kind zu entbinden. Sie hatte es nicht mehr geschafft, mit dem Zug zum Krankenhaus zu kommen und ein Taxi war zu teuer. Sie brachten darauf Mutter und Baby mit Blaulicht ins Spital. „Midnight’s Child“ lautete der Titel der Story.
TROUVAILLES
Klicken Sie auf unten stehende Titel:
“AFP”: “When Hope is Gone” by Shah Marai
“The Atlantic”: “Remembering Photojournalist Shah Marai” by AFP
“The Atlantic”: “Artificial Intelligence Is Cracking Open the Vatican’s Secret Archives” by Sam Kean
“The Atlantic”: “The Scientific Paper Is Obsolete” by James Somers
“The New York Times”: “Michelle Wolf Did What Comedians Are Supposed to Do” by Adrian Conover
“The New York Times”: “Chasing the Ghosts of Benghazi” by Declan Walsh
“The New York Times”: “Everyone You Know Someday Will Die” compiled by Kathleen O’Brian
“New York”: “Will there always be an England?” by Andrew Sullivan
“The New Yorker”: “The Digital Vigilantes Who Hack Back” by Nicholas Schmidle
“The New Yorker”: “Personal History - Cairo: A Type of Love Story” by Peter Hessler
“The New Yorker”: “A Reporter At Large: A Voyage along Trump’s Wall” by Nick Paumgarten
“The New Yorker”: “A Reporter At Large: The Spy Who Came Home” by Ben Taub
The New York Review of Books”: “Animal Liberation” by Peter Singer
“The Washington Post”: “Canon Fodder” by Viet Thanh Nguyen
“The Washington Post”: “World-Class Heritage Here in the U.S.” by Andrea Sachs
“The Washington Post Magazine”: “Wake up and Dream” by Robin Givhan (story) & Juco (photos)
“Longreads”: “As Innocuous as Plant No.1” by William Vollman
“GQ”: “The Killers of Kiev” by Joshua Hammer
“The Marshall Project”: “A Judge on Execution Day” by Mike Lynch
“Texas Monthly”: “The Doting Father Who Robbed Armored Cars” by Skip Hollandsworth
“Politico”: “The Most Prestigious Slog in Washington” by Michael Calderone
“Smithsonian”: “The Man Who Saved Havana” by Tony Perottet
“Nautilus”: “Where Your Childhood Memories Went” by Ferris Jabr
..........Kalenderwoche 16..........
“The Washington Post”: “Koreans on both sides of the divide dare to be optimistic” by Anna Fifield
“The Washington Post”: “The shadow war between Israel and Iran takes center stage” by Ishaan Tharoor
“The New York Times”: “Why Trump Supporters Don’t Mind His Lies” by Daniel A. Effron
“The New York Times”: “Gaza: The Lesser Child of Israel’s Occupation” by Gideon Levy
“The New York Times”: “The Empire Haunts Britain” by Alex Von Tunzelmann
“The New York Times”: “To Change a Country, Change Its Trains” by Roger Zoellner
“The New York Times”: “How Oman’s Rocks Could Help Save the Planet” by Henry Fountain
“The New York Times”: “The Most Unpopular Dog in Germany” by Firoozeh Dumas
“The New York Times Magazine”: “Can Dirt Save the Earth?” by Moises Velasquez Manoff
“The New Yorker”: “Letter from Tokyo: Japan’s Rent-a-Family Industry” by Elif Batuman
“The New Yorker”: “McMaster and Commander” by Patrick Radden Keefe
“The New York Review of Books”: “Why Trump is Winning and the Press Is Losing” by Jay Rosen
“The Atlantic”: “The Reinvention of America” by James Fallows
“The Atlantic”: “How to Fix the US-Presidency” by John Dickerson
“The Atlantic”: “The Era of Fake Video Begins” by Franklin Foer
“The Guardian”: “’It’s not a done deal’: inside the battle to stop Brexit” by Dorian Lynskey
“The Guardian”: “The rise of Russia’s neo-Nazi football hooligans” by Simon Parkin
“Politico Magazine”: “My Dearest Fidel” by Peter Kornrbluth
“Politico”: “The Puzzle od Sarah Huckabee Sanders” by Jason Schwartz
“Deadspin”: “The Ridiculous Saga of Lance Armstrong” by Patrick Redford
“BloombergBusinessweek”: “The Quest for the Next Billion-Dollar Color” by Zach Schonbrunn
..........Kalenderwoche 16..........
“The Guardian”: “End of the American dream? The dark history of ‘America first’” by Sarah Churchwell
“The Guardian”: “America is plagued by experts without expertise” by Michael Massing
“The Guardian”: “Israel celebrates but is war with Iran looming?” by Simon Tisdall
“The Guardian”: “Britain, headquarters of fraud” by Oliver Bullough
“The Guardian”: “Fake it, till you make it: meet the wolves of Instagram” by Symeon Brown
“The Guardian”: “How to get rich quick in Silicon Valley” by Corey Pein
“London Review of Books”: “How to Start a War” by Isabel Hull
“The Washington Post”: “There are many ways for democracy to fail” by Anne Applebaum
“The Washington Post”: “Too many men” by Simon Denyer, Annie Gowen & Jasu Hu (illustrations)
“The Washington Post”: “How France wants to reform Islam” by James McAuley
“The New York Times”: “Indian Girls Learn to Fight Back” by Maria Abi-Habib
“The New York Times”: “The Luckiest Jews in History” by Shmuel Rosner
“The New York Times”: “The Insanity at the Gaza Fence” by Roger Cohen
“The New York Times”: “Why men quit and women don’t” by Lindsay Crouse
“The New York Times”: “Where Facebook Rumors Fuel a Thirst for Revenge” by Amanda Taub & Max Fischer
“National Geographic”: “Race Is a Made-Up Label” by Elizabeth Kolbert & Robin Hammond (photographs)
“The New Inquiry”: “Like a Dog” by Jacob Bacharach
“Literary Hub”: “Barbara Ehrenreich: Why I’m Giving Up on Preventive Care” by Barbara Ehrenreich
"Wired”: “Symphony of the Seas” by Oliver Franklin-Wallis
“BuzzFeed”: ”Learning to Report: A Tractor in Every Pot” by Ben Smith
“GQ”: “A Most American Terrorist: The Making of Dylann Roof” by Rachel Kaadzi Ghansah
“The Pulitzer Center”: “The Placebo Effect” by Erik Vance
..........Kalenderwoche 15..........
“The New York Times”: “’Mission Accomplished’: But What Was the Mission?” by Peter Baker
“The New York Times”: “What’s It Like to Endure Aerial Attacks” by David Botti
“The New York Times”: “Israel’s Violent Response to Nonviolent Pro tests” by the Editorial Board
“The New York Times”: “I Downloaded the Information Facebook Has on Me. Yikes” by Brain X. Chen
“The New York Times”: “Facebook is Complicated. That Shouldn’t Stop Lawmakers” by Kevin Roose
"The New York Times”: “The Law is Coming, Mr. Trump” by The Editorial Board
“The New York Times Magazine”: “Why America’s Mothers and Babies Are in a Life-or-Death Crisis” by Linda Villarosa
“The New York Times Magazine”: “The Post-Campaign Campaign of Donald Trump” by Charles Homans
“The New Yorker”: “Personal History: The Legacy of Childhood Trauma” by Junot Diaz
“The New Yorker”: “A Sideline Wall Street Legend Bets on Bitcoin” by Gary Shteyngart
“New York Magazine”: “Corruption, not Russia, Is Trump’s Greatest Political Liability” by Jonathan Chait
“New York Magazine”: “How to Raise a Boy” by William Leitch
“The New York Review of Books”: “The Smartphone War” by Lindsey Hilsum
”The New York Review of Books”: “Homo Orbanicus” by Jan-Werner Müller
“The Guardian”: “Good news at last: the world isn’t as horrific as you think” by Hans Rosling
“The Guardian”: “The murder that shook Iceland” by Xan Rice
“The Guardian”: “Perfect crimes: why thrillers are leaving other books for dead” by Henry Sutton
“The Guardian”: “World Cup stunning moments: The Battle of Santiago” by Simon Burnton
“The Intercept”: “When Soldiers Patrol the Border, Civilians Get Killed” by Ryan Devereaux
..........Kalenderwoche 14..........
“The Guardian”: “Martin Luther King: how a rebel leader was lost to history” by Gary Younge
“The Guardian”: “The Panel: What would Martin Luther King’s dream be in 2018?”
“The Guardian”: “Found in translation: how British filmmakers are capturing America” by Guy Lodge
“The Guardian”: “The demise of the nation state” by Rana Dasgupta
“The Guardian”: “From Circe to Clinton: why powerful women are cast as witches” by Madeline Miller
“The Guardian”: “Almost all violent extremists share one thing: their gender” by Michael Kimmel
“The Guardian”: “How babies learn – and why robots can’t compete” by Alex Beard
“The Observer”: “’These are people with nothing to lose’. Inside Gaza” by Donald Macintyre
“The Observer”: “Our man in Havana: music, mojitos and swearing in Spanish” by Ruaridh Nicoll
“London Review of Books”: “Survivors of Syrian Wars” by Patrick Cockburn
“New Statesman”: “1968” by John Gray
“The New York Times”: “How Democracy Became the Enemy” by Roger Cohen
“The New York Times”: “The ISIS Files” by Rukmini Callimachi
“The New York Times”: “Vietnam ‘67: A Pale Smoke” by David Gerstel
“The New York Times Magazine”: “The Case of Hong Kong’s Missing Booksellers” by Alex W. Palmer
“The New Yorker”: “A Saudi Prince’s Quest to Remake the Middle East” by Dexter Filkins
"The New York Review of Books”: “If Trump Blows up the Deal, Iran Gets the Bomb” by Jeremy Bernstein
“The New York Review of Books”: “Knifed with a Smile” by Carl Elliott
“Tablet”: “Arthur Koestler’s Stunning Portrait of the Criminal Inside Us All” by Alexander Aciman
“Lapham’s Quarterly”: “The Triumph of Philanthropy” by Scott Sherman
“Rolling Stone”: “The Legacy of the Iraq War” by Matt Taibbi
..........Kalenderwoche 13...........
“The New York Times”: “How Islamism Drives Muslims to Convert” by Mustafa Aykol
“The New York Times”: “Rome, Seen through the Eyes of Flavius Josephus” by David Laskin
“The New York Times”: “Some Reflections on Journalism” by Roger Cohen
“The New York Times”: “Havana’s Symphony of Sound” by Reif Larsen
“The New York Times”: “Google Researchers Learn How Machines Learn” by Cade Metz
“The New York Review of Books”: “Caesar Bloody Caesar” by Josephine Quinn
“The New York Review of Books”: “Kenneth Clarke: The Connoisseur” by Richard Dorment
“The Washington Post”: “Comedies: ‘As if’” by Stephanie Merry
“The Guardian”: “Are you ready? These are all the date Facebook and Google have on you” by Dylan Curran
“The Guardian”: “Two minutes to midnight: did the U.S. miss its chance to stop North Korea’s nuclear program” by Julian Borger
“The Guardian”: “Yemen is entering its fourth year of war – when will it end?” by Hind Abbas
“The Observer”: “I went to death row for 28 year through no fault of my own” by Chris McGreal
“London Review of Books”: “Facebook: Why the Outrage?” by William Davies
“The New Republic”: “Zimbabwe: After the Strongman” by Karan Mahajan & Jeffrey Smith (illustrations)
“Tablet”: “Anatomy of a Pogrom” by Steven J. Zipperstein
“Jacobin”: “China’s One-Man Show” by Isabel Hilton
“Edge”: “We Are Here to Create: A Conversation with Kai Fu-Lee”
“Literary Hub”: “Inside the Gulags of the Soviet Union” my Masha Gessen
“Irish Times”: “David Petraeus on ‘The Art of War’” by David Petraeus
“The Atlantic”: “Twenty Years of Viagra” by Megan Garber
“The Atlantic”: “When Guilt Is Good” by Libby Copeland
..........Kalenderwoche 12..........
“The New York Times”: “Marc Zuckerberg’s Reckoning: ‘This Is a Major Trust Issue’” by Kevin Roose & Sheera Frankel
“The New York Times”: “Facebook’s Surveillance Machine” by Zeyneb Tufekci
“The New York Times”: “Fifteen Years Ago, America Destroyed My Country” by Sinan Antoon
“The New York Times: “The Vietnam War Is Over. The Bombs Remain” by Ariel Garkinkel
“The New York Times”: “Why I Stay in Gaza” by Atef Abu Saif
“The New York Times”: “Trump Hacked the Media Right Before Our Eyes” by Ross Douthat
“The New York Times Magazine”: “On the Road with the World’s Greatest Hitchhiker” by Wes Enzinna
“The New Yorker”: “How to Fix Facebook” by Adrian Chen, Nathan Heller, Andrew Marantz & Anna Wiener
“The New York Review of Books”: “The Music of the Beatles” by Ned Rorem
“The New York Review of Books”: ”Beware the Big Five” by Tamsin Shaw
“The New York Review of Books”: “Bang for the Buck” by Adam Hochschild
“The Washington Post”: “No, billionaires won’t save us. That’s a myth that links Zuckerberg and Trump” by Margaret Sullivan
“The Washington Post”: “How Trumpism has come to define the Republican Party” by Ashley Parker
“The Washington Post”: “Picturing the March for Our Lives”
“The Atlantic”: “The Last Temptation” by Michael Gerson
“The Atlantic”: “The Nancy Pelosi Problem” by Peter Beinart
“The Guardian”: “’I made Steve Bannon’s psychological warfare tool’: meet the data whistleblower” by Carole Cadwalladr
“The Guardian”: “’Facebook data is for sale all over the world’” by Steve Bannon
“The Guardian”: “Gangster’s paradise: how organised crime took over Russia” by Mark Galeotti’
“The Guardian”: “The radical otherness of birds” by Jonathan Franzen
“The Guardian”: “’On the damage technology is doing to democracy’” by James Harding
“The Observer”: “The dark truth about chocolate” by Nic Fleming
“London Review of Books”: “Can History Help?” by Linda Colley
“The Intercept”: “How the New York Times Is Making War with Iran More Likely” by Robert Wright
“The Creative Independent”: “On Collecting Memories” by Adam Gopnik
“DukeToday”: “False Memories” Felipe de Brigard
“BuzzFeed”: “The Asset” by Anthony Cormier & Jason Leopold
...........Kalenderwoche 11..........
