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Bewegung und Bundesrat

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Josef Lang, Historiker, alt Nationalrat, Vizepräsident der Grünen 2012 bis 2016. Nächstens erscheint von ihm im Hier und Jetzt-Verlag ein Buch über die Geschichte der Demokratie in der Schweiz (1700 bis 2019).

Als ich im Frühling dieses Jahres in einem Gespräch mit jüngeren Pazifistinnen und Pazifisten sagte, die Klima- und die Frauenbewegung brechen den national-identitären „CH-Cement“ und beenden die SVP-Ära, fragten mich diese etwas ungläubig: „Warum gelang das nicht den beiden riesigen Friedensdemos im Februar und März 2003?“ Die Frage verweist auf das qualitativ Neue des Jahres 2019.

Junge Frauen

Im Unterschied zum Irak-Krieg, der die Schweiz nur indirekt betraf, bedeutet die Klimaerwärmung eine existenzielle Herausforderung. Die Klimabewegung verkörpert das tiefgründigste aller Probleme, das des Seins oder Nichtseins. Der Frauenstreik sprach die Hälfte der Bevölkerung direkt an und warf Fragen auf, die sich tagtäglich stellen. Damit kamen und kommen Tiefe und Breite zusammen. Zudem lassen sich weder die Klima- noch die Genderfrage ins Inland-Ausland-Korsett zwängen und auch nicht fremdenfeindlich aufladen. Zu guter Letzt verloren die Rechtspopulisten angesichts der Jugend- und Frauenrebellion ihren Nimbus des (Patriotisch-)Rebellischen.

Die ökologisch-feministische Synergie brachte einen neuen Faktor auf die öffentliche Bühne: die jungen Frauen. Erstmals in der Geschichte der Schweiz gibt es dank der Klimajugend eine gemischte Bewegung, in der Frauen den Ton angeben. In der Frauenbewegung selber gab es eine starke Verjüngung – verbunden mit einer ökologischen Öffnung. Praktisch verschwunden sind in beiden Bewegungen reaktionäre Motive, an denen die SVP früher anzudocken versuchte. Das Ecopopistische mit seiner xenophoben Prägung und die Kopftuch-Phobie mit ihrer ausgrenzenden Kraft blieben Randerscheinungen.

Das Grüne schlägt das Nationale

Die Herbstwahlen haben das, was sich bereits im Frühling abzeichnete und im Sommer entfaltete, ziemlich genau abgebildet: Das National-Identitäre mobilisierte schwächer als früher, und zwar bei Männern wie Frauen, Alten wie Jungen. Die Beteiligung junger Frauen an den Nationalratswahlen war die bislang stärkste seit der politischen Gleichberechtigung 1971. Die SVP verlor 3,8 Prozent, ihre politische Partnerin FDP weitere 1,3 Prozent. Während es bei der SVP keinen Gender- und Generationen-, dafür einen Röstigraben gibt, ist die FDP ausgesprochen männer-, oberschichten- und alterslastig. Die CVP konnte die Verluste in Grenzen halten, auch weil Gerhard Pfister die christlich-konservative Wertedebatte rechtzeitig abgebrochen hatte. Sie wäre im jugendlich bewegten 2019 noch schräger in der geistigen Landschaft gestanden als in den Vorjahren.

Die Grünen gewannen 6,1 Prozent, was angesichts des Zuwachses von 3,2 Prozent bei den Grünliberalen sehr hoch ist. Warum die Grünen – im Widerspruch zu allen Prognosen – doppelt so stark zulegten wie die GLP, erklärt sich mit ihrer Bewegungsnähe und der Geschlechterfrage. Während fast so viele Männer die GLP wählten wie die GPS, holte Letztere bei den Frauen mehr als das Doppelte an Stimmen. Der gewichtigste Unterschied liegt bei den Einkommen. Die Grünen holten bei allen Schichten ungefähr gleich viele Stimmen, die GLP war bei den Reichen doppelt so erfolgreich wie bei den mittleren und unteren Einkommen. 

Die SP und die Bewegten

Die SPS hat zwei Prozente praktisch vollständig an die Grünen verloren. Jacqueline Fehr hat dafür eine Erklärung, die weniger oberflächlich ist als die Ausrede mit dem fehlenden „Grün“ im Namen: Die SP verliert immer, wenn den Wahlen soziale Bewegungen vorausgegangen sind. Unter anderen erwähnt sie die Friedensbewegung von 2003 bis 2009. Tatsächlich verlor die SP 2007 noch mehr an die Grünen als 2019. Damals gab es eine inhaltliche Erklärung: Die SP befand sich wegen ihrer Förderung militärischer Ausland-Einsätze im Widerspruch zu den Friedensbewegten, die Grünen im Einklang mit ihnen. 

Aber 2019 hatte die SP weder mit der Klima- noch mit der Frauenbewegung noch mit den Grünen vergleichbare Differenzen. Woran liegt es diesmal und lag es wohl auch früher? Die Botschaft der SP an eine Bewegung lautet: Wir haben die Lösung! Oder sogar: Wir sind die Lösung! Aber Bewegungen wollen selber die Lösung haben – oder sein. Da kommen die Grünen, die weniger parteipatriotisch auftreten, besser an.

Eine neue Zeit

Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Sind die beiden sozialen Bewegungen nachhaltig, wird sich die Wende durchsetzen? Alles, was bekannt ist, spricht für die Annahme, dass politisch eine neue Zeit begonnen hat. So ist der Klimawandel eine historische Herausforderung. Die Klimabewegten wissen das und richten sich auf einen langen Kampf ein. In nächster Zeit werden sie alles tun, um neue Schichten, beispielsweise Lehrlinge und Normalbeschäftigte, zu gewinnen. 

Zusätzlich motiviert werden sie durch all die sozialen, demokratischen und ökologischen Bewegungen auf den anderen Kontinenten. Auch die Frauenbewegung, die weniger aktivistisch funktioniert, aber gewerkschaftlich gut abgestützt ist, wird weitergehen. Zu erwarten ist allerdings in beiden Bewegungen eine Zunahme der inhaltlichen und strategischen Auseinandersetzungen. Gibt es etwas Besseres für die Belebung der Demokratie und der Lesekultur?

Alter Bundesrat oder neue Bundesrätin?

Die Wahlergebnisse, welche die jüngsten Veränderungen wiederspiegeln, sprechen eine deutliche Sprache: Die Grünen stellen mit 35 von 246 Sitzen einen Siebtel der Bundesversammlung. Zudem ist die Differenz zwischen Stärke an der Urne und im Bundesrat grösser, wenn die SVP und FDP (40,7%) die Mehrheit behalten, als wenn die SP und die Grünen (30%) drei Sitze haben. Aber wichtiger als die Zahlen ist die qualitative Veränderung, die stattgefunden hat. 

Anerkennt die bürgerliche Schweiz, dass die Gesellschaft und die Politik nicht mehr dieselbe sind wie vor einem Jahr? Dass die geistige Hegemonie der SVP, die im Herbst 1992 begann, nach knapp drei Jahrzehnten zu Ende gegangen ist? Dass Ignacio Cassis’ Praxis und Rhetorik das bisher Dominierende: das National-Identitäre ebenso stark ausdrücken, wie es die Politik der beiden SVP-Bundesräte tut? Dass Regula Rytz als grüne Frau mit der Dreifach-Erfahrung von Basisarbeit, Legislative und Exekutive die ideale ökologisch-soziale Alternative ist?

Die CVP und die Wahrung der Schöpfung

Wenn die Bürgerlichen die Zeitenwende verleugnen und auf eine Erneuerung des Bundesrates verzichten, senden sie ein Signal aus, das weit darüber hinaus leuchtet: „Wir wollen, dass alles beim Alten bleibt! Mit uns gibt es keinen Politikwandel zur Verhinderung des Klimawandels.“ Die CVP hat bereits jetzt ihren Wählerinnen und Wählern mitgeteilt, wie sekundär ihr der Kampf für die Bewahrung der Schöpfung ist. Und der FDP dürfte die gemeinsame Mehrheit mit einer Partei, die das Schmelzen der Gletscher kalt lässt, noch schlechter bekommen. Die Nationalratswahlen 2023 dürften bei diesem Szenario noch bewegender werden. Auch weil dann viele der Bewegten, die diesmal noch nicht wählen konnten, dabei sein werden.

Josef Lang, Historiker, alt Nationalrat, Vizepräsident der Grünen 2012 bis 2016. Nächstens erscheint von ihm im Hier und Jetzt-Verlag ein Buch über die Geschichte der Demokratie in der Schweiz (1700 bis 2019).

Quellen:

Zahlen aus Tamedia Nachwahlumfrage 2019, 21. Oktober 2019

Meier, Hans-Peter/Rosenmund, Moritz: CH-Cement. Das Bild der Schweiz im Schweizervolk. Zürich 1982

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Es gibt Hoffnung – trotz allem

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Zum Beispiel Roman Junenmann. Ich treffe den erst 24-jährigen Politiker in einem Café im Zentrum von Moskau. Im vergangenen September ist Junemann als einer von fünf unabhängigen Kandidaten für das Moskauer Stadtparlament mit wenigen Stimmen unterlegen. „Ich bin noch jung und überzeugt, Russland langfristig verändern zu können.“ So erklärt der junge Politiker, warum er trotz allem weitermachen will. Schliesslich war der 1995 geborene Junemann noch ein Teenager von 16 Jahren, als im Winter 2011/2012 Hunderttausende in Moskau und St. Petersburg für ein freies Russland demonstrierten.

Der Spielplatz im Hof

Junemann lebt im Süden Moskaus, im Stadtteil Tschertanowo mit rund 200’000 Einwohnern. Hier habe er erfahren, dass die russische Bevölkerung genug habe von „Ideologien, Parteien und Missionen“. „Was die Bevölkerung wirklich beschäftigt, sind Alltagsprobleme, zum Beispiel der Kinderspielplatz im Hof oder die öffentlichen Schulen mit den schlecht bezahlten Lehrern.“ Von diesen Problemen habe er im Wahlkampf erfahren, als er bei den Wählern Werbung von Tür zu Tür gemacht habe. Für eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler finde Politik fernab in Büros statt, wo Bürokraten rasch viel Geld machen wollen. Das sei auch ein Grund dafür, weshalb so wenige wählen gehen würden.

Der mehrsprachige Junemann arbeitet in einer grossen internationalen Beratungsfirma und verdient, für russische Verhältnisse, ziemlich gut. Bei der Finanzierung seiner Wahlkämpfe sei er deshalb von grossen Sponsoren unabhängig und erfahre dabei, was die Einwohner wirklich beschäftige.

Fehlende Trennung von Staat und Gesellschaft

Was an Roman Junemann so fasziniert, ist seine charismatische, in die Zukunft blickende Haltung. Sie vereint viele der meist jungen Menschen rund um die Welt: In den USA, im Nahen Osten, in Chile oder Hongkong. Sie haben alle das Vertrauen in ihre Regierungen verloren, halten die Machthaber für korrupt und autoritär, und sie besetzen den öffentlichen Raum – meistens friedlich. Dabei benützen sie modernste Technologien, die viele der Proteste überhaupt ermöglicht und verstärkt haben. Abwarten und Wegschauen gilt nicht mehr.

Die russische Politologin Tatjana Voroschejkina ist etwa zwei Generationen älter als Roman Junemann. Im persönlichen Gespräch und in einer Analyse (1) versucht sie zu erklären, wie Russland aus seiner „historischen Pfadabhängigkeit“ ausbrechen könnte. Nach Meinung von Voroschejkina hat es „in Russland nie einen Staat im westlichen Sinn gegeben: Einen Staat, der die öffentlichen und privaten Interessen der Entscheidungsträger trennt“.

Der russische Staat hingegen bestehe seit über 500 Jahren aus „Strukturen patrimonialer Macht“, die den privaten, wirtschaftlichen und politischen Interessen ihrer Träger dienten. In Russland sei es zu einer Verschränkung von Macht und Eigentum gekommen. Für die Machthaber sei Macht die sicherste Quelle für persönlichen Reichtum. Deshalb wollten die Herrschenden keine von der Macht unabhängigen Zentren wirtschaftlichen Einflusses zulassen.

Folgen der Jelzin-Jahre

Tatjana Voroschejkina steht politisch den russischen Demokraten nahe. Trotzdem kritisiert sie die Demokraten, die in den 1990er-Jahren mit Präsident Boris Jelzin an der Macht waren. Damals, so Voroschejkina, hätte die Möglichkeit bestanden, Russland demokratischer zu machen, die Staatsmonopole aufzubrechen und eine Marktwirtschaft einzuführen.

Doch Jelzin und sein Team hätten diese historische Chance verpasst. Das kam so: 1993 befahl Jelzin, das Gebäude des Obersten Sowjets (Parlament) mit Panzern zu beschiessen. Und ein Jahr später marschierten russische Truppen in Tschetschenien ein, das mehr Unabhängigkeit verlangte. Diese beiden gewaltsamen Ereignisse kosteten Zehntausende von Toten und Verwundeten und schwächten Staat sowie Gesellschaft enorm.

Und ein weiteres, einschneidendes Ereignis: 1996 finanzierten die Oligarchen Jelzins Wiederwahl. Das war als Dank gedacht für die vom Staat organisierte Privatisierung, die es wenigen superreichen Oligarchen ermöglichte, die lukrativsten Teile des ehemaligen Staatseigentums (Metallbranche und Rohstoffsektor) tief unter ihrem Wert zu erwerben. Die Mehrheit der russischen Bevölkerung betrachtet das bis heute als Diebstahl. Das erklärt auch, warum die Demokraten in Russland auch heute keine Chance hätten, Wahlen zu gewinnen. Mit anderen Worten: Demokratie und Markt wurden in den 1990er-Jahren unter demokratischer Herrschaft zerstört.

Mit Wladimir Putins Amtsantritt im Jahr 2000 waren die Grundlagen für die Gegenreform gelegt. Im Grunde kehrte Russland wieder zu einem autokratischen Herrschaftsmodell zurück, bei dem die wichtigsten Entscheidungen von einer Person gefällt werden. Sogar über die Nachfolge entscheidet Wladimir Putin selber, da es kein institutionalisiertes Nachfolgesystem gibt.

Erstarkte Zivilgesellschaft

Russlands Zivilgesellschaft ist noch schwach, aber sie ist – vor allem seit dem Protest-Winter 2011/2012 – stärker geworden. Die Gesellschaft kämpft für Grünanlagen, Abfallbeseitigung, Umweltschutz oder Kinderspielplätze.

In Jekaterinburg protestierten im Mai 2019 Tausende gegen den Bau einer neuen Kathedrale. Nicht, weil sie gegen den Bau einer Kirche für die Stadtheilige waren, sondern, weil es in der 1,5 Millionen Einwohner zählenden Grossstadt vor allem im Zentrum zu wenig Grünflächen gibt. Nach den Protesten verzichtete das Moskauer Patriarchat auf den Kirchenbau. Der Staat hingegen reagierte hilflos – weil die Proteste gar nicht politisch waren.

Auch orthodoxe Geistliche protestierten

Grosse Wirkung hatten auch Demonstrationen für die Freilassung einzelner bekannter Persönlichkeiten: Der 23-jährige Schauspieler Pawel Ustinow wurde zu einer mehrjährigen Haft verurteilt, nachdem er am Rande einer Demonstration festgenommen worden war. Lehrer, Ärzte, Schauspieler und sogar Geistliche der konservativen russisch-orthodoxen Kirche forderten im vergangenen Herbst Ustinows Freilassung, was ein Moskauer Gericht im September erlaubt hatte. Ähnliches erfuhr der bekannte Journalist Ivan Golunow. Auch er war verhaftet und nach Demonstrationen wieder freigelassen worden.

Neu sind auch Organisationen, an die sich Festgenommene wenden können, oder Netzwerke, die Berichte über Verstösse der Behörden verbreiten. Auch Solidarität ist weit verbreitet in der russischen Gesellschaft. In ganz Russland tätig sind Stiftungen wie beispielsweise „Schenke Leben“, eine Organisation, die krebskranke Kinder und ihre Eltern unterstützt. Ein anderes Beispiel: Tatjana Voroschejkinas Mann war vor einigen Jahren schwer erkrankt und musste in Deutschland operiert werden. Es brauchte nur wenige Tage, bis die grosse Summe für die Operation gesammelt war.

Radikaler Systemumbau möglich?

Seit Jahrzehnten galt ein sogenannter „Sozialvertrag“ zwischen Staat und Bürger: Die Regierung sorgte für die finanzielle und soziale Sicherheit und erwartete im Gegenzug, dass Bürger auf ihre politischen Mitspracherechte verzichteten. Heute jedoch ist Präsident Putin nicht mehr in der Lage, seinen Beitrag zu erfüllen. Seit Jahren sinken die Reallöhne und eine Besserung ist nicht in Sicht. Der „Sozialvertrag“ beginnt sich aufzulösen. Mit anderen Worten: Russland braucht nicht nur Wirtschaftswachstum und neues Kapital, sondern einen vollständigen Systemumbau.

Dieser Befund zeigte sich auch in einer Studie auf der Grundlage einer repräsentativen Umfrage, die kürzlich das unabhängige Moskauer Meinungsforschungsinstitut Lewada veröffentlichte. 59 Prozent der Befragten sprachen sich darin für entschiedene und umfassende Veränderungen in Russland aus. Das sind gegenüber einer vergleichbaren Umfrage vor zwei Jahren fast anderthalb Mal so viele. Der Ruf nach radikalem Wandel hat aber gemäss der Lewada-Studie nicht mit mehr Freiheit, Demokratie und Pluralismus zu tun. Die Befragten dachten an soziale Forderungen wie höhere Löhne und tiefere Preise. Und fast drei Viertel seien dafür, dass sich der Staat aktiv in die Wirtschaft einmische. (2)

Der im Westen bekannte Oppositionspolitiker Alex Navalny ist überzeugt, zuerst müsse die überall präsente und tiefsitzende Korruption bekämpft werden. Für Roman Junemann genügt das jedoch nicht: „Dem Kampf der Opposition gegen die Korruption gelingt es derzeit nicht, die Ursachen und Strukturen infrage zu stellen, welche die Korruption überhaupt erst möglich gemacht haben.“ Oder anders formuliert: Das Jahrhunderte alte, auf „Macht und Eigentum“ basierende russische Herrschaftssystem muss durch eine starke demokratische Bewegung von unten geändert werden. Einen solchen Systemumbau, der wahrscheinlich Jahrzehnte, vielleicht Generationen benötigen wird, fordern Roman Junemann und Tatjana Voroschejkina.

(1) Tatjana Voroschejkina. Autokratie oder Perestroika 2.0. Russlands Ausbruch aus der Pfadabhängigkeit. Osteuropa, Heft 5/2019

(2) Neue Zürcher Zeitung, 4. Dezember 2019

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Moskau
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Von Shitstorms, fetten Kokons und der Vorfreude auf Weihnachten

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Journal21.ch will die Jungen vermehrt zu Wort kommen lassen. In der Rubrik „Jugend schreibt“ nehmen Schülerinnen und Schüler des Zürcher Realgymnasiums Rämibühl regelmässig Stellung zu aktuellen Themen.

Letitia Kan wurde 2003 geboren und besucht die fünfte Klasse des Realgymnasiums Rämibühl. In ihrer Freizeit ist sie oft im Hallenbad anzutreffen, wo sie selber trainiert oder kleinen Kindern das Schwimmen beibringt. Sie spielt auch gerne Klavier.

                                                ***

Mittwochabend, 17:53. Ich sitze im Zug auf der Strecke von Bern nach Zürich. Eine Stunde dauert die Fahrt. Handy tot. Buch zu Hause vergessen. Toll.

Ich schaue um mich. Der Wagen ist vollgepackt mit Menschen, die sich mit ihren dicken Wintermänteln und Teppichschalen einen eigenen Kokon gesponnen haben. Es herrscht Stille. Alle sind entweder am Handy oder am Lesen. Alle ausser ich.

Was mach ich denn jetzt? Ah! Ich kann mir die Zeit zum Nachdenken nehmen. Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Und: worüber?
Ich starre geradeaus. Vor mir sitzt eine Frau. Auf jeden Fall nehme ich das an. Neben zwei blauen, mit Mascara getuschten Augen sind der Rest ihres Gesichtes und ihr ganzer Körper tief in ihrem fetten Kokon verschollen.

Was ich sehe: eine Frau in einem fetten Kokon. Was mein Gehirn damit verknüpft: „Feminismus“ und „no body-shaming“.

Ach, ne, nicht wieder diese Themen! Die sind ja überall, wo ich nur hinsehe! Heutzutage muss man immer ganz genau aufpassen, was man sagt oder bloss denkt. Wie das nervt! Ein falsches Wort, ein falscher Satz, eine falsche Andeutung – da wird man gleich zum Verbrecher gemacht. Wäre es denn so schlimm zu sagen, dass die Frau im Kokon fett aussieht? Denn in diesem Kokon sieht sie nun mal verdammt fett aus. Nur schon dieser Satz könnte einen epischen Shitstorm auslösen!

Darf ich in dieser Welt denn nicht mal mehr meine Meinung abgeben, bloss weil sie auf den ersten Blick nicht „positiv“ scheint? Aber natürlich wäre diese Anmerkung mehr als akzeptabel, sogar ein Lob, wären fette Kokons gerade im Trend. Sind sie aber nicht.

Weshalb ist etwas nur noch gerade dann okay, wenn man es feiern kann, aber gleich schon verboten, wenn es nur schon beleidigend rüberkommen könnte? Verboten, obwohl es stimmen könnte?

Okay, man soll natürlich mit sich im Reinen sein. Okay, dann ist man halt kein Model. Voll in Ordnung, muss ja auch gar nicht sein. Innere Werte und so. Und trotzdem rechnet man sich insgeheim aus, wie viele Minuten man im Fitnessstudio verbringen muss, um sich ein Stückchen Weihnachtskuchen zu verdienen. Oder zwei. Oder mehr.

Alle rennen dieser Scheissperfektion nach. Und warum? Wer will schon ein perfektes Leben führen? Niemand.

In einem perfekten Leben, da wäre jeder Tag der beste Tag. Doch der beste im Vergleich zu welchem? Wenn jeder Tag wie jeder andere verläuft, ist er sowohl der beste als auch der schlechteste. Das ist dann ungefähr genauso spannend wie ein durchschnittliches Leben. Das Leben beginnt ziemlich gut, läuft ziemlich gut und ziemlich gut stirbt man dann auch. Das würde dann doch ziemlich öde werden. Das will man nicht.

Das perfekte Leben ist nicht perfekt. Bei weitem nicht. Es ist kacklangweilig.

Keine Spannung. Keine Höhen. Keine Tiefen.

Ja, was ist denn noch so verlockend an einem doofen perfekten Leben???

Das Verlockende daran ist vergleichbar mit der Vorfreude auf Weihnachten. Die Vorstellung von Weihnachten ist immer besser als die eigentlichen Weihnachten selbst.

Es ist also nicht das perfekte Leben an sich, das uns Freude bereitet. Es ist die Vorstellung, ein solches führen zu können. Dass wir es zu leben versuchen können. Dass man immer besser und höher zielen, dass man sich steigern kann. Demzufolge ist ein perfektes Leben ein Leben mit seinen Höhen und Tiefen.

Der fette Kokon bewegt sich jetzt. Auch die anderen Kokons sind aus ihrer Winterstarre aufgewacht und bewegen sich nun langsam zur Tür. Bald ist Weihnachten. Es kommen immer mehr Kokons hinzu. Einer von diesen bin ich.

                                                ***

Verantwortlich für die Betreuung der jungen Journalistinnen und Journalisten von „Jugend schreibt“ ist der Deutsch- und Englischlehrer Remo Federer (r.federer@rgzh.ch).

Weitere Informationen zum Zürcher Realgymnasium Rämibühl unter www.rgzh.ch  

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Afghanisches Sprichwort

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Charakter lernt man von Charakterlosen.

Die Grenzen der freien Wissenschaftspublizistik

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Als Alternative bietet sich Open Access an. Doch der freie Zugang zu wissenschaftlicher Publizistik stösst auf Kritik. Vom neuen Modell könnten ausgerechnet jene Verlage profitieren, die schon heute das grosse Geld machen.

Lesen Sie den ganzen Artikel von Sarah Kohler in der Medienwoche

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Sarah Kohler
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Boden des Jahres 2020

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Fast niemand hat an den Weltbodentag erinnert, mit der löblichen Ausnahme der Landwirtschaftspresse.

So ist fast nie die Rede vom Boden; und wenn, dann hört niemand zu. Das ist das Schicksal des natürlichen Bodens bei uns und anderswo. Seit Jahren versuchen Bodenkundefachleute und die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz (BGS), auf den Boden aufmerksam zu machen.

In Fachkreisen ist das Thema bekannt und respektiert; eine Breitenwirkung jedoch ist nicht festzustellen. Es hat zwei Nationale Forschungsprogramme des Nationalfonds mit dem Schwerpunkt Boden gegeben; keines hat viel bewirkt, wenn überhaupt. Boden ist kein Thema, man nutzt und benutzt ihn, man übernutzt ihn, und man zerstört ihn, und keiner schaut hin!

Wieso dem so ist, muss in einem separaten Beitrag weiter vertieft werden. Vorderhand soll aber die wichtigste Botschaft des Weltbodentages verkündet werden, und das ist der Boden des Jahres 2020.

Der Auenboden

Beispiel: Schacheninsel Villnachern (AG) auf 340 M. ü. M.

Der Auenboden in Villnachern liegt auf einer Insel im Auengebiet der Aare. Die häufigen Störungen durch Überschwemmungen führen dazu, dass sich nur im Ansatz ein Oberboden entwickelt. Das Material ist locker geschüttet und kann von Pflanzenwurzeln gut erschlossen werden. Das angeschwemmte Material ist kalkhaltig, der Boden daher basisch. Der Grundwasserspiegel liegt 1.2 m unter Terrain.

  • Bodentyp: psammitischer, humusarmer, alkalischer Auenboden, auf stark durchlässigem Untergrund, ziemlich flachgründig.
  • Bodenart: schluffiger Sand

Schichten, bzw. bodenkundliche Horizonte:

-   1.5–0 cm: Abgestorbene, zum Teil angeschwemmte Pflanzenreste bilden eine geringmächtige Streuschicht.

-   0–4 cm:  Direkt unter der Oberfläche wird abgebautes, organisches Material von Bodenlebewesen in die Feinerde eingearbeitet. Es bildet sich langsam ein Oberboden mit noch wenig organischem Material.

-   4–64 cm: Schluffig-sandiges Material wurde vom Fluss angeschwemmt und abgelagert. Der Unterboden ist schwach strukturiert, aufgrund der groben Körnung für die Wurzeln aber leicht zu erschliessen.

-   64–90 cm: Steinreiche Ablagerungen lassen auf eine grössere Fliessgeschwindigkeit des Wassers während derer Ablagerung schliessen. Wurzeln dringen in den oberen Bereich dieser Schicht vor.

Im ständigen Wandel

Auenböden befinden sich in Flusstälern, die im natürlichen Zustand sehr dynamische Naturräume sind: Periodische Hochwasser führen zu einem Wechsel von Ablagerung und Erosion von Sedimenten. Der Fluss ändert häufig seinen Lauf und überschwemmt Flächen, die zuvor trocken waren.

Diese Dynamik erzeugt eine grosse Vielfalt an Arten und Lebensräumen, die einem ständigen Wandel unterworfen sind. Früher wurden Flüsse begradigt und eingedämmt, um Siedlungen zu schützen und die fruchtbaren Auenböden zu bewirtschaften. So wurden seit 1850 ca. 70% der Auen zerstört. Diese aussergewöhnlichen Naturräume werden heute teilweise durch Revitalisierungen wiederhergestellt.

Weiterführende Informationen unter: www.boden-des-jahres.ch

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Mit Schimpf und Scheisse

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Trotzdem lässt sich eine gewisse Ordnung ins obszöne Vokabular bringen, wenn man vier Hauptkategorien unterscheidet: das Heilige, der Körper, die Reinheit und den Stamm. Daraus leiten sich die Beschimpfungsvarianten ab: Entheiligen, Sexualisieren, Beschmutzen und Verunglimpfen. Der amerikanische Kognitionswissenschafter Benjamin K. Bergen, der ein Buch mit dem hübschen Titel „What the F“ veröffentlicht hat, nennt dieses Kategorisierungsschema das „Holy-Fuck-Shit-Nigger-Prinzip“. [1]

Holy

Das Holy-Prinzip ist geläufiger als Profanierung. Profan bedeutet ursprünglich „vor dem heiligen Ort“: ausserhalb des Sakralen. Entzieht man also ein geweihtes Wort diesem Schutzbereich, ist das so, als würde man ihn betreten und entweihen. Das Holy-Prinzip funktioniert natürlich nur in religiös geprägten Gesellschaften mit ihren Tabus. Man braucht nicht gleich an den Islam zu denken. Das europäische Mittelalter stand ganz im Zeichen und unter der Fuchtel des Heiligen. Zentral war der Schwur – ein naher Verwandter des Fluches. Man leistete einen Eid „bei Gott“. Wer also fluchte, brach den Eid. Man beleidigte Gott selbst, wenn man seinen Namen nannte. Mittelalterliche Beleidigungen beginnen häufig mit „Bei Gott ...“. „Bei den Knochen Gottes!“ war einer der schlimmsten Flüche. Ein Eid, so dachte man, besiegelt eine intime Beziehung von Mensch und Gott. Wer also bei Gottes Knochen, seinem Blut oder seinen Augen schwört, verletzt Gott ganz direkt. Man flucht ihn in Stücke.

Fuck

Im Fuck-Prinzip spiegelt sich das ambivalente Faszinosum des Sexuellen („fascinum“ bezeichnet im alten Rom einen erigierten Penis, als Schutz vor dem bösen Blick). Zugleich verboten und begehrt, unrein und verehrt, sittsam verhüllt und unsittlich enthüllt – das allgemeine Merkmal tabuisierter Dinge. Das Lateinische spricht von „nuda verba“ – als ob mit dem Wort auch die bezeichneten Schamteile enthüllt würden. Im alten Rom – allgemein nicht gerade bekannt als Ort der Prüderie – galt die explizite Nennung von Genitalien und entsprechenden sexuellen Akten als schlimmste Obszönität. Was paradox anmutet, kennen wir doch gerade aus der römischen Antike eine wahre Enzyklopädie des Obszönen und Vulgären; das Wort „futuo“ soll damals grassiert haben wie heute „fuck“.

Shit

Das Shit-Prinzip zieht in den Dreck. Dreckwörter atmen den Geruch des Körpers, seiner Ausscheidungen, Ausflüsse, Ausdünstungen. Aber eigentlich ist Dreck im übertragenen Sinn gemeint. Reinheit, so schrieb die britische Anthropologin Mary Douglas, ist nicht primär eine Kategorie der Hygiene, sondern des kulturellen Schutzes. Mit Schmutz verbindet schon der Primitive das, was eine Ordnung gefährdet oder was nicht eindeutig ist. Wer sich zweideutig ausdrückt, hat nicht nur einen schmutzigen Mund, sondern womöglich schmutzige, subversive Absichten.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Dreck, sagt man, ist Materie am falschen Ort. Bewirft man jemanden mit Dreckwörtern, signalisiert man zugleich, dass er am falschen Ort steht, und zwar aus den diversesten Gründen: ethnische Zugehörigkeit, Religion, Hautfarbe, Nationalität, Alter, politische Gesinnung, Gender, Beruf, physisches oder intellektuelles Vermögen, und was auch immer. Und spätestens hier wird es mulmig.

Nigger

Das Nigger-Prinzip ist vermutlich so alt wie die Menschheit selbst, seit sie in Stämmen den Planeten bevölkert. Mit dem Stamm kommt die Stammeszugehörigkeit, und mit ihr das Beschimpfen des Anderen als Nichtzugehörigen. Einen ersten Höhepunkt der Arroganz fand das Nigger-Prinzip im klassischen antiken Schimpfwort „Barbar“: jener, der nicht die griechische Sprache spricht. Auch hier erkennen wir das Merkmal des Schmutzes, des Fehl-am-Platz-seins. Der Nigger gehört nicht zu uns. Zur Stigmatisierung eignen sich nicht nur rassische Eigenheiten – Schlitzauge, Kanake, Kaffer –, sondern generell kulturelle Andersartigkeiten wie Esssitten (Tacofresser, Makkaroni, Maiser, Kraut), Benehmen (Sackkratzer (meist Männer aus mediterranen Gegenden), Gummihals (für Deutsche: Kopfnicker), Spanner (lustig auf Türkisch: röntgenci = Röntgenarzt)), Kleidung oder Frisur (Schleiereule, Turbanaffe, Vokuhila, Jugopinsel), Randgruppen und Minderheiten (Hartzer, Grufti, Junkie, Penner), mentale Fähigkeiten (Mongo, Psycho, Spasti, Sperg, Tard (englisch, Abkürzung für „asperger“ und „retarded“)).

Gebrauch und Erwähnung

Beschimpfen ist so etwas wie die Verbalisierung eines körperlichen Übergriffs, etwa Watschen, Spucken, sexuelle Gewaltanwendung. In der Verwendung von Schimpfwörtern beobachtet man immer noch die uralte magische Vorstellung, dass bestimmte Wörter eine intime Beziehung zu dem haben, was sie bezeichnen. An der „Scheisse“ hängt eben das Stinkige, Klebrige, Faulige, Eklige der Fäkalie mehr als am „Exkrement“ oder am „Gagga“; ebenso schwingt im „ficken“ das Verderbte, Unzüchtige, Verbotene mehr mit als im „kopulieren“, „Verkehr haben“ oder im biblischen „erkennen“. Entscheidend am Schimpfwort ist nicht – wie die Linguisten sagen – das Denotieren, sondern das Konnotieren: das Mitschwingenlassen von Nebenbedeutungen. Genau das fügt dem Schimpfwort das Pikante bei.

Zweitens gibt es den Gebrauch und die Erwähnung eines Wortes. Das hat uns ja der Satiriker Böhmermann schön vordemonstriert. Erdogan einen „Ziegenficker“ nennen, ist Gebrauch des Wortes. Wenn man aber sagt, dass Erdogan „Ziegenficker“ zu nennen eine Straftat bedeuten kann, dann ist das Erwähnung. Und Erwähnung ist kein Delikt. Ein kleines sprachphilosophisches Propädeutikum stünde dem türkischen Staatschef gut an, nur schon, um seinem Auftreten etwas vom Grand-Guignol-Charakter zu nehmen. Aber wahrscheinlich hat er anderes zu tun.

Schigugegl

Schimpfen ist gut und gibt eine gute Laune. Psychologen sprechen von der kathartischen oder stressabbauenden Wirkung. Jeder hat auch sein Privatvokabular an Invektiven, wie etwa die entsicherte Fluchgranate Kapitän Haddocks: Vegetarier, Technokrat, Bahnhofspenner, Karnikel, Sandfloh, Rollschwanz­affe, Knastologe, Höllendackel, Pantoffeltierchen, Mückenhirn in Aspik, gummibeiniger Satansbraten und ad libitum.

Man kann praktisch jedes Wort zum Schimpfen umrüsten. Bei bestimmten, vom religiösen Gewissen verriegelten Geistern genügt schon „Unterhose“. Soviele Zungen, soviele Flüche. Die meisten von uns tragen wohl die biografische Erbschaft ungoutierter Erfahrungen oder Bekanntschaften mit sich herum, die sich sehr gut als Reservoir für idiosynkratisches Lästern eignet.

Umgekehrt funktioniert das Prinzip auch: Man verschafft dem Schimpfwort einen neuen Normalgebrauch, man nimmt es in eigenen Besitz. Schwule nennen sich Schwule und „entschimpfen“ dadurch das Wort; desgleichen die Lesben, englisch „dykes“. Als „Dykes on Bikes“ bezeichnen sich Motorradfahrerinnen in den USA jetzt stolz und genderbewusst. Oder Rapper nennen sich „Nigga“. Wie der verstorbene Tupac Shakur, eine Galionsfigur der Rapper-Szene, erklärte: „Nigger waren die, die am Seil von den Bäumen hingen; Nigga sind jene, die goldene Seile am Hals tragen und in den Clubs herumhängen.“ „Nigga“ hat es sogar schon zum Pronomen-Status geschafft: „A nigga proud of myself“ bedeutet „Ich bin stolz auf mich“. Das kann allerdings nur ein Nigga sagen.

Verlust der Kreativität

Wichtig ist, dass ein gewisser kreativer Imperativ in aller Profanität obwaltet; eine gewisse Portion Unerhörtheit. Heute stellen Sprachforscher – „Malediktologen“ – wie Roland Ris oder Reinhold Aman eine Schimpfwortverarmung fest. So wie das Holy-Prinzip allmählich ausser Gebrauch gekommen ist, so konstatiert man nun dasselbe für das Fuck- und Shit-Prinzip. Wenn „fuck“ und „shit“ von den Fluchpapageien in den Social Media ständig dahingeplappert werden, liefern sie nichts Anstössiges mehr.

Das hat eine unliebsame, ja gefährliche Konsequenz: die Verschiebung zum Nigger-Prinzip- Wenn es früher hiess „On est toujours le juif de quelqu’un“, so wird jetzt Finde-deinen-Nigger nachgerade zum Gesellschaftspiel. Nigger: das können auch Behinderte sein, Alte, Marginalisierte, Migranten, der Fanclub der gegnerischen Mannschaft, der beruflich Unterstellte, der Nachbar. Das Nigger-Prinzip eignet sich vorzüglich als Vorschule zu physischer Gewalt. Es sitzt tief in unseren Schädeln. Und mit Regulierungen kommt man ihm nicht bei: es verbieten heisst ihm den Boden zu ebnen.

Holy-Fuck-Shit-Nigger-Politician

Möglicherweise böte da eine weitere Kategorie Gelegenheit zum kreativen Dampfablassen: die Politik, vor allem auf Twitter. Der gegenwärtige Präsident der USA twittert ja wie ein Veitstänzer. Bei vielen Politikern genügt allein die Namensnennung oder -umbenennung. Es macht den Anschein, dass sie uns ein neues ergiebiges Reservoir an Schimpfwörtern bereitstellt. Legendär schon der SPD-Politiker Herbert Wehner, der den CDU-Mann Jürgen Wohlrabe in „Übelkrähe“ umtaufte. „Idi Alpin“ für Franz Josef Strauss ist noch in guter Erinnerung. Oder „Silvio Siliconi“. Heute spricht man von „Angüla Mürkel“, der „Erdo-Gans“. „Erdoganen“ bedeutet übertriebenes Beleidigtsein, ein „Putin-Hemd“ ist ein nackter männlicher Oberkörper.

Politiker sei Dank schlägt die Kreativität des Schmähens Purzelbäume. Man werfe auch einen Blick in den „Urban Dictionary“ [2]; oder im Deutschen in die „Mund Mische“ [3]. Guter Geschmack ist hier natürlich nicht die Leitlinie, wie in allen Feuchtgebieten der Sprache. Nicht selten stösst man auf bloss Widerliches. Aber das spiegelt ja auch nur die Politik.

[1]   Linguisten sprechen auch von den „Big Six“: fuck, shit, piss, cock, cunt, ass.

[2]   http://www.urbandictionary.com

[3]   https://www.mundmische.de/lexikon/

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Neu über Humanität nachdenken

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Der Begriff der Humanität ist nicht erst gestern in Verdacht geraten. Verschrien ist er als Konzept alter weisser Männer, das angeblich auf europäischen Philosophien vergangener Jahrhunderte fusst und zu Unrecht universelle Geltung beansprucht. Wer von Humanität oder «dem» Menschen rede, so ein Standard-Einspruch unserer Tage, verschleiere die realen Ungleichheiten zwischen Kulturen, Klassen und Geschlechtern.

In der philosophischen Disziplin der Anthropologie, der Lehre vom Menschen, haben denn auch zeitgenössische Entwürfe weitgehend gefehlt, bis kürzlich Volker Gerhardt, Emeritus der Humboldt Universität Berlin, seine Monographie zum Stichwort Humanität vorgelegt hat. Das lange Schweigen um das Thema war im Grunde verwunderlich, da ja nach Immanuel Kant alle philosophischen Bemühungen auf die eine Frage hinauslaufen: Was ist der Mensch? 

Das Nachdenken über den Menschen ist Kern aller Philosophie und durchaus kein exklusives Geschäft für Bewohnerinnen und Bewohner akademischer Elfenbeintürme. Relevanz hat dieses «Was ist der Mensch?» eben nicht nur als unverzichtbares Element für den Bau philosophischer Gedankengebäude. Die Frage steckt als Prämisse auch in brennenden ethisch-politischen Herausforderungen. Volker Gerhardt führt seine Untersuchung über den Begriff der Humanität denn auch bis in diese Bereiche hinein: Verhältnis zur Technik, künstliche Intelligenz und Transhumanismus, Rechte der Tiere, drohende Selbstzerstörung der Zivilisation, Bedeutung von Spiel und Kunst. Aus dem Nachdenken über das Wesen des Menschen ergeben sich schliesslich Einblicke in die Notwendigkeit von Öffentlichkeit, Selbstbestimmung, Demokratie.

Gerhardt skizziert diese Konkretisierungen in der Einleitung – und löst die Versprechungen dann auch ein. Doch auf dem Weg dahin fordert er von den Leserinnen und Lesern etwas Geduld und viel Bereitschaft zum Mitdenken. Zwar erfordert das Buch lediglich Grundkenntnisse philosophischer Begriffe. Trotzdem ist der gut lesbare Text voraussetzungsreicher als erprima vista erscheint. Der Autor selbst spricht fast entschuldigend von Umwegen, die er im Buch drin gelassen habe. Da ist er zu bescheiden. Die angeblichen Schlaufen erweisen sich als fruchtbare Explorationen.

Rückgriff auf Paläontologie

Eine erste Überraschung in Gerhardts Vorgehen besteht nicht in einem Umweg, sondern in einer Abkürzung: Es ist die Nonchalance, mit der er die wohlbekannten poststrukturalistischen, kulturwissenschaftlichen, postkolonialistischen, genderkritischen Einwände einfach links liegen lässt. Mit fast schon aufreizender Selbstverständlichkeit knüpft er direkt und ohne sich zu entschuldigen an die abendländischen Denktraditionen an und macht den gänzlich unmodischen Kollektivsingular «der Mensch» zum Thema einer philosophischen Tiefbohrung. Vielleicht muss man heute als Hochschullehrer emeritiert sein, um so etwas wagen zu können. 

Auch wenn die lauernden Einwände nicht explizit abgehandelt werden, sind sie doch präsent. Bloss hat Gerhardt sich für ein anderes Vorgehen entschieden: Mit sorgfältiger Sichtung paläontologisch-anthropologischer Forschungen sammelt er das aktuelle Wissen über die Evolution des Menschen und zeichnet so zunächst das Werden und von daher das grundlegende Wesen des homo sapiens nach, das diesen von anderen Lebensformen unterscheidet. Mit diesem die Natur- und Geisteswissenschaften integrierenden Ansatz visiert Gerhardt eine Beschreibungsebene an, die unterhalb kultureller und gesellschaftlicher Distinktionen liegt. Und tatsächlich gewinnt er hier die wesentlichen Charakteristiken des Menschen. An sie hält er sich konsequent in der Ausarbeitung seiner philosophischen Anthropologie.

Spaltung zwischen Natur und Geist unterlaufen

Ein Vorteil dieses Untersuchungsdesigns liegt zum einen in der Umgehung des sonst unvermeidlichen Streits mit poststrukturalistischen, postkolonialistischen, postpatriarchalen Positionen. Viel wichtiger aber – und das ist die zweite Überraschung bei Gerhardts Ansatz – ist die Auswirkung auf den gesamten Duktus der Abhandlung: Gerhardt kommt so zu einer Sichtweise, die den Menschen, obwohl das Augenmerk auf dessen evolutionärer Besonderheit liegt, stets als Teil der Natur betrachtet. Das ist in der abendländischen Denktradition weder selbstverständlich noch unumstritten. Im Gegenteil: Von der Antike bis in die Moderne herrschen Auffassungen vom Menschen vor, die diesen mehr oder weniger streng zweiteilen in ein Natur- und Geistwesen, wobei die Natursphäre nicht nur zweitrangig, sondern vielmals völlig abgewertet ist.

Eine erste aus der Evolution stammende unterscheidende Wesensbestimmung bezeichnet den Menschen als das Wesen, das Probleme hat– und das aus diesem Umstand einen Überlebensvorteil zieht. Aus Erfahrungen des Problemlösens bilden sich elementare Strukturen vernünftigen, auf seine Richtigkeit überprüfbaren Denkens, sodass man den Menschen auch das animal rationale, das vernunftfähige Tier, genannt hat. Gerhardt zieht immer wieder solche Begriffskombinationen heran, um einerseits die Verbundenheit des Menschen mit der tierisch-natürlichen Welt zu unterstreichen und gleichzeitig zu zeigen, welches die Entwicklungen sind, die dessen evolutionäres Plus ausmachen. 

Doch die Vernunft ist, mit Nietzsche gesprochen, eine Funktion des Leibes. Sie steht mit ihren Bewusstseins-Instanzen des Ich und des Selbst im Dienst des Körpers – und kann gleichwohl zu diesem auf Distanz gehen. Durch ihre Leiblichkeit ist die Vernunft sodann ein Phänomen des Sozialen: Das Ich des einen Menschen vermag zu verstehen, was das Ich des anderen erlebt und äussert. Das Bewusstsein ist ein soziales Organ; es hat die Form eines Gesprächs zunächst zwischen Ich und Mich, und diese reflexiv-dialogische Struktur ermöglicht wiederum die Kommunikation mit einem Du und mit Erscheinungen der Welt. 

Neue Philosophie des Geistes

Die Summe sozial und kulturell wirksamer Bestände des Bewusstseins heisst Geist – ein nach Meinung Volker Gerhardts in der Philosophie fatalerweise vernachlässigter Begriff. Gerhardt verhilft ihm schon mit dem Untertitel seiner Monographie zu neuer Prominenz: «Über den Geist der Menschheit» – eine bei Wilhelm von Humboldt ausgeborgte Formel. 

Denkt man bei der Wesensbestimmung des Menschen von dessen Entwicklungsgeschichte her, so erwartet man wohl weniger die bei Gerhardt zuerst erörterten Formeln des homo quaerens (fragender Mensch) und des animal rationale, sondern die geläufigere Artbezeichnung homo sapiens (wissender, vernünftiger, intelligenter Mensch). Der Sapiens, einziger noch lebender Hominide, ist bekanntlich der –naturgeschichtlich gesehen – moderne Mensch, der vor etwa 300’000 Jahren auftrat.

Volker Gerhardt legt nun aber Wert darauf, die stammesgeschichtliche Bezeichnung homo sapiens nicht als alleiniges Wesensmerkmal zu sehen, das irgendwann in die Welt gekommen wäre und das, was wir als den Menschen kennen, schlagartig von früheren Hominiden abgehoben hätte. Vielmehr ist es eine Kombination von Merkmalen, die eine neue Entwicklungsstufe herbeiführten. Und um den Menschen heute zu verstehen, so Gerhardt, muss man das Zusammenwirken der evolutiven Eigenschaften beachten.

Technik der Distanzierung

Den homo sapiens hätte es nie gegeben ohne die Entwicklung zum homo faber, zum kunstfertigen Macher-Menschen. Der Faber dürfte älter sein als der Sapiens, da ja das Greifen dem Begreifen vorausgeht; doch beides ist aufs engste verbunden. Der homo faber et sapiens entwickelt durch seine Kombination von handwerklich-technischen und intellektuell-kulturellen Fähigkeiten die Potentiale, die wir als unterscheidend menschlich betrachten. Dabei spielt der Aspekt des Technischen eine viel grössere Rolle als das heutige Verständnis des Wortes vermuten liesse. Das griechische techne bezeichnete ursprünglich das handwerkliche Können, doch die Bedeutung des Begriffs weitete sich sukzessive aus auf jegliche methodisch geplante Arbeit, um schliesslich auch auf Kunst und Wissen bezogen zu werden. 

Die grundlegende Leistung des homo faber et sapiens besteht in der Fähigkeit der Distanzierung: Sowohl das Machen wie das Denken geschehen nicht unmittelbar, sondern mit Hilfe von Werkzeugen. Die Sprache ist ein «technischer» Akt in dem Sinn, dass sie als Werkzeug Distanz schafft, Überblick erlaubt und Reflexion ermöglicht.

Inspiriert von Denkern wie Ernst Cassirer und Helmut Plessner wagt Gerhardt die kühne, aber bestechende These, Kultur und Geist seien nichts anderes als Formen der Natur. So gelingt es, die im abendländischen philosophischen und vor allem theologischen Denken notorische Spaltung zwischen Natur und Geist zu vermeiden. Die Vorteile dieses Denkansatzes sind eklatant. Sie zeigen sich am deutlichsten, wenn das Grundtheorem der Gerhardtschen Anthropologie, Natur und Geist seien keine substanziell geschiedenen Sphären, in ethisch-politische Debatten einfliesst.

Öffentlichkeit als Instanz der Menschheit

Gerhardt benötigt ein weites vorbereitendes Feld, um Begrifflichkeiten und Sichtweisen für seine Anthropologie zu etablieren. Doch dann geht es Schlag auf Schlag wie bei einer umsichtig geplanten Schachpartie: Wissen erwächst nur aus Verbindungen zwischen verschiedenen Gleichartigen, die sich als soziale Wesen konstituieren und eine Sphäre des Öffentlichen schaffen. In dieser erst können Wahrheitsansprüche geltend gemacht werden.

Das Private gehöre zum Öffentlichen wie der Körper zum Bewusstsein, konstatiert Gerhardt, dessen hier entwickelte Reflexionen zum Thema Öffentlichkeit und Demokratie gewiss zum Besten gehören, was derzeit philosophisch zu diesem Themenkreis an Klärendem angeboten wird. Er versteht das öffentliche Bewusstsein als eine Instanz der Menschheit, welche die Basis bildet für Moral, Religion und Kunst. Und diese seien «Tatsachen», die um der Humanität willen nicht verleugnet werden dürften. Diese Bewusstseinsgehalte führen den Menschen an Grenzen des Begreifbaren und veranlassen ihn zum Versuch, ins Transzendente auszugreifen, das ihm allerdings unzugänglich bleibt. Solche «Sinnerwartungen», so Gerhardt, gehören zur Natur des Menschen. Und diese Natur ist nicht ein Durchgangsort, sondern «der gleichermassen existenzielle wie metaphysische Ort» des Menschen.

Ungetrennt von der Natur

Mit solchen Formulierungen bekräftigt Gerhardt seine Position, die keine scharfen Trennungen zwischen paläontologischen, historischen, kulturellen und philosophischen Sichtweisen zulässt. Die Geschichte der Menschheit setzt die Naturgeschichte des Lebens fort. Mit dem homo faber hat eine Beschleunigung der Evolution eingesetzt, die gleichzeitig die biologische Innovation durch verringerte Mutationsraten verlangsamt hat. Menschliche Gesellschaft und Kultur sind also Naturerscheinungen. Die im 19. Jahrhundert gefallene Entscheidung, die Geistes- von den Naturwissenschaften zu trennen, hat denn auch nach Gerhardts Auffassung die ersteren enorm geschwächt. Er selbst hält mit seiner Art, Philosophie zu treiben, dagegen.

Sind die als unterscheidend «menschlich» aufgefassten Grössen Verstand, Vernunft, Kultur und Geist als der Natur zugehörig aufgefasst, so ergeben sich unter anderem Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Den Tieren Bewusstsein zuzugestehen, verliert den Schrecken eines Statusverlustes für den Menschen. Es wird eher möglich, das Gemeinsame der Arten zu respektieren – selbstverständlich mit Folgen für den menschlichen Umgang mit Tieren.

Humanität – eine reale Idee

Die Sicht des Menschen als Teil der Natur widerspricht nicht der Idee der Selbstbestimmung. Kant ist der Erste, der diesen Begriff gebraucht hat, da in seinem Verständnis beim Menschen Subjekt und Objekt zusammenfallen: Der Mensch macht sich autonom zum moralischen Subjekt, zum Exponenten der «Menschheit». Bei diesem Begriff handelt es sich um eine Idee mit empirischer Grundierung. Solche leitenden Ideen betrachtet Gerhardt – im Einklang mit Kants kritischem Idealismus – als reale Bestandteile der Kultur, und zwar in dem Sinne, dass der Mensch trotz aller negativen Erfahrungen nicht anders kann, als die «Menschheit» in den Rang eines höchsten Zwecks zu erheben. Nur als Idee kann sie Realität werden. Der Begriff der Humanität durchdringt die Realität des Menschen.

Was aber ist mit der herbeigesehnten oder befürchteten Abdankung des Menschen. Der von Tech-Utopisten propagierte Transhumanismus durch übermenschliche künstliche Intelligenz erinnert Gerhardt an Nietzsches Reden vom Übermenschen, der die Evolution fortführe in Analogie zum Übergang vom Affen zum Menschen. Volker Gerhardt hält es hier mit dem Biologen Julian Huxley. Dieser nimmt an, der Mensch werde, gerade indem er durch Verwirklichung neuer Möglichkeiten seine Natur überwinde, Mensch bleiben. Denn «unabhängig von der Bewertung des erreichten Zustands wird man nicht leugnen können, dass sich kein anderes Lebewesen in so kurzer Zeit so stark verändert hat wie der Mensch». Trotzdem erkennt dieser sich auch in entfernten Vorfahren wieder, was ein Zeichen der grossen «Plastizität des menschlichen Selbstbegriffs» sei. Und dieser Begriff seiner selbst, so Gerhardt, ist «die Vorstellung von der selbstbewussten Individualität des Menschen, seiner Freiheit und Würde mit dem sie tragenden Begriff der Person, in dem sich die Humanität erfüllt».

Volker Gerhardt: Humanität. Über den Geist der Menschheit, Verlag C. H. Beck, München 2019, 320 S.

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Bilanz Bundespräsident Maurer: sehr unbefriedigend

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Schon am zehnten Tag seiner Amtszeit als Bundespräsident setzte Ueli Maurer einen ersten deutlichen Akzent, als er in Wien wissen liess, die Schweiz werde nie in die EU passen. Er verkaufte damit die panische Ablehnung der Europäischen Union seitens der SVP als Schweizer Politik. Es gab kaum Reaktionen. Ebensowenig als er noch im gleichen Monat am WEF den brasilianischen Rassisten und Schwulenhasser Bolsonaro als einen ehrenwerten, gewählten Repräsentanten seines Landes lobte, den zu kritisieren sich nicht gehöre. Auf sein Gespräch mit dem saudischen Finanzminister angesprochen, stellte Maurer in Davos fest, er und sein Kollege hätten den Fall des brutal ermordeten Journalisten Kashoggi „längst abgehakt“... Problem gelöst.

Im April machte Maurer dem chinesischen Alleinherrscher Xi die Aufwartung, dies, nachdem die Welt erfahren hatte, dass China Uiguren zu Hunderttausenden in Konzentrationslagern gefangen hält. Im Mai war der Besuch beim Verfassungsverächter Trump an der Reihe, ein kurzfristiges, atemlos überstürztes Manöver mit den entsprechenden sehr peinlichen Spuren. Im Oktober war der oberste Schweizer dann bei Saudi Kronprinz Salman, verantwortlich für den Kashoggi-Journalistenmord, und im November erhielt schliesslich auch noch der Grossmeister der digitalen Demokratie-Bekämpfung, der Krim-Eroberer Putin die Ehre eines dankbaren Besuches der offiziellen Schweiz. Noch ist das Jahr nicht zu Ende...

Natürlich ist klar, dass ein Finanzminister weltweit um Finanz- und Wirtschaftsfragen bemüht sein muss. Die eben erfolgte saudische Einladung an den G-20-Gipfel mag durchaus eine Folge seiner dortigen Kontakte gewesen sein. Es ist auch unbestritten, dass ein Bundespräsident nicht nur sauberste Hände schütteln kann. Und es ist bekannt, dass Maurer noch andere Damen und Herren getroffen hat als nur die hier erwähnten. Dennoch: Ein Bundespräsident setzt in seiner Rolle als oberster Schweizer Zeichen. Das muss er und das tut er. Maurers sichtbare Zeichen hiessen: „Hallo Autokraten!“, „Wieso Menschenrechte?“ und „nie in die EU!“. Damit vertrat er vielleicht die Werte der SVP, aber nicht die der demokratischen und humanitären Schweiz.

Hier stellt sich allerdings die bange Frage, wer denn sonst diese Werte vertritt? Was hatte etwa der Aussenminister zu Maurers Reiserouten zu sagen? Wie stand der Gesamtbundesrat zu den präsidialen „Akzenten“? Was macht eigentlich die Haltung der Landesregierung gegenüber der EU aus, ausser einem endlosen Zuwarten beim Rahmenvertrag, bis vielleicht irgendwo irgendjemand etwas unternimmt?

Lauter Fragen. Fragen am Ende eines weltweit sehr schwierigen, von Anti-Demokraten und Menschenrechtsverletzungen, von Umweltproblemen und Klimaleugnern geprägten Jahres, in welchem bewusste Akzente eines freien, demokratischen und humanitär engagierten Landes nötiger gewesen wären denn je.  Weit gefehlt!

Im Namen des Club Helvétique, Casper Selg

Der Club Helvétique ist eine Gruppierung von Personen des öffentlichen Lebens, von rund 30 PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, VertreterInnen von Wirtschaft, NGOs und Journalismus, welche sich für eine weltoffene Schweiz engagieren, für eine Schweiz, die ihrem liberalen Staatsaufbau, dem Rechtsstaat und der konsensorientierten politischen Kultur treu bleibt. clubhelvetique.ch

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Sprichwort aus Mali

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Da er im Wasser ist, weiss man nicht, ob der Fisch weint.

Bilanz Bundespräsident Maurer: sehr unbefriedigend

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Schon am zehnten Tag seiner Amtszeit als Bundespräsident setzte Ueli Maurer einen ersten deutlichen Akzent, als er in Wien wissen liess, die Schweiz werde nie in die EU passen. Er verkaufte damit die panische Ablehnung der Europäischen Union seitens der SVP als Schweizer Politik. Es gab kaum Reaktionen. Ebensowenig als er noch im gleichen Monat am WEF den brasilianischen Rassisten und Schwulenhasser Bolsonaro als einen ehrenwerten, gewählten Repräsentanten seines Landes lobte, den zu kritisieren sich nicht gehöre. Auf sein Gespräch mit dem saudischen Finanzminister angesprochen, stellte Maurer in Davos fest, er und sein Kollege hätten den Fall des brutal ermordeten Journalisten Kashoggi „längst abgehakt“... Problem gelöst.

Im April machte Maurer dem chinesischen Alleinherrscher Xi die Aufwartung, dies, nachdem die Welt erfahren hatte, dass China Uiguren zu Hunderttausenden in Konzentrationslagern gefangen hält. Im Mai war der Besuch beim Verfassungsverächter Trump an der Reihe, ein kurzfristiges, atemlos überstürztes Manöver mit den entsprechenden sehr peinlichen Spuren. Im Oktober war der oberste Schweizer dann bei Saudi Kronprinz Salman, verantwortlich für den Kashoggi-Journalistenmord, und im November erhielt schliesslich auch noch der Grossmeister der digitalen Demokratie-Bekämpfung, der Krim-Eroberer Putin die Ehre eines dankbaren Besuches der offiziellen Schweiz. Noch ist das Jahr nicht zu Ende...

Natürlich ist klar, dass ein Finanzminister weltweit um Finanz- und Wirtschaftsfragen bemüht sein muss. Die eben erfolgte saudische Einladung an den G-20-Gipfel mag durchaus eine Folge seiner dortigen Kontakte gewesen sein. Es ist auch unbestritten, dass ein Bundespräsident nicht nur sauberste Hände schütteln kann. Und es ist bekannt, dass Maurer noch andere Damen und Herren getroffen hat als nur die hier erwähnten. Dennoch: Ein Bundespräsident setzt in seiner Rolle als oberster Schweizer Zeichen. Das muss er und das tut er. Maurers sichtbare Zeichen hiessen: „Hallo Autokraten!“, „Wieso Menschenrechte?“ und „nie in die EU!“. Damit vertrat er vielleicht die Werte der SVP, aber nicht die der demokratischen und humanitären Schweiz.

Hier stellt sich allerdings die bange Frage, wer denn sonst diese Werte vertritt? Was hatte etwa der Aussenminister zu Maurers Reiserouten zu sagen? Wie stand der Gesamtbundesrat zu den präsidialen „Akzenten“? Was macht eigentlich die Haltung der Landesregierung gegenüber der EU aus, ausser einem endlosen Zuwarten beim Rahmenvertrag, bis vielleicht irgendwo irgendjemand etwas unternimmt?

Lauter Fragen. Fragen am Ende eines weltweit sehr schwierigen, von Anti-Demokraten und Menschenrechtsverletzungen, von Umweltproblemen und Klimaleugnern geprägten Jahres, in welchem bewusste Akzente eines freien, demokratischen und humanitär engagierten Landes nötiger gewesen wären denn je.  Weit gefehlt!

Im Namen des Club Helvétique, Casper Selg

Der Club Helvétique ist eine Gruppierung von Personen des öffentlichen Lebens, von rund 30 PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, VertreterInnen von Wirtschaft, NGOs und Journalismus, welche sich für eine weltoffene Schweiz engagieren, für eine Schweiz, die ihrem liberalen Staatsaufbau, dem Rechtsstaat und der konsensorientierten politischen Kultur treu bleibt. clubhelvetique.ch

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„Syrien wird euer Vietnam werden“

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Die aus US-Kreisen lancierte Meldung, der Iran sei „weiterhin“ damit beschäftigt, Atomwaffen-fähige Trägerraketen zu entwickeln, löste in israelischen Regierungskreisen am Wochenende eine Welle bellikoser Erklärungen, Warnungen und auch Drohungen aus: So erklärte Aussenminister Yisrael Katz, die Regierung sei entschlossen, militärisches Eingreifen in Erwägung zu ziehen, wenn der Iran seine atomaren Rüstungspläne fortsetze, und Verteidigungsminister Naftali Bennet ging am Sonntag noch einen Schritt weiter, als er in einer Konferenz verkündete: „Wir sagen dem Iran: Syrien wird euer Vietnam werden“.

Bennet war erst kürzlich von Ministerpräsident Netanjahu zum Verteidigungsminister ernannt worden, obwohl die Beziehungen zwischen beiden im zurückliegenden Jahr alles andere als gut gewesen waren, und Bennet sogar in den letzten beiden Wahlen erfolglos mit einer Rechtsaussen-Partei angetreten war. Ihn trotzdem in die Koalition aufzunehmen, war einmal der Versuch Netanjahus, doch noch eine Regierungsmehrheit zu finden, zum zweiten aber sollte es den Premier auch entlasten in einer Zeit, wo er sich wegen der drohenden Korruptionsprozesse gegen ihn immer mehr Sorgen um sein politisches Überleben machen muss.  

Der „unentbehrliche“ Netanjahu

Bei all dem dürfte aber klar sein, dass weder der Verteidigungs- noch der Aussenminister den generellen Trend der israelischen Politik bestimmen, sondern dass dies immer noch Netanjahu tut. Und diesem geht es einmal darum Zeit zu gewinnen gegenüber der Justiz, zum zweiten aber sich als unentbehrlich für Israel zu produzieren: Zeit gewinnen könnte er, indem auch diesmal wieder Neuwahlen beschlossen würden (etwa für Anfang März 2020) und er weiter nach einem Schlupfloch aus seiner vertrackten Situation suchen könnte.

„Unentbehrlich“ aber würde er, wenn es in naher Zukunft zu offenen Feindseligkeiten und militärischen Auseinandersetzungen mit dem Iran käme. Solch eine Entwicklung mit dem damit verbundenen „nationalen Notstand“ würde auf gewisse Zeit den gegenwärtigen Zustand der israelischen Politik einfrieren und der gegenwärtigen Übergangsregierung Netanjahus weitgehend freie Hand lassen.

Vorbild für eine Regelung zwischen den USA und dem Iran?

Auf den traditionellen Verbündeten, die USA, mag Netanjahu sich dabei vermutlich nicht allein verlassen. Dazu hat er in den letzten Monaten zu oft miterleben müssen, dass Präsident Trumps Politik allzu oft von Inkonsequenz geprägt war: So hat Washington zwar wissen lassen, dass es den Siedlungsbau in den 1967 eroberten palästinensischen Gebieten nicht als Verstoss gegen das Völkerrecht betrachte, gleichzeitig aber ignoriert es frühere Hinweise Trumps, er habe nichts gegen eine Annexion dieser Gebiete durch Israel.

Mehr aber noch: Hatte Netanjahu sich bisher in einer Waffenbrüderschaft mit Trump gegen den Iran gefühlt, so hat er inzwischen doch wiederholt erleben müssen, dass der US-Präsident selbst in diesem Punkt erstaunliche Flexibilität an den Tag legen kann. Zuletzt an diesem Wochenende, als Washington und Teheran in Zürich zwei Häftlinge austauschten und Trump die dazu führenden Verhandlungen überschwänglich lobte und als mögliches Vorbild für eine künftige Regelung zwischen den USA und dem Iran bezeichnete.

Die USA testen

Vor diesem Hintergrund bekommen die israelischen Drohungen gegenüber dem Iran vom Wochenende zusätzliches Gewicht: Zu den bereits erwähnten innenpolitischen Gründen kommt nun  auch noch das Motiv, die USA in ihrer Bereitschaft zu testen, Israel in einer offenen Auseinandersetzung mit dem Iran zu unterstützen.

