Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.
Konfuzius
Das Recht des Stärkeren gegen internationales Recht
Mit praktisch vollkommener Gleichgültigkeit hat die internationale Öffentlichkeit ein Problem quittiert, das sich in den letzten Jahren aufgebaut und jüngst gefährlich eskaliert ist.
Die Geschichte der Frage der Souveränitätsrechte, der Küstengewässer und des Festlandsockels in der Ägäis ist lang und komplex. Es spielen auch andere Konflikte hinein wie die Zypernfrage und verstärken dieses Problem.
Im Jahr 1996 war ich in Rhodos in den Ferien. In diesen Wochen flammte der Konflikt auf. Er hatte sich an der unbewohnten Felseninsel Imia entzündet, deren Status nach türkischer Lesart umstritten ist. Da ich ganz in der Nähe war, stand ich mehrmals pro Nacht auf, um Radio zu hören und bei Bedarf Fersengeld zu geben. Der Konflikt wäre bei einem Haar eskaliert. Hätte der damaligen griechische Ministerpräsident Simitis nicht derart besonnen agiert, wäre eine kriegerische Auseinandersetzung nicht zu vermeiden gewesen. Dazu kam es allerdings nicht und ich konnte meine Ferien auf Rhodos geniessen. Wo liegt das Problem?
Die Uno-Seerechtskonvention
Seit dem 17. Jahrhundert gibt es eine Regel, wonach die Küstengewässer drei Seemeilen betragen und alles, was darüber hinausgeht, internationale Gewässer sind. Das war für viele Länder zu wenig und liess auch Interpretationsspielraum zu. Ist damit zum Beispiel der Festlandsockel mitgemeint, auf dem sich vorgelagerte Inseln befinden?
Seit den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden verschiedene Konferenzen durchgeführt, um diese Fragen zu regeln und eine praxistaugliche Lösung zu finden. Diese Verhandlungen mündeten in das internationale Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) von 1982, das alle Nutzungsarten der Meere regeln soll. Das Übereinkommen fasst das kodifizierte Seerecht zusammen, legt die vorher umstrittene Breite des Küstenmeeres und seiner Anschlusszone fest und entwickelt die Regelungen zum Festlandsockel fort. Es führt neu eine ausschliessliche Wirtschaftszone (AWZ) ein mit besonderen Rechten der Küstenstaaten.
Griechenland und Zypern haben dieses Abkommen unterschrieben, die Türkei aber nicht. Da genügend Länder ratifiziert haben, ist das Regelwerk trotzdem verbindlich.
Die Frage der Küstengewässer
Die oben genannte Uno-Seerechtskonvention erlaubt nun jedem Staat, seine Hoheitszone in Küstengewässern auf zwölf Seemeilen auszweiten. Griechenland möchte dieses Recht beanspruchen und trifft damit auf erbitterten Widerstand der Türkei, die Hellas für diesen Fall offen und immer wieder mit Krieg droht. Die Türkei hat zwar dieses Regelwerk nicht unterschrieben und anerkennt es nicht, was sie aber nicht daran gehindert hat, im Schwarzen Meer ihre Küstengewässer auf 12 Meilen auszudehnen.
Würde Griechenland in der Ägäis eine Zwölfmeilenzone durchsetzen, dann bliebe von den internationalen Gewässern kaum etwas übrig, denn keine der griechischen Inseln ist von einer Nachbarinsel weiter als 40 km entfernt; die Ägäis wäre fast ein griechisches Binnenmeer. Die Durchfahrt vom Schwarzen Meer zum südlichen Mittelmeer und damit über den Suezkanal oder die Strasse von Gibraltar zu den Weltmeeren würde grundsätzlich durch griechische Gewässer erfolgen. Auch wenn die türkische Position auf der einen Seite verständlich ist: das ständige Säbelrasseln und die dauernden Drohungen werden keine Lösung bringen.
Es zeigt sich hier bereits ein Muster der türkischen Politik: sich auf ein Abkommen berufen, wenn es passt, es ablehnen es nicht im eigenen Interessen ist. Die eigene, rechtlich nicht haltbare Position mit Druckversuchen und Säbelrasseln kompensieren. Griechenland lehnt Verhandlungen über den Verlauf der Küstengewässer in der Ägäis ab und verweist die Türkei an den Internationalen Gerichtshof im Haag und versichert, sich einem Schiedsspruch zu unterziehen. Das will aber die Türkei nicht, wissend, dass ihre Position nicht obsiegen würde. Ein solcher Schiedsspruch wäre wohl nicht zu 100% aber eher auf der griechischen Linie.
Die Bodenschätze und die Ausschliessliche Wirtschaftszone (AWZ)
Ein ähnlicher Konflikt hat sich in den letzten Jahren auch im östlichen Mittelmeer aufgebaut, denn in den letzten Jahren wurden dort Bodenschätze entdeckt: Erdöl und Erdgas.
Das genannte internationale Seerechtsabkommen schafft neu eine sogenannte Ausschliessliche Wirtschaftszone (AWZ). Bis zu einer Ausdehnung von 200 Seemeilen (370,4 km) kann ein Staat ausschliesslich über die natürlichen Ressourcen, also Meeresbewohner und Bodenschätze, verfügen und wirtschaftliche Nutzungen steuern. Es bestehen darüber hinaus jedoch keine Rechte, die sich aus der Souveränität des Staates ergeben. Hoheitliche Befugnisse können daher nur in geringen Masse ausgeübt werden.
Rechtlich wasserdichte Abkommen
Allerdings sind die Meere nicht immer genug gross, damit alle Anrainer eine solche AWZ ausscheiden können, ohne mit den Nachbarn in Konflikt zu geraten. Deshalb haben sich Zypern, Ägypten, Israel und der Libanon an einen Tisch gesetzt und daraufhin in einem Abkommen diese Probleme gelöst. Das Abkommen ist zwar noch nicht vollständig in Kraft, dürfte aber nicht mehr scheitern.
Innerhalb dieser Zone schuf die Republik Zypern eine Ausschliessliche Wirtschaftszone und teilte diese in einzelne Blöcke ein. Das Land schloss dann Verträge mit einem breiten Spektrum von grossen Ölfirmen, um diese Ressourcen auszubeuten. So stellten die Zyprioten sicher, dass auch die Staaten, in denen diese Ölfirmen ansässig sind, ein Interesse haben, dass die Bohrrechte auch tatsächlich ausgeübt werden können. Gleichzeitig sind die Abkommen rechtlich wasserdicht. Es ist der Türkei also nicht möglich, auf legalem Weg Anspruch auf die natürlichen Ressourcen vor Zypern zu erheben, da die Position dieses Landes rechtlich einwandfrei ist.
Die Türkei verletzt internationales Seerecht
Seit dem Überfall auf Zypern hält die Türkei einen Drittel des Territoriums besetzt und hat dort die international nicht anerkannte „Türkische Republik Nordzypern“ („TRNC“) ausgerufen. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass die Türkei versucht, mittels dieses Brückenkopfs in Zypern doch noch an die Ressourcen zu kommen, die im Meer schlummern. Die Türken schlossen also ein eigenes Abkommen über die Nutzung der nördlich von Zypern gelegenen Seegebiete mit Nordzypern. Da es sich dabei um einen international nicht anerkannten Gänsefüsschenstaat handelt, ist dieses Abkommen rechtlich nichtig, überlappt sich aber natürlich mit einigen Blöcken der zypriotischen AWZ.
Die Türkei ging aber noch einen Schritt weiter: Sie schloss jüngst mit Libyen, das praktisch ein „failed state“ ist, ein Abkommen, in dem die beiden Länder die Einflussbereiche abgrenzen. Wie auch das Abkommen mit der „TRNC“, basiert das Abkommen auf der Seerechtskonvention, die die Türkei nicht ratifiziert hat und deren Anwendung es Griechenland und Zypern verweigert. Gleichzeitig lässt das Abkommen die Republik Zypern sowie Inseln wie Kreta, Rhodos oder das unmittelbar vor der türkischen Küste gelegene Kastellorizo vollkommen unberücksichtigt. Das Abkommen würde eine türkische Nutzung von natürlichen Ressourcen im östlichen Mittelmeer legitimieren. Die Türkei will denn auch weitere Bohr- und Forschungsschiffe in die Gebiete schicken, deren wirtschaftliche Ausbeutung rechtlich Zypern vorbehalten sind. Mit diesem Vorgehen verletzten die Türkei und Libyen wie oben dargelegt massiv das internationale Seerecht.
Illegale türkische Bohraktivitäten
Griechenland und Zypern versuchen, auf mehrere Arten zu antworten. Einerseits hat Athen den libyschen Botschafter zum Verlassen des Landes aufgefordert. Andererseits hat der griechische Ministerpräsident Mitsotakis das Problem beim Nato-Gipfel in London anfangs Dezember zum Thema gemacht und dabei auch mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ein ernstes Wort gesprochen. Am 7. Januar wird Mitsotakis in Washington erwartet, wo das Thema wieder aufs Tapet kommen soll. Drittens erlässt die Republik Zypern mittlerweile internationale Haftbefehle gegen Personen, die an illegalen türkischen Forschungs- und Bohraktivitäten in der zypriotischen AWZ beteiligt sind und damit die zypriotische Souveränität verletzen. Ein norwegischer Kapitän oder ein ukrainischer Matrose werden es sich deshalb zum Beispiel in Zukunft zweimal überlegen, ob sie sich an einer solchen Expedition beteiligen möchten.
Man könnte natürlich argumentieren, dass sich das Problem nicht stellen würde, wenn man das Erdöl einfach im Untergrund liesse. Einerseits verstärkt der Run auf die natürlichen Ressourcen sicherlich das Problem, andererseits wird dieses nicht plötzlich verschwinden, wenn man auf deren Ausbeutung verzichtet. Und sicher macht die Tatsache, dass das Zypernproblem in diese Frage hineinspielt, eine Lösung alles andere als einfacher.
Türkische Einschüchterung
Der türkische Narrativ geht auch hier wie oben. „Griechenland hat sein Territorium seit seiner Befreiung vom Osmanischen Reich um 400% ausgedehnt – praktisch vollständig zu Lasten der Türkei. Damit ist jetzt Schluss. Auch wir haben ein Recht auf Bodenschätze. Auch wir haben ein Recht auf einen Küstenstreifen. Und in Zypern müssen die Türkischzyprioten an der Ausbeutung der Ressourcen auf gerechte Art beteiligt werden.“
Der türkische Präsident Erdogan hat jüngst wieder in einem Interview in ähnlicher Art argumentiert und diese Haltung verfängt bei der türkischen Öffentlichkeit. Auch wenn man das subjektiv verstehen kann, so legitimiert es nicht, Grenzveränderungen mit Gewalt rückgängig zu machen. Die Türkei zeichnet immer wieder Karten, auf denen einige Inseln wie die Imia-Gruppe, aber auch das südlich von Kreta gelegene Gavdos als Grauzonen ausgewiesen sind; das heisst deren griechischer Besitz wird angezweifelt. Dazu ist zu sagen, dass in den Verträgen von Lausanne und Paris die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ganz exakt festgelegt wurde. Offenbar versucht die Türkei bei allen diesen Fragen Probleme und Hürden zu etablieren, damit eine Regelung scheitert. Denn eine solche Regelung der Küstengewässer und der AWZ, wenn sie sich ans internationale Recht hält, würde mehr oder weniger zulasten der Türkei ausfallen. Also versucht die grosse Türkei die kleinen Nachbarn Griechenland und Zypern einzuschüchtern.
Beunruhigend ist die Tatsache, dass diese Entwicklungen international kaum Widerhall finden – obwohl sie äusserst gefährlich sind. Eine kriegerische Eskalation ist zwar wenig wahrscheinlich – die Türkei weiss, wie weit sie gehen kann und was grad noch toleriert wird und Griechenland reagiert weniger ungeschickt als früher und liefert Ankara nicht mehr Vorwände für ein Eingreifen, aber wenn man erlaubt, dass sich ein militärisch starkes Land wie die Türkei über die verbrieften Rechte eines kleinen Landes wie Zypern hinwegsetzt, akzeptiert man das Recht des Stärkeren und das internationale Seerecht zerbröselt. Will das die internationale Gemeinschaft wirklich oder wird sie die Türkei in Schranken weisen?
Die „EastMed“-Pipeline
Bereits zum Jahreswechsel wird aber ein weiteres konkretes Resultat der Zusammenarbeit von Zypern, Israel, Libanon und Ägypten zu feiern sein. Am 2. Januar begrüsst in Athen der griechische Ministerpräsident Mitsotakis den zypriotischen Präsidenten Anastasiadis sowie Ministerpräsident Netanjahu aus Israel. Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte wird später unterschreiben. Unter Dach und Fach gebracht wird der Vertrag über den Bau der Pipeline „EastMed“. Über diese Leitung soll Erdgas aus der Levante über das Meer über Zypern, Griechenland und die Adria nach Westeuropa gelangen. Dadurch verringert sich die Abhängigkeit Europas von russischen Lieferungen. Auch im Hinblick auf dieses Projekt hätten Griechenland und Zypern international mehr Unterstützung verdient.
Gefühl des Alleinseins
Die griechische Regierung täte gut daran, im neuen Jahr einen Versuch zu unternehmen, die Souveränitätsrechte bezüglich der Festlandsockel in der Ägäis sowie im östlichen Mittelmeerraum endlich zu klären. Dies könnte durch eine internationale Konferenz aller Anrainerstaaten geschehen und durch Schiedssprüche des Internationalen Gerichtshofes im Haag ergänzt werden. Und die Opposition täte gut daran, die Regierung gewähren zu lassen. Diese Perspektive, gleichsam Hoffnung wie Neujahrswunsch, wird aber wohl eine Illusion bleiben.
Griechenland steht zu Jahreswechsel unter enormem Druck – zur Abwechslung ist dieser nicht wirtschaftlicher Art. Der Flüchtlingsstrom schwillt wieder an und die Türkei schürt systematisch die Spannungen. Diese Faktoren sollten international ein Thema werden, machen aber keine Schlagzeilen. In Griechenland lösen diese Fragen zum Jahreswechsel ein Gefühl der Bedrohung und des Alleinseins aus. Nicht das erste Mal.
Kinder brauchen Geschichten
Jedes Kind hat seinen seelischen Code. Leicht entschlüsseln kann ihn, wer sich an die eigene Kindheit erinnert. Dazu gehört das Vorlesen und Erzählen. Wie viele Geschichten hat die Mutter uns drei Buben erzählt, wie manches Märchen der geduldige Grossvater, wie packend konnte meine Erstklasslehrerin fabulieren und formulieren. Die Kinderwelt, so erinnere ich mich, ist eben ein eigenes und grosses Reich, ein Reich ohne Grenzen und Zollschranken. Ein Reich mit vielen kostbaren (Erzähl-)Schätzen. Es gab uns Geborgenheit. Nur allzu schnell wurden wir aus dieser Welt vertrieben.
Sich von Kinderaugen verführen lassen
Erzählen und Reimen, das darf jeder; dazu bedarf es keiner akademischer Weihen und keines staatlichen Diploms. Man muss sich nur einladen, ja verführen lassen von Kinderaugen. Eben: Wieder werden wie die Kinder und sich von ihrem Staunen verzaubern und forttragen lassen! Denn mit dem Staunen beginnt bekanntlich alle Philosophie.
Die Samichlauszeit und die Weihnachtstage, sie laden ganz besonders zur jahrhundertealten Tradition des Erzählens ein. Es ist eine Begegnung mit dem Unverfügbaren, wie es der Philosoph Hartmut Rosa in seiner neuen Publikation so träf beschreibt.[1] Ein Zusammentreffen mit dem Geheimnisvollen und Unerklärbaren, dem Unverfestigten und Rätselhaften. Das ging mir durch den Kopf, als ich jüngst die Weihnachtsfeier in einer vierten Klasse miterlebte. Die Lehrerin erzählte. Packend und gekonnt. Selbst der spitzbübische Schlingel, der sonst kaum ruhig sitzen kann, hing gebannt an ihren Lippen, gespannt und von der Geschichte gefangen. Mucksmäuschenstill war‘s. Man hätte eine Stecknadel fallen hören.
Das Geheimnis guter Geschichten
Unsere Kinderbücher bewahren vieles von dem, was in der heutigen Literatur fast schon nicht mehr sein darf: Geschichten gehen gut aus; es kommen auch ganz normale Menschen vor. Sie reden mit Tieren und glauben an das Gute, sie wollen das Fürchten einfach nicht lernen und laufen in Siebenmeilenstiefeln umher. Solche Geschichten wollen weder theoretisch belehren noch moralisierend bekehren. Sie wollen ganz einfach Freude bereiten und die Fantasie beflügeln.
„Vielleicht kann Kinderliteratur mithelfen, die Kinder wacher, lebendiger, furchtloser, fröhlicher zu machen? Damit sie später nicht aufhören, Mensch zu sein. Das wäre viel.“[2] So schrieb der deutsche Lyriker und Jugendbuchautor Josef Guggenmos. Mit seinen Geschichten und Gedichten hat er diesen Wunsch gelebt und ihm literarisch feinfühlige Form gegeben.
Der Weg zum Lesen führt über den Zauber des Zuhörens
Menschen haben Geschichten gern – und sie brauchen Geschichten. Gute Geschichten, betont der Literaturprofessor und Schriftsteller Peter von Matt. Das gilt auch unsere Schulkinder. Ein klassischer Grundsatz; darum ewig gültig. Und heute vielleicht wichtiger denn je. Denn die Lesefreude der Schweizer Schüler nimmt dramatisch ab, so diagnostiziert die jüngste PISA-Studie. Die Hälfte der rund 6‘000 befragten 15-Jährigen liest nie „aus Vergnügen“. Dies im Nach-Gutenbergschen-Zeitalter! Dabei hat verstehendes Lesen in einer kommunikativ verdichteten Zeit einen elementaren Wert.
Vermutlich führt der Weg zum Lesen übers Vorlesen und Erzählen mit dem Zauber des Zuhörens. Die meisten Kinder lieben das Narrative und hören gerne zu. Hören ist ein kognitiver Prozess.[3] Er findet nicht nur im Ohr statt. Das Hirn verarbeitet Sprache. Das Gehörte verstehen, es zu einem zusammenhängenden Gefüge verknüpfen und dann das Ganze ins Netz des eigenen Wissens aufnehmen und einordnen: Das ist bewusstes Hören. Ganz ähnlich wie beim Lesen.
Lesen ist nicht möglich ohne Denken und Mitdenken
Lesen ist eine geistige Tätigkeit. Lesen ist zergliedern und aufbauen. Lesen ist nicht möglich ohne Denken und Mitdenken. Darum ist Lesen auch anstrengend. Von einem Video, von Bildern kann man sich „mitnehmen“ lassen; am Smartphone können wir uns von einer digitalen Informationsflut treiben lassen. Doch ein Buch kann man kaum „über sich ergehen lassen“. Lesen ist mehr als anschauen, lesen ist eine Kunst. Sie basiert von den ersten Schritten an auf einem guten Unterricht.
Dem verführerischen Reiz des Erzählgestus erliegen
Der Einstieg in die Welt des Lesens erfolgt früh. Schon die gute Kindergärtnerin weiss, wie wichtig ausdrucksvolles und spannendes Erzählen ist. Wer von einer Geschichte ergriffen ist, entwickelt sie im Kopf weiter; er fantasiert und fabuliert darüber.
Unsere Erstklasslehrerin war eine wahre Trudi Gerster. Sie hat die Erzählkultur aus den Kindergarten-Tagen weitergeführt – im Klassenrahmen. Ihre Fortsetzungsgeschichten, die sie uns täglich abschnittsweise vorlas, wurden zum fesselnden Gemeinschaftsband für die ganze Klasse. Mit ihren Kommentaren und Fragen förderte sie aktives Zuhören und das Verstehen von Zusammenhängen. Früh weckte sie in uns Buben das Verlagen, selber zu lesen. Sie brachte Lektüren mit in den Unterricht. Noch heute erinnere ich mich an mein erstes SJW-Heft „Nur der Ruedi“. Mehrmals habe ich es als kleiner Knirps verschlungen. Unvergesslich bleibt auch Adolf Heizmanns spannende Erzählung vom „Überfall am Hauenstein“. Die beiden vergilbten Broschüren trotzten jeder Revision meiner Bücherwand.
Hingeführt und zum lebenslangen Lesen verführt hat mich unsere Erstklasslehrerin. Sie entzifferte meinen seelischen Code. Ich erlag dem verführerischen Reiz ihres Erzählgestus. Dafür bin ich ihr dankbar. Noch heute.
[1] Hartmut Rosa (2019), Unverfügbarkeit. Wien – Salzburg: Residenz Verlag, S. 8.
[2] Hans-Joachim Gelberg (1992), Ein Dichter, der für Kinder schreibt. Sonderdruck zu Ehren des 70. Geburtstages von Josef Guggenmos. Weinheim und Basel: Beltz & Gelberg-Verlag, S. 5.
[3] Giorgio V. Müller, Zum Hören braucht es mehr als gute Ohren, in: NZZ, 22.11.17, S. 30.
Und wenn der Kapitaltod vor dem Sterben kommt?
Es ist dies eine der schwierigsten und gleichzeitig eine der vielleicht wichtigsten Anlagefragen, die es im Leben zu beantworten gilt. Fakt ist, dass es für den Entscheid darüber, wie man sein Alterskapital beziehen soll – wenn man denn überhaupt eine Wahl hat -, kein richtig oder falsch gibt. Und da können wir noch so viel Robotisches oder noch soviel Digitales herankarren, der Entscheid ist ausgesprochen individuell und hat neben der familiären finanziellen Situation und den rationalen Elementen insbesondere eine emotionale Seite, die am Ende des Tages das Zünglein an der Waage sein dürfte (und wohl auch sein sollte). Mit anderen Worten, wir sollten nicht zuletzt auch die emotionalen und mentalen Herausforderung durchleuchten, welche die Fragestellung charakterisieren.
Die verhaltensorientierte Forschung im Finanzbereich hat uns in den letzten Jahren Einsichten geliefert, die auch hier eine wichtige Rolle spielen. So ist beispielsweise die Psychologie des Sparens in unserem Kulturkreis eine sehr spezielle. Das zeigt sich nicht zuletzt an der verbreiteten Attitüde, wenn immer möglich weniger auszugeben als einzunehmen. Das mag für unsere Ohren trivial tönen, ist aber keineswegs in allen Kulturkreisen der Standard. Bezüglich der Frage Rente versus Kapital ist interessant, dass diese Denkhaltung auch dann bestehen bleibt, wenn eine Rente bezogen wird. Und Verhaltensforscher stellen fest, dass die Regel sogar unabhängig vom Vermögen ist. Robert Leitner betont in einem kürzlichen Artikel (http://bit.ly/31NchMx ), dass das Ausgabe- und Sparverhalten auch in höherem Alter weniger vom Vermögensstand als vielmehr mehr vom Renteneinkommen abhängig ist. Das zeigt, dass das oft analysierte «Entsparen» von aufgebauten Vermögenswerten in unseren Breitengraden ein ziemlich schwieriges Unterfangen zu sein scheint. Das in der Behavioral Finance so stark betonte Prinzip des Mental Accounting lässt grüssen. (Renten-)Einkommen und (Alters-)Kapital befinden sich in völlig unterschiedlichen mentalen Konten. Und diese unterschiedlichen mentalen Konten werden durch unterschiedliche finanzielle Verhaltensweisen, Grundsätze und Anreize charakterisiert. Diese Elemente werden beim Entscheid Rente versus Kapital eine ebenso wichtige Rolle spielen, wie die bereits betonten rational-technischen Elemente. Deswegen ist ein Konsulent in diesem Bereich gut beraten, wenn er sich auch mit der psychologisch/emotionalen Ausstattung seiner Kundschaft auseinandersetzt (Risiken muss man eben nicht nur im Portemonnaie und im Kopf, sondern auch «im Bauch» aushalten können). Ein nicht ganz triviales Unterfangen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil ja in vielen Fällen bei den Diskussionen zum Alterskapital zu Recht auch ein Partner, eine Partnerin, vielleicht eine ganze Familie involviert sind.
Natürlich hat die Bedeutung der psychologischen und emotionalen Elemente auch damit zu tun, dass inzwischen jedem bewusst ist, dass auch die rationalen Elemente der Fragestellung letztlich auf Erwartungen und Zukunftseinschätzung bezüglich an sich nicht voraussehbarer Ereignisse basieren (Lebenserwartung, Gesundheit, Finanzmarktrenditen, politische Entwicklungen, etc.). Mit anderen Worten, auch das vermeintlich Rationale ist oft nicht so eindeutig wie es ausschaut.
Wir wollen versuchen, dies an einem fiktiven Beispiel zu exemplifizieren, das an sich auf Iwan Brot zurückgeht (unter http://bit.ly/31OOAng findet sich ein kurzes Lehrvideo dazu): Ein Kapitalbezug von CHF 500'000 im Alter 65, gemäss Budgetschätzung notwendiges Einkommen aus dem Kapital: 30'000 p.a. Die untenstehende Grafik erläutert die (zugegebenermassen simple) Ausgangslage:
Das Kapital wird alternativ mit Renditen von 0% bis max. 5% p.a. investiert. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen Entwicklungen des Kapitalstocks nach Bezahlung der Kapitalleistungssteuer sowie dem Bezug der jeweiligen CHF 30'000 zu Beginn der einzelnen Jahre. Auf der horizontalen Achse ist das Alter des Rentners/der Rentnerin abgetragen. Die einzelnen Linien zeigen, wie lange der Kapitalstock ausreicht, um die Budgetvorgaben (die ihrerseits auch auf Langfristeinschätzungen zu Lebensstandard, Gesundheit etc. basieren!) zu erfüllen. Die Männlein/Weiblein-Skizzen illustrieren die gegenwärtige Restlebenserwartung von Männern und Frauen im Alter 65. Der Vergleich mit den Renditelinien zeigt, welche Renditen mit dem Kapitalstock zu erwirtschaften sind, damit das Budget «bis zum durchschnittlichen Sterben» erfüllt werden kann. Oder eben: Damit der Kapitaltot nicht vor dem Lebensende kommt.
500'000 Franken sind ein grosser Betrag. Vielleicht der grösste Betrag, mit dem sich unser Rentner/in je beschäftigt hat. Und Renditezahlen von 3 bis 4% über einen so langen Zeitraum mögen dem einen oder anderen vielleicht auch heute noch trivial erscheinen. Wir wollen dazu aber kurz aufzeigen, was denn in den letzten 12 Jahren in der Schweiz an den Finanzmärkten so erwirtschaftet wurde. Wir nehmen dazu als Beispiel die durchschnittlichen Renditen der Pensionskassen, die jeweils in der Swisscanto PK-Studie mitmachen; die wohl umfangreichste PK-Studie in unserem Land. Die nachfolgende Abbildung enthält die Zahlen:
Die roten Balken zeigen die jährliche Performance der durchschnittlichen Pensionskasse – durchaus repräsentative Zahlen. Das arithmetische Mittel der Renditen liegt bei 3% p.a. Ein Vergleich mit der ersten Grafik zeigt, dass der für den Aufsatz gewählte Titel durchaus nicht nur der Phantasie des Autors entsprungen ist.
Nun mag unser Rentner/in der Meinung sein, er würde seine Anlagen besser verwalten als die durchschnittliche Pensionskasse und würde mit seinem ja immer noch relativ langen (von ihm erwarteten!) Anlagehorizont viel stärker in Aktien investieren können. Deswegen findet sich in der obigen Grafik auch noch die Performance des Schweizer Aktienmarktes über die gleiche Zeitperiode. Die Indexperformance können wir ihm allerdings nicht zugestehen. Wir haben Vermögensverwaltungskosten von einem Prozent p.a. verrechnet (eine wahrscheinlich eher konservative Rechnung). Das hätte ihm in den letzten 13 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwas über 4 ½ % erbracht – und wenn wir das an sich richtige geometrische Mittel wählen, dann wäre er auch wiederum auf nicht viel mehr als 3% p.a. gekommen. Und wenn wir schon über Emotionen sprechen, wäre dann noch zu schauen, wenn nach Entscheid des Kapitalbezugs und aggressiver Investition in den Aktienmarkt so etwas wie 2008 passiert. Risikoneigungen sind eben auch flatterhaft.
Wir wollen dieses Beispiel, das natürlich noch viel tiefer in vielen weiteren Details analysiert werden könnte und an sich viel trivialer ist, als das «wirkliche Leben», nicht noch weiter (über)beanspruchen. Eines wird aber bereits an diesem einfachen Denkmodell deutlich: Die Unwägbarkeiten, Unsicherheiten und damit die Risiken in solchen Analysen sind dergestalt, dass das mit Abstand wichtigste Element beim Entscheid Kapital versus Rente in der Beurteilung der verschiedensten Formen von Risikofähigkeit der involvierten Personen liegt. Und zwar nicht nur über eine Analyse der finanziellen Tragbarkeit der involvierten Risiken oder die vermutete Rest-Lebensdauer, sondern vor allem auch der mentalen und der emotionalen Fähigkeiten.
Kapital versus Rente ist eine komplexe Fragestellung. Gleichzeitig ist es für viele Leute die vielleicht wichtigste Anlageentscheidung des ganzen Lebens. Bei der Beurteilung gibt es viele rationale Elemente, die es zu berücksichtigen gilt. Daneben gibt es aber mentale und emotionale Elemente, die am Schluss ebenso wichtig sind. Wir sollten ihnen mehr Beachtung schenken.
[1] Der Autor ist Professor für Finanztheorie an der Universität Basel und Gründungspartner der Finanz-Ausbildungsplattform fintool.ch. Der vorliegende Aufsatz ist ursprünglich bei TheMarket erschienen.
Susan Sontag, amerikanische Schriftstellerin, gestorben heute vor 15 Jahrn
Schriftsteller sind nicht besser als andere Leute, aber Literatur ist besser als Schriftsteller.
Carl Spitteler, Schweizer Dichter, Nobelpreisträger, gestorben heute vor 95 Jahren
Unentschlossenheit ist auch eine Feigheit: Willensfeigheit.
Ist jeder Zeitungsleser ein News-Junkie?
Schon klar, wir ächzen nicht selten unter der Nachrichtenflut, die uns zeitlich und mental überfordert und der wir uns doch nicht entziehen können. Der Erfolgsautor Rolf Dobelli, der mit bürgerlichem Namen Döbeli heisst, winkt da mit einem ebenso einfachen wie radikalen Rezept. Lass alle News-Medien links oder rechts liegen. Was sie bieten, ist überflüssig, nicht relevant, Zeitverschwendung. Er selber, lässt er uns wissen, konsumiert seit 2010 keine Tageszeitungen, kein Radio, kein Fernsehen und schon gar keine Internet-News. Und hat mit dieser Abstinenz die besten Erfahrungen gemacht, wie der Autor in seinem neuesten Buch «Die Kunst des digitalen Lebens» schreibt.
Da drängt sich eine naheliegende Frage auf: Wie informiert sich Dobelli selber über das Geschehen in der Welt, wie entscheidet er als Schweizer Bürger bei Volksabstimmungen über seine Stimmabgabe? Er diskutiert über die Aktualität mit Freunden und Bekannten und konsultiert bei Urnengängen das von den Behörden dazu gelieferte Abstimmungsbüchlein. Hier stossen wir auf nicht ganz nebensächliche Widersprüche. Wenn Dobelli sich von seinen Bekannten über das aktuelle Weltgeschehen aufklären lässt, verlässt er sich darauf, dass diese einigermassen umfasssend informiert sind, also wohl regelmässige Zeitungsleser sind, vielleicht sogar News Junkies. Er ist damit ein bequemer Trittbrettfahrer jener Medien, die er grundsätzlich für überflüssig hält.
Auch in anderer Hinsicht ist Dobellis Verachtung für die Medien, deren Nachrichten er als irrelevant bezeichnet, nicht besonders ehrlich. Jahrelang hat er in prominenten Printmedien wie der NZZ, der FAZ oder dem Stern regelmässig Kolumnen publiziert und damit gutes Geld verdient – und zwar auch in jener Zeit, als er gemäss eigener Aussage keine Zeitungen mehr las.
Die dringende Empfehlung des cleveren Selbstvermarkters Dobelli, sich von allen Nachrichtenmedien fernzuhalten, spielt im Übrigen nicht zuletzt jenen links- und rechtsgewickelten Demagogen in die Hände, die die sogenannten Mainstream-Medien pauschal als «Lügenpresse» denunzieren. Ist sich der Autor bewusst, was für Geister er mit seinen Parolen zum faktischen Boykott einer vielgestaltigen Presselandschaft wachruft?
Wie soll eine lebendige Demokratie und das aktive Engagement ihrer Bürger für bestimmte Anliegen und Ideen ohne seriöse Nachrichten- und Meinungsvermittler überhaupt funktionieren, wenn das ganze Mediengewerbe unisono als bedeutungslos abgetan wird? Als ob es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Qualitätsmedien und blossen Klatsch- und Tratsch-Postillen gäbe und jeder vernünftige Zeitungsleser ein News Junkie wäre.
Zugegeben, wer sich ernsthaft über aktuelle Vorgänge und Zusammenhänge informieren will, hat es nicht immer leicht, die Spreu vom Weizen des überquellenden Nachrichtenangebots zu trennen. Um dazu fähig zu werden, braucht es Konzentration und Erfahrung. Die letztere Qualität gewinnt man aber nicht dadurch, dass man die ganze Medienwelt als irrelevant beiseiteschiebt.
Im Grunde geht es beim Medienkonsum um eine Frage des Masses und des praktischen Urteilsvermögens. Davon ist der News Junkie, der sich von den Medienfluten treiben lässt, dass er keine Zeit mehr findet, um Bücher zu lesen, weit entfernt. Aber das gilt auch für jenen Zeitgenossen, der sich von der Welt abkapselt und keine Ahnung hat vom Trump-Impeachment in Amerika oder wer Greta Thunberg ist (wie Dobelli von sich selber in einem «Zeit»-Interview behauptet).
TROUVAILLES
«The Washington Post»: «The best of Opinions 2019» by The Washington Post
«The Washington Post»: «A remarkable year in photographs» by The Washington Post
«The Washington Post»: «2019 in editorial cartoons from all over the country»
«The Washington Post»: «2020: The Year in Preview» by Mike Madden
«The Washington Post»: «A photographer on Libya’s front lines» by Lorenzo Tugnoli
«The Washington Post»: «ISIS at a crossroads» by Liz Sly (text) & Alice Martins (photographs)
«The Washington Post»: «Hunting black men to start a ‘race war’» by Michael E. Miller
«The Washington Post»: «How Trump Changed My Country» by Mary Jo Murphy
«The Washington Post»: «How Americans can break out bitter impasse» by David Ignatius
«The New Yorker»: «Annals of Animation: The Surprise and Wonder of Early Animation» by Richard Brody
«The New York Times Magazine»: «The Lives They Lived 2019»
«The New York Times»: « What We Learned in 2019: Health and Medicine» by Knuvul Sheikh
«The New York Times»: «9 Delightful Tips für Living a Smarter Life in 2020» by Tim Herrera
«The New York Times»: «Once Upon a Revolution in Iran» by David Burnett (photographs and text)
«The New York Times»: «The Weekly: The Gallagher Effect» by Jessica Dimmock & Zackary Canepari
«The New York Times»: «Am I Wiser Than My Grandparents?» by Pico Iyer
«The Guardian»: «The 100 best books of the 21st century»
«The Guardian»: «Top 10 books about loneliness» by Fay Bound Alberti
«The Guardian»: «Nancy Pelosi, the woman who stood up to Trump»
«The Guardian»: «Podcast – Hong Kong: The story of one protester»
«The Guardian»: «Trump’s dark legacy: a US judiciary remade in his own image» by Tom McCarthy
«The Guardian»: «Reasons to be cheerful - the international news review of 2019» by Simon Tisdall
«The Guardian»: «Agency photographer of the year 2019 : Felipe Dana»
«The Guardian»: «2010-2019: a decade in pictures»
..........Kalenderwoche 51..........
«The Guardian»: «Little town of Bethlehem – a travel photo essay» by Rebecca Ratcliffe
«The Guardian»: «Working Report»
«The Guardian»: «Podcast – The election fallout: what happens next?»
«The New Yorker»: «The Art of Dying» by Peter Schijedahl
«The New Yorker»: «Pete Buttigieg’s High Hopes» by Benjamin Wallace-Wells
«The New Yorker»: «The Field Guide to Tyranny» by Adam Gopnik
«The New Yorker»: «Trump’s Impeachment Timeline and the 2020 Election» by Amy Davidson Sorkin
«The New York Review of Books»: «Is Trump Above the Law?» by Noah Feldman
«The New York Review of Books»: «The Rising Cost of Not Living» by Mona Chalabi (text and art)
«The New York Review of Books»: «Meaning and Mayhem» by Roberto Saviano
«The Washington Posts»: «The Afghan Papers VI: Overwhelmed by Opium» by Craig Whitlock
«The Washington Post»: «What’s next for Trump?» by Amber Phillips
«The Washington Post»: «The House has impeached Trump. But in a sense, he has won» by Dana Milbank
«The Washington Post»: «The best movies of 2019» by Ann Hornaday
«The New York Times»: «The Supreme Court’s Final Exam» by Linda Greenhouse
«The New York Times»: «Where Doctors Are Criminals »
«The New York Times»: «A Longing for the Lost Landline» by Roger Cohen
«The New York Times»: «The Decade When Tech Lost Ist Way: An Oral History of the 2010s»
«The New York Times»: «What We Learned in Science News 2019 »
«The New York Times»: «The Best Comics of 2019» by Hillary Chute & Ed Park
«The New York Times»: «As a Disorienting Decade Closes, a Perilous One Begins» by Roger Cohen
«The New York Times»: «The Decade in Pictures»
«The New York Times Magazine»: «The Case of the Angry Daugher» by Rivka Galchen
«Lapham’s Quarterly»: «How to Survive Winter» by Bernd Brunner
..........Kalenderwoche 50..........
«The Washington Post»: «The Case for Impeachment» by Editorial Board
«The Washington Post»: «The Afghanistan Papers I: At War With The Truth» by Craig Whitlock
«The Washington Post»: «The Afghanistan Papers II: Stranded Without a Strategy» by Craig Whitlock
«The Washington Post»: «The Afghanistan Papers III: Built to Fail» by Craig Whitlock
«The Washington Post»: «The Afghan Papers IV: Consumed by Corruption » by Craig Wthitlock
«The Washington Post»: «The Afghan Papers V: Unguarded Nation» by Craig Whitlock»
«The New Yorker»: «Hong Kong’s Protest Movement and thje Fight for the City’s Soul» by Jiayang Fan
«The New Yorker»: «Letter from Moscow: The Kremlin’s Creative Director» by Joshua Jaffa
«The New Yorker»: «Sunday Readings: Winter Adventures» by The New Yorker
«The New York Times»: «The Year in Pictures» by Dean Bacquet
«The New York Times»: «The Year in Climate Change»
«The New York Times»: «Impeach» by The Editorial Board
«The New York Times»: «Impeach Trump. Save America» by Thomas L. Friedman
«The New York Times»: «Lots of Lessons from Afghanistan; None Learned» by The Editorial Board
«The New York Times»: «The War That Continues to Shape Russia, 15 Years Later» by Andrew Higgins
«The New York Times»: «Nonfiction: The Military’s Illusions About Donald Trump» by Eliot A. Cohen
«The New York Times»: «Boris Johnson and the Coming Trump Victory in 2020» by Roger Cohen
«The New York Times Magazine»: «The Best Actors of 2019» by A.O. Scott & Wesley Morris
«The New York Times»: «Who Is Sanna Marin, Finland’s 34-Year-Old Prome Minister?» by Megan Specia
«The Guardian»: «General Election Recap: Johnson Ascendant »
«The Guardian»: «’Sometimes the world goes feral’: 11 odes to Europe»
«The Guardian»: «Agency photographer of the year – 2019 shortlist»
«The Intercept» : «U.S. Sanctions Are Driving Iran to Tighten Its Grip on Iraq» by James Risen
«Rolling Stone»: «The RS 2020 Democratic Primary Leaderboard » by Rolling Stone
«Poynter»: «The scary trend of internet shutdowns» by Daniela Flamini
«Wired»: «Instagram, My Daugher and Me» by Duff McDonald
..........Kalenderwoche 49..........
«The Guardian»: «Are drone swarms the future of aerial warfare?» by Michael Safi
«The Guardian»: «Kochland review: how the Kochs bought America – and trashed it» by Charles Kaiser
«The Observer»: «»Back to the border of misery: Amexica visited 10 years on» by Ed Vulliamy
«The Observer»: «A-Z of climate anxiety: how to avoid meltdown» by Emma Beddington
«The Observer» : «The best graphic novels of 2019» by Rachel Cooke
«The Guardian»: «Podcast- Hillsborough: the 30-year fight for justice»
«The Atlantic»: «Top 25 News Photos of 2019» by Alan Taylor
«The Atlantic»: «Hopeful Images from 2019»
«The New York Times» : «For Trump and Europe, A Surpsising Role Reversal» by Mark Landler
«The New York Times»: «Iran Is Crushing Freedom One Country At a Time» by Thomas L. Friedman
«The New York Times»: «The Class of 2000 ‘Could have Been Anything’, Until Opioids Hit» by Dan Levin
«The New York Times»: «The Unending Indignieties of Alzheimer’s» by Jeneen Interlandi
«The New York Times»: «A Better Internet Is Waiting for Us » by Annalee Newitz
«The New York Times»: «33 Ways to Remember the 2010s»
«The New York Times Magazine» : «I Worked for Alex Jones. I Regret It» by Josh Owens
«The New Yorker»: «A Reporter At Large: Blood and Soil in Narendra Modi’s India» by Dexter Filkins
«The New Yorker»: «Dept. Of Innovation: Taking Virtual Reality for a Test Drive» by Patricia Marx
«The New Yorker»: «The Next Steps in the Impeachment Inquiry» by Amy Davidson Sorkin
«The New Yorker»: «The Best Books of 2019» by Katy Waldman
«The New Yorker»: «The Twenty-Seven Best Movies of the Decade» by Richard Brody
«The New York Review of Books»: «The Drums of Cyberwar» by Sue Halpern
«The Washington Post»: «Lives adrift in a warming world»
«The Washington Post»: «A language for all» by Samantha Schmidt
«The Washington Post»: «Ghosts of the Future» by Sarah Kaplan
«The Washington Post»: «This is what the Trump economy looks like» by Philip Bump
«Columbia Journalism Review»: «The Fact-Check Industry» by Emily Bell
..........Kalenderwoche 48..........
«The New York Times»: «Who Will Tell the Truth About the Free Press?» by The Editorial Board
«The New York Times»: «Lost and Found in Hemingway’s Spain» by Roger Cohen
«The New York Times»: «Tiffany Is More Than a Store» by Vanessa Friedman
«The New York Times»: «What the Impeachment Hearings Look Like from Europe» by Jochen Bittner
«The New York Times»: «How Amazon Wove Itself Into the Life of an American City» by Scott Shane
«The New York Times»: Activists Build a Grass-Roots Alliance Against Amazon » by David Streifeld
«The New York Times»: «100 Notable Books of 2019»
«The New York Times Book Review»: «Christmas Books»
«The New Yorker»: «Hurricane Season» by David Sedaris
«The New Yorker»: «Brave New World Dept.: Big Tech’s Big Defector» by Brian Barth
«The New Yorker»: «Books: It’s Still Mrs. Thatcher’s Britain» by James Wood
«The New York Review of Books»: «How China’s Rise Has Fastened Hong Kong’s Decline » by Ian Johnson
«The Washington Post»: «What we still don’t know about the Ukraine affair» by Jackson Diehl
«The Washington Post» : «A call of duty and the family he left behind» by Ian Shapira
«The Washington Post»: «50 notable works of fiction in 2019»
«The Washington Post»: «50 notable work of nonfiction in 2019»
«The Guardian»: «The media like to rock the royal boat – but they won’t sink it» by Roy Greenslade
«The Guardian»: «Podcast – The rise of Netflix. An empire built on debt»
«The Guardian»: «Digital democracy will face ist biggest test in 2020» by Siva Vaidhyanathan
«The Guardian»: «Tim Berners-Lee unveils global plan to save the web» by Ian Sample
«The Guardian»: «Murals of Baghdad : the art of protest»
«The Observer»: «Faith, but fury too, for Donald Trump at home» by Michael Goldfarb
«The Observer»: «Fun, physics and the God particle: a tour of Cern, Switzerland» by Emma Cook
«Columbia Journalism Review»: «Building a more honest Internet» by Ethan Zuckermann
«Columbia Journalism Review»: «The Investigator» by Elizabeth Zerofsky
..........Kalenderwoche 48..........
«The New York Times» : «Fiona Hill and the American Idea» by Roger Cohen
«The New York Times»: «Colonel Windman’s America» by Jesse Wegman
«The New York Times»: «Why Fox News Slimed a Purple Heart Recipient» by Tonin Smith
«The New York Times»: «The-Nehisi Coates: The Cancellation of Kolin Kaepernick» by Te-Nehisi Coates
«The New York Times»: «Hong Kong: A City Divided» by Lam Yik Fei (photographs)
«The New York Times»: «Vacillating Trump Supporter, Take Two» by Roger Cohen
«The New York Times»: «The Jungle Prince of Delhi» by Ellen Barry
«The New York Times»: «Non-Fiction: Seeing Margaret Thatcher Whole» by Benjamin Schwarz
«The New York Times»: «The 10 Best Books of 2019»
«The New York Times Magazine»: «Congratulations, You’re a Congresswoman. Now What?» by Susan Dominus
«The New York Times Style Magazine»: «Japan in Bloom» by Hanya Yanagihara
«The New Yorker»: «Annals of Inquiry: Dirt-Road America» by M.R. O’Connor
«The New York Review of Books»: «The Medium Is the Mistake» by David Bromwich
«The New York Review of Books»: «The Ceaseless Innovation of Duane Michals» by Martin Filler
«The New York Review of Books»: «Against Economics» by David Graeber
«The Washington Post»: «Why it was so satisfying to watch Fiona Hill take charge» by Rechel Sklar
«The Washington Post»: «Lee Harvey Oswald’s final hours before killing Kennedy»
«The Guardian»: «Streets on fire: how a decade of protest changed the world» by Gary Younge
«The Guardian»: «Facebook: ‘Greatest propaganda machine in history’» by Sacha Baron Cohen
«The Guardian»: «The long read: what I have learned form my suicidal patients» by Gavin Frances
«The Guardian»: «Ten of the best new books in translation» by Marta Bausells
«The Guardian»: «Glimpses of women through time: 130 years of National Geographic images»
«The Guardian»: «Foetus 18 weeks: the greatast photograph of the 20th century?» by Charlotte Jansen
«The Observer»: «How street protests across Middle Easr theaten Iran’s power» by Martin Chulov
«The Intercept»: «The Story Behind the Iran Cables» by Betsy Reed, Vanessa Gezari & Roger Hodge
..........Kalenderwoche 47..........
«The Guardian»: «Czechoslovakia’s Velvet Revolution, 1989 – in pictures»
«The Guardian»: «Podcast: Meeting George Soros»
«The Intercept»: «Deconstructed: The Bernie Sanders Interview»
«The Intercept» : «Baghdadi Died, but the U,S. War on Terror Will Go On Forever» by Murtaza Hussain
«The Washington Post»: «Iran’s Hostage Factory» by Jason Rezaian
«The Washington Post»: «Fear and loathing ahead of the British election» by Adam Taylor
«The Washington Post»: «Hong Kong: ‘We’re in a war’» by Shibani Mahtani
«The New Yorker»: «Personal History: The Final Frontier» by Michael Chabon
«The New Yorker»: «A Reporter At Large: The Case Against Boeing» by Alec MacGillis
«The New Yorker»: «From Little Englanders to Brexiteers» by Issac Chotiner
«The New Yorker»: «Is Trump Already Winning on Impeachment?» by Susan B. Glasser
«The New York Times»: «In Praise of Washington Insiders» by David Brooks
«The New York Times»: «On the Frontline of Progressive Anti-Semitism» by Blake Fleyton
«The New York Times»: «What Joe Biden Actually Did in Ukraine» by Glen Thrush & Kenneth P. Vogel
«The New York Times»: «The Soldiers We Leave Behind» by Phil Klay
«Foreign Affairs»: «Let Russia Be Russia» by Thomas Graham
«Rolling Stone»: «Why Venice Is Disappearing» by Jeff Goodell
..........Kalenderwoche 46..........
«The Guardian»: «After Baghdadi: who are the world’s most wanted fugitives?» by Michael Safi
«The Guardian»: «Berlin after the Wall – then and now» by Colin McPherson (photographs)
«The Guardian»: «The briefing: whatever happened to the Berlin Wall?» by Kate Connolly
«The Guardian»: «Podcast: Mexico’s war with the drug cartels»
«The Guardian»: «How Big Tech is dragging us towards the next financial crash» by Rana Foroohar
«The Observer»: «How the megacities of Europe stole a continent’s wealth» by Julian Coman
«The New Yorker» : «Personal History: My Year of Concussions» by Nick Paumgarten
«The New Yorker»: «Liberalism According to The Economist» by Pankaj Mishra
«The New York Review of Books»: «The Defeat of General Mattis» by Fred Kaplan
«The New York Review of Books»: «Lesssons in Survival» by Emily Raboteau
«The New York Times»: «How a Tell-All Memoir Made It into Print » by Alexandra Alter
«The New York Times»: «How One Syrian Highwy Shows a Country in Chaos» by Neil Collier & Ben Laffin
«The New York Times»: «Why Donald Trump Hates Your Dog» by Frank Bruni
«The New York Times»: «Latin Americans Are Furious» by Jorge Ramos
«The New York Times»: «Philip Glass Is Too Busy to Care About Legacy» by Zachary Wolfe
«The New York Times» : «Op-Art: A Wedding Under Curfew» by Malik Sajad
«The New York Times»: «Warren Would Take Billionaires Down a Few Billion Pegs» by Patricia Cohen
«The New York Times Magazine»: «Inside Adam Schiff’s Impeachment Game Plan» by Jason Zengerle
«The Washington Post» : «Podcast – The other Frankfurt – an East German city grapples with identity»
«The New Republic»: «The Death of the Rude Press» by Alex Pareene
..........Kalenderwoche 45..........
«The New York Times»: «The Happy, Healthy Capitalists of Switzerland» by Ruchir Sharma
«The New York Times» : «Can Democrats Compete with Trump’s Twitter Feed?» by Charlie Warzel
«The New York Times»: «The Arab Spring Rekindled in Beirut» by Roger Cohen
«The New York Times»: «Aaron Sorkin: An Open Letter to Mark Zuckerberg» by Aaron Sorkin
«The New Yorker»: «In His Dealings with Ukaine, Did Donald Trump Commit a Crime?» by Jeffrey Toobin
«The New Yorker»: «How Brexit Will End» by Sam Knight
«The New Yorker»: «A Critic at Large: Why We Can’t Tell the Truth About Aging» by Arthur Krystal
«The Washington Post»: «Three big questions after Baghdadi’s death» by Ishaan Tharoor
«The Washington Post»: «The anti-neoliberal wave rocking Latin America» by Ishaan Tharoor
«The Washington Post Magazine»: «The Spectacular, Strange Rise of Music Holograms» by David Rowell
«The Washington Post Magazine»: «The Apology Letter» by John J. Lennon
«The Intercept»: «Podcast: How to resist with Ilhan Omar and Michael Moore»
«The Intercept»: «Deconstructed Special: The Noam Chomsky Interview»
«The Guardian»: «Has the climate crisis made California too dangerous to live in?» by Bill McKibben
«The Guardian»: «Robert de Niro and Al Pacino: ’Were not doing this ever again’ by Andrew Pulver
«The Guardian»: Cannabis farms and nail bars: the hidden world of human trafficking»
«The Observer»: «Frustration and anger fuel wave of youth unrest in Arab world» by Michael Safi
«Wired»: «What’s Blockchain Actually Good For? For Now, Not Much» by Gregory Barber
«The Atlantic»: «Brexit and the Failure of Journalism» by Helen Lewis
..........Kalenderwoche 44..........
«The New York Times»: « Al-Baghdadi Is Dead. The Story Doesn’t End Here» by Thomas L. Friedman
«The New York Times»: «Why Protests Are Flaring Up Across the Globe» by Declan Walsh & Max Fisher
«The New York Times»: «Extra! Extra! Prez Won’t Read All About It» by Maureen Dowd
«The New York Times»: «An Election Is the Only Answer for Britain» by Roger Cohen
«The New York Times Magazine»: «The Illustrated Guide to Brexit» by Christoph Niemann
«The New Yorker»: «Dispatch: How to Mourn a Glacier» by Lacy M. Johnson
«The New Yorker»: «The Shattered Dream of Afghan Peace» by Luke Mogelson
«The New Yorker»: «Modern Life: Astrology in the Age of Uncertainty» by Christine Smallwood
«The New Yorker»: «The Invention – and Reinvention – of Impeachment» by Jill Lepore
«The Washington Post»: «The words that could end a presidency» by Dana Milbank
«The Washington Post»: «’I don’t think they know we exist’» by Stepahnie McCrummen
«The Guardian»: Five brothers, five countries : a family ravaged by Syria’s war» by Michael Safi
«The Guardian»: «I watched Fox News every day for 44 months: Here’s what I learned» by Bobby Lewis
«The Guardian»: «In its deference to the powerful, our media is failing us» by Gary Younge
«The Guardian»: «No filter: my week-long quest to break out of my political bubble» by John Harris
«The Guardian»: «All the President’s women review: Donald Trump, sexual predator» by Lloyd Green
..........Kalenderwoche 43..........
«The New York Times»: «How Italians Became ‘White’» by Brent Staples
"The New York Times": «In the Alps, Keeping Tabs on Melting Ice» by Page McClanahan
«The New York Times»: «How Can Democrats Keep Themselves From Overreaching» by Thomas B. Edsall
«The New York Times»: «How Hitler Pioneered ‘Fake News’» by Timothy Snyder
«The New York Times Style Magazine»: «The Greats»
«The New Yorker»: «Iran’s Housing Crisis: The Ghost Towers» by Hashem Shakeri
«The New Yorker»: «Will Republicans Challenge Trump on Impeachment» by Amy Davidson Sorkin
«The New Yorker»: «The Exuberance of MoMa’s Expansion» by Peter Schjeldahl
«The Washington Post»: «The Democratic Debates Haven’t Changed Much? Oh, yes they have» by Dan Balz
«The Washington Post»: «The akward tension underlying the West’s anger at Turkey» by Ishaan Tharoor
«The Guardian»: «Russian shadow falls over Syria as Kurds open door for Assad» by Martin Chulov
«The Guardian»: «Podcast – Hong Kong: the story of one protester»
«The Guardian: «We’re rethinking the images we use for our climate journalism» by Fiona Shields
«The London Review of Books»: «Chinese Cyber-Sovereignty» by John Lanchester
«The London Review of Books»: «Hipsters in Beijing» by Sheng Yun
«Rolling Stone»: «The Biden Paradox» by Matt Taibbi
«Rolling Stone»: «Elijah Cummings Was Not Done» by Jamil Smith
«The Atlantic»: «Jeff Bezos’s Master Plan» by Franklin Foer
«Foreign Affairs»: «The Demolition of U.S. Diplomacy» by William J. Burns
..........Kalenderwoche 42..........
«The New York Times»: «The Free World at 30» by Roger Cohen
«The New York Times»: «Revisiting Hitler, in a New Authoritarian Age» by Talya Zax
«The New York Times»: «What Happened to Rudy Giuliani?» by Ken Frydman
«The New York Times»: «A Linguist’s Guide to Quid pro Quo» by Steven Pinker
«The New York Times»: «Do Works by Men Toppled by #MeToo Belong in the Classroom?» by Emma Goldberg
«The New York Times»: «10 Tips to Avoid Leaving Tracks Around the Internet» by David Pogue
«The New York Times Magazine»: «How Susan Sontag Taught Me to Think» by A. O. Scott
«The New York Times Magazine»: «What Does PewDiePie Really Believe?» by Kevin Roose
«The New Yorker»: «Is Amazon Unstoppable?» by Charles Duhigg
«The New Yorker»: «Amartya Sen’s Hopes and Fears for Indian Democracy» by Isaac Chotiner
«The New Yorker»: «Cultural Comment: How We Came to Live in ‘Cursed’ Times» by Jia Tolentino
«The New Yorker» : «Annals of Philisophy: Nietzsche’s Eternal Return» by Alex Ross
«The New York Review of Books» : «Harald Szeemann: Curatiom as Creation» by Jason Farago
«The New York Review of Books»: «Time for a New Liberation?» by Timothy Garton Ash
«The New York Review of Books»: «Fascinated to Presume: In Defense of Fiction» by Zadie Smith
«The Washington Post»: «Donald Trump, corrupted absolutely» by Dana Milbank
«The Washington Post»: «Five Myths about Mike Pence» by Tom LoBianco
«The Guardian»: «Podcast: Thirteen children have been shod dead in St. Louis, Missouri. Why?»
«The Guardian»: "Bloodied clothes and body bags: Kurds mourn dead in Syria» by Martin Chulov
«The Guardian»: «The long read: Haiti and the failed promise of US aid» by Jacob Kushner
«Dissent Magazine»: «The Obamanauts» by Corey Robin
«Literary Hub»: «On Finding the Freedom to Rage Againgst Our Fathers» by Minda Honey
«Longreads»: «How to Survive a Vivisection» by Rachel Somerstein
«The Atlantic»: «The Danger of Abandoning Our Partners» by Joseph Votel & Elizabeth Dent
..........Kalenderwoche 41..........
«The New York Times»: «The Growing Threat to Journalism Around the World» by A. G. Sulzberger
«The New York Times» : «Why Trump Voters Stick with Him» by David Brooks
«The New York Times»: «Touch of Evil» by Maureen Dowd
«The New York Times»: «Free Speech Is Killing Us» by Andrew Marantz
«The New York Times»: «What’s the Matter with Republicans?» by Peter Wehner
«The New York Times»: «What Kind of Problem Is Climate Change?» by Alex Rosenberg
«The New York Times»: «In the Land of Self-Defeat» by Monica Potts
«The New York Times»: «Nonfiction: Can We Trust Economists?» by Justin Fox
«The New York Times»: «How ICE Picks Ist Targets in the Surveillance Age» by McKenzie Funk
«The New York Times»: «The New MoMa Is Here. Get Ready for Channge» by Jason Fargo
«The New Yorker»: «Letter From Trump’s Washington: Did Trump Just Self-Impeach» by Susan B. Glasser
«The New Yorker»: «How Far Will Trump Go to Save Himself?» by John Cassidy
«The New Yorker»: «How Disinformation Reaches Donald Trump» by David Rhode
«The New Yorker»: «Personal History: Abandoning A Cat - Memories of My Father» by Haruki Murakami
«The New York Review of Books» : «Snowden in the Labyrinth» by Jonathan Lethem
«The New York Review of Books»: «When Fathers Die: Remembering Robert Frank» by Danny Lyon
«The Washington Post»: «Trump won’t destroy me, and he won’t destroy my family» by Joe Biden
«The Washington Post»: «Love and war» by Karie Fugett
«The Guardian»: «Amal Clooney: give UN power to investigate journlist death» by Patrick Wintour
«The Observer»: «Behind the razor wire of Greece’s notorious refugee camp» by Daniel Howden
«The Observer»: «From ‘our girls’ to ‘brides of Isis’» by Azadeh Moaveni
«The Observer»: «Final edition : why no local news is bad news» by Tim Adams
«Insider»: «The Murder of Kamal Kashoggi» by Evan Ratliff
..........Kalenderwoche 40...........
«The New York Times»: «When Trump Feels Cornered, He Gets Worse» by Roger Cohen
«The New York Times»: «Impeaching the Peach One» by Maureen Dowd
«The New York Times»: «Why the Trump Impeachment Inquiry is the Only Option» by The Editorial Board
«The New York Times»: «Nonfiction: The Inscrutable Mike Pence» by Peter Baker
«The New York Times»: «When Depression Is Like A Cancer» by Jill Halper M.D.
«The New York Times» : «36 Hours in Geneva» by Paige McClanahan
«The New York Times»: «In the Swiss Alps, Walking a Cliff’s Edge to History» by Andrew Brenner
«The New York Times»: «Saudi Arabia Invites Tourists: What You Need to Know» by Tariro Mzezewa
«The New Yorker»: «Nancy Pelosi: An Exremely Stable Genius» by David Remnick
«The New Yorker»: «Annals of Medicine: Paging Dr Robot» by D.T. Max
«The New Yorker»: «Can a Burger Help Solve Climate Change?» by Tad Friend
«The New Yorker»: «The Integrity oft he Trump Impeachment Inquiry» by Steve Coll
«The New York Review of Books»: «Songs of my Self-Care» by Jacqueline Rose
«The Washington Post» : President sees himself as victim like no other» by Philip Rucker
«The Intercept»: «More U.S. Commandos Are Fighting Invisible Wars in the Middle East» by Nick Turse
«The Guardian»: «A 2'000km journey through the Amzon rainforest»
«The Guardian» : «A Life in a Sea of Red: the rise of China – in pictures» by Liu Heung Shing
«The Guardian»: «The long read: How Turkish TV is taking over the world» by Fatima Bhutto
«The Guardian»: «The 100 best films of the 21st century»
«The Guardian»: «The 100 best albums oft he 21st century»
..........Kalenderwoche 39..........
«The New York Times»: «Why Trump’s Daring Gambit with the Taliban Stalled» by Mujib Mashal
«The New York Times»: «Bibi Netanyahu Trapped in His Own Labyrinth» by Roger Cohen
«The New York Times» : «The End of the Netanyahu Era» by Shmuel Rosner
«The New York Times»: «Barack Obama’s Biggest Mistake» by Farhad Manjoo
«The New York Times»: «Rock Star Patty Smith, Making Paris Swoon» by Maureen Dowd
«The New York Times» : «The Views from the Top: How They Measure Up» by James S. Russell
«The New Yorker»: «Edward Snowden and the Rise of Whistleblower Culture» by Jill Lepore
«The New Yorker»: «Jonathan Ledgard Believes Imagination Could Save the World» by Ben Taub
«The New Yorker»: «Books: Susan Sontag and the Unholy Practice of Biography» by Janet Malcom
«The New York Review of Books»: «Our Lethal Air» by Jonathan Mingle
«The New York York Review of Books»: «Walter Gropius: The Unsinkable Modernist» by Martin Filler
«Columbia Review of Journalism»: «Is Facebook really concerned about privacy» by Himanshu Gupta
«Columbia Journalism Review»: «5 years ago, Edward Snowden changed journalism» by Pete Verson
«The Washington Post»: «President Trump and the warping of democratic governance» by Dan Balz
«The Washington Post»: «The completely correct guide to getting off a plane » by Natalie B. Compton
«The Guardian: «The long read: Why can’t we agree on what’s true anymore?» by William Davies
«The Guardian»: «Podcast – Justin Trudeau: the rise and fall of a political brand»
«The Guardian»: «Think only authoritarian regimes spy on their citizens?» by Kenan Malik
«The Guardian»: «Sicilians dare to believe: the mafia’s cruel regime is over» by Lorenzo Tondo
«The Guardian»: «Ultra by Tobias Jones review – Italian football and the far right» by Tim Parks
«The Observer»: «Are brain implants the futurte of thinking?» by Zoe Corbyn
«The Intercept»: «Why I Decided not to Delete My Old Internet Posts » by Edward Snowden
«Rolling Stone» : «Mitch McConnell: The Man Who Sold America» by Bob Moser
..........Kalenderwoche 38..........
«The New York Times»: «The World 9/11 Took From Us» by Omer Aziz
«The New York Times»: «Let Trump Destroy Trump» by David Axelrod
«The New York Times»: «Nonfiction: Inside the Minds of the Women Who Joined ISIS» by Anne Barnard
«The New York Times»: «How Fan Culture Is Swallowing Democracy» by Amanda Hess
«The New York Times»: «He Who Must Not Be Tolerated» by Kara Swisher
«The New York Times»: «The One Thing No Israeli Wants to Discuss» by Matti Friedman
«The New York Times»: «Robert Frank Dies; Pivotal Documentary Photographer was 94» by Philip Gefter
«The New Yorker»: «Annals of Diplomacy: The Logic of Humanitarian Intervention» by Dexter Filkins
«The New Yorker»: «Dept. Of Popular Culture – Superfans: A Love Story» by Michael Schulman
«The New Yorker»: «Personal History : My Terezín Diary» by Zuzana Justman
«The New Yorker»: «Robert Mugabe and the Fate of Democracy in Africa» by Robin Wright
«The New Yorker»: «Climate Change: What If We Stopped Pretending?» by Jonathan Franzen
«The New Yorker»: «The Shock of Robert Frank’s ‘The Americans’» by Peter Schjedahl
«The Washington Post»: «Afghanistan: Witness to a War» by Kevin Maurer
«The Washington Post»: «Israel and the decline of the liberal order» by Robert Kagan
«The Guardian»: « Podcast – « ‘It’s all gone’: how Hurricane Dorian devastated the Bahamas»
«The Guardian» : «Podcast: Siri, sex and Apple’s privacy problem»
«KENYONreview»: «Twelve Words» by Brian Trapp
«The Intercept»: «From Paso to Sarajevo» by Murtaza Hussain
..........Kalenderwoche 37..........
«The Guardian»: «Podcast : Reporting from the eye of a political storm»
«The Guardian»: «State of nomination: where do Democrats stand as 2020 narrows?» by Lauren Gambino
«The Guardian»: «Hong Kong: Will scrapping extradition bill end protests?» by Verma Yu
«The Guardian»: «A glimpse behind the scenes of Giza’s Grand Egyptian Museum» by Ruth Michaelson
«The Guardian»: «Podcast: The man who gave birth»
«The Guardian»: «Robert Mugabe killed the freedoms he had worked so hard for» by Fadzayi Mahere
«The New Yorker» : «Are Spies More Trouble Than They Are Worth?» by Adam Gopnik
«The New Yorker»: «Reader, I googled It» by Dan Chiasson
«The New Yorker»: «The Message of Measles» by Nick Paumgarten
«The New York Review of Books»: «Brexit. Fools Rush Out» by Jonatahan Freedland
«The New York Review of Books»: «The Streets of New York» by Phil Penman
«The New York Times» : «The ‘Political Anarchist' Behind Britain’s Chaos» by Jenni Russell
«The New York Times»: «Boris Johnson’s Do-or-Die Debacle» by Roger Cohen
«The New York Times»: «One Job Is Better than Two» by Binyamin Appelbaum & Damon Winter
«The New York Times»: «On the Job 24 Hours a Day, 27 Days a Month» by Andy Newman
«The New York Times»: «How to Manage Your Mental Illness at Work» by Eric Ravenscraft
«The New York Times»: «The Real Donald Trump Is a Character on TV» by James Poniewozik
«The Washington Post»: «Donald and the black sharpie» by Dana Milbank
«The Washington Post»: «Why America is losing the information war to Russia» by David Ignatius
«The Atlantic»: «The Man Who Couldn’t Take It Anymore» by Jeffrey Goldberg
..........Kalenderwoche 36..........
«The Observer»: «Into the storm: the horror of the second world war» by Neil Ascherson
«The Guardian»: «How far will China go to stamp out Hong Kong protests?» by Tania Branigan
«The Guardian» : «A civil war state of mind now threatens our democracy» by Polly Toynbee
«The Guardian»: «Margaret Atwood: ‘She’s ahead of everyone in the room’» by Johanna Thomas-Corr
«The Guardian»: «The long read: How the prison economy works» by Richard Davies
«The Independent» : «Trump is now the ‘crazed’ rogue leader in the US-Iran saga» by Robert Fisk
«The Washington Post»: «People have Trump fatigue. How will it effect 2020?» by David Ignatius
«The Washington Post»: «Why can’t we use nuclear weapons agaings bedbugs?» by Dana Milbank
«The Washington Post»: «A climate change solution slowly gains ground» by Steven Mufson
«The Washington Post»: «Teaching America’s Truth» by Joe Heim
«The Washington Post»: «Boris Johnson is taking British democracy to the brink» by Ishaan Tharoor
«The Washington Post»: «Much of the world can learn something fom Africa» by Fareed Zakaria
«The New Yorker»: «China’s Hong Kong Dilemma» by Evan Osnos
«The New Yorker»: «The Rich Can’t Get Richer Forever, Can They?» by Liaquat Ahamed
«The New York Times»: «What’s Next for Brexit? Six Possible Outcomes» by Stephen Castle
«The New York Times» : «The Amazon, Siberia, Indonesia: A World of Fire» by Kendra Pierre Louis
«The New York Times» : «Donald Trump Has Worn Us All Out» by Frank Bruni
«The New York Times» : «Italy’s New Marriage of Convenience» by Bepe Servergnini
«The New York Times»: «Trump’s Twitter War on Spelling» by Sarah Lyall
«The New York Times»: «Waiting for the Monsoon, Discovering a Brain Tumor Instead» by Rod Nordland
«The New York Times»: «Nonfiction: The Women’s Revolution in Politics» by Kate Zernike
«The New York Times»: «Nonfiction: The Truth About Koch Industries» by Bryan Burrough
«The New York Times Style Magazine» : «Utopia, Abandoned» by Nikil Saval
«Rolling Stone»: «Trump 2010. Be Very Afraid» by Matt Taibbi
«Rolling Stone»: «The Very Real Possibility of President Elizabeth Warren» by Jamil Smith
«Outside»: «The Tragedy on Howse Peak» by Nick Heil
..........Kalenderwoche 35..........
«The New York Times»: «China’s Soft Power Failure: Condemning Hong Kong’s Protests» by Li Yuan
«The New York Times»: «The People’s War Is Coming to Hong Kong» by Yi-Zheng Lian
«The New York Times»: «The World Has a Germany Problem» by Paul Krugman
«The New York Times»: «Trump. Greenland, Denmark. Is This Real Life?» by The Editorial Board
«The New York Times»: «America the Beautiful» by Bret Stephens
«The New York Times»: «Some Migratory Birds Sleep Better Than Others» by Emily Anthes
«The New York Times Magazine»: «Neil Young’s Lonely Quest to Save Music» by David Samuels
«The New Yorker»: «A Reporter At Large: Silicon Valley’s Crisis of Conscience» by Andrew Marantz
«The New Yorker»: «Profiles: Mike Pompeo, The Secreatry of Trump» by Susan B. Glasser
«The New Yorker»: «The Failure to See What Jeffrey Epstein Was Doing» by Amy Davidson Sorkin
«The Washington Post»: «The 1619 project and the far-right fear of history» by Ishaan Tharoor
«The Washington Post»: «I was wrong about Trump. Here’s why» by Anthony Scaramucci
«The Washington Post»: «The U.S. must take Greenland by force!» by Dana Milbank
«The Washington Post»: «Trump’s idea of buying Greenland is far from absurd» by Marc A. Thiessen
«The Washington Post»: «The Amazon is burning» by Terrence McCoy
«The Guardian»: «The next global recession will be immune to monetary solutions» by Nouriel Roubini
«The Guardian»: «Molotov-Ribbentrop: why is Moscow trying to justify Nazi pact?» by Andrew Roth
«The Independent»: «The Fourth Afghan War is about to escalate» by Robert Fisk
«The Atlantic»: «The Great Land Robbery» by Vann R. Newkirk II
«Columbia School of Journalism»: «How conservative media has grown under Trump» by Howard Polskin
«Vanity Fair»: «No one is safe: how Saudi Arabia makes dissidents disappear» by Ayamn M. Mohyeldin
..........Kalenderwoche 34..........
«The Washingtgon Post»: «Trump has one playbook, and very few plays left in it» by Dan Balz
«The Washington Post»: «How not to fix Silicon Valley» by Paul Musgrave
«The Washington Post»: «In God’s country» by Elizabeth Bruenig
«The New York Times»: «If You Think Trump Is Helping Israel, You’re a Fool» by Thomas L. Friedman
«The New York Times»: «How to Torture Trump» by Gail Collins
«The New York Times»: «The Phony Patriots of Silicon Valley» by Kevin Roose
«The New York Times Magazine» : «The Undemocratic Impulses of American Democracy» by Jamelle Bouie
«The New York Times Magazine»: «Why Is Everyone Always Stealing Black Music» by Wesley Morris
«The New Yorker»: «The Political Scene: Stacy Abrams’s Fight for a Fair Vote» by Jelani Cobb
«The New Yorker»: «Personal History: A Year Without a Name» by Cyrus Grace Dunham
«The New Yorker»: «What Toni Morrison Understood about Hate» by David Remnick
«The Guardian»: «Podcast: the crisis in Kashmir»
«The Guardian»: «What do the Hongkong protesters want?» by Alison Rourke
«The Guardian»: «Grass Ski Championship in Pictures» by Alexandra Wey
«The Guardian»: «‘In many ways, it was a miracle’: looking back at Woodstock at 50» by Rob LeDonne
«The Observer»: «Hong Kong’s dilemma: fight or resist peacefully?» by Lily Kuo
..........Kalenderwoche 33..........
«The New York Times»: «The Global Machine Behind the Rise of Far-Right Nationalism» by Jo Becker
«The New York Times»: «Toni Morrison’s Song of America» by Tracy K. Smith
«The New York Times»: «Requiem for White Men» by Maureen Dowd
«The New York Times Magazine»: «The Schoolteacher and the Genocide» by Sarah Topol
«The New Yorker»: «Annals of Inquiry: Why Doctors Should Organize» by Eric Topol
«The New Yorker»: «Battleground America» by Jill Lepore
«The New Yorker»: «How Mosquitoes Changed Everything» by Brooke Jarvis
«The New York Review of Books»: «The Supreme Court: Keeping Up Appearances» by David Cole
«The New York Review of Books»: «Climate Change: Burning Down the House» by Alan Weisman
«The New York Review of Books»: «The Daily Alchemy of Translation» by Jennifer Croft
«The Washington Post»: «Have followers, will travel» by Elizabeth Chang
«The Atlantic»: «White Nationalism’s Deep American Roots» by Adam Serwer
«The Atlantic»: «I’ve seen the limits of journalism» by John Temple
«The Guardian»: «Kibera: ’There’s a lot of weirdness in a slum’» by Tracy McVeigh & Rod Austin
«The Guardian»: «’I don’t smell’: Meet the people who have stopped washing» by Amy Fleming
«The Guardian»: «The Californians forced to live in cars and RVs» by Vivian Ho
«The Guardian» : «Ahead of the pack: the best books about running» by Ben Wilkinson
«The Guardian»: «How the media contributed to the migrant crisis» by Daniel Trilling
«The Observer»: «‘His conduct left an impression that lingered’ : the life of Jeffrey Epstein»
...........Kalenderwoche 32..........
«The New York Times»: «We Have a White Nationalist Terrorist Problem» by The Editorial Board
«The Washington Post»: «Trump makes it all worse. How it could be different» by Editorial Board
«The Washington Post» : «Media’s coverage of gun-massacres must change» by Margaret Sullivan
«The New York Times»: «1969: It’s the Anniversary of Everything» by Alyson Krueger
«The New York Times»: «The Who-Can-Beat Trump Test Leads to Kamela Harris» by Roger Cohen
«The New York Times»: «Marianne Williamson Knows How to Beat Trump» by David Brooks
«The New York Times»: «Older Women: They’re Mad as Hell» by Ruth La Ferla
«The New Yorker»: «Annals of Law: Alan Dershowitz, Devil’s Advocate» by Connie Bruck
«The New Yorker»: «Dept. Of Finance: The Invention of Money» by John Lanchester
«The New Yorker»: «Books: What P.T.Barnum Understood About America» by Elizabeth Colbert
«The New York Review of Books»: «Real Americans» by Joseph O’Neill
«The Intercept»: «Mike Pompeo Is Donald Trump’s De Facto Intelligence Czar» by James Risen
«The Guardian»: «No-deal Brexit was once a sick Tory joke. Not it’s serious» by Simon Jenkins
«The Guardian»: «The long read: How the state runs business in China» by Richard McGregor
«The Guardian»: «Living without water: the crisis pushing people out of El Salvador» by Nina Lakhani
«The Guardian»: «’He’ll reap what he sows’: What does Baltimore make of Trump?» by David Smith
«The Guardian»: "Ken Burns on America: ‘We’re a strange and complicated people’" by Mark Lawson
«Rolling Stone» : «The Iowa Circus» by Matt Taibbi
..........Kalenderwoche 31..........
«The Washington Post»: «Mueller didn’t fail. The country did» by Jennifer Rubin
«The Washington Post»: «A weary old man with a warning» by Paul Zak & Jada Juan
«The Intercept»: «Rainforest on Fire» by Alexander Zaitchick
«The New York Review of Books»: «The Ham of Fate» by Finton O’Toole
«The New York Review of Books»: «Iran: The Case Against War» by Steven Simon & Jonathan Stevenson
«The New York Review of Books»: «A Long & Undeclared Emergency» by Pankaj Mishra
«The New Yorker»: «Why Facts Don’t Change Our Minds» by Elizabeth Colbert
«The New Yorker»: «Books: Rediscovering Natalia Ginzburg» by Joan Acocella
«The New York Times» : «Brexit Under Boris Johnson: Deal or No Deal?» by Richard Pérez-Peňa
«The New York Times»: «Why I’m Rooting for Boris Johnson» by Bret Stephens
«The New York Times»: «Trump Impeachment Is Far Less Likely After Muller Testimony» by Carl Hulse
«The New York Times»: «Trump’s Inumanity Before a Victim of Rape» by Roger Cohen
«The New York Times»: «This Is an Article About Women» by Nicola Pardy
«The New York Times»: «‘They’re doing it as we sit here’» by The Editorial Board
«The New York Times»: «Honduras: Pay or Die » by Sonja Nazario (text) & Victor J. Blue (photos)
«The Guardian»: «The disinformation age: a revolution in propaganda » by Peter Pomerantsev
«The Conversation»: «The internet is rotting – let’s embrace it» by Viktor Mayer-Schönberger
Theodor Fontane, geboren heute vor 200 Jahren
Manche Hähne glauben, dass die Sonne ihretwegen aufgeht.
Rückschau auf das Zwingli-Jahr
Das Lutherjahr 2017 wurde auch in der Schweiz begangen und mit dem für die Schweiz wichtigen Zwingli-Jubiläum in einer sich über die drei Jahre bis jetzt hinziehenden Kette von Anlässen gefeiert. Am Beginn dieses Gedenk-Marathons im Januar 2017 veröffentlichte Journal 21 einen zweiteiligen Beitrag von Erwin Koller über Zwingli und seine Reformation. Als Rückblick auf das in diesen Tagen endende Zwingli-Jahr präsentieren wir nochmals diese instruktive Würdigung des Zürcher Reformators.
Erwin Koller:
Der unterschätzte Ulrich Zwingli
Teil I: Der Weg von Wildhaus nach Zürich
Teil II: Die kurzen und folgenschweren Jahre am Zürcher Grossmünster
Boris Jelzin, zurückgetreten heute vor 20 Jahren
Ein Mann muss leben wie eine Flamme im Wind und leuchten, so hell er kann. Am Schluss brennt er aus, aber das ist immer noch besser, als ein armseliges kleines Licht zu sein.
Plan B gegen Folgen der Klimaerwärmung
Nach der ziemlich missglückten Klimakonferenz von Madrid wäre ein Plan B nötig – aber subito.
Plan A: Klimaneutral wollen viele Staaten, ja eigentlich die ganze Welt werden: C02-neutral, netto null CO2-Ausstoss bis 2050. Die Erde soll sich bis dann um nicht mehr als 1,5 Grad erwärmen, besser noch nur bis maximal 1 Grad. Dieses Ziel wurde am Monster-Umweltgipfel von Madrid auch nicht bestritten. Denn «es gibt keinen Plan B zur Stabilisierung des Klimas», sagen Politiker, Klimawissenschaftler sowie Experten der Umweltorganisationen und der Uno.
Eigentlich falsch, sagen andere Wissenschaftler und Forscher, deren Meinung jedoch vom Gross der «netto-null-CO2 bis 2050»-Anhänger negiert wird. Es brauche einen Plan B, falls mit der angestrebten Reduzierung der umweltschädlichen Gase wie CO2, Methan, Lachgas etc. die weitere Erwärmung der Erde nicht gestoppt werden kann. Wenn die grossen Schadstoff-Emmitenten wie China, Indien, die USA, Australien und andere den Ausstoss ihrer Klimaschadstoffe nicht im nötigen Masse reduzieren wollen oder können, erwärmt sich das Klima möglicherweise weiter um zwei, drei, vier Grad. Dies nicht schlagartig auf 2050, sondern früher, ganz langsam aber stetig.
Das wäre der Plan B
Deshalb braucht es unter Leitung der Uno, international tätiger NGOs, grosser Staaten oder anderer, neu zu gründender Organisationen einen Plan B. Und zwar müsste der bald, parallel zu den aktuellen Anstrengungen an die Hand genommen werden. Denn wenn die Regierungen, Politiker, Wissenschaftler und Umweltorganisationen so etwa 2030 oder auch etwas später erkennen müssen, die Erderwärmung ist so bald nicht zu stoppen, und folglich auch nicht der Anstieg der Meeresspiegel. Dann wäre es für einen Start von Plan B zu spät, denn dieser wäre zeitaufwendig, wissenschaftlich und technisch höchst anspruchsvoll, ein Jahrhundertwerk: Ein Kampf gegen die Folgen der Erderwärmung mittels Technik, Beton, Stahl, Sand, Kies und ingeniöser Innovation. Damit müsste gemäss Plan B der Bevölkerung der Pazifik-Inseln wie Tuvalu und vielen anderen rasch geholfen werden, Bleibehilfe geboten werden. Vor allem auch den zahlreichen Atolle der Malediven, der Fidschiinseln und anderer in Mikronesien, deren Süsswasserversorgung zusammenbricht, wenn Salzwasser sie überflutet. Zudem macht Meerwasser die Böden unfruchtbar.
Hilfe à la Niederlande
Delta-Werke, wie sie die Holländer seit 50 Jahren haben, die vor Überflutungen schützen, die jetzt erneuert und ausgebaut werden sollen, damit die Niederländer auch ab 2030 und später sicher sind.
Solche Delta-Werke müssten die erwähnten Inseln und auch die gefährdeten Südsee-Inselstrände schützen. Denn gefährdet wären auch touristische Trauminseln wie Tahiti, Raiatea, Tetiaroa und Bora Bora in französisch Polinesien.

Und ebenso die wegen dem Meeresspiegelanstieg gefährdeten Millionenstädte wie (gemäss einer Studie der WWF-Umweltstiftungen) Dhaka in Bangladesch, Manila auf den Philippinen, Jakarta in Indonesien, Kalkuta in Indien, wie auch Strände und bewohnte Gebiete in Afrika und auf dem amerikanischen Kontinent, aber auch in Europa, etwa vor Portugal, Venedig und anderswo.
Allerdings dürften die Delta-Werke à la Holland nicht genügen. Wo Strände infolge steigender Meeresspiegel immer schmäler würden, müsste diese mit riesigen Mengen Sand und Kies vor weiterer Schrumpfung bewahrt werden. Kies und Wüstensand, die mit einer Armada riesiger Schiffe, auch mit umgebauten ausgedienten Kriegsschiffen (nicht mit Schweröl betrieben!), herangebracht werden müssten. Zugegeben, ein Herkulesunternehmen, wie es dies auf der Erde noch nie gab.
Schutz vor Tornados
Weil gerade auch auch diese Gebiete, Küsten und Städte in Asien vermehrt von zerstörerischen Sturmwinden bedroht sind, müsste laut Klimaplan B auch die Verstärkung der unzähligen Leichtbauhäuser und -Hütten angegangen werden. Statt Wellblech, Holz und Lehm neu Beton und Stahl. Zudem sollten in den infolge Erderwärmung vermehrt von Stürmen und Zyklonen heimgesuchten Gebieten die Stromleitungen runter von den billigen Holzmasten in die Erde verlegt werden.
Effektivere Bekämpfung von Waldbränden
Integriert in Plan B müssten zudem die bei weiterer Klimaerwärmung und Dürreperioden am meisten von Wald- und Buschbränden bedrohten Gebiete wie in Australien, Kalifornien, Brasilien, Portugal, um nur einige zu erwähnen. Zu diesen Brand-Hotspots müssten vom Meer oder einem nächstgelegenen See aus Hochdruck-Pipelines mit kilometerlangen Abzweigungen vor Ort in alle Richtungen gelegt werden, um den Brandbekämpfern ein wirkungsvolleres Löschinstrument zu geben. Kürzliche TV-Bilder aus Australien und Kalifornien, wie Feuerwehrleute mit besseren Gartenschläuchen Wasser aus Tankfahrzeugen verspritzten, wirkten echt hilflos.
Mit Jumbos gegen Flächenbrände
Zudem müssten laut Plan B wirkungsstärkere Löschflugzeuge zum Einsatz kommen als es die heute meist verwendeten Helikopter mit verhältnismässig kleinen Wassersäcken und die meist kleinen propellergetriebenen Löschflugzeuge sind. Optimal im Plan B wäre eine etwa in den USA stationierte und unterhaltene Flotte von auch nachtflugtauglichen Löschmaschinen der Grösse einer Boeing 747 Jumbo-Jet mit gewaltigen Löschwassertanks. Eine Einsatzflotte von vielleicht fünfzig Maschinen, die von jedem Land angefordert werden könnte. Geeignet wären auch die riesigen Antonow An-22 aus Russland, weil mit Turbotrop-Antrieb etwas langsamer operierbar als ein Jumbo-Jet.
Wer soll das bezahlen?
Sicher, eine Realsierung von Plan B, falls Klimaplan A mit der Maximal-Klimaerwärmung von 1,5 bis 2 Grad nicht funktionieren sollte, wäre unglaublich teuer. Die vom steigenden Meeresspiegel und von vermehrten Stürmen bedrohten Staaten in Asien, Afrika und Südamerika könnten die wie beschriebenen Flut-Schutzmassnahmen nicht finanzieren. Enorm teuer wäre zudem der Bau von von teils extrem langen Wald- und Buschbrand-Pipelines sowie die Flotte effektiver Löschflugzeuge.
Das alles wäre so teuer, dass es wohl weder Weltbank, Welt Entwicklungsbank, die EZB oder die UNO stemmen könnten. Deshalb dürfte Plan B, der mit Technik, Innovation, Ingenieuren, Technikern und Berufsleuten statt mit Politikern, Wissenschaftlern, Professoren und Aktivisten auf der Strasse gegen die Folgen der Klimaerwärmung angehen würde, wohl nie oder zu spät in Erwägung gezogen werden.
Die Weltgemeinschaft setzt darauf, dass der Plan A «netto null CO2 bis 2050» funktioniert und die Erderwärmung nicht über 1,5 Grad ansteigt – ohne Beton, Stahl und Sand, aber mit neuen Vorschriften, Verboten, Gesetzen, realistischen Preisen für den Handel mit CO2-Zertifikaten, Wind- und Solarenergie, höheren Preisen für Treibstoffe und Flugtickets, Schwerölverbot für die Hochseeschifffahrt, Verbrennermotoren-Verbot bis 2050, Elektromobilität, Temporeduktionen auf Autobahnen, Aufforstung neuer Wälder etc. bis hin zu veränderter Ernährung der Kühe, um deren Methanausstoss zu verringern.
Doch eine Chance für Plan B
Im Jahr 2018 gaben die Staaten der Welt 1822 Milliarden US-Dollar für die Rüstung, fürs Militär aus. Könnten sie sich unter dem Druck der Klimaprobleme dereinst einigen, diese Ausgaben zu halbieren und eine Hälfte für Plan B zu reservieren. Und könnte sich beispielsweise Norwegen entscheiden, aus seinem vorwiegend von Erdöl- und Gasverkäufen gespiesenen Staatsfonds, der mittlerweile die fast unvorstellbare Summe von 1000 Milliarden US-Dollar wert ist, 100 Milliarden in Plan B zu stecken, wäre eine Finanzierung möglich.
Aber auch das ist wohl bloss EINE VISION.

Abschied von 2019
Touristen am Mallipo-Strand in Raean, 150 Kilometer südöstlich von Seoul. (Foto: Keystone/EPA/Yonhap)

Ist die Krise ausgestanden?
Während Unsicherheit die Lage bei der Flüchtlingspolitik und in der Aussenpolitik prägt, macht sich wirtschaftlich Zuversicht breit? Ist die Krise damit vorbei?
Die Antwort des Ökonomen ist wie immer: Es kommt darauf an. Nach Jahren des Einbruchs wächst das Land wieder recht kräftig – schon unter der Vorgängerregierung von Alexis Tsipras (radikale Linke SYRIZA) während zwei Jahren, aber auch im Jahr 2019 voraussichtlich um etwa 2%. Finanzminister Christos Staikouras rechnet für 2020 sogar mit einem Plus von 2,8% und ist damit optimistischer als die EU-Kommission, die 2,3% prognostiziert und die griechische Notenbank, die von 2,4% ausgeht. Wenn man Krise mit Rezession gleichsetzt, dann ist die Krise tatsächlich vorbei, denn der Patient ist nicht gestorben, er ist nur abgemagert, er ist spindeldürr, nimmt aber wieder zu.
Griechenland hat aber – und das ist die andere Seite der Medaille – einen riesigen Nachholbedarf. Während den Krisenjahren 2008 bis 2016 verlor das Land mehr als einen Viertel seiner Wirtschaftskraft – mit allen Konsequenzen für die Bevölkerung. Ich wurde vor einigen Jahren gefragt, wann das Vorkrisenniveau wieder erreicht würde. „Nach einer Generation“, antwortete ich – in 25 Jahren. Wenn man davon ausgeht, dass ich diese Prognose vor etwa sechs Jahren abgab und damit rechnet, dass die optimistischen Wachstumsraten von Staikouras über mehr als 10 Jahre ständig durchgehalten werden können, dann wird das vielleicht in gesamthaft 20 Jahren zu schaffen sein – in der ersten Hälfte der 2030er Jahre. Das kommt den 25 Jahren sehr nahe.
Mitsotakis‘ Poker
In der Silvesternacht wird in Griechenland besonders intensiv dem Glücksspiel gehuldigt. Glückspilz in der Silvesternacht, Glückspilz im neuen Jahr. Einen besonderen Poker hat sich die seit dem Sommer amtierende Regierung des Nea-Dimokratia-Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis ausgedacht. Sie hat optimistische Ziele für die Wirtschaft vorgegeben. Das Budget für 2020, das noch rechtzeitig im Dezember verabschiedet wurde, verspricht Steuersenkungen, Strukturreformen und Investitionsförderung – so will die Regierung das Wachstum stimulieren. Die Unternehmensgewinnsteuer sinkt von 28 auf 24%, die Dividendenbesteuerung von 10 auf 5% und bei der Einkommensbesteuerung werden die ersten 10‘000 Euro nur noch mit 9 anstatt mit 22% besteuert. Die Mehrwertsteuer auf Immobilienkäufe wird bei Neubauten auf drei Jahre ausgesetzt. Und – sehr wichtig in Griechenland, weil das Eigenheim die wichtigste Wertanlage ist – die unbeliebte Immobiliensteuer ENFIA wird spürbar gesenkt.
Besonders glücklich sind ab 1. Januar frisch gebackene Eltern: Das Kinderkriegen wird mit 2000 Euro belohnt – Griechenland hat eine der niedrigsten Geburtenrate von ganz Europa. Das wird das Rentensystem früher oder später wieder auf die Probe stellen. Auch die Mehrwertsteuer auf Babyartikeln wird halbiert. Auch Privatisierungen kommen wieder aufs Tapet.
Diese Steuersenkungen sind sicher willkommen. Gerade die Besteuerung von tiefen Einkommen mit 22% war grotesk und lud geradezu zu Schwarzarbeit ein. Allerdings ist die grosse Frage, wie Griechenland trotz Steuersenkungen die Sparvorgaben der Gläubiger einhalten wird. Griechenland ist zwar nicht mehr unter dem Rettungsschirm seit die letzte Darlehensvereinbarung im August 2018 ausgelaufen ist, aber das Land muss die Vorgaben der Gläubiger trotzdem jederzeit einhalten. Diese Vorgaben sehen für 2020 einen extrem hohen Primärüberschuss (Haushaltsüberschuss ohne Zinsen und Amortisationen) von 3,5% vor. Die Regierung hat jüngst bekräftigt, dass sie sogar 3,6% erwirtschaften wird, was extrem ambitiös ist.
Nächstes Jahr will der Ministerpräsident mit den Gläubigern aber eine Lockerung aushandeln, um Spielraum für weitere Steuersenkungen zu gewinnen. Die hohen Überschüsse, so sagt die Regierung, soll Griechenlands Schuldentragfähigkeit verbessern. Sie behindern aber das Wirtschaftswachstum und seien unnötig, weil das Land sich bereits jetzt am Markt dank der sehr tiefen Zinsen billiger refinanzieren könne, als erwartet. Ob die Ziele erreichbar sind, wird sich daran entscheiden, ob das Wirtschaftswachstum wie vorgesehen zulegt und ob es gelingt, den Betrag, der für den Schuldendienst ausgelegt wird, weiter zu senken. Gelingt es, kann Mitsotakis‘ Poker aufgehen, gelingt es nicht, werden die früheren Geldgeben auf Sparmassnahmen pochen, die ihrerseits wieder das Wachstum bremsen würden.
Und der Schuldenberg? War da was?
„Das deutsche Geld ist weg, egal wer in Griechenland regiert. Kein deutscher Politiker will es laut sagen, all die Kredittranchen, deutsches Steuergeld, ist weg.“ So kommentierte jemand einen früheren Beitrag von mir zum Thema griechische Wirtschaftskrise. Was ist dazu zu sagen? Vor Ausbruch der Krise im Jahr 2008 sass Griechenland auf einem Schuldenberg von 127% des Bruttoinlandproduktes, das heisst der Wirtschaftsleistung. Während der Krise stieg diese Schuldenquote ständig an, bis auf 181%. 2019 sollen die Schulden erstmals sinken –auf 173% und 2020 auf 168%. Das sind die Prognosen. Bis zu den 60%, die der Maastricht-Vertrag zulässt, ist es noch ein weiter Weg. Ausserdem haben Ökonomen eine Faustregel aufgestellt, wonach ein Schuldenstand von mehr als 90% auf die Länge nicht nachhaltig ist. Diese Regel ist allerdings sehr grob. Sie zieht nicht in Erwägung, ob die Schulden in eigener Währung gehalten werden, ob es Inlandschulden sind und wie es um die Refinanzierungskosten steht.
Das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung, ob Schulden tragfähig sind, ist der Zins, der dafür bezahlt wird. Wenn Staatsanleihen ablaufen oder vorzeitig zurückbezahlt werden, müssen sie in der Regel refinanziert werden, das heisst: neues Geld wird aufgenommen zu neuen Bedingungen, sprich: zum dannzumal gültigen Zins. Hat ein Land hohe Schulden und ändern sich die Zinsen brüsk, dann verschlechtert sich die Schuldentragfähigkeit in rasendem Tempo. In den Jahren 2008 und 2009 wurde die hohe Verschuldung plötzlich als Problem wahrgenommen und die Risikozuschläge stiegen. Das führte zu einer Abwärtsspirale die im März 2010 zum Staatsbankrott führte, das heisst Griechenland war nicht mehr fähig, aus eigener Kraft auslaufende Staatsanleihen zu refinanzieren.
Im Moment ist das Gegenteil dieser Abwärtsspirale im Gang. Die Vorgängerregierung Tsipras fand beim Amtsantritt im Januar 2015 komplett leere Kassen vor. In starkem Kontrast dazu fand bei der Stabsübergabe im Sommer 2019 Nachfolger Mitsotakis einen Puffer, eine Reserve von etwa 20 Milliarden Euro vor. Das heisst: das Land ist für etwa zwei Jahren durchfinanziert und nicht auf die Finanzmärkte angewiesen. Diese verbesserte finanzielle Lage führte zu unverhofft tiefen Zinsen an den Märkten. Das geht so weit, dass die Zinsen an den Märkten heute günstiger sind, als die Zinsen, die der Internationale Währungsfonds (IWF) im Rahmen der Rettungsprogramme Griechenland verrechnet hat. So hat Griechenland 2019 diese Darlehen gekündigt und günstig refinanziert. Damit spart das Land einen erklecklichen Betrag.
Was heisst nun das? Gibt es Entwarnung in Bezug auf die griechischen Schulden? Nicht ganz. Dreht die Spirale in die andere Richtung und steigen die Risikozuschläge stark an – das braucht gar nichts mit Griechenland zu tun habe (stark erhöhte Rohstoffpreise, Italien gerät in Zahlungsverzug) – dann wird der Zustand zwar nicht mehr sofort bedrohlich, aber wenn der Puffer aufgebraucht ist, wird die Lage sofort kritisch.
Deutschland hat bisher gar nichts bezahlt
Und was ist mit dem deutschen Steuergeld, das gemäss der Kommentatorin unwiderruflich weg ist. Nichts dergleichen ist bisher geschehen und der deutsche Steuerzahler hat bisher auch gar nichts bezahlt – auch wenn in Deutschland das Gegenteil behauptet wird. Der Euro-Rettungsschirm hat an den Märkten das Geld aufgenommen, das er dann an Griechenland ausgeliehen hat – mit einer Garantie der Euroländer versehen. Dieser Garantie wegen sind diese Darlehen günstig. Und die Euroländer kassieren dann von Griechenland Zinsen. Natürlich kann es bei einem oben beschriebenen Szenario passieren, dass eine solche Garantie eingelöst werden muss, sonst hätte es sie nicht gebraucht. Aber bisher ist das nicht geschehen und für die nächsten Jahre auch nicht wahrscheinlich. Deutschland hat für Griechenland entgegen einer landläufigen Meinung zwar eine Garantie abgegeben, aber bisher gar nichts bezahlt, Griechenland für Deutschland aber schon – Zinsen. Und das muss doch zum Jahreswechsel einmal gesagt werden. Der Schuldenrucksack Griechenlands ist noch da. Aber er drückt nicht mehr so schwer, weil die Zinsen sinken und die Vorgängerregierung den Staatshaushalt stark konsolidiert hat. In Griechenland haben die Linken den Rechten gezeigt, wie man seriös wirtschaftet.
Jeder und jede geben ihr Bestes
Das Motiv stehe für das Zusammenspiel in der Politik und für die Wichtigkeit der Kultur, heisst es in einer Mitteilung der Bundeskanzlei. Das Bild zeige die Landesregierung als Ensemble. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sagt: „Eine gute Bundesratssitzung ist wie ein gutes Konzert. Jeder gibt sein Bestes.“
Simonetta Sommaruga war früher Konzertpianistin. Im Hintergrund des Fotos sind themengetreu zwei Instrumentenkoffer zu sehen.
In der Mitteilung der Bundeskanzlei heisst es weiter, dass mit dem Bild besonders der Wert der Kultur betont werde, welche das Leben bereichere, zum Nachdenken anrege, Debatten auslöse und Veränderungen einleiten könne.

Georg Christoph Lichtenberg, Physiker, Naturforscher, Mathematiker, Schriftsteller, 1742–1799
Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.
Und auf dem Nachttisch: Markus Orths Picknick im Dunkeln
Gerne übersehen wir für einmal dieses Thema angesichts eines Forschungssegens, der auch seine populär zubereiteten Erträge Jahr für Jahr springflutartig vermehrt und in allen Richtungen ins Unabsehbare erweitert. Zumal was die fürs breite Publikum geschriebene Geschichte angeht, hat das vergangene 2019 wieder mit einer Fülle von Neuerscheinungen aufgewartet, die uns keinesfalls fürchten lassen dürfen, sie nicht binnen einem Jahr zu Ende gelesen zu haben. Bei deren alles zuvor Gesehene übertreffender Gründlichkeit und Qualität wird es Ihnen zunächst vollauf genügen dürfen, wenigstens einige davon in Ihrem beruhigenden Besitz zu wissen. In der Absicht einer Anzeige bescheidenster Art seien nur vier davon herausgegriffen. Besprechungen, die sich und Lesern das traditionelle Rezentensoll einer «kritischen Würdigung» zumuten, lassen sich im Netz unschwer zusammensuchen.
500 Jahre Völkerwanderung
Migration ist aktuell, war und wird es bleiben. Weltweit, nicht nur übers und rund ums Mittelmeer, doch auch da, mit einem über die drei Kontinente Afrika, (Vorder-)Asien und Europa rotierenden Radius von Äthiopien und Jemen über Mesopotamien und den Hindukusch bis nach Skandinavien und dem Britannia des Brexit aus dem Imperium Romanum zu Beginn des 5. Jahrhunderts. Über ein halbes Jahrtausend spannt sich der Zeitraum auf, den der Tübinger Althistoriker Mischa Meier auf den 1532 Seiten (1,9 kg) seiner «Geschichte der Völkerwanderung» durchmisst – Untertitel: «Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n. Ch.» (C. H. Beck, München 19. Sept. 2019). Sogleich reich bedient sind passionierte Leser fünfseitiger Inhaltsverzeichnisse.
Die Zentren Rom und Byzanz sind seit der Reichsteilung 395 nicht nur auseinandergedriftet, seit der Plünderung Roms 410 durch Alarichs Goten, Hunnen und Alanen gibt es kein westliches Zentrum mehr. Datumzeile Byzanz, 29. Juli 626.–– Vor den Toren der prächtigsten Stadt der Welt und der Kapitale der Christenheit stehen 80'000 Krieger der Awaren, die Mächte der Finsternis, für die eingeschlossene Bevölkerung das Ende aller Zeiten. Die Apokalypse ist schon ein Jahrhundert lang im Gang. 536 befördern Vulkanausbrüche in Fernost und Amerika enorme Aschemassen in die Stratosphäre, welche durch einen Klimasturz den Planeten mit Hungersnöten überziehen und nördliche Völkerschaften südwärts drängen. 542 tritt, aus Ägypten kommend, die justinianische Pest nördlich des Mittelmeers ein und reduziert die Bevölkerung bis zur Nordsee auf ein Drittel.
Die Antike ist zu Ende, so gut wie ihre ganze Bevölkerung zwischen den Ruinen in Bewegung. Von den alten abendländischen Hochkulturen behauptet sich als einziger Rest Byzanz, gegen die nördlichen «Horden» wie ebenso gegen die persischen Heere der Sassaniden, deren Druck gegen Mitte des 6. Jh. zu wachsen beginnt, bevor ihr Reich im 7. Jh. unter dem Ansturm der Araber zusammenbricht. Oströmische Christen und die Gefolgschaft des Propheten aus Mekka profitieren dabei von unverbrieften Zweckallianzen. Zur Erhaltung Ostroms werden Aspirationen auf den römischen Westen aufgeben und die Beutezüge von Goten wie zuvor der Hunnen recht erfolgreich dahin umgeleitet. Während der islamischen Expansion im 7. und 8. Jahrhundert lässt derweil die Formierung neuer Reiche im poströmischen Norden auf sich warten. Mischa Meier schreitet den Horizont ab: vom Bottnischen Meerbusen durch Germania, zu den Angeln, Galliern, Iberern, mit den Vandalen nach Nordafrika, mit den christlichen Axumitern im Norden Äthiopiens zu den Juden Himyars in Südarabien, mit den Persern und Arabern nach Zentralasien. Meiers Überblick wird rings im Kritikerkreis als einzigartig gerühmt.
Berufenere Rezensenten weisen auf ein neues Bild der Ethnogenese in den betreffenden Jahrhunderten hin: In weit geringerem Masse, als die traditionelle Geschichtsschreibung gern geglaubt hat, sind Völkerschaften etwas Vorgegebenes, vielmehr entstehen sie aus zusammengewürfelten Kriegerscharen, von Warlords kommandierten Privatarmeen, nachdem sich schon die Heere der römischen Spätzeit zu guten Teilen aus Schmelztiegeln von Barbaren aus allen Himmelsrichtungen zusammengesetzt haben. Staatsartige Strukturen erhalten oder entwickeln sich nach Massgabe der Ressourcen an Verwaltungsexpertise. Eines der Bücher unten wird darauf nochmals ein Streiflicht werfen.
3000 Jahre Araber
Mit Südarabien ist das Stichwort gefallen. 1982 traf Tim Mackintosh-Smith, damals ein 21jähriger Arabistik-Student aus Oxford, in Jemens Hauptstadt Sanaa ein, wo er in einem Turmhaus der Altstadt seinen Posten bis heute behauptet hat. 1997 veröffentlichte er sein erstes Buch: «Yemen: Travels in Dictionaryland», das oft als das beste Buch zu Jemen überhaupt gepriesen wurde. Wie sonst nur in Ägypten, Griechenland und Teilen Italiens liegen in Jemen die Zeugnisse aus 3000 Jahren allgegenwärtig vor Augen, und nirgendwo wie in Jemen prägt die grosse Geschichte das gesellschaftliche und kulturelle Leben bis heute und vermutlich lang darüber hinaus. Mit der Gegenwart ist in diesem Buch durchweg mindestens das ganze 20. Jahrhundert im Blick, und jedes seiner Kapitel sucht sie vor so viel unauslotbarem Hintergrund zu enträtseln. 2001–2010 folgte eine Trilogie «Fussnoten» zu den Reisen des Ibn Battuta (1304 bis ca.1370), der von Tanger aus dreissig Jahre lang die gesamte islamische Welt von Timbuktu bis Fernost durchkreuzte: 120'000 Kilometer, errechnen Kenner. Mackintosh-Smith ist ihm über einen Zeitraum von ebenfalls dreissig Jahren nachgereