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Japanisches Sprichwort

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Am Fusse des Leuchtturms ist es dunkel.


Pflock zum Bau eines Hindu-Staats

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„Schlag Mitternacht“, so hatte Indiens erster Premierminister Nehru am 14. August 1947 im Parlament erklärt, „wird Indien das uralte Versprechen der Vorsehung einlösen“ – die Erlangung seiner Unabhängigkeit. „India’s Tryst with Destiny“ wurde ein geflügeltes Wort, das für Generationen von Indern diese historische Zäsur fortan signalisierte.

„A Tryst with Bigotry“ sei das Parlament am Montag eingegangen, so lautete das Urteil von Nehrus Enkelin Priyanka Gandhi. Ebenfalls kurz vor Mitternacht hatte es eine historische Gesetzesänderung vorgenommen. Mit 311 gegen 80 Stimmen beschloss die Volkskammer, Flüchtlingen aus drei Nachbarstaaten – Afghanistan, Bangladesch und Pakistan – das Bürgerrecht zu erteilen, wenn sie einer religiösen und verfolgten Minderheit angehören.

Hindus, Buddhisten, Jains, Sikhs, Christen und Parsen sollen diese Vorzugsbehandlung erhalten. Das hört sich wie eine noble Geste an. Doch fehlte dabei ein Glaubensbekenntnis – der Islam. Es war diese Leerstelle, die klarstellte, dass es eigentlich um dessen Ausschluss, und nicht um das Gastrecht für die andern ging.

Impliziter Ausschluss der Muslime

Ebenfalls einsichtig wurde nun, warum nur die drei erwähnten Nachbarstaaten genannt wurden: Dort ist der Islam Staatsreligion – also kann es dort keine muslimischen Minderheiten und keine Verfolgung geben; ergo kann man ein Gesetz erlassen, das, erstmals in der Geschichte der Republik, Menschen einer bestimmten Religion ausschliesst.

Es ging bei dieser Änderung eines Gesetzes aus dem Jahr 1955 also nicht um den löblichen Schutz eines grundlegenden Menschenrechts, dem freien Bekenntnis zu einer Religion. In den Augen der Opposition war es das genaue Gegenteil – der Entzug dieses Rechtschutzes für Muslime.

Dass dem so ist, zeigt die sonderbare Auswahl der drei Nachbarn. Einer von ihnen, Afghanistan, grenzt nicht einmal an Indien. Mit einem Einschluss Myanmars, einem direkten Nachbarn, müsste Indien akzeptieren, dass dort die schutzbedürftige Minderheit der Rohingyas Muslime sind. Sri Lanka hat seinerseits eine muslimische Minderheit, die immer mehr die Tamilen als ethnischen Feind ersetzt – auch dieser Nachbar wurde ausgelassen. Und in Pakistan gibt es mehrere islamische Sekten, die vom Sunni-Staat erbarmungslos geächtet und verfolgt werden.

Verfassungsgrundsätze verletzt

Es ist eigentlich selbstverständlich für die Gesetzgebung eines demokratischen und säkularen Staats, dass die Vertreter aller Religionsgemeinschaften dieselben Grundrechte haben. Aber nun haben die Machthaber einen Weg gefunden, auch gesetzlich eine Bresche in dieses eherne Prinzip der Gleichheit zu schlagen. 

Und bereits kommt der nächste Schlag. Ist die Gesetzesänderung einmal über die Bühne – die Rajya Sabha, der Senat, hat sie bereits einmal akzeptiert – wartet schon das National Registry of Citizenship. Es ist eine nationale Feststellung des Bürgerrechts aller Bewohner Indiens. 

Mit dem neuen Bürgerrechtsgesetz können nun alle Nicht-Muslime, Bewohner oder Flüchtlinge, quasi als Bona-Fide-Inder angesehen werden. Damit bleibt nur die muslimische Gemeinschaft übrig, deren Mitglieder insgesamt zumindest legal dem Generalverdacht ausgesetzt sind, illegale Migranten zu sein. Sie müssen beweisen, dass sie und mindestens ein Elternteil in Indien geboren wurden und dass der andere Elternteil kein illegaler Einwohner ist.

Drittgrösstes muslimisches Land

Mit nahezu 200 Millionen Menschen ist Indien das drittgrösste muslimische Land der Welt. Die meisten von ihnen sind ohnehin ethnische Inder, deren Vorfahren zum Islam übergetreten sind. Viele werden keine Schwierigkeit haben, ihren rechtmässigen Status als gebürtige Inder mit Dokumenten zu beweisen.

Für die meisten gibt es ohnehin kein Land, in das sie zurückgeschickt werden könnten. Aber das ist auch nicht die Absicht. Es geht vielmehr darum, den Muslimen klarzumachen, dass sie suspekt sind und dass sie diesen Verdacht dokumentarisch entkräften müssen. 

Im Fadenkreuz der Hindutva-Bewegung findet sich die muslimische Elite, die diesen Namen gar nicht verdient. Denn sie ist so hauchdünn, dass sie sich kaum als soziale Gruppe wahrnimmt. Deren Mitglieder gehören anderen sozialen Formationen an – Politiker, Akademiker, Sportler, Filmstars, Geschäftsleute, Anwälte, Ärzte. Ausser den Politikern können die meisten von ihnen mit der Religionsetikette wenig anfangen. Doch dieses Kainszeichen soll nun an ihnen haften bleiben.

Die wenigsten von ihnen werden Probleme haben, ihre indische Herkunft zu beweisen. Es ist die grosse Mehrheit der armen Muslime, die hart getroffen werden. Sie zählen zu den Ärmsten der heutigen indischen Gesellschaft, mit Sozialindikatoren, die noch tiefere Werte anzeigen als jene für Dalits und Ureinwohner. Es sind – neben den Flüchtlingen – typischerweise die Armen, die überdurchschnittlich viele Sans-Papiers aufweisen, dank ihrer zerrütteten Lebensverhältnisse. Für die Regierung sind sie vermutlich nicht mehr als ein Kollateralschaden.

Unsichere Umsetzung

Wird sich dieses zynische Drehbuch umsetzen lassen? Es gibt Beobachter, die dem Plan einer separaten Kategorisierung und Behandlung der Muslime keine Chance geben; „dead on arrival“ nannte der Journalist Shekhar Gupta die Gesetzesänderung. Sie verweisen auf den kleinen Bundesstaat Assam im Nordosten des Landes, wo eine solche Bevölkerungszählung soeben durchgeführt wurde.

Obwohl sich dort nur eine Bevölkerung von 33 Millionen ausweisen musste, war es eine massive administrative Anstrengung mit über 50’000 Beamten und Kosten von 1,2 Mia. US-Dollar. Zahllose Menschen unternahmen wochenlange Reisen, um Dokumente aufzutreiben, die ihren Bürgerstatus – Geburt, Herkunft der Eltern, Migrationshintergrund – beweisen würden. Zahlreiche Tribunale wurden eingerichtet – mit dubiosen personellen Besetzungen – die abgewiesene Anträge nochmals überprüften; in jedem Bezirk machte man sich an den Bau von Ausschaffungslagern.  

Die Erwartung war, dass möglichst viele muslimische Migranten aus Bangladesch im Netz hängenbleiben würden. Doch es kam anders. Von den 1,9 Millionen als illegal bezeichneten Einwohnern waren rund sechzig Prozent Hindus. Die Regierung war konsterniert – und versprach gleich eine Wiederholung der ganzen Übung. 

Auch ein zweiter Umgang wird aber nicht daran rütteln können, dass eine grosse Zahl sogenannt illegaler Einwohner vermutlich nicht aus Bangladesch, sondern aus anderen Teilen Indiens stammen, namentlich aus dem benachbarten Westbengalen. 

Das soeben verabschiedete veränderte Bürgergesetz soll dieses Dilemma nun lösen: Hindu-Migranten (und solche anderer Minderheiten) sollen legalisiert werden, so dass am Ende nur Muslime im Netz zappeln werden.  

Religionszugehörigkeit nicht allein entscheidend

Umso erstaunter nimmt man aber nun zur Kenntnis, dass die einzigen grossen Proteste gegen das neue Gesetz ausgerechnet in Assam stattfinden, dem nächstgelegenen Flüchtlingsstaat für Muslime aus Bangladesch. Sie machen klar, dass für die Grosszahl der gebürtigen Assamer, selbst die Hindus unter ihnen, nicht die Religionszugehörigkeit zählt, sondern generell die massive Einwanderung, ob von Hindus oder Muslimen. Und eine Lockerung der Einbürgerung für Hindus, Buddhisten und anderen wird Assams Attraktivität für diese nur noch erhöhen.

Innenminister Amit Shah, der Architekt der ethnischen Säuberungskampagne, bemühte sich im Vorfeld der Abstimmung um Schadensbegrenzung. Er fügte dem Gesetz einen Paragrafen bei, der Teile Assams und der anderen Nordost-Staaten von dessen Bestimmungen ausklammert.

Aber es ist vorauszusehen, dass ähnliche Probleme auftauchen werden, sollte Shah die Bürgerzählung nun auf alle Bundesstaaten mit ihren insgesamt 1,4 Milliarden Bewohnern ausdehnen. Beobachter sehen nicht nur einen kaum verkraftbaren administrativen Aufwand voraus. Es könnten sich zudem ernsthafte ethnische Konflikte zwischen benachbarten Bundesstaaten entwickeln, wie sie heute schon bestehen – etwa zwischen Tamilen und Einheimischen in Bangalore. 

Islam als instrumentalisiertes Feindbild

Dennoch, der erste legale Pflock für ein neues, majoritäres Hindu-Indien ist gesetzt. Auch wenn die diskriminierende Maschinerie ins Stocken geraten sollte – die Pflege eines rabiaten Feindbilds ist gesichert. Mit dessen Hilfe wird Narendra Modis Rhetorik bei jeder künftigen Wahl ein neues Opfer-Sieger-Szenario beschwören können. Es ist auch deshalb opportun, weil Kaschmir und die Ayodhya-Moschee nun Siegestrophäen sind und als Aufputschmittel ausgedient haben. 

In der Parlamentsdebatte rechtfertigte Innenminister Shah die Gesetzesrevision mit dem „unfinished business of Partition“. Pakistan wurde 1947 zu einem Islamischen Staat, Indien dagegen gab sich der Idee hin, ein multikultureller Staat zu sein. Das war laut Shah falsch und soll nun ein Ende haben. Indien droht damit zu einem hinduistisch-doktrinären Spiegelbild seines Erbfeinds zu werden.

Location: 
Mumbai
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Im Zeichen des Peronismus

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Vor ein paar Tagen fand in Argentinien die präsidiale Amtsübergabe statt. Der glücklos agierende Mauricio Macri hat die Wiederwahl verpasst. Es übernimmt für die nächsten vier Jahre Alberto Fernández. Er gilt als gemässigter Linksperonist – und da fangen die Probleme schon an. Denn: Was ist ein Peronist und was ein gemässigter Linksperonist? 

Vieldeutiger Peronismus

Es gibt unter den schwer zu definierenden politischen Parteien oder Bewegungen Lateinamerikas nichts Vieldeutigeres als den argentinischen Peronismus. Sein Erfinder und erster Anwender, Juan Perón, war ein geschmeidiger Stratege und Opportunist, ein Weltmeister im Anpassen seiner Überzeugungen an die jeweiligen Bedürfnissen und Stimmungen im Land. 

Seine Nachfolger haben ein Übriges getan, um den Begriff Peronismus vollends zu verunklären. Von Linkspopulismus, glühendem Nationalismus und sogar von neoliberalistischen Tendenzen war die Bewegung seit dem Ende der Militärdiktatur geprägt – ein Wechselbad, das dem Land regelmässig die schlimmsten Krisen bescherte.

Korrupte Strippenzieherin im Nacken

Der neue Mann startet unter düsteren Bedingungen und ist nicht zu beneiden. Die potentiellen Investoren investieren nicht, die Sparer verstecken ihr Geld lieber unter der Matratze, als es den Banken anzuvertrauen, die Inflation ist nicht zu stoppen und der Peso auf Tiefkurs. Millionen leben in Armut, das Land ist extrem verschuldet, und weil es den Schuldendienst nicht mehr bedienen kann, droht der Staatsbankrott. 

Niemand vermag zu sagen, wie der neue Präsident aus dieser katastrophalen Situation herauskommen soll. Erschwerend wird sich die Tatsache auswirken, dass ihm als politische Strippenzieherin Ex-Präsidentin Cristina Kirchner im Nacken sitzt. Sie, auch eine Peronistin, gegen die wegen Korruptionsverdacht verschiedene Verfahren hängig sind, hat die Kandidatur von Fernández unterstützt und dem Parteigenossen zum Sieg verholfen. Niemand zweifelt daran, dass sie aus dem Hintergrund mitregieren will und wird. 

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Keine Änderung im Bundesrat

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Die Neuwahl des Bundesrats durch die vereinigte Bundesversammlung ergibt folgende Ergebnisse:

  • Ueli Maurer, SVP, 213 Stimmen
  • Simonetta Sommaruga, SPS, 192 Stimmen
  • Alain Berset, SPS, 214 Stimmen
  • Guy Parmelin, SVP, 191 Stimmen
  • Ignazio Cassis, FDP, 145 Stimmen
  • Viola Amherd, CVP, 218 Stimmen
  • Karin Keller-Sutter, FDP, 169 Stimmen

Regula Rytz, GPS, erreicht beim Wahlgang um den fünften Sitz 82 Stimmen. Damit bleibt sie unter dem Potential der Fraktionen von SPS und GPS, die gemeinsam in der Vereinigten Bundesversammlung über 83 Stimmen verfügen.

Bundeskanzler Walter Thurnherr (CVP) wird mit 219 Stimmen wiedergewählt.

Mit 186 Stimmen wird Simonetta Sommargua zur Bundespräsidentin für das Jahr 2020 gewählt. Es ist ihre zweite Präsidentschaft nach 2015.

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Schwacher grüner Angriff

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Die Überraschung ist ausgeblieben. Trotz breiter Anerkennung des grünen Anspruchs auf einen Regierungssitz war die Kandidatur der Grünen-Chefin Regula Rytz von Anfang an chancenlos. Dass sie nicht einmal sämtliche Stimmen der Sozialdemokraten und Grünen in der Vereinigten Bundesversammlung auf sich vereinen konnte, stellt der Strategie der Grünen ein schlechtes Zeugnis aus.

Die Grünen waren offensichtlich vom Ausmass ihres Sieges in den eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober dermassen überrumpelt, dass sie keinen Plan für die Bundesratswahl vorbereitet hatten. Die nachmalige Kandidatin tat sich tagelang schwer mit dem Entscheid zum Antreten. Der Partei- und Fraktionsführung war lange kein entschlossenes Vorgehen anzumerken.

Ein Fehler war der Entscheid für die Einer-Kandidatur mit der ganz am linken Rand des parlamentarischen Spektrums verorteten Parteichefin. Dass anscheinend niemand ausser ihr überhaupt zur Verfügung stand und so die Partei faktisch zu diesem wenig erfolgversprechenden Vorgehen gezwungen war, stellt den Grünen ein schlechtes Zeugnis aus. Offensichtlich haben sie sich selber bis zum 20. Oktober auf eidgenössischer Ebene ausschliesslich als Oppositionspartei und nicht als potentielle Regierungspartei gesehen.

Ein Anzeichen dafür ist auch die Sprachregelung der Grünen, eine «Klima-Bundesrätin» zu fordern. Auch wenn Klimapolitik zweifellos von überragender Wichtigkeit ist: Regierungsmitglieder können niemals Ein-Themen-Politikerinnen sein. So gesehen war es trotz der grossen Schubkraft der Klima-Thematik im Blick auf den Anspruch des Mitregierens nicht klug, wenn die Grünen sich als «Klima-Partei» apostrophierten.

Pech für die Grünen war, dass der von ihnen angegriffene Ignazio Cassis als Vertreter der italienischen Schweiz durch Mitte-Rechts ausgesprochen leicht zu verteidigen war. Das von der Verfassung geschützte Prinzip der Berücksichtigung der Landesteile – das man nota bene vor Cassis’ Wahl ganze 18 Jahre lang in Bezug auf den italienischen Teil sehr locker gehandhabt hatte – lieferte eine bequeme Argumentation, um den im Prinzip nicht bestrittenen grünen Anspruch hinausschieben zu können.

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Ein Unentschieden für Selenski

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«Nennen wir es ein Unentschieden, aber wir wollten mehr», erklärte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nach den mehrstündigen Gesprächen im Elysée-Palast vom Montag, bei denen es um den Konflikt mit Russland um die beiden separatistischen Provinzen im Donbass ging. Das dürfte eine passable Zusammenfassung dieser hochrangigen Veranstaltung sein, zu der der französische Präsident Macron neben Selenski den russischen Staatschef Putin und die deutsche Bundeskanzlerin nach Paris geladen hatte. In einem grösseren Zusammenhang und ohne Rücksichten auf diplomatische Empfindlichkeiten betrachtet, könnte man sogar von einem vorläufigen Erfolg für den jungen ukrainischen Präsidenten sprechen.

Rückkehr mit gestärkter Autorität

Denn die Ausgangslage für dieses Treffen auf höchster Ebene zu dem seit mehr als fünf Jahren andauernden hybriden Krieg im Donbass, bei dem das militärisch überlegene Putin-Regime die entscheidenden Fäden zieht, schien zunächst für Selenski nicht besonders günstig. Zwar hatte sich der junge Präsident, der im Mai mit einem Traumresultat von über 70 Prozent in sein Amt gewählt worden war, seit längerem um eine solche Begegnung bemüht. Doch vor allem von oppositioneller Seite im eigenen Land gab es lautstarke Befürchtungen, dass der noch wenig erfahrene Neuling auf dem politischen Parkett von dem mit allen Wassern gewaschenen Machthaber im Kreml mit Leichtigkeit über den Tisch gezogen werden könnte.

Zudem schien auch das Verhältnis Selenskis zum französischen Präsidenten und zur deutschen Kanzlerin nicht ungetrübt, nachdem die Öffentlichkeit erfahren hatte, wie undankbar und opportunistisch er sich bei dem berüchtigten Telefongespräch mit US-Präsident Trump über die beiden europäischen Regierungschefs geäussert hatte.

Trotz solcher Vorbelastungen kehrt der ukrainische Präsident nach der Pariser Gipfelrunde mit gestärkter Autorität nach Kiew zurück. Er kann auf mehrere Vereinbarungen verweisen, die zur Entschärfung der Kriegsleiden unterzeichnet wurden. Dazu gehört ein vollständiger Waffenstillstand im Donbass und ein Austausch sämtlicher Kriegsgefangener bis zum Ende dieses Monats, eine grundsätzliche Zustimmung zur Durchführung von Wahlen in den beiden umstrittenen ostukrainischen Provinzen Donezk und Lugansk sowie das Versprechen, in vier Monaten ein neues Treffen Selenski-Putin mit den beiden Vermittlern Macron-Merkel zur Lösung des Ostukraine-Konflikts durchzuführen.

Ungelöste Hauptfragen

Gewiss, derartige Waffenstillstands-Zusagen sind schon ungezählte Male zu Papier gebracht, aber bisher nie vollständig verwirklicht worden. Dennoch sind die Hoffnungen, dass es diesmal nicht bei leeren Absichtserklärungen bleibt, nicht ganz unbegründet. Immerhin sind in den letzten Wochen schon ein grösserer Gefangenenaustausch sowie lokale Truppenentflechtungen in Taten umgesetzt worden. Für die von diesen Massnahmen betroffenen Menschen sind das wesentliche Erleichterungen.

In den Hauptfragen zur Lösung des Donbass-Konflikts hat sich in Paris noch kein Durchbruch abgezeichnet. Es geht um die Durchführung von Wahlen in den beiden abtrünnigen Provinzen sowie um die Kontrolle der ukrainischen Staatsgrenze in diesem Gebiet. Selenski will, nicht zuletzt unter Druck innenpolitischer Kritiker, solche regionalen Wahlen erst abhalten, wenn die Ukraine ihre Aussengrenze zu Russland wieder vollständig kontrollieren kann. Putin beharrt demgegenüber darauf, dass dieser Zustand und der Abzug aller russisch gelenkten Truppen erst nach der Durchführung solcher Wahlen hergestellt werden könne. Er beruft sich dabei offenbar auf die sogenannte Steinmeier-Formel, die der frühere deutsche Aussenminister zu einem früheren Zeitpunkt in die Diskussion gebracht hatte.

Erinnerung an das Krim-Referendum

Hier geht es tatsächlich um die Knackpunkte für eine ernsthafte Lösung im Donbass. Solange russische Streitkräfte und die von ihnen gelenkten separatistischen Kämpfer im Donbass agieren und die ukrainische Regierung die dortige Grenze zu Russland nicht kontrollieren kann, wird ein glaubwürdiger Wahlprozess in den beiden separatistischen Provinzen schwerlich stattfinden können. Unter solchen Bedingungen dürfte auch die neutrale OSZE nicht in der Lage sein, einen solchen Prozess als fair und frei zu zertifizieren.

Das Beispiel auf der Krim, wo unter russischer Besetzung im März 2014 ein Referendum über den «Anschluss» der Halbinsel an Russland ein sowjetisches Ergebnis (95 Prozent Ja) erbrachte, wird in Kiew mit guten Gründen als unakzeptables Muster eingestuft.

Einem solchen Wahlverfahren im Donbass, wie Putin es anstrebt, hat Selenski in Paris eine deutliche Absage erteilt, was selbst seine innenpolitischen Kritiker mit Befriedigung registriert haben. Diese nehmen sogar für sich in Anspruch, es sei nur ihren lautstarken Kiewer Demonstrationen im Vorfeld des Treffens zu verdanken, dass der junge Präsident sich von dem gerissenen Kremlchef nicht habe übertölpeln lassen.

Russland-Sanktionen als Hebel

Wie dem auch sei, der frühere TV-Entertainer Selenski kann nach seiner ersten direkten Begegnung mit dem Machthaber des expansiven Nachbarlandes einige positive Bewegungen im verlustreichen Kampf um die separatistischen Donbass-Provinzen in Aussicht stellen. Weitere Fortschritte und eine akzeptable Lösung dieses Konflikts werden indessen nur zustande kommen, wenn auch Putin sein bisher nur zögerliches Interesse an solchen Fortschritten nicht wieder aufgibt. Lange Zeit war ihm offenkundig die politische und wirtschaftliche Destabilisierung der Ukraine, die sich dem russischen Machtbereich zu entziehen versucht, wichtiger als eine Beilegung des Donbass-Konflikts. 

Die sich nach dem Pariser Gipfel vorsichtig abzeichnende kompromissbereitere Haltung des Kremls dürfte mit den anhaltenden westlichen Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland und einer Reihe von Magnaten in Putins Umfeld zu tun haben. Diese Sanktionen beeinträchtigen offenbar die Interessen und Ziele der Moskauer Machtelite härter, als die Kreml-Propagandisten und ihre Mitläufer im Westen zuzugeben bereit sind.

Selenski kann deshalb nur dann auf wirkliche Bewegungen auf russischer Seite zur Lösung des Donbass-Konflikts hoffen, wenn die westlichen Verbündeten den Sanktionsdruck auf das Putin-Regime vorläufig aufrechterhalten. Die deutsche Bundeskanzlerin scheint dazu entschlossen – weil sie die Zusammenhänge und Triebkräfte auf diesem Schachbrett besser durchschaut als ihr europäischer Kollege Macron oder der Egomane Trump im Weissen Haus.

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Abschied von den Nerds

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Am Schluss bekommt er sie doch noch, die Auszeichnung, von der er schon als Junge annahm, dass sie ihm zusteht. In Stockholm wird Dr. Sheldon Cooper (Jim Parsons) der Nobelpreis für Physik verliehen, zusammen mit seiner Frau Dr. Amy Farrah Fowler (Mayim Bialik), die ihn von neurowissenschaftlicher Grundlage her bei der Entdeckung der Super Asymmetrie unterstützt hat. So viel Spoiler darf sein in Bezug auf die allerletzte Folge der zwölften und letzten Staffel einer Sitcom, die über ein Dutzend Jahre hinweg alle Welt zum Lachen gebracht hat.

Alternde Sitcoms

Es war Jim Parsons, der Darsteller des Sheldon, der seine Figur und damit die ganze Belegschaft in Pension geschickt hat. Gewiss nicht zu früh, denn die letzten beiden Staffeln wären nicht mehr nötig gewesen. Wenn die jugendlichen Protagonisten in die Jahre kommen und sich die Folgen um Eheknatsch und Kinderaufzucht zu drehen beginnen, dann ist die Luft in der Regel raus. Das war schon bei «Friends» nicht anders, wo die Reissleine bereits nach der zehnten Staffel gezogen wurde.

Und dennoch verdient «Big Bang Theory» eine Würdigung in einem leicht wehmütigen Rückblick, weil diese Serie es verstanden hat – ähnlich übrigens wie seinerzeit «Friends» –, im Rahmen anspruchsloser Fernsehunterhaltung den Zeitgeist zu spiegeln. Sollte dereinst ein Historiker aus dem 23. Jahrhundert die westliche Kultur des frühen 21. beschreiben wollen, so böten ihm die vollständigen Staffeln von «BBT» auf jeden Fall hervorragendes Quellenmaterial. Um die richtigen Schlüsse zu ziehen, bräuchte er allerdings eine grössere Sarkasmus-Kompetenz als der Obernerd aus der Serie.

Ethnographisches Tableau

Es beginnt schon mit der Komposition der ursprünglichen Stammbesetzung: Da sind Sheldon, der Hochbegabte aus Texas, Leonard (Johnny Galecki), ein Spross der Ostküsten-Elite, Howard (Simon Helberg), Jude mit Begabung zu mehr oder weniger freiwilliger Komik, schliesslich Penny (Kaley Cuoco), das Girl aus Nebraska, und Raj (Kunar Nayyar), der farbige Immigrant aus Indien. Später kommt mit Bernadette (Melissa Rauch) ein Kind polnischer Einwanderer hinzu und Amy stammt aus der kalifornischen, eher der unteren und stockkonservativen weissen Mittelschicht. Ein paar wenige Figuren bilden so ein ethnographisches Tableau der US-Gesellschaft, das mit Klischees zu spielen und immer wieder kulturelle Gegensätze zu verulken erlaubt.

Dann gibt es die sehr spezielle Konstellation von vier Nerds mit einer intellektuell unbedarften Wohnungsnachbarin. Im Normalfall stehen die superschlauen Hochintelligenzler bei Alltagsproblemen wie Esel am Berg und die Schauspielerin/Kellnerin von nebenan darf sie raushauen. So beispielsweise als Sheldon, dem «grossen Sheldor», beim Online-Spiel wertvolle Gadgets geklaut werden: Die Netfreaks haben den diebischen Hacker zwar schnell ausgemacht, aber wie sie als Rächer auf der Veranda des riesenhaften, dicklichen Nerds stehen, wissen sie nicht weiter. Und Penny löst das Problem nach Männerart: mit einem gezielten Kniestich.

Mag sein, dass diese Grundanlage nicht die edelsten Antriebe beim Publikum anspricht. Da dürfte einiges an schlichter Schadenfreude dabei sein, wahrscheinlich auch ein wenig Bildungsneid. Es kann doch irgendwie guttun, zu erfahren, dass den Strebern in der Schule mitunter die Köpfe in die Unterhosen gepackt oder gleich ins Klo getaucht wurden. Lachen – das wissen wir seit Freud – hat viel mit Regelverstössen zu tun und damit auch einen Draht zum Unkorrekten.

Kastrierende Mütter

Politisch korrekt ist die Serie natürlich auch nicht in der Art, wie sie das Geschlechterverhältnis darstellt. Dass Penny als Hetero-Frau allein ihren Mann steht, mag ja noch durchgehen; aber das Bild, das die Mütter der Nerds abgeben, das passt nun gar nicht. Debbie Wolowitz, stets nur als Stimme, dafür umso raumfüllender präsent, hat ihr «Bubele» dermassen an sich gekrallt, dass es sein Kinderzimmer auch nach dem Abschluss am MIT keinesfalls verlassen will. 

Beverly Hofstadter, ihres Zeichens Psychologin, frönte der Passion, bei Klein-Leonard alle oralen, analen oder genitalen Betätigungen zu überwachen und publizistisch auszuschlachten. Und auch gegenüber dem erwachsenen Sohn kennt sie keinerlei Scham, sein Sexualleben zu kommentieren. Am besten kommt noch Mary Cooper weg, die Bibelfeste aus Texas, die ein zweites Buch zu lesen verspricht für den Fall, dass Gott noch eins schreiben sollte. Sie kann ihren Shelley wenigstens als – zwar etwas bizarres – Geschenk des Herrn annehmen, zumindest nachdem sie ihn auf seinen Geisteszustand hat testen lassen.

Verunsicherter Blick

Das sind durchwegs Frauengestalten aus dem psychologischen Gruselkabinett der sechziger und siebziger Jahre, wo die «versagende Mutter» für den ganzen Neurosenstrauss der Sprösslinge verantwortlich gemacht wurde. Und frau braucht keineswegs Radikalfeministin zu sein, um in diesem Mutterbild frauenfeindliche Tendenzen wahrzunehmen.

Die wären unbestreitbar vorhanden, wenn die Serie einen soziologischen Befund oder gar eine ontologische Bestimmung von Weiblichkeit vorlegen wollte. Aber das ist definitiv nicht die Absicht; die Macher von «BBT» zeigen einfach nur – parodistisch überhöht – den Blick, den verunsicherte Männer auf die Welt richten, Männer, denen familiäre wie gesellschaftliche Rollenvorbilder gefehlt haben, so dass ihnen Frauen, ob nun Mütter oder mögliche Partnerinnen, übergross und bedrohlich erscheinen müssen.

Männer als Spielkinder

Zumindest bei drei der vier Nerds haben die Väter sich dünn gemacht, sind farblose Randfiguren geblieben oder, wie in Howards Fall, gleich ganz abgehauen. Nur bei Raj treten die Eltern – jeweils auf Skype – als Paar auf, aber der ist Inder und letztlich scheitert auch hier die Ehe. Auf jeden Fall hat ein Gegengewicht zu den Müttern gefehlt, was die Abnabelung der Söhne erschwerte. So haben die es vorgezogen, Spielkinder zu bleiben, sammeln angefressen die Comic-Hefte aus ihrer Kindheit, träumen sich in die Rolle von Superhelden und kennen sich besser im Auenland aus als in ihrer Nachbarschaft.

Auch was ihre Sex-Phantasien betrifft, sind sie in der Pubertät hängen geblieben, mit Ausnahme natürlich von Sheldon, der gar keine hat, dafür aber auf Modelleisenbahnen steht. Überhaupt das Technische, es fasziniert sie, weil es hier keine Zwischentöne gibt, sondern nur überschaubare, oft binäre Optionen. Von daher auch die Begeisterung für Science Fiction und nicht weniger ihre Berufswahl: Als Naturwissenschaftler und Techniker geniessen sie das Privileg, in einem virtuellen Universum zu leben – weit weg von allen Knörzen des Alltags – und damit sogar Anerkennung sowie ein Auskommen zu finden. 

Hier trifft die Serie durchaus einen Nerv, denn verunsicherte Männlichkeit ist ja alles andere als ein Randphänomen. Entsprechend kann man(n), ausreichend Selbstironie mal vorausgesetzt, sich in den Nerds durchaus wiedererkennen. Die Flucht in übersichtliche Parallelwelten ist beim sogenannt starken Geschlecht jedenfalls ziemlich verbreitet. Hierher gehört sicher die Faszination für technisches Spielzeug, bei dem es zentral um Power geht, sei’s nun das neuste, leistungsfähigere Tablet oder das getunte Auto. Hierher gehört auch das Abtauchen in Fan-Kulturen oder sonstige Männerbünde, wo die Buben-Klüngelei munter fortbetrieben wird. 

Lust am Dysfunktionalen

Der Lustfaktor, der für den Erfolg dieser Sitcom entscheidend war, liegt aber möglicherweise nochmal woanders. Da sind nämlich Protagonisten, die sich der heute angesagten Funktionalität und Stromlinienform verweigern. Sie sind nicht taff, sondern mimosenhaft und unendlich kompliziert. Sie leiden an seelischen Bresten, welche sie seit der Kindheit mitschleppen und die sie daran hindern, fix auf die wechselnden Anforderungen des Augenblicks zu reagieren. Dabei machen sie nicht die geringsten Anstalten, sich im Sinne der modischen Glückspsychologie selbst zu optimieren.

Keine der Hauptfiguren unterzieht sich einer Therapie; Raj, der immerhin gegen seinen selektiven Mutismus ankämpft, tut dies ausschliesslich mit chemischen Mitteln und entsprechend ambivalentem Erfolg. Nur gerade der depressive Buchhändler Stuart, eine Nebenfigur, nimmt ärztliche Hilfe in Anspruch, hat dabei aber schon mal einen Therapeuten in den Selbstmord getrieben. 

«Was wäre das Leben ohne Schrullen?» – so Sheldon im Originalton. Die Figuren der Serie sind dysfunktional, und das ist gut so. Sich über sie zu kugeln hat etwas Befreiendes, weil sie sich durchwegs in einer Weise verhalten, die heute untersagt ist. Im Lachen über sie können wir beides: uns distanzieren und doch insgeheim an ihrem schrägen Wesen Anteil nehmen, das auch an die eigenen Schwächen erinnert.

Die Liga der Autisten

Potenziert findet sich der Widerstand gegen die aktuelle ideologische Weichspülung natürlich in der Figur des Obernerds. Sheldon lebt offen Züge aus, die wir heute sorgsam verbergen müssen: Eigenheit, Eigensinn sowie eine Gradlinigkeit, die sich auch nicht um eine Bogensekunde verbiegen lässt. Sheldon geht es stets um das Wesentliche, um die Sache; das ist zuerst die String-Theorie, später sind es andere Spielfelder der theoretischen Physik. 

Darüber pfeift er auf kommunikative, ja überhaupt soziale Kompetenzen, nimmt grundsätzlich nicht am allgemeinen Austausch von Nettigkeiten teil und schon gar nicht an Sponsorenpartys, die Geld in die Universitätskasse spülen sollen. Auch mit Political Correctness hat er nichts am Hut, reduziert ungeniert Mitarbeiterinnen auf Hormonhaushalt oder Monatszyklus und zeigt auch keine Einsicht, als er deswegen bei der Personalchefin antanzen muss, – einfach selig verpeilt.

Es ist völlig unmöglich, ihn in ein Team einzubinden. Das hat er im Übrigen mit anderen Serienhelden gemein, die nach dem Millenium aufgetaucht sind: Der Detektiv Monk oder Dr. House lassen grüssen, und selbst der «Tatort» hat heute ein paar spezielle Kommissare. Für diese Konjunktur der Autisten gibt es in der Tat Gründe. Wer möchte denn nicht gern einmal Vorgesetzten frech ins Gesicht lachen und NEIN sagen – in der unnachahmlichen sheldonesken Selbstgewissheit, die Dr. Cooper auszeichnet? 

Er und seine Mitnerds haben Abend für Abend auf vielen Kanälen Einspruch erhoben gegen Glücksdiktat und Flexibilisierungsgebote. Insofern waren sie eine Art Stadtguerilla gegen den durchgestreamten Lebensstil. Sie werden uns fehlen.

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Winston Churchill

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Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance.


Bitte nicht nach Estland pilgern!

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Jeder vierte Schulabsolvent in der Schweiz kann nach neun Schuljahren nicht richtig und verständig lesen, diagnostiziert die Pisa-Studie. Und dies im Land mit den höchsten Kosten pro Schüler! Von einer Schmach spricht der „Tages-Anzeiger“. Ein Viertel der 15-Jährigen ist hierzulande nicht imstande, einem einfachen Text alltagsrelevante Informationen zu entnehmen. Konkret: Sie können das Geschriebene entziffern, verstehen aber das Gelesene nicht.

Systemversagen stört nicht

Seit Jahren sinken die Leistungen der Schweizer Schüler in den Pisa-Studien. Das „Programme for International Student Assessment“, kurz Pisa, ist die grösse internationale Evaluation von Schulleistungen. Sie erfolgt im Auftrag der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung OECD. Getestet wurden diesmal rund 600’000 Schülerinnen und Schüler in fast 80 Ländern, davon 6’000 Jugendliche in 200 Schweizer Klassen. Nach wie vor gut in Mathematik und durchschnittlich im Bereich der Naturwissenschaft, doch schwach im Lesen, lautet das jüngste PISA-Fazit für die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler unseres Landes.

Bildungspolitiker zeigen sich erstaunt und reiben sich die Augen. Wie wenn man es nicht gewusst hätte! Eigentlich müssten die Alarmglocken läuten. Schon vor Jahren hat die renommierte ETHZ-Lernforscherin Prof. Elsbeth Stern darauf hingewiesen, wonach mindestens 15 Prozent der schulentlassenen Jugendlichen funktionale Analphabeten oder Illiteraten wären. Die Bildungsverantwortlichen schwiegen. Das Systemversagen im teuersten Bildungssystem der Welt schien sie nicht zu stören. (1) Geschehen ist wenig.

Der Schlüssel liegt im Schulzimmer

Viel wurde in den letzten Tagen geschrieben, noch mehr geredet und am häufigsten wohl ein flinkes Patentrezept präsentiert. Signifikant ist der Reflex des Schweizer Lehrerverbands. Der LCH begrüsst die „positiven [PISA-]Resultate“ und fordert für die Schule bessere „Rahmenbedingungen“, sprich noch mehr Geld. Die Bildungspolitiker ihrerseits plädieren fast unisono für eine Frühförderung. Das ist wichtig und richtig, darf aber nicht der einzige Fokus bleiben. Der zentrale Blick gehört ins Schulzimmer gerichtet.

Das Lesen und das Schreiben trainieren

Von dieser Perspektive spricht erstaunlicherweise nur der „Tages-Anzeiger“. Er redet Klartext und bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „Der falsche Reformeifer rächt sich.“ (2) Hier liege des Pudels Kern: Integration lernschwacher Schüler in die Regelklasse, zwei frühe Fremdsprachen, Abbau von Deutschlektionen, Überfrachtung durch sozialpädagogische Aufgaben. Das alles bringe die Schulen vielerorts an ihre Belastungsgrenzen. Das Boot ist schwer beladen. Nötig wäre eine Konzentration aufs Wesentliche. Dazu gehören die Basiskompetenzen.

Lesenlernen ist anspruchsvoll, das Einüben grundlegender Lesetechniken eine schwierige didaktische Aufgabe. Lehrerinnen und Lehrer haben heute kaum mehr Raum und Zeit, richtig und vertieft und immer wieder übend ins Lesen einzuführen – oder im Klassenverband zu lesen, anleitend. Zu vieles muss in zu kurzer Zeit durchgenommen und behandelt werden. Korrektes und verstehendes Lesen müsste auch mit einem vertiefenden Schreibunterricht verbunden sein – nicht einfach bis weit in die oberen Klassen mit einem „Schreiben nach Gehör“.

Verfehlte Reformen schaden schwächeren Kindern

Dieser Zusammenhang geht leicht vergessen. Die 15-jährigen Jugendlichen waren nicht selten Versuchskaninchen für Experimente beim Lesen- und Schreibenlernen. Guten und begabten Schülern schadet das nicht wesentlich. Auf schwächere Kinder oder solche mit einer anderen Muttersprache als Deutsch wirkt es sich aus. Sie bleiben unter ihren Möglichkeiten: die Folgen falsch gelagerter Reformen oder methodischer Fehlgriffe.

Gerade diese Kinder müssen wirklich gut lesen lernen und die Laute sicher den Buchstaben zuordnen können – und dies, ohne sich zuerst eine falsche und dann eine korrekte Rechtschreibung einprägen zu müssen. Etwas ganz Entscheidendes. (3)

Die Kernfrage: Was läuft denn falsch?

Die Leseleistungen unserer Schüler haben sich verschlechtert. Das ist Fakt. Die Bildungspolitik müsste darum der Frage nachgehen, was in diesem Bereich passiert und warum vielleicht einiges falsch läuft. Und dazu zählt eben auch die einseitig favorisierte Methode des selbstregulativen Lernens. Es gibt Klassen, in denen sich die Kinder in Lernwerkstätten das Alphabet selber beibringen müssen. Der Lehrer, die Lehrerin begleitet nur als Coach.

Viele Kinder aber brauchen das anregende und führende Gegenüber. Sie benötigen Halt und ein sicheres Geländer. Allein sind sie überfordert. Das wirkt sich aus. Wichtig wären lautes Lesen im Chor, im Tandem, auch allein und still vor sich hin. Das erhöht die Leseflüssigkeit. Stetes Wiederholen und feste Routinen helfen.

Die „direkte Instruktion“ als effektive Lehrform

Besonders im Elementarunterricht mit dem Lesen und Schreiben ist das gemeinsame Einführen und das gemeinsame Üben und Optimieren eine effektive Unterrichtsform. Empirische Studien belegen den Wirkwert der direkten Instruktion. Im Vergleich zu anderen Lehrmethoden führt sie zu höheren Durchschnittsleistungen, zu stärkerem Leistungszuwachs und zu besseren individuellen Lernergebnissen – vor allem auch bei schwächeren Schülerinnen und Schülern.

Franz E. Weinert, Kronzeuge für den Lehrplan 21 und früherer Direktor des Max-Planck-Instituts für psychologische Forschung, hielt kurz und bündig fest: „Zum Entsetzen vieler Reformpädagogen erwies sich in den meisten seriösen Studien eine Lehrform als überdurchschnittlich effektiv, die […] als ‘direkte Instruktion’ bezeichnet wird. Sie verbessert die Leistungen fast aller Schüler, erhöht deren Selbstvertrauen in die eigene Tüchtigkeit und reduziert ihre Leistungsängstlichkeit.“ (4)

Das ferne Estland liegt im nahen Schulzimmer

Lesen können ist fürs Leben entscheidend. Und lesen können ist die Grundlage der Lesefreude. Denn nur wer lesen kann, wird es auch gern tun. Und hier hapert es: Die Lesefreude unter den Jugendlichen sinkt. Eine problematische Tendenz.

Schule muss gegenhalten, muss Gegenläufiges betonen. Das gehörte schon immer zu ihrem Auftrag. Und dazu zählt die basale Lesefähigkeit. Und zwar aller Kinder. Diese Erkenntnis braucht keinen Bildungstourismus wie einst nach Finnland. Das ferne Estland liegt im nahen Schulzimmer.

(1) SKBF (2018). Bildungsbericht Schweiz 2018. Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung, S. 73.
(2) Raphaela Birrer, Der falsche Reformeifer rächt sich, in: Tagesanzeiger, 04.12.2019, S. 2.
(3) Heike Schmoll, Leseschwach, in: FAZ, 04.12.2019, S.1.
(4) Gerd-Bodo von Carlsburg (Hrsg./ed.) (2008), Baltische Studien zur Erziehungs- und Sozialwissenschaft. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH, S. 100.

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Afrikanisches Sprichwort

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Man wird nicht besser, indem man die anderen schlecht macht.

Pokerspieler Boris triumphiert

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Boris Johnson hat hoch gepokert und jetzt hoch gewonnen. Obwohl er schon als früherer Journalist als ätzender Kritiker der EU mit Sinn für einäugige Schlagzeilen Karriere gemacht hatte, war er ursprünglich nicht für den Austritt Grossbritanniens aus der Brüsseler Union eingetreten, als der damalige Premier Cameron 2016 ein Referendum über diese Frage anberaumte. Doch bald danach folgte er seinem hochentwickelten Riecher zur persönlichen Profilierung und setzte sich als Wortführer an die Spitze der Pro-Brexit-Kampagne.

Taktisch überlegen

Weil es Theresa May, seiner Vorgängerin als Regierungschefin, nicht gelang, für ihren Brexit-Vertrag mit der EU im Parlament eine Mehrheit zu finden und sie sich obendrein bei einer vorgezogenen Unterhauswahl bös verrechnet hatte, konnte sich Johnson im Juni dieses Jahres einigermassen mühelos zum neuen Tory- und Regierungschef katapultieren.

Sein pausenlos eingehämmerter Slogan «Get Brexit done» hat sich als durchschlagendes Erfolgsrezept erwiesen. Damit sind vor allem zwei zentrale taktische Ziele erreicht worden: Erstens hat Johnson mit dem ungestümen Versprechen, den Ausstieg aus der EU unter allen Umständen durchzuziehen, dem gefährlichen Konkurrenten Nigel Farage und dessen Brexit-Partei vollständig den Wind aus den Segeln genommen. Und zweitens hat er gleichzeitig den vom endlosen Brexit-Gerangel zermürbten Publikum ein scheinbar definitives Ende dieser alptraumhaften Tunnelfahrt angezeigt.

Corbyn und Swinson als Wahlhelfer

Aber Boris Johnson hatte noch zwei weitere effiziente Wahlhelfer. Sie heissen Jeremy Corbyn und Jo Swinson. Der alles andere als charismatische Labour-Führer hat sich in diesem Wahlkampf völlig verrannt und nun laut BBC für seine Partei das schlechteste Resultat bei Unterhauswahlen seit 1935 eingefahren. Der zum politischen Sektierertum neigende Altmarxist Corbyn konnte sich nicht einmal zu einer eindeutigen Haltung in der alles dominierenden Brexit-Frage durchringen. Und wer seine windungsreichen Antworten im BBC-Interview auf den Vorwurf antisemitischer Strömungen in seiner Partei mitverfolgt hat, konnte schwerlich den Eindruck haben, dass mit der Persönlichkeit des Labour-Chefs eine überzeugende Alternative zum durchtriebenen Pokerspieler Johnson zur Wahl stehe.

Corbyns Tage als britischer Oppositionsführer sind nach diesem Fiasko mit Sicherheit gezählt. Vielleicht werden sich einige besonnene Köpfe in der Partei daran erinnern, dass Labour mit einer ideologisch weniger verbiesterten und kommunikativ begabteren Figur wie Tony Blair vor nicht allzu ferner Zeit drei Mal hintereinander die Unterhauswahlen gewonnen hatte.

Eine schwere Enttäuschung müssen indessen auch die in der politischen Mitte angesiedelten Liberaldemokraten (Lib Dems) einstecken. Sie hatten gehofft, neue Wählerschichten zu gewinnen, weil sie von Anfang an für ein neues Referendum über die verkorkste Brexit-Frage geworben hatten. Doch die Lib-Dems-Führung machte im Wahlkampf schwere taktische Fehler. Sie gaukelte dem Publikum vor, das sich das Brexit-Dilemma dadurch auflösen liesse, dass eine von ihr mitgeführte Regierung den früheren Antrag zum Austritt aus der EU einfach widerrufen könnte – und zwar ohne Rücksicht auf das Brexit-Referendum vor drei Jahren.  Die junge Parteichefin Jo Swinson ist für diese politische Naivität hart bestraft worden: Sie verlor ihren bisherigen Unterhaus-Sitz in Schottland. Auch die Lib Dems müssen sich nun nach einem neuen Parteiführer umsehen.

Keine grüne Welle

Anders als etwa in der Schweiz, in Deutschland oder Österreich ist bei dieser britischen Parlamentswahl von einer grünen Welle kaum eine Spur zu entdecken. Die junge Grüne Partei hat zwar laut den bisherigen Ergebnissen ihren dürftigen Wähleranteil von ein auf zwei Prozent vergrössern können, doch sie wird mit keinem einzigen Sitz im Unterhaus vertreten sein.

Boris Johnson hat im Wahlkampf dem Publikum vorgeschwärmt, mit einem Sieg seiner konservativen Partei sei der Brexit «ofenfertig» gesichert, doch er unterschlug dabei, dass nur das von ihm ausgehandelte formelle Austrittsdatum vom 31. Januar einigermassen solide festgeklopft ist. Danach aber folgen schwierige Verhandlungen über das künftige Verhältnis des Königreichs zur EU, die gemäss Fahrplan bis Ende 2020 abgeschlossen sein sollten. Gelingt das nicht, will Johnson einen No-Deal-Brexit durchboxen, was nach Ansicht namhafter Experten die Briten mit grossen wirtschaftlichen Problemen belasten würde.

Weg nach «Kleinbritannien»?

Schwer kalkulierbar wird nach Johnsons Poker-Triumph auch der politische Zusammenhalt Grossbritanniens. In Schottland, wo eine deutliche Mehrheit der Wähler schon 2016 gegen den Brexit gestimmt hatte, hat die Scottish National Party  (SNP)  bei der jetzigen Unterhauswahl kräftig zugelegt und ihre Sitzzahl um 13 auf 48 verstärkt. Die Parteichefin Nicola Sturgeon hat bereits erklärt, sie betrachte diesen Erfolg als Mandat für ein neues Referendum über einen möglichen Austritt Schottlands aus dem britischen Königreich. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass als Folge von Johnsons Brexit-Jubel aus Grossbritannien eines nicht allzu fernen Tages ein Kleinbritannien wird. Auch trickreiche Pokerspieler stehen am Ende ihrer Karriere nicht immer als überragende Sieger da.

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Giovanni Guareschi, italienischer Schriftsteller, 1908–1968, „Don Camillo und Peppone“

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Sobald ein Optimist ein Licht erblickt, das es gar nicht gibt, findet sich ein Pessimist, der es wieder ausbläst.

Das Gesicht zeigen

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Es ist in einer offenen Gesellschaft guter Stil, das Gesicht zu zeigen. Dies zu tun, zeigt die Bereitschaft, Teil dieser offenen Gesellschaft zu sein. Nur: offen ist sie gerade auch dann, wenn sie es ihren Mitgliedern ermöglicht, das Gesicht zu verstecken. Dies kann aus sehr unterschiedlichen Gründen geschehen. Die meisten von ihnen würden eine offene Gesellschaft anerkennen. Problematisch wird der Tatbestand der Gesichtsverschleierung dann, wenn das Motiv selbst als problematisch angesehen wird und wenn diejenigen, die sich das Gesicht verschleiern, weigern, den Schleier zu lüften, sobald der Staat und seine Institutionen dies in Vertretung der Gesellschaft verlangen.

Nun kann kein Zweifel daran bestehen, dass der moderne Staat ein Recht hat, das Gesicht seiner Angehörigen zu sehen und eine Person aufgrund des Gesichts zu identifizieren. Er hat also das Recht zu verlangen, das Gesicht zu enthüllen. Dieses Recht hatte er schon immer und muss nicht noch eigens verfassungsrechtlich bestätigt werden.

Den Sinn der Bundesverfassung wahren

Wenn nun aber das Verhüllen des Gesichts verboten werden soll, dann wird das situationsbezogene Recht des Staats in eine Generalprävention verkehrt. Die in der Bundesverfassung mit der Formel «Niemand darf ...» eingeleiteten Grundsätze betreffen das Verbot von Diskriminierung, von Zwang zu einer Mitgliedschaft, von Ausschaffung, wenn Folter droht oder von Bevorzugung aufgrund der Bürgerrechte. Es handelt sich also um Formulierungen, die den liberalen Rechtsstaat begründen helfen. Dies spiegelt sich auch in den bisherigen Verbotsanordnungen der Verfassung. Verboten sind die Todesstrafe, die Folter, die Zensur, der Handel mit menschlichen Organen und – seit 2009 in Art. 72.3 – der Bau von Minaretten. Bis auf das letztgenannte Verbot ist das verfassungsrechtliche «Verbieten» als Generalprävention zum Schutz des Lebens und der Freiheit zu verstehen.

Das angestrebte «Verbot der Verhüllung des eigenen Gesichts» folgt nun der antiliberalen Logik des Verbots des Baus von Minaretten. Es wurde behauptet, Minarette gefährdeten die Freiheit, deshalb müssten sie verboten werden. Nun hat schon der Philosoph Karl Popper in seiner Verteidigung der «offenen Gesellschaft» darauf hingewiesen, dass Freiheit nicht durch Verbote, sondern nur durch die Gewährleistung der Freiheitsrechte verteidigt werden kann. Andernfalls droht das Paradox des illiberalen Liberalismus.

Insofern ist die Forderung, dass niemand gezwungen werden darf, sich das Gesicht zu verhüllen, im Prinzip richtig. Problematisch hingegen ist es, wenn mit der Formulierung «aufgrund des Geschlechts» nur ein Motiv der Zwangsausübung genannt wird und wenn mit dem Verbot der Verhüllung nur ein Handlungsfeld des Erzwingens genannt wird. Denn im Prinzip gilt jede unzulässige Gewaltanwendung oder Drohung, jedes unzulässige Einwirken von aussen auf jemanden unter Anwendung oder Androhung von Gewalt, und damit jede Unterdrückung des Freien Willens als Zwangshandlung, die durch bestehendes Recht verboten und sanktioniert ist. So ist die Frage berechtigt, warum die Bundesverfassung genau diese eine und nur diese eine Form des Zwangs beziehungsweise der Nötigung verbieten soll.

Umgekehrt werden in der Gesetzgebung zahlreiche Tatbestände angesprochen, für die es keine Setzungen in der Bundesverfassung gibt. So wird in § 232a StGB im Abschnitt «Straftaten gegen die persönliche Freiheit» die Zwangsprostitution verboten, da der Tatbestand das Rechtsgut der persönlichen Freiheit der Betroffenen verletzt. Konsequenterweise müsste in der Bundesverfassung ein Verbot der Zwangsprostitution eingefügt werden. Die Verletzung des Freien Willens liegt auch bei Zwangsheiraten vor, die nun als «Verbrechen» und nicht bloss als «Vergehen» eingestuft werden. Hier ist das Zivilgesetzbuch zuständig. In der Schweiz soll es pro Jahr etwa 3–400 im Ausland geschlossene Zwangsheiraten geben. Die Zahl ist drei bis viermal so hoch als die Zahl derjenigen Frauen, die sich in der Schweiz öffentlich das Gesicht verhüllen. Dringlicher als die Verhüllungsfrage ist die Problematik der Züchtigung von Kindern. Warum es bis heute in der Schweiz immer noch nicht verboten, Kinder mit Prügel zu züchtigen? Warum gelingt es der Legislative hier nicht, eine Gesetzgebung in die Wege zu leiten?

Aus der Sicht der Initianten gibt es zahlreiche Situationen, in denen das Verhüllen des Gesichts legitim ist. Wenn sich Menschen vor einer Ansteckung schützen, wenn sie sich zu ihrer eigenen Sicherheit unerkenntlich machen, wenn sie sich vor klimatischer Exposition schützen und sie einem «einheimischen Brauchtum» folgen wollen, dann dürfen sie sich das Gesicht verhüllen. Logischerweise wäre es illegitim, in anderen Situationen das Gesicht zu verhüllen. Faktisch läuft dies so auf eine sittenpolizeiliche Ordnung hinaus, wo Verhüllte nach der Gesinnung ihres Tuns befragt werden müssen um abzuklären, ob ihre Verhüllung illegitim ist. Oder im Ausführungsgesetz wird mitgeteilt, an welchen Formen der Verhüllung erkennbar ist, ob diese legitim ist. Selbst dann könnte es schwierig werden. So tragen in Frankreich manche Frauen, die weiter ihr Gesicht verschleiern wollen, einen medizinischen Gesichtsschutz.

Vom Vermummen und Verhüllen

Es gibt Kleidervorschriften an Firmen, Schulen und Behörden. Es gibt Bekleidungsvorschriften am Arbeitsplatz und in Clubs. Es gibt das Reglement «Bekleidung und Packungen» der Schweizer Armee. Aber es ist ein wesentliches Merkmal einer Freien Gesellschaft, dass sie ihren Mitgliedern keine Vorschriften macht, wie sie sich öffentlich zu kleiden haben. Inzwischen sind auch die sozialen Konventionen, die bislang die öffentliche Kleidungsordnung bestimmt hatten, weitgehend abgebaut worden. Der Staat hat dies schon längst anerkannt. Es gibt keinen Zwang, sich in der Öffentlichkeit den Körper zu verhüllen, es sei denn, andere nehmen Anstoss daran und kantonales Recht definiert dies dann als «unanständiges Benehmen». So darf der Körper im Prinzip auch öffentlich nackt sein. Zugleich gibt es keine Verpflichtung, dass Teile des Körpers nackt zu bleiben haben. Dies wäre der Fall, wenn Menschen das Zeigen ihres Gesichts als «Entblössung» oder «Nacktheit» bestimmen. Der Staat hat natürlich kein Recht, den Menschen Vorschriften zu machen, ob sie sich in irgendeiner Weise «nackt» zu zeigen hätten. Nun gibt es Frauen, die aus welchen Gründen auch immer die Gesamtheit des unbekleideten Körpers und nicht allein den unbekleideten Rumpf als «nackt» verstehen. Genauso wenig wie der Staat eine Bekleidungsgebot erlassen kann, kann er ihnen die Vorschrift machen, sich zu «entblössen», selbst wenn es nur einen Teil des Körpers betrifft.

Der Sache nach wird um die soziale Bedeutung des Gesichts gestritten. «Kein freier Mensch verhüllt sein Gesicht», heisst es. Das ist eine normative Aussage, die sich mit dem Prinzip der Freiheit nicht verträgt. Zur Freiheit gehört aber auch, dass sich Menschen ohne Angst erkennbar machen können, so auch religiös erkennbar. In dem Sinne können Mensch selbst dann Gesicht zeigen, wenn sie das Gesicht verhüllen. Die Metapher «Gesicht zeigen» gilt heute vor allem dem zivilgesellschaftlichen Engagement gegen Rechtsextremismus, auch unter muslimischen Gemeinden wird dieser Ausdruck zunehmend verwendet, um den Widerstand gegen islamisierende Extremismus und islamische Sektenkulturen zu mobilisieren. So müsste der Satz eigentlich heissen: «Der freier Mensch zeigt Gesicht gegen Extremismus und Gewalt.»

Das wahre Gesicht zeigen – es geht um den Islam

Rhetorisch ist seit dem frühen 19. Jahrhundert die Rede davon, dass Menschen unter Umständen «ihr wahres Gesicht zeigen» würden. Das zeigt auch die aktuelle Debatte um das Verhüllungsverbot. So hat Walter Wobmann anlässlich einer Medienkonferenz zur Volksinitiative im September 2019 referiert, dass im Gegensatz zur Situation in islamischen Ländern die Gesichtsverhüllung «in abendländisch-rechtsstaatlichen Gesellschaftsordnungen nichts zu suchen» habe (kath.ch, 29. September 2015). Damit wird klargestellt, dass die Volksinitiative auf eine islamische Praxis zielt. Andere Praxen der Verhüllung, die gegebenenfalls auch unter ein Verbot fielen, werden kaum thematisiert.

Das war früher anders. «Gesichtsverhüllung» und «Vermummungsverbot» waren von 1981 bis 2003/4 fast ausschliesslich auf eine linksradikale Protestkultur ausgerichtet. Ausgelöst durch den französischen Kopftuchstreit, der am 10. Februar 2004 zum Entscheid des Parlaments führte, wonach das öffentliche Tragen «grösserer» religiöser Symbole verboten sei, änderte sich der semantische Bezug der Debatte um die Gesichtsverhüllung fundamental. In den meisten westlichen Ländern wurde sie nun auf die islamische «Vollverschleierung» bezogen. Erstmals sprach man in Deutschland, dann in Österreich und ab 2009 auch in der Schweiz, von einem «Verhüllungsverbot».

Ausgelöst durch die Bilder des Afghanistankriegs und aufgeschreckt von der martialischen Herrschaftspolitik der afghanischen Taliban wurde die islamische Vollverschleierung bald schon mit dem Bild der paschtunischen Burqa gleichgesetzt. Seitdem dominiert diese Bezeichnung über andere Ausdrücke, die auf eine islamische Vollverschleierung bezogen sind. Der soziale Zwang, der Frauen in paschtunischen Umwelten zum Tragen einer Burqa auferlegt wird, wurde schnell auf alle muslimische Traditionen, das Gesicht zu verhüllen, bezogen, das aus Stoff oder Rosshaar vergittert erscheinende Sichtfenster der Burqa wurde bald zum Symbol des Gefängnisses, in dem sich voll verschleierte Frauen befänden.

Doch kann die Burqa tatsächlich als Symbol für die Unterdrückung der Frau verstanden werden, und handelt es sich überhaupt um ein islamisches Symbol? Die Vollverschleierung ist natürlich nicht an sich ein Zeichen der Unterdrückung. Es handelt sich ja zunächst nur um die Praxis von Menschen, die die Verhüllung ihres Körpers auch auf das Gesicht beziehen. Solch eine Praxis hat formal genauso wenig Bedeutung wie die Tatsache, dass man Schuhe an den Füssen oder Handschuhe trägt. Bedeutung erlangt die Praxis erst durch die Art und Weise, wie sie erfolgt, durch den sozialen Ort, an dem sie Gewohnheit erlangt und durch ihre Rechtfertigung.

Die Praxis, das Gesicht zu verhüllen, hat auch in muslimischen Umwelten nicht an sich eine religiöse Bedeutung. Vielmehr wurde dieser Praxis erst im Laufe des 20. Jahrhunderts religiös gedeutet und durch den Rückverweis auf islamischen Normenordnungen rechtfertigt. Es ist richtig, dass auch in der islamischen Tradition von Frauen verlangt wurde, als Zeichen ihrer Tugendhaftigkeit den Körper zu verhüllen. Wie weit diese Verhüllung reichen sollte, war immer umstritten und ist selbst innerhalb islamischer Rechtsschulen nie verbindlich geregelt worden. Im Hochmittelalter galt, dass sich edle Frauen besonders um eine Verhüllung des Körpers zu bemühen hätten. Die Verhüllung des Körpers wurde aber nie als Akt eines religiösen Bekenntnisses verstanden, sondern als tugendhaftes Verhalten, das sich an einer an die Frauen des Propheten Muḥammad gerichteten moralischen Empfehlung im Koran orientierte.

Zudem wurde in der frühislamischen Zeit eher darauf geachtet, dass bestimmte Bekleidungspraxen von Frauen, wie etwa das Tragen von Handschuhen oder auch das Verhüllen des Gesichts, nicht während der Kulthandlungen ausgeübt wurden. Vorislamische Quellen legen nahe zu vermuten, dass in hellenistischen Zeiten im Vorderen Orient die Verschleierung des Gesichts bei Frauen wie Männern vorgekommen war. Erst im Hochmittelalter befassten sich muslimische Juristen und Moralisten mit der Frage, ob das Gesicht einer Frau zu ihrer «Scham» gehöre und daher in der Öffentlichkeit «abzudecken» sei. Nur eine Minderheit von ihnen bejahten dies, und auch sie behandelten diese Frau nicht als religiöses Problem, sondern als rechtliche Sicherstellung des sozialen Status der Frau und ihrer «Sicherheit».

Doch ihre Theorien hatten kaum Auswirkungen auf die gelebte Praxis. Eine Kleiderordnung, die für Frauen auch einen Gesichtsschleier einschloss, wurde erst im 18. und 19. Jahrhundert üblich. Gefördert wurde sie vor allem von puritanischen Hofparteien in Istanbul, Isfahan und Delhi sowie von puritanischen Gemeinschaften selbst. Wie auch in entsprechenden Milieus in Europa definierten die Puritaner eine keusche Mode, die zugleich ihre Normenkontrolle über die Gesellschaft absichern sollte. Im Späten 18. Jahrhundert erfasste die puritanische Tradition auch ländliche Milieus etwa auf der arabischen Halbinsel und in den Herrschaftsgebieten paschtunischer Stämme in Afghanistan und Nordwestindien; selbst in ländlichen Regionen im muslimischen subsaharischen Afrika geriet die Mode zu einem geeigneten Instrument sozialer Disziplinierung und Kontrolle.

Eine religiöse Bedeutung erlangte die Gesichtsverschleierung erst in der Moderne, und zwar genau in der Zeit, als die Oberschicht in vielen islamischen Ländern ihre alte Statusordnung, die sie in Kleidung und Habitus ausgedrückt hatte, an die Moden und Stile der Europäer anpassten. Männer legten den Turban ab und setzten sich einen Hut auf. Frauen der Oberschicht legten den meist weissen, durchsichtigen Gesichtsschleier ab und schmückten sich mit einer Art Turban, der dann auch in den europäischen Metropolen nach dem Ersten Weltkrieg Mode wurde. In der Oberschicht und dann auch im breiteren Bürgertum verschwand der Gesichtsschleier innerhalb weniger Jahre. Bisweilen überlebte er in sozialen Nischen im Kontext der kolonialen Ausgrenzung zum Beispiel in Algerien. Als in den 1920er Jahren der Gesichtsschleier ausser Mode geriet, bildete sich in Metropolen und Provinzstätten der islamischen Welt ein neues islamisches Milieu, das sich an einer neuen islamischen Normenordnung orientierte. In diesem Milieu waren zum Beispiel die ägyptischen Muslimbrüder beheimatet. Für die in diesem Milieu ansässigen Frauen schufen sie eine spezielle rituelle Kleiderordnung, in deren Mittelpunkt ein nun als islamisch interpretiertes Kopftuch (Hidschab) stand. Angeregt durch die Kleiderordnung der wahhabitischen Puritaner auf der arabischen Halbinsel integrierten sie in diese Hidschab-Mode als Option einen Gesichtsschleier (Niqab) und einen mantelartigen Überwurf (Abaya).

Formal hatte diese Kombination eine gewisse Ähnlichkeit mit der paschtunischen Burqa, was dazu führte, dass westliche Beobachter auch die neuislamische Kombination aus Hidschab, Niqab und Abaya als Burqa bezeichneten. Dabei habe beide Kleidungsstile wenig gemein. Die Burqa, im Unterschied zur Niqab-Kombination ein Ganzkörpergewand, ist ein Bekleidungsstil für paschtunische Frauen, der ursprünglich auf städtische Eliten begrenzt war. Im vormodernen Arabisch bezeichnete das Wort Burqa (burquʿ) einen Kapuzenmantel, der unter arabischen Beduinen üblich war. Der Begriff wurde dann für die Tschador-Mode verwendet, die Ende um 1800 herum in Persien aufgekommen war. Der Tschador war ist ein Ganzkörpermantel, der aber das Gesicht unbedeckt lässt. Daher wird die Burqa in Afghanistan oft auch Tschadari genannt. Die Burqa und der von den Taliban dann durch Rechtsvorschriften verallgemeinert wurde. Es handelt sich eindeutig um einen Kleidungsstil, der die Frauen aus dem öffentlichen Raum ausschliessen sollte und andere Massnahmen wie das Verbot, die Schule zu besuchen oder arbeiten zu gehen, ergänzte. Mit diesem Gesamtpaket rächten sich die Taliban zugleich an jenen Emanzipationsprozessen, die zwischen 1930 und 1980 die Modernisierung der afghanischen Gesellschaft geprägt hatten.

Die arabische Vollverschleierung aus Hidschab, Niqab und Abaya hat inhaltlich mit der Burqa wenig zu tun. Die bisweilen in Ländern am arabisch-persischen Golf anzutreffende Mode, eine Buschiya (oder Ghatwa, eine schwarze Pelerine, die oft über die Abaya gelegt wird) zu tragen, wird selbst von den betroffenen Frauen nicht mit dem Islam in Verbindung gebracht. Natürlich zwingen auch auf der arabischen Halbinsel manche Familienväter und Verwandte Frauen, diese Kombination zu tragen; bis vor kurzem hatten zudem wahhabitische Sittenwächter diesen Zwang ausüben dürfen. Doch ausserhalb der Milieus arabischer Puritaner ist die Vollverschleierung nicht mehr Teil einer Sozialisierungs- oder Disziplinierungsordnung. Bisweilen bekommen wir diese noch mit, wenn Touristen von der arabischen Halbinsel bei uns absteigen oder einkaufen. Doch im Allgemeinen ist die Vollverschleierung heute das Ergebnis einer individuellen Entscheidung geworden.

Selbst hartgesottene muslimische Puritaner und Fundamentalisten erachten das Tragen eines Gesichtsschleiers heute nicht mehr als Teil der islamischen Pflichtenlehre. Dies verwundert nicht, da sich weder im Kanon frühislamischer Texte, auf den sie sich für gewöhnlich beziehen, noch im Koran und in der Prophetentradition normative Aussagen zur Gesichtsverschleierung finden. Frauen, die sich heute das Gesicht in der Öffentlichkeit verhüllen, verstehen ihre Praxis als Frömmigkeit, als Keuschheit, als Ablehnung westlicher Vorstellungen von Sexualität, als Wunsch nach mehr Mobilität, Privatsphäre oder Schutz in einem von Männern dominierten sozialen Umfeld oder als Symbol der Mitgliedschaft in einer speziellen islamischen Gemeinschaft. Zwänge, sich das Gesicht zu verschleiern, gibt es natürlich auch, oft ausgeübt durch Gruppen oder Familienangehörige. Bisweilen sind die Grenzen fliessend. Aber immer handelt es sich um Einzelfälle, die auch als solche beurteilt werden müssen.

Wenn also gefragt wird, ob die Burqa Symbol der Unterdrückung der Frau ist, dann lautet die Antwort: Die Burqa kann im Kontext der paschtunischen Gesellschaftsordnung in Afghanistan und Pakistan durchaus als Symbol der Unterdrückung verstanden werden. Dies gilt aber nicht für die moderne Vollverschleierung an sich.

Kooperation statt Verbot

Darf der Staat unter solchen Voraussetzungen Kleidervorschriften machen? Eine Vorschrift, bestimmte Kleider zu tragen beziehungsweise nicht zu tragen kann nur dann erfolgen, wenn sie der öffentlichen Ordnung dient. Im deutschen Versammlungsgesetz gibt es zum Beispiel ein Uniformierungsverbot. Dort heisst es: «Es ist verboten, öffentlich oder in einer Versammlung Uniformen, Uniformteile oder gleichartige Kleidungsstücke als Ausdruck einer gemeinsamen politischen Gesinnung zu tragen.» Auch in der Schweiz gab es einmal (1935) ein bundesrätliches Uniformierungsverbot. In den Kantonen Basel-Stadt, Zürich, Bern, Luzern, Thurgau, Solothurn und St. Gallen wurde zwischen 1990 und 2009 ein Vermummungsverbot erlassen. In all diesen Fällen geht es formal darum, ein bestimmtes Kleidungsstück nicht zu tragen, weil andernfalls die öffentliche Sicherheit gefährdet ist. Wenn der Staat also mit einer Bekleidungsvorschrift interveniert, dann muss dies aufgrund einer Gefährdung des ordre publique erfolgen. Doch bislang fehlt jeder stichhaltige Beleg dafür, dass diese Ordnung durch das Tragen eines Gesichtsschleiers gefährdet ist. Eher müsste man da an den Ganzkörpermantel denken. So hatte der osmanische Sultan Abdülhamid II in den 1880er Jahren das Tragen eines Ganzkörpermantels verboten, da er vermutete, dass sich anarchistische Attentäter hinter dem Körperschleier verbergen könnten. Wenn ein solcher Sicherheitsaspekt in Betracht käme, müsste nicht der Gesichtsschleier verboten werden, sondern weite Mäntel und Jacken, unter denen sich Sprengwesten verbergen liessen. Wenn das Verhüllungsverbot dazu dienen soll, muslimischen Frauen in prekären Lebenssituationen, in denen sie zum Tragen eines Schleiers durch wen auch immer gezwungen würden, beizustehen, dann gilt die Beistandspflicht auch ohne ein solches Verbot. Zudem dürften gewalttätige Ehemänner oder Familienväter kaum von ihrem Tun Abstand nehmen, wenn die Frauen auf ein Verhüllungsverbot verweisen oder wenn sie sich in der Öffentlichkeit nicht das Gesicht verhüllen.

Angesichts dieser Umstände besteht natürlich der Verdacht, dass ein Ja zum Verhüllungsverbot einen weiteren Schritt hin zur Verdrängung des Islam aus dem öffentlichen Raum darstellt. Ansonsten wäre die gesamte Aktion vollkommen unverhältnismässig. Denn in die Verfassung ein Verbot einzutragen, das mangels Tatbestände nur eine minimale Wirkung haben kann, kann nur dadurch rechtfertigt werden, wenn vermutet wird, dass hinter der Burqa ein viel grösserer Gegner lauert. Auch wenn der Effekt eines Verbots gleich Null sein dürfte, so wird es eine Wirkung auf die Islampolitik der Gesellschaft haben. Nach dem Verbot des Baus von Minaretten würde Musliminnen nun das Tragen eines Gesichtsschleiers verboten, und da beide Verbote Verfassungsrang hätten, würde das Verbot die muslimischen Gemeinschaften in der Schweiz mit dem Stigma auszeichnen, dass sie nur im Rahmen einer Verbotsordnung öffentlich agieren könnten. Das aber widerspricht der Ordnung einer Gesellschaft als Gemeinschaft Freier Menschen.

Anstelle einer erneuten verfassungsrechtlichen Regelung des Zusammenlebens mit muslimischen Gemeinschaften das Wort zu reden, sollten diese vielmehr eingeladen werden mitzuwirken, das vermeintliche Anliegen der Initiative aufzugreifen: nämlich mitzuarbeiten, einer islamischen Rechtfertigung der Unterdrückung der Frauen das Wasser abzugraben, mitzuhelfen, die Idee der freien, offenen Gesellschaft auch in muslimischen Gemeinden nachhaltig zu verankern, und mitzugestalten, wie die Freiheitsrechte auch im islamischen Kontext begründet und durchgesetzt werden können.

Völlig ausser Acht lässt die Initiative die Tatsache, dass der Wandel, mit dem die Länder in der islamischen Welt konfrontiert sind, zu einer drastischen Veränderung der sozialen und religiösen Verhältnisse führen wird. Der Gesichtsschleier, der seit knapp 100 Jahren eine religiöse, islamische Bedeutung erlangt hat, wird diesem Wandel irgendwann zum Opfer fallen. Und doch: Alle Religionen bestehen aus Traditionen, die im Laufe der Jahrhunderte angesammelt, verändert oder verworfen wurden. Manches, was uns heute als Grundbestand einer Religion erscheint, hat nur eine sehr kurze Geschichte. Man denke nur an die katholische Festsetzung der Unfehlbarkeit des Papsts, die protestantische Kirchenmusik oder die Orgel in jüdischen reformierten Synagogen. Die religiöse Symbolik der Kleidung ist im islamischen Kontext auch nur wenige Jahrzehnte alt. Und doch gehört sie für viele Muslime heute zum Islam. Zu behaupten, dass etwas deshalb keine Berechtigung habe, weil es in der Urfassung einer Religion nicht vorhanden sei, hätte zur Folge, dass kaum etwas, was heute unsere Religionen bestimmt, noch Bestand hätte. Weder Beichte, noch Zölibat, noch Bibelübersetzungen, noch Kirchtürme, noch Glocken, noch kanonische Rechtsordnungen hätten heute eine Daseinsberechtigung. Insofern ist die Frage sinnlos, ob die Burqa zum Islam gehört. Die Burqa gehört zu den Frauen, die sie tragen wollen oder müssen, und es ist an ihnen zu sagen, ob sie die Burqa als dem Islam zugehörig erachten. Dies ist Teil unserer Freiheitsordnung. Alles andere ist historischer Fundamentalismus.

Ein Nachtrag

Der Ausdruck «mit Kanonen auf Spatzen schiessen» wurde 1872 von einem ungarischen Politiker geprägt, um das deutsche Verbot von Niederlassungen der Jesuiten als übertriebene Massnahme zu brandmarken.

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Abschied von der Lady

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Die Fakten sind klar. Im Oktober 2016 und im August 2017 greifen Kämpfer der Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) Polizeistationen im südwestlichen an Bangladesh grenzenden Bundesstaat Rakhine an. Polizisten aber auch Zivilisten sterben. Das Militär – als Tatmadaw bekannt – greift ein. Und zwar so, wie es das seit Machtantritt 1962 – besonders gegen aufmüpfige nationale Minderheiten – immer macht: mit äusserster Brutalität.

Cox’s Bazaar

Nach UNO-Ermittlern kommt es zur Zerstörung ganzer Dörfer. Frauen werden systematisch vergewaltigt, Mord in grossem Stil an Männern, Frauen und Kindern. Zehntausend Menschen sollen nach dem Uno-Bericht ums Leben gekommen sein. Nach jenem August 2017 fliehen über 700`000 Rohingyas über die Grenze nach Bangladesh. Dort werden sie im Cox`s Bazaar in einem Lager untergebracht, wo bereits weit über 200`000 Rohingyas aus früheren Vertreibungen unter prekären Umständen leben. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind die Rohingyas die «am stärksten verfolgte Minderheit der Welt» ist.

Apartheid

Noch immer leben über 500'000 muslimische Rohingyas in Myanmar. Vor allem in Lagern und nach aussen abgeschotteten Dörfern. Es sind Apartheid-ähnliche Zustände. Im buddhistischen Myanmar haben Muslime im allgemeinen und Rohingyas im speziellen einen schweren Stand, obwohl die grosse Mehrheit in Burma Buddhisten sind. Muslime in Myanmar machen je nach Schätzung gerade einmal zwei bis vier Prozent der Bevölkerung von 55 Millionen aus.

Üble Hetze von Mönchen

Extreme buddhistische Mönche hetzen in übelster Weise auf Flugblättern und in den sozialen Medien – allen voran natürlich Facebook – gegen die muslimische Minderheit. Die Behörden, an deren Spitze als Staatsrätin die Friedens-Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi steht, unternehmen nichts. Soviel zur «friedlichsten Religion» Buddhismus und zu der von Facebook hochgelobten Meinungsfreiheit…..

«Bengali»

Die Rohingyas sind nicht erst seit neuestem eine verfolgte Minderheit. Obwohl die meisten seit Generationen, zum Teil seit über dreihundert Jahren, auf dem Gebiet des heutigen Myanmar leben, gelten sie bis auf den heutigen Tag als illegale Einwanderer. Offiziell werden sie als «Bengali» bezeichnet, aus Bengalen, also Bangladesh stammend. Das Wort Rohingya ist tabu.

Die Rohingyas haben und hatten in Burma keinerlei Rechte. Im Staatsbürgergesetz von 1982 werden 135 ethnische Bevölkerungsgruppen offiziell anerkannt, nicht aber die Rohingyas. Damit haben sie auch keinen Anspruch auf Staatsbürgerschaft. Sie können sich nicht frei bewegen, haben zu vielen sozialen Diensten – unter anderem Bildung – keinen oder extrem limitierten Zugang. Heute leben 1,5 Millionen Rohingyas als Staatenlose im Exil. Bereits 1978 sind 200'000 und 1991 über 250'000 Rohingyas nach einem militärischen Pogrom nach Bangladesh geflüchtet.

Uno-Gerichtshof

Obwohl unterdessen Myanmar und Bangladesh ein Rückführungsabkommen unterzeichnet haben, ist nichts geschehen. Rohingyas im Flüchtlingslager Cox’s Bazaar in Bangladesh nämlich wollen nicht ohne umfassende Sicherheits- und Rechtszusagen zurückkehren. Gambia hat nun vor dem Internationalen Uno-Gerichtshof in Den Haag ein Verfahren gegen die systematische Verfolgung der muslimische Rohingya-Minderheit angestrengt. Gambia handelt im Namen von 57 Staaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit. Anklagepunkte sind ethnische Säuberung oder gar Völkermord. Zur Verteidigung der Militärs ist vor den internationalen UNO-Richtern niemand geringerer als Aung San Suu Kyi erschienen.

8.8.88

Aung San Suu Kyi, die Tochter des kurz vor der Unabhängigkeit Myanmars 1947 ermordeten Nationalhelden General Aung San, ist in den letzten paar Jahren zur Realpolitikerin mutiert. Die 1991 mit dem Friedens-Nobelpreis und dem Sacharow-Preis Ausgezeichnete bot über zwei Jahrzehnte lang den Militärs die Stirn. Nach langen Jahren im Ausland ist Suu Kyi 1988 nach Burma zurückgekehrt, um ihre todkranke Mutter zu pflegen. Im August 1988 – am bedeutungsschwangeren 8.8.88 – kam es zu breiten Studentenprotesten. Am 26. August hielt sie vor der Shwegadon-Pagode in Yangon ihre berühmte Rede zur Demokratie.

Gewaltlosigkeit

Gewaltlosigkeit werde den Sieg bringen. In den nächsten zwei Jahrzehnten hielten die Militärs Suu Kyi fünfzehn Jahre lang unter Hausarrest, verschiedentlich wurde sie ins Gefängnis geworfen, unter anderem auch in das berüchtigte Insein-Gefängnis in Yangon. Bei den Wahlen 1990 erzielte die von ihr mitbegründete Nationale Liga für Demokratie (NLD) einen überwältigenden Sieg. Die Militärs annullierten die Wahl.

Langsame Öffnung

Nach dem Rücktritt von General Than Shwe 2010 begann sich Myanmar langsam zu öffnen. General Thein Sein wechselte als Präsident von der Uniform in den massgeschneiderte Zivilanzug. Aung San Su Kys NLD boykottierte zwar die allgemeinen Wahlen 2010, erzielte dann aber 2012 in Nachwahlen für 45 Sitze mit 43 gewonnen Sitzen einen Überraschungserfolg. Bei den allgemeinen Wahlen 2015 errang die NLD 86 Prozent aller wählbaren Sitze. Die Militärs nämlich reservierten für sich ein Viertel aller Parlamentssitze, um eine Zweidrittelsmehrheit für Verfassungsäderungen zu verhindern. Zudem blieb das Innen-, Sicherheits- und Verteidigungsministerium in der Hand der Militärs. Die Uniformierten können überdies bis auf den heutigen Tag mit einem Federstrich die Verfassung ausser Kraft setzen und die Macht wieder total übernehmen.

Demokratie-Ikone

Seit April ist Aung San Suu Kys de-facto-Regierungschefin mit dem Titel eines Staatsrates sowie Aussenministerin. Präsidentin kann sie nach der geltenden Verfassung nicht werden, weil sie mit einem Ausländer verheiratet war und zwei Söhne mit ausländischem Pass hat. Die lange im Westen als Demokratie-Ikone Verehrte ist mit anderen Worten in der Realpolitik ganz von den Militärs abhängig. Deshalb wohl hat sie auch in Den Haag vor dem Internationalen Uno-Gerichtshof  die Militärs verteidigt. «Die Beschuldigungen», so Suu Kyi, «sind irreführend und unvollständig». Die Armee habe nur das Land gegen bewaffnete Rebellen verteidigt. «Wir haben es hier mit einem internen bewaffneten Konflikt zu tun, ausgelöst durch koordinierte und umfassende Attacken der ARSA. Darauf haben Myanmars Verteidigungskräfte geantwortet».

«Ueberproportionale Gewalt»

Möglicherweise habe es auch Übergriffe der Armee gegeben, doch die Justiz in Myanmar sei fähig und willens, die Schuldigen strafrechtlich zu verfolgen: «Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass überproportional Gewalt angewendet worden ist, in einigen Fällen von den Verteidigungskräften unter Missachtung des internationalen humanitären Rechts oder dass die Verteidigungskräfte nicht klar genug zwischen Arsa-Kämpfern und Zivilisten unterschieden haben».

«Tragischerweise»

«Tragischerweise», soviel konzediert immerhin Suu Kyi, «führte der bewaffnete Konflikt zum Exodus von mehreren Hunderttausend Muslims». Ähnliches, so die burmesische Staatsrätin, sei ja auch in Kroatien während des Jugoslawienkrieges – mit dem sich der Internationale Gerichtshof auch befasst habe – geschehen. «Es wird», so Suu Kyi ganz Friedens-Nobelpreisträgerin, «keine Toleranz zu Menschenrechtsverletzungen in Rakhine oder anderswo in Myanmar geben».

Innenpolitik

Warum hat sich Aung San Suu Kyi diesen Auftritt in Den Haag angetan? Der Grund ist einfach: Innenpolitik. 2020 finden in Myanmar die nächsten allgemeinen Wahlen statt. Die Buddhistin Suu Kyi, liebevoll auch The Lady genannt, hätte keine Chance, wenn sie sich offen für Muslime und erst recht für die Rohingyas einsetzen würde. Während ihres Auftretens in Den Haag vor dem Internationalen Uno-Gerichtshof haben in Myanmar Tausende für sie auf der Strasse demonstriert. Das internationale Image als Friedens-Nobelpreisträgerin bringt im buddhistischen Burma keine Stimmen.

Machtpolitikerin

Die moralische Autorität von einst als Demokratie-Ikone ist Aung San Suu Kyi international in der real  existierenden Halbdemokratie Myanamars abhanden gekommen. The Lady ist nun durchwegs zur Realpolitikerin, ja zu einer Machtpolitikerin  geworden. Wenn sie die Karten richtig spielt, werden die Militärs sie vielleicht gar als Präsidentin akzeptieren. Moral und Politik – ein trauriger Abschied von der Lady.

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Was wird verschleiert?

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Richtig ist die Feststellung, dass man es beim Problemfeld unkontrollierte Migration mit einem überaus schwierigen, komplizierten und verstörenden Thema zu tun hat, für dessen Lösung bisher trotz uferlosen Debatten kein Politiker (und auch kein Journalist, Soziologe oder sonstiger Experte) allgemein ­­überzeugende Lösungen anzubieten hatte. Soweit ist dem Schriftsteller Charles Lewinsky zuzustimmen, der unlängst zur begrifflichen Auseinandersetzung mit dem aktuellen Migrationsthema einen langen Beitrag in der NZZ beigesteuert hat.

Lewinsky argumentiert, die Ausdrücke Migrant und Migranten seien zwar durchaus neutrale Begriffe, die allerdings verschiedene Arten von Wanderbewegungen betreffen könnten. Dazu zählt auch die legal mit Pass- und Arbeitserlaubnis stattfindende Migration von Fach- oder Hilfskräften, die man im deutschen Sprachgebrauch korrekt als Zuwanderung oder Immigration beschreibt.

Der Autor setzt sich aber hauptsächlich und mit guten Gründen mit der Migration aus Afrika auseinander, wo doppelt so viele Menschen leben wie in Europa und die Arbeitslosigkeit vor allem unter jungen Leuten 75 Prozent, in Deutschland aber nur gerade 5 Prozent ausmache. Wenn man all diese gewaltigen Ungleichheiten in Rechnung ziehe, komme man schnell zu der Erkenntnis, dass da eine Völkerwanderung im Gang sei.

Dieser zutreffende Begriff, meint Lewinski, werde hierzulande aber tunlichst verschwiegen. Man spreche – je nach politischem Standpunkt – lieber von einer «kriminellen Invasion» oder von einer «Verjüngung des alternden Kontinents» Europa.

Mit Verlaub, da scheint begrifflich einiges durcheinander zu geraten. Laut Wikipedia und dem Historischen Lexikon der Schweiz sind mit dem Ausdruck Völkerwanderung gemeinhin «die Wanderbewegungen germanischer und anderer Völker» gemeint, die «zwischen dem Ende des 2. und 7. Jahrhunderts Zivilisationen und Machtzentren erschütterten». Und selbst wenn man diesen Bezug ignoriert, bleibt das Wort Völkerwanderung kaum tauglich für die Beschreibung von Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer.

A propos Flüchtlinge. Laut Lewinsky wird dieses Wort in manchen politisch korrekten Milieus eher gemieden, weil es gleichzeitig «die Aufforderung zu Hilfs- und Aufnahmebereitschaft konnotiere».  Ein kurzer Test bei Google lässt indessen an dieser Behauptung starke Zweifel aufkommen.

In den wichtigen Schweizer Medien kann von einer Tabuisierung des Begriffs «Flüchtling» keine Rede sein. Man stösst in den verschiedensten und meist höchst aktuellen Zusammenhängen auf dieses Wort etwa bei der deutschen «Flüchtlingskrise» 2015, bei den Berichten über die häufigen «Flüchtlingstragödien» im Mittelmeer oder dem «Flüchtlingsdrama» vom vergangenen Oktober in England, bei dem 39 Menschen aus Vietnam erstickt oder erfroren sind. 

Wo bei diesen konkreten Fällen «Tarn- oder Deckworte» verwendet werden, wie der Autor Lewinsky behauptet, um die Realitäten beim schwierigen Migrationsthema zu camouflieren, bleibt bei näherer Prüfung ziemlich schleierhaft.

Gewiss sind bei dem weitläufigen und dornenvollen Thema Migration auch Verdrängungen und Halbwahrheiten im Schwange. Solche Defizite haben aber weniger mit der Vermeidung oder Manipulation bestimmter Wörter zu tun, als  vielmehr mit der Tendenz, sich mit den Wurzeln und den Dimensionen des Problems gründlicher auseinanderzusetzen.

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Vergiftetes Trinkwasser

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Dieser Beitrag wurde am 10. Dezember 2019 geschrieben. Am 13.12. meldete das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), dass dem Produkt Chlorothalonil die Zulassung per sofort entzogen werde und ab 1.1.2020 es verboten sei, das Produkt zu verwenden. Manchmal bewegen sich die Behötrden auch hierzulande schneller, als man denkt.

Während Generationen lehrte man uns: Trink Wasser aus dem Wasserhahn. In der Schweiz ist es frisch und sauber, unbedenklich und zudem günstiger als Mineralwasser!

Pflanzengift im Trinkwasser

Im Juli 2019 informierten Radio und TV SRF über Trinkwasserproben, die alarmierende Messwerte ergaben: Die zugelassenen Höchstwerte an Chlorothalonil-Rückständen würden mehrfach überschritten. Kantone haben erste Massnahmen verfügt: Die betroffenen Gemeinden müssen jetzt ihr Trinkwasser „überwachen“. War’s das jetzt?

Auch andere Gemeinden, z. B. im Kanton Zürich sind betroffen. In Trüllikon erhielt der Werkvorsteher der Gemeinde im Sommer 2019 die lapidare Mitteilung des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie, „dass in einer ihrer Grundwasserfassungen die Grenzwerte bei den Rückständen des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil deutlich überschritten wurden.“ (TA) Was jetzt? Stilllegung – und was ist dann mit der Versorgungssicherheit der Gemeinde? In Andelfingen hat man vorsorglicherweise schon mal mehrere Dorfbrunnen abgestellt.

Hier wird ein Thema bagatellisiert. Da überlässt der Bund elegant den betroffenen Gemeinden den Handlungsbedarf bei einem nationalen Problem, dessen Herkunft bekannt ist, aber lieber hinter vorgehaltener Hand kommuniziert wird. Betroffen sind in den oben genannten Fällen Gemeinden des Kantons Solothurn und Zürich. Intensiv betriebene Landwirtschaft hat zur Folge, dass gleich an mehreren Standorten die zulässigen Grenzwerte von 0,1 Mikrogramm/Liter überschritten wurden.

Da stellen sich verschiedene Fragen. Wie wurde seinerzeit überhaupt der Grenzwert festgelegt? Wie sähen die Messresultate andernorts aus, würden auch dort Messungen überhaupt vorgenommen? Wie gefährlich sind diese Befunde für Konsumentinnen und Konsumenten?

Die Vorgeschichte

Chlorothalonil ist seit gut 40 Jahren im Trinkwasser, sagen Experten. Es wird vor allem gegen Pilzbefall in Acker-, Obst- und Rebbau eingesetzt. Doch anfangs 2019 hat die EU das Pestizid per 1.1.2020 verboten. Gemäss SRF wird das Bundesamt für Landwirtschaft die Bewilligung für Chlorothalonil widerrufen. Vielleicht per Herbst 2020, bis dann darf das Fungizid weiter gebraucht werden. Denn auch bei uns tönt es jetzt anders als auch schon. Chlorothalonil wird neu als „relevant“ eingestuft – „eine Gesundheitsgefährdung kann nicht ausgeschlossen werden; der Stoff könnte Krebs oder Genveränderungen auslösen“. Deshalb behalten die Behörden die Konzentration besser im Auge …

Ein anderes Bundesamt, jenes für Umwelt (Bafu) berichtet derweil, dass das Grundwasser in der Schweiz durch Pestizide und Nitrat verunreinigt, mancherorts sogar gefährdet sei. An mehr als der Hälfte der 600 Messstellen würden Rückstände im Trinkwasser gefunden. Verantwortlich für die Verunreinigungen sei mehrheitlich die Landwirtschaft.

Hersteller gegen Behörden

Warum tun sich die Behörden in der Schweiz so schwer mit einem generellen Verbot von Chlorothalonil? Wo doch die Kantonschemiker in einer Stichprobe längst nachgewiesen haben, dass „ annähernd 170’000 Schweizerinnen und Schweizer im Frühling 2019 kontaminiertes Wasser getrunken haben“ (Sonntagszeitung)? Obwohl also die EU zum Schluss kam, dieses Mittel wäre krebserregend, „bearbeitet“ dessen Hersteller, der Agrochemie-Riese Syngenta, unsere Behörden mit neuen Daten, die beweisen sollen, dass dieses Fungizid und seine Abbaustoffe unbedenklich seien.

Dies verweist auf ein anderes Problem. Da der Bund verpflichtet ist, alle Befunde sorgfältig zu prüfen, braucht er viel Zeit dafür. Würde der Hersteller gegen ein Verbot Rekurs einlegen, könnten wir noch länger darauf warten. Gemäss BLW (Bundesamt für Landwirtschaft) sind tatsächlich 14 Produkte zu finden, die seit mehr als vier Jahren geprüft werden (!). Nichtsdestotrotz, auch wenn organisatorische Probleme mitwirken – Personalprobleme offensichtlich – lässt es sich verantworten, dass die Bevölkerung die Suppe auszulöffeln hat?

Bundesamt gegen Bundesamt?

Dass die Landwirtschaft hauptschuldig an der Misere ist, darüber ist man sich einig. Bevor man jetzt dem einzelnen Bauernbetrieb etwas vorwirft, (diese wehren sich gegen Anwürfe, sie vergifteten unsere Natur. Sie hätten sich an die zugelassenen Produkte zu halten), sollte man die dubiose Rolle des BLW näher beleuchten. Denn das Bafu fordert seit Jahren mehr Transparenz in dieser Giftwelt. Die Pestizidgegner werfen denn auch dem BLW „seit Jahren vor, die Interessen der Agrochemie und der Bauern über alles zu stellen“. (TA)

Der Vorsteher des Gewässerschutzamtes des Kantons Bern fordert jetzt gar ein Verbot gefährlicher Pestizide. Er ist der Meinung, dass die besonders toxischen Spritzmittel gleich ganz aus den Giftschränken der Landwirte zu verschwinden hätten (sonntagszeitung). Er wird unterstützt durch Kantonschemiker aus anderen Kantonen, die nachdoppeln, dass ihre neuesten Messungen an kleinen Fliessgewässern zeigten, dass bei diesen Substanzen grosser Handlungsbedarf bestünde.

Taktieren statt verbieten?

Angesichts der Tatsache, dass gleich zwei Volksinitiativen Licht ins Dunkel der Pestizide-Welt bringen wollen (Trinkwasserinitiative und Verbot von Pestiziden), kann man feststellen, dass an verschiedenen Orten die Geduld ausgeht. Müssen wir uns eigentlich bieten lassen, dass wir kontaminiertes Trinkwasser aus dem Wasserhahn lassen, wissentlich, und dass „im Moment“ kein Kraut dagegen gewachsen ist? Bekanntlich haben Nationalrat und Bundesrat diese beiden Initiativen ohne Gegenvorschlag abgelehnt. Ob das der Weisheit letzter Schluss sein kann, daran zweifeln aber jetzt die Wirtschaftskommissionen von National- und Ständerat. Gefordert wird endlich eine „gesetzliche Verankerung eines Absenkungspfades mit verbindlichen Zielwerten für das Risiko beim Einsatz von Pestiziden“.

Was immer im nächsten Jahr die Wirtschaftskommissionen und die beiden Räte beschliessen werden – vielleicht wären sie gut beraten, für einmal Nägel mit Köpfen einzuschlagen? Verbindliche Beschlüsse zur Pestizid-Bekämpfung sind überfällig. Dass sogar der umtriebige Bauernpräsident Markus Ritter diese Idee unterstützt, lässt natürlich den Verdacht aufkommen, dass er befürchtet, andernfalls würden die angedrohten beiden Volksinitiativen an der Urne angenommen. Tatsächlich zeigen erste Umfragen eine hohe Zustimmung im Volk für beide Anliegen.

Was dann für die Bauern ein echtes Problem wäre. Der Taktiker Ritter gibt schon prophylaktisch seine Meinung bekannt: „Die Initiativen sind viel zu radikal. Es wird 30 bis 40 Prozent Ja-Stimmen geben.“ (DIE ZEIT) Ritter, bekannt für seine geschmeidigen, bauernschlauen Ratschläge begibt sich da für einmal aufs Glatteis, denn üblicherweise meidet er unliebsame Themen – er schweigt sie lieber tot.

Konsumentinnen und Konsumenten unseres Hahnenwassers sollten nicht für dumm verkauft werden. Volksabstimmungen haben schon früher für Korrekturen und Überraschungen gesorgt.

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Jean Paul Getty

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Sparmassnahmen muss man dann ergreifen, wenn man viel Geld verdient. Sobald man in den roten Zahlen ist, ist es zu spät.

Das Jahr in Bildern

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  • JANUAR

1. Januar: Der erste Sonnenaufgang des Jahres

Das neue Jahr ist da: Inder füttern auf dem Jamuna-Fluss in Delhi Möwen. Der Jamuna ist ein Nebenfluss des Ganges. (Foto: Keystone/AP/Manish Swarup)
Das neue Jahr ist da: Inder füttern auf dem Jamuna-Fluss in Delhi Möwen. Der Jamuna ist ein Nebenfluss des Ganges. (Foto: Keystone/AP/Manish Swarup)

1. Januar: Stürmische Kampfansage

Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, eine der schärfsten Gegnerinnen und Gegner von Präsident Trump, gibt ihre Präsidentschaftskandidatur bekannt. Die linksstehende Warren will „die korrupteste Regierung seit Menschengedenken“ ablösen. In den Umfragen gehört die 70-Jährige neben Joe Biden und Bernie Sanders zu den aussichtsreichsten Bewerbern und Bewerberinnen. (Foto: Keystone/CJ Gunther)
Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, eine der schärfsten Gegnerinnen und Gegner von Präsident Trump, gibt ihre Präsidentschaftskandidatur bekannt. Die linksstehende Warren will „die korrupteste Regierung seit Menschengedenken“ ablösen. In den Umfragen gehört die 70-Jährige neben Joe Biden und Bernie Sanders zu den aussichtsreichsten Bewerbern und Bewerberinnen. (Foto: Keystone/CJ Gunther)

1. Januar: Amtsantritt eines Ultrarechten

Der im Oktober 2018 mit 55 Prozent der Stimmen gewählte brasilianische Präsident Jair Bolsnaro tritt sein Amt an. Nach seiner Vereidigung fährt er im offenen Wagen mit seiner Frau Michelle durch Brasilia. Seine Finger, die Pistolen andeuten, werden Gegenstand heftiger Diskussionen. Bolsonaros Gegner fürchten, er werde das Land in Richtung einer Militärdiktatur treiben. Seine Anhänger hoffen, er werde mit eisernem Besen die Korruption und die Kriminalität bekämpfen. (Foto: Keystone/AP/Andre Penner)
Der im Oktober 2018 mit 55 Prozent der Stimmen gewählte brasilianische Präsident Jair Bolsnaro tritt sein Amt an. Nach seiner Vereidigung fährt er im offenen Wagen mit seiner Frau Michelle durch Brasilia. Seine Finger, die Pistolen andeuten, werden Gegenstand heftiger Diskussionen. Bolsonaros Gegner fürchten, er werde das Land in Richtung einer Militärdiktatur treiben. Seine Anhänger hoffen, er werde mit eisernem Besen die Korruption und die Kriminalität bekämpfen. (Foto: Keystone/AP/Andre Penner)

14. Januar: Doppelt so viel Schnee wie üblich

In weiten Teilen der Alpen liegt doppelt so viel Schnee wie zu dieser Jahreszeit üblich. In St. Antönien wurden an einem Tag 73 Zentimeter Neuschnee gemessen. Das Bild vom 14. Januar zeigt Schneeräumarbeiten in Göschenen im Kanton Uri. (Foto: Keystone/Urs Flüeler)
In weiten Teilen der Alpen liegt doppelt so viel Schnee wie zu dieser Jahreszeit üblich. In St. Antönien wurden an einem Tag 73 Zentimeter Neuschnee gemessen. Das Bild vom 14. Januar zeigt Schneeräumarbeiten in Göschenen im Kanton Uri. (Foto: Keystone/Urs Flüeler)

19: Januar: Hexen im Schuss

Während die besten Skiläufer am Lauberhorn um Hundertstelsekunden kämpften, findet im Oberwallis die „Hexenabfahrt“ statt. Rund Tausend Skiläuferinnen und -Läufer, verkleidet als Hexen, beteiligen sich am 37. Hexenrennen auf der Belalp oberhalb von Naters. Die Hexenabfahrt geht auf eine Walliser Sage zurück. Übrigens: die Hexen müssen während ihrer Abfahrt einen Helm tragen. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)
Während die besten Skiläufer am Lauberhorn um Hundertstelsekunden kämpften, findet im Oberwallis die „Hexenabfahrt“ statt. Rund Tausend Skiläuferinnen und -Läufer, verkleidet als Hexen, beteiligen sich am 37. Hexenrennen auf der Belalp oberhalb von Naters. Die Hexenabfahrt geht auf eine Walliser Sage zurück. Übrigens: die Hexen müssen während ihrer Abfahrt einen Helm tragen. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)

21. Januar: Kurze Annäherung

In Aachen beschwören Emmanuel Macron und Angela Merkel die französisch-deutsche Freundschaft. Im Krönungssaal des Rathauses unterzeichnen sie einen neuen Freundschaftspakt. Macron hatte gehofft, in der Kanzlerin eine Mitkämpferin für seine Vision eines reformierten Europas gefunden zu haben. Später kritisiert Macron die Deutschen, weil sie seiner Meinung nach zu wenig für die Reform Europas tun. (Foto: Keystone/AP/Martin Meissner)
In Aachen beschwören Emmanuel Macron und Angela Merkel die französisch-deutsche Freundschaft. Im Krönungssaal des Rathauses unterzeichnen sie einen neuen Freundschaftspakt. Macron hatte gehofft, in der Kanzlerin eine Mitkämpferin für seine Vision eines reformierten Europas gefunden zu haben. Später kritisiert Macron die Deutschen, weil sie seiner Meinung nach zu wenig für die Reform Europas tun. (Foto: Keystone/AP/Martin Meissner)

21. Januar: „Super-Blutmond“

Der „Blutmond“, aufgenommen in Allaman bei Morges (VD) am Genfersee. Die nächste totale Mondfinsternis findet 2022 statt. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)
Der „Blutmond“, aufgenommen in Allaman bei Morges (VD) am Genfersee. Die nächste totale Mondfinsternis findet 2022 statt. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)

24. Januar: Umsturz-Versuch in Venezuela

Juan Guaidó, der 35-jährige Präsident des entmachteten Parlaments, erklärt sich zum Präsidenten. Präsident Trump erkennt ihn umgehend an. Staatspräsident Nicolás Maduro hatte sich zwei Wochen zuvor für seine zweite Amtszeit vereidigen lassen. Da die Wahlen gefälscht seien, anerkennen ihn zahlreiche Staaten nicht mehr als Präsidenten an. Zehntausende gehen auf die Strassen und jubeln Guaidó zu. (Foto: Keystone/EPA/Cristian Hernandez)
Juan Guaidó, der 35-jährige Präsident des entmachteten Parlaments, erklärt sich zum Präsidenten. Präsident Trump erkennt ihn umgehend an. Staatspräsident Nicolás Maduro hatte sich zwei Wochen zuvor für seine zweite Amtszeit vereidigen lassen. Da die Wahlen gefälscht seien, anerkennen ihn zahlreiche Staaten nicht mehr als Präsidenten an. Zehntausende gehen auf die Strassen und jubeln Guaidó zu. (Foto: Keystone/EPA/Cristian Hernandez)

31. Januar: Eiszeit

Eisige Temperaturen haben weite Teile der USA im Griff. Mehrere amerikanische Bundesstaaten haben den Notstand ausgerufen. In Ponsford in Minnesota werden gefühlte Temperaturen von minus 55 Grad Celsius errechnet. 21 Menschen werden Opfer der Kältewelle in den USA und in Kanada. Im Bild der teilweise gefrorene Lake Michigan. (Foto: Keystone/AP)
Eisige Temperaturen haben weite Teile der USA im Griff. Mehrere amerikanische Bundesstaaten haben den Notstand ausgerufen. In Ponsford in Minnesota werden gefühlte Temperaturen von minus 55 Grad Celsius errechnet. 21 Menschen werden Opfer der Kältewelle in den USA und in Kanada. Im Bild der teilweise gefrorene Lake Michigan. (Foto: Keystone/AP)

Die eisigen Temperaturen verwandeln die Niagara-Fälle in eine spektakuläre Winterlandschaft. (Foto: Keystone/AP/Tara Walton/The Canadian Press)
Die eisigen Temperaturen verwandeln die Niagara-Fälle in eine spektakuläre Winterlandschaft. (Foto: Keystone/AP/Tara Walton/The Canadian Press)
  • FEBRUAR

2. Februar: Aufstand gegen Maduro

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro gerät mehr und mehr unter Druck. Zehntausende fordern in Caracas seine Absetzung. Ihm wird vorgeworfen, das einst reiche Venezuela ins wirtschaftliche Chaos geführt und ein diktatorisches Regime errichtet zu haben. Präsident Trump verhängt Sanktionen über das Land. Russland und China sagen Maduro ihre Unterstüzung zu. (Foto: Keystone/AP/Rodrigo Abd)
Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro gerät mehr und mehr unter Druck. Zehntausende fordern in Caracas seine Absetzung. Ihm wird vorgeworfen, das einst reiche Venezuela ins wirtschaftliche Chaos geführt und ein diktatorisches Regime errichtet zu haben. Präsident Trump verhängt Sanktionen über das Land. Russland und China sagen Maduro ihre Unterstüzung zu. (Foto: Keystone/AP/Rodrigo Abd)

2. Februar: Versicherungssumme: 4 Milliarden

„Kulturhöhepunkt des Jahres 2019“: So nennt die Fondation Beyeler ihre neue Ausstellung über den jungen Pablo Picasso (1881–1973). Es ist die grösste, teuerste und zeitraubendste Schau, die Beyeler je veranstaltet hat. Im Bild: Pablo Picasso, Femme en chemise (Madeleine), 1904–1905, Öl auf Leinwand, 72,7 x 60 cm, London, Tate, Hinterlassen C. Frank Stoop, 1933, © Succession Picasso / 2018, ProLitteris, Zürich, Foto: © Tate, London 2018
„Kulturhöhepunkt des Jahres 2019“: So nennt die Fondation Beyeler ihre neue Ausstellung über den jungen Pablo Picasso (1881–1973). Es ist die grösste, teuerste und zeitraubendste Schau, die Beyeler je veranstaltet hat. Im Bild: Pablo Picasso, Femme en chemise (Madeleine), 1904–1905, Öl auf Leinwand, 72,7 x 60 cm, London, Tate, Hinterlassen C. Frank Stoop, 1933, © Succession Picasso / 2018, ProLitteris, Zürich, Foto: © Tate, London 2018

Pablo Picasso, La Vie, 1903, Öl auf Leinwand, 197 x 127,3 cm
The Cleveland Museum of Art, Schenkung Hanna Fund
© Succession Picasso / 2018, ProLitteris, Zürich
Foto: © The Cleveland Museum of Art
Pablo Picasso, La Vie, 1903, Öl auf Leinwand, 197 x 127,3 cm
The Cleveland Museum of Art, Schenkung Hanna Fund
© Succession Picasso / 2018, ProLitteris, Zürich
Foto: © The Cleveland Museum of Art

4. Februar: Vier Millionen leidende Kinder

Unter dem Krieg in Afghanistan leiden Kinder ganz besonders. Im Bild: Jugendliche und Kinder in einem Auffanglager der Uno nahe der westafghanischen Stadt Herat. Laut Angaben des Uno-Hochkommissariats für das Flüchtlingswesen (UNHCR) brauchen fast vier Millionen Kinder dringend Hilfe. (Foto: Keystone/EPA/Jalil Rezayee)
Unter dem Krieg in Afghanistan leiden Kinder ganz besonders. Im Bild: Jugendliche und Kinder in einem Auffanglager der Uno nahe der westafghanischen Stadt Herat. Laut Angaben des Uno-Hochkommissariats für das Flüchtlingswesen (UNHCR) brauchen fast vier Millionen Kinder dringend Hilfe. (Foto: Keystone/EPA/Jalil Rezayee)

6. Februar: „State of the Union Show“

Der amerikanische Präsident begrüsst Nancy Pelosi, die demokratische Speakerin des Repräsentantenhauses und harte Widersacherin des Präsidenten. Anschliessend setzt Trump zu seiner „State of the Union"-Botschaft an, in der er die Demokraten zur Zusammenarbeit aufruft, aber keinerlei Konzessionen macht. Amerikanische Medien bezeichnen den Auftritt als „Show“ mit falschen Fakten, Drohungen, Übertreibungn und ausschweifenden, widersprüchlichen Einlagen. (Foto: Keystone/Doug Mills/The New York Times via AP, Pool)
Der amerikanische Präsident begrüsst Nancy Pelosi, die demokratische Speakerin des Repräsentantenhauses und harte Widersacherin des Präsidenten. Anschliessend setzt Trump zu seiner „State of the Union"-Botschaft an, in der er die Demokraten zur Zusammenarbeit aufruft, aber keinerlei Konzessionen macht. Amerikanische Medien bezeichnen den Auftritt als „Show“ mit falschen Fakten, Drohungen, Übertreibungn und ausschweifenden, widersprüchlichen Einlagen. (Foto: Keystone/Doug Mills/The New York Times via AP, Pool)

8. Februar: Georg Gerster †

Der Pionier der Flugbildfotografie, Journalist und Journal21-Autor stirbt im Alter von 90 Jahren. Im Journal21.ch veröffentlichte er sieben Jahre lang regelmässig Kostproben seiner Flugbildfotografie. Gerster wurde vor allem durch seine grossformatigen Swissair-Kalender bekannt. Er arbeitete unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung, das National Geographic Magazine, das Sunday Times Magazine und Geo. Das Bild stammt vom 2. April 2008. (Foto: Keyston: Gaetan Bally)
Der Pionier der Flugbildfotografie, Journalist und Journal21-Autor stirbt im Alter von 90 Jahren. Im Journal21.ch veröffentlichte er sieben Jahre lang regelmässig Kostproben seiner Flugbildfotografie. Gerster wurde vor allem durch seine grossformatigen Swissair-Kalender bekannt. Er arbeitete unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung, das National Geographic Magazine, das Sunday Times Magazine und Geo. Das Bild stammt vom 2. April 2008. (Foto: Keyston: Gaetan Bally)

Eines der letzten Bilder von Georg Gerster. Es zeigt ihn am 10. September 2018 an der achten Geburtstagsfeier von Journal21.ch in einem historischen Zürcher Tram. (Foto: Keystone/Anthony Anex)
Eines der letzten Bilder von Georg Gerster. Es zeigt ihn am 10. September 2018 an der achten Geburtstagsfeier von Journal21.ch in einem historischen Zürcher Tram. (Foto: Keystone/Anthony Anex)

9. Februar: Prix de Lausanne: „Jeune espoir“

Konzentration vor dem grossen Auftritt: Der „Prix de Lausanne“ ist der weltweit wichtigste Wettbewerb für junge Tänzerinnen und Tänzer. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. Viele schafften später eine internationale Karriere. Die Amerikanerin Mackenzie Brown, hier beim Aufwärmen, gewinnt den ersten Preis in der Kategorie „Jeune espoir“. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)
Konzentration vor dem grossen Auftritt: Der „Prix de Lausanne“ ist der weltweit wichtigste Wettbewerb für junge Tänzerinnen und Tänzer. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 15 und 18 Jahre alt. Viele schafften später eine internationale Karriere. Die Amerikanerin Mackenzie Brown, hier beim Aufwärmen, gewinnt den ersten Preis in der Kategorie „Jeune espoir“. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)