Dazu reichen markige Politiker-Reden nicht aus und so kam es denn kaum als Überraschung, dass am Sonntag gemeldet wurde, iranische Militär-Ziele im syrisch-irakischen Grenzgebiet seien von „unbekannten“ Flugzeugen angegriffen worden. Selbst wenn es bisher keine Beweise für die Identität der Angreifer gibt so hat es in der Vergangenheit doch israelische Angriffe dieser Art gegeben – sekundiert von stolzen Eingeständnissen israelischer Politiker.  

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Mit uns zieht die neue (?) Zeit

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Der ja gewiss nicht ganz unbedeutenden „Frankfurter Allgemeinen“ war dies (wenn auch nur in ihrer online-Ausgabe) immerhin eine Schlagzeile wert: „SPD gewinnt, AfD verliert“. Der Gehalt dieser „Sensation“: Das Meinungsforschungs-Institut Emnid ermittelte nach der Wahl des neuen SPD-Führungsduos durch den Berliner Parteitag einen sozialdemokratischen Beliebtheits-Zuwachs um 1 Punkt von  15 auf 16 Prozent, während die rechtspopulistische Alternative für Deutschland  (AfD) von 14 auf 13 Prozent sinke. Sollte das tatsächlich die bedeutendste Folge des dreitätigen Genossen-Konvents sein, dann müsste das nüchterne Urteil lauten: Viel Lärm um praktisch nichts!

„Godesberg“ und der Schwenk zur Mitte

Natürlich würde ein derartiges Verdikt weder dem Anlass, noch der Sache gerecht. Trotzdem müssen Vorfeld, Verlauf und Ergebnisse dieses Parteitags nicht nur an Namen, Zahlen,Vorhaben und guten Absichten gemessen werden. Vielmehr könnte auch ein Blick in die – für eine 135 Jahre alte Partei eher jüngere - SPD-Geschichte könnte nützlich sein. Fast exakt vor einem halben Jahrhundert, vom 13.bis 15. November 1959, rangen Traditionalisten und Reformer erbittert miteinander und beschlossen schließlich das „Godesberger Programm“. Das war der Abschied von einer bis dahin national bestimmten Deutschlandpolitik, einer anti-europäischen Ausrichtung und sozialistisch geprägten Gesellschaftsmodellen hin zur Westbindung der Bundesrepublik, Ja zur Sozialen Marktwirtschaft sowie zur Nato. Kurz: in Godesberg vollzog die SPD einen radikale Schwenk von links in die politische Mitte und wurde damit (verbunden mit einem erstklassigen Personalangebot) auch wählbar für bis dahin ihr fern stehende bürgerliche Kreise.

Mit anderen Worten – damals, also vor ziemlich genau 50 Jahren, begann der Aufstieg der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Mit ihrem Namen und unvergessenen Personen verbinden sich grosse politische Leistungen, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen mit denen der konservativen Konkurrenten: Willy Brandt, ohne dessen (seinerzeit heiss bekämpfte) Ostpolitik die deutsche Wiedervereinigung undenkbar wäre; Prof. Karl Schiller und Alex Möller als (allerdings am Ende an den eigenen Genossen gescheiterte) Interpreten eines modernen Umgangs mit Wirtschaft und Finanzen; Helmut Schmidt, ein nach außen kühler, aber innerlich brennender Mitgestalter des internationalen Geschehens im weitesten Sinne. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass - der  in späteren Jahren parteiintern fast mit Heiligenscheinen versehene – Schmidt ebenfalls von der eigenen Gefolgschaft zu Fall gebracht wurde.

Ende des Niedergangs?

Jetzt, ein halbes Jahrhundert nach diesem Aufbruch in die Moderne und zum Erfolg, also „Berlin“ statt „Godesberg“? Ein Ja auf diese Frage verbietet sich einfach schon deshalb, weil kein (im Vergleich zu damals) Ruck vollzogen wurde. Ja, noch nicht einmal ein Schwenk. Natürlich wären Richtungen dafür vorhanden gewesen. Zumindest eine, nämlich nach „links“. Und es ist auch nicht so, dass nicht Heilsprediger dafür geworben hätten. Zumal der Ruf: „Nicht weiter so!“ mittlerweile seit Jahren erklingt, und zwar immer lauter. Vor allem nach den diversen Bundes- und Landtagswahlen, die seit 2005 immer dramatischer für die einstige Volkspartei SPD verliefen. Dieser Niedergang bedrückt keineswegs bloss Parteigänger, sondern im Prinzip jeden, der die Geschichte der Partei mit allen Hochs und Tiefs sowie ihre Leistungen für Staat und Gesellschaft kennt.

Was ist im Vorfeld des dreitätigen Parteikonvents nicht alles geschrieben und prophezeit worden? Es werde einen Rück nach links geben. Damit verbunden sei das Ende der ungeliebten Koalition mit der CDU/CSU und Angela Merkel. Das bedeute dann natürlich automatisch eine ideologische Annäherung an die sich gewandelt gebende Linke – also die „Tochter“ der einstigen DDR-Staatspartei SED. Nichts davon ist eingetreten. Ja, das neue SPD-Führungsduo (eine Premiere) Saskia Eskens und Norbert Walter-Borjans hatte auf der fast halbjährigen Bewerbertour Konkurrenten mit der Forderung aus dem Rennen geworfen, die SPD müsse die Merkel-Koalition verlassen. Nach Tische, sozusagen, klingt das ziemlich anders. Man wolle, heisst es jetzt, mit der Union über bestimmte Wünsche im Bereich der Steuer-, Investitions- sowie Sozial- und Gesellschaftspolitik „sprechen“  - also exakt das tun, was in einer Partnerschaft an sich gang und gäbe sein sollte. Überwindet man so die Phase des Niedergangs?

Donnerndes Sowohl-als auch

Die Liste der Merkwürdigkeiten liesse sich leicht fortsetzen. Aus Sorge, dass wegen einer Kampfabstimmung um einen Stellvertreterposten (es ging um den Sozialminister Hubertus Heil und den von Jungsozialisten und Parteilinken hochgejazzten Jungstar Kevin Kühnert) ein Bruch in der SPD sichtbar werden könnte, gingen die Parteimanager dieser „Gefahr“ einfach dadurch aus dem Weg, dass die Zahl dieser Posten einfach von 3 auf 5 erhöht wurde. Älteren Zeitgenossen mag da die, natürlich ironisch gemeinte, einstige Aussage des Genossen-Übervaters Willy Brandt eingefallen sein, die SPD sei „die Partei des donnernden sowohl-als-auch“. Dies, zumal auch der erstmals in den Parteivorstand aufgerückte Kühnert es verstand, an ein und demselben Tag in einem Zeitungsinterview den Ausstieg aus der Großen Koalition als „eher schädlich“ zu werten und wenig später – auf Twitter – genau das Gegenteil davon in den Äther zu jagen.

Natürlich gibt es Gründe genug für die Genossen, mit ihrer Situation zu hadern und über die Undankbarkeit der Wähler zu jammern. Denn zur Wahrheit gehört, dass die mit Angela Merkel und der Union ausgehandelten, diversen Koalitionsverträge nicht nur mehrheitlich sozialdemokratisch bestimmt waren, sondern auch umgesetzt wurden. Richtig ist auch, dass die gemeinsamen Leistungen vom Wahlvolk letztendlich der Frau an der Spitze gut  geschrieben wurden. Falsch jedoch ist die Behauptung, Merkel und die Union hätten dem Juniorpartner die Erfolge sozusagen geklaut. Das eigentliche Problem der SPD liegt vielmehr bei ihr selber. Oder genauer: In ihrer Mentalität. Das bedeutet, statt auf das von ihr Erreichte stolz zu sein und dies auch hervorzuheben, beklagt man unzufrieden die noch immer nicht erreichten Idealziele. Ob Durchsetzung einer Grundrente oder die für Arbeitnehmer günstige Reform der Krankenversicherung, ob Kinderzuschlag für Geringverdiener oder Erhöhung des Mindestlohns für Pflegehilfskräfte und noch manches mehr – wann hätte man je das Wort „stolz“ aus Genossenmund gehört. Man muss daher schon ein großer Optimist sein, um zu glauben, mit schlechter Laune und mieser Botschaft Wähler überzeugen zu können.

Der große Ruck blieb aus

Und jetzt? Der große Ruck ist in Berlin ausgeblieben. Die von Vielen befürchtete Selbstzerfleischung zum Glück aber auch. Letztendlich haben sich die Genossen von der Einsicht leiten lassen, dass ein aus schierer Verzweiflung vollzogener Austritt aus einer – im Prinzip doch recht gut arbeitenden – Koalition mit anschliessenden Neuwahlen wohl den  Selbstmord aus Angst vor dem Tode bedeutet hätte. Es wird nun spannend sein, zu beobachten, wie es weitergeht. Schon jetzt wird medial am neuen Führungsduo Eskens/Walter-Borjans gekratzt.  Natürlich werden Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und die Union sich den Forderungen nach Gesprächen über bestimmte politische Themen nicht verschliessen. Doch dass es zu bedeutenden, über die Koalitionsvereinbarungen hinausgehenden, Zugeständnissen kommen wird, ist doch sehr fraglich.

Früher sangen die Genossen gern und aus voller Brust das alte, 1914 von dem Hamburger Hermann Claudius geschriebene, Lied der Arbeiterschaft „Wann wir schreiten Seit´an Seit´“ mit dem Hoffnung gebenden Ende „Mit uns zieht die neue Zeit“. Die alte gewordene SPD braucht, fraglos, eine neue Zeit. Nur wo und in welcher Richtung sie diese finden wird, steht auch nach dem Berliner Parteitag in den Sternen.

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Bonn
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B & B wie Beethoven & Barenboim

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Beethovens genauen Geburtstag kennt man nicht, vielleicht war es der 16. Dezember. Getauft wurde er jedenfalls am 17. Dezember 1770 in Bonn. Ein ganzes Jahr lang darf also gefeiert werden. Und reihum rüstet man sich fürs Beethoven-Jahr. Auch in Berlin, im Boulez-Saal, womit gleich noch einmal zwei B zu vermelden sind…

Den Auftakt macht der Hausherr höchstpersönlich: Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper unter den Linden, aber auch Initiant der Barenboim-Said-Akademie, einer Musikhochschule in Berlin, und dem dazugehörigen Boulez Saal. Mehrfach ausgezeichnet und hochdekoriert, ist Barenboim auch ein unbeirrt streitbarer Kämpfer für junge Musiker aus dem Nahen Osten, und, und, und…. und vor allem: Pianist und Dirigent.

Opus 1, Nr. 1

Mit dem Zyklus der Klaviertrios von Ludwig van Beethoven hat Daniel Barenboim nun auch sein persönliches Beethoven-Jahr eröffnet, begleitet von seinem Sohn Michael Barenboim an der Violine und dem jungen Cellisten Kian Soltani. Natürlich im Berliner Boulez-Saal. 

Im Trio: Michael Barenboim an der Violine, Daniel Barenboim und Kian Soltani am Cello  Foto © Monika Rittershaus
Im Trio: Michael Barenboim an der Violine, Daniel Barenboim und Kian Soltani am Cello Foto © Monika Rittershaus

Was sucht man aus, um den ersten Schritt in dieses Jubiläumsjahr zu machen? Für Barenboim war es klar: Opus 1, Nr. 1. Das ist das Klaviertrio in Es-Dur. Das Werk ist zwar klar und unmissverständlich nummeriert, das erste ist es aber trotzdem nicht… seinen vorherigen Kompositionen hatte Beethoven einfach keine Nummer gegeben. Es wird vermutet, dass Beethoven selbst noch nicht ganz zufrieden war mit den Stücken und sie deshalb gar nicht erst nummerierte. Beethoven war damals 22 Jahre alt, lebte in Wien, liess sich von Haydn und Salieri ausbilden und war bereits ein hochbegabter Pianist. Nun aber kamen die Klaviertrios. Beethoven zeigte sich schon da als Neuerer, was nicht bei allen Kritikern gut ankam. Im Programmheft wird ein damaliger Rezensent zitiert, der die Trios als «konfuse Explosionen dreisten Übermuts eines jungen Mannes von Talent» beschrieb.

«Ich beschäftige mich mit den Beethoven-Klaviersonaten seit meiner Kindheit», sagt Daniel Barenboim. «Ich glaube, ich war neun, als ich anfing. Den gesamten Zyklus habe ich mit 17 gespielt, also es ist auch für mich ein Jubiläum: es sind nun sechzig Jahre, dass ich mich mit diesem kompletten Zyklus beschäftige». Natürlich habe er vier gelernt seither und jedes Mal, wenn er wieder ein Stück aus dem Zyklus spiele, entdecke er etwas, das ihm zuvor noch nicht so deutlich zum Bewusstsein gekommen sei. «Es ist wie ein Berg», erklärt Barenboim, «man kann drei Seiten sehen, aber man muss sich dafür bewegen.» Nächstes Jahr werden die Stücke nun chronologisch aufgeführt. Dies erlaube auch dem Publikum die Reise mitzumachen und die Entwicklung zu verfolgen, so Barenboim. Für ihn sei es ein Geschenk, dies  machen zu dürfen. «Am Anfang ist alles zentral, dann kommt ein Element von Virtuosität hinzu. Beethoven muss ein phänomenaler Klavierspieler gewesen sein, so, wie er komponiert hat. Und in seinen letzten Sonaten ist es, als ob alles zerbricht. Es gibt ein Gefühl von Unordnung, von Kampf, also von allem, was wir mit Beethoven assoziieren».

Vielleicht war er der wichtigste…

Für Barenboim gehört Beethoven zu jenen Komponisten, die die Musik am stärksten beeinflusst haben. «Vielleicht war er der wichtigste…», meint er noch. «Was man bei Beethoven vergebens sucht, ist Oberflächlichkeit».

Für die Reise durch die vier Beethoven-Zyklen (Klaviersonaten, Streichquartett, Violinsonaten, Klaviertrio) ist der Boulez Saal besonders geeignet. Die ovale Form umschliesst den Pianisten und die beiden Streicher. Es gibt keine Bühnenabschrankung, man sitzt fast familiär beisammen, in unmittelbarer Nähe des Publikums.

Fast schon familiäre Atmosphäre: Boulez Saal in Berlin   Foto © Monika Rittershaus
Fast schon familiäre Atmosphäre: Boulez Saal in Berlin Foto © Monika Rittershaus

Etwas Besonderes ist auch noch der Flügel, der den Namen «Barenboim» trägt und eine spezielle Anfertigung auf Wunsch des Pianisten ist. 2011 habe er in Siena auf einem restaurierten Liszt-Flügel gespielt. «Das hat mich umgehauen» schrieb Barenboim damals. 2015 bekam er seinen eigenen nach dem Liszt-Vorbild und hat sich sofort in das Instrument verliebt.

Gebannt folgt das Publikum den innigen Beethoven-Trios, die auch zu einer Reise durch die verschiedensten Gemütsverfassungen wird. Beethoven führt uns ins eigene Innere, durch Hochs und Tiefs, mal heiter, mal nachdenklich. Grossartig dargeboten durch Vater und Sohn Barenboim und den wunderbaren Cellisten Kian Soltani.

Es war die erste Etappe auf dem Weg durchs Beethoven Jahr. Besser hätte sie kaum beginnen können.

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Durch den Kaffee gezogen

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Die Werbebotschaft ist klar formuliert und springt munter in die Augen: Wer bei Interdiscount bestimmte Kaffeemaschinen kauft, erhält im Wert von 100 Franken Nespresso-Kaffee geschenkt.

Bürokratischer Hürdenlauf

Verführerisch wie bei den Marktschreiern. Für die Salatschleuder zum Preis von Franken 19.90 oder 29.90 gibt es obendrauf gratis einen Sparschäler, ein Rüstmesser, einen Gemüsehobel und ein Schneidebrett. Für die Gaffer mit langer Leitung kommen ein Salzstreuer und – finale Auslösung des Kaufrausches – eine Pfeffermühle dazu. Alles fix in die Hand.

Interdiscount und Nespresso haben von den Marktschreiern gelernt. Nicht ganz deren Grosszügigkeit und ganz und gar nicht deren Ehrlichkeit. Das Kaffeegeschenk hat Haken und Ösen. Das Versprechen ist das Startsignal für einen bürokratischen Hürdenlauf. Über 400 Meter.

Warum so kompliziert?

Es gilt, komplizierte Bedingungen zu studieren und zu verstehen, ein kniffliges Formular auszufüllen und einzureichen, bis zu 14 Werktagen auf die prüfende Bearbeitung im kleinen und deshalb chronisch überlasteten Familienbetrieb Nestlé zu warten, um endlich und im besten Falle des Gunsterweises teilhaftig zu werden, nicht etwa im Gegenwert von 100 Franken kostenlos Kaffeekapseln bestellen zu dürfen, sondern gestaffelt zunächst für 40 Franken, hernach für 30 und im dritten Anlauf für nochmals 30 Franken. Damit die Kundschaft in drei didaktisch schlauen Schritten kapiert, wo genau der Kaffee zu ordern ist, sicher nicht bei einer Konkurrenz.

Wir haben ein paar Mal leer geschluckt und uns dann beim Kaffeehändler in Vevey und beim Discounter in Jegenstorf schriftlich und artig erkundigt, ob ein Geschenk nicht auch umstandslos und schlicht Freude bereitend überreicht werden könnte, im firmeneigenen Interesse frei vom leisesten Verdacht, mit Lockvögeln Käuferinnen und Käufer durch den Kaffee ziehen zu wollen.

Beschwichtigungs-Floskeln

Die Antwortmails beider Kundendienste erwiesen sich als lauwarme Brühe. Sie waren floskelhaft, holperig, nach Duden schief und belegten die kopflose Lektüre unseres Briefes. Auf keinen einzigen unserer Kritikpunkte wurde sachdienlich reagiert. Daran änderten auch Nachfragen nichts. Versprochene Rückrufe stapeln sich seit Tagen in den Tiefen des elektronischen Pendenzenlagers.

Wir lernen, dass der Kunde König ist – bis er bezahlt hat. Unser Anfangsbefund hat sich erhärtet: Beim Geschenk handelt es sich um einen Lockvogel. Die bürokratischen Zumutungen an die Kundschaft sind unerklärbar, aber gewollt.

Glitzernder Tand

Das Kaffeekapsel-Präsent deckt sich mit Walter Benjamin, der meinte, „Gaben müssen den Beschenkten so tief treffen, dass er erschrickt.‟ Von Jean de la Bruyère keine Spur: „Es ist schön, den Augen dessen zu begegnen, dem man soeben etwas geschenkt hat.‟

Die Geschenk-Aktion passt zur kommerzialisierten Adventszeit mit ihrem glitzernden Tand. Trotz aller Klagen dagegen verfehlt er seine kaufbeschleunigende Wirkung nicht. Die Werbung vertraut darauf. Auch unter Missachtung des Obligationenrechts, wonach der Schenkende aus Begünstigungsabsicht eine unentgeltliche Leistung sofort erbringt.

Bitterer Duft

Damit nehmen es Nespresso und Interdiscount nicht nur störend ungenau, sondern schiessen sich auch noch – Strafe muss sein – in die eigenen Kniescheiben. Denn die durchaus legitime Erwartung, die Beschenkten würden aus Dankbarkeit eine besondere Kundentreue entwickeln, dürfte vergeblich sein. Der verbreitete Kaffeeduft sticht streng in die Nase.

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TROUVAILLES

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«The Guardian»: «Are drone swarms the future of aerial warfare?» by Michael Safi

«The Guardian»: «Malta’s corruption is not just in the heart of government, it’s the entire body» by Alexander Clapp

«The Guardian»: «The long read - We spent 10 years talking to people. Here’s what it taught us about Britain» by John Harris & John Domokos

«The Guardian»: «The long read - ’I’ve seen death in this city, but nothing as sad as this’: how a ferry disaster exposed the corruption devastating Iraq» by Gaith Abdul-Ahad

«The Guardian»: «Kochland review: how the Kochs bought America – and trashed it» by Charles Kaiser

«The Observer»: «»Back to the border of misery: Amexica visited 10 years on» by Ed Vulliamy

«The Observer»: «A-Z of climate anxiety: how to avoid meltdown» by Emma Beddington

«The Observer» : «The best graphic novels of 2019» by Rachel Cooke

«The Guardian» : «‘Big Brother is watching’: Chinese city with 2,6m cameras is world’s most heavily surveilled» by Matthew Keegan

«The Guardian»: «Clear backpacks, monitored emails: life for US students under constant surveillance» by Lois Beckett

«The Guardian»: «Facts are under siege. Now, more than ever, we need to invest in journalism» by Robert Reich

«The Guardian»: «Podcast- Hillsborough: the 30-year fight for justice»

«The Atlantic»: «Top 25 News Photos of 2019» by Alan Taylor

«The Atlantic»: «Hopeful Images from 2019»

«The New York Times»: «The Champion Who Picked a Date to Die» by Andrew Keh (text) & Linsey Adario (photographs)

«The New York Times» : «The Personal Toll of Photographing a Story about Euthanasia» by Linsey Adario

«The New York Times»: «Lovers in Auschwitz, Reunited 72 Years Later. He Has One Question» by  Keren Blankfeld

«The New York Times» : «For Trump and Europe, A Surpsising Role Reversal» by Mark Landler

«The New York Times»: «Iran Is Crushing Freedom One Country At a Time» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «The Class of 2000 ‘Could have Been  Anything’, Until Opioids Hit» by Dan Levin

«The New York Times»: «The Unending Indignieties of Alzheimer’s» by Jeneen Interlandi

«The New York Times»: «A Better Internet Is Waiting for Us » by Annalee Newitz

«The New York Times»: «33 Ways to Remember the 2010s»

«The New York Times Magazine» : «I Worked for Alex Jones. I Regret It» by Josh Owens

«The New York Times Style Magazine» : «A Charming Swiss Home That Respects, and Reimagines, the Past» by Tom Delavan

«The New Yorker»: «A Reporter At Large: Blood and Soil in Narendra Modi’s India» by Dexter Filkins

«The New Yorker»: «Dept. Of Innovation: Taking Virtual Reality for a Test Drive» by Patricia Marx

«The New Yorker»: «The Next Steps in the Impeachment Inquiry» by Amy Davidson Sorkin

«The New Yorker»: «The Best Books of 2019» by Katy Waldman

«The New Yorker»: «The Twenty-Seven Best Movies of the Decade» by Richard Brody

«The New York Review of Books»: «Jimmy Hoffa and ‘The Irishman’: A True Crime Story?» by Jack Goldsmith

«The New York Review of Books»: «The Drums of Cyberwar» by Sue Halpern

«The Washington Post»: «How Impeachment Works» by Aaron Steckelberg, Harry Stevens, Bonnie Berkowitz & Tim Meko

«The Washington Post»: «What would happen if we randomly gave $1000 to poor families? Now we know» by Francisco Toro

«The Washington Post»: «Lives adrift in a warming world»

«The Washington Post»: «A language for all» by Samantha Schmidt

«The Washington Post»: «Ghosts of the Future» by Sarah Kaplan

«The Washington Post»: «This is what the Trump economy looks like» by Philip Bump

«Columbia Journalism Review»: «The Fact-Check Industry» by Emily Bell

..........Kalenderwoche 48..........

«The New York Times»: «Who Will Tell the Truth About the Free Press?» by The Editorial Board

«The New York Times»: «Lost and Found in Hemingway’s Spain» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Tiffany Is More Than a Store» by Vanessa Friedman

«The New York Times»: «What the Impeachment Hearings Look Like from Europe» by Jochen Bittner

«The New York Times»: «How Amazon Wove Itself Into the Life of an American City» by Scott Shane

«The New York Times»: Activists Build a Grass-Roots Alliance Against Amazon » by David Streifeld

«The New York Times»: «Jeffrey Epstein, Blackmail and a Lucrative ‘Hot List’» by Jessica Silver-Greenberg, Emily Steeele, Jacob Bernstein & David Enrich

«The New York Times»: «100 Notable Books of 2019»

«The New York Times Book Review»: «Christmas Books»

«The New York Times»: «The 10 Most Influential Films of  the Decade (and 20 Other Favorites») by Manolah Dargis & A.O. Scott

«The New York Times Magazine»: «Does Who You Are at 7 Determine Who You Are at 63?» by Gideon Lewis-Kraus

«The New York Times»: « India’s Ominous Future: Too Little Water, or Far To Much» by Bryan Denton & Somini Sengupta

«The New Yorker»: «Hurricane Season» by David Sedaris

«The New Yorker»: «Brave New World Dept.: Big Tech’s Big Defector» by Brian Barth

«The New Yorker»: «Books: It’s Still Mrs. Thatcher’s Britain» by James Wood

«The New Yorker»: «Letter From Trump’s Washington: The Awful Truth About Impeachment»  by Susan B. Glasser

«The New York Review of Books»:  «How China’s Rise Has Fastened Hong Kong’s Decline » by Ian Johnson

«The Washington Post»: «What we still don’t know about the Ukraine affair» by Jackson Diehl

«The Washington Post»: «Bloomberg News will avoid investigating Mike Bloomberg during his presidential run» by Paul Farhi

«The Washington Post» : «A call of duty and the family he left behind» by Ian Shapira

«The Washington Post»: «Vontae Davis retired at halftime of a NFL game. That’s just the beginning of his story» by Adam Kilgore

«The Washington Post»: «50 notable works of fiction in 2019»

«The Washington Post»: «50 notable work of nonfiction in 2019»

«The Guardian»: «The media like to rock the royal boat – but they won’t sink it» by Roy Greenslade

«The Guardian»: «Michael Bloomberg demonstrates the danger of billionaire-owned media» by Arwa Mahdawi

«The Guardian»: «Concern over rise in dark tourism in Syria as war enters ninth year» by Bethan McKernan

«The Guardian»: «Podcast – The rise of Netflix. An empire built on debt»

«The Guardian»: «Digital democracy will face ist biggest test in 2020» by Siva Vaidhyanathan

«The Guardian»: «Tim Berners-Lee unveils global plan to save the web» by Ian Sample

«The Guardian»: «The inside story of Trump’s alleged bribery of Ukraine» by Lauren Gambino & Tom McCarthy

«The Guardian»: «Blocked roads then bullets: Iran’s brutal crackdown in ist City of Rises» by Michael Safi

«The Guardian»: «Murals of Baghdad : the art of protest»

«The Observer»: «Faith, but fury too, for Donald Trump at home» by Michael Goldfarb

«The Observer»: «Fun, physics and the God particle: a tour of Cern, Switzerland» by Emma Cook

«The Independent»: «I talked to everyone in Syria, controversial or otherwise. That’s how you find the truth» by Robert Fisk

«Columbia Journalism Review»: «Building a more honest Internet» by Ethan Zuckermann

«Columbia Journalism Review»: «The Investigator» by Elizabeth Zerofsky

..........Kalenderwoche 48..........

«The New York Times»: «Michael Bloomberg Joins 2020 Democratic Field for President» by Alexander Burns

«The New York Times»: «Who’s Running for President in 2020?» by Alexander Burns, Matt Flegeneheimer, Jasmine C. Lee, Lisa Lerer & Jonathan Martin

«The New York Times» : «Fiona Hill and the American Idea» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Colonel Windman’s America» by Jesse Wegman

«The New York Times»: «Why Fox News Slimed a Purple Heart Recipient» by Tonin Smith

«The New York Times»: «The-Nehisi Coates: The Cancellation of Kolin Kaepernick» by Te-Nehisi Coates

«The New York Times»: «Hong Kong: A City Divided» by Lam Yik Fei (photographs)

«The New York Times»: «Vacillating Trump Supporter, Take Two» by Roger Cohen

«The New York Times»: «’No One Believes Anything’ : Voters Worn Out by a Fog of Political News» by Sabina Tavernise & Aidan Gardiner

«The New York Times»: «Is There Anything We Can All Agree On? Yes, It’s Dolly Parton» by Lindsay Zoladz

«The New York Times»: «Arab Thinkers Call to Abandon Boycotts and Engage with Israel» by David E. Halbfinger

«The New York Times»: «The Jungle Prince of Delhi» by Ellen Barry

«The New York Times»: «Non-Fiction: Seeing Margaret Thatcher Whole» by Benjamin Schwarz

«The New York Times»: «The 10 Best Books of 2019»

«The New York Times»: «The Moden Life of Origami, an Art as Old as Paper» by Kathleen Massara (text) & Ryan Jenq (photographs

«The New York Times Magazine»: «Congratulations, You’re a Congresswoman. Now What?» by Susan Dominus

«The New York Times Style Magazine»: «Japan in Bloom» by Hanya Yanagihara

«The New Yorker»: «Annals of Inquiry: Dirt-Road America» by M.R. O’Connor

«The New York Review of Books»: «The Medium Is the Mistake» by David Bromwich

«The New York Review of Books»: «The Ceaseless Innovation of Duane Michals» by Martin Filler

«The New York Review of Books»: «Against Economics» by David Graeber

«The Washington Post»: «In Trump’s DC, rogue actors gain power as experts become irrelevant»  by Greg Jaffe

«The Washington Post»: «Here’s how Russia will attack the 2020 election. We’re still not ready» by Renee DiResta, Michael McFaul & Alex Stamos

«The Washington Post»: «Why it was so satisfying to watch Fiona Hill take charge» by Rechel Sklar

«The Washington Post»: « Let’s not pretend Washington ever really tried to stop Israeli settlements» by Aaron David Miller& Daniel Kurtzer

«The Washington Post»: «The charges against Israeli Primie Minister Benjamin Netanyahu, explained» by Miriam Berger

«The Washington Post»: «Altamont endend the ‘60s with chaos and death» by Geoff Edgers, Erin Patrick O’Connor (video) and Bishop Sand & Carol Alderman (audio)

«The Washington Post»: «Lee Harvey Oswald’s final hours before killing Kennedy»

«The Guardian»: «Streets on fire: how a decade of protest changed the world» by Gary Younge

«The Guardian»: «Secret bunkers and mountain hideouts: hunting Italy’s mafia bosses» by Lorenzo Tondo

«The Guardian»: «Facebook: ‘Greatest propaganda machine in history’» by Sacha Baron Cohen

«The Guardian»: «The long read: what I have learned form my suicidal patients» by Gavin Frances

«The Guardian»: «A Warning review: Anonymous Trump book fails to make a name for itself» by Lloyd Green

«The Guardian»: «Ten of the best new books in translation» by Marta Bausells

«The Guardian»: «Glimpses of women through time: 130 years of National Geographic images»

«The Guardian»: «Foetus 18 weeks: the greatast photograph of the 20th century?» by Charlotte Jansen

«The Observer»: «How street protests across Middle Easr theaten Iran’s power» by Martin Chulov

«The Intecept»: «From the rubble of the U.S. war in Iraq, Iran built a new order» by Jeremy Scahill & Murtaza Hussain

«The Intercept»: «The Story Behind the Iran Cables» by Betsy Reed, Vanessa Gezari & Roger Hodge

..........Kalenderwoche 47..........

«The Guardian»: «The Tories can’t win without the press. This isn’t how democracy works» by Gary Younge

«The Guardian»: «The long read: How immigration became Britain’s most toxic political issue» by Rachel Sabi

«The Guardian»: «Evo Morales: indigenous leader who changed Bolivia but stayed too long» by Laurence Blair & Dan Collyns

«The Guardian»: «Czechoslovakia’s Velvet Revolution, 1989 – in pictures»

«The Guardian»: «The Amazon: on the frontline of a global battle to tackle the climate crisis» by Jonathan Watts

«The Guardian»: «From Watergate to Ukraine: how TV will dictate Trump’s impeachment fate» by David Smith

«The Guardian» : «‘We know we’re more than a TV show’: how Sesame Street made it to 50» by Noel Murray

«The Guardian»: «Podcast: Meeting George Soros»

«The Guardian»: Interview – Hillary and Chelsea Clinton: ‘We cannot give in. That’s how they win’» by Charlotte Higgins

«The Independent»: «Prince Andrew interview: Faced with the most serious of allegations and a self-made PR disaster unfolding, all he really had to say was sorry, mum» by Sean O’Grady

«The Independent»: «Michael Lynk’s UN report on Israeli settlements speaks the truth – but the world refuses to listen» by Robert Fisk

«The Independent»: «Erdogan’s ethnic cleansing of the Kurds is still happening – and we have Trump to thank» by Patrick Cockburn

«The Independent»: «Anti-semitism is on the rise in Europe riding a wave of nationalism. How did we forget the horrors of history so fast?» by Andrea Mammone

«The Intercept»: «Deconstructed: The Bernie Sanders Interview»

«The Intercept» : «Baghdadi Died, but the U,S. War on Terror Will Go On Forever» by Murtaza Hussain

«The Washington Post»: «The key impeachment question: What did Trump want from Ukraine – and what exactly did he do?» by Greg Jaffe

«The Washington Post»: «How a lone CIA analyst triggered the inquiry that has engulfed U.S. politics» by Greg Miller, Greg Jaffee & Paul Sonne

«The Washington Post»: «Iran’s Hostage Factory» by Jason Rezaian

«The Washington Post»: «The most remote emergency room: life and death in rural America» by Eli Saslow

«The Washington Post»: «Thinking About Profiles in Courage: inside ‘A Warning’ by Anonymous» by Carlos Lozado

«The Washington Post»: «Fear and loathing ahead of the British election» by Adam Taylor

«The Washington Post»: «Hong Kong: ‘We’re in a war’» by Shibani Mahtani

«The Washington Post»: «We thought Trump was the biggest con man. We were all wrong» by Catherine Rampell

«The Washington Post»: «It’s tough being small in a big-suit world. We still spacewalked» by Christina Koch & Jessica Meir

«The New Yorker»: «Personal History: The Final Frontier» by Michael Chabon

«The New Yorker»: «A Reporter At Large: The Case Against Boeing» by Alec MacGillis

«The New Yorker»: «From Little Englanders to Brexiteers» by Issac Chotiner

«The New Yorker»: «Is Trump Already Winning on Impeachment?» by Susan B. Glasser

«The New York Times»: «Trump, Ukraine and Impeachment: The Inside Story of How We Got There» by Sharon LaFraniere, Andrew E. Kramer & Danny Hakim

«The New York Times»: «In Praise of Washington Insiders» by David Brooks

«The New York Times»: «On the Frontline of Progressive Anti-Semitism» by Blake Fleyton

«The New York Times»: «What Joe Biden Actually Did in Ukraine» by Glen Thrush & Kenneth P. Vogel

«The New York Times»: «The Soldiers We Leave Behind» by Phil Klay

«The New York Times Magazine»: «So the Internet Didn’t Turn Out the Way We Hoped. Now What?» by Maurizio Cattelan & Pierpaolo Ferrari (photo illutrations and viedeo)

«The New York Times Magazine»: «We’re Stuck With the Tech Giants. But They’re Stuck With Each Other» by John Herman & Maurizio Cattelan and Pierpaolo Ferrari (photo illustration)

«The New York Times Magazine»: «What Do Teens Learn Online Today? That Identity Is a Work in Progress» by Elizabeth Weil & Maurizio Cattlean and Pierpaolo Ferrari (photo illudtration)

«The New York Times Magazine»: «Finding Truth Online Is Hard Enough. Censors Make It a Labyrinth» by Suzy Hansen & Maurizio Cattelean and Paolo Ferrari (photo illustration)

«The New York Times Magazine»: «The Internet Dream Became a Nightmare. What Will Become of It Now?» by Bill Wasik & Maurizio Cattelan and Pierpaolo Ferrari ( (photo illudtration)

«Foreign Affairs»: «Let Russia Be Russia» by Thomas Graham

«Rolling Stone»: «Why Venice Is Disappearing» by Jeff Goodell

..........Kalenderwoche 46..........

«The Guardian»: «After Baghdadi: who are the world’s most wanted fugitives?» by Michael Safi

«The Guardian»: «Berlin after the Wall – then and now» by Colin McPherson (photographs)

«The Guardian»: «The briefing: whatever happened to the Berlin Wall?» by Kate Connolly

«The Guardian»: «I was a teenager in East Germany when the wall fell. Today we are still divided» by Sabine Rennefanz

«The Guardian»: «Mural superiority: the fight over Germany’s cold war art heritage» by Philip Oltermann

«The Guardian»: «Watching the fall of the Berlin Wall: 'I downed almost an entire bottle of schnapps'» by Jenny Erpenbeck, Thomas Brussig, Kathrin Schmidt, David Wagner & Sabine Rennefanz

«The Guardian»: «Podcast: Mexico’s war with the drug cartels»

«The Guardian»: «’The disappeared’: serching fort he 40'000 missing victims of Mexico’s drug wars» by Tom Phillips

«The Guardian»: «Bloody Tijuana: a week in the life of Mexico’s murderous border city» by Tom Phillips

«The Guardian»: «Is America a democracy? If so, why does it deny millions the vote?» by Ankita Rao, Pat Dillon Kim Kelly & Zack Bennett

«The Guardian»: «How Big Tech is dragging us towards the next financial crash» by Rana Foroohar

«The Guardian»: «Return to Paradise: the people who came back after a deadly fire – in pictures» by Dani Anguiano & Talia Hermann

«The Observer»: «How the megacities of Europe stole a continent’s wealth» by Julian Coman

«The Observer»: «’The scene has exploded’: China gets set to be a leading glaobel entre for art" by Sophie Hastings

«The Independent»: «The new revolutions of the Middle East are not the same, but they all share this one fatal flaw» by Robert Fisk

«The Independent»: «Everything you were told about the Syrian war was wrong - until now» by Robert Fisk

«The New Yorker» : «Personal History: My Year of Concussions» by Nick Paumgarten

«The New Yorker»: «Letter from the Amazon: Blood Gold in the Brazilian Rain Forest» by Jon Lee Anderson

«The New Yorker»: «Liberalism According to The Economist» by Pankaj Mishra

«The New York Review of Books»: «The Defeat of General Mattis» by Fred Kaplan

«The New York Review of Books»: «Lesssons in Survival» by Emily Raboteau

«The New York Times» : «Book Review: In ‘A Warning’, Anonymous Author Makes Case Against Re-election» by Jennifer Szalai

«The New York Times»: «How a Tell-All Memoir Made It into Print » by Alexandra Alter

«The New York Times»: «How One Syrian Highwy Shows a Country in Chaos» by Neil Collier & Ben Laffin

«The New York Times»: «Why Donald Trump Hates Your Dog» by Frank Bruni

«The New York Times»: «Latin Americans Are Furious» by Jorge Ramos

«The New York Times»: «Germany Has Been Unified for 30 Years. Its identity Is Still Not» by Kathrin Bennhold (text) & Laetitia Vancon (photographs)

«The New York Times»: «The Fall of the Berlin Walls in Photos: An Accident of History That Changed the World» by Katrin Bennhold

«The New York Times»: «Philip Glass Is Too Busy to Care About Legacy» by Zachary Wolfe

«The New York Times» : «Op-Art: A Wedding Under Curfew» by Malik Sajad

«The New York Times»: «Warren Would Take Billionaires Down a Few Billion Pegs» by Patricia Cohen

«The New York Times Magazine»: «Inside Adam Schiff’s Impeachment Game Plan» by Jason Zengerle

«The New York Times Magazine» : «Can a Woman Who Is an Artist Ever Just Be an Artist?» by Rachek Cusk

«The Washington Post»: «Book by ’Anonymous’ describes Trump as cruel, inept and a danger to the nation» by Philip Rucker

«The Washington Post» : «Podcast – The other Frankfurt – an East German city grapples with identity»

«The Washington Post»: «Five famous parents, five tough topics» by Amanada Long (text) & Josée Bisaillon (illustrations)

«The New Republic»: «The Death of the Rude Press» by Alex Pareene
 

..........Kalenderwoche 45..........

«The New York Times»: «The Happy, Healthy Capitalists of Switzerland» by Ruchir Sharma

«The New York Times»: «In Trump’s Twitter Feed: Conspiracy-Mongers, Racists and Spies» by Mike McIntire, Karen Yourish & Larry Buchanan

«The New York Times»: «How Trump Reshaped the Presidency in Over 11'000 Tweets» by Michael D. Shear, Maggie Haberman, Nicholas Confesore, Karen Yourish, Larry Buchanan & Keith Collins

«The New York Times» : «Can Democrats Compete with Trump’s Twitter Feed?» by Charlie Warzel

«The New York Times»: «The Arab Spring Rekindled in Beirut» by Roger Cohen

«The New York Times»: «The Money Farmers: How Oligarchs and Populists Milk the EU for Millions» by Selam Gebrekidan, Matt Aputo & Benjamin Novak

«The New York Times»: «Aaron Sorkin: An Open Letter to Mark Zuckerberg» by Aaron Sorkin

«The New York Times Magazine»: «How Does the Human Soul Survive Atrocity?» by Jennifer Percy (story) & Adam Ferguson (photographs)

«The New York Times Magazine»: «How the Trump Cabinet’s Bible Teacher Became a Shadow Diplomat» by Matthias Schwartz

«The New Yorker»: «In His Dealings with Ukaine, Did Donald Trump Commit a Crime?» by Jeffrey Toobin

«The New Yorker»: «How Brexit Will End» by Sam Knight

 «The New Yorker»: «A Critic at Large: Why We Can’t Tell the Truth About Aging» by Arthur Krystal

«The New Yorker»: «The World Is, Of Course Insane’: A Conversation with Errol Morris» by Daniel E. Gross

«The Washington Post»: «Three big questions after Baghdadi’s death» by Ishaan Tharoor

«The Washington Post»: «Islamic State defector inside Baghdada’s hideout critical for raid’s success, officials say» by Joby Warrick, Ellen Nakashima & Dan Lamothe

«The Washington Post»: «The anti-neoliberal wave rocking Latin America» by Ishaan Tharoor

«The Washington Post Magazine»: «The Spectacular, Strange Rise of Music Holograms» by David Rowell

 «The Washington Post Magazine»: «The Apology Letter» by John J. Lennon

«The Intercept»: «Podcast: How to resist with Ilhan Omar and Michael Moore»

«The Intercept»: «Deconstructed Special: The Noam Chomsky Interview»

«The Guardian»: «Has the climate crisis made California too dangerous to live in?» by Bill McKibben

«The Guardian»: «Robert de Niro and Al Pacino: ’Were not doing this ever again’ by Andrew Pulver

«The Guardian»: «’Don’t count her out’: can Kamal Harris salvage a languishing 2020 bid?» by Lauren Gambino

«The Guardian»: Cannabis farms and nail bars: the hidden world of human trafficking»

«The Guardian»: «Chinese primary school halts trials of device that montitors pupils’ brain waves» by Michael Standaert

«The Guardian» : «Former Yugolavia’s brutalist beauty – a photo essay» by Ivana Sekularc (text) and Marko Durica (photographs)

«The Observer»: «German novelists on the fall oft he Berlin Wall: ‘It was a source of energy we lived off for years’» by Julia Franck, Heike Geissler, Maxim Leo, Norman Ohler, & Bernhard Schlink

«The Observer»: «Frustration and anger fuel wave of youth unrest in Arab world» by Michael Safi

«The Observer»: «Torture, rape and murder: inside Tripolis’s refugee detention camps» by Francesca Mannocchi

«The Independent»: «The new revolutions of the Middle East are not the same, but they all share this one fatal flaw» by Robert Fisk

«Wired»: «What’s Blockchain Actually Good For? For Now, Not Much» by Gregory Barber

«The Atlantic»: «Brexit and the Failure of Journalism» by Helen Lewis

«The Columbia Journalism Review» : «Op-Ed : Bernie Sanders on his plan for journalism» by Bernie Sanders

..........Kalenderwoche 44..........

«The New York Times»: «ISIS Leader Known for His Brutality Is Dead at 48» by Rukmini Callimachi & Falih Hassan

«The New York Times»: «Al-Baghdadi Raid Was a Victory Built on Factors Trump Derides» by David E. Sanger

«The New York Times»: ‘Keep the Oil’: Trump Revives Charged Slogan for New Syria Troop Mission» by Michael Crowley

«The New York Times»: « Al-Baghdadi Is Dead. The Story Doesn’t End Here» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «Inside ISIS Prison, Cildren Ask Their Fate» by Ben Hubbard (text) & Ivor Prickett photographs and video)

«The Washington Post»: «With Bagdhdadi intheir sight, U.S. troops launched ‘a dangerous and daring midnight raid’» by Dan Lamothe & Ellen Nakashima

«The Washington Post»: «Bigger than Bin Laden? 3 striking things about Trump’s announcement that Baghdadi is dead» by Aaron Blake

«The Guardian»: «Abu Bakr al-Baghdadi’s death comes as new order takes shape in the Middle East» by Martin Chulov

«The New York Times»: «200 Dispatches: Odd Animals, Offbeat Childhoods, Celebrity Origins and Extreme Sports» by Bryant Rousseau

«The New York Times»: «’No Regrets’: Hong Kong Protesters Test China’s Limits» by Andrew Jacobs, Tiffamy May & Lam Yik Fei (photographs)

«The New York Times»: «Why Protests Are Flaring Up Across the Globe» by Declan Walsh & Max Fisher

«The New York Times» : «The America I Knew as Russia’s Foreign Minister ist Gone» by Andrei V. Kozyrev

«The New York Times»: «Extra! Extra! Prez Won’t Read All About It» by Maureen Dowd

«The New York Times»: «An Election Is the Only Answer for Britain» by Roger Cohen

«The New York Times Magazine»: «The Illustrated Guide to Brexit» by Christoph Niemann

«The New Yorker»: «Dispatch: How to Mourn a Glacier» by Lacy M. Johnson

«The New Yorker»: «The Shattered Dream of Afghan Peace» by Luke Mogelson

«The New Yorker»: «Modern Life: Astrology in the Age of Uncertainty» by Christine Smallwood

«The New Yorker»: «The Invention – and Reinvention – of Impeachment» by Jill Lepore

«The Washington Post»: «Trump lawyer argues he would be immune form prosecution even if he were to shoot someone» by Ann E. Marimow & Jonathan O’Conell

«The Washington Post»: «The words that could end a presidency» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «’I don’t think they know we exist’» by Stepahnie McCrummen

«The New York Review of Books» : «‘This Is Ethnic Cleansing’: A Dispatch from Kurdish Syria» by Khabat Abbas

«The Guardian»: «The long read: How liberalism became ‘the god that failed’ in eastern Europe» by Ivan Krastev & Stephen Holmes

«The Guardian»: «South African cities – Only we can change things’»: life in the gang-ridden other side of Cape Town» by Jason Burke (text) & James Oatway (photographs)

«The Guardian»: «The spectre of Syria silenced Arab protest. But now it’s finding its voice» by Nesrine Malik

«The Guardian» : «Europe is fed up with Brexit. But it’s still best for all if Britsin stays in» by Tomothy Garton Ash

«The Guardian»: «Five conflict photographers on some of the hardest images they’ve taken» by Lauren Walsh & Jehan Jillani

«The Guardian»: Five brothers, five countries : a family ravaged by Syria’s war» by Michael Safi

«The Guardian»: «I watched Fox News every day for 44 months: Here’s what I learned» by Bobby Lewis

«The Guardian»: «In its deference to the powerful, our media is failing us» by Gary Younge

«The Guardian»: «No filter: my week-long quest to break out of my political bubble» by John Harris

«The Guardian»: «All the President’s women review: Donald Trump, sexual predator» by Lloyd Green

..........Kalenderwoche 43..........

«The New York Times»: «4 Big Questions About Syria’s Future» by Anne Barnard, Anjali Singhvi, Sarah Almukthar, Allison McCann & Jin Wu

«The New York Times»: «Reporting from the Philippines: When the President Wants to ‘Kill Journalism’» by Joshua Hammer

«The New York Times»: «Ukraine Has Become a Vibrant Democracy. No Wonder Trump Hates It» by Michelle Goldberg

«The New York Times»: «How Italians Became ‘White’» by Brent Staples

"The New York Times": «In the Alps, Keeping Tabs on Melting Ice» by Page McClanahan

«The New York Times»: «6 Takeaways From the October Democratic Debate» by Shane Golfmacher & Reid J. Epstein

«The New York Times»: «How Can Democrats Keep Themselves From Overreaching» by Thomas B. Edsall

«The New York Times»: «Harald Bloom, a Prolific Giant and Perhaps the Last of a Kind» by Dwight Garner

«The New York Times»: «How Hitler Pioneered ‘Fake News’» by Timothy Snyder

«The New York Times»: «Old People Have All the Power. Let’s Take It Back» by Astra Taylor (text) & Igor Bstiadas (illustrations)

«The New York Times Magazine»: «The China Connection : How One D.E.A. Agent Cracked a Global Fentanyl Ring» by Alex W. Palmer

«The New York Times Style Magazine»: «The Greats»

«The New Yorker»: «Iran’s Housing Crisis: The Ghost Towers» by Hashem Shakeri

«The New Yorker»: «Will Republicans Challenge Trump on Impeachment» by Amy Davidson Sorkin

«The New Yorker»: «Personal History: My Years in the Florida Shuffle of Drug Addiction» by Colton Wooten

«The New Yorker»: «The Exuberance of MoMa’s Expansion» by Peter Schjeldahl

«The Washington Post»: «Violent spoof video of Trump killing his critics show how memes have reshaped politics » by Drew Harwell & Tony Romm

«The Washington Post»: «ISIS eyes breakout opportunity as Turkish forces batter Kurds» by Joby Warrick &Souad Mekhennet

«The Washington Post»: «Facing unbearable heat, Qaatar has begun to air-condition the outdoors» by Steven Mufon (text) & Salwan Georges (photographs)

«The Washington Post»: «A photographer’s account from the frontline of Turkey’s incursion in Syria» by Alice Martins

«The Washington Post»: «The Democratic Debates Haven’t Changed Much? Oh,  yes they have» by Dan Balz

«The Washington Post»: «Third time was not the charm: Rudy Giuliani’s latest divorce is bitter, expensive and very public» by Roxanne Roberts

«The Washington Post»: «The akward tension underlying the West’s anger at Turkey» by Ishaan Tharoor

«The Guardian»: «Without encryption, we will loser all our privacy. This is our new battleground» by Edward Snowden

«The Guardian»: «Russian shadow falls over Syria as Kurds open door for Assad» by Martin Chulov

«The Guardian»: «Podcast – Hong Kong: the story of one protester»

«The Guardian»: «How sports tactics can help Democrats beat Donald Trump in 2020  by Kareem Abdul-Jabbar

«The Guardian»: «Marc Zuckerberg doesn’t understand free spreech in the 21st century» by Siva Vaidhyanathan

«The Guardian: «We’re rethinking the images we use for our climate journalism» by Fiona Shields

«The London Review of Books»: «Chinese Cyber-Sovereignty» by John Lanchester

«The London Review of Books»: «Hipsters in Beijing» by Sheng Yun

«Rolling Stone»: «The Biden Paradox» by Matt Taibbi

«Rolling Stone»: «Elijah Cummings Was Not Done» by Jamil Smith

«The Atlantic»: «Jeff Bezos’s Master Plan» by Franklin Foer

«Foreign Affairs»: «The Demolition of U.S. Diplomacy» by William J. Burns

..........Kalenderwoche 42..........

«The New York Times»: «The Free World at 30» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Turkey’s Plan to Move Refugees to Syria Is Dangerous» by Ryan Gingeras & Nick Danforth

«The New York Times»: «‘We Are Inside the Fire’: An Oral History of the War in Afghanistan» by Fahim Abed, Fatima Faizi (text) & Jim Huylebroek

«The New York Times»: «Jeremy Corbyn or No-Deal Brexit? The U.K. May Have to Choose» by Benjamin Mueller

«The New York Times»: «Revisiting Hitler, in a New Authoritarian Age» by Talya Zax

«The New York Times»: «What Happened to Rudy Giuliani?» by Ken Frydman

«The New York Times»: «A Linguist’s Guide to Quid pro Quo» by Steven Pinker

«The New York Times»: «Do Works by Men Toppled by #MeToo Belong in the Classroom?» by Emma Goldberg

«The New York Times»: «10 Tips to Avoid Leaving Tracks Around the Internet» by David Pogue

«The New York Times Magazine»: «How Susan Sontag Taught Me to Think» by A. O. Scott

«The New York Times Magazine»: «What Does PewDiePie Really Believe?» by Kevin Roose

«The New York Times Magazine»: «Backstage at the Modern» by Deborah Solomon (text) & Penn Chan (photographs)

«The New Yorker»: «Is Amazon Unstoppable?» by Charles Duhigg

«The New Yorker»: «A Reporter At Large - The Next Word: Where Will Predictive Text Take Us?» by John Seabrook

«The New Yorker»: «Annals of Espionage – The Black Cube Chronicles: The Private Investigators» by Ronen Farrow

«The New Yorker»: «Amartya Sen’s Hopes and Fears for Indian Democracy» by Isaac Chotiner

«The New Yorker»: «Cultural Comment: How We Came to Live in ‘Cursed’ Times» by Jia Tolentino

«The New Yorker» : «Annals of Philisophy: Nietzsche’s Eternal Return» by Alex Ross

«The New York Review of Books» : «Harald Szeemann: Curatiom as Creation» by Jason Farago

«The New York Review of Books»: «Time for a New Liberation?» by Timothy Garton Ash

«The New York Review of Books»: «Fascinated to Presume: In Defense of Fiction» by Zadie Smith

«The Washington Post»: «Trump’s abandoning Kudish partners in Syrie sends a chilling message to every other American ally» by James Hohmann

«The Washington Post»: «Donald Trump, corrupted absolutely» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Five Myths about Mike Pence» by Tom LoBianco

«The Guardian»: «The rise and rise of Bangladesh – but is life getting any better?» by Fiona Weber-Steinhaus

«The Guardian»: «Podcast: Thirteen children have been shod dead in St. Louis, Missouri. Why?»

«The Guardian»: «Brexit is a necessary crisis – it reveals Britain's true place in the world» by David Edgerton

«The Guardian»: "Bloodied clothes and body bags: Kurds mourn dead in Syria» by Martin Chulov

«The Guardian»: «Why I can still be best friends with someone whose politics I despise» by Poppy Noor

«The Guardian»: «The day I confronted Harvey Weinstein: ‘He Said: You think you can save everyone’» by Ronan Farrow

«The Guardian»: «Ronan Farrow on investigating Harvey Weinstein : ‘When familiy issues are thrown at me, it’s a dirty issue’» by Emma Brockes

«The Guardian»: «The long read: Haiti and the failed promise of US aid» by Jacob Kushner

«The Guardian»: «Abiy Ahmed, Ethiopia’s prime minister, wins 2019 Nobel peace price» by Jason Burke & Jon Henley

«The Guardian»: «Interview - ‘My ties to England have been loosened: John le Carré om Britain, Boris and Brexit» by John Banville

«Dissent Magazine»: «The Obamanauts» by Corey Robin

«Literary Hub»: «On Finding the Freedom to Rage Againgst Our Fathers» by Minda Honey

«Longreads»: «How to Survive a Vivisection» by Rachel Somerstein

«The Intercept»: «All the President’s Crimes: The Actual Laws Trump Has Borken, Just with the Ukraine and China Affairs, Could Land Him 10 Years in Prison» by Ryan Grim

«The Intercept» : «Congratulations, Nobel Committee, Just Just Gave the Prize to a Genocide Apologist» by Peter Maas

«The Atlantic»: «The Danger of Abandoning Our Partners» by Joseph Votel & Elizabeth Dent

..........Kalenderwoche 41..........

«The New York Times»: «The Growing Threat to Journalism Around the World» by A. G. Sulzberger

«The New York Times» : «Why Trump Voters Stick with Him» by David Brooks

«The New York Times»: «Touch of Evil» by Maureen Dowd

«The New York Times»: «Free Speech Is Killing Us» by Andrew Marantz

«The New York Times»: «What’s the Matter with Republicans?» by Peter Wehner

«The New York Times»: «What Kind of Problem Is Climate Change?» by Alex Rosenberg

«The New York Times»: «Hong Kong’s Status as Neutral Ground at Risk as China Asserts Power» by Peter S. Goddman & Austin Ramzy

«The New York Times»: «In the Land of Self-Defeat» by Monica Potts

«The New York Times»: «Nonfiction: Can We Trust Economists?» by Justin Fox

«The New York Times»: «How ICE Picks Ist Targets in the Surveillance Age» by McKenzie Funk

«The New York Times»: «The New MoMa Is Here. Get Ready for Channge» by Jason Fargo

«The New Yorker»: «Letter From Trump’s Washington: Did Trump Just Self-Impeach» by Susan B. Glasser

«The New Yorker»: «How Far Will Trump Go to Save Himself?» by John Cassidy

«The New Yorker»: «How Disinformation Reaches Donald Trump» by David Rhode

«The New Yorker»: «Personal History: Abandoning A  Cat - Memories of My Father» by Haruki Murakami

«The New York Review of Books» : «Snowden in the Labyrinth» by Jonathan Lethem

«The New York Review of Books»: «When Fathers Die: Remembering Robert Frank» by Danny Lyon

«The Washington Post»: «Why is this Trump scandal different from all previous Trump scandals» by Daniel W. Drezner

«The Washington Post»: «Trump won’t destroy me, and he won’t destroy my family» by Joe Biden

«The Washington Post»: «Radical warming in Siberia leaves millions on unstable ground» by Anton Troianovsk & Christ Mooney (story) & Michael Robinson Chavez (photo and video)

«The Washington Post» : «A young couple’s gamble» by Kareem Fahim & Zakaria Zakaria (story) & Emenuele Satoli (photos)

«The Washington Post»: «Love and war» by Karie Fugett

«The Washington Post»: «Germany’s oldest politician is a 100-year-old woman who loves Obama and hates Brexit» by Rick Noack

«The Washington Post»: «China, 1949-2019: Seven decades in pictures» by Olivier Laurent & Brian Murphy

«The Washington Post Magazine»: «The Beating Heart» by Gene Weingarten (text); Katherine Frey (photos) & Ptark Svensson (illustration)

«The Guardian»: «Amal Clooney: give UN power to investigate journlist death» by Patrick Wintour

«The Guardian»: «The long read – Bad ancestors: does the climate crisis violate the rights of those yet to be born?» by Astra Taylor

«The Guardian»: «The Long read – Searching for an Alzheimer’s cure while my father slips away» by Peter Savodnik

«The Observer»: «Behind the razor wire of Greece’s notorious refugee camp» by Daniel Howden

«The Observer»: «From ‘our girls’ to ‘brides of Isis’» by Azadeh Moaveni

«The Observer»: «Final edition : why no local news is bad news» by Tim Adams

«Insider»: «The Murder of Kamal Kashoggi» by Evan Ratliff

..........Kalenderwoche 40...........

«The New York Times»: «When Trump Feels Cornered, He Gets Worse»  by Roger Cohen

«The New York Times»: «Impeaching the Peach One» by Maureen Dowd

«The New York Times»: «Why the Trump Impeachment Inquiry is the Only Option» by The Editorial Board

«The New York Times»: «Nonfiction: The Inscrutable Mike Pence» by Peter Baker

«The New York Times»: «Paul Throux’s Mexican Journey» by Paul Theroux (text) & Cesar Rodriguez (photographs)

«The New York Times»: «When Depression Is Like A Cancer» by Jill Halper M.D.

«The New York Times» : «36 Hours in Geneva» by Paige McClanahan

«The New York Times»: «In the Swiss Alps, Walking a Cliff’s Edge to History» by Andrew Brenner

«The New York Times»: «Saudi Arabia Invites Tourists: What You Need to Know» by Tariro Mzezewa

«The New York Times»: «Books of the Times: In Edward Snowden’s Memoir, the Disclosures This Times Are Personal » by Jennifer Szalai

«The New York Times» : «Books of the Times: A New Book Upends Conventional Wisdom About Migration» by Parul Sehgal

«The New York Times Magazine»: «The Voyages Issue : Follow Us to the End of the World»  by «The New York Times» (photographs)

«The New Yorker»: «Nancy Pelosi: An Exremely Stable Genius» by David Remnick

«The New Yorker»: «Annals of Medicine: Paging Dr Robot» by D.T. Max

«The New Yorker»: «Can a Burger Help Solve Climate Change?» by Tad Friend

«The New Yorker»: «The Integrity oft he Trump Impeachment Inquiry» by Steve Coll

«The New York Review of Books»: «Songs of my Self-Care» by Jacqueline Rose

«The Washington Post»: «Washington is again captivated by an anonymous source. It’s different now» by Ben Terris

«The Washington Post» : President sees himself as victim like no other» by Philip Rucker

«The Washington Post»: «The gaz tycoon and the vice president’s son: The story of Hunter Biden’s foray into Ukraine» by Paul Sonne, Michael Kranish & Matt Viser

«The Intercept»: «More U.S. Commandos Are Fighting Invisible Wars in the Middle East» by Nick Turse

«The Intercept»: «Reporters Should Stop Helping Donald Trump Spread Lies About Joe Biden and Ukraine» by Robert Mackey

«The Guardian»: «A 2'000km journey through the Amzon rainforest»

«The Guardian» : «A Life in a Sea of Red: the rise of China – in pictures» by Liu Heung Shing

«The Guardian»: «The long read: How Turkish TV is taking over the world» by Fatima Bhutto

«The Guardian»: «The long read – My body is feeling like it is dying from the drugs that are meant to save me: life as a cancer patient » by Anne Boyer

«The Guardian»: «The long read - The girl in the box: the mysterious crime that shocked Germany» by Xan Rice

«The Guardian»: «The 100 best films of the 21st century»

«The Guardian»: «The 100 best albums oft he 21st century»

«The Observer» : «‘You broke our glacier’: the Montblanc resort on the climate frontline» by Angela Giuffridda

..........Kalenderwoche 39..........

«The New York Times»: «Climate Protesters and World Leaders: Same Planet, Different World » by Somini Sengupta

«The New York Times»: «An Abrupt Move That Stunned Aides: Inside Trump’s Aborted Attack on Iran» by Peter Baker, Eric Schmitt & Michael Crowley Gupta

«The New York Times»: «Why Trump’s Daring Gambit with the Taliban Stalled» by Mujib Mashal

«The New York Times»: «Bibi Netanyahu Trapped in His Own Labyrinth» by Roger Cohen

«The New York Times» : «The End of the Netanyahu Era» by Shmuel Rosner

«The New York Times»: «Barack Obama’s Biggest Mistake» by Farhad Manjoo

«The New York Times»: «Al Gore: The Climate Crisis Is the Battle of Our Times, and We Can Win» by Al Gore

«The New York Times»: «Rock Star Patty Smith, Making Paris Swoon» by Maureen Dowd

«The New York Times» : «The Views from the Top: How They Measure Up» by James S. Russell

«The New York Times Magazine»: «What Reallly Brought Down the Boeing 737 Max?» by William Langewiesche

«The New Yorker»: «Edward Snowden and the Rise of Whistleblower Culture» by Jill Lepore

«The New Yorker»: «The Political Scene: The Fight for the Latino Vote in Florida» by Jonathan Blitzer

«The New Yorker»: «Jonathan Ledgard Believes Imagination Could Save the World» by Ben Taub

«The New Yorker»: «Books: Susan Sontag and the Unholy Practice of Biography» by Janet Malcom

«The New York Review of Books»: «Our Lethal Air» by Jonathan Mingle

«The New York York Review of Books»: «Walter Gropius: The Unsinkable Modernist» by Martin Filler

«Columbia Review of Journalism»: «Is Facebook really concerned about privacy» by Himanshu Gupta

«Columbia Journalism Review»: «5 years ago, Edward Snowden changed journalism» by Pete Verson

«The Washington Post»: «President Trump and the warping of democratic governance» by Dan Balz

«The Washington Post»: «Life is a struggle in Venezuela’s oil capital. So is death» by Anthony Faiola & Rachelle Krygier

«The Washington Post»: «The completely correct guide to getting off a plane » by Natalie B. Compton

«The Guardian: «The long read: Why can’t we agree on what’s true anymore?» by William Davies

«The Guardian»: «Podcast – Justin Trudeau: the rise and fall of a political brand»

«The Guardian»: «Think only authoritarian regimes spy on their citizens?» by Kenan Malik

«The Guardian»: «Sicilians dare to believe: the mafia’s cruel regime is over» by Lorenzo Tondo

«The Guardian»: «‘Protecting the European way of life from migrants’» is a gift to the far righ » by Daniel Trilling

«The Guardian»: «Ultra by Tobias Jones review – Italian football and the far right» by Tim Parks

«The Observer»: «Are brain implants the futurte of thinking?» by Zoe Corbyn

«The Observer»: «’We can find you anywhere’: the Chechen death squads stalking Europe» by Shaun Walker

«The Intercept»: «Why I Decided not to Delete My Old Internet Posts » by Edward Snowden

«The Intercept» : «Threatening New War for Oil, Donald Trump Calls His Own Offer of Iran Talks ‘Fake News’ » by Robert Mackey

«Rolling Stone» : «Mitch McConnell: The Man Who Sold America» by Bob Moser

..........Kalenderwoche 38..........

«The New York Times»: «The World 9/11 Took From Us» by Omer Aziz

«The New York Times»: «’Trump Unplugged’: A President as His Own National Security Adviser» by Michael Cowley & Lara Jakes

«The New York Times»: «Let Trump Destroy Trump» by David Axelrod

«The New York Times»: «Nonfiction: Inside the Minds of the Women Who Joined ISIS» by Anne Barnard

«The New York Times»: «How Fan Culture Is Swallowing Democracy» by Amanda Hess

«The New York Times»: «He Who Must Not Be Tolerated» by Kara Swisher

«The New York Times»: «The One Thing No Israeli Wants to Discuss» by Matti Friedman

«The New York Times»: «C.I.A. Informant Extracted from Russia Had Sent Secrets to U.S. for Decades» by Julian E. Barnes, Adam Goldman & David Sanger

«The New York Times»: «Bernie Sanders Went to Canada, and a Dream of ‘Medicare for All’ Flourished» by Sidney Ember

«The New York Times»: «’She Said’ Recounts the Story How Two Times Reporters Broke the Harvey Weinstein Story» by Susan Faludi

«The New York Times»: «Robert Frank Dies; Pivotal Documentary Photographer was 94» by Philip Gefter

«The New York Times Magazine»: «The Koch Foundation Is Trying to Reshape Foreign Policy. Now With Liberal Allies» by Beverly Gage

«The New Yorker»: «Annals of Diplomacy: The Logic of Humanitarian Intervention» by Dexter Filkins

«The New Yorker»: «Dept. Of Popular Culture – Superfans: A Love Story» by Michael Schulman

«The New Yorker»: «Personal History : My Terezín Diary» by Zuzana Justman

«The New Yorker»: «Robert Mugabe and the Fate of Democracy in Africa» by Robin Wright

«The New Yorker»: «Climate Change: What If We Stopped Pretending?» by Jonathan Franzen

«The New Yorker»: «The Shock of Robert Frank’s ‘The Americans’» by Peter Schjedahl

«The Washington Post»: «Robert Frank’s photographs captured the bleak reality we’re still living in today» by Philip Kennicott

«The Washington Post»: «Ex-Russian official thought to have spied for the U.S. was hiding in plain sight» by Shane Harris & Ellen Nakashima

«The Washington Post»: «John Bolton’s turbulent tenure comes to a Trumpian end» by Karen de Young, Yosh Dawsey & John Hudon

«The Washington Post»: «Afghanistan: Witness to a War» by Kevin Maurer

«The Washington Post»: «The West has lost confidence in its values. Syria is paying the price» by Anne Applebaum

«The Washington Post»: «Israel and the decline of the liberal order» by Robert Kagan

«The Guardian»: «The long read – Ship of horrors: life and death on the lawless high seas» by Ian Urbina

«The Guardian»: « Podcast – « ‘It’s all gone’: how Hurricane Dorian devastated the Bahamas»

«The Guardian»: «Robert Frank: the outsider genius whose photographs laid bare America’s soul» by Sean O’Hagan

«The Guardian»: «She Said: An inside look at the story that broght down Harvey Weinstein» by Adrian Horton

«The Guardian» : «Podcast: Siri, sex and Apple’s privacy problem»

«Pro Publica»: «The Myth of the ‘Genius’ Behind Trump’s Reelection Campaign» by Peter Elkind with Doris Burke

«Vanity Fair»: «The Curious Sociopathy of Jeffrey Epstein» by Vanessa Grigoriadis (story) & Philip Burke

«KENYONreview»: «Twelve Words» by Brian Trapp

«The Intercept»: «The Best Movie Ever Made About the Truth Behind the Iraq War Is ‘Official Secrets» by Jon Schwarz

«The Intercept»: «From Paso to Sarajevo» by Murtaza Hussain

«The Atlantic»: «Elite Failure Has Brought Americans to the Edge of an Existential Crisis» by Derek Thompson

..........Kalenderwoche 37..........

«The Guardian»: «Podcast : Reporting from the eye of a political storm»

«The Guardian»: «State of nomination: where do Democrats stand as 2020 narrows?» by Lauren Gambino

«The Guardian»: «The American left’s 2020 mission: defeat Trump – and change the world» by Gary Younge

«The Guardian»: «Climate apartheid will only lead to more tragedies in the Mediterranean» by Carola Rackete

«The Guardian»: «Hong Kong: Will scrapping extradition bill end protests?» by Verma Yu

«The Guardian»: «A glimpse behind the scenes of Giza’s Grand Egyptian Museum» by Ruth Michaelson

«The Guardian»: «The race to create a perfect lie etector – and the dangers of succeeding» by Amit Katwala

«The Guardian»: «The science of senolytics: how a new pill could spell the end of aging» by Amy Fleming

«The Guardian»: «Podcast: The man who gave birth»

«The Guardian»: «The long read: From mind control to murder? How a deadly fall revealed the CIA’s darkest secrets» by Stephen Kinzer

«The Guardian»: «Robert Mugabe killed the freedoms he had worked so hard for» by Fadzayi Mahere

«The Guardian»: «Exclusive: John Le Carré’s new novel set among ‘lunatic’ Brexit inrigue» by Allison Flood

«The New Yorker» : «Are Spies More Trouble Than They Are Worth?» by Adam Gopnik

«The New Yorker»: «Reader, I googled It» by Dan Chiasson

«The New Yorker»: «The Message of Measles» by Nick Paumgarten

«The New York Review of Books»: «Brexit. Fools Rush Out» by Jonatahan Freedland

«The New York Review of Books»: «The Streets of New York» by Phil Penman

«The New York Times» : «The ‘Political Anarchist' Behind Britain’s Chaos» by Jenni Russell

«The New York Times»: «Boris Johnson’s Do-or-Die Debacle» by Roger Cohen

«The New York Times»: «One Job Is Better than Two» by Binyamin Appelbaum & Damon Winter

«The New York Times»: «On the Job 24 Hours a Day, 27 Days a Month» by Andy Newman

«The New York Times»: «How to Manage Your Mental Illness at Work» by Eric Ravenscraft

«The New York Times»: «The High School Course Bejing Accuses of Radicalizing Hong Kong» by Tiffany May & Amy Qin

«The New York Times» : «Robert Mugabe, Strongman Who Cried, ‘Zimbawe’ Is Mine, Dies at 95» by Alan Cowell

«The New York Times»: «I Killed My Partner. It Saved My Life» by Arlene Adams (text) & Clara Vannucci (photographs)

«The New York Times»: «The Real Donald Trump Is a Character on TV» by James Poniewozik

«The New York Times Magazine»: «The Secret History of the Push to Strike Iran» by Ronen Bergman & Mark Mazetti

«The New York Times Magazine»: «The Gospel According to Marianne Williamson» by Taffy Brodesser-Akner

«The Washington Post»: «Trump’s lost summer: Aides claim victory, but others see incompetence and intolerance» by Philip Ruckder & Ashley Parker

«The Washington Post»: «Donald and the black sharpie» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Five powerful stories from this year’s Visa pour L’Image: International Festival of Photojournalism» by Kenneth Dickerman

«The Washington Post»: «At a sprawling tent camp in Syria, ISIS women impose a brutal rule» by Louisa Loveluck & Souad Mekhennet

«The Washington Post»: «Why America is losing the information war to Russia» by David Ignatius

«The Atlantic»: «The Man Who Couldn’t Take It Anymore» by Jeffrey Goldberg

..........Kalenderwoche 36..........

«The Observer»: «Into the storm: the horror of the second world war» by Neil Ascherson

«The Observer»: «Lessons of the second world war are at risk of being forgotten, or even rewritten» by Sadiq Khan

«The Guardian»: «WWII: eighty years on, the world is still haunted by a catastrophe foretold» by Peter Beaumont

«The Guardian»: «How far will China go to stamp out Hong Kong protests?» by Tania Branigan

«The Guardian» : «Drone attacks in Middle East raise fears of escalting conflict» by Martin Chulov, Oliver Holmes & Mohammed Rasool

«The Guardian» : «A civil war state of mind now threatens our democracy» by Polly Toynbee

«The Guardian»: «Washington’s great mystery : Trump’s affinity for Putin and populists baffles experts» by Sabrian Siddiqui

«The Guardian»: «Margaret Atwood: ‘She’s ahead of everyone in the room’» by Johanna Thomas-Corr

«The Guardian»: «The long read: How the prison economy works» by Richard Davies

«The Independent» : «Trump is now the ‘crazed’ rogue leader in the US-Iran saga» by Robert Fisk

«The Intercept»: «It’s Time to Indict Aug San Su Kyi for Genocide Against the Rohyngya in Myanmar» by Mehdi Hasan

«The Intercept»: «Google Is Deepening Its Involvement with Egypt’s Repressive Government» by Vic Ryan

«The Intercept»: «We Tested Europe’s New Lie Detector for Travellers – And Immediately Triggered a False Positive» by Ryan Gallagher & Ludovica Jona

«The Washington Post»: «People have Trump fatigue. How will it effect 2020?» by David Ignatius

«The Washington Post»: «Why can’t we use nuclear weapons agaings bedbugs?» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «A climate change solution slowly gains ground» by Steven Mufson

«The Washington Post»: «Teaching America’s Truth» by Joe Heim

«The Washington Post»: «Boris Johnson is taking British democracy to the brink» by Ishaan Tharoor

 «The Washington Post»: «Much of the world can learn something fom Africa» by Fareed Zakaria

«The Washington Post»: «Virtual afterlife: ‘Hey, Google! Let me talk to my departed father» by Peter Holley

«The New Yorker»: «China’s Hong Kong Dilemma» by Evan Osnos

«The New Yorker»: «The Rich Can’t Get Richer Forever, Can They?» by Liaquat Ahamed

«The New York Times» : «Cooler, Farther and Less Crowded : The Rise of ‘Undertourism » by Elaine Glusac

«The New York Times»: «What’s Next for Brexit? Six Possible Outcomes» by Stephen Castle

«The New York Times» : «The Amazon, Siberia, Indonesia: A World of Fire» by Kendra Pierre Louis

«The New York Times» : «Donald Trump Has Worn Us All Out» by Frank Bruni

«The New York Times» : «Italy’s New Marriage of Convenience» by Bepe Servergnini

«The New York Times»: «Trump’s Twitter War on Spelling» by Sarah Lyall

«The New York Times»: «Waiting for the Monsoon, Discovering a Brain Tumor Instead» by Rod Nordland

«The New York Times»: «Nonfiction: The Women’s Revolution in Politics» by Kate Zernike

«The New York Times»: «Nonfiction: The Truth About Koch Industries» by Bryan Burrough

«The New York Times»: «Nonfiction - Slavery and the Holocaust : How Americans and Germans Cope With Past Evils» by Susan Neiman

«The New York Times Style Magazine» : «Utopia, Abandoned» by Nikil Saval

«Rolling Stone»: «Trump 2010. Be Very Afraid» by Matt Taibbi

«Rolling Stone»: «The Very Real Possibility of President Elizabeth Warren» by Jamil Smith

«Outside»: «The Tragedy on Howse Peak» by Nick Heil

..........Kalenderwoche 35..........

«The New York Times»: «What ‘Victory’ Looks Like: A Journey Through Shattered Syria» by Vivien Vee (Story) & Meredith Kohut (photographs)

«The New York Times»: «China’s Soft Power Failure: Condemning Hong Kong’s Protests» by Li Yuan

«The New York Times»: «The People’s War Is Coming to Hong Kong» by Yi-Zheng Lian

«The New York Times»: «How the Palestinian-Israeli  Peace Process Became a Farce» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «The World Has a Germany Problem» by Paul Krugman

«The New York Times»: «Trump. Greenland, Denmark. Is This Real Life?» by The Editorial Board

«The New York Times Magazine»: «A Brief History of Slavery You Didn’t Learn in School» Curated by Mary Elliott

«The New York Times»: «America the Beautiful» by Bret Stephens

«The New York Times»: «Some Migratory Birds Sleep Better Than Others» by Emily Anthes

«The New York Times Magazine»: «Neil Young’s Lonely Quest to Save Music» by David Samuels

«The New Yorker»: «A Reporter At Large: Silicon Valley’s Crisis of Conscience» by Andrew Marantz

«The New Yorker»: «Dept. Of Ecology: A Trailblazing Plan to Fight California’s Wildfires» by Nicola Twilley

«The New Yorker»: «Profiles: Mike Pompeo, The Secreatry of Trump» by Susan B. Glasser

«The New Yorker»: «The Failure to See What Jeffrey Epstein Was Doing» by Amy Davidson Sorkin

«The Washington Post»: «The 1619 project and the far-right fear of history» by Ishaan Tharoor

«The Washington Post»: «I was wrong about Trump. Here’s why» by Anthony Scaramucci

«The Washington Post»: «The U.S. must take Greenland by force!» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Trump claims he’s the messiah. Maybe he should quit white he’s ahead» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «The month a shadow fell on Trump’s economy» by Damian Paletta, Robert Costa, Josh Dawsey & Philip Rucker

«The Washington Post»: «Trump’s idea of buying Greenland is far from absurd» by Marc A. Thiessen

«The Washington Post»: «The Amazon is burning» by Terrence McCoy

«The Guardian»: «The long read - The machine always wins : what drives our addiction to social media?» by Richard Seymour

«The Guardian»: «The next global recession will be immune to monetary solutions» by Nouriel Roubini

«The Guardian»: «Molotov-Ribbentrop: why is Moscow trying to justify Nazi pact?» by Andrew Roth

«The Independent»: «The Fourth Afghan War is about to escalate» by Robert Fisk

«Pro Publica»: «How Amazon and Silicon Valley Seduced the Pentagon» by James Bandler, Anjali Tsui & Doris Burke

«npr»: «A Dead Cat,  a Lawyer’s Call and a 5-Figure Donation : How Media Fell Short on Epstein » by David Folkenflik

«The Atlantic»: «The Great Land Robbery» by Vann R. Newkirk II

«Columbia School of Journalism»: «How conservative media has grown under Trump» by Howard Polskin

«Vanity Fair»: «No one is safe: how Saudi Arabia makes dissidents disappear» by Ayamn M. Mohyeldin

..........Kalenderwoche 34..........

«The Washingtgon Post»: «Trump has one playbook, and very few plays left in it» by Dan Balz

«The Washington Post»: «How not to fix Silicon Valley» by Paul Musgrave

«The Washington Post»: «The Kong Kong protests are the inevitable effect of an impossible system» by Keith B. Richburg

«The Washington Post»: «In God’s country» by Elizabeth Bruenig

«The Washington Post»: «Captured ISIS fighters get short sentences and art therapy in Syria» by Liz Sly

«The Washington Post»: «An old camera and a roll of film help one photographer rediscover the pleasures of photography» by Kenneth Dickermann &Jerry Wolford

«The Washington Post» : «Facebook’s Libra cryptocurrency is part of a  disturbing financial trend» by Graham Steele

«The Intercept»: «Here Are Five Lies About Iran That We Need to Refute to Stop Another Illegal War» by Mehdi Hassan

«The Intercept»: «The Sharpest Lens on the Arab World Belongs to Arab Women Reporting There» by Maryam Saleh

«The Intercept»: «A Syrian Mother’s Letter to her Daughter, ‘For Sama’, Shows War in an Unusually Intimate Light» by Sarah Aziza

«The New York Times»: «Inmate No. 76318-054: The Last Days of Jeffrey Epstein» by Ali Watkins, Danielle Ivory & Christina Goldbaum

«The New York Times»: «If You Think Trump Is Helping Israel, You’re a Fool» by Thomas L. Friedman

«The New York Times»: «How to Torture Trump» by Gail Collins

«The New York Times»: «The Phony Patriots of Silicon Valley» by Kevin Roose

«The New York Times Magazine»: «The 1619 Project» by Matthew Desmond (essay) & Dannielle Bowman (photograph)

«The New York Times Magazine» : «The Undemocratic Impulses of American Democracy» by Jamelle Bouie

«The New York Times Magazine» : «To Know the Brutality of American Capitalism, Start on the Plantation» by Matthew Desmond

«The New York Times Magazine»: «Why Is Everyone Always Stealing Black Music» by Wesley Morris

«The New Yorker»: «The Political Scene: Stacy Abrams’s Fight for a Fair Vote» by Jelani Cobb

«The New Yorker»: «Personal History: A Year Without a Name» by Cyrus Grace Dunham

«The New Yorker»: «What Toni Morrison Understood about Hate» by David Remnick

«The Guardian»: «The long read -  ‘Loud, obsessive and tribal’ : the radicalisation of remain» by Daniel Cohen

«The Guardian»: «Podcast: the crisis in Kashmir»

«The Guardian»: «Documentary films - One child nation: looking back at China’s horrifying policy» by Chartles Bramesco

«The Guardian»: «What do the Hongkong protesters want?» by Alison Rourke

«The Guardian»: «Brexit has turned our government into an Orwellian Ministry of Truth» by Polly Toynbee

«The Guardian»: «The long read – The myth of Eurabia : how a far-right conspiracy theory went mainstream» by Andrew Brown

«The Guardian»: «The long read: Why it’s time to stop worrying about the decline of the English language» by David Shariatmadari

«The Guardian»: «Alpine climbing routes crumble as climate crisis continues» by Marco Bertorello/AFP/Getty Imgaes

«The Guardian»: «Grass Ski  Championship in Pictures» by Alexandra Wey

«The Guardian»: «‘In many ways, it was a miracle’: looking back at Woodstock at 50» by Rob LeDonne

«The Guardian»: «’Groovy, groovy, groovy: listening to Woodstock 50 years on – all 38 discs» by Bob Stanley

«The Guardian»: «The long read: Why it’s time to stop worrying about the decline of the English language» by David Shariatmadari

«The Observer»: «Hong Kong’s dilemma: fight or resist peacefully?» by Lily Kuo

«The Independent»: «If Chinese tanks take Hong Kong, who’ll be surprised? Land grabs are happening everywhere – and we’re complicit» by Robert Fisk

..........Kalenderwoche 33..........

«The New York Times»: «Jeffrey Epstein Is Dead. His Victims Still Deserve Justice» by The Editorial Board

«The New York Times»: «A Common Trait Among Mass Killers : Hatred Toward Women» by Julie Bosman, Kate Taylor & Tim Arango

«The New York Times»: «The Global Machine Behind the Rise of Far-Right Nationalism» by Jo Becker

«The New York Times»: «Toni Morrison, Towering Novelist of the Black Experience, Dies at 88» by Margalit Fox

«The New York Times»: «Toni Morrison’s Song of America» by Tracy K. Smith

«The New York Times»: «8chan Is a Megaphone for Shooters. ’Shut the Site Down’, Says Its Creator» by Kevin Roose

«The New York Times»: «Requiem for White Men» by Maureen Dowd

«The New York Times Magazine»: «The Schoolteacher and the Genocide» by Sarah Topol

«The New York Times Magazine»: «How Bill de Blasio Went from Progressive Hope to Punching Bag» by Matt Flegenheimer

«The New Yorker»: «Annals of Inquiry: Why Doctors Should Organize» by Eric Topol

«The New Yorker»: «Battleground America» by Jill Lepore

«The New Yorker»: «How Mosquitoes Changed Everything» by Brooke Jarvis

«The New York Review of Books»: «The Supreme Court: Keeping Up Appearances» by David Cole

«The New York Review of Books»: «Climate Change: Burning Down the House» by Alan Weisman

«The New York Review of Books»: «The Daily Alchemy of Translation» by Jennifer Croft

«The Washington Post»: «Visual story: Two cities united in a tragedy uniquely American» by Reis Thebault, Karly Dom Sadof, Nick Kirkpatrick & Lucio Villa

«The Washington Post»: «Suddenly we’re the country the rest of the world is warning about» by Dana Milbank

«The Washington Post»: «Modi’s radical move on Kashmir takes India into unchartered territory» by Joanna Slater

«The Washington Post»: «Have followers, will travel» by Elizabeth Chang

«TIME»: «Why America Is Losing the Fight Against White Nationalist Terrorism» by Vera Bergengruen & W.J. Hennigan

«The Atlantic»: «White Nationalism’s Deep American Roots» by Adam Serwer

«The Atlantic»: «I’ve seen the limits of journalism» by John Temple

«The Guardian»: «8chan: the far right website linked to the rise in hate crimes» by Julie Carrie Wong

«The Guardian»: «Kibera: ’There’s a lot of weirdness in a slum’» by Tracy McVeigh & Rod Austin

«The Guardian»: «’I don’t smell’: Meet the people who have stopped washing» by Amy Fleming

«The Guardian»: «The Californians forced to live in cars and RVs» by Vivian Ho

«The Guardian»: «Fears of ‘Chernobyl on ice’ as Russia prepares floating nuclear plant» by Andrew Roth

«The Guardian» : «Ahead of the pack: the best books about running» by Ben Wilkinson

«The Guardian»: «’We have to fight for our rights’: are Russians ready to defy Putin?» by Shaun Walker

«The Guardian»: «Toni Morrison: farewell to America’s greatest writer – we all owe her so much» by Chigozie Obioma

«The Guardian»: «How the media contributed to the migrant crisis» by Daniel Trilling

«The Observer»: «‘His conduct left an impression that lingered’ : the life of Jeffrey Epstein»

«The Observer»: «‘Hungry kids collapse as looter take millions’: life in today’s Zimbabwe» by Jason Burke

«The Independent»: «Lies and buffoonery: How Boris Johnson’s fantasy world casts dark shadows in the Middle East » by Robert Fisk
 

...........Kalenderwoche 32..........

«The New York Tims» : «Back-to-Back Shooting Massacres Shake a Bewildered Nation to Its Core» by Campell Robertson, Julie Bosman & Mitch Smith

«The New York Times»: «El Paso Shooting Suspect’s Manifesto Echoes Trump’s Language» by Peter Baker & Michael D. Shear

«The New York Times»: «We Have a White Nationalist Terrorist Problem» by The Editorial Board

«The Washington Post»: «Trump makes it all worse. How it could be different» by Editorial Board

«The Washington Post» : «FBI faces scepticism over its efforts to fight domestic terrorism» by Devlin Barrett

«The Washington Post» : «Media’s coverage of gun-massacres must change» by Margaret Sullivan

«The New York Times»: «1969: It’s the Anniversary of Everything» by Alyson Krueger

«The New York Times»: «The Who-Can-Beat Trump Test Leads to Kamela Harris» by Roger Cohen

«The New York Times»: «Marianne Williamson Knows How to Beat Trump» by David Brooks

«The New York Times»: «Older Women: They’re Mad as Hell» by Ruth La Ferla

«The New York Times» : «Letters Show How Osama bin Laden Groomed Son for Al Qaeda» by Rukmini Callimachi

«The New York Times»: «Dying Gasp of One Local Newspaper» by Richard Faussett (story) & Tim Gruber (photographs and video)

«The New York Times Magazine» : «Spain’s Most Celebrated Wrtiter Believes The Facist Past Is Still Present» by Giles Harvey

«The New York Times Magazine» : «Paradise, Calif.: ‘There Is Fire Everywhere’» by Jon Mooallem (text) & Katy Grsnnsan (photographs)

«The New Yorker»: «Annals of Law: Alan Dershowitz, Devil’s Advocate» by Connie Bruck

«The New Yorker»: «Dept. Of Finance: The Invention of Money» by John Lanchester

«The New Yorker»: «Books: What P.T.Barnum Understood About America» by Elizabeth Colbert

«The New York Review of Books»: «Real Americans» by Joseph O’Neill

«The Washington Post»: «She went undercover to expose an insane asylum’s horrors. Now Nellie Bly is getting her due» by Diane Bernard

«The Washington Post Magazine»: «Victims, Families and America’s Thirst for True Crime Stories» by Britt Perseon (text) & Mollie Walton Corbett (photos)

«The Washington Post Magazine»: «The Poignant But Complicated Friendship of Joe Biden and Barack Obama» by Steven Levingston (story) & Michelle Thompson (illustrations)

«The Intercept»: «Mike Pompeo Is Donald Trump’s De Facto Intelligence Czar» by James Risen

«The Guardian»: «No-deal Brexit was once a sick Tory joke. Not it’s serious» by Simon Jenkins

«The Guardian»: «The long read: How the state runs business in China» by Richard McGregor

«The Guardian»: «Living without water: the crisis pushing people out of El Salvador» by Nina Lakhani

«The Guardian»: «’He’ll reap what he sows’: What does Baltimore make of Trump?» by David Smith

«The Guardian»: "Ken Burns on America: ‘We’re a strange and complicated people’" by Mark Lawson

«The Guardian»: «Women at war: why do we still struggle with the ides of women soldiers?» by Sarah Hall

«The Guardian»: «From a wrongful arrest to a life-saving romance: the typos that have changed people’s lives» by Tom Lamont

«The Guardian»: «Economics is a failing disciplie doing great harm – so let’s rethink it» by Andrew Simms

«The Guardian»: «’It just takes off’: how the short-video-app TikTok has caused a global stir» by Naman Zhoo

«Rolling Stone» : «The Iowa Circus» by Matt Taibbi

..........Kalenderwoche 31..........

 

«The Washington Post»: «Mueller didn’t fail. The country did» by Jennifer Rubin

«The Washington Post» : «Democrats now have one option to end Trump’s presidency: the 2020 election» by Dan Balz

«The Washington Post»: «To understand how to beat Trump in 2020, Democrats should look to comedians» by Richard Zoglin

«The Washington Post»: «A weary old man with a warning» by Paul Zak & Jada Juan

«The Washington Post»: «Content moderators are haunted by what they see on the internet» by Elizabeth Dwoskin, Jeanne Wahlen & Regine Cabato

«The Washington Post»: «These are the winners oft he 12th annual iPhone photography awards» by Olivier Laurent

«The Washington Post Magazine»: «The Surprisingly Tolerable Second Act of Anthony Scaramucci» by Rebecca Nelson (story) & Mark Mann (photos)

«The Intercept»: «Congress and the Press Should Pick Up Where Former Special Counsel Robert Mueller Left Off» by James Risen

«The Intercept»: «Rainforest on Fire» by Alexander Zaitchick

«The New York Review of Books»: «The Ham of Fate» by Finton O’Toole

«The New York Review of Books»: «Iran: The Case Against War» by Steven Simon & Jonathan Stevenson

«The New York Review of Books»: «A Long & Undeclared Emergency» by Pankaj Mishra

«The New Yorker»: «Why Facts Don’t Change Our Minds» by Elizabeth Colbert

«The New Yorker»: «Books: Rediscovering Natalia Ginzburg» by Joan Acocella

«The New Yorker»: «Dept. Of Motor Vehicles: Was the Automotive Era a Terrible Mistake?» by Nathan Heller

«The New York Times» : «Brexit Under Boris Johnson: Deal or No Deal?» by Richard Pérez-Peňa

«The New York Times»: «Why I’m Rooting for Boris Johnson» by Bret Stephens

«The New York Times»: «Trump Impeachment Is Far Less Likely After Muller Testimony» by Carl Hulse

«The New York Times»: «Trump’s Inumanity Before a Victim of Rape» by Roger Cohen

«The New York Times»: «This Is an Article About Women» by Nicola Pardy

«The New York Times»: «‘They’re doing it as we sit here’» by The Editorial Board

«The New York Times»: «Honduras: Pay or Die » by Sonja Nazario (text) & Victor J. Blue (photos)

«The New York Times Magazine» : «‘The Era of People Like You Is Over’: How Turkey Purged Its Intellectuals» by Suzy Hansen

«The New York Times Magazine»: «Joe Biden Wants to Take America Back to a Time Before Trump» by Michael Steinberger

«The Guardian»: «The disinformation age: a revolution in propaganda » by Peter Pomerantsev

«The Guardian»: «The world knows what is happeing to the Uighurs. Why has it been so slow to act?» by Kate Lyons

«The Guardian» : «House of Pain: Who are the Sacklers under fire in lawsuits over opioids?» by Joanna Walters

«The Guardian» : «From Johnson to Trump, nationalists are on the rise – backed by bllionaire oligarchs» by George Monbiot

«The Independent»: «At Cologne’s Gestapo museum, visitors are drawing modern parallels – can we really say they’re being simplistic?» by Robert Fisk

«The Independent»: «Trump is powering the UK’s preparations for war – it’s he who needs to be deterred, not Iran» by Robert Fisk

«The Independent»: «A Letter to the UK from a White House reporter who spent the last year covering Trump» by Andrew Feinberg

«The Conversation»: «The internet is rotting – let’s embrace it» by Viktor Mayer-Schönberger
 

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Anatole France, französischer Historiker, Schriftsteller, Nobelpreisträger für Literatur

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Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit.

Als in Zürich (endlich) die Avantgarde einzog

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Selbst Picasso kam vorbei. Das war im Oktober 1932. Er besuchte, zusammen mit seiner Frau, seine Ausstellung im Zürcher Kunsthaus. Seinen Aufenthalt nutzte er zu einem Ausflug nach Einsiedeln. Auf dem Weg dorthin besuchte er diesen neuartigen Häuserhaufen, der eben auf einer grünen Wiese vor den Toren von Zürich entstanden war. Bei einem Mittagessen im Restaurant Belvoir soll er dann gesagt haben: „Neubühl gefällt mir, scheint beweglich und nicht für die Ewigkeit fixiert...“

Die neuartige Siedlung der Baugenossenschaft Neubühl, die zwischen 1930 und 1932 gebaut wurde, machte schnell Schlagzeilen – nicht nur wegen ihrer neuartigen Architektur.

Neubühl nach der Fertigstellung 1932 (Foto: PD)
Neubühl nach der Fertigstellung 1932 (Foto: PD)

„Strumpflose Beine“

Hier nisteten sich Leute ein, die nicht allen gefielen: Künstler, Intellektuelle, Linke, Menschen, die die Konventionen sprengten und freizügig herumliefen. Aber auch Lehrer, Juristen, Zahnärzte, Fotografen, Pfarrer und Architekten waren gekommen.

Der Schriftsteller Kurt Guggenheim, der ebenfalls im Neubühl wohnte, lobte den freien Lebensstil, der sich hier manifestierte. Die Männer würden „entblössten Halses“, also ohne Krawatten herumlaufen. Die Frauen hätten „den Mut zu den Farben“ wiedergefunden, tragen „kanariengelbe Pullover“ und präsentierten sich mit „strumpflosen Beinen“.

„Ikone des Neuen Bauens“

221 Wohnobjekte entstanden hier im Süden der Stadt Zürich beim Quartier Wollishofen. Es war eine Genossenschaft des Mittelstandes – eine „Manifestation der Avantgarde“, schreibt Emanuel La Roche, der Verfasser des neuen Buches. La Roche, früher Redaktor beim Tages-Anzeiger und Mitbewohner der Siedlung, spricht vom „architektonischen Bijou Neubühl“ und vom „bedeutendsten Wohnensemble der Zwischenkriegszeit“. Die Siedlung steht heute unter Denkmalschutz und wird immer wieder von Architekturstudenten besucht. Neubühl, schreibt La Roche, ist zu einer „Ikone des Neuen Bauens“ geworden.

Schon die damals neuartigen Flachdächer waren umstritten – ebenso die grossen Fenster, die fast bis zum Boden reichten und die ebenerdigen Türen. Doch der Autor beleuchtet nicht nur die Architektur, sondern interessiert sich „für die Menschen, die darin wohnen und gewohnt haben“. Und da wird das Buch – und das ist das Spannende – weit mehr als die Geschichte einer Siedlung.

Neues Lebensgefühl

Idee war es, eine neuzeitlich, sozial gedachte Wohnsiedlung abseits der Stadt zu bauen. Neubühl sollte mehr sein als eine der üblichen Genossenschaften mit dem Ziel der Verbilligung der Mietpreise. Neubühl war denn auch immer vor allem eine Siedlung des Mittelstandes und nicht der Arbeiter.

Hier wurde, neben der neuen Architektur, ein neues Lebensgefühl, ein neuer Lebensstil propagiert. Dieser äusserte sich nicht nur in der freizügigen Mode der Bewohnerinnen und Bewohner. Ein neues Einrichtungsdesign entstand: Neuartige Möbel wurden in die Wohnungen gestellt: weg von gedrechselter schwerer Eiche und Mahagoni. Bunt bemalte Bücherregale tauchten auf, Lampen und Stühle aus reinem Metall, platzsparende Korpusschränke. Lampen mit indirekter Beleuchtung. „Licht, Luft, Sonne“, hiess das Motto. Max Bill engagierte sich und gestaltete sogar ein Wohnungsinserat.

„Sexueller Salat“

Trotz oder wegen des avantgardischen Touch: Man grüsste sich in der Siedlung, man half sich, man hielt zusammen. Im Grunde ist das Buch „die Geschichte eines Dorfes“, schreibt La Roche. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner lebten lange dort, 60 Jahre und mehr.

Der andere Lebensstil erzeugte in der nahen Stadt schnell Argwohn. „Spinner müssten das sein, die dort wohnen“, hiess es, „Halbverrückte, im besten Fall Künstler, aber sicher Gottlose und möglicherweise Kommunisten oder gar Menschen, die Vielweiberei betrieben. Die durchgehenden Kellerdurchgänge erlaubten ja ein verstecktes Hin und Her zwischen den Häusern“. Andere sprachen von „erotischen Verwicklungen“ oder von einem „sexuellen Salat“.

„Gekrächze eines Frauenzimmers“

Man nannte die Siedlung „Araberdörfli“, „Berberdörfli“, „Negerdorf“, „Hühnerfarm“. Oft wurde die Polizei gerufen. Einige lebten im Neubühl im Konkubinat. Manchmal wurde es laut. „Gejohle, Gekreisch, lautes Gelächter“, beschwerte sich Mieter Piguet über Fräulein B., die mit „ca. 20 Offizieren bis morgens um 2 Uhr feierte“.  Ein anderer kritisierte das „Gekrächze eines Frauenzimmers“.

Doch das waren Ausnahmen. Eine Frieda Tobler, die 60 Jahre in der Siedlung wohnte, sagt: „Auch menschlich gesehen ist der Neubühl gottlob wie ein Dörfchen, wo man sich grüsst und kennt und miteinander lebt.“ Das Motto war: „Leben und leben lassen“. La Roche zitiert den indischen Architekten Balkrishna Doshi: „Wichtiger als Gebäude zu bauen, ist es, Gemeinschaften zu stiften.“

Zentrum für Emigranten

Während der Nazi-Zeit wurde das Neubühl zu einem wichtigen Aufnahmezentrum für Emigranten. Mindestens 22 Familien, die vor den Nazis flüchten mussten, fanden hier zeitweise Unterschlupf. Unter anderen wohnte der Autor Arthur Koestler hier, ebenso der Theatermann und Filmregisseur Leopold Linthberg und der Schauspieler Ernst Ginsberg. Die meisten Neubühl-Bewohner zeigten sich den Flüchtlingen gegenüber hilfsbereit.

Doch nicht alle. Und da wird das Buch über eine kleine Zürcher Siedlung sogar ein Stück Schweizergeschichte. Es ist keine schöne Geschichte.

„Judensiedlung mit kommunistischem Einschlag“

Die dem Freisinn nahestehende 1919 gegründete Zeitung „Zürcher Volkszeitung“ schrieb, es würden im Neubühl „lauter Edel- oder andere Kommunisten, Emigranten und Nicht-Christen“ bevorzugt. Schweizerische Mieter würden benachteiligt. Der Artikel, ein anti-jüdisches Pamphlet, wurde anonym publiziert. Er wurde dann in gekürzter Form von der „Zürichsee-Zeitung“ und dem „Neuen Winterthurer Tagblatt“ wiedergegeben. Auch andere Zeitungen übernahmen teilweise das Pamphlet, so die „Neue Glarner Zeitung“, das in Thun erscheinende „Oberländer Tagblatt“, die „Glarner Nachrichten“, die „Neue Basler Zeitung“ und andere. Der in Andelfingen publizierte „Weinländer“ sprach von „Judensiedlung mit kommunistischem Einschlag“. Sogar die in New York erscheinende „Amerikanische Schweizer Zeitung“ übernahm das Pamphlet.

Hier ist das Buch auch eine Mediengeschichte. Es zeigt die antijüdische und pro-deutsche Haltung vieler Schweizer Medien während der Nazi-Zeit. Und es zeigt auch, wie Journalisten, ohne zu recherchieren, einfach einander abschreiben.

Der Vorstand der Siedlung Neubühl wehrte sich mit ganzseitigen Inseraten und fand auch den Autor des anonymen Hetzartikels: Redaktor Oskar Beer. Die „Zürcher Volkszeitung“ ging dann bald ein, Beer wurde arbeitslos und entschuldigte sich schliesslich. Doch der Schaden war da.

„Verpasste Chance“

Immer wieder kämpfte das Neubühl um Mieter. Der Leerwohnungsbestand war oft hoch, denn der Standort der Siedlung weit weg von der Stadt ohne fehlende Anbindung an den öffentlichen Verkehr war ein Handicap. Auch mit der Überalterung hatte die Siedlung zu kämpfen. Den meisten Bewohnern gefiel es so gut, dass sie Jahrzehnte blieben – und immer älter wurden. Und die Siedlung war keineswegs eine „Judensiedlung mit kommunistischem Einschlag. Verbrieft ist, dass zumindest ein Mieter ein „Fröntler“ war.

Nach 60 Jahren sollte die Siedlung erweitert werden. Doch der Neubau des „Erligatters“ mit seinen 28 Wohnungen war eine Enttäuschung. Es habe der „Mumm“ gefehlt, etwas wirklich Neues zu realisieren, zitiert La Roche ein Vorstandsmitglied. „Hier wurde eine Chance verpasst. Von Begeisterung und  Enthusiasmus keine Spur“, schreibt der Autor. Der Neubau wurde im August 2000 eingeweiht. Der Unterschied zu Alt-Neubühl liege auf der Hand, stellt La Roche fest: „Damals wurde etwas wirklich Neues geschaffen: Ein Wurf, der Massstäbe setzen sollte. Alt Neu-Bühl erregte die Gemüter. Neu-Neubühl fällt nicht weiter auf ...“

                                              ***

Das Buch von Emanuel La Roche ist weit mehr als die Geschichte einer kleinen, neuartigen Wohninsel am Rand einer Schweizer Stadt. Es ist die Geschichte eines geistigen Aufbruchs – und der Widerstände auf die er gestossen ist. Und es ist auch eine Mediengeschichte.

Wie haben viele Zürcher und Schweizer in jener Zeit getickt? Das Buch sagt viel über den Zustand unserer Gesellschaft in der Zwischenkriegszeit und danach. In diesem Sinn ist das Werk auch eine wertvolle soziologische Auslegeordnung.

Übrigens: Schon früh hatte man im Neubühl mit den üblichen Problemen zu tun. Das Thema „Haustiere“ erregte immer wieder die Gemüter. Eine Haustierkommission wurde gebildet, die forderte, dass Hunde innerhalb der Siedlung an der Leine zu führen sind. Katzen hatten nachts zu Hause zu bleiben. Sie hatten „Anrecht auf genügend Fleisch, um dem Vogelfrass vorzubeugen“.

Doch es gab nicht nur Hunde und Katzen. Ein Untermieter hatte zwei Affen mitgebracht. Einer von ihnen biss eine ältere Mitbewohnerin in die Hand. Die Affen wurden ausgewiesen.

Emanuel La Roche: Im Dorf vor der Stadt – Die Baugenossenschaft Neubühl 1929–2000. Chronos, November 2019, gebunden, 392 Seiten, CHF 48.-- 

 

 

 

 

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Ödland und Wüste

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Noch im Präsidentschaftswahlkampf 2016 warnte Donald Trump vor Leuten, die illegal in die USA einwanderten und dort Unschuldige töteten. Um das zu verhindern, versprach der Kandidat an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen, die vom Nachbarland finanziert werden würde. Es war eines seiner wirkungsvollsten, wenn auch nicht ehrlichsten Wahlversprechen.

Nun hat vergangene Woche ein willkommener Ausländer auf der Luftwaffenbasis in Pensacola (Florida) drei Amerikaner erschossen und mehrere Personen verletzt. Der Täter, von unerschrockenen Sicherheitskräften getötet, war ein saudischer Offizier, der auf der Basis eine Pilotenausbildung absolvierte.

Der Vorfall erinnert von fern an die Terroranschläge von 9/11, als zivile saudische Pilotenschüler und Mitglieder von Al-Qaida Passagierflugzeuge in die beiden Türme des World Trade Center in New York und in die Aussenmauer des Pentagon in Washington DC steuerten. Doch von Terror mochte Präsident Donald Trump in einer ersten Reaktion auf die Morde in Pensacola nicht sprechen.

Über Twitter liess er verlauten, Saudi-Arabiens König Salman habe ihm «erschüttert» kondoliert und versprochen, sich um die Angehörigen der Opfer zu kümmern. Kein Wort davon, dass er von den Saudis erwarte, die Hintergründe des Vorfalls aufklären zu helfen. Selbst republikanische Politiker im Kongress, wie das FBI, sprachen von einem Terroranschlag und forderten, jene Ausländer strikter zu überprüfen, die jedes Jahr nach Amerika kommen, um sich militärisch weiterbilden zu lassen.

Dem Pentagon zufolge bildet die US-Armee derzeit 5’181 Personen aus 153 Ländern aus. 852 dieser Trainees sind Saudis. Trotz wachsendem Widerstand im Kongress unterstützen die USA nach wie vor die saudische Luftwaffe beim verheerenden Krieg im Jemen, der dem früheren CIA-Beamten Bruce Riedel zufolge derzeit «die schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt» ist.

Ins Bild passt auch der Umstand, dass Donald Trump drei als Kriegsverbrecher verurteilte US-Soldaten begnadigt und die Degradierung eines vierten rückgängig gemacht hat. Dies gegen den ausdrücklichen Widerstand der Kommandanten ihrer Armeezweige, die um die Moral ihrer Truppe fürchteten. Doch für den amerikanischen Präsidenten sind die Verurteilten keine Killer, sondern Krieger, wenn nicht Helden, deren Zweck die Mittel heiligt.

Nahost-Experte Aaron David Miller erinnert in der «New York Times» daran, dass Donald Trumps Reaktion auf die Morde in Florida wohl ganz anders ausgesehen hätte, wäre der Attentäter aus einem jener islamischen Länder gekommen, die der Präsident boykottiert: «Getrieben durch Öl, Geld, Waffenverkäufe, eine Menge saudischer Feten und Schmeicheleien, hat Trump für Saudi-Arabien eine praktisch uneinnehmbare Zone der Immunität aufgebaut.» Was sich 2018 auch im Fall der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Kashoggi in Istanbul gezeigt hat, in die laut US-Geheimdiensten mit hoher Wahrscheinlichkeit Riads Kronprinz Mohammed bin Salman involviert war. Bisher ohne Konsequenzen.

Noch steht nicht fest, ob die Morde in Pensacola die Tat eines radikalisierten Einzeltäters sind oder ob der 21-jährige Oberleutnant Mohammed al-Shamrani Teil einer Terrorzelle war. Zumindest verdächtig, dass drei weitere saudische Trainees, angeblich rein zufällig, den Anschlag auf dem Luftwaffenstützpunkt filmten. Ungeklärt ist ferner, wie der Täter in den Besitz einer Schusswaffe und mehrerer Magazine Munition gelangen konnte.

Zweifellos untergräbt Donald Trumps laue Redaktion erneut die Glaubwürdigkeit der USA in der Welt. Denn erneut beweist der Präsident, dass im Falle Saudi-Arabiens seine persönlichen Interessen wichtiger sind als die Ideale seines Landes. Dass ihn die Verletzung von Menschenrechten weniger kümmert als die Befriedigung seiner narzisstischer Impulse.  Und dass am Ende für ihn das Fressen vor der Moral kommt.

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20 Jahre 20 Minuten

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Die Gratiszeitung „20 Minuten“ schlug 1999 in der Branche ein wie eine Bombe. Kaum etwas hat die Presse so nachhaltig umgekrempelt wie diese Innovation. Der Autor des dreiteiligen Reports ist ein langjähriger, genauer Beobachter der Schweizer Medienszene – und ein unterhaltsamer Erzähler. Lesen Sie die drei Artikel unseres Partner-Portals "Medienwoche".

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