“The Guardian”: “The Cambridge Analytica Files”
“The Guardian”: “The crisis in modern masculinity” by Pankaj Mishra
“The Guardian”: “How National Geographic acknowledged its racist past”
“London Review of Books”: “The Chinese Typewriter” by Jamie Fisher
“The Atlantic”: “How to Lose Your Job from Sexual Harassment in 33 Easy Steps” by Deborah Copaken
“The Atlantic”: “Photos of the 2018 Winter Paralympics”
“The Washington Post”: “Nigeria: Relic or Reformer” by Kevon Sieff (text) & jane Hahn (photographs)
“The Washington Post”: “Why India’s modern women say it’s a ‘burden’ to be female” by Vidhi Doshi
“The New Yorker”: “Reddit and the Quest to Detoxify the Internet” by Andrew Marantz
“The New Yorker”: “Portfolio - Coming Up Roses: The Flowers That Make Chanel No.5” by Pari Dukovic
“The New Yorker”: “Donald Trump and the Stress Test of Liberal Democracy” by David Remnick
“The New Yorker”: “Reporter At Large: The Story of a Trans Woman’s Face” by Rebecca Mead
“The New York Times”: “Stephen Hawking Taught Us a Lot about How to Live” by Dennis Overbye
“The New York Times”: “Stephen Hawking’s Beautiful Mind” by Dennis Overbye
“The New York Times”: “Why Gun Culture Is so Strong in Rural America” by Robert Leonard
“The New York Times”: “The Truth Behind My Lai” by Robert J. Levesque
“The New York Times”: “A #MeToo Moment for Egypt? Maybe” by Mona Eltahawy
“The New York Times”: “Can Donald Trump Be Impeached?” by Andrew Sullivan
“The New York Times Magazine”: “Does Recovery Kill Great Writing?” by Leslie Jamison
“The Outline”: “What Science Is Like in North Korea” by Andrada Fiscutean
“Discover Society”: “Dying in a hospital setting: It’s complicated” by Marian Krawczyk
“Rolling Stone”: “Fat Leonard’s Crimes on the High Seas” by Jesse Hyde
..........Kalenderwoche 10..........
“The New York Times”: “Only a Few Have Met Kim. Here’s What They Say” by Megan Specia
“The New York Times”: “Russia Banned My Movie. Hold Your Applause” by Armand Yannucci
“The New York Times”: “Trump’s World and the Retreat of Shame” by Roger Cohen
“The New York Times”: “Where’s Harvey?” by Amy Chozik
“The New York Times”: “Behind the Selfie” by Jennifer Finney Boylan
“The New York Times”: “Technology: Here Come the Fake Videos” by Kevin Roose
“The New Yorker”: “Letter from Ningxia: Can Wine Transform China’s Countryside?” by Jiayang Fan
“The New Yorker”: “Comment: The Gun-Control Debate after Parkland” by Margaret Talbot
“New York Magazine”: “Anita Hill: Do You Believe Her Now?” by Jill Abramson
“The Washington Post”: “Young Russians are Vladimir Putin’s biggest fans” by Anton Troianovski
“The Washington Post”: “The future of Israel’s ‘dreamers’” by Loveday Morris (story) & Corinna Kern
“The Washington Post”: “The dark roots of AIPAC, ‘America’s Pro-Israel Lobby’” by Doug Rossinow
“The Guardian”: “Feminists have slowly shifted power. There’s no going back” by Rebecca Solnit
“The Guardian”: “Why the left’s hellish vision is so ruinous” by Andrew Hindmoor
“FiveThirtyEight”: “A Chat: Why Does Everyone Hate the Media?”
“Politico”: “View: Europe’s (not so) free press” by Jean-Paul Marthoz
“The Intercept”: “Oil and Water – Standing Rock and the New War on Native Americans”
“Hakai”: “Hawai’i’s last outlaw hippies” by Brendan Borrell
“1843”: “Nathan Myhrvold, Myth Buster” by Alex Renton
“The Atlantic”: “Google’s Guinea-Pig City” by Molly Sauter
..........Kalenderwoche 9...........
“The Guardian”: “Shock the System” by Yascha Mounk
“The Guardian”: “Is the British establishment finally finished?” by Aeron Davis
“The Guardian”: “Roads to nowhere: how infrastructure built on American inequality” by Johnny Miller
“The Guardian”: “Have we reached peak English in the world?” by Nicholas Ostler
“The Guardian”: “In the land of the pure” by Mohsin Hamid
“The Observer”: “Why is the world at war?” by Jason Burke
“The Independent”: “Human rights abuses, questionable sponsors and Trump: how geopolitics are becoming the worrying root of football” by Miguel Delaney
“New Humanist”: “Interview with Steven Pinker: ‘Solutions exist’” by J.P. O’Malley
“The Atlantic”: “The ‘CNN Effect’ Dies in Syria” by Uri Friedman
“Washingtonian”: “The Spy Who Changed His Mind” by Jason Fagone
“The New York Times”: “Why We Should Learn to Say ‘Heimat’” by Jochen Bittner
“The New York Times”: “Is Bitcoin a Waste of Electricity, or Something Worse?” by Bynjamin Appelbaum
“The New York Times”: “How to Buy a Gun in 15 Countries” by Audrey Carlsen & Sahil Chinoy
“The New York Times”: “The Bowie You’ve Never Seen” by Melena Ryzik
“The New York Times Magazine”: “Can Venezuela Be Saved?” by Wil S. Hylton
“The New York Times Magazine”: “What Is the Perfect Color Worth?” by Bruce Falconer
“New York Magazine”: “The Poison We Pick” by Andrew Sullivan
“The New Yorker”: “Letter from Medellín: The Afterlife of Pablo Escobar” by Jon Lee Anderson
“The New York Review of Books”: “A Mozart Player Gives Himself Advice” by Alfred Brendel
“The Lily”: “Melinda Gates: ‘Every life has equal value” by the Lily News
“Trade & Blog”: “Switzerland: How to Run a Referendum” by Peter Ungphakorn
“The Conversation”: “What did Jesus wear?” by Joan Taylor
..........Kalenderwoche 8..........
“The Washington Post”: “Journalism is a risky business” by Jason Rezaian
“The New York Times”: “How Unwitting Americans Were Deceived by Russian Trolls” by Scott Shane
“The New York Times”: “Seven Years Old and Kicked out of Beijing” by Javier C. Hernández
“The New York Times Magazine”: “The Case Against Google” by Charles Duhigg
“The New York Review of Books”: “A Glimmer of Justice” by Aryeh Neier
“The New York Review of Books”: “Italy: ‘Whoever wins, won’t govern” by Tim Parks
“The Intercept”: “Intercepted Podcast: RussiaMania – Glenn Greenwald vs. James Risen”
“The Guardian”: “The fascist movement that has brought back Mussolini to the mainstream” by Tobias Jones
“The Guardian”: “Meet the Sacklers: the family feuding over blame for the opioid crisis” by Joanna Walters
“The Guardian”: “Not the end of the world: the return of Dubai’s ultimate folly” by Oliver Wainwright
“The Guardian”: “’Equality won’t happen by itself’: how Iceland got tough on the gender pay gap” by Jon Henley
“The Observer”: “The epic failure of our age: how the West let down Syria” by Simon Tisdall
“The Atlantic”: “Benjamin Netanyahu’s Dangerous Obsession with the Media” by Amir Tibon
“BuzzFeed”: “Infocalypse Now” by Charlie Warzel
..........Kalenderwoche 7..........
“The New York Times”: “Meet the Troll Boss Who’s Close to Putin” by Neil Mc Farquhar
“The New York Times”: “The Truth About the Florida School Shooting” by David Leonhardt
“The New York Times”: “Meet America’s Syrian Allies Who Helped Defeat ISIS” by Rod Nordland
“The New Yorker”: “A Reckoning with Women Awaits Trump” by David Remnick
“The New York Review of Books”: “Who Killed More: Hitler, Stalin or Mao?” by Jan Johnson
”The New York Review of Books”: “The Heart of Conrad” by Calm Tóibín
“The Washington Post”: “Trump’s Russia Hoax turns out to be real” by Philipp Rucker
“The Atlantic”: “How to Talk Like Trump” by Kurt Andersen
“The Atlantic”: “Humorless Politicians Are the Most Dangerous” by Armando Iannucci
“The Guardian”: “Kosovo at 10: Challenges overshadow independence celebrations” by Andrew MacDowell
“The Guardian”: “Safe, happy and free: does Finland have all the answers?” by Jon Henley
“Columbia Journalism Review”: “One Dangerous Year” by Christie Chisholm
..........Kalenderwoche 6..........
“The New York Times”: “This Is Peak Olympics” by Stuart A. Thompson & Jessia Ma
“The New York Times”: “As West Fears the Growth of Autocrats, Hungary Shows What’s Possible” by Patrick Kingsley
“The New York Times”: “It’s Time for Mahmoud Abbas to Go” by Roger Cohen
“The New York Times”: “Living Abroad Taught Me to Love America” by Janine di Giovanni
“The New York Times”: “Welcome to the Post-Text Future” by Farhad Manjoo (State of the Internet)
“The New York Times”: “Why Is the Syrian War Still Raging?” by Ben Hubbard & Jugal K. Patel
“The New Yorker”: “A Reporter At Large: The White Darkness” by David Grann
“The New Yorker”: “Annals of Technology: Why Paper Jams Persist” by Joshua Rothman
“The New Yorker”: “State of the Resistance” by Jelani Cobb
“New York Magazine”: “An Updated Guide to the Culture of Intoxicants” by Lauren Levin
“New York Magazine”: “Fashion Has an Image Problem” by Stella Bugbee
“New York Magazine”: “The Other Women’s March on Washington” by Rebecca Traister
“The New York Review of Books”: “Toughing It Out in Cairo” by Jasmine El Rashidi
“The New York Review of Books”: “Facebook’s Fake News Fix” by Sue Halpern
“The Atlantic”: “China Loves Trump” by Benjamin Carlson
“The Atlantic”: “The Real Bias at the FBI” by David A. Graham
“The Atlantic”: “The Man Who Saw Inside Himself” by Mark Bowden
“The Atlantic”: “Who Murdered Malta’s Most Famous Journalist?” by Rachel Donadio
“The Guardian”: “My romantic holiday’: the good, the bad and the calamitous”
“The Observer”: “The Observer view on the future of space travel” (Editorial)
“Politico”: “The Coming Wars” by Bruno Maçães
“Politico Magazine”: “The Secret to Henry Kissinger’s Success” by Niall Ferguson
“Outside”: “How to Survive 75 Hours Alone in the Ocean” by Alex Hutchinson
“Outside”: “The Lost Art of Growing Old” by Bill Donahue
“Atavist”: “Losing Conner’s Mind” by Amitha Kalainchandran
“Wired”: “It’s the (Democracy-Poisoning) Golden Age of Free Speech” by Zeynep Tufekci
..........Kalenderwoche 5...........
“The Washington Post”: “A Misleading State of the Union” by The Editorial Board
“The Washington Post”: “Democrats to Trump: not good enough” by David Weigel
“The New York Times”: “Trump Can See an Improved Economy, but Not Himself” by Peter Baker
“The New York Times”: “Trump’s Volk und Vaterland” by Roger Cohen
“The New York Times”: “Running Dry in Cape Town” by Dianne Kane
“The New York Times”: “A Dangerous Course Israel Should Avoid” by Danny Yatom & Ammon Reshef
“The New Yorker”: “Annals of Medicine: What Does It Mean to Die?” by Rachel Aviv
“The New Yorker”: “On Not Becoming My Father” by Michael Chabon
“The New Yorker”: “The Trippy, High-Speed World of Drone Racing” by Ian Frazier
“The New York Review of Books”: “Art in Free Fall” by David Salle
“The New York Review of Books”: “The Great British Empire Debate” by Kenan Malik
“The New York Review of Books”: “The Worst of the Worst” by Michael Tomasky
“The Guardian”: “The bureaucracy of evil: how Isis ran a city” by Gaith Abdul-Ahad
The Guardian”: “How the people of Mosul subverted Isis’ ‘apartheid’” by Gaith Abdul-Ahad
“The Guardian”: “How the Mafias infiltrated Italy’s asylum system” by Barbie Latza Nadeau
“The Observer”: “The search for the perfect painkiller” by Nic Fleming
“The Independent”: “Can vodou succeed where Western medicine fails?” by Julia Buckely
“The Independent”: “Fake news: How going viral feeds the murky monster of truth” by David Barnett
“London Review of Books”: “Useful Only for Scrap Paper: Michelangelo’s Drawings” by Charles Hope
“Rolling Stone”: “How the GOP Rigs Elections” by Ari Berman
“National Geographic”: “They are watching you – and everything else on the planet” by Robert Draper
..........Kalenderwoche 4..............
“The New York Times”: “Why Is Hollywood so Liberal?” by Neil Gross
“The New York Times”: “Is There Something Wrong with Democracy?” by Max Fisher & Amanda Taub
“The New York Times”: “Fighting Climate Change? We’re Not Even Landing a Punch” by Eduardo Porter
“The New York Times Magazine”: “How Arafat Eluded Israel’s Assassination Machine” by Ronen Bergman
“The New Yorker”: “A Reporter at Large: A Prison Film Made in Prison” by Nick Paumgarten
“New York Magazine”: “The Geeks of Wall Street” by Michelle Celarier
“New York Magazine”: “The Excesses of #MeToo” by Andrew Sullivan
“The New York Review of Books”: “Female Trouble” by Annette Gordon-Reed
“The New York Review of Books”: “The Bitter Secret of ‘Wormwood’” by Tamsin Shaw
“The New York Review of Books”: “Lebanon: About to Blow?” by Janine di Giovanni
“The New York Review of Books”: “Controlling the Chief” by Charlie Savage
“The Washington Post”: “Welcome to the golden age of conservative magazines” by T.A. Frank
“The Guardian”: “The kill chain: inside the unit that tracks targets for US drone wars” by Roy Wenzel
“The Guardian”: “We will get him’: the long hunt for Isis leader Abu Bakr al-Baghdadi” by Martin Chulov
“The Guardian”: “Satellite Eye on Earth. November and December 2017 – in pictures”
“The Observer”: “Dazzled by Detroit: how Motown got its groove back” by Aaron Millar
“The Atlantic”: “Can the Earth Feed 10 Billion People?” by Charles C. Mann
..........Kalenderwoche 3..........
“The Guardian”: “The Trump test: are you fit to be US president?” by Anna Livsey
“The Guardian”: “’Is whistleblowing worth prison or a life in exile?’: Edward Snowden talks to Daniel Ellsberg” by Ewen MacAskill, Edward Snowden & Daniel Ellsberg
“The Guardian”: “Aden in the spotlight: war-torn city tries to dust itself off” by Phil Hoad
“The Guardian”: “Mythconceptions – 10 things from history everybody gets wrong” by Rebecca Rideal
“The Guardian”: “Beyond the wire: the refugees of Manus Island”
“The Guardian”: “Post work. The radical idea of a world without jobs” by Andy Beckett
“The Guardian”: “Melania Trump: Seldom seen, rarely heard” by Lucia Graves
“The Observer”: “Zadie Smith: ‘I have a very messy and chaotic mind”
“The Observer”: “Anger that drove the Arab spring is flaring again” by Emma Grahm-Harrison
“London Review of Books”: “The Spanish Flu: The Untreatable” by Gavin Francis
“The Atlantic”: “Science Is Giving the Pro-Life Movement a Boost” by Emma Green
“The Washington Post”: “Mr. President, stop attacking the press” by John McCain
“The Washington Post”: “The coldest village on earth” by Eli Rosenberg
“The Washington Post”: “Is Trump’s doctor okay?” by Dana Milbank
“The Washington Post”: “What Unites Us?” by Ann Gerhart
“The New York Times”: “Letters: ‘Vison, Chutzpah and Some Testosterone’”
“The New York Times”: “What We Can Learn from S-Hole Countries” by Nicholas Kristof
“The New York Times Magazine”: “Beyond the Bitcoin Bubble” by Steven Johnson
“The New York Times”: “Keep Our Mountains Free. And Dangerous” by Francis Sanzaro
“The New York Times”: “How the Other Half Lives in Iran” by Shahram Khosravi
“The New Yorker”: “World War Three, by Mistake” by Eric Schlosser
“The New Yorker”: “Letter from Calabria: The Woman Who Took on the Mafia” by Alex Perry
“The New York Review of Books”: “The Nuclear Worrier” by Thomas Powers
“Rolling Stone”: “Death of the American Trucker” by Tim Dickinson
..........Kalenderwoche 3...........
“The Guardian”: “Super Wealth: When will we see the world’s first trillionaire?” by Tom Campbell
“The Guardian”: “We laugh at Russian propaganda, but Hollywood history is just as fake” by Simon Jenknis
“The Guardian”: “Victor Orban’s reckless football obsession” by David Goldblatt & Daniel Nolan
“The New Yorker”: “A Reporter At Large: “When Deportation Is a Death Sentence” by Sarah Stillman
“The New Yorker”: “Modern Times: The Psychology of Inequality” by Elizabeth Kolbert
“New York Magazine”: “Maria’s Bodies” by Mattathias Schwartz (story) & Matt Black (photographs)
“The New York Review of Books”: “Homeless in Gaza” by Sarah Helms
“The New York Review of Books”: “Bitcoin Mania” by Sue Halpern
“FiveBooks”: “The Best Nature Writing of 2017” by Charles Foster
“Outside”: “Red Daw in in Lapland” by David Wolman
“Smithsonian.com”: “The Extraordinary Life of Nikola Tesla” by Richard Gunderman
“ProPublica”: “Trashed: Inside the Deadly World of Private Garbage Collection” by Kiera Feldman
“Literary Hub: “The Largest Leak in History” by Jeffrey Himmelman
“Mosaic”: “Something in the Water” by Joshua Sokol
“Verso”: “The Communist hypothesis” by Alain Badiou & Laurent Joffrin
“War on the Rocks”: “How to Organize a Military Coup” by Danny Orbach
“the PARIS REVIEW”: “Jack Kerouac, The Art of Fiction No. 41” interviewed by Ted Berriogan
“The New York Times”: “In My Chronic Illness, I Found a Deeper Meaning” by Elliot Kukla
“The New York Times”: “Where Women Can Make Movies? The Middle East” by Nana Asfour
“The New York Times Magazine”: “Learning How to Fool Our Algorithmic Spies” by John Herman
“The New York Times”: “Mr. Amazon Steps Out” by Nick Wingfield & Nellie Bowles
“The New York Times”: “Donald Trump Flushes Away America’s Reputation” by the Editorial Board
“The New York Times”: “How Democracies Perish” by David Brooks
“The New York Times”: “52 Places to Go to in 2018”
..........Kalenderwoche 2..........
“The New York Times”: “Everyone in Trumpworld Knows He’s an Idiot” by Michelle Goldberg
“The New York Times”: “Why Iran Is Protesting” by Amir Ahmadi Arian
“The New York Times”: “A Chinese Empire Reborn” by Edward Wong
“The New York Times”: “If No One Owns the Moon, Can Anyone Make Money Up There?” by Kenneth Chang
“The New York Times Magazine”: “The Case for the Subway” by Jonathan Mahler
“The New Yorker”: “Letter from California: Can Hollywood Change Its Ways” by Dana Goodyear
“The New Yorker”: “A Reporter At Large: Making China Great Again” by Evan Osnos
“The New York Review of Books”: “This Land Is Our Land” by Raja Shehadeh
“The New York Review of Books”: “Damage Bigly” by James Mann
“The New York Review of Books”: “Murderous Majorities” by Mukul Kesavan
“The New York Review of Books”: “God’s Oppressed Children” by Pankaj Mishra
“The Washington Post”: “Winner and losers from 2017, the year in politics” by Aaron Blake
“The Washington Post”: “A once trendy Rio slum is now ‘at war’” by Anthony Faiola & Anna Jean Keiser
“The Guardian”: “Where to go on holiday in 2018 – the hotlist”
“The Guardian”: “2018 in books – a literary calendar”
“The Independent”: “The Middle East in 2018” by Patrick Cockburn
“Wired”: “Inside China’s Vast Experiment in Social Ranking” by Mara Hvistendahl
“Dawn”: “Who Killed Benazir Bhutto?” by Ziad Zafar
“History Today”: “The Sultan and the Sultan” by William Armstrong
“Lawfare”: “Avengers in Wrath: Moral Agency and Trauma Prevention for Remote Warriors” by Dave Blair
“The Atlantic”: “What Putin Really Wants” by Julia Joffe
..........Kalenderwoche 1...........
“The New York Times”: “How to Be Happier, Safer, Healthier and Smarter in 2018” by Tim Herrera
“The New York Times”: “Editors Speak: A Reading List 2017” by David Leonhardt
“The New York Times”: “The Year in Climate”
“The New York Times”: “Trump Veers Away from 70 Years of U.S. Foreign Policy” by Mark Landler
“The New York Times”: “At His Own Wake, Celebrating Life, and the Gift of Death” by Leslye Davis
“The New York Times”: “An Israel of Pride and Shame” by Roger Cohen
“The Washington Post”: “A Second Revolution in Iran? Not yet” by Maziar Bahari
“The Observer”: “Laughing parrots, backflipping robots and savior viruses: Science stories of 2017”
The Independent”: “Twenty extraordinary women who changed the world in 2017” by Harriet Marsden
“Literary Review”: “Gorbachev: The Last Comrade” by Robert Service
“Verso”: “The Communist hypothesis” by Alain Badiou & Laurent Joffrin
“American Affairs”: “The New Class War” by Michael Lind
“Atlas Obscura”: “To be a bee” by Natasha Frost
“History Today”: “Murder at the Vatican” by Catherine Fletcher
“The Economist”: “Naples: The monster beneath” by Helen Gordon
“Commentary”: “The Art of Conducting” by Terry Teachout
“Vox”: “Talking Policy with Paul Krugman” by Ezra Klein
.........Kalenderwoche 50..........
“The New York Times”: “The Real Coup Plot Is Trump’s” by Yascha Mounk
“The New York Times”: “The G.O.P. Is Rotting” by David Brooks
“The New York Times”: “The Year from Above” by Rebecca Lai & Tim Wallace
“The New York Times”: “The Bitcoin Boom: In Code We Trust” by Tim Wu
“The New York Times”: “Our Journalists Share Their Most Memorable Interviews of 2017”
“The New York Times”: “Deliverance from 27’000 Feet” by John Branch
“The New York Times”: “Behind the Race to Publish the Top-Secret Pentagon Papers” by Niraj Chockshi
“The New York Times Magazine”: “Gordon Peele’s X-Ray Vision” by Wesley Morris
“The New Yorker”: “The Case for Not Being Born” by Joshua Rothman
“The New Yorker”: “The New Yorker Radio Hour: America after Weinstein” with David Remnick
“New York Magazine”: “Can Nikki Haley Save the World?” by Andrew Rice
“New York Magazine”: “He Wanted Jihad. He Got Foucault” by Dina Temple-Raston
“New York Magazine”: “A Fiftieth Anniversary Issue: My New York”
“The New York Review of Books”: “God’s Oppressed Children” by Pankaj Mishra
“The New York Review of Books”: “Super Goethe” by Ferdinand Mount
“The Washington Post”: “The Arctic Dilemma” by Chris Mooney (story) & Alice Li (video)
“The Washington Post”: “17 good things that happened in 2017” by the Editorial Board
“Washington Post”: “Indian administered Kashmir: ‘My life is over” by Annie Gowan
“The Guardian”: “Reckoning with a culture of resentment” by Dayna Tororici
“The Guardian”: “Photographer of the Year: Sorah Bensemra” by Sorah Bensemra & Matt Fidler
“The London Review of Books”: “The ‘New Anti-Semitism’” by Neve Gordon
“Sports Illustrated”: “Media Circus: The Best Journalism 0f 2017”
..........Kalenderwoche 48..........
“The Atlantic”: “What Putin Really Wants” by Julia Joffe
“Washington Post”: “Thank You, Alabama” by the Editorial Board
“The Washington Post”: “Fact Checker: The biggest Pinocchios of 2017” by Glenn Kessler
“The Washington Post”: “High School Football: ‘There’s nothing like Frieday” by Jessy Dougherty (story) & Tony L. Sandis (photographs)
“The Washington Post”: “How Washington Post journalists broke the story of allegations against Ray Moore” by Libby Casey
“The New York Times”: “Yes, the Truth Still Matters” by David M. Shribman
“The New York Times”: “Thank heaven for …Alabama?” by Frank Bruni
“The New York Times”: “The Year in Stuff” by Matthew Schneider
“The New York Times”: “The Best Art Books of 2017” by Holland Cotter,Roberta Smith & Jason Farago
“The New York Times Magazine”: “To Unlock the Brain’s Mystery, Purée It” by Ferris Jabr
“The New Yorker”: “Letter from Tallinn: Estonia, the Digital Republic” by Nathan Heller
“The New Yorker”: “Profiles: Jim Simons, the Numbers King” by D.T. Max
“The New Yorker”: “Annals of Technology: China’s Selfie Obsession” by Jiayang Fan
“The New York Review of Books”: “David Hockney: More Light!” by Julian Bell
“The Guardian”: “A Journey through a land of extreme poverty: welcome to America” by Ed Pilkington
“The Guardian”: “Photographer of the Year: we shortlist the best of 2017”
“The Guardian”: “Manchester City’s plan for global domination” by Giles Tremlett
“London Review of Books”: “Diary of an Oil-Company Lawyer” by William Carter
“Scientific American”: “A Guide to Cheating in the Olympics” by Bill Gifford
“Scientific American”: “The Nuclear President” by The Editors
“The American Scholar”: “Tales of War and Redemption” by Phil Klay
“Project Syndicate”: “The Man Who Didn’t Save the World” by Peter Singer
“Medium”: “2017: Words That Matter”
..........Kalenderwoche 47..............
“The New York Times”: “What Doctors Should Ignore” by Moises Velasquez-Manoff
“The New York Times”: “5 Takeaways form a Times Talk about Sexual Harassment”
“The New York Times”: “For Trump, an Embassy in Jerusalem Is Pure Politics” by Mark Landler
“The New York Times”: “Trump Is Making a Huge Mistake on Jerusalem” by Hanan Ashrawi
“The New York Times”: “Ehud Barak: We Must Save Israel from its Government” by Ehud Barak
“The New York Times”: “The Price of War with North Korea” by Barry R. Posen
“The New York Times”: “Bela, the Forgotten War Orphan” by Keren Blankfeld
“The New York Times” – “2017: “The Year in Climate”
“The New York Times”: “The Best Art of 2017” by Roberta Smith,. Holland Cotter & Jason Farago
“The New Yorker”: “Donald Trump’s ‘Fake News’ Tactics” by Steve Coll
“The New Yorker”: “Annals of Medicine: The Bell Curve” by Atul Gawande
“The Washington Post”: “The plea of a Syrian activist: Don’t forget us” by Ishaan Tharoor
“The Washington Post”: “Brothers in Arms” by Dan Lamothe
“The Guardian”: “Why are American farmers killing themselves in record numbers” by Debbie Weingarten
“New Statesman”: “Europe’s Hidden Fractures” by Brendan Simms
“London Review of Books”: “Gorbachev: Big Man Walking” by Neal Ascherson
“Lawfare”: “The Conflict in Yemen: A Primer” by Clare Duncan
“Places Journal”: “Hitler at Home” by Despina Stratigakos
“The Cut”: “My Son Should Never Have been Born” by Jen Gann (text) & Elinor Canucci
“The Atlantic”: “The Limits of Science” by Martin Rees
“Longreads”: “Ushering My Father to a (Mostly) Good Death” by Karen Brown
..........Kalenderwoche 46..........
“The New York Times”: “From North Korea, With Dread” by Adam B. Ellick & Jonah M. Kessel
“The New York Times”: “’No Such Thing as Rohingya’: Mynamar Erases a History” by Hannah Beech
“The New York Times”: “The 100 Notable Books of 2017” by the Book Review
“The New York Times”: “Is Trump Going to Lie Our Way Into War With Iran?” by Mehdi Hasan
“The New York Times”: “Building A.I. That Can Build A.I.” by Cade Metz
“The New York Times Magazine”: “El Salvador: ‘They’ll have to answer to us’” by Azam Ahmed
“The New York Times Magazine”: “How Far Will Sean Hannity Go?” by Matthew Shaer
“The New Yorker”: “The French Origins of ‘You Will Not Replace Us” by Thomas Chatterton Williams
“The New Yorker”: “A Neuroscientist’s Diary of a Concussion” by Daniel J. Levitin
“The New Yorker”: “How Mugabe Freed Itself from Robert Mugabe” by Petina Gappah
“The Washington Post”:”The Grizzlies Are Coming” by Karin Brulliard
“The Guardian”: “Fifa’s new broom Infantino exhibiting signs of limited shelf life” by Marina Hyde
“Vanity Fair”: “The End of the Social Era Can’t Come Soon Enough” by Nick Bilton
“The Conversation”: “How social media fires people’s passions – and builds extremist divisions”
“The Atlantic”: “How to Survive the Media Apocalypse” by Derek Thompson
“The Atlantic”: “No Family Is Safe from This Epidemic” by James Winnefeld
..........Kalenderwoche 45..........
“The New York Times”: ”Looking for the Sublime? It’s in this Swiss Valley” by Stephen Hiltner
“The New York Times”: “Why Lost Means Lost Hope for an Inuit Village” by Livia Albeck-Ripka
“The New York Times”: “What We Owe the Innocent Victims of America’s Wars” by Patrick Leahy
“The New York Times”: “Saudi Arabia’s Spring At Last” by Thomas L. Friedman
“The New York Times”: “Why Won’t Israel Let Me Mourn My Father?” by Raed Jarrar
“The New York Times”: “Detroit: The Most exciting City in America?” by Reif Larsen
“The New York Times”: “Our Love Affair with Digital Is Over” by David Sax
“The New York Times”: “No bombs. No guns. Just 90 minutes of soccer” by Mujib Mashal & Fahim Abed
“The New York Times”: “They Stayed Put, But Their City Disappeared” by Somini Sengupta
“The New York Times Magazine”: “The Coast Guard’s ‘Floating Guantamos’” by Seth Freed Wessler
"The New York Times": Can A.I. Be Taugfht to Explain Itself? by
Cliff Kuang
“The New York Review of Books”: “It’s the Kultur, Stupid” by Timothy Garton Ash
“The New York Review of Books”: “Big Money Rules” by Diane Ravitch
“The Washington Post”: “There’s a third-world America that nobody notices” by Parker Abt
“The Guardian”: “After the liberation of Mosul, an orgy of killing” by Gaith Abdul-Ahab
“The Guardian”: “How the sandwich consumed Britain” by Sam Knight
“The Guardian”: “The $3bn subway station and other urban white elephants” by Colin Horgan
“The Guardian”: “Flags, passion and anger: reporting form a divided Spain” by Sam Jones
“The Independent”: “US foreign policy in the Middle East doesn’t exist anymore” by Robert Fisk
“Vanity Fair”: “What Trump Told the Russians” by Howard Blum
“Vanity Fair”: “The Real-Life Mad Max Who Battled ISIS in a Bulletproof BMW” by Jeffrey A. Stern
..........Kalnderwoche 44..........
“The Atlantic”: “Mugabe’s Inner Circle Implodes” by Todd Moss & Jeffrey Smith
“The Atlantic”: “Bill Clinton: A Reckoning” by Caitlin Flanagan
“The Atlantic”: “The Making of an American Nazi” by Luke O’Brian
“The Washington Post”: “Lebanon’s crisis sets the stage for Middle East calamity” by Ishan Tharoor
“The New Yorker”: “Tech Support: Pictures of the Dead” by Otessa Moshfegh
“The New Yorker”: “How to Get Rich Playing Video Games Online?” by Taylor Clark
“The New Yorker”: “Dept. of Human Resources: Why Ageism Never Gets Old” by Tad Friend
“New York Magazine”: “After Trump” by Frank Rich
“The New York Review of Books”: “Why This Isn’t Trump’s Watergate” by Andrew Cohen
“The New York Times”: “A Toxic Mix: Sex Religion and Hypocrisy” by Silvie Kauffmann
“The New York Times Magazine”: “The Air War against ISIS: The Uncounted” by Azmat Khan & Anand Gopal
“The New York Times Style Magazine”: “The School Prepping for Apocalypse” by Tom Vanderbilt
”The Guardian”: “Could a George Clooney presidency save America?” by Steve Rose
“The Guardian”: “How Trump walked into Putin’s web” by Luke Harding
“The Guardian”: “A mission for journalism in a time of crisis” by Katherine Viner
“The Guardian”: “Paradise Papers: Who’s who in the leak of offshore secrets” by David Pegg
“The Rumpus”: “Voices on Addiction: Travels with my Daughter” by TJ Wood
“Five Books”: “The best books on free speech” by Timothy Garton Ash
“Conversations with Taylor”: “Ant Among elephants” by Sujatha Gidla
“The Nation”: “What Was It Like to be Ernest Hemingway?” by John Banville
..........Kalenderwoche 43..........
“The Washington Post”: “An alternative history of the year since Election Day 2016” by Rachel Sklar
“The Washington Post”: “Podcast: Can he (Donald Trump) do that?”
“The Washington Post”: “The lives lost in Sutherland Springs, Tex.” by the Washington Post staff
“The New York Times”: “How Did ‘Peace’ Become a Dirty Word in Israel?” by Shmuel Rosner
“The New York Times”: “I Want ‘Allahu Akbar’ Back” by Wajahat Ali
“The New York Times”: “Running Through the Heart of Navajo” by Michael Powell
“The New Yorker”: “Harvey Weinstein’s Army of Spies” by Ronan Farrow
“New York Magazine”: “This Is What the Trump Abyss Looks Like” by Andrew Sullivan
“The New York Review of Books”: “Under the Banner of New York” by Zadie Smith
“The New York Review of Books”: “Year One: It’s Up to Us” by David Cole
“The New York Review of Books”: “The Pity of it All” by Frances FitzGerald
“The New York Review of Books”: “Syria: War of All against All” by Lindsey Hilsum
“The Guardian”: “Is the internet ultimately a force for good or evil?” by Emma Brockes
“The Guardian”: “The picture essay: Elena Ferrante’s Naples” by Sophia Seymour (test) & Giuseppe Di Vaio
“The Guardian”: “Why have we built a paradise for offshore billionaires?” by Thomas Frank
“The Guardian”: “The Long Read: How Britain did Gaddafi’s dirty work” by Ian Cobain
“The Guardian”: “Me and Barack Obama: eight years of photographing the president” by Pete Souza
“London Review of Books”: “The President and the Bomb” by Adam Shatz
“Vanity Fair”: “How Trump Brought the Political Media Class to its Knees” by Peter Hamby
“Wired”: “Love in the Time of Robots” by Alex Mar
“Lesswrong”: “Does Age Bring Wisdom?” by Scot Alexander
..........Kalenderwoche 42..............
“The Guardian”: “What are the Paradise Papers and what do they tell us?” by Nick Hopkins
“The Guardian”: “Queen’s private estate invested millions offshore” by Hilary Osborne
“The Guardian”: “From Zadie Smith to Ethan Hawke: why we love graphic novels”
“London Review of Books”: “Interplanetary Gold Rush” by Aaron Bastani
“The Washington Post”: “2016 is the election that will never end” by Dan Balz
“The Washington Post”: “A Reconstruction of the New York City truck attack” by Monica Hesse
“The Washington Post”: “Anatomy of a Russian Facebook ad” by Leslie Shapiro
“The New York Times”: “Saudis Arrest One of the World’s Richest Men” by David D. Kirkpatrick
“The New York Times”: “Sensations of Sound” by Maureen Towy, Rachel Kolb & James Merry
“The New York Times”: “Silence of the Democrats” by Michael Tomasky
“The New York Times Magazine”: “A Post-Obama Democratic Party in Search of Itself” by Robert Draper
“The New York Times”: “Times Documentaries: 796 Irish Children Vanished. Why?” by Kassie Bracken
“The New Yorker”: “Letter from Syria: Dark Victory in Raqqa” by Luke Mogelson
“The New Yorker”: “Annals of Science: A Pill to Make Exercise Obsolete” by Nicola Twilley
“The New Yorker”: “Books: How Stalin Became a Stalinist” by Keith Gessen
“Literary Hub”: “The world’s most famous manuscript” by Christopher de Hamel
..........Kalenderwoche 41...........
“The New York Times”: “If All Else Fails” by Roger Cohen
“The New York Times”: “Selling the Porsche to Promote Iranian Art” by Thomas Erdbrink
“The New York Times”: “The Perfect Woman to Paint Michelle Obama” by Naima Green
“The New York Times”: “Stranger Than Fiction: The Best True-Crime Stories” by Marylin Stasio
“The New York Times Style Magazine”: “The Greats”
“The New Yorker”: “The Family That Built an Empire of Pain” by Patrick Radden Keefe
“The New Yorker”: “A Critic At Large: How Martin Luther Changed the World” by Joan Acocella
“The New Yorker”: “We Are Witnesses: A Portrait of Crime and Punishment in America”
“The New Yorker”: “A Reporter At Large: After Welfare” by Katherine Boo
“The New York Review of Books”: “Myanmar: Marketing a Massacre” by Francis Wade
“The New York Review of Books”: “China’s Silk Road Illusions” by Philip Bowring
“The Washington Post”: “Is this who we are?” by The Editorial Board
“The Washington Post”: “Red Century: The rise and decline of global communism” by Will Englund
“The Washington Post”: “The old obit man looks around” by Garrison Keillor
“Rolling Stone”: “Rachel Maddow: The Rolling Stone Interview” by Janet Reitman
“The Observer”: “What women want: a vivid portrait of female lives around the world”
“The Independent”: “The shocking rise of antisemitic, pro-Zionism Europeans” by Slavoj Zizek
“The Independent”: “What makes a serial killer tick?” by Andy Martin
“The Independent”: “There are still lessons to be learned from WW2” by Robert Fisk
“New Statesman”: “The Slow Train to Tallinn” by Matthew Engel
“Longreads”: “We’re All Mad Here: Weinstein, Women and the Language of Lunacy” by Laurie Penny
“Longreads”: “The Ghosts of the Tsunami” by Richard Lyod Parry
“National Geographic”: “Why Mata Hari Wasn’t a Cunning Spy After All” by Pat Shipman
“Slate”: “Terminal” by Henry Grabar
..........Kalenderwoche 40..........
“The Atlantic”: “40 Years Ago: A Look Back” by Alan Taylor
“The Atlantic”: “Civil-Rights Protests Have Never Been Popular” by Te-Nehisi Coates
“The Atlantic”: “Google X and the Science of Radical Creativity” by Derek Thompson
“The Atlantic”: “What Facebook Did to American Democracy” by Alexis C. Madrigal
“The New York Times”: “Deep in Trump Country, a Big Stake in Health Care” by Patricia Cohen
“The New York Times”: “The Ashes in Nappa” by Lindsey Lee Johnson
“The New York Times”: “Five Climate Truths Donald Trump Doesn’t Understand” by The Editorial Board
“The New York Times”: “August Wilson’s Pittsburgh” by John L. Dorman
“The New York Times Magazine”: “The Prophet of Germany’s New Right” by James Angelos
“The New Yorker”: “Letter from Washington: The Danger of President Pence” by Jane Meyer
“The New Yorker”: “Welcoming Our New Robot Overlords” by Sheelah Kolhatkar
“The New York Review of Books”: “The Cultural Axis” by Robert O. Paxton
“The New York Review of Books”: “The Adults in the Room” by James Mann
“The Guardian”: “The Texas town where all the energy is green” by Tom Dart
“The Guardian”: “What kind of news should the BBC do or not do” by Jane Martinson
“BBC News”: “The thoughts of Chairman Xi” by Carrie Gracie
“London Review of Books”: “Belts, Boots and Spurs: Dunkirk 1940” by Jonathan Raban
“The Rolling Stone”: “Jerry Brown’s California Dream: The Rolling Stone Interview” by Tim Dickinson
“Wired”: “Should Twitter and Facebook Be Regulated under the First Amendment” by Lincoln Caplan
“Wired”: “How to Build a Self-Conscious Machine” by Hugh Howey
“Longreads”: “Mr. Throat and Me” by Arnold Thomas Fanning
“Scientific American”: “How Ether Transformed Surgery” by Lindsey Fitzharris
“Dublin Review of Books”: “Our Language, Their Babble” by Michael Cronin
“Boston Review”: “Know Thy Futurist” by Cathy O’Neil
“Topic”: “The Story behind the Chicago Newspaper That Bought a Bar” by Andy Wright