17. Februar: Aufstände gegen den serbischen Präsidenten

Vor dem Gebäude der serbischen Nationalversammlung in Belgrad versammeln sich jeden Sonntagabend Tausende, manchmal Zehntausende. Sie werden Präsident Aleksandar Vučić vor, er ersticke mit seinem autoritären Regierungsstil die demokratischen Freiheiten. Auch in anderen serbischen Städten protestieren immer mehr Menschen, so in Niš, Kragujevac, Novi Sad, Kuršumlija, Kraljevo und Požega. (Keystone/EPA, Koca Sulejmanovic)
Vor dem Gebäude der serbischen Nationalversammlung in Belgrad versammeln sich jeden Sonntagabend Tausende, manchmal Zehntausende. Sie werden Präsident Aleksandar Vučić vor, er ersticke mit seinem autoritären Regierungsstil die demokratischen Freiheiten. Auch in anderen serbischen Städten protestieren immer mehr Menschen, so in Niš, Kragujevac, Novi Sad, Kuršumlija, Kraljevo und Požega. (Keystone/EPA, Koca Sulejmanovic)

16. Februar: Bruno Ganz †

Der Schweizer Schauspieler, einer der ganz Grossen, stirbt in Zürich im Alter von 77 Jahren. Im Bild: Bruno Ganz am 16. Februar 2017 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin. Prägend für ihn war die lange Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Peter Stein. Im Film setzten wichtige Regisseure wie Werner Herzog, Volker Schlöndorff, Wim Wenders, Silvio Soldini, Bernd Eichinger und andere auf den Schweizer. Der Durchbruch zu internationaler Bekanntheit kam mit seiner Rolle als Hitler in Eichingers „Der Untergang“ (2004). (Keystone/EPA, Guillaume Horcajuelo)
Der Schweizer Schauspieler, einer der ganz Grossen, stirbt in Zürich im Alter von 77 Jahren. Im Bild: Bruno Ganz am 16. Februar 2017 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin. Prägend für ihn war die lange Zusammenarbeit mit dem Theaterregisseur Peter Stein. Im Film setzten wichtige Regisseure wie Werner Herzog, Volker Schlöndorff, Wim Wenders, Silvio Soldini, Bernd Eichinger und andere auf den Schweizer. Der Durchbruch zu internationaler Bekanntheit kam mit seiner Rolle als Hitler in Eichingers „Der Untergang“ (2004). (Keystone/EPA, Guillaume Horcajuelo)

18. Februar: „Ach dieses Schlamassel!“

„Putzfrau Gretl“ will saubermachen. Als „Gretl“ tritt Annegret Kramp-Karrenbauer zum achten Mal bei der „Saarländischen Narrenschau“ auf und demonstriert damit Volksverbundenheit. Die neue CDU-Bundesvorsitzende AKK war früher Ministerpräsidentin des Saarlandes. Jetzt wird sie als neue Kanzlerin ins Spiel gebracht. AKK hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Viele zweifeln daran, ob sie die Fähigkeiten hat, Kanzlerin Merkel zu beerben. (Foto: Keystone/DPA/Boris Roessler)
„Putzfrau Gretl“ will saubermachen. Als „Gretl“ tritt Annegret Kramp-Karrenbauer zum achten Mal bei der „Saarländischen Narrenschau“ auf und demonstriert damit Volksverbundenheit. Die neue CDU-Bundesvorsitzende AKK war früher Ministerpräsidentin des Saarlandes. Jetzt wird sie als neue Kanzlerin ins Spiel gebracht. AKK hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Viele zweifeln daran, ob sie die Fähigkeiten hat, Kanzlerin Merkel zu beerben. (Foto: Keystone/DPA/Boris Roessler)

19. Februar: Karl Lagerfeld †

Der vermutlich 1933 geborene Modeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner stirbt in Neuilly-sur-Seine. Seit 1983 fungierte er als Kreativdirektor und Chefdesigner bei dem französischen Modehaus Chanel. Über sein Geburtsjahr herrscht Unklarheit. Seine Eltern nannten das Jahr 1933, er sprach von 1938 und 1935. (Foto: Keystone/DPA/Caroline Seidel)
Der vermutlich 1933 geborene Modeschöpfer, Designer, Fotograf und Kostümbildner stirbt in Neuilly-sur-Seine. Seit 1983 fungierte er als Kreativdirektor und Chefdesigner bei dem französischen Modehaus Chanel. Über sein Geburtsjahr herrscht Unklarheit. Seine Eltern nannten das Jahr 1933, er sprach von 1938 und 1935. (Foto: Keystone/DPA/Caroline Seidel)

Karl Lagerfeld am 19. Februar 2009 an der Art Basel. (Foto: Keystone/Heinz Hug)
Karl Lagerfeld am 19. Februar 2009 an der Art Basel. (Foto: Keystone/Heinz Hug)

27. Februar: Abruptes Ende

Der zweite Gipfel zwischen Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim geht abrupt zu Ende. Nicht näher kamen sich die beiden bei den Themen Denuklearisierung und Sanktionen. Am zweiten Tag der Zusammenkunft in Hanoi teilt das Weisse Haus überraschend mit, es sei keine Einigung erzielt worden. Gegen Ende Jahr verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea wieder.  (Foto: Keystone/AP/Evan Vucci)
Der zweite Gipfel zwischen Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim geht abrupt zu Ende. Nicht näher kamen sich die beiden bei den Themen Denuklearisierung und Sanktionen. Am zweiten Tag der Zusammenkunft in Hanoi teilt das Weisse Haus überraschend mit, es sei keine Einigung erzielt worden. Gegen Ende Jahr verschärfen sich die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea wieder. (Foto: Keystone/AP/Evan Vucci)
  • MÄRZ

6. März: Ladies in blu

Vor 50 Jahren wurde der damals neunjährige Prinz Charles (Charles Mountbatten-Windsor) als 21. „Prince of Wales“ eingesetzt. Das wird jetzt gefeiert. Bei der Reception im Buckingham-Palast macht auch Premierministerin Theresa May ihre Aufwartung. Der „Prince of Wales“ gilt traditionell als Thronfolger. (Foto: Keystone/Pool/via AP/Dominic Lipinski)
Vor 50 Jahren wurde der damals neunjährige Prinz Charles (Charles Mountbatten-Windsor) als 21. „Prince of Wales“ eingesetzt. Das wird jetzt gefeiert. Bei der Reception im Buckingham-Palast macht auch Premierministerin Theresa May ihre Aufwartung. Der „Prince of Wales“ gilt traditionell als Thronfolger. (Foto: Keystone/Pool/via AP/Dominic Lipinski)

8. März: Kein Kunstwerk

Was aussieht wie ein Kunstwerk ist eine menschliche T-Zelle, die vom HI-Virus befallen ist. Das mit einem Elektronenmikroskop entstandene Bild wird vom amerikanischen „National Institut of Health“ veröffentlicht. Die gesunde T-Zellenmaterie ist blau eingefärbt. Das HI-Virus, das Aids erzeugt, wird gelb dargestellt. (Foto: Keystone/National Institute of Health/via AP)
Was aussieht wie ein Kunstwerk ist eine menschliche T-Zelle, die vom HI-Virus befallen ist. Das mit einem Elektronenmikroskop entstandene Bild wird vom amerikanischen „National Institut of Health“ veröffentlicht. Die gesunde T-Zellenmaterie ist blau eingefärbt. Das HI-Virus, das Aids erzeugt, wird gelb dargestellt. (Foto: Keystone/National Institute of Health/via AP)

9. März: „La primera dama más linda“

First Lady in Spe? Fabiana Rosales, eine 26-jährige Journalistin und Frau des selbsternannten venezolanischen Präsidenten Juan Guaidó, fordert am „Tag der Frau“ in Caracas die Bevölkerung zum Widerstand gegen „das tyrannische Regime von Präsident Maduro“ auf. Venezolanische Medien bezeichnen Rosales als „la primera dama más linda“ (die hübscheste First Lady). Ende Märfz empfängt Donald Trump Fabiana Rosales im Weissen Haus. Im Laufe des Jahres ist es ruhiger geworden um Juan Guaidó und seine Frau. (Foto: Keystone/EPA/Rayner Pena)
First Lady in Spe? Fabiana Rosales, eine 26-jährige Journalistin und Frau des selbsternannten venezolanischen Präsidenten Juan Guaidó, fordert am „Tag der Frau“ in Caracas die Bevölkerung zum Widerstand gegen „das tyrannische Regime von Präsident Maduro“ auf. Venezolanische Medien bezeichnen Rosales als „la primera dama más linda“ (die hübscheste First Lady). Ende Märfz empfängt Donald Trump Fabiana Rosales im Weissen Haus. Im Laufe des Jahres ist es ruhiger geworden um Juan Guaidó und seine Frau. (Foto: Keystone/EPA/Rayner Pena)

10. März: Zweiter Absturz einer 737 Max 8

Eine Boeing 737 Max 8 der Ethiopian Airlines stürzt kurz nach dem Start in Addis Abeba auf dem Weg nach Nairobi östlich der Stadt Bishoftu ab. 149 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Bei der Maschine handelte es sich um ein neues Flugzeug; der Pilot hatte jahrelange Erfahrung. Fünf Monate zuvor war ein Flugzeug des gleichen Typs der indonesischen Gesellschaft Lion Air verunglückt. 189 Menschen starben. Nach dem zweiten Absturz wurde ein weltweites Grounding aller Boeing 737 MAX 8 und MAX 9 angeordnet. Dies bringt dem Flugzeughersteller Boeing schwere Verluste und einen nicht bezifferbaren Image-Schaden. (Foto: Keystone/AP/Mulugeta Ayene)
Eine Boeing 737 Max 8 der Ethiopian Airlines stürzt kurz nach dem Start in Addis Abeba auf dem Weg nach Nairobi östlich der Stadt Bishoftu ab. 149 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Bei der Maschine handelte es sich um ein neues Flugzeug; der Pilot hatte jahrelange Erfahrung. Fünf Monate zuvor war ein Flugzeug des gleichen Typs der indonesischen Gesellschaft Lion Air verunglückt. 189 Menschen starben. Nach dem zweiten Absturz wurde ein weltweites Grounding aller Boeing 737 MAX 8 und MAX 9 angeordnet. Dies bringt dem Flugzeughersteller Boeing schwere Verluste und einen nicht bezifferbaren Image-Schaden. (Foto: Keystone/AP/Mulugeta Ayene)

12. März: „Übermenschlich“

Wie eine Löwin kämpft sie um ein Brexit-Abkommen. Obwohl sie von der eigenen Partei und vom Parlament immer wieder desavouiert wird, gibt sie nicht auf. Was sie tut ist „übermenschlich“, gestehen sogar ihre Gegner. Im Sommer streckt sie die Waffen und überlässt das Feld ihrem Widersacher Boris Johnson. (Foto: Keystone/AP)
Wie eine Löwin kämpft sie um ein Brexit-Abkommen. Obwohl sie von der eigenen Partei und vom Parlament immer wieder desavouiert wird, gibt sie nicht auf. Was sie tut ist „übermenschlich“, gestehen sogar ihre Gegner. Im Sommer streckt sie die Waffen und überlässt das Feld ihrem Widersacher Boris Johnson. (Foto: Keystone/AP)

17. März: Entfesselte Gelbwesten

Tausende Gelbwesten verwüsten erneut die Champs-Élysées. Zahlreiche Autos brennen, Nobelboutiquen werden eingeschlagen und geplündert. Das Prominentenrestaurant Le Fouquet’s wird teils in Brand gesteckt. Immer mehr mischen sich Extremisten in die Proteste ein. (Foto: Keystone/AP/Christophe Ena)
Tausende Gelbwesten verwüsten erneut die Champs-Élysées. Zahlreiche Autos brennen, Nobelboutiquen werden eingeschlagen und geplündert. Das Prominentenrestaurant Le Fouquet’s wird teils in Brand gesteckt. Immer mehr mischen sich Extremisten in die Proteste ein. (Foto: Keystone/AP/Christophe Ena)

15. März: Terroranschläge in Christchurch

Beim Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch (Neuseeland) erschiesst der aus Australien stammende Rechtsterrorist Brenton Tarrant 51 Menschen und verletzt weitere 50. Tarrant filmt seine Tat und überträgt die Bilder live in den sozialen Medien. Er zeigt Sympathien für den norwegischen Massenmörder Anders Breivik, lobt die weisse Rasse und sagt dem „Grossen Bevölkerungsaustausch“ den Kampf an. (Foto: Keystone/AP/Vincent Thian)
Beim Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch (Neuseeland) erschiesst der aus Australien stammende Rechtsterrorist Brenton Tarrant 51 Menschen und verletzt weitere 50. Tarrant filmt seine Tat und überträgt die Bilder live in den sozialen Medien. Er zeigt Sympathien für den norwegischen Massenmörder Anders Breivik, lobt die weisse Rasse und sagt dem „Grossen Bevölkerungsaustausch“ den Kampf an. (Foto: Keystone/AP/Vincent Thian)

16. März: Petarden statt Fussball

Das Spiel zwischen dem FC Sion und den Zürcher Grasshoppers (GC) wird nach 56 Minuten beim Stand von 2:0 für die Walliser abgebrochen. Anhänger der Grasshoppers hatten immer wieder Feuerwerkskörper aufs Spielfeld geworfen. Die Disziplinarkommission der Swiss Football League wertet das Spiel mit 3:0 forfait für den FC Sion. GC steigt Ende der Saison in die Challenge League ab. (Foto: Keystone/Salvatore Di Nolfi)
Das Spiel zwischen dem FC Sion und den Zürcher Grasshoppers (GC) wird nach 56 Minuten beim Stand von 2:0 für die Walliser abgebrochen. Anhänger der Grasshoppers hatten immer wieder Feuerwerkskörper aufs Spielfeld geworfen. Die Disziplinarkommission der Swiss Football League wertet das Spiel mit 3:0 forfait für den FC Sion. GC steigt Ende der Saison in die Challenge League ab. (Foto: Keystone/Salvatore Di Nolfi)

23. März: „Remain!“

Mehr als eine Million Britinnen und Briten demonstrieren in London für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU. Die Manifestanten verlangen eine zweite Volksabstimmung über den Brexit. Zuvor hatten viereinhalb Millionen Briten – 16 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung – dem Parlament eine Petition übergeben, in der ein Verbleib des Landes in der EU gefordert wird. Premierministerin Theresa May, die als Totengräberin der britischen Wirtschaft bezichtigt wird, stemmt sich gegen eine neuerliche Volksbefragung. (Foto: Keystone/AP/Tim Ireland)
Mehr als eine Million Britinnen und Briten demonstrieren in London für einen Verbleib Grossbritanniens in der EU. Die Manifestanten verlangen eine zweite Volksabstimmung über den Brexit. Zuvor hatten viereinhalb Millionen Briten – 16 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung – dem Parlament eine Petition übergeben, in der ein Verbleib des Landes in der EU gefordert wird. Premierministerin Theresa May, die als Totengräberin der britischen Wirtschaft bezichtigt wird, stemmt sich gegen eine neuerliche Volksbefragung. (Foto: Keystone/AP/Tim Ireland)
  • APRIL

1. April: Überraschung in der Slowakei

Während in Tschechien ein Oligarch und Altkommunist immer skrupelloser regiert, wird in der benachbarten Slowakei die progressive, sozialliberale Zuzana Caputová, eine Umweltaktivistin, zur Präsidentin gewählt. Caputovás Wahl ist eine Absage an die notorisch korrupte Politik in der Slowakei. (Keystone/EPA, Martin Divisek)
Während in Tschechien ein Oligarch und Altkommunist immer skrupelloser regiert, wird in der benachbarten Slowakei die progressive, sozialliberale Zuzana Caputová, eine Umweltaktivistin, zur Präsidentin gewählt. Caputovás Wahl ist eine Absage an die notorisch korrupte Politik in der Slowakei. (Keystone/EPA, Martin Divisek)

4. April: Franz Weber †

Er kämpfte wie ein Löwe, ein Leben lang. Er sammelte Unterschriften, zerstritt sich mit Politikern, organisierte Demonstrationen, führte Prozesse. Jetzt ist der Tier- und Landschaftsschützer Franz Weber gestorben. Der gebürtige Basler wurde 91 Jahre alt. Er kämpfte gegen die Elefantenjagd („Niemand braucht einen Elefantenzahn ausser die Elefanten“) und rettete das Grandhotel Giessbach oberhalb des Brienzersees. Im Bild: Franz Weber am 27. Juli 2007 im Hotel Giessbach. (Foto: Keystone/Peter Schneider)
Er kämpfte wie ein Löwe, ein Leben lang. Er sammelte Unterschriften, zerstritt sich mit Politikern, organisierte Demonstrationen, führte Prozesse. Jetzt ist der Tier- und Landschaftsschützer Franz Weber gestorben. Der gebürtige Basler wurde 91 Jahre alt. Er kämpfte gegen die Elefantenjagd („Niemand braucht einen Elefantenzahn ausser die Elefanten“) und rettete das Grandhotel Giessbach oberhalb des Brienzersees. Im Bild: Franz Weber am 27. Juli 2007 im Hotel Giessbach. (Foto: Keystone/Peter Schneider)

1977 begannen Franz Weber und Brigitte Bardot medienwirksam zusammenzuarbeiten und gegen das Abschlachten der „Bébé Phoques“ (der jungen Robben) zu kämpfen, ein Kampf, der schliesslich zum Erfolg führte. Seine Gegner bezeichneten ihn als „Querulanten und Besessenen“. Einmal sagte er: „Ich bin gerne ein Querulant, wenn ich damit nur ein Tier rette.“ Im Bild: Franz Weber mit Brigitte Bardot am 21. März 1977. (Foto: Keystone/Yannick Müller)
1977 begannen Franz Weber und Brigitte Bardot medienwirksam zusammenzuarbeiten und gegen das Abschlachten der „Bébé Phoques“ (der jungen Robben) zu kämpfen, ein Kampf, der schliesslich zum Erfolg führte. Seine Gegner bezeichneten ihn als „Querulanten und Besessenen“. Einmal sagte er: „Ich bin gerne ein Querulant, wenn ich damit nur ein Tier rette.“ Im Bild: Franz Weber mit Brigitte Bardot am 21. März 1977. (Foto: Keystone/Yannick Müller)

6. April: „Es gibt keinen Planeten B“

Etwa 50’000 Menschen demonstrieren in mehreren Schweizer Städten für den Klimaschutz. In Basel sind es 3’000 Menschen. Sie singen: „Öl Lobbyischte, ab end Keschte.“. (Foto: Keystone/Georgios Kefalas)
Etwa 50’000 Menschen demonstrieren in mehreren Schweizer Städten für den Klimaschutz. In Basel sind es 3’000 Menschen. Sie singen: „Öl Lobbyischte, ab end Keschte.“. (Foto: Keystone/Georgios Kefalas)

In Luzern demonstrieren etwa 2’000 Personen. Die Neue Luzerner Zeitung kommentiert: „Herz und Seele der Bewegung sind immer noch die Jungen – eine reine Jugendbewegung ist es aber längst nicht mehr.“ Auf Transparenten heisst es: „Es gibt keinen Planeten B“. Und: „I’m dreaming of a white Christmas“. (Foto: Keystone/Alexandra Wey)
In Luzern demonstrieren etwa 2’000 Personen. Die Neue Luzerner Zeitung kommentiert: „Herz und Seele der Bewegung sind immer noch die Jungen – eine reine Jugendbewegung ist es aber längst nicht mehr.“ Auf Transparenten heisst es: „Es gibt keinen Planeten B“. Und: „I’m dreaming of a white Christmas“. (Foto: Keystone/Alexandra Wey)

In Zürich gehen nach Angaben der Organisatoren 15’000 Menschen auf die Strasse. Die Manifestation verläuft weitgehend friedlich. Die Demonstranten versammeln sich auf dem Helvetiaplatz und ziehen dann Richtung Bahnhofstrasse und zurück zum Helvetiaplatz. (Foto: Keystone/Ennio Leanza)
In Zürich gehen nach Angaben der Organisatoren 15’000 Menschen auf die Strasse. Die Manifestation verläuft weitgehend friedlich. Die Demonstranten versammeln sich auf dem Helvetiaplatz und ziehen dann Richtung Bahnhofstrasse und zurück zum Helvetiaplatz. (Foto: Keystone/Ennio Leanza)

12. April: „Foto des Jahres“

Das „Foto des Jahres“ der „World Press Photo“-Organisation zeigt eine zweijährige honduranische Asylsuchende an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Das Mädchen schreit, weil es von ihrer Mutter getrennt wurde. Tausende Kinder illegaler Einwanderer waren im Sommer 2018 nach dem Grenzübertritt von ihren Eltern separiert worden, was in der Öffentlichkeit einen Sturm der Empörung ausgelöst hatte. Die Regierung Trump verordnete schliesslich, dass Kinder nicht mehr von ihren asylsuchenden Eltern getrennt werden dürfen. Das prämierte Foto trug wesentlich dazu bei, dass die amerikanische Regierung ihre bisherige Praxis änderte. (Foto: Keystone/EPA/World Press Photo/John Moore/Getty Images)
Das „Foto des Jahres“ der „World Press Photo“-Organisation zeigt eine zweijährige honduranische Asylsuchende an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Das Mädchen schreit, weil es von ihrer Mutter getrennt wurde. Tausende Kinder illegaler Einwanderer waren im Sommer 2018 nach dem Grenzübertritt von ihren Eltern separiert worden, was in der Öffentlichkeit einen Sturm der Empörung ausgelöst hatte. Die Regierung Trump verordnete schliesslich, dass Kinder nicht mehr von ihren asylsuchenden Eltern getrennt werden dürfen. Das prämierte Foto trug wesentlich dazu bei, dass die amerikanische Regierung ihre bisherige Praxis änderte. (Foto: Keystone/EPA/World Press Photo/John Moore/Getty Images)

11. April: Assange festgenommen

Der Wikileaks-Gründer auf dem Weg zum Westminster Magistrates’ Court in London. Schweden hatte 2010 einen Haftbefehl gegen ihn wegen Vergewaltigung ausgestellt. Julian Assange flüchtete daraufhin in die ecuadorianische Botschaft in London, wo er sich sieben Jahre aufhielt. Der ecuadorianische Präsident Correa hatte ihm politisches Asyl und die Staatsbürgerschaft gewährt. Im April 2019 entzog ihm der neue ecuadorianische Präsident Moreno dann sowohl das Asylrecht als auch die Staatsbürgerschaft wieder. Kurz darauf wurde Assange in der ecuadorianischen Botschaft von der britischen Polizei festgenommen. Inzwischen hat Schweden den Vorwurf der Vergewaltigung niedergelegt. Ärzte erklären, Assage sei todkrank und könne im Gefängnis sterben. (Foto: Keystone/PA via AP/Victoria Jones)
Der Wikileaks-Gründer auf dem Weg zum Westminster Magistrates’ Court in London. Schweden hatte 2010 einen Haftbefehl gegen ihn wegen Vergewaltigung ausgestellt. Julian Assange flüchtete daraufhin in die ecuadorianische Botschaft in London, wo er sich sieben Jahre aufhielt. Der ecuadorianische Präsident Correa hatte ihm politisches Asyl und die Staatsbürgerschaft gewährt. Im April 2019 entzog ihm der neue ecuadorianische Präsident Moreno dann sowohl das Asylrecht als auch die Staatsbürgerschaft wieder. Kurz darauf wurde Assange in der ecuadorianischen Botschaft von der britischen Polizei festgenommen. Inzwischen hat Schweden den Vorwurf der Vergewaltigung niedergelegt. Ärzte erklären, Assage sei todkrank und könne im Gefängnis sterben. (Foto: Keystone/PA via AP/Victoria Jones)

15. April: Notre-Dame brennt

Der Grossband in der Pariser Kathedrale war um 18.50 Uhr ausgebrochen. Die Pariser Bürgermeisterin, Anne Hidalgo, twittert: „Ein schreckliches Feuer wütet in Notre-Dame“. Die Polizei fordert die Bevölkerung auf, die Kathedrale weiträumig zu meiden. (Pool)
Der Grossband in der Pariser Kathedrale war um 18.50 Uhr ausgebrochen. Die Pariser Bürgermeisterin, Anne Hidalgo, twittert: „Ein schreckliches Feuer wütet in Notre-Dame“. Die Polizei fordert die Bevölkerung auf, die Kathedrale weiträumig zu meiden. (Pool)

Hunderte Feuerwehrleute sind schnell im Einsatz. Ihnen gelingt es nach vier Stunden, den Brand auf den Dachstuhl zu begrenzen und die Struktur der Kathedrale zu retten. (Pool)
Hunderte Feuerwehrleute sind schnell im Einsatz. Ihnen gelingt es nach vier Stunden, den Brand auf den Dachstuhl zu begrenzen und die Struktur der Kathedrale zu retten. (Pool)

Die Westfassade, die Haupttürme, die Wände des Mittelschiffs sowie fast das ganze Deckengewölbe und das Strebewerk können gerettet werden. Die Bilder, Malereien und Kunstgegenstände im Innern der Kirche bleiben grösstenteils unversehrt, werden jedoch durch Rauch, Russ und Löschwasser teilweise verschmutzt. (Pool)
Die Westfassade, die Haupttürme, die Wände des Mittelschiffs sowie fast das ganze Deckengewölbe und das Strebewerk können gerettet werden. Die Bilder, Malereien und Kunstgegenstände im Innern der Kirche bleiben grösstenteils unversehrt, werden jedoch durch Rauch, Russ und Löschwasser teilweise verschmutzt. (Pool)

Das Feuer war durch Schweissarbeiten im Dachstuhl ausgebrochen. Die Renovationsarbeiten hatten wenige Wochen vor dem Brand begonnen. Die gotische Kathedrale, die auf der Île de la Cité steht, ist eine der meist besuchten Touristenattraktionen der Welt. (Pool)
Das Feuer war durch Schweissarbeiten im Dachstuhl ausgebrochen. Die Renovationsarbeiten hatten wenige Wochen vor dem Brand begonnen. Die gotische Kathedrale, die auf der Île de la Cité steht, ist eine der meist besuchten Touristenattraktionen der Welt. (Pool)

21. April: Machtwechsel in der Ukraine

Die Ukraine hat einen neuen Präsidenten: Der 41-jährige Wladimir Selenski erhält bei den Präsidentschaftswahlen rund 73 Prozent der Stimmen. Noch nie hat in der unabhängigen Ukraine ein Präsidentschaftskandidat ein solch gutes Ergebnis erzielt. Von Beruf war Selenski bisher Schauspieler. Er wird der jüngste Präsident der Ukraine sein. Im Bild: Selenski nach Bekanntgabe des Ergebnisses mit seiner Frau Olena. (Foto: Keystone/AP/Vadim Ghirda)
Die Ukraine hat einen neuen Präsidenten: Der 41-jährige Wladimir Selenski erhält bei den Präsidentschaftswahlen rund 73 Prozent der Stimmen. Noch nie hat in der unabhängigen Ukraine ein Präsidentschaftskandidat ein solch gutes Ergebnis erzielt. Von Beruf war Selenski bisher Schauspieler. Er wird der jüngste Präsident der Ukraine sein. Im Bild: Selenski nach Bekanntgabe des Ergebnisses mit seiner Frau Olena. (Foto: Keystone/AP/Vadim Ghirda)

21. April: Terror in Sri Lanka am Ostersonntag

Bei acht Bombenanschlägen sterben 253 Menschen, 485 weitere werden verletzt. Die Explosionen ereignen sich sowohl in Kirchen in verschiedenen Städten als auch in drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo. Unter den Toten befinden sich auch zwei Schweizer, wie das Eidgenössische Departement des Äussern am Montagabend mitteilt. Die Behörden machen eine örtliche, radikal islamistische Gruppierung und Jihadisten für die Terroranschläge verantwortlich. Der IS reklamierte die Attentate für sich. Im Bild die Sankt Sebastianskirche in Negombo nach dem Anschlag. (Foto: Keystone/AP/Chamila Karunarathne)
Bei acht Bombenanschlägen sterben 253 Menschen, 485 weitere werden verletzt. Die Explosionen ereignen sich sowohl in Kirchen in verschiedenen Städten als auch in drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo. Unter den Toten befinden sich auch zwei Schweizer, wie das Eidgenössische Departement des Äussern am Montagabend mitteilt. Die Behörden machen eine örtliche, radikal islamistische Gruppierung und Jihadisten für die Terroranschläge verantwortlich. Der IS reklamierte die Attentate für sich. Im Bild die Sankt Sebastianskirche in Negombo nach dem Anschlag. (Foto: Keystone/AP/Chamila Karunarathne)

28. April: Ein Sieg für nichts

Ministerpräsident Pedro Sánchez gewinnt die spanischen Parlamentswahlen. Seine sozialistische Partei PSOE legt um über 6 Prozent zu. Doch weder das linke noch das rechte Lager verfügen im Parlament über die absolute Mehrheit. Sánchez gelingt es nicht, eine Koalition zu bilden. Deshalb finden am 8. November erneut Wahlen statt, die ebenfalls keine Mehrheit für eine regierungsfähige Koalition bringen. Im Bild Sánchez mit seiner Frau María Begoña Gómez Fernández am Wahlabend in Madrid. (Foto: Keystone/AP/Andrea Comas)
Ministerpräsident Pedro Sánchez gewinnt die spanischen Parlamentswahlen. Seine sozialistische Partei PSOE legt um über 6 Prozent zu. Doch weder das linke noch das rechte Lager verfügen im Parlament über die absolute Mehrheit. Sánchez gelingt es nicht, eine Koalition zu bilden. Deshalb finden am 8. November erneut Wahlen statt, die ebenfalls keine Mehrheit für eine regierungsfähige Koalition bringen. Im Bild Sánchez mit seiner Frau María Begoña Gómez Fernández am Wahlabend in Madrid. (Foto: Keystone/AP/Andrea Comas)

30. April: Gescheiterter Putsch in Venezuela

Der selbsternannte Präsiden Juan Guaidó ruft das Militär zum Putsch gegen Präsident Nicolas Maduro auf. Doch die Armeeführung hält zu Maduro. Am Tag nach dem gescheiterten Umsturzversuch brechen in Caracas schwere Unruhen aus. Maduro spricht von einer „kleinen Gruppe von militärischen Verrätern“, die rebellierten. Er bezeichnet Guaidó als Marionette in einem von den USA gesteuerten Umsturzversuch. (Foto: Keystone/AP/Fernando Llano)
Der selbsternannte Präsiden Juan Guaidó ruft das Militär zum Putsch gegen Präsident Nicolas Maduro auf. Doch die Armeeführung hält zu Maduro. Am Tag nach dem gescheiterten Umsturzversuch brechen in Caracas schwere Unruhen aus. Maduro spricht von einer „kleinen Gruppe von militärischen Verrätern“, die rebellierten. Er bezeichnet Guaidó als Marionette in einem von den USA gesteuerten Umsturzversuch. (Foto: Keystone/AP/Fernando Llano)
  • MAI

1. Mai: Seltsame königliche Sitten

Kurz vor seiner Krönung heiratet der thailändische König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun seine langjährige Begleiterin Suthida Vajiralongkorn na Ayudhya. In der Amphorn Sathan Residential Hall im Dusit-Palast in Bangkok kriecht die neue König vor den Monarchen, der ein geheiligtes Wasser über sie träufelt. Die frühere Stewardess und später Chefin der royalen häuslichen Leibgarde steht seit Ende 2016 im Generalsrang. Am 2. Mai wird der Monarch offiziell als Rama X. zum König gekrönt. Rama X., der ein ausschweifendes Privatleben führte und beim Volk wenig beliebt ist, lebt oft in Bayern und ist jetzt zum vierten Mal verheiratet. (Foto: EPA/Royal Household Bureau).
Kurz vor seiner Krönung heiratet der thailändische König Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarangkun seine langjährige Begleiterin Suthida Vajiralongkorn na Ayudhya. In der Amphorn Sathan Residential Hall im Dusit-Palast in Bangkok kriecht die neue König vor den Monarchen, der ein geheiligtes Wasser über sie träufelt. Die frühere Stewardess und später Chefin der royalen häuslichen Leibgarde steht seit Ende 2016 im Generalsrang. Am 2. Mai wird der Monarch offiziell als Rama X. zum König gekrönt. Rama X., der ein ausschweifendes Privatleben führte und beim Volk wenig beliebt ist, lebt oft in Bayern und ist jetzt zum vierten Mal verheiratet. (Foto: EPA/Royal Household Bureau).

4. Mai: Maduro hält sich

Eine Venezolanerin beschimpft die Sicherheitskräfte. Wieder demonstrieren in Caracas Tausende gegen Präsident Nicolás Maduro. Der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó  fordert erneut die Armeeangehörigen auf, zu ihm überzulaufen. Davon ist nichts zu sehen. In einem für die Medien inszenierten „Loyalitätsmarsch“ zeigen sich im Bundesstaat Cojedes die Armeespitzen, hochrangige Offiziere und Hunderte Soldaten Seite an Seite mit dem Präsidenten. (Foto: Keystone/AP/Martin Mejia)
Eine Venezolanerin beschimpft die Sicherheitskräfte. Wieder demonstrieren in Caracas Tausende gegen Präsident Nicolás Maduro. Der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó fordert erneut die Armeeangehörigen auf, zu ihm überzulaufen. Davon ist nichts zu sehen. In einem für die Medien inszenierten „Loyalitätsmarsch“ zeigen sich im Bundesstaat Cojedes die Armeespitzen, hochrangige Offiziere und Hunderte Soldaten Seite an Seite mit dem Präsidenten. (Foto: Keystone/AP/Martin Mejia)

5. Mai: Rache für Rache

Die israelische Armee bombardiert Ziele im Gaza-Streifen. Dabei werden 16 Palästinenser getötet. Zuvor hatte die radikalislamische „Hamas“ nach israelischen Angaben 600 Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen. Dabei kamen vier Israeli ums Leben. Es ist das erste Mal seit dem Gaza-Krieg 2014, dass zivile Israeli von Raketen getötet werden. Israel verstärkt seine Streitkräfte an der Grenze zum Gaza-Streifen mit Panzer-, Artillerie- und Infanterietruppen. (Foto: Keystone/EPA/Mohammed Saber)
Die israelische Armee bombardiert Ziele im Gaza-Streifen. Dabei werden 16 Palästinenser getötet. Zuvor hatte die radikalislamische „Hamas“ nach israelischen Angaben 600 Raketen auf israelisches Gebiet abgeschossen. Dabei kamen vier Israeli ums Leben. Es ist das erste Mal seit dem Gaza-Krieg 2014, dass zivile Israeli von Raketen getötet werden. Israel verstärkt seine Streitkräfte an der Grenze zum Gaza-Streifen mit Panzer-, Artillerie- und Infanterietruppen. (Foto: Keystone/EPA/Mohammed Saber)

5. Mai: Bruchlandung in Moskau

Ein Suchoi Superjet 100 der Aeroflot fängt bei einer harten Notlandung auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo Feuer. Zuvor war die Maschine, die sich auf dem Weg von Moskau nach Murmansk befand, wahrscheinlich von einem Blitz getroffen worden. Nachdem viele Instrumente ausgefallen waren, entschieden sich die Piloten zur Rückkehr nach Moskau. Beim harten Aufprall auf der Piste fliesst Treibstoff aus, der sich entzündet. 41 der 78 Personen an Bord sterben. Der Pilot kann sich abseilen. (Foto: Keystone/EPA/dpa/Russian Investigative Committee)
Ein Suchoi Superjet 100 der Aeroflot fängt bei einer harten Notlandung auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo Feuer. Zuvor war die Maschine, die sich auf dem Weg von Moskau nach Murmansk befand, wahrscheinlich von einem Blitz getroffen worden. Nachdem viele Instrumente ausgefallen waren, entschieden sich die Piloten zur Rückkehr nach Moskau. Beim harten Aufprall auf der Piste fliesst Treibstoff aus, der sich entzündet. 41 der 78 Personen an Bord sterben. Der Pilot kann sich abseilen. (Foto: Keystone/EPA/dpa/Russian Investigative Committee)

9. Mai: Archie

Archie ist da. Der Sohn von Harry, Duke of Sussex und Meghan, Duchess of Sussex wird im Portland Hospital in London geboren. Am 6. Juli wird Archie auf Schloss Windsor getauft. Rund um die Geburt entstand ein Medienrummel, der auch seriöse Medien infizierte. (Foto: Keystone/EPA/Dominic Lipinski/Pool)
Archie ist da. Der Sohn von Harry, Duke of Sussex und Meghan, Duchess of Sussex wird im Portland Hospital in London geboren. Am 6. Juli wird Archie auf Schloss Windsor getauft. Rund um die Geburt entstand ein Medienrummel, der auch seriöse Medien infizierte. (Foto: Keystone/EPA/Dominic Lipinski/Pool)

11. Mai: Konfetti für einen Hoffnungsträger

Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa kann für fünf weitere Jahre regieren. Der frühere Freiheitskämpfer löste im Februar 2018 Präsident Jacob Zuma ab, der wegen schwerer Korruptionsvorwürfe zurücktreten musste. Doch der Rückhalt für Ramaphosas Afrikanischen Nationalkongress ANC sinkt. Mit 57,5 Prozent der Stimmen rutschte der ANC bei den jetzigen Wahlen erstmals unter die 60-Prozent-Marke. Mit diesem Ergebnis wird die Partei für Misswirtschaft und ihre Korruptionsskandale bestraft. Seit längerem tobt in Ramaphosas Partei ein erbitterter Machtkampf. (Foto: Keystone/AP/Ben Curtis)
Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa kann für fünf weitere Jahre regieren. Der frühere Freiheitskämpfer löste im Februar 2018 Präsident Jacob Zuma ab, der wegen schwerer Korruptionsvorwürfe zurücktreten musste. Doch der Rückhalt für Ramaphosas Afrikanischen Nationalkongress ANC sinkt. Mit 57,5 Prozent der Stimmen rutschte der ANC bei den jetzigen Wahlen erstmals unter die 60-Prozent-Marke. Mit diesem Ergebnis wird die Partei für Misswirtschaft und ihre Korruptionsskandale bestraft. Seit längerem tobt in Ramaphosas Partei ein erbitterter Machtkampf. (Foto: Keystone/AP/Ben Curtis)

16. Mai: Ueli Maurer im Oval Office

Zum zweiten Mal wird ein Schweizer Bundespräsident im Weissen Haus empfangen. Donald Trump und Ueli Maurer sprechen im Oval Office 40 Minuten miteinander. Maurer betont anschliessend, das Treffen habe in freundschaftlicher Atmosphäre stattgefunden. Trump bedankt sich für die Guten Dienste der Schweiz. Erörtert wird auch ein mögliches Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern. 1992 war Bundespräsident René Felber im Weissen Haus empfangen worden. (Foto: Keystone)
Zum zweiten Mal wird ein Schweizer Bundespräsident im Weissen Haus empfangen. Donald Trump und Ueli Maurer sprechen im Oval Office 40 Minuten miteinander. Maurer betont anschliessend, das Treffen habe in freundschaftlicher Atmosphäre stattgefunden. Trump bedankt sich für die Guten Dienste der Schweiz. Erörtert wird auch ein mögliches Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern. 1992 war Bundespräsident René Felber im Weissen Haus empfangen worden. (Foto: Keystone)

17. Mai: Ibiza-Gate

Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung veröffentlichen ein heimlich gefilmtes Video. Es zeigt den rechtspopulistischen Chef der österreichischen FPÖ, Heinz-Christian Strache (vorne), in einer Villa auf Ibiza. Dabei ist eine angeblich russische Oligarchen-Nichte. Strache stellt ihr Staatsaufträge im Austausch mit Wahlkampf-Hilfe in Aussicht. Zudem bietet er an, dass die angeblich reiche Russin das mächtige Boulevardblatt „Kronen-Zeitung“ kauft und dann für Straches FPÖ Wahlwerbung macht. ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigt daraufhin die Koalition mit der FPÖ. Bei den Nationalratswahlen im September erleidet die FPÖ schwere Verluste. Strache kündigt am 1. Oktober an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Die FPÖ suspendiert seine Mitgliedschaft. (Foto: Spiegel/Süddeutsche Zeitung)
Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung veröffentlichen ein heimlich gefilmtes Video. Es zeigt den rechtspopulistischen Chef der österreichischen FPÖ, Heinz-Christian Strache (vorne), in einer Villa auf Ibiza. Dabei ist eine angeblich russische Oligarchen-Nichte. Strache stellt ihr Staatsaufträge im Austausch mit Wahlkampf-Hilfe in Aussicht. Zudem bietet er an, dass die angeblich reiche Russin das mächtige Boulevardblatt „Kronen-Zeitung“ kauft und dann für Straches FPÖ Wahlwerbung macht. ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigt daraufhin die Koalition mit der FPÖ. Bei den Nationalratswahlen im September erleidet die FPÖ schwere Verluste. Strache kündigt am 1. Oktober an, sich aus der Politik zurückzuziehen. Die FPÖ suspendiert seine Mitgliedschaft. (Foto: Spiegel/Süddeutsche Zeitung)

21. Mai: Arnold Hottinger †

Arnold Hottinger, einer der weltbesten Nahost-Kenner, stirbt im Alter von 92 Jahren in Zug. Für Journal21 hat er über 600 Artikel geschrieben. Seit der Gründung von Journal21 im Jahr 2010 war er mit dabei. Das Bild zeigt Hottinger an seiner 90. Geburtstagsfeier im Zürcher Zunfthaus Rüden. (Foto: Keystone/Anthony Anex)
Arnold Hottinger, einer der weltbesten Nahost-Kenner, stirbt im Alter von 92 Jahren in Zug. Für Journal21 hat er über 600 Artikel geschrieben. Seit der Gründung von Journal21 im Jahr 2010 war er mit dabei. Das Bild zeigt Hottinger an seiner 90. Geburtstagsfeier im Zürcher Zunfthaus Rüden. (Foto: Keystone/Anthony Anex)

Hottinger, während langen Jahren NZZ-Korrespondent im Nahen Osten, sprach neben Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch auch sieben arabische Dialekte. Während Jahrzehnten reiste er durch alle arabischen und islamischen Länder. Er verfasste mehrere Bücher, seine Texte sind mehrfach preisgekrönt. Seine Passion für die Ereignisse im Nahen Osten war bis zum Schluss nicht zu zügeln. Selbst vom Spitalbett aus verfasste Hottinger noch Texte für Journal21. Seinen letzten Artikel publizierten wir am 21. Januar. Thema: Demokratiebewegung im Sudan. (Foto: Keystone/Anthony Anex)
Hottinger, während langen Jahren NZZ-Korrespondent im Nahen Osten, sprach neben Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch auch sieben arabische Dialekte. Während Jahrzehnten reiste er durch alle arabischen und islamischen Länder. Er verfasste mehrere Bücher, seine Texte sind mehrfach preisgekrönt. Seine Passion für die Ereignisse im Nahen Osten war bis zum Schluss nicht zu zügeln. Selbst vom Spitalbett aus verfasste Hottinger noch Texte für Journal21. Seinen letzten Artikel publizierten wir am 21. Januar. Thema: Demokratiebewegung im Sudan. (Foto: Keystone/Anthony Anex)

Das Bild wurde 1963 in der algerischen Wüste während des algerisch-marokkanischen Krieges nahe der marokkanischen Grenze aufgenommen. Auf dem Meilenstein steht die Zahl 21. Vielleicht war das eine Vorsehung, dass sich Hottinger später für Journal21 engagierte. Aufgenommen wurde das Bild vom berühmten Fotografen Ernst Scheidegger.
Das Bild wurde 1963 in der algerischen Wüste während des algerisch-marokkanischen Krieges nahe der marokkanischen Grenze aufgenommen. Auf dem Meilenstein steht die Zahl 21. Vielleicht war das eine Vorsehung, dass sich Hottinger später für Journal21 engagierte. Aufgenommen wurde das Bild vom berühmten Fotografen Ernst Scheidegger.

27. Mai: Jubelnde Grüne

Bei den Europa-Wahlen verdoppeln die deutschen Grünen ihre Stimmenzahl. Im Bild:
Annalena Baerbock (links), Grünen-Vorsitzende, und Katrin Göring-Eckard, Grünen-Fraktionschefin, nach Bekanntgabe der Ergebnisse in Berlin. Die Grünen sind jetzt zweitstärkste deutsche Partei. CDU und SPD erleiden herbe Verluste. Die AfD wird gebremst. In Frankreich schwingt Marine Le Pen obenauf. In Italien wird die Lega erwartungsgemnäss stärkste Partei. Die Christ- und Sozialdemokraten gehören zu den grossen Verlierern. Zum ersten Mal haben sie zusammen die absolute Mehrheit verloren. Drittstärkste Kraft nach den Christdemokraten und den Sozialdemokraten werden die Liberalen, denen auch Präsident Macrons Bewegung „En Marche“ angehört.(Foto: Keystone/DPA/Kay Nietfeld)
Bei den Europa-Wahlen verdoppeln die deutschen Grünen ihre Stimmenzahl. Im Bild:
Annalena Baerbock (links), Grünen-Vorsitzende, und Katrin Göring-Eckard, Grünen-Fraktionschefin, nach Bekanntgabe der Ergebnisse in Berlin. Die Grünen sind jetzt zweitstärkste deutsche Partei. CDU und SPD erleiden herbe Verluste. Die AfD wird gebremst. In Frankreich schwingt Marine Le Pen obenauf. In Italien wird die Lega erwartungsgemnäss stärkste Partei. Die Christ- und Sozialdemokraten gehören zu den grossen Verlierern. Zum ersten Mal haben sie zusammen die absolute Mehrheit verloren. Drittstärkste Kraft nach den Christdemokraten und den Sozialdemokraten werden die Liberalen, denen auch Präsident Macrons Bewegung „En Marche“ angehört.(Foto: Keystone/DPA/Kay Nietfeld)
  • JUNI

2. Juni: Nahles geht

Andrea Nahles tritt als Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD zurück. Auch ihr Bundestagsmandat legt sie nieder und verabschiedet sich damit vollständig aus der Bundespolitik. Sie zieht damit die Konsequenzen aus dem schlechten Ergebnis der SPD bei den Europawahlen und der zunehmenden innerparteilichen Kritik an ihr. Nahles war 13 Monate lang SPD-Vorsitzende. Sie war die erste SPD-Parteipräsidentin. (Foto: Keystone/DPA/Wolfang Kumm)
Andrea Nahles tritt als Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD zurück. Auch ihr Bundestagsmandat legt sie nieder und verabschiedet sich damit vollständig aus der Bundespolitik. Sie zieht damit die Konsequenzen aus dem schlechten Ergebnis der SPD bei den Europawahlen und der zunehmenden innerparteilichen Kritik an ihr. Nahles war 13 Monate lang SPD-Vorsitzende. Sie war die erste SPD-Parteipräsidentin. (Foto: Keystone/DPA/Wolfang Kumm)

3. Juni: Gut sieht er aus

Der amerikanische Präsident einmal anders. Das Bild zeigt Donald Trump in der „McLean Bibel-Kirche“ in Vienna (Virginia) bei Washington. Der Präsident nimmt an einer Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs in Virginia Beach teil, bei dem zwölf Menschen erschossen wurden. In der Bible Church in McLean versammeln sich jedes Wochenende über 10’000 Menschen zum Gebet. (Foto: Keystone/AP/Jacquelyn Martin)
Der amerikanische Präsident einmal anders. Das Bild zeigt Donald Trump in der „McLean Bibel-Kirche“ in Vienna (Virginia) bei Washington. Der Präsident nimmt an einer Trauerfeier für die Opfer des Amoklaufs in Virginia Beach teil, bei dem zwölf Menschen erschossen wurden. In der Bible Church in McLean versammeln sich jedes Wochenende über 10’000 Menschen zum Gebet. (Foto: Keystone/AP/Jacquelyn Martin)

9. Juni: Eine Million auf der Strasse

In Hongkong gehen Hunderttausende auf die Strasse. Es ist die grösste Demonstration seit den Protesten auf dem Tian'anmen-Massaker am 4. Juni 1989 in Peking. Laut Angaben der Organisatoren demonstriert eine Million Menschen gegen ein geplantes Gesetz, das die Auslieferung von Verdächtigen an die Volksrepublik China vorsieht – sofern China dies verlangt. Anwaltsverbände, Menschenrechtsgruppen, ausländische Handelskammern und Regierungen sind besorgt. Demonstranten tragen Transparente mit „Keine Auslieferung nach China“ oder „Nach China ausgeliefert, für immer verschwunden“. Kritiker argumentieren, dass das Justizsystem in China nicht unabhängig sei, internationalen Standards nicht entspreche und politisch Andersdenkende verfolge. (Foto: Keystone/EPA/Jérôme Favre)
In Hongkong gehen Hunderttausende auf die Strasse. Es ist die grösste Demonstration seit den Protesten auf dem Tian'anmen-Massaker am 4. Juni 1989 in Peking. Laut Angaben der Organisatoren demonstriert eine Million Menschen gegen ein geplantes Gesetz, das die Auslieferung von Verdächtigen an die Volksrepublik China vorsieht – sofern China dies verlangt. Anwaltsverbände, Menschenrechtsgruppen, ausländische Handelskammern und Regierungen sind besorgt. Demonstranten tragen Transparente mit „Keine Auslieferung nach China“ oder „Nach China ausgeliefert, für immer verschwunden“. Kritiker argumentieren, dass das Justizsystem in China nicht unabhängig sei, internationalen Standards nicht entspreche und politisch Andersdenkende verfolge. (Foto: Keystone/EPA/Jérôme Favre)

13. Juni: Eskalation im Golf von Oman

Zwei Öltanker, die je von einer deutschen und einer norwegischen Reederei betrieben werden, sind das Ziel von Attacken im Golf von Oman. Das Bild der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irib zeigt den norwegischen Tanker „Front Altair“, in dem Feuer ausbrach. Die Matrosen wurden evakuiert. Die USA und Saudi-Arabien machen Iran für die jüngsten Attentate verantwortlich. Teheran weist jede Schuld von sich und spricht von „Verschwörungstheorien“. Bereits vor einem Monat sind vier Tanker im Golf von Oman angegriffen worden. Die Spannungen nehmen weiter zu, als Iran am 20. Juni über der Strasse von Hormus eine amerikanische Drohne vom Typ „RQ-4A Global Hawk“ abschiesst. (Foto: Keystone/AP/Irib/Islamic Republic of Iran Broadcasting and News Agency).
Zwei Öltanker, die je von einer deutschen und einer norwegischen Reederei betrieben werden, sind das Ziel von Attacken im Golf von Oman. Das Bild der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irib zeigt den norwegischen Tanker „Front Altair“, in dem Feuer ausbrach. Die Matrosen wurden evakuiert. Die USA und Saudi-Arabien machen Iran für die jüngsten Attentate verantwortlich. Teheran weist jede Schuld von sich und spricht von „Verschwörungstheorien“. Bereits vor einem Monat sind vier Tanker im Golf von Oman angegriffen worden. Die Spannungen nehmen weiter zu, als Iran am 20. Juni über der Strasse von Hormus eine amerikanische Drohne vom Typ „RQ-4A Global Hawk“ abschiesst. (Foto: Keystone/AP/Irib/Islamic Republic of Iran Broadcasting and News Agency).

14. Juni: Stark befolgter Frauenstreik

Hunderttausende Frauen gehen im ganzen Land auf die Strasse, wesentlich mehr als erwartet. Die Organisatorinnen sprechen von einem Grosserfolg. Im Bild: Demonstration auf dem Berner Bundesplatz (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)
Hunderttausende Frauen gehen im ganzen Land auf die Strasse, wesentlich mehr als erwartet. Die Organisatorinnen sprechen von einem Grosserfolg. Im Bild: Demonstration auf dem Berner Bundesplatz (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)

Demonstration in Zürich (Foto: Keystone/Walter Bieri)
Demonstration in Zürich (Foto: Keystone/Walter Bieri)

Nationalrätinnen im Nationalratssaal: Das Parlament unterbricht wegen des Frauenstreiks seine Arbeit symbolisch für eine Viertelstunde (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)
Nationalrätinnen im Nationalratssaal: Das Parlament unterbricht wegen des Frauenstreiks seine Arbeit symbolisch für eine Viertelstunde (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)

16. Juni: Franco Zeffirelli †

Er war einer der berühmtesten und gefeiertesten italienischen Film- und Opernregisseure: Franco Zeffirelli, unehelicher Sohn eines Stoffhändlers, fasziniert von Sizilien, ein Egozentriker, homosexuell, stets extravagant gekleidet, ein Freund Berlusconis und Senator. Bekannt wurde er zunächst durch Shakespeare-Verfilmungen. 1967 realisierte er mit Elizabeth Taylor und Richard Burton „Der Widerspenstigen Zähmung“, ein Jahr später „Romeo und Julia“ mit Leonard Whiting und Olivia Hussey. Für Romeo und Julia erhielt er eine Oscar-Nominierung. Weltberühmt wurde er 1977 durch die sechsstündige Bibelverfilmung „Jesus von Nazareth“. Zeffirelli stirbt im Alter von 96 Jahren in Rom. Im Bild: Franco Zeffirelli 2014 in seiner Wohnung in Rom (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Alessandro di Meo)
Er war einer der berühmtesten und gefeiertesten italienischen Film- und Opernregisseure: Franco Zeffirelli, unehelicher Sohn eines Stoffhändlers, fasziniert von Sizilien, ein Egozentriker, homosexuell, stets extravagant gekleidet, ein Freund Berlusconis und Senator. Bekannt wurde er zunächst durch Shakespeare-Verfilmungen. 1967 realisierte er mit Elizabeth Taylor und Richard Burton „Der Widerspenstigen Zähmung“, ein Jahr später „Romeo und Julia“ mit Leonard Whiting und Olivia Hussey. Für Romeo und Julia erhielt er eine Oscar-Nominierung. Weltberühmt wurde er 1977 durch die sechsstündige Bibelverfilmung „Jesus von Nazareth“. Zeffirelli stirbt im Alter von 96 Jahren in Rom. Im Bild: Franco Zeffirelli 2014 in seiner Wohnung in Rom (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Alessandro di Meo)

18. Juni: Andrea Camilleri †

Er verkaufte 25 Millionen Bücher. Kein Schriftsteller ist in Italien so beliebt wie er. „Commissario Montalbano“ ist die Hauptfigur in seinen süffigen Romanen. Alle kennen ihn, von Como im Norden bis hinunter nach Agrigento an der Südküste Siziliens. Dort spielen die meisten seiner Bücher. Auch Leute, die nie ein Buch gelesen haben, kennen Camilleri und schwärmen von ihm. Andrea Camilleri stirbt im Römer Spital Santo Spirito im Alter von 93 Jahren, nachdem er dort am 17. Juni nach einem Herzstillstand eingeliefert worden war.
Er verkaufte 25 Millionen Bücher. Kein Schriftsteller ist in Italien so beliebt wie er. „Commissario Montalbano“ ist die Hauptfigur in seinen süffigen Romanen. Alle kennen ihn, von Como im Norden bis hinunter nach Agrigento an der Südküste Siziliens. Dort spielen die meisten seiner Bücher. Auch Leute, die nie ein Buch gelesen haben, kennen Camilleri und schwärmen von ihm. Andrea Camilleri stirbt im Römer Spital Santo Spirito im Alter von 93 Jahren, nachdem er dort am 17. Juni nach einem Herzstillstand eingeliefert worden war.

23. Juni: Schlag für Erdoğan

Schwere Niederlage für Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan. Der oppositionelle Kandidat Ekrem İmamoğlu gewinnt die Bürgermeisterwahlen in Istanbul klar. Im Bild:  İmamoğlu mit seiner Frau Dilek. (Foto: Keystone/EPA/Erdem Sahin)
Schwere Niederlage für Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan. Der oppositionelle Kandidat Ekrem İmamoğlu gewinnt die Bürgermeisterwahlen in Istanbul klar. Im Bild: İmamoğlu mit seiner Frau Dilek. (Foto: Keystone/EPA/Erdem Sahin)

Freudenkundgebung in Istanbul nach Ekrem İmamoğlus Sieg. Auf  den 49-jährigen Oppositionskandidaten enfallen rund  53 Prozent der Stimmen. Sein schärfster Gegenkandidat Binali Yıldırım von der AKP erhält 45 Prozent. (Foto: Keystone/Onur Gunal/CHP Press Office)
Freudenkundgebung in Istanbul nach Ekrem İmamoğlus Sieg. Auf den 49-jährigen Oppositionskandidaten enfallen rund 53 Prozent der Stimmen. Sein schärfster Gegenkandidat Binali Yıldırım von der AKP erhält 45 Prozent. (Foto: Keystone/Onur Gunal/CHP Press Office)

28. Juni: 4000 Tonnen gesprengt

Um 09.28 Uhr ertönen Sirenen. Dann ist ein lauter Knall und ein gespenstisches, minutenlanges Grollen zu hören. Knapp zehn Monate nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua werden die noch stehenden Pfeiler gesprengt. Um der aufgewirbelten Staubwolke Herr zu werden, werden die 4’000 Tonnen schweren Trümmer sofort mit Dutzenden Wasserkanonen bespritzt. Die Brücke war am 14. August 2018 teilweise eingestürzt. 35 Personenautos und drei Lastwagen stürzten in die Tiefe. 43 Menschen starben. (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Luca Zennaro)
Um 09.28 Uhr ertönen Sirenen. Dann ist ein lauter Knall und ein gespenstisches, minutenlanges Grollen zu hören. Knapp zehn Monate nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua werden die noch stehenden Pfeiler gesprengt. Um der aufgewirbelten Staubwolke Herr zu werden, werden die 4’000 Tonnen schweren Trümmer sofort mit Dutzenden Wasserkanonen bespritzt. Die Brücke war am 14. August 2018 teilweise eingestürzt. 35 Personenautos und drei Lastwagen stürzten in die Tiefe. 43 Menschen starben. (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Luca Zennaro)

Die Sprengung erfolgt nach Plan. Eine kleine Verzögerung gibt es, weil ein Bewohner eines Hauses unter der Brücke nicht evakuiert werden will. Über 3’000 Anwohner im Umkreis von 300 Metern mussten ihre Häuser verlassen. Sie durften erst am Abend in ihre Häuser zurückkehren. Die 400 Meter lange Brücke, die 1967 eingeweiht worden war, hatte grosse wirtschaftliche Bedeutung für Italien. Sie wurde pro Jahr von über 25 Millionen Autos befahren. Sie war eine der Zufahrtsstrecken zum Hafen und wurde pro Stunde von bis zu 100 Lastwagen überquert. (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Luca Zennaro)
Die Sprengung erfolgt nach Plan. Eine kleine Verzögerung gibt es, weil ein Bewohner eines Hauses unter der Brücke nicht evakuiert werden will. Über 3’000 Anwohner im Umkreis von 300 Metern mussten ihre Häuser verlassen. Sie durften erst am Abend in ihre Häuser zurückkehren. Die 400 Meter lange Brücke, die 1967 eingeweiht worden war, hatte grosse wirtschaftliche Bedeutung für Italien. Sie wurde pro Jahr von über 25 Millionen Autos befahren. Sie war eine der Zufahrtsstrecken zum Hafen und wurde pro Stunde von bis zu 100 Lastwagen überquert. (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Luca Zennaro)

Im November wird bekannt, dass namhafte Experten schon 2014 ernsthaft vor einem Einsturz der Brücke gewarnt hatten. Die Warnungen wurden missachtet. Die Berichte der Experten verschwanden und wurden auf den Computern auf unerklärliche Weise gelöscht. Die Justizbehörden haben eine Untersuchung eingeleitet. (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Luca Zennaro)
Im November wird bekannt, dass namhafte Experten schon 2014 ernsthaft vor einem Einsturz der Brücke gewarnt hatten. Die Warnungen wurden missachtet. Die Berichte der Experten verschwanden und wurden auf den Computern auf unerklärliche Weise gelöscht. Die Justizbehörden haben eine Untersuchung eingeleitet. (Foto: Keystone/EPA/Ansa/Luca Zennaro)
  • JULI

3. Juli: Die Unbeugsame

Für die einen ist sie „die Heldin“, für Matteo Salvini „eine Rotznase“. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete steuert trotz ausdrücklichen Verbots die „Seawatch 3“ in den Hafen von Lampedusa. Sie wird sogleich festgenommen. Das Schiff hat 40 Migranten an Bord. Der rechtspopulistische Innenminister Salvini hatte die italienischen Häfen für Migranten-Schiffe geschlossen. Eine Richterin verfügte später die Freilassung Racketes. (Foto: Keystone/AP/Ansa/Matteo Guidelli)
Für die einen ist sie „die Heldin“, für Matteo Salvini „eine Rotznase“. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete steuert trotz ausdrücklichen Verbots die „Seawatch 3“ in den Hafen von Lampedusa. Sie wird sogleich festgenommen. Das Schiff hat 40 Migranten an Bord. Der rechtspopulistische Innenminister Salvini hatte die italienischen Häfen für Migranten-Schiffe geschlossen. Eine Richterin verfügte später die Freilassung Racketes. (Foto: Keystone/AP/Ansa/Matteo Guidelli)

7. Juli: João Gilberto †

Er war einer der Komponisten des weltberühmten „Girls from Ipanema“. João Gilberto, brasilianischer Sänger, Gitarrist, Komponist und Wegbereiter des Bossa Nova, stirbt im Alter von 88 Jahren vereinsamt und hoch verschuldet in Rio. Das 1962 entstandene „Girl from Ipanema“ (Garota de Ipanema) war eine Gemeinschaftsproduktion von Gilberto, Antônio Carlos Jobim und Stan Getz. Vor allem die Mitwirkung des Jazz-Saxophonisten Getz trug wesentlich zum Erfolg des Stücks bei. Gesungen wurde es von Gilberto und seiner damaligen Frau Astrud Gilberto, die das Lied zunächst nur auf Brasilianisch vortrugen. Später wurde der Text auf Englisch übersetzt. Im Bild: João Gilberto am 14. August 2008 in São Paulo (Foto: Keystone/EPA/Marcos Hermes)
Er war einer der Komponisten des weltberühmten „Girls from Ipanema“. João Gilberto, brasilianischer Sänger, Gitarrist, Komponist und Wegbereiter des Bossa Nova, stirbt im Alter von 88 Jahren vereinsamt und hoch verschuldet in Rio. Das 1962 entstandene „Girl from Ipanema“ (Garota de Ipanema) war eine Gemeinschaftsproduktion von Gilberto, Antônio Carlos Jobim und Stan Getz. Vor allem die Mitwirkung des Jazz-Saxophonisten Getz trug wesentlich zum Erfolg des Stücks bei. Gesungen wurde es von Gilberto und seiner damaligen Frau Astrud Gilberto, die das Lied zunächst nur auf Brasilianisch vortrugen. Später wurde der Text auf Englisch übersetzt. Im Bild: João Gilberto am 14. August 2008 in São Paulo (Foto: Keystone/EPA/Marcos Hermes)

8. Juli: Sudanesischer Frühling?

Jubel in Khartum, Hoffnung im Sudan: Das sudanesische Militär und die Opposition schliessen einen Pakt und bilden eine gemeinsame Übergangsregierung. In 39 Monaten sollen freie Wahlen stattfinden. (Foto: Keystone/EPA/Marwan Ali)
Jubel in Khartum, Hoffnung im Sudan: Das sudanesische Militär und die Opposition schliessen einen Pakt und bilden eine gemeinsame Übergangsregierung. In 39 Monaten sollen freie Wahlen stattfinden. (Foto: Keystone/EPA/Marwan Ali)

Zehntausende Menschen feiern in den Strassen von Khartum die Einigung. 26 Jahre lang hatte der Langzeit-Diktator Umar al-Baschir das Land dominiert. Nachdem Ende letzten Jahres die Regierung eine Brotpreis-Erhöhung verordnet hatte, war es im ganzen Land zu schweren Unruhen gekommen. Im April setzte das Militär Baschir ab. Weil die Armee die Macht jedoch nicht abgeben wollte, kam es zu wochenlangen Demonstrationen, die in einem Blutbad endeten. 130 Demonstranten wurden erschossen. Schliesslich einigte sich die Armee und die Opposition auf die Bildung eines „Souveränen Rates“, der aus Militärs und Zivilisten besteht. (Foto: Keystone/AP)
Zehntausende Menschen feiern in den Strassen von Khartum die Einigung. 26 Jahre lang hatte der Langzeit-Diktator Umar al-Baschir das Land dominiert. Nachdem Ende letzten Jahres die Regierung eine Brotpreis-Erhöhung verordnet hatte, war es im ganzen Land zu schweren Unruhen gekommen. Im April setzte das Militär Baschir ab. Weil die Armee die Macht jedoch nicht abgeben wollte, kam es zu wochenlangen Demonstrationen, die in einem Blutbad endeten. 130 Demonstranten wurden erschossen. Schliesslich einigte sich die Armee und die Opposition auf die Bildung eines „Souveränen Rates“, der aus Militärs und Zivilisten besteht. (Foto: Keystone/AP)

15. Juli: Drei Jahre nach dem Putsch

Eine Türkin während eines Auftritts von Recep Tayyip Erdoğan in Istanbul. Noch kann der türkische Präsident auf Dutzende Millionen Türkinnen und Türken zählen. Er und seine Anhängerinnen und Anhänger gedenken jetzt des gescheiterten Umsturzversuches vor drei Jahren. (Foto: Keystone/AP/Lefteris Pitarakis)
Eine Türkin während eines Auftritts von Recep Tayyip Erdoğan in Istanbul. Noch kann der türkische Präsident auf Dutzende Millionen Türkinnen und Türken zählen. Er und seine Anhängerinnen und Anhänger gedenken jetzt des gescheiterten Umsturzversuches vor drei Jahren. (Foto: Keystone/AP/Lefteris Pitarakis)

16. Juli: Frau Kommissionspräsidentin

Die deutsche CDU-Politikerin und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird zur neuen Kommissionspräsidentin der EU gewählt. Sie tritt ihr Amt am 1. Dezember an und folgt auf den Luxemburger Jean-Claude Juncker. Mit von der Leyen wurde erstmals eine Frau in das höchste EU-Amt gewählt. Die neue EU-Chefin will mit einem  „Green Deal“ Geschichte schreiben. Sie plant ein Programm mit neuen Gesetzen und Initiativen für ein klimafreundliches Europa. Ziel ist ein klimaneutrales Europa bis 2050. Ihr Billionen-Vorhaben stösst auf Widerstände. (Foto: Keystone/AP/Jean-François Badias)
Die deutsche CDU-Politikerin und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird zur neuen Kommissionspräsidentin der EU gewählt. Sie tritt ihr Amt am 1. Dezember an und folgt auf den Luxemburger Jean-Claude Juncker. Mit von der Leyen wurde erstmals eine Frau in das höchste EU-Amt gewählt. Die neue EU-Chefin will mit einem „Green Deal“ Geschichte schreiben. Sie plant ein Programm mit neuen Gesetzen und Initiativen für ein klimafreundliches Europa. Ziel ist ein klimaneutrales Europa bis 2050. Ihr Billionen-Vorhaben stösst auf Widerstände. (Foto: Keystone/AP/Jean-François Badias)

19. Juli: Eine Hymne an den Wein

In Vevey beginnt eines der grössten und farbenprächtigsten Volksfeste der Schweiz. Eine Million Besucher und Besucherinnen strömen an den Genfersee. Das Winzerfest, die „Fête des Vignerons“, findet nur alle 20 bis 25 Jahre statt: einmal pro Generation. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)
In Vevey beginnt eines der grössten und farbenprächtigsten Volksfeste der Schweiz. Eine Million Besucher und Besucherinnen strömen an den Genfersee. Das Winzerfest, die „Fête des Vignerons“, findet nur alle 20 bis 25 Jahre statt: einmal pro Generation. (Foto: Keystone/Valentin Flauraud)


Eröffnet wird das über dreiwöchige Fest mit einer fast dreistündigen Freilichtaufführung auf der Place du Marché in Vevey, einem der grössten Plätze der Schweiz. An dem poetischen Schauspiel beteiligen sich 5’500 Laiendarsteller. Die Arena fasst 20’000 Zuschauer. Auch Bundesrat Guy Parmelin, ein früherer Winzer, ist dabei. Obwohl das Fest künsterlisch ein Erfolg ist, bringt es doch ein Millionendefizit. (Foto: Keystone/Valantin Flauraud)
Eröffnet wird das über dreiwöchige Fest mit einer fast dreistündigen Freilichtaufführung auf der Place du Marché in Vevey, einem der grössten Plätze der Schweiz. An dem poetischen Schauspiel beteiligen sich 5’500 Laiendarsteller. Die Arena fasst 20’000 Zuschauer. Auch Bundesrat Guy Parmelin, ein früherer Winzer, ist dabei. Obwohl das Fest künsterlisch ein Erfolg ist, bringt es doch ein Millionendefizit. (Foto: Keystone/Valantin Flauraud)

21. Juli: Bahn frei für Selenski

Bei den Parlamentswahlen in der Ukraine gewinnt die Partei des neuen Präsidenten Wolodimir Selenski überraschend die absolute Mehrheit im Parlament. Er kann damit ohne Koalitionspartner regieren. Selenskis Partei „Diener des Volkes“ kommt auf 254 der 450 Abgeordneten. Der Präsident erklärte, er wolle die Ukraine grundlegend reformieren. Zu den ersten Prioritäten gehört eine Beilegung des Konflikts im Donbass. Im Bild: Selenski mit seiner Frau Olena Selenska bei der Stimmabgabe in Kiew. (Foto: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka)
Bei den Parlamentswahlen in der Ukraine gewinnt die Partei des neuen Präsidenten Wolodimir Selenski überraschend die absolute Mehrheit im Parlament. Er kann damit ohne Koalitionspartner regieren. Selenskis Partei „Diener des Volkes“ kommt auf 254 der 450 Abgeordneten. Der Präsident erklärte, er wolle die Ukraine grundlegend reformieren. Zu den ersten Prioritäten gehört eine Beilegung des Konflikts im Donbass. Im Bild: Selenski mit seiner Frau Olena Selenska bei der Stimmabgabe in Kiew. (Foto: Keystone/AP/Evgeniy Maloletka)

21. Juli: Sommerwind

Der 140 Meter hohe Genfer Jet d'eau, das Wahrzeichen der Stadt, wird von 32 Grad heissen Sommerböen weggeblasen.  (Foto: Keystone/Salvatore Di Nolfi)
Der 140 Meter hohe Genfer Jet d'eau, das Wahrzeichen der Stadt, wird von 32 Grad heissen Sommerböen weggeblasen. (Foto: Keystone/Salvatore Di Nolfi)

23. Juli: Prime Minister Boris

Die Parteibasis der Tories spricht sich in einer Urabstimmung klar für Boris Johnson aus. 92’153 Parteimitglieder der Konservativen votieren für Johnson (66 Prozent), während sein Konkurrent Jeremy Hunt 46’656 Parteimitglieder (34 Prozent) von sich überzeugen kann. Damit wird Johnson automatisch neuer Premierminister und Nachfolger von Theresa May. (Foto: Keystone/PA via AP/Yui Mok)
Die Parteibasis der Tories spricht sich in einer Urabstimmung klar für Boris Johnson aus. 92’153 Parteimitglieder der Konservativen votieren für Johnson (66 Prozent), während sein Konkurrent Jeremy Hunt 46’656 Parteimitglieder (34 Prozent) von sich überzeugen kann. Damit wird Johnson automatisch neuer Premierminister und Nachfolger von Theresa May. (Foto: Keystone/PA via AP/Yui Mok)

24. Juli: „Die Unwahrheit“

Boris Johnson kämpft verbissen um den Austritt Grossbritanniens aus der EU. Dazu sind ihm offenbar alle Mittel recht. Seine Kritiker sagen, er habe der Königin nicht die Wahrheit gesagt, als er sie bat, ein Dekret zu billigen, das die Abgeordneten für fünf Wochen in die Zwangsferien schickt. Damit habe er die Parlamentarier daran hindern wollen, seinen Brexit-Kurs zu durchkreuzen. (Foto: Keystone/EPA/Association Pool/Victoria Jones)
Boris Johnson kämpft verbissen um den Austritt Grossbritanniens aus der EU. Dazu sind ihm offenbar alle Mittel recht. Seine Kritiker sagen, er habe der Königin nicht die Wahrheit gesagt, als er sie bat, ein Dekret zu billigen, das die Abgeordneten für fünf Wochen in die Zwangsferien schickt. Damit habe er die Parlamentarier daran hindern wollen, seinen Brexit-Kurs zu durchkreuzen. (Foto: Keystone/EPA/Association Pool/Victoria Jones)

28. Juli: Ein Elefant blickt ins Tal

„Elephant Walk heisst diese Skulptur des britischen Künstlers Zav Ové. Sie steht auf einer Weide bei La Chaux et Les Ruinettes bei Verbier im Unterwallis. (Foto: Keystone/Jean-Christophe Bott)
„Elephant Walk heisst diese Skulptur des britischen Künstlers Zav Ové. Sie steht auf einer Weide bei La Chaux et Les Ruinettes bei Verbier im Unterwallis. (Foto: Keystone/Jean-Christophe Bott)

28. Juli: „Schämt euch!“

In Moskau gehen Sicherheitskräfte mit grosser Härte gegen Demonstranten vor, die freie Wahlen verlangen. Die Manifestation war nicht bewilligt worden. Die Behörden hatten eindringlich vor einer Teilnahme gewarnt. Trotzdem kommen Tausende, vor allem viele Junge. Die Polizei nimmt zahlreiche Demonstranten fest. „Schämt euch!“, rufen die Manifestanten in Sprechchören. „Wir sind friedliche Menschen, wir wollen freie Wahlen.“ (Foto: Keystone/AP/Pavel Golovkin)
In Moskau gehen Sicherheitskräfte mit grosser Härte gegen Demonstranten vor, die freie Wahlen verlangen. Die Manifestation war nicht bewilligt worden. Die Behörden hatten eindringlich vor einer Teilnahme gewarnt. Trotzdem kommen Tausende, vor allem viele Junge. Die Polizei nimmt zahlreiche Demonstranten fest. „Schämt euch!“, rufen die Manifestanten in Sprechchören. „Wir sind friedliche Menschen, wir wollen freie Wahlen.“ (Foto: Keystone/AP/Pavel Golovkin)

Die EU verurteilt das Vorgehen der Sicherheitskräfte als „unverhältnismässigen Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten“. (Foto: Keystone/AP/Alexander Zemlianichenko)
Die EU verurteilt das Vorgehen der Sicherheitskräfte als „unverhältnismässigen Einsatz von Gewalt gegen friedliche Demonstranten“. (Foto: Keystone/AP/Alexander Zemlianichenko)

Die Demonstrationen richten sich gegen den Ausschluss wichtiger Oppositionskandidaten von den Regionalwahlen, die im September stattfinden. Zahlreichen prominenten Putin-kritischen Kandidaten war die Teilnahme an den Wahlen unter absurden Rechtfertigungen verweigert worden. Anfang August versammeln sich bei der genehmigten Protestkundgebung auf dem Sacharow-Prospekt 50’000 Menschen. Es ist die grösste Protestaktion seit den Manifestationen im Winter 2011/2012. (Foto: Keystone/EPA/Yuri Kochetkov)
Die Demonstrationen richten sich gegen den Ausschluss wichtiger Oppositionskandidaten von den Regionalwahlen, die im September stattfinden. Zahlreichen prominenten Putin-kritischen Kandidaten war die Teilnahme an den Wahlen unter absurden Rechtfertigungen verweigert worden. Anfang August versammeln sich bei der genehmigten Protestkundgebung auf dem Sacharow-Prospekt 50’000 Menschen. Es ist die grösste Protestaktion seit den Manifestationen im Winter 2011/2012. (Foto: Keystone/EPA/Yuri Kochetkov)
  • AUGUST

8. August: Ziemlich selbstsicher

Matteo Salvini fühlt sich sicher im Sattel. Nach dem guten Abschneiden seiner rechtspopulistischen Lega bei den Europa-Wahlen gibt er sich selbstherrlicher denn je. Während sich die Regierungsmannschaft in einem chaotischen Auflösungsprozess befindet, treibt er Wahlkampf an den italienischen Stränden. Täglich zelebrieren die beiden Koalitionspartner, die Cinque Stelle und Lega, ihre Zerrissenheit. Salvini ist eigentlich „nur“ Innenminister, doch er drückt alle an die Wand. Selbst seinen Chef, Ministerpräsident Giuseppe Conte, kanzelt er ab: „Was der sagt, interessiert mich unter-null“, sagt Salvini. Drei Wochen später ist alles anders. (Foto: Twitter)
Matteo Salvini fühlt sich sicher im Sattel. Nach dem guten Abschneiden seiner rechtspopulistischen Lega bei den Europa-Wahlen gibt er sich selbstherrlicher denn je. Während sich die Regierungsmannschaft in einem chaotischen Auflösungsprozess befindet, treibt er Wahlkampf an den italienischen Stränden. Täglich zelebrieren die beiden Koalitionspartner, die Cinque Stelle und Lega, ihre Zerrissenheit. Salvini ist eigentlich „nur“ Innenminister, doch er drückt alle an die Wand. Selbst seinen Chef, Ministerpräsident Giuseppe Conte, kanzelt er ab: „Was der sagt, interessiert mich unter-null“, sagt Salvini. Drei Wochen später ist alles anders. (Foto: Twitter)

11. August: Oh, du schöne Ferienzeit

Die Playa de la Malvarrosa bei Valencia .(Foto: Keystone/EPA/Kai Foersterling)
Die Playa de la Malvarrosa bei Valencia .(Foto: Keystone/EPA/Kai Foersterling)

11. August: Sitzen verboten

Die Spanische Treppe in Rom ist die wohl berühmteste Treppe der Welt. Jetzt entschied die Römer Bürgermeisterin Virginia Raggi, dass es verboten ist, sich dort hinzusetzen und Getränke zu konsumieren. Wer es trotzdem tut, zahlt eine Busse von bis zu 400 Euro. Viele Römerinnen und Römer zeigen Sympathie für die Massnahme der Bürgermeisterin. Nicht alle Touristen benehmen sich comme il faut. Da wurde gejohlt und gestritten. Kreuz und quer lagen die halbnackten Touristen auf den 135 Stufen. Einige biwakierten die ganze Nacht, viele waren betrunken, einige erbrachen sich, überall Essensreste, leere Flaschen, Sodom und Gomorrha. Die Treppe gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. (Foto: Keystone/EPA/Claudio Peri)
Die Spanische Treppe in Rom ist die wohl berühmteste Treppe der Welt. Jetzt entschied die Römer Bürgermeisterin Virginia Raggi, dass es verboten ist, sich dort hinzusetzen und Getränke zu konsumieren. Wer es trotzdem tut, zahlt eine Busse von bis zu 400 Euro. Viele Römerinnen und Römer zeigen Sympathie für die Massnahme der Bürgermeisterin. Nicht alle Touristen benehmen sich comme il faut. Da wurde gejohlt und gestritten. Kreuz und quer lagen die halbnackten Touristen auf den 135 Stufen. Einige biwakierten die ganze Nacht, viele waren betrunken, einige erbrachen sich, überall Essensreste, leere Flaschen, Sodom und Gomorrha. Die Treppe gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. (Foto: Keystone/EPA/Claudio Peri)

16. August: Nicht zu verkaufen

Donald Trump erntet mit seinem Ansinnen, die dänische Insel Grönland zu kaufen, nur Häme, Spott und Verwunderung. Das Wall Street Journal hatte berichtet, Trump erwäge die weltgrösste und strategisch wichtige Insel zu erwerben. Grönland ist seit vierzig Jahren weitgehend autonom und trat 1985 aus der EU aus. Die Insel ist nicht nur strategisch, sondern auch wirtschaftlich interessant. Unter dem Eis werden wertvolle Rohstoffe vermutet. (Foto: Keystone/AP DDP Pool/Michael Kappeler)
Donald Trump erntet mit seinem Ansinnen, die dänische Insel Grönland zu kaufen, nur Häme, Spott und Verwunderung. Das Wall Street Journal hatte berichtet, Trump erwäge die weltgrösste und strategisch wichtige Insel zu erwerben. Grönland ist seit vierzig Jahren weitgehend autonom und trat 1985 aus der EU aus. Die Insel ist nicht nur strategisch, sondern auch wirtschaftlich interessant. Unter dem Eis werden wertvolle Rohstoffe vermutet. (Foto: Keystone/AP DDP Pool/Michael Kappeler)

16. August: Peter Fonda †

Der amerikanische Filmschauspieler, der 1969 mit dem Anti-Establishment-Film „Easy Rider“ schlagartig weltberühmt wurde, stirbt im Alter von 79 Jahren in Los Angeles. Peter Fonda, der jüngere Bruder von Jane Fonda, war zum Idol der Hippie-Bewegung geworden. Er hatte mehrmals Zürich besucht. Die spätere Zürcher SP-Stadt- und Ständerätin Emilie Lieberherr war in den Fünfzigerjahren Fondas Kindermädchen in New York. Das Bild zeigt ihn im Jahr 2009. (Foto: Keystone/AP/Chris Pizzello)
Der amerikanische Filmschauspieler, der 1969 mit dem Anti-Establishment-Film „Easy Rider“ schlagartig weltberühmt wurde, stirbt im Alter von 79 Jahren in Los Angeles. Peter Fonda, der jüngere Bruder von Jane Fonda, war zum Idol der Hippie-Bewegung geworden. Er hatte mehrmals Zürich besucht. Die spätere Zürcher SP-Stadt- und Ständerätin Emilie Lieberherr war in den Fünfzigerjahren Fondas Kindermädchen in New York. Das Bild zeigt ihn im Jahr 2009. (Foto: Keystone/AP/Chris Pizzello)

Peter Fonda mit Emilie Lieberherr auf einer legendären Harley-Davidson während einer Wohltätigkeitstour am 7. Mai 1995 in Dübendorf (Zürich). Das Geld ging an myopathische und behinderte Menschen. (Foto: Keystone/Walter Bieri)
Peter Fonda mit Emilie Lieberherr auf einer legendären Harley-Davidson während einer Wohltätigkeitstour am 7. Mai 1995 in Dübendorf (Zürich). Das Geld ging an myopathische und behinderte Menschen. (Foto: Keystone/Walter Bieri)

17. August: Gut sieht er aus, mit einen 79 Jahren

Ein halbes Jahrhundert nach Woodstock erweist ein Beatle dem legendären Festival doch noch die Ehre. 500’00 Menschen warem vom 15. bis 18. August 1969 nach Bethel (Bundesstaat New York) zum grössten Hippie-Treffen der Welt gepilgert. Unter anderem traten Jimi Hendrix und Janis Joplin auf, ebenso Joan Baez, Carlos Santana, Joe Cocker und The Who. Doch weder die Beatles noch die Rolling Stones waren dabei. Ringo Starr, „einer der weltbesten Schlagzeuger“ (Paul McCartney) sagte, er habe in einer Limousine ein Ice Cream gelutscht, als er von Woodstock erfuhr. Jetzt ist er da. Ein halbes Jahrhundert später gibt der Drummer in Bethel ein Woodstock-Geburtstagskonzert (Foto: Keystone/AP/Seth Wenig)
Ein halbes Jahrhundert nach Woodstock erweist ein Beatle dem legendären Festival doch noch die Ehre. 500’00 Menschen warem vom 15. bis 18. August 1969 nach Bethel (Bundesstaat New York) zum grössten Hippie-Treffen der Welt gepilgert. Unter anderem traten Jimi Hendrix und Janis Joplin auf, ebenso Joan Baez, Carlos Santana, Joe Cocker und The Who. Doch weder die Beatles noch die Rolling Stones waren dabei. Ringo Starr, „einer der weltbesten Schlagzeuger“ (Paul McCartney) sagte, er habe in einer Limousine ein Ice Cream gelutscht, als er von Woodstock erfuhr. Jetzt ist er da. Ein halbes Jahrhundert später gibt der Drummer in Bethel ein Woodstock-Geburtstagskonzert (Foto: Keystone/AP/Seth Wenig)

20. August: „Die Regierung endet hier“

Die italienische Koalitionsregierung zwischen Cinque Stelle und Lega zerbricht. „Die Regierung endet hier“, sagt Ministerpräsident Giuseppe Conte (rechts). Er greift Lega-Chef Matteo Salvini heftig an, tritt zurück und wird später vom Staatspräsidenten erneut mit der Regierungsbildung beauftragt. Damit ging das Kalkül Salvinis nicht auf. Der Lega-Chef geht als vorläufiger Verlierer aus dem Machtkampf hervor. (Foto: Keystone/AP/Gregorio Borgia)
Die italienische Koalitionsregierung zwischen Cinque Stelle und Lega zerbricht. „Die Regierung endet hier“, sagt Ministerpräsident Giuseppe Conte (rechts). Er greift Lega-Chef Matteo Salvini heftig an, tritt zurück und wird später vom Staatspräsidenten erneut mit der Regierungsbildung beauftragt. Damit ging das Kalkül Salvinis nicht auf. Der Lega-Chef geht als vorläufiger Verlierer aus dem Machtkampf hervor. (Foto: Keystone/AP/Gregorio Borgia)

21. August: Ines Torelli †

Die Schweizer Schauspielerin und Sängerin Ines Torelli stirbt mit 88 Jahren in ihrer Wahlheimat Kanada. Sie wurde in St. Gallen als Ines Stierli geboren. Als ihre Karriere Fahrt aufnahm, legte sie sich einen Künstlernahmen zu. „Stierli“ wurde durch die spanische Übersetzung zu „Torelli“. Berühmt wurde Ines Torelli als Hauptdarstellerin in den Musical-Hits „Bibi Balù“, „Golden Girl“ und in Paul Burkhards „Die kleine Niederdorfoper“. Als Sängerin landete sie den Hit „Gigi vo Arosa“, eine Persiflage von Dalidas „Gigi l’Amoroso“. (Foto: SRF)
Die Schweizer Schauspielerin und Sängerin Ines Torelli stirbt mit 88 Jahren in ihrer Wahlheimat Kanada. Sie wurde in St. Gallen als Ines Stierli geboren. Als ihre Karriere Fahrt aufnahm, legte sie sich einen Künstlernahmen zu. „Stierli“ wurde durch die spanische Übersetzung zu „Torelli“. Berühmt wurde Ines Torelli als Hauptdarstellerin in den Musical-Hits „Bibi Balù“, „Golden Girl“ und in Paul Burkhards „Die kleine Niederdorfoper“. Als Sängerin landete sie den Hit „Gigi vo Arosa“, eine Persiflage von Dalidas „Gigi l’Amoroso“. (Foto: SRF)

23. August: Ferner liefen

Silvio Berlusconis Zeit läuft ab. In den Meinungsumfragen kommt seine einst staatstragende Forza-Italia-Partei auf noch rund 6 Prozent der Stimmen. Der 82-Jährige wird von Lega-Chef Matteo Salvini an die Wand gedrängt. Bei den Regionalwahlen in Umbrien erreicht Forza Italia 5 Prozent. Nach dieser Schlappe will der viermaliger Premierminister seine Partei neu gründen. „Altra Italia“ (Anderes Italien) wird die neue Gruppierung heissen. (Foto: Keystone/EPA)
Silvio Berlusconis Zeit läuft ab. In den Meinungsumfragen kommt seine einst staatstragende Forza-Italia-Partei auf noch rund 6 Prozent der Stimmen. Der 82-Jährige wird von Lega-Chef Matteo Salvini an die Wand gedrängt. Bei den Regionalwahlen in Umbrien erreicht Forza Italia 5 Prozent. Nach dieser Schlappe will der viermaliger Premierminister seine Partei neu gründen. „Altra Italia“ (Anderes Italien) wird die neue Gruppierung heissen. (Foto: Keystone/EPA)

23. August: Relaxed

Viele französische und britische Blätter zeigten dieses Bild auf der Frontseite. Zur Relaxtheit hätte Britanniens Premier eigentlich keinen Grund. Macron erteilte ihm bei seinem Besuch in Paris eine saftige Absage. Der französische Präsident hat deutlich gemacht, dass er nichts am Brexit-Vertrag ändern will. Am Tag zuvor hatte schon Angela Merkel Johnson eine Abfuhr erteilt. Das Risiko eines britischen No-Deal-Austritts aus der EU steigt. (Foto: Keystone/EPA/Pool/Christophe Petit Tesson)
Viele französische und britische Blätter zeigten dieses Bild auf der Frontseite. Zur Relaxtheit hätte Britanniens Premier eigentlich keinen Grund. Macron erteilte ihm bei seinem Besuch in Paris eine saftige Absage. Der französische Präsident hat deutlich gemacht, dass er nichts am Brexit-Vertrag ändern will. Am Tag zuvor hatte schon Angela Merkel Johnson eine Abfuhr erteilt. Das Risiko eines britischen No-Deal-Austritts aus der EU steigt. (Foto: Keystone/EPA/Pool/Christophe Petit Tesson)

24. August: G7-Gipfel - wozu?

Beach Art: Der Strand als Malerleinwand. Der französische Künstler Sam Dougados zeichnet die Konterfeis der G-7-Teilnehmer auf die Plage de la Cà’te des Basques bei Biarritz. Am Tag danach wird im französischen Seebad das Gipfeltreffen der sieben mächtigsten Staats- und Regierungschefs eröffnet. Die Erwartungen sind gering. (Foto: Keystone/EPA/Julien de Rosa)
Beach Art: Der Strand als Malerleinwand. Der französische Künstler Sam Dougados zeichnet die Konterfeis der G-7-Teilnehmer auf die Plage de la Cà’te des Basques bei Biarritz. Am Tag danach wird im französischen Seebad das Gipfeltreffen der sieben mächtigsten Staats- und Regierungschefs eröffnet. Die Erwartungen sind gering. (Foto: Keystone/EPA/Julien de Rosa)

Inhaltlich bringt der Gipfel wenig. Grössere Demonstrationen bleiben aus. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen G7-Treffen zeigte sich Donald Trump zahm und gesittet. Er poltert und beleidigt seine Gastgeber nicht. Die einzige Überraschung ist der von Macron eingefädelte Auftritt des iranischen Aussenministers. Zu einer Entspannung zwischen den USA und Iran, wie dies Macron erhoffte, kommt es allerdings nicht. Im Gegenteil: Wenige Wochen nach Biarritz eskaliert der Konflikt. (Foto: Keystone/EPA/Pool/Ludovic Marin)
Inhaltlich bringt der Gipfel wenig. Grössere Demonstrationen bleiben aus. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen G7-Treffen zeigte sich Donald Trump zahm und gesittet. Er poltert und beleidigt seine Gastgeber nicht. Die einzige Überraschung ist der von Macron eingefädelte Auftritt des iranischen Aussenministers. Zu einer Entspannung zwischen den USA und Iran, wie dies Macron erhoffte, kommt es allerdings nicht. Im Gegenteil: Wenige Wochen nach Biarritz eskaliert der Konflikt. (Foto: Keystone/EPA/Pool/Ludovic Marin)

29. August: Conte bis

Nach dem Zusammenbruch der italienischen Koalitionsregierung beauftragt Staatspräsident Sergio Mattarella (links) den bisherigen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte mit der Bildung einer neuen Regierung. Conte gelingt es daraufhin, eine Koalition zwischen Cinque Stelle und den Sozialdemokraten zu bilden. (Foto: Keystone/EPA/Paolo Giandotti, Quirinal Press Office)
Nach dem Zusammenbruch der italienischen Koalitionsregierung beauftragt Staatspräsident Sergio Mattarella (links) den bisherigen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte mit der Bildung einer neuen Regierung. Conte gelingt es daraufhin, eine Koalition zwischen Cinque Stelle und den Sozialdemokraten zu bilden. (Foto: Keystone/EPA/Paolo Giandotti, Quirinal Press Office)

31. August: „Revolte“ in Moutier

Pro-Jurassier demonstrieren gegen die Annullierung der Abstimmung vor zwei Jahren. Damals, am 18. Juni 2017, hatte sich eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten für einen Anschluss des bernischen Städtchens Moutier an den Kanton Jura ausgesprochen. 137 Stimmen gaben den Ausschlag. Eine probernische Regierungsstatthalterin hatte anschliessend den Entscheid annulliert. Auch das Berner Verwaltungsgericht taxiert jetzt das Abstimmungsergebnis wegen „gravierender Rechtsverstössen“ für ungültig. Die Pro-Jurassier sprechen von einem „politischen Urteil“. (Foto: Keystone/Jean-Christophe Bott)
Pro-Jurassier demonstrieren gegen die Annullierung der Abstimmung vor zwei Jahren. Damals, am 18. Juni 2017, hatte sich eine knappe Mehrheit der Stimmberechtigten für einen Anschluss des bernischen Städtchens Moutier an den Kanton Jura ausgesprochen. 137 Stimmen gaben den Ausschlag. Eine probernische Regierungsstatthalterin hatte anschliessend den Entscheid annulliert. Auch das Berner Verwaltungsgericht taxiert jetzt das Abstimmungsergebnis wegen „gravierender Rechtsverstössen“ für ungültig. Die Pro-Jurassier sprechen von einem „politischen Urteil“. (Foto: Keystone/Jean-Christophe Bott)
  • SEPTEMBER

1. September: Gewinne für die AfD

Bei den Landtagswahlen in Sachsen kommt die AfD auf 27,5 Prozent der Stimmen, in Brandenburg auf 23,5 Prozent. Im Bild von links: Beatrix von Storch (Bundesvorstandsmitglied), Jörg Urban (AfD-Spitzenkandidat in Sachsen), Jörg Meuthen (Bundesvorsitzender). In Thüringen kommt die AfD am 27. Oktober auf 23,4 Prozent und kann damit ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln. (Foto: Keystone/DPA/Michael Kappeler)
Bei den Landtagswahlen in Sachsen kommt die AfD auf 27,5 Prozent der Stimmen, in Brandenburg auf 23,5 Prozent. Im Bild von links: Beatrix von Storch (Bundesvorstandsmitglied), Jörg Urban (AfD-Spitzenkandidat in Sachsen), Jörg Meuthen (Bundesvorsitzender). In Thüringen kommt die AfD am 27. Oktober auf 23,4 Prozent und kann damit ihren Stimmenanteil mehr als verdoppeln. (Foto: Keystone/DPA/Michael Kappeler)

4. September: Take a break

Die Brexit-Debatte ermüdet. Der Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg macht ein demonstratives Nickerchen auf der Regierungsbank. Die Aktion des Tory-Abgeordneten sorgt da und dort für Empörung. (Foto: Twitter/Tom Kibasi)
Die Brexit-Debatte ermüdet. Der Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg macht ein demonstratives Nickerchen auf der Regierungsbank. Die Aktion des Tory-Abgeordneten sorgt da und dort für Empörung. (Foto: Twitter/Tom Kibasi)

5. September: Neues Team, neue Hoffnung

Die neue italienische Regierung steht. Der Koalitionsmannschaft gehören zehn Mitglieder der Cinque Stelle, neun der Sozialdemokraten und eine der linksstehenden Partei „Leu“ (Liberi e Uguali) an. Dazu kommt eine Fachfrau, Luciana Lamborgese, die das wichtige Innenministerium übernimmt. Wirtschafts- und Finanzminister wird der Sozialdemokrat Roberto Gualtieri. (Foto: Keystone/AP/Andrew Medichini)
Die neue italienische Regierung steht. Der Koalitionsmannschaft gehören zehn Mitglieder der Cinque Stelle, neun der Sozialdemokraten und eine der linksstehenden Partei „Leu“ (Liberi e Uguali) an. Dazu kommt eine Fachfrau, Luciana Lamborgese, die das wichtige Innenministerium übernimmt. Wirtschafts- und Finanzminister wird der Sozialdemokrat Roberto Gualtieri. (Foto: Keystone/AP/Andrew Medichini)

Neuer italienischer Aussenminister wird Luigi Di Maio, der Capo politico der Cinque Stelle und bisherige Vizeministerpräsident. Di Maio, hier mit seiner Freundin, ist umstritten. Ihm werden mangelnde Fähigkeiten zugesprochen. Bei den Regionalwahlen in Umbrien im Oktober erleiden die Cinque Stelle eine schwere Niederlage. Sie kommen noch auf 7 Prozent der Stimmen. Dieses Ergebnis erschüttert nicht nur die Partei, sondern auch die Regierung in Rom. (Foto: Keystone/Ansa)
Neuer italienischer Aussenminister wird Luigi Di Maio, der Capo politico der Cinque Stelle und bisherige Vizeministerpräsident. Di Maio, hier mit seiner Freundin, ist umstritten. Ihm werden mangelnde Fähigkeiten zugesprochen. Bei den Regionalwahlen in Umbrien im Oktober erleiden die Cinque Stelle eine schwere Niederlage. Sie kommen noch auf 7 Prozent der Stimmen. Dieses Ergebnis erschüttert nicht nur die Partei, sondern auch die Regierung in Rom. (Foto: Keystone/Ansa)

7. September: Russisch-ukrainischer Gefangenenaustausch

Auf dem internationalen Flughafen Boryspil bei Kiew werden 35 ukrainische Staatsbürger von ihren Angehörigen mit Freudentränen empfangen. Die Freigelassenen hatten mehrere Monate in russischen Gefängnissen verbracht. Unter ihnen befinden sich 24 ukrainische Seeleute, die in der Meerenge von Kertsch festgenommen wurden. Gleichzeitig mit der Landung der Maschine in Kiew landete in Moskau ein ukrainisches Flugzeug und brachte 35 freigelassene Russen zurück nach Russland. Der Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und Russland gilt als wichtiger politischer Erfolg für den neuen ukrainischen Präsidenten Selenski. Viele hoffen, er sei ein erster Schritt zur Entspannung im Donbass. (Foto: Keystone/EPA/Sergey Dolzhenko)
Auf dem internationalen Flughafen Boryspil bei Kiew werden 35 ukrainische Staatsbürger von ihren Angehörigen mit Freudentränen empfangen. Die Freigelassenen hatten mehrere Monate in russischen Gefängnissen verbracht. Unter ihnen befinden sich 24 ukrainische Seeleute, die in der Meerenge von Kertsch festgenommen wurden. Gleichzeitig mit der Landung der Maschine in Kiew landete in Moskau ein ukrainisches Flugzeug und brachte 35 freigelassene Russen zurück nach Russland. Der Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und Russland gilt als wichtiger politischer Erfolg für den neuen ukrainischen Präsidenten Selenski. Viele hoffen, er sei ein erster Schritt zur Entspannung im Donbass. (Foto: Keystone/EPA/Sergey Dolzhenko)

9. September: Robert Frank †

Der Schweizer Fotograf Robert Frank stirbt in der kanadischen Stadt Inverness im Alter von 94 Jahren. Frank war Träger des Swiss Press Photo Lifetime Achievement Award. Er lebte in Kanada und New York und beeinflusste seit Jahrzehnten Fotografen in aller Welt. Das Bild wurde am 28. April 2012 im Kornhausforum in Bern aufgenommen. (Foto: Keystone/Lukas Lehmann)
Der Schweizer Fotograf Robert Frank stirbt in der kanadischen Stadt Inverness im Alter von 94 Jahren. Frank war Träger des Swiss Press Photo Lifetime Achievement Award. Er lebte in Kanada und New York und beeinflusste seit Jahrzehnten Fotografen in aller Welt. Das Bild wurde am 28. April 2012 im Kornhausforum in Bern aufgenommen. (Foto: Keystone/Lukas Lehmann)

14. September: Trauernde Witwe

Der simbabwische Langzeit-Herrscher Robert Mugabe stirbt am 6. September im Alter von 95 Jahren. Im Bild seine Frau First Lady Grace Mugabe während des Staatsbegräbnisses im Nationalen Sportstadion in Harare. Mugabe regierte von 1980 bis 2017. (Foto: Keystone/Aaron Ufumeli)
Der simbabwische Langzeit-Herrscher Robert Mugabe stirbt am 6. September im Alter von 95 Jahren. Im Bild seine Frau First Lady Grace Mugabe während des Staatsbegräbnisses im Nationalen Sportstadion in Harare. Mugabe regierte von 1980 bis 2017. (Foto: Keystone/Aaron Ufumeli)

15. September: Scharzer Rauch über der saudischen Wüste

Jemenitische Huthi-Rebellen greifen nach eigenen Angaben zwei der grössten saudischen Öl-Raffinerien mit mehreren Drohnen an. Die getroffenen Anlagen gehören dem staatlichen Erdölkonzern „Saudi Aramco“ und liegen bei Khurais und Abkaik. Die Attacken reduzieren die saudische Ölförderung auf die Hälfte. Saudi-Arabien und die USA machen Iran für die Angriffe verantwortlich. Teheran dementiert.  Die Satelliten-Aufnahme zeigt die brennende Erdölanlage von Abkaik bei Buqyaq. (Foto: Keystone/Planet Labs Inc via AP)
Jemenitische Huthi-Rebellen greifen nach eigenen Angaben zwei der grössten saudischen Öl-Raffinerien mit mehreren Drohnen an. Die getroffenen Anlagen gehören dem staatlichen Erdölkonzern „Saudi Aramco“ und liegen bei Khurais und Abkaik. Die Attacken reduzieren die saudische Ölförderung auf die Hälfte. Saudi-Arabien und die USA machen Iran für die Angriffe verantwortlich. Teheran dementiert. Die Satelliten-Aufnahme zeigt die brennende Erdölanlage von Abkaik bei Buqyaq. (Foto: Keystone/Planet Labs Inc via AP)

17. September: Patt

Bei den israelischen Parlamentswahlen, den zweiten in diesem Jahr, erreichen weder das Mitte-links-Lager von Benny Gantz noch der rechts-religiöse Block von Benjamin Nethanju (im Bild) die erforderliche absolute Mehrheit der Sitze. Weder Gantz noch Netanjahu gelingt es, eine Koalitionsregierung zu bilden. Im März 2020 sollen erneut Wahlen stattfinden. (Foto: Keystone/AP Photo/Ariel Schalit)
Bei den israelischen Parlamentswahlen, den zweiten in diesem Jahr, erreichen weder das Mitte-links-Lager von Benny Gantz noch der rechts-religiöse Block von Benjamin Nethanju (im Bild) die erforderliche absolute Mehrheit der Sitze. Weder Gantz noch Netanjahu gelingt es, eine Koalitionsregierung zu bilden. Im März 2020 sollen erneut Wahlen stattfinden. (Foto: Keystone/AP Photo/Ariel Schalit)

23. September: Das Jahr der Greta Thunberg

Das amerikanische Magazin „Time“ setzt Greta Thunberg auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. Im Bild die schwedische Klimaschutz-Aktivistin bei ihrer wütenden Rede vor der Uno. Sie fordert die Weltgemeinschaft auf, endlich mehr für den Klimaschutz zu tun. Ihr Einsatz für eine konsequente Klimapolitik findet weltweit Beachtung. Die von ihr initiierten „Schulstreiks für das Klima“ sind zur globalen Bewegung „Fridays for Future“ (FFF) gewachsen. (Foto: Keystone/AP/Jason DeCrow)
Das amerikanische Magazin „Time“ setzt Greta Thunberg auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten. Im Bild die schwedische Klimaschutz-Aktivistin bei ihrer wütenden Rede vor der Uno. Sie fordert die Weltgemeinschaft auf, endlich mehr für den Klimaschutz zu tun. Ihr Einsatz für eine konsequente Klimapolitik findet weltweit Beachtung. Die von ihr initiierten „Schulstreiks für das Klima“ sind zur globalen Bewegung „Fridays for Future“ (FFF) gewachsen. (Foto: Keystone/AP/Jason DeCrow)

24. September: Schwerer Schlag für Boris

Lady Hale, die oberste britische Richterin, verkündet, dass Boris Johnson unrechtmässig gehandelt und die Queen belogen hat. Er habe die Königin über seine wahren Motive für die Aussetzung des Parlaments im Unklaren gelassen. Die Zwangspause des britischen Parlaments sei „unrechtmässig“. (Foto: Keystone/EPA/Supreme Court)
Lady Hale, die oberste britische Richterin, verkündet, dass Boris Johnson unrechtmässig gehandelt und die Queen belogen hat. Er habe die Königin über seine wahren Motive für die Aussetzung des Parlaments im Unklaren gelassen. Die Zwangspause des britischen Parlaments sei „unrechtmässig“. (Foto: Keystone/EPA/Supreme Court)

26. September: Jacques Chirac †

Chirac war vom 27. Mai 1974 bis 26. August 1976 und vom 20. März 1986 bis 10. Mai 1988 Premierminister Frankreichs. Vom 25. März 1977 bis zum 16. Mai 1995 war er Maire de Paris und vom 17. Mai 1995 bis 16. Mai 2007 Staatspräsident Frankreichs. Chirac gründete die gaullistische Partei „Rassemblement pour la République“ (RPR). Daraus wurde 2002 die „Union pour un Mouvement Populaire“ (UMP), heute „Les Républicains“ (LR). Im Bild: Chirac mit Bundespräsident Moritz Leuenberger am 6. September 2006 im Élysée-Palast. (Foto: Keystone/AP/Michel Euler)
Chirac war vom 27. Mai 1974 bis 26. August 1976 und vom 20. März 1986 bis 10. Mai 1988 Premierminister Frankreichs. Vom 25. März 1977 bis zum 16. Mai 1995 war er Maire de Paris und vom 17. Mai 1995 bis 16. Mai 2007 Staatspräsident Frankreichs. Chirac gründete die gaullistische Partei „Rassemblement pour la République“ (RPR). Daraus wurde 2002 die „Union pour un Mouvement Populaire“ (UMP), heute „Les Républicains“ (LR). Im Bild: Chirac mit Bundespräsident Moritz Leuenberger am 6. September 2006 im Élysée-Palast. (Foto: Keystone/AP/Michel Euler)

28. September: „Greta in den Nationalrat“

Es ist eine der grössten Demonstrationen in der Schweiz der letzten Jahre. Eine riesige Menschenmenge demonstriert in Bern für griffige Klimaschutz-Massnahmen. Die Organisatoren sprechen zunächst von 25’000, dann von 60’000 und schliesslich von 100’000 Teilnehmern. Die Polizei will sich dazu nicht äussern. Der Andrang ist derart gross, dass es nicht allen gelingt, an der Schlusskundgebung auf dem Berner Bundesplatz teilzunehmen. Auf Transparenten heisst es: „Greta in den Nationalrat“ und „Wir sind der Wandel“. (Foto: Keystone/Anthony Anex)
Es ist eine der grössten Demonstrationen in der Schweiz der letzten Jahre. Eine riesige Menschenmenge demonstriert in Bern für griffige Klimaschutz-Massnahmen. Die Organisatoren sprechen zunächst von 25’000, dann von 60’000 und schliesslich von 100’000 Teilnehmern. Die Polizei will sich dazu nicht äussern. Der Andrang ist derart gross, dass es nicht allen gelingt, an der Schlusskundgebung auf dem Berner Bundesplatz teilzunehmen. Auf Transparenten heisst es: „Greta in den Nationalrat“ und „Wir sind der Wandel“. (Foto: Keystone/Anthony Anex)

Weltweit demonstrieren an diesem Wochenende mehrere Millionen Menschen für das Klima. Im Bild die Demonstration in Wien. (Foto: Keystone/APA/Hans Punz)
Weltweit demonstrieren an diesem Wochenende mehrere Millionen Menschen für das Klima. Im Bild die Demonstration in Wien. (Foto: Keystone/APA/Hans Punz)

29. September: Sebastian Kurz triumphiert

Bei den Parlamentswahlen kann die Österreichische Volkspartei (ÖVP) des bisherigen Kanzlers Sebastian Kurz klar zulegen und kommt auf 37,4 Prozent der Stimmen. Nach dem Ibiza-Skandal mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war die bisherige ÖVP-FPÖ-Koaliton zerbrochen und Neuwahlen wurden nötig. Die FPÖ zahlt die Zeche für den Skandal und stürzt ab (minus 9,8 Prozent). Die Sozialdemokraten erzielen mit 21,2 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis. (Foto: Keystone/EPA/Christian Bruna)
Bei den Parlamentswahlen kann die Österreichische Volkspartei (ÖVP) des bisherigen Kanzlers Sebastian Kurz klar zulegen und kommt auf 37,4 Prozent der Stimmen. Nach dem Ibiza-Skandal mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war die bisherige ÖVP-FPÖ-Koaliton zerbrochen und Neuwahlen wurden nötig. Die FPÖ zahlt die Zeche für den Skandal und stürzt ab (minus 9,8 Prozent). Die Sozialdemokraten erzielen mit 21,2 Prozent ihr bisher schlechtestes Ergebnis. (Foto: Keystone/EPA/Christian Bruna)

Einen fulminanten Sieg verzeichnen die österreichischen Grünen. Sie waren bei den letzten Wahlen an der 5-Prozent-Hürde gescheitert und aus dem Parlament geflogen. Jetzt gewinnen sie 10,1 Prozent der Stimmen dazu und kommen auf 13,9 Prozent. Damit empfehlen sie sich als Koalitionsparter von Kanzler Sebastian Kurz. (Foto: Keystone/APA/Roland Schlager)
Einen fulminanten Sieg verzeichnen die österreichischen Grünen. Sie waren bei den letzten Wahlen an der 5-Prozent-Hürde gescheitert und aus dem Parlament geflogen. Jetzt gewinnen sie 10,1 Prozent der Stimmen dazu und kommen auf 13,9 Prozent. Damit empfehlen sie sich als Koalitionsparter von Kanzler Sebastian Kurz. (Foto: Keystone/APA/Roland Schlager)

Mitte November nehmen Werner Kogler, der Chef (Bundessprecher) der Grünen mit der ÖVP von Sebastian Kurz Koalitionsverhandlungen auf. (Foto: Keystone/EPA/Christian Bruna)
Mitte November nehmen Werner Kogler, der Chef (Bundessprecher) der Grünen mit der ÖVP von Sebastian Kurz Koalitionsverhandlungen auf. (Foto: Keystone/EPA/Christian Bruna)
  • OKTOBER

5. Oktober: Schottland begehrt auf

200’000 Schottinnen und Schotten demonstrieren in Edinburgh für die Unabhängigkeit Schottlands. Der Marsch findet unter der Losung „All Under One Banner“ statt. Die Schotten hatten gegen den Brexit gestimmt. (Foto: EPA/Robert Perry)
200’000 Schottinnen und Schotten demonstrieren in Edinburgh für die Unabhängigkeit Schottlands. Der Marsch findet unter der Losung „All Under One Banner“ statt. Die Schotten hatten gegen den Brexit gestimmt. (Foto: EPA/Robert Perry)

5. Oktober: Kunst im Bahnhof

In Lausanne wird in einem früheren Lokomotive-Depot das neue „Musée cantonal des Beaux-Arts“ (MCBA) eingeweiht. Die Architekten des Neubaus sind Fabrizio Barozzi (geboren 1976) und Alberto Veiga (geboren 1973) aus Barcelona, die weltweit tätig sind und in der Schweiz schon das Kunstmuseum Chur und das Tanzhaus Zürich realisiert haben. 3’200 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen zur Verfügung. (Foto: MCBA)
In Lausanne wird in einem früheren Lokomotive-Depot das neue „Musée cantonal des Beaux-Arts“ (MCBA) eingeweiht. Die Architekten des Neubaus sind Fabrizio Barozzi (geboren 1976) und Alberto Veiga (geboren 1973) aus Barcelona, die weltweit tätig sind und in der Schweiz schon das Kunstmuseum Chur und das Tanzhaus Zürich realisiert haben. 3’200 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen zur Verfügung. (Foto: MCBA)

6. Oktober: Wo Sozialisten noch Wahlen gewinnen

Portugal ist anders: Während in weiten Teilen Europas die sozialdemokratischen Parteien einbrechen, feiert die Linke in Portugal einen Wahltriumph. Der Partido Socialista (PS) von Ministerpräsident António Costa geht als klarer und gestärker Sieger aus den Wahlen hervor. Die Sozialisten gewinnen 4 Prozent der Stimmen dazu und werden mit 36,3 Prozent klar stärkste Partei. Die liberal-konservative PSD sowie die rechtskonservative CDS-PP, die bei der letzten Parlamentswahl 2015 im Bündnis antraten, sind die klaren Verlierer. (Foto: Keystone/EPA/Manuel de Almeida)
Portugal ist anders: Während in weiten Teilen Europas die sozialdemokratischen Parteien einbrechen, feiert die Linke in Portugal einen Wahltriumph. Der Partido Socialista (PS) von Ministerpräsident António Costa geht als klarer und gestärker Sieger aus den Wahlen hervor. Die Sozialisten gewinnen 4 Prozent der Stimmen dazu und werden mit 36,3 Prozent klar stärkste Partei. Die liberal-konservative PSD sowie die rechtskonservative CDS-PP, die bei der letzten Parlamentswahl 2015 im Bündnis antraten, sind die klaren Verlierer. (Foto: Keystone/EPA/Manuel de Almeida)

8. Oktober: Physiknobelpreis an zwei Schweizer

Die beiden Schweizer in Genf tätigen Astronomen Didier Queloz (links) und Michel Mayor gewinnen den Nobelpreis für Physik. Zusammen mit James Peebles (Kanada/USA) werden sie für ihre Beiträge zum Verständnis des Universums und des Platzes der Erde im Kosmos ausgezeichnet. Die beiden Schweizer Forscher entdeckten 1995 den ersten Planeten ausserhalb des Sonnensystems, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist, 51 Pegasi. Sie revolutionierten damit die Astronomie und begründeten das Feld der Exoplanetenforschung. (Foto: Keystone/Laurent Gilliéron)
Die beiden Schweizer in Genf tätigen Astronomen Didier Queloz (links) und Michel Mayor gewinnen den Nobelpreis für Physik. Zusammen mit James Peebles (Kanada/USA) werden sie für ihre Beiträge zum Verständnis des Universums und des Platzes der Erde im Kosmos ausgezeichnet. Die beiden Schweizer Forscher entdeckten 1995 den ersten Planeten ausserhalb des Sonnensystems, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist, 51 Pegasi. Sie revolutionierten damit die Astronomie und begründeten das Feld der Exoplanetenforschung. (Foto: Keystone/Laurent Gilliéron)

9. Oktober: Rechtsextremer Terror

Der Rechtsextremist Stephan B. versucht am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, mit Waffengewalt in die Synagoge von Halle (Saale) einzudringen und ein Blutbad anzurichten. Da er die Tür zur Synagoge nicht aufbringt, erschiesst er eine Passantin und einen Gast eines Döner-Imbisses. Streifenbeamten gelingt es, ihn festzunehmen. (Keystone/DPA/Jan Woitas)
Der Rechtsextremist Stephan B. versucht am Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, mit Waffengewalt in die Synagoge von Halle (Saale) einzudringen und ein Blutbad anzurichten. Da er die Tür zur Synagoge nicht aufbringt, erschiesst er eine Passantin und einen Gast eines Döner-Imbisses. Streifenbeamten gelingt es, ihn festzunehmen. (Keystone/DPA/Jan Woitas)

Hunderte Menschen versammeln sich auf dem Marktplatz von Halle, legen Blumen nieder und zünden Kerzen an. Sie setzen damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Gewalt. Organisiert wurde die Kundgebung vom Bündnis „Halle gegen Recht – Bündnis für Zivilcourage“. Nach der Tat wird die AfD beschuldigt, mit ihrer Rhetorik ein Klima der Gewalt und des Hasses zu schaffen. (Foto: Keystone/DPA/Jan Woitas)
Hunderte Menschen versammeln sich auf dem Marktplatz von Halle, legen Blumen nieder und zünden Kerzen an. Sie setzen damit ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Gewalt. Organisiert wurde die Kundgebung vom Bündnis „Halle gegen Recht – Bündnis für Zivilcourage“. Nach der Tat wird die AfD beschuldigt, mit ihrer Rhetorik ein Klima der Gewalt und des Hasses zu schaffen. (Foto: Keystone/DPA/Jan Woitas)

Schweigeminute auf dem Marktplatz von Halle. (Foto: Keystone/EPA/Filip Singer)
Schweigeminute auf dem Marktplatz von Halle. (Foto: Keystone/EPA/Filip Singer)

10. Oktober: Tokarczuk, Handke

Der Österreicher Peter Handke und die Polin Olga Tokarczuk erhalten die Literaturpreise für die Jahre 2018 und 2019. Handke ist politisch umstritten, weil er unter anderem die serbischen Greueltaten im Jugoslawienkrieg beschönigte und die Grabrede für Slobodan Milošević hielt. Das Bild zeigt die beiden Preisträger nach der Übergabe der Medallien am 10. Dezember 2019 in der Konzerthalle in Stockholm.  (Foto. Keystone/Jonas Ekstromer/TT News Agency via AP)
Der Österreicher Peter Handke und die Polin Olga Tokarczuk erhalten die Literaturpreise für die Jahre 2018 und 2019. Handke ist politisch umstritten, weil er unter anderem die serbischen Greueltaten im Jugoslawienkrieg beschönigte und die Grabrede für Slobodan Milošević hielt. Das Bild zeigt die beiden Preisträger nach der Übergabe der Medallien am 10. Dezember 2019 in der Konzerthalle in Stockholm. (Foto. Keystone/Jonas Ekstromer/TT News Agency via AP)

11. Oktober: Ehre für Abiy Ahmed

Der Friedensnobelpreis geht an den 43-jährigen äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed. Er hat nach einem jahrzehntelangen Krieg ein Friedensabkommen mit dem Nachbarstaat Eritrea geschlossen und in Äthiopien einen Reformprozess in Gang gesetzt. Im Bild: Abiy Ahmde und seine Frau Zinash Tayachew auf dem Balkon des Grand Hotel in Oslo nach der Übergabe des Preises am 10. Oktober. (Foto. Keystone/EPA/Heiko Junge)
Der Friedensnobelpreis geht an den 43-jährigen äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed. Er hat nach einem jahrzehntelangen Krieg ein Friedensabkommen mit dem Nachbarstaat Eritrea geschlossen und in Äthiopien einen Reformprozess in Gang gesetzt. Im Bild: Abiy Ahmde und seine Frau Zinash Tayachew auf dem Balkon des Grand Hotel in Oslo nach der Übergabe des Preises am 10. Oktober. (Foto. Keystone/EPA/Heiko Junge)

14. Oktober: Ohrfeige für Orbán

Viktor Orbáns Partei verliert die Hauptstadt. Gergely Karácsony, der gemeinsame Kandidat der Opposition, wird mit 50,6 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeister von Budapest gewählt. Ermöglich wird sein Sieg, weil die Oppositionsparteien diesmal gemeinsam antraten. Auch in anderen Grosstädten ist die Opposition erfolgreich. (Foto: Keystone/EPA/Zoltan Balogh)
Viktor Orbáns Partei verliert die Hauptstadt. Gergely Karácsony, der gemeinsame Kandidat der Opposition, wird mit 50,6 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeister von Budapest gewählt. Ermöglich wird sein Sieg, weil die Oppositionsparteien diesmal gemeinsam antraten. Auch in anderen Grosstädten ist die Opposition erfolgreich. (Foto: Keystone/EPA/Zoltan Balogh)

20. Oktober: Grüne Flut

Regula Rytz, die Präsidentin der Grünen, ist die grosse Siegerin der schweizerischen Nationalratswahlen. Die Grünen gewinnen 17 Sitze und sind jetzt im Nationalrat mit 28 Abgeordneten vertreten. Die Grünliberalen kommen auf 16 Sitze (+9). Die SVP verliert 12  Mandate und kommt neu auf 53 Sitze, die SP büsst 4 Mandate ein (neu 39). Ebenso 4 Sitze verliert die FDP und kommt neu auf 29 Sitze. CVP: 25 Sitze (-3); BDP: 3 Sitze (-4); EVP: 3 Sitze (+1); PdA: 1 Sitz (unverändert) Lega: 1 Sitz (-1). (Foto: Keystone/Peter Schneider)
Regula Rytz, die Präsidentin der Grünen, ist die grosse Siegerin der schweizerischen Nationalratswahlen. Die Grünen gewinnen 17 Sitze und sind jetzt im Nationalrat mit 28 Abgeordneten vertreten. Die Grünliberalen kommen auf 16 Sitze (+9). Die SVP verliert 12 Mandate und kommt neu auf 53 Sitze, die SP büsst 4 Mandate ein (neu 39). Ebenso 4 Sitze verliert die FDP und kommt neu auf 29 Sitze. CVP: 25 Sitze (-3); BDP: 3 Sitze (-4); EVP: 3 Sitze (+1); PdA: 1 Sitz (unverändert) Lega: 1 Sitz (-1). (Foto: Keystone/Peter Schneider)

20. Oktober: Immer brutaler

In Hongkong nehmen die Demonstrationen einen zunehmend bürgerkriegsähnlichen Charakter an. Regierungschefin Carrie Lam hatte schon im Juli die Gesetzesvorlage, die eine geplante Auslieferung von Verdächtigen an China vorsah, zurückgenommen. Dies beruhigte die Regierungsgegner nicht. Die Demonstranten fordern Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Hunderttausende gehen auf die Strasse. Pflastersteine auf den Strassen blockieren den Verkehr. (Foto: Keystone/AP/Kin Cheung)
In Hongkong nehmen die Demonstrationen einen zunehmend bürgerkriegsähnlichen Charakter an. Regierungschefin Carrie Lam hatte schon im Juli die Gesetzesvorlage, die eine geplante Auslieferung von Verdächtigen an China vorsah, zurückgenommen. Dies beruhigte die Regierungsgegner nicht. Die Demonstranten fordern Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Hunderttausende gehen auf die Strasse. Pflastersteine auf den Strassen blockieren den Verkehr. (Foto: Keystone/AP/Kin Cheung)

Molotowcoctails werden geworfen. Dutzende Menschen werden getötet oder verletzt, Hunderte werden festgenommen. Das öffentliche Leben ist weitgehend lahmgelegt. Schulen und Universitäten sind teilweise geschlossen. (Foto: Keystone/AP)
Molotowcoctails werden geworfen. Dutzende Menschen werden getötet oder verletzt, Hunderte werden festgenommen. Das öffentliche Leben ist weitgehend lahmgelegt. Schulen und Universitäten sind teilweise geschlossen. (Foto: Keystone/AP)

Während in vielen Teilen der Stadt bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, finden in der ehemaligen Kronkolonie Bezirkswahlen statt. Dabei kann das pro-demokratische Lager einen klaren Sieg erringen. Beobachter vermuten, dass die Wahlen ohne Folgen bleiben könnten. Hongkongs Regierungschefin Lam lehnt jede Konzession an die Demokratiebewegung ab. (Foto: Keystone/AP/Ng Han Guan)
Während in vielen Teilen der Stadt bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, finden in der ehemaligen Kronkolonie Bezirkswahlen statt. Dabei kann das pro-demokratische Lager einen klaren Sieg erringen. Beobachter vermuten, dass die Wahlen ohne Folgen bleiben könnten. Hongkongs Regierungschefin Lam lehnt jede Konzession an die Demokratiebewegung ab. (Foto: Keystone/AP/Ng Han Guan)

23. Oktober: „Ich habe keine Luft mehr, ich sterbe“

Die 26-jährige Vietnamesin Pam Thi Tra My setzte kurz vor ihrem Tod einen Tweet an ihre Mutter ab. Sie ist eine von 39 Vietnamesen und Vietnamesinnen, die in Grays in der Grafschaft Essex östlich von London in einem Lastwagen tot aufgefunden wurden. Bei den Opfern handelt es sich um 31 Männer und 8 Frauen. Sie waren in einem Container auf einem Schiff von Belgien nach England gebracht wurden. Der Fahrer der Kühltransporters, ein Ire, legt ein Geständnis ab. (Foto: Twitter)
Die 26-jährige Vietnamesin Pam Thi Tra My setzte kurz vor ihrem Tod einen Tweet an ihre Mutter ab. Sie ist eine von 39 Vietnamesen und Vietnamesinnen, die in Grays in der Grafschaft Essex östlich von London in einem Lastwagen tot aufgefunden wurden. Bei den Opfern handelt es sich um 31 Männer und 8 Frauen. Sie waren in einem Container auf einem Schiff von Belgien nach England gebracht wurden. Der Fahrer der Kühltransporters, ein Ire, legt ein Geständnis ab. (Foto: Twitter)

23. Oktober: Hoffnungsträger in Tunesien

Der neue tunesische Präsident Kais Saied legt den Amtseid ab. Der 61-jährige Verfassungsrechtler war mit 73 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden. Er löst den im Juli verstorbenen Staatschef Béji Caïd Essebsi ab. Kaïs Saïed gilt als Hoffnungsträger der Jungen. In Tunesien hatte der Arabische Frühling begonnen. (Foto: Keystone/EPA/Mohamed Messara)
Der neue tunesische Präsident Kais Saied legt den Amtseid ab. Der 61-jährige Verfassungsrechtler war mit 73 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden. Er löst den im Juli verstorbenen Staatschef Béji Caïd Essebsi ab. Kaïs Saïed gilt als Hoffnungsträger der Jungen. In Tunesien hatte der Arabische Frühling begonnen. (Foto: Keystone/EPA/Mohamed Messara)

25. Oktober: Massenproteste in Libanon

Hunderttausende Libanesinnen und Libanesen demonstrieren gegen Steuererhöhung und Korruption. Der landesweite Aufruhr vereint erstmals seit Langem alle Religionsgruppen und Landesteile des Libanon. Verlangt wird die Entfernung der gesamten politischen Elite, die als kriminell betrachtet wird. (Keystone/EPA, Wael Hamzeh)
Hunderttausende Libanesinnen und Libanesen demonstrieren gegen Steuererhöhung und Korruption. Der landesweite Aufruhr vereint erstmals seit Langem alle Religionsgruppen und Landesteile des Libanon. Verlangt wird die Entfernung der gesamten politischen Elite, die als kriminell betrachtet wird. (Keystone/EPA, Wael Hamzeh)

27. Oktober: Das Ende des Kalifen

Der Anführer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ IS stirbt in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. Nach amerikanischen Angaben sprengt er sich und zwei Söhne selbst mit einer Sprengstoffweste in die Luft, um einer Festnahme zu entgehen. Amerikanische Spezialeinheiten hatten einen Angriff auf sein Versteck durchgeführt. (Foto: Keystone/AP)
Der Anführer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ IS stirbt in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. Nach amerikanischen Angaben sprengt er sich und zwei Söhne selbst mit einer Sprengstoffweste in die Luft, um einer Festnahme zu entgehen. Amerikanische Spezialeinheiten hatten einen Angriff auf sein Versteck durchgeführt. (Foto: Keystone/AP)

September/Oktober/November/Dezember: Troubles

Präsident Donald Trump wird beschuldigt, den neuen ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski massiv unter Druck gesetzt zu haben. Trump verlangte von Selenski Ermittlungen, die dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden schaden könnten. Als Druckmittel diente Trump die vom Kongress bewilligte Militärhilfe von 400 Millionen Dollar. Nachdem mehrere Diplomaten und Sicherheitsbeamte Trumps Machenschaften bestätigt hatten, haben die Demokraten ein Impeachment gegen Trump eingeleitet. Im Dezember hat der Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses die Anklage gegen den Präsidenten wegen Amtsmissbrauchs und Behinderung des Kongresses gebilligt. (Foto: Keystone/AP/Alex Brandon)
Präsident Donald Trump wird beschuldigt, den neuen ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski massiv unter Druck gesetzt zu haben. Trump verlangte von Selenski Ermittlungen, die dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden schaden könnten. Als Druckmittel diente Trump die vom Kongress bewilligte Militärhilfe von 400 Millionen Dollar. Nachdem mehrere Diplomaten und Sicherheitsbeamte Trumps Machenschaften bestätigt hatten, haben die Demokraten ein Impeachment gegen Trump eingeleitet. Im Dezember hat der Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses die Anklage gegen den Präsidenten wegen Amtsmissbrauchs und Behinderung des Kongresses gebilligt. (Foto: Keystone/AP/Alex Brandon)

27. Oktober: Rückkehr der Peronisten

Der 60-jährige Peronist Alberto Fernández wird mit 48 Prozent der Stimmen zum neuen Regierungschef Argentiniens gewählt. Vizepräsidentin wird Cristina Kirchner, die frühere Präsidentin und Ehefrau ihres inzwischen verstorbenen Ehemanns und Präsidenten Néstor Kirchner. Fernández gilt als gemässigter Mitte-links-Politiker. Gegen Cristina Kirchner laufen mehrere Verfahren wegen Korruption. Fernández löst er den bisherigen Präsidenten Mauricio Macri ab. (Foto: Keystone/EPA/Juan Ignacio Roncoroni)
Der 60-jährige Peronist Alberto Fernández wird mit 48 Prozent der Stimmen zum neuen Regierungschef Argentiniens gewählt. Vizepräsidentin wird Cristina Kirchner, die frühere Präsidentin und Ehefrau ihres inzwischen verstorbenen Ehemanns und Präsidenten Néstor Kirchner. Fernández gilt als gemässigter Mitte-links-Politiker. Gegen Cristina Kirchner laufen mehrere Verfahren wegen Korruption. Fernández löst er den bisherigen Präsidenten Mauricio Macri ab. (Foto: Keystone/EPA/Juan Ignacio Roncoroni)
  • NOVEMBER

3. November: „Schamlose Gier“ der Machthaber

Im Irak protestieren Tausende gegen die Regierung. Bei den teils gewaltsamen Protesten, die sich gegen die irakischen Eliten, ihre „schamlose Gier“ und die Korruption richten, wurden mehr als 250 Menschen getötet. Die Manifestanten fordern freie Wahlen und den sofortigen Rücktritt der Regierung, der sie vorwerfen, Reformen bewusst zu verschleppen. (Foto: Keystone/EPA/Murtaja Lateef)
Im Irak protestieren Tausende gegen die Regierung. Bei den teils gewaltsamen Protesten, die sich gegen die irakischen Eliten, ihre „schamlose Gier“ und die Korruption richten, wurden mehr als 250 Menschen getötet. Die Manifestanten fordern freie Wahlen und den sofortigen Rücktritt der Regierung, der sie vorwerfen, Reformen bewusst zu verschleppen. (Foto: Keystone/EPA/Murtaja Lateef)

9. November: Lula ist frei

Völlig überraschend wird der frühere linke brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva aus dem Gefängnis entlassen. Zehntausende Menschen jubeln ihm zu und tragen ihn auf den Schultern durch São Bernardo do Campo, südlich von São Paulo. Lula war wegen Korruption und Geldwäsche zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt worden. (Foto: Keystone/EPA/Sebastião Moreira)
Völlig überraschend wird der frühere linke brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva aus dem Gefängnis entlassen. Zehntausende Menschen jubeln ihm zu und tragen ihn auf den Schultern durch São Bernardo do Campo, südlich von São Paulo. Lula war wegen Korruption und Geldwäsche zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt worden. (Foto: Keystone/EPA/Sebastião Moreira)

Lulas Anhänger bezeichneten das Urteil gegen ihn als politisch motiviert. Ziel sei es gewesen, ihn von den Präsidentschaftswahlen fernzuhalten, die dann schliesslich der Rechtsextreme Jair Bolsonaro gewann. Vor seiner Festnahme lag Lula in den Umfragen klar in Führung. (Foto: Keystone/EPA/Sebastião Moreira)
Lulas Anhänger bezeichneten das Urteil gegen ihn als politisch motiviert. Ziel sei es gewesen, ihn von den Präsidentschaftswahlen fernzuhalten, die dann schliesslich der Rechtsextreme Jair Bolsonaro gewann. Vor seiner Festnahme lag Lula in den Umfragen klar in Führung. (Foto: Keystone/EPA/Sebastião Moreira)

10. November: Abrupter Abgang

Die mexikanische Luftwaffe fliegt den gestürzten linksgerichteten bolivianischen Präsidenten Ivo Morales nach Mexiko. Aufgenommen wurde das Bild vom mexikanischen Aussenminister Mercelo Ebrard. Morales deckt sich mit einer mexikanischen Flagge zu. Der davongejagte Präsident, der viele Erfolge vorzuweisen hatte, war in Ungnade gefallen, weil er die Verfassung umbog, um ein viertes Mal kandidieren zu können. Anschliessend soll er das Wahlergebnis manipuiert haben, was er bestreitet. Der Indigene Morales selbst spricht von einem lange geplanten Putsch rechtsgerichteter Kreise, die von den USA und der weissen Oberschicht unterstützt worden seien. Im Dezember gewährt ihm die neue peronistische Regierung in Argentinien politisches Asyl. (Foto: Mexikanisches Aussenministerium via AP)
Die mexikanische Luftwaffe fliegt den gestürzten linksgerichteten bolivianischen Präsidenten Ivo Morales nach Mexiko. Aufgenommen wurde das Bild vom mexikanischen Aussenminister Mercelo Ebrard. Morales deckt sich mit einer mexikanischen Flagge zu. Der davongejagte Präsident, der viele Erfolge vorzuweisen hatte, war in Ungnade gefallen, weil er die Verfassung umbog, um ein viertes Mal kandidieren zu können. Anschliessend soll er das Wahlergebnis manipuiert haben, was er bestreitet. Der Indigene Morales selbst spricht von einem lange geplanten Putsch rechtsgerichteter Kreise, die von den USA und der weissen Oberschicht unterstützt worden seien. Im Dezember gewährt ihm die neue peronistische Regierung in Argentinien politisches Asyl. (Foto: Mexikanisches Aussenministerium via AP)

9. November: Aufgeheiztes Katalonien

Die Katalonien-Frage belastet nach wie vor die spanische Politik. Am Tag vor den nationalen Wahlen demonstrieren in Barcelona erneut Zehntausende für die Unabhängigkeit. Neun der Anführer der Unabhängigkeitsbewegung waren Mitte Oktober vom Obersten Gericht zu Gefägnisstrafen von neun bis 13 Jahren verurteilt worden. Ihnen wird vorgeworfen, das Unabhängigkeitsreferendum im vergangen Jahr organisiert zu haben. (Foto: Keystone/EPA/Enric Fontcuberta)
Die Katalonien-Frage belastet nach wie vor die spanische Politik. Am Tag vor den nationalen Wahlen demonstrieren in Barcelona erneut Zehntausende für die Unabhängigkeit. Neun der Anführer der Unabhängigkeitsbewegung waren Mitte Oktober vom Obersten Gericht zu Gefägnisstrafen von neun bis 13 Jahren verurteilt worden. Ihnen wird vorgeworfen, das Unabhängigkeitsreferendum im vergangen Jahr organisiert zu haben. (Foto: Keystone/EPA/Enric Fontcuberta)

10. November: Wieder Sánchez, wieder keine Mehrheit

Der sozialistische spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez gewinnt die Parlamentswahlen, die vierten innerhalb von vier Jahren. Doch um regieren zu können, braucht er einen Koalitionspartner. Ein solcher ist nicht in Sicht. Die Sozialisten bleiben mit Abstand die stärkste Partei. Die bürgerliche Volkspartei PP, die vor sechs Monaten erhebliche Verluste erlitt, kann sich wieder aufrappeln. Drittstärkste Partei wird die rechtsradikale „VOX“. Sie kann die Anzahl ihrer Sitze im Parlament mehr als verdoppeln. Leichte Verluste verzeichnet die linksstehende „Unidad Popular“. Die rechtsbürgerliche „Ciudadanos“ verschwindet fast aus dem Parlament. (Foto: Keystone/AP/Bernat Armangue)
Der sozialistische spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez gewinnt die Parlamentswahlen, die vierten innerhalb von vier Jahren. Doch um regieren zu können, braucht er einen Koalitionspartner. Ein solcher ist nicht in Sicht. Die Sozialisten bleiben mit Abstand die stärkste Partei. Die bürgerliche Volkspartei PP, die vor sechs Monaten erhebliche Verluste erlitt, kann sich wieder aufrappeln. Drittstärkste Partei wird die rechtsradikale „VOX“. Sie kann die Anzahl ihrer Sitze im Parlament mehr als verdoppeln. Leichte Verluste verzeichnet die linksstehende „Unidad Popular“. Die rechtsbürgerliche „Ciudadanos“ verschwindet fast aus dem Parlament. (Foto: Keystone/AP/Bernat Armangue)

10. November: Eine von zwölf

Sensation im Kanton Freiburg. Erstmals wird hier eine Frau in den Ständerat gewählt. Die 31-jährige Freisinnige Johanna Gapany wirft den bisherigen CVP-Vertreter aus der kleinen Kammer. Noch nie sassen so viele Frauen in den eidgenössischen Räten. Im Ständerat hat sich ihre Zahl verdoppelt, von sechs auf zwölf. Johanna Capany ist eine der zwölf. (Foto: Keystobne/Anthony Anex)
Sensation im Kanton Freiburg. Erstmals wird hier eine Frau in den Ständerat gewählt. Die 31-jährige Freisinnige Johanna Gapany wirft den bisherigen CVP-Vertreter aus der kleinen Kammer. Noch nie sassen so viele Frauen in den eidgenössischen Räten. Im Ständerat hat sich ihre Zahl verdoppelt, von sechs auf zwölf. Johanna Capany ist eine der zwölf. (Foto: Keystobne/Anthony Anex)

17. November: Erste Tessiner Ständerätin

Politisches Erdbeben im Tessin: Die Sozialdemokratin Marina Carobbio entreisst dem CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi den Ständeratssitz. Lombardi ist Fraktionschef der CVP in der Bundesversammlung. Auch die Tessiner Freisinnigen verlieren ihren Ständeratssitz nach 126 Jahren. In Bern erobert die SVP den Sitz der nicht wieder angetretenen BDP. Die grüne Parteichefin Regula Rytz kann von der grünen Welle nicht profitieren und wird nicht in den Berner Ständerat gewählt. In Zürich verteidigen die Freisinnigen ihren Sitz. (Foto: Keystone/Ti-Press/Samuel Golay)
Politisches Erdbeben im Tessin: Die Sozialdemokratin Marina Carobbio entreisst dem CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi den Ständeratssitz. Lombardi ist Fraktionschef der CVP in der Bundesversammlung. Auch die Tessiner Freisinnigen verlieren ihren Ständeratssitz nach 126 Jahren. In Bern erobert die SVP den Sitz der nicht wieder angetretenen BDP. Die grüne Parteichefin Regula Rytz kann von der grünen Welle nicht profitieren und wird nicht in den Berner Ständerat gewählt. In Zürich verteidigen die Freisinnigen ihren Sitz. (Foto: Keystone/Ti-Press/Samuel Golay)

November. Acqua Alta

Venedig steht im Wasser wie seit 53 Jahren nicht mehr. Sturmböen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h spülen Boote und Gondeln auf die Quais. Im Innern der Markuskirche steht das Wasser einen Meter hoch. Die Schäden, auch an Kunstwerken, belaufen sich nach Angaben des Bürgermeisters auf mehrere hundert Millionen Franken.
Venedig steht im Wasser wie seit 53 Jahren nicht mehr. Sturmböen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h spülen Boote und Gondeln auf die Quais. Im Innern der Markuskirche steht das Wasser einen Meter hoch. Die Schäden, auch an Kunstwerken, belaufen sich nach Angaben des Bürgermeisters auf mehrere hundert Millionen Franken.

24. November: Wieder stürzt eine Brücke ein

Eine Autobahnbrücke auf der A6 zwischen Turin und Savona stürzt ein. Ein Erdrutsch hatte den Brückenpfeiler weggeschoben. In den Tagen zuvor hatte es heftig geregnet. Verletzt wurde niemand. Jeden Tag fuhren 50’000 Autos über die Brücke. Im Anschluss an diesen Brückeneinsturz erklären Experten, dass in Italien mindestens 20 Autobahnbrücken einsturzgefährdet sind.
Eine Autobahnbrücke auf der A6 zwischen Turin und Savona stürzt ein. Ein Erdrutsch hatte den Brückenpfeiler weggeschoben. In den Tagen zuvor hatte es heftig geregnet. Verletzt wurde niemand. Jeden Tag fuhren 50’000 Autos über die Brücke. Im Anschluss an diesen Brückeneinsturz erklären Experten, dass in Italien mindestens 20 Autobahnbrücken einsturzgefährdet sind.

25. November: Bloomberg legt los

Kann er Präsident Trump gefährlich werden? Im Hilton Hotel in Norfolk (Virginia) startet der 77-jährige Milliardär, frühere Bürgermeister von New York und demokratische Präsidentschaftskandidat seine Wahlkampagne. In den Meinungsumfragen schlägt sich Bloombergs Kandidatur noch nicht nieder. Zur Zeit führt noch immer (je nach Umfrageinstitut und Bundesstaat) Joe Biden vor Elizabeth Warren oder Bernie Sanders. (Foto: Keystone/AP/Bill Tienan)
Kann er Präsident Trump gefährlich werden? Im Hilton Hotel in Norfolk (Virginia) startet der 77-jährige Milliardär, frühere Bürgermeister von New York und demokratische Präsidentschaftskandidat seine Wahlkampagne. In den Meinungsumfragen schlägt sich Bloombergs Kandidatur noch nicht nieder. Zur Zeit führt noch immer (je nach Umfrageinstitut und Bundesstaat) Joe Biden vor Elizabeth Warren oder Bernie Sanders. (Foto: Keystone/AP/Bill Tienan)

26. November: Köbi Kuhn †

Der frühere Fussballspieler des FC Zürich, Nationalspieler und Nationalcoach, stirbt im Alter von 76 Jahren nach längerer Krankheit im Spital Zollikerberg (ZH). Er litt an Alters-Leukämie und Lungenproblemen. Kuhn war Coach der Nationalmannschaft von 2001 bis 2008. Der aus dem Zürcher Quartier Wiedikon stammende spätere  „Köbi national“ war an 137 Länderspielen mit dabei: 64 Mal als Spieler und 73 Mal als Trainer. 1961 spielt der 17-Jährige erstmals im FC-Zürich-Trikot ein Meisterschaftspiel. Der FCZ gewann gegen Winterthur 3:0. (Foto: Keystone/Gian Ehrenzeller)
Der frühere Fussballspieler des FC Zürich, Nationalspieler und Nationalcoach, stirbt im Alter von 76 Jahren nach längerer Krankheit im Spital Zollikerberg (ZH). Er litt an Alters-Leukämie und Lungenproblemen. Kuhn war Coach der Nationalmannschaft von 2001 bis 2008. Der aus dem Zürcher Quartier Wiedikon stammende spätere „Köbi national“ war an 137 Länderspielen mit dabei: 64 Mal als Spieler und 73 Mal als Trainer. 1961 spielt der 17-Jährige erstmals im FC-Zürich-Trikot ein Meisterschaftspiel. Der FCZ gewann gegen Winterthur 3:0. (Foto: Keystone/Gian Ehrenzeller)

November: Aufstände in Santiago

Es sind die schwersten Unruhen in Chile seit Jahrzehnten: Plünderungen, Tränengas, Wasserwerfer, Strassenschlachten, Gewalt, Verhaftungen, mehr als zwei Dutzend Tote. Zehntausende Chilenen aller Altersklassen gehen mehrmals in der Woche auf die Strasse und demonstrieren gegen die Regierung. Auslöser der Proteste war die Erhöhung der Fahrpreise für die Metro. Inzwischen demonstrieren die Protestierenden für die Erhöhung des Mindestlohns und der Rente. Sie verlangen eine Lohnkürzung der Parlamentarier. Die von Präsident Sebastián Piñera eingeleitete Verfassungsreform geht den meisten nicht weit genug. Das Bild stammt vom 28. November. (Foto: Keystone/Esteban Felix)
Es sind die schwersten Unruhen in Chile seit Jahrzehnten: Plünderungen, Tränengas, Wasserwerfer, Strassenschlachten, Gewalt, Verhaftungen, mehr als zwei Dutzend Tote. Zehntausende Chilenen aller Altersklassen gehen mehrmals in der Woche auf die Strasse und demonstrieren gegen die Regierung. Auslöser der Proteste war die Erhöhung der Fahrpreise für die Metro. Inzwischen demonstrieren die Protestierenden für die Erhöhung des Mindestlohns und der Rente. Sie verlangen eine Lohnkürzung der Parlamentarier. Die von Präsident Sebastián Piñera eingeleitete Verfassungsreform geht den meisten nicht weit genug. Das Bild stammt vom 28. November. (Foto: Keystone/Esteban Felix)

28. November: Trump als Rocky Balboa

Der amerikanische Präsident verbreitete via Twitter dieses Bild - ohne zusätzliche Informationen. Alle rätseln, weshalb er dies tut. Will er ein Jahr vor den Wahlen zeigen, wie gesund er ist? Zuvor waren Gerüchte aufgetaucht, wonach er sich überraschend zu seinem Gesundheitstest begeben hatte. (Foto: Twitter/Donald Trump)
Der amerikanische Präsident verbreitete via Twitter dieses Bild - ohne zusätzliche Informationen. Alle rätseln, weshalb er dies tut. Will er ein Jahr vor den Wahlen zeigen, wie gesund er ist? Zuvor waren Gerüchte aufgetaucht, wonach er sich überraschend zu seinem Gesundheitstest begeben hatte. (Foto: Twitter/Donald Trump)

30. November: Die SPD rückt nach links

Die SPD-Mitglieder wählen überraschend in einer Ur-Abstimmung Norbert Walter-Borjans und Saskia Eskens mit 53,06 Prozent der Stimmen zu Parteivorsitzenden. Die beiden gehören dem linken Parteiflügel an und stehen der Koalition mit Angela Merkels CDU kritisch gegenüber. Walter-Borjans war früher nordrhein-westfälischer Finanzminister. Eskens ist Parlamentsabgeordnete. Die Wahl ist ein schwerer Schlag für Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz und die Brandenburgerin Klara Geywitz. Das Ergebnis gilt als Anfang des Endes der Grossen Koalition. Es ist das erste Mal, dass die SPD von einer Doppelspitze angeführt wird. Die bisherige Parteipräsidentin Andrea Nahles war im Juni zurückgetreten. (Foto: Keystone/dpa/via AP/Joerg Carstensen)
Die SPD-Mitglieder wählen überraschend in einer Ur-Abstimmung Norbert Walter-Borjans und Saskia Eskens mit 53,06 Prozent der Stimmen zu Parteivorsitzenden. Die beiden gehören dem linken Parteiflügel an und stehen der Koalition mit Angela Merkels CDU kritisch gegenüber. Walter-Borjans war früher nordrhein-westfälischer Finanzminister. Eskens ist Parlamentsabgeordnete. Die Wahl ist ein schwerer Schlag für Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz und die Brandenburgerin Klara Geywitz. Das Ergebnis gilt als Anfang des Endes der Grossen Koalition. Es ist das erste Mal, dass die SPD von einer Doppelspitze angeführt wird. Die bisherige Parteipräsidentin Andrea Nahles war im Juni zurückgetreten. (Foto: Keystone/dpa/via AP/Joerg Carstensen)
  • DEZEMBER

4. Dezember: „Der Vergewaltiger bist Du!“

Zehntausende Chileninnen versammeln sich im Nationalstadion in Santiago und protestieren gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen und tanzen eine Performance mit dem Titel „Der Vergewaltiger bist Du!“. Das Stück wurde zum ersten Mal am internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen in Chile aufgeführt. Seitdem hat sich die Aktion über die sozialen Medien unter den Hashtags #UnVioladorEnTuCamino und #LaTesis rasant verbreitet. In vielen lateinamerikanischen Ländern gehen inzwischen Frauen auf die Strasse, um gegen die massive Gewalt gegen Frauen zu protestieren. (Foto: Keystone/EPA/Alberto Valdes)
Zehntausende Chileninnen versammeln sich im Nationalstadion in Santiago und protestieren gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen und tanzen eine Performance mit dem Titel „Der Vergewaltiger bist Du!“. Das Stück wurde zum ersten Mal am internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen in Chile aufgeführt. Seitdem hat sich die Aktion über die sozialen Medien unter den Hashtags #UnVioladorEnTuCamino und #LaTesis rasant verbreitet. In vielen lateinamerikanischen Ländern gehen inzwischen Frauen auf die Strasse, um gegen die massive Gewalt gegen Frauen zu protestieren. (Foto: Keystone/EPA/Alberto Valdes)

10. Dezember: Die Jüngste

Die neue finnische Premierministerin Sanna Marin ist die jünste Regierungschefin Finnlands und der Welt. Alle grossen finnischen Parteien werden von Frauen angeführt. Im Bild: Sanna Marin am 13. Dezember in Brüssel. (Foto: Keystone/AP/Francisco Seco)
Die neue finnische Premierministerin Sanna Marin ist die jünste Regierungschefin Finnlands und der Welt. Alle grossen finnischen Parteien werden von Frauen angeführt. Im Bild: Sanna Marin am 13. Dezember in Brüssel. (Foto: Keystone/AP/Francisco Seco)

10. Dezember: Die Sardinen sind los

Zehntausende Italienerinnen und Italiener protestieren in Dutzenden italienischen Städten gegen Lega-Chef Matteo Salvini und seine rechtspopulistische, teils rassistische Politik. In den Meinungsumfragen liegt Salvinis Lega mit rund 30 Prozent der Stimmen nach wie vor klar an der Spitze. Die Demonstranten nennen sich Sardinen, weil sie in Schwärmen auftreten und dicht gedrängt auf den Plätzen stehen. Das Bild stammt aus Turin. (Foto: Keystone/EPA/Alessandro di Marco)
Zehntausende Italienerinnen und Italiener protestieren in Dutzenden italienischen Städten gegen Lega-Chef Matteo Salvini und seine rechtspopulistische, teils rassistische Politik. In den Meinungsumfragen liegt Salvinis Lega mit rund 30 Prozent der Stimmen nach wie vor klar an der Spitze. Die Demonstranten nennen sich Sardinen, weil sie in Schwärmen auftreten und dicht gedrängt auf den Plätzen stehen. Das Bild stammt aus Turin. (Foto: Keystone/EPA/Alessandro di Marco)

11. Dezember: Status quo

Alle sieben Mitglieder des Bundesrates werden wiedergewählt. Die besten Resultate erzielen Viola Amherd (CVP) 218 Stimmen, Alain Berset (SP) 214 Stimmen und Ueli Mauerer (SVP) 213 Stimmen. Im Bild die Vereidigung der Regierungsmitglieder. (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)
Alle sieben Mitglieder des Bundesrates werden wiedergewählt. Die besten Resultate erzielen Viola Amherd (CVP) 218 Stimmen, Alain Berset (SP) 214 Stimmen und Ueli Mauerer (SVP) 213 Stimmen. Im Bild die Vereidigung der Regierungsmitglieder. (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)

Der Angriff von Regula Rytz, der Präsidentin der Grünen, auf den Sitz des umstrittenen freisinnigen Bundesrates Ignazio Cassis scheiterte. Rytz war einzig von der Linken unterstützt worden. Die Grünen hatten nach dem unerwartet hohen Sieg bei den Nationalratswahlen den Anspruch auf einen Sitz in der Landesregierung erhoben. (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)
Der Angriff von Regula Rytz, der Präsidentin der Grünen, auf den Sitz des umstrittenen freisinnigen Bundesrates Ignazio Cassis scheiterte. Rytz war einzig von der Linken unterstützt worden. Die Grünen hatten nach dem unerwartet hohen Sieg bei den Nationalratswahlen den Anspruch auf einen Sitz in der Landesregierung erhoben. (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)

Mit einem blauen Auge: Der freisinnige Bundesrat Ignazo Cassis (hier vorne mit Viola Amherd und Karin Keller-Sutter) konnte den grünen Angriff zwar abwehren, bleibt jedoch umstritten und ist geschwächt. Cassis erzielte mit 145 Stimmen das mit Abstand schlechteste Ergebnis. (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)
Mit einem blauen Auge: Der freisinnige Bundesrat Ignazo Cassis (hier vorne mit Viola Amherd und Karin Keller-Sutter) konnte den grünen Angriff zwar abwehren, bleibt jedoch umstritten und ist geschwächt. Cassis erzielte mit 145 Stimmen das mit Abstand schlechteste Ergebnis. (Foto: Keystone/Peter Klaunzer)

12. Dezember: „Let's get Brexit done, but first let's get breakfast done“

Boris Johnson tritt in Downing Street 10 nach seinem überwältigenden Wahlsieg vor die Medien. Seine Konservative Partei gewinnt 47 Sitze und damit die absolute Mehrheit im Unterhaus. Der alte und neue Premierminister erklärte, er wolle jetzt den Austritt Grossbritanniens aus der EU schnell vorantreiben. Die Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP), Nicola Sturgeon, kündigt an, eine Volksabstimmung über ein zweites Unabhängigkeits-Referendum anzustreben. Labour verlor 59 Sitze. Damit ist Labour-Chef Jeremy Corbin politisch erledigt. Ob es Johnson jetzt gelingt, das tief gespaltetene Grossbritannien wieder zu einigen, muss sich zeigen. (Foto: Keystone/EPA/Vickie Flores)
Boris Johnson tritt in Downing Street 10 nach seinem überwältigenden Wahlsieg vor die Medien. Seine Konservative Partei gewinnt 47 Sitze und damit die absolute Mehrheit im Unterhaus. Der alte und neue Premierminister erklärte, er wolle jetzt den Austritt Grossbritanniens aus der EU schnell vorantreiben. Die Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP), Nicola Sturgeon, kündigt an, eine Volksabstimmung über ein zweites Unabhängigkeits-Referendum anzustreben. Labour verlor 59 Sitze. Damit ist Labour-Chef Jeremy Corbin politisch erledigt. Ob es Johnson jetzt gelingt, das tief gespaltetene Grossbritannien wieder zu einigen, muss sich zeigen. (Foto: Keystone/EPA/Vickie Flores)

Zum Schluss noch dies

Nach all den turbulenten Nachrichten, die uns dieses Jahr aus Grossbritannien erreichten, traf im Dezember eine hoffnungsvolle Botschaft ein. Sie betrifft „The Rt Hon Larry“. Der Kater trägt den Titel „Chief Mouser to the Cabinet Office“. Er dient als Mäusefänger in der Amtswohnung des Prime Ministers. David Cameron hatte Larry nach Downing Street 10 geholt. Auch unter Theresa May verrichtete er seine guten Dienste. Jetzt erreicht uns die Meldung, dass auch Boris Johnson auf die guten Dienst des Chef-Mäusefängers nicht verzichten will. Larry darf in Downing Street 10 bleiben. (Foto: Keystone/EPA/Andy Rain)
Nach all den turbulenten Nachrichten, die uns dieses Jahr aus Grossbritannien erreichten, traf im Dezember eine hoffnungsvolle Botschaft ein. Sie betrifft „The Rt Hon Larry“. Der Kater trägt den Titel „Chief Mouser to the Cabinet Office“. Er dient als Mäusefänger in der Amtswohnung des Prime Ministers. David Cameron hatte Larry nach Downing Street 10 geholt. Auch unter Theresa May verrichtete er seine guten Dienste. Jetzt erreicht uns die Meldung, dass auch Boris Johnson auf die guten Dienst des Chef-Mäusefängers nicht verzichten will. Larry darf in Downing Street 10 bleiben. (Foto: Keystone/EPA/Andy Rain)

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Paris – Rue de Tournon

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Die No. 4, Rue de Tournon im 6. Pariser Arrondissement ist das 2. Haus auf der rechten Seite, einst das Stadtpalais der Fürsten von Montmorency, erbaut um das Jahr 1780. Zur Strasse hin sieht man von dem Gebäude vier Stockwerke mit gut drei Meter hohen Fenstern im ersten Stock, der Beletage. Hinter der Fassade und einem schweren hölzernen Eingangstor, durch das die schwarzen Limousinen der hier Beherbergten nur mit Müh und Not passen und folglich einige Schrammen hinterlassen haben, verbergen sich noch zwei wuchtige langgezogene Seitenflügel und ein gepflasterter Innenhof aus uralten Zeiten.

Café Le Tournon, ehemals Cafe de la Poste

Café Le Tournon
Café Le Tournon

Hier starb der ehemalige französische Staatspräsident Jacques Chirac am 26. September 2019. Nicht bei sich zu Hause.

Ganze 200 Meter weiter oben beherbergt das letzte Haus der Rue de Tournon mit der No. 18 auf derselben Strassenseite das „Cafe Tourrnon“, vor dem Zweiten Weltkrieg hiess es „Café de la Poste“.   Über dem Café hat das Haus nur drei Etagen und nichts vom Prunk der Stadtpaläste aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert ringsum. Im Gegenteil. Es sieht aus, als würde es schrumpfen und von der Umgebung erdrückt werden. 

Tod im Necker-Spital

Etwas mehr als 80 Jahre vor Jacques Chirac starb hier ein gewisser Roth, Vorname: Joseph. Genauer gesagt: Der Autor des „Radetzkymarsch“ hatte am 23. Mai – so heisst es – vom Selbstmord seines Freundes Ernst Toller in New York erfahren und war daraufhin zusammengebrochen. Die Bediensteten des Cafes und des „Hotel de la Poste“, das sich im Mai 1939 noch in den drei Stockwerken über dem Café befand, sorgten dafür, dass der etwas wunderliche Mann aus Österreich, den man hier schon seit anderthalb Jahrzehnten kannte, ins Necker-Spital gebracht wurde.

 

Café Tournon heute
Café Tournon heute

Dort diagnostizierte man eine doppelseitige Lungenentzündung, vier Tage später verstarb Roth mit nicht mal 45 Jahren. Es wurde spekuliert, dass der abrupte Alkoholentzug im Spital die Todesursache gewesen sein könnte.  

Dieses von der Rue de Tournon rund 1500 Meter entfernte Krankenhaus hatte sich zur Zeit des Todes von Joseph Roth noch etwas von seiner ursprünglichen Fuktion bewahrt. Knapp zehn Jahre vor der Französischen Revolution war es von Suzanne Necker, der Gattin des Finanzministers unter Ludwig XVI. und Mutter der Schriftstellerin Madame de Staël, als Armenspital gegründet worden.

Ungeheure Mengen Alkohl

Joseph Roth im Restaurant
Joseph Roth im Restaurant

Und arm war Joseph Roth. Nicht nur in seinen letzten Tagen und Wochen im Frühjahr 1939, sondern schon in all seinen Pariser Jahren davor. Arm in jeder Hinsicht. Ständig hatte er, spätestens seit er 1933 sein Domizil in Deutschland verlassen und vor den Nazis fliehen musste, bei Verlegern in Frankreich und den Niederlanden sowie bei Freunden, vor allem bei Stefan Zweig, um Geld betteln müssen. Gleichzeitig verzweifelte er an der Geisteskrankheit seiner Frau Friedrike, die in dieser Zeit schon seit Jahren in einem Sanatorium bei Wien interniert war.

Währernddessen trank Roth hier im Café de la Poste in der Rue de Tournon – wo er unter anderem noch „Die Kapuzinergruft“ geschrieben hatte – die Jahre über ungeheuere Mengen Alkohol. Wenn auf seinem Stammtisch mal ein Wasserglas anstatt des Pernod oder eines Weinglases vor ihm stand, wussten alle Eingeweihten, dass auch dieses Glas etwas anderes enthielt als Wasser, nämlich Schnaps. Am Ende war der Weltbürger und rastlos reisende Joseph Roth seelisch und physisch ein Wrack. Sein Freund Walter Mehring, ebenfalls im Pariser Exil, beschrieb Roth als jungen Greis. Mit knapp 45 soll er ausgesehen haben, als wäre er schon 60.  

„Die Legende des heiligen Trinkers“

In „Die Legende des heiligen Trinkers“, erst nach seinem Tod veröffentlicht, fand Roths eigener Zustand posthum noch Eingang in die Weltliteratur. Germaine Alazard, die junge Besitzerin des „Café de la Poste“ (heute Café Tournon), hatte, wie schon seit Jahren, auch noch diese Manuskriptseiten des permanent schreibenden und trinkenden Emigranten gerettet.

2019 – es mag am 80. Todestag von Roth gelegen haben – wurde „Die Legende des Heiligen Trinkers“ in Frankreich gleich in zwei  verschiedenen Bearbeitungen für das Theater inszeniert, unter anderem bei den Festspielen in Avignon.   

In den Palästen der Republik und bei befreundeten Familen

Jacques Chirac war alles andere als arm, und doch wohnte er, seit er 2007 den Élyséepalast verlassen musste, bis zu seinem Tod – wie vorher schon seit fast 40 Jahren – nie in einer eigenen Wohnung oder in einem eigenen Haus, sondern während seiner aktiven Zeit als Politiker, Staatssekretär, Minister, Premierminister oder Präsident in den Palästen der Republik oder aber im Rathaus von Paris. Dort von 1977 bis 1995 als Bürgermeister in einer sage und schreibe 1000 Quadratmeter grossen Wohnung. Warum sollte sich daran auf seine alten Tage etwas ändern? Also logierte Chirac, als sei das für einen ehemaligen französischen Staatspräsidenten selbstverständlich und nicht ein wenig anrüchig, nach seiner Zeit im Élyséepalast seit 2007 in luxuriösen, grosszügigen Stadtwohnungen, die ihm „befreundete Familien“ zur Verfügung gestellt hatten.

Erst auf 350 Quadratmetern am Quai Voltaire in einer der Pariser Stadtwohnungen der libanesischen Milliardärsfamilie Harriri mit Blick auf den Louvre am anderen Ufer der Seine. Und die letzten vier Jahre seines Lebens im Stadtpalais eines anderen Freundes und Milliardärs und eines der reichsten Männer Frankreichs, François Pinault.

Des einst kleinen bretonischen Holzunternehmers, der innerhalb von nur 35 Jahren den zweitmächtigsten Konzern in der französischen Luxusgüterbranche geschaffen hat. Eine grosszügige Erdgeschosswohnung im Seitenflügel von Pinaults Stadtpalast an der Nummer 4 der Rue de Tournon, vor der heute noch ein mit Bändern abgesperrter Parkplatz reserviert ist, war dem Gesundheitszustand des ehemaligen Staatspräsidenten am Ende offensichtlich angemessener.

Jacques Chirac beim Bier mit Helmut Kohl
Jacques Chirac beim Bier mit Helmut Kohl

François Pinault, der Freund des Altpräsidenten, der mit zunehmendem Reichtum ein Faible für alte, feudale Gemäuer entwickelt hatte, benutzte diesen Palast ohnehin schon seit geraumer Zeit nicht mehr als persönlichen Wohnsitz. 1999 schon hatte er sich in der schicken Rue de Bourgogne das Hotel Choiseul-Praslin zugelegt und 2014, ebenfalls im noblen 7. Arrondissement, dann noch zusätzlich für 52 Millionen Euro das zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute Hotel Clermont- Tonnerre in der Rue du Bac, unweit des Luxuskaufhauses mit dem irreführenden Namen „Bon Marché“.   

Unten Chirac, oben Roth

Dazwischen, an der abweisenden Fassade des grössten der zahlreichen edlen Stadtpaläste, die in der Rue de Tournon und Umgebung ab dem 16. Jahrhundert auf ehemals kirchlichem Grund in der Vorstadt von Saint Germain des Prés ausserhalb von Paris gebaut worden waren, findet man nur eine kleine Tafel mit der Aufschrift: „Terrain Militaire – Défense d' entrer“. Aus dem riesigen Palais ist eine der Pariser Kasernen der Republikanischen Garde geworden, deren Mitglieder bei jedem Staatsbesuch im Élyséepalast, bei jedem Staatsbegräbnis im Invalidendom und an jedem Nationalfeiertag zu Fuss oder beritten, mit glänzenden Stiefeln und glitzernden Säbeln daherschreiten oder sich aufstellen, bei jeder Witterung bereitstehen und dies oft stundenlang.   

Die Rue de Tournon ist heute eine Strasse, die von der politischen Macht und einer der Hochburgen des Pariser Katholizismus mit der Kirche Saint Sulpice im Mittelpunkt umgeben und gekennzeichnet  ist.

Die Strasse öffnet sich wie ein V von unten nach oben, von Norden nach Süden, von der Seine und vom Boulevard Saint Germain her, um am Ende geradezu majestätisch breit zu enden. Dort oben, wo die leicht ansteigende Strasse in die Rue de Vaugirard mündet und der Blick auf gewaltige Hausmauern und Türme fällt, sitzt die Macht. Der Senat, den De Gaulle einst abschaffen wollte, mit seinem angestaubten Image. 

Die zweite französische Kammer, in der das tiefe, ländliche Frankreich überrepräsentiert ist, mit dem Jardin du Luxembourg sozusagen als Vorgarten im Süden, wo ein paar Privilegierte sogar ihre Tennisplätze mieten können und brave, überwiegend dunkelblau gekleidete, meist blondhaarige Kinder unter Aufsicht des sie betreuenden Hauspersonals der betuchten Familien aus der Umgebung ihre Seegelschiffchen in den Wasserbassins treiben lassen.

Unter einer Kuppel am östlichen Ende des bombastischen  Senatsgebäudes schlägt eine Glocke, die auch Joseph Roth schon gehört haben dürfte, jede Viertelstunde im Turm über dem dicht beflaggten Eingang, als müsse sie die überwiegend betagten und behäbigen Senatoren in den mit Goldstuck überladenen Innenräumen des Staatspalastes wachhalten. Jacques Chirac, der nur 200 Meter weiter unten Verstorbene, der in seinem Leben praktisch alle politischen Ämter bekleidet hatte, die es nur gibt, hatte es merkwürdigerweise nie zu den Senatoren ins Palais du Luxembourg am oberen Ende der Rue de Tournon verschlagen.

Besucher aus der Provinz

Ab und an schleppen sich heute kleinere Gruppen von Menschen die Strasse hinunter. Man sieht ihnen an, dass sie aus der Provinz kommen, sich für die Hauptstadt herausgeputzt und wohl gerade einen Senatsbesuch hinter sich haben, den ihnen der Senator ihres Departements organisiert hatte. Sie sind erschöpft vom langen Gang durch die heiligen Hallen der zweiten Kammer und scheinen nicht so recht zu wissen, ob sie sich ins Café Tournon trauen sollen.

Dort sitzt gerade der anrüchige Präsident des mächtigen französischen Rugbyverbandes FFR, Bernard Laporte, einst kurzfristig sogar erbärmlicher Sportminister unter Präsident Sarkozy. Mit ein paar Verbandsfunktionären steckt er die Köpfe zusammen. Wahrscheinlich haben sie kurz vorher Lobbying für ihren Sport im Senat betrieben, versucht Gelder locker zu machen oder einen Gesetzentwurf zu beeinflussen und sind auf Nachbesprechung hier.    

Eine Tafel für den Dichter   

Von Joseph Roth wissen heute im „Café Tournon“ weder die Senatsbesucher aus der Provinz noch die Rugbyfunktionäre etwas. Zwar ist an der Fassade des Hauses mit der No. 18, auf Höhe des zweiten Stocks eine Tafel angebracht, die daran erinnert, dass der Schriftsteller hier von November 1937 bis Mai 1939 gewohnt hat. Gestiftet wurde das verblichene Schild von österreichischen Freunden, wie zu lesen ist. Um die Aufschrift  aber entziffern zu können, muss man den Kopf  ungewöhnlich weit in den Nacken legen, was so gut wie niemand tut.

Im Erdgeschoss des Hauses, im heute geschmacklos renovierten, mit naiven Gemälden des nahe liegenden Jardin du Luxembourg überhäuften Café Tournon, sass der melancholische, im fernen Galizien geborene Autor in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fast täglich, sofern er nicht auf Reisen war oder zwischendurch einige Monate in Nizza lebte oder im Emigrantenzentrum deutschsprachiger Intelektueller, in Sanary sur Mer an der Côte d’Azur.  

„Alles restlos versoffen“

An seinem Stammtisch im Café de la Poste oder im gegenüberliegenden Hotel und Restaurant Foyot, war Roth häufig, begleitet von seiner damaligen Lebensgefährtin Andrea Manga Bell. Offiziell war sie seine Begleiterin und Sekretärin, die über Jahre hinweg seine Manuskripte abtippte. Manga Bell war Tochter einer Hamburgerin und eines kubanischen Pianisten und immer noch verheiratet mit einem Prinzen aus Kamerun, der sie vor Jahren schon hatte sitzen lassen und in sein Land zurückgekehrt war. Er war der Sohn des ehemaligen Königs von Douala, den die deutschen Kolonialherren 1914 hingerichtet hatten. Roth hatte die selbstbewusste, exotische Frau im Ullstein-Verlag in Berlin getroffen und  wenig später mit ihr eine gemeinsame Wohnung bezogen.

Als Roth 1933 vor den Nazis ins Exil nach Paris flüchten musste, folgte sie ihm mit ihren zwei Kindern. Bis 1936 sollte diese Beziehung halten, an deren Ende Andrea Manga Bell einem Freund schrieb: „Mein Bruder hatte mir aus Hamburg unter Lebensgefahr Geld aus meinem Erbe über die Niederlande zukommen. Roth hat alles restlos versoffen.“

Ab Sommer 1936 trat die Schriftstellerin Irmgard Keun an Manga Bells Stelle. Joseph Roth hatte die Keun während eines Aufenthalts bei Stefan Zweig in Ostende kennengelernt. Sie folgte ihm nach Paris und wurde dort unmittelbar ebenfalls Stammgast im Café ganz oben in der Rue de Tournon, zumal sie dem Alkohol ebenso verfallen war wie Roth.

Roth hält Hof im Café

„Die beiden saufen wie Löcher“, schrieb Egon Erwin Kisch damals. Und Irmgard Keun, nachdem sie 1938 vor Roth nach Nizza geflohen war, hielt fest: „Da hatte ich das Gefühl, einen Menschen zu sehen, der einfach vor Traurigkeit in den nächsten Stunden stirbt. Seine runden blauen Augen starrten beinahe blicklos vor Verzweiflung und seine Stimme klang wie verschüttet unter Lasten von Gram.“ 

Roth hielt in diesem Café, sofern er nicht schrieb, regelrecht Hof. Zu seinen Freunden zählten auch zahlreiche österreichische Monarchisten und Katholiken im Exil. Roth wollte in seiner verzweifelten Lage reichlich naiv daran glauben, dass die Wiederbelebung der Monarchie ein Mittel sein könnte, um in Österreich Hitler und den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland zu verhindern. Was den Autor nicht daran hinderte, gleichzeitig bei antifaschistischen Veranstaltungen und Kongressen des linken „Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller“ als Redner aufzutreten. Auf Vermittlung seines Freundes, des grossen Germanisten und Hölderlinspezialisten Pierre Bertaux, sprach Roth im März 1938 nach dem Einzug von Hitlers Truppen in Österreich sogar noch im französischen Rundfunk zu dem Thema.

„Böse, besoffen, aber intelligent“

Dabei bewegte sich Joseph Roth in den letzten 18 Monaten seines Lebens so gut wie gar nicht mehr aus dem Café de la Poste und aus seinem Hotelzimmer in der Rue de Tournon weg. Sein Radius reichte gelegentlich noch bis zum Boulevard Saint Germain, weiter nicht.

Aus dem November 1938, sechs Monate vor seinem Tod, ist eine Tuschezeichnung von Roth erhalten, die ihn stehend neben einem runden Bistrotisch mit Weinglas zeigt. Darunter stehen die von ihm geschriebenen Zeilen: „So bin ich wirklich! Böse, besoffen, aber intelligent“.  

Zwei Jahre auf Bewährung für Chirac

Unten an der Nummer 4 der Rue de Tournon hatten sich nach Chiracs Tod Ende September tagelang Menschentrauben gebildet, der Blumenhändler neben Francois Pinaults Stadtpalais machte das Geschäft seines Lebens. Es waren überwiegend Vertreter der älteren Generation, die vom ehemaligen Präsidenten und mit ihm auch von einer Epoche Abschied nahmen, die inzwischen gründlich der Vergangenheit angehört.

Chirac, der Machtmensch, der Bulldozer, der Charmeur und geborene Wahlkämpfer, der in seinem Leben Abermillionen Hände geschüttelt hatte, war ihnen von Mitte der 60er Jahre bis zur Jahrtausendwende als Vollblutpolitiker der alten Sorte fast 40 Jahre lang ein ständiger Begleiter gewesen, einer, von dem sich viele sagten, er war einfach immer schon da. Dementsprechend trug Frankreich diesen fünften Präsidenten der Fünften französischen Republik geschlagene fünf Tage lang zu Grabe – von einem Donnerstag bis zum darauf folgenden Montag. 

Es war als hätte man dem skrupellosen Opportunisten Jacques Chirac sämtliche Gemeinheiten, Skandale und Verrätereien schlicht und einfach verziehen oder als hätten die Franzosen ein sehr kurzes oder überhaupt kein Gedächtnis. Denn immerhin: Chirac wurde, nachdem schon andere für Finanz- und Korruptionsskandale während seiner politischen Laufbahn an seiner Stelle hatten bezahlen müssen, am Ende, 2011, vier Jahre nachdem er den Élyséepalast verlassen hatte, als erster ehemaliger Präsident Frankreichs selbst wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder und Vertrauensmissbrauch zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Ein persönliches Erscheinen vor Gericht blieb ihm auf Grund seines Gesundheitszustands erspart. Nur Nicolas Sarkozy könnte ihn in dieser Hinsicht in den nächsten Jahren noch übertreffen.

Büros der Immobilienmakler

Bezeichnenderweise beherbergen das erste Haus auf der rechten und das letzte Haus auf der linken Seite der Rue de Tournon im Erdgeschoss jeweils Büros von Immobilienmaklern. Jedermann kann in den Vitrinen direkt nachprüfen, dass er sich hier in einer der mittlerweile teuersten Gegenden von Paris befindet und ehrfürchtig oder empört wieder davonschleichen. Eine 150-Quadratmeterwohnung ist für 6’500 Euro pro Monat zu mieten, was mehr als fünf französische Mindestlöhne ausmacht. Und wer kaufen möchte, kann hier unter anderem 178 Quadratmeter auf fünf Räume verteilt für 3,65 Millionen Euro erwerben . 

Der eine Immobilienmakler logiert im herrschaftlichen, denkmalgeschützten Haus mit der Nummer 31, heute das letzte Gebäude auf der linken oberen Seite der Rue de Tournon. Joseph Roth hatte eben dieses Haus, in dem die Schriftstellerin Katherine Mansfield einst eine Wohnung hatte, vom Café Tournon aus stets im Blick gehabt.

Karl Lagerfeld und Yves Saint-Laurent

Gut 15 Jahre nach Roths Tod sollte dort für wenige Jahre ein exzentrischer, Monokel tragender junger Mann aus Norddeutschland einziehen, damals noch mit schwarzen Haaren und durchtrainiertem Körper, einer, der sich gelegentlich auch als Schwede oder Däne ausgab. Vor dem Haus parkte sein Mercedes Coupé, spendiert von den Eltern, die ihm auch seine exorbitanten Schneiderrechnungen grosszügig bezahlten, bevor ihr Sohn seine fulminante Karriere als Modezar starten sollte. Das war Karl Lagerfeld.

Mitte der 60er Jahre sorgte, nur fünf Häuser weiter unten in der Rue de Tournon, Lagerfelds Intimfeind und jahrzehntelanger Konkurrent, Yves Saint-Laurent, für eine kleine Revolution in der Modebranche. Als erster aus der Haute-Couture-Riege eröffnete er gerade dort, als wolle er Revanche üben und sich an seinem Gegenspieler rächen, seine erste Boutique für Prêt-à-porter, die Jahre lang für Furore sorgen sollte. „Yves Saint-Laurent Rive Gauche“ ist heute noch ein Begriff.

Joseph Roth blickte die letzten 15 Monate seines Lebens exakt neben dem Haus mit der No. 31, in dem Lagerfeld Mitte der 50er Jahre rauschende Feste feiern sollte, auf die Abbruchstelle des Hotels Foyot, eines einst vornehmen Eckgebäudes aus dem 18. Jahrhundert, das baufällig geworden war und Ende 1937 der Abrissglocke zum Opfer fiel. Roth, der dem Abriss traurig, ja fast verzweifelt beiwohnen musste, hatte bis dahin während all seiner Paris-Aufenthalte in diesem Hotel, in dem einst auch Rilke und Kokoschka abgestiegen waren, gewohnt – zuletzt sogar unentgeltlich in einer unbeheizten Dachkammer, die er erst verliess, als man ihm buchstäblich das Dach über dem Kopf abzubauen begann.

Der letzte Hafen

Dieses Hotel war seine Pariser Heimat geworden, mit seinem Abriss verlor der gesundheitlich bereits schwer angeschlagene und der Trunksucht verfallene Roth so etwas wie seinen letzten sicheren Hafen. 

„Gegenüber dem Bistro, in dem ich den ganzen Tag sitze, wird jetzt ein altes Haus abgerissen, ein Hotel, in dem ich sechzehn Jahre lang gewohnt habe – die Zeit meiner Reisen ausgenommen. Vorgestern Abend stand noch eine Mauer da, die rückwärtige, und erwartete ihre letzte Nacht (...). Jetzt sitze ich gegenüber dem leeren Platz und höre die Stunden rinnen. Man verliert eine Heimat nach der anderen, sage ich mir. Hier sitze ich am Wanderstab. Die Füsse sind wund, das Herz ist müde, die Augen sind trocken. Das Elend hockt sich neben mich, wird immer sanfter und grösser, der Schmerz bleibt stehen, wird gewaltig und gütig, der Schrecken schmettert heran und kann nicht mehr schrecken. Und das ist eben das Trostlose.“

Hotel Helvetia

Heute stehen auf dem damals mit Schutt überhäuften Platz anstatt des Hotels mit der Hausnummer 33 ein recht ansehnlicher und drei eher armselige Bäume neben einem auch in diesen Zeiten noch gut besuchten Zeitungskiosk. Nichts erinnert mehr daran, dass hier und fünf Häuser weiter unten, damals das „Hotel Helvetia“, von 1933 an ein Zentrum der deutschen und österreichischen Emigration war. Auch der Philosoph Ernst Bloch und seine Frau Karola hatten hier 1935 einige Wochen verbracht, Alfred Kantorowicz hatte hier 1934 begonnen, die Exilbliothek der verbrannten Bücher zusammenzustellen, unterstützt von André Gide und Romain Rolland. Ist es Zufall, dass exakt hinter dem Platz, auf dem einst das Hotel Foyot stand, in der Rue Condé seit Jahrzehnten ein Ableger des deutschen Goethe-Instituts untergebracht ist? 

Ehefrau Bernadette Chirac

Chirac mit Gattin
Chirac mit Gattin

Unten bei der Hausnummer 4 der Rue de Tournon ist seit Jacques Chiracs Tod inzwischen wieder Normalität eingekehrt. Ab und an verlässt eine dunkle Limousine mit getönten Scheiben das Anwesen des Milliardärs François Pinault, wahrscheinlich mit der Witwe des verstorbenen Altpräsidenten auf dem Rücksitz. Bernadette Chirac, eine geborene Chodron de Courcel, die während der tagelang dauernden Trauerzeremonien für ihren Ehemann nie in der Öffentlichkeit gesehen wurde.

Böse Zungen wollten nicht so recht glauben, dass die 86-Jährige schlicht und einfach selbst zu schwach war, um nach dem Tod ihres Gatten das Licht der Öffentlichkeit zu ertragen. Sie sahen in ihrer Abwesenheit vielmehr so etwas wie eine späte Rache an ihrem Mann, der sie ein Leben lang betrogen hatte, doch um eine Scheidung stets herumgekommen war, weil man sich in gewissen Kreisen, wie denen der Chodron de Courcel, ebenso gut wie nie scheiden liess.

Legendär in Chiracs Eheleben bleibt die Nacht, in der Lady Diana und ihr Liebhaber am 13. Betonpfosten der Unterführung unter der „Place d’Alma“ den Tod fanden. Niemand war damals in der Lage, Frankreichs Staatspräsidenten bis in die späten Vormittagsstunden des folgenden Tages aufzutreiben. Seine Ehegattin musste mitten in der Nacht an seiner Stelle in das Krankenhaus eilen, in dem die Prinzessin ihren Verletzungen erlag.  

Die Adresse hier unten in der Rue de Tournon war Bernadette Chirac und ihrem Mann schon seit Anfang der 90er Jahre bestens vertraut.  Am Abend von Jacques Chiracs Wahlsieg zum Präsidenten der Republik im Mai 1995 wurde sie dann auch einer grösseren Öffentlichkeit bekannt. Der Wahlsieger hatte nach seinem Triumph in einer bequemen Limousine, erstmals von einer Motorradkamera begleitet und live im Fernsehen übertragen, mit heruntergelassenen Fenstern und eifrig winkend eine Art Siegesfahrt durch halb Paris inszeniert. Irgendwann setzte er dann Ehefrau Bernadette, die genug von dem Schauspiel hatte, an eben dieser Adresse in der Rue de Tournon ab, wo die frischgebackene Präsidentengattin mit den Pinaults den Wahlsieg feierte, während der neu gewählte Präsident erst mal wieder in seine bisherige Machtzentrale, ins Pariser Rathaus weiterfuhr, wo er bis dahin 18 Jahre lang Bürgermeister gewesen war.

Die Zeit der Kohabitation

Dass das Stadtpalais des Grossunternehmers Pinault in der Rue de Tournon für die Chiracs ein Haus der offenen Tür war, hat Gründe, die nicht nur mit Freundschaft, sondern auch viel mit Interessen und einer gewissen Schuld zu tun haben, die der eine beim anderen hatte.     

Man schrieb das Jahr 1986, und Jacques Chirac war nach dem Sieg der Konservativen bei den Parlamentswahlen bereits zum zweiten Mal in seinem Leben zum Premierminister ernannt worden. Nach zwei Jahren unter Präsident Valéry Giscard d’Estaing ab 1974, diesmal unter Präsident Francois Mitterrand – die Zeit der berühmten ersten Kohabitation hatte begonnen. Francois Pinault, der im Alter von 16 als Sohn eines Holzhändlers in der Bretagne die Schule verlassen hatte, begann in jener Zeit gerade, sich auf  die Übernahme von schwächelnden Unternehmen in ganz Frankreich zu spezialisieren. Und Jacques Chirac sorgte damals als neu ernannter Premierminister dafür, dass der Staat respektive die staatliche Bank Crédit Lyonnais seinem Freund Pinault ungewöhnlich kräftig unter die Arme griff.

Pinault kaufte in jener Zeit ein Holzunternehmen und eine Papierfabrik auf, die er dank staatlicher Millionenhilfen beide nur vier Jahre später mit rund 500 Millionen Franc Gewinn weiterverkaufen konnte. Dies war der Anfang einer Unternehmerkarriere, an deren vorläufigem Ende ein Vermögen von zur Zeit rund 30 Milliarden Euro steht.

Von daher war es dann auch wie selbstverständlich, dass Jacques Chirac noch als Staatspräsident und in den Jahren danach, so lange es ihm seine Gesundheit erlaubte, seine Urlaube in Pinaults Villa in Saint Tropez oder in dessem herrschaftlichen Haus an der nordbretonischen Küste in Dinan verbrachte, sofern er sich nicht in wärmeren Gefilden auf eines der Anwesen des marokkanischen Königs einladen liess.  

An Joseph Roths Grab

Als der Bewohner im Haus mit der Nummer 18 in der Rue de Tournon starb, mussten die Trauergäste zur Beerdigung in den südlichen Pariser Vorort nach Thiais wandern. An Roths Grab fanden sich damals Vertreter aus drei sehr unterschiedlichen Welten ein. Da standen Österreichs Monarchisten im Exil neben den linken und neben den jüdischen Emigranten. Der Sekretär des österreichischen Thronfolgers, Otto von Habsburg, soll die Worte gesprochen haben: „Für den treuen Kämpfer der österreichischen Monarchie im Namen seiner Majestät, Otto von Österreich“.

Woraufhin der rasende Reporter, Egon Erwisch Kisch, ans Grab trat und sagte: „Im Namen deiner Genossen des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller“. Der eigentlich vorgesehene Kaddish wurde in der allgemeinen Verwirrung dann nicht mehr gesprochen.

Heute liegt unweit von Joseph Roth in der Bannmeile vor der Hauptstadt noch ein anderer Schriftsteller begraben, der Jahre nach Roth ebenfalls im fernen Galizien geboren worden war und in Paris 1970 Selbstmord begangen hatte. Paul Celan wurde nur vier Jahre älter als Joseph Roth.   

Chirac, der Bewohner der Hausnummer 4 der Rue de Tournon erhielt nur 100 Meter von seiner letzten Wohnstätte entfernt in der Kirche Saint Sulpice ein Staatsbegräbnis. Barenboim sass am Klavier, den deutschen Ex-Kanzler Schröder hatte man vergessen einzuladen und draussen verfolgten letztlich nur knapp tausend Personen die Zeremonie auf Bildschirmen, während in der Kirche reihenweise alte politische Gegner Chiracs gute Miene machten zum feierlichen Spiel. 

„Ist sonst nichts passiert auf der Welt?“

Allein Chiracs politischer Erzfeind fehlte. Der heute 92-jährige Ex- Präsident Valéry Giscard d’Estaing war auch im hohen Alter und nach fast 40 Jahren nicht bereit, dem Mann zu verzeihen, der ihn 1981 verraten hatte. Chirac, damals selbst als Kandidat der Rechten angetreten gegen den Zentristen und bisherigen Präsidenten Giscard d’Estaing und gegen den zu den Sozialisten konvertierten François Mitterrand, war im ersten Wahlgang nur an dritter Stelle und deutlich hinter Giscard d’Estaing gelandet und damit ausgeschieden. Als Unterlegener hatte er vor der entscheidenden Stichwahl dann diskret dazu aufgerufen, für François Mitterrand und nicht für Giscard d’Estaing zu stimmen. Am Morgen nach Chiracs Ableben, so ist überliefert, soll Giscard d’Estaing die Tageszeitungen, die natürlich mit Chiracs Tod aufmachten, allesamt ungelesen in den Papierkorb geworfen haben mit der Bemerkung: „Ist sonst nichts passiert auf der Welt?“

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Ludwig van Beethoven, geboren heute vor 249 Jahren

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Man muss was sein, wenn man was scheinen will.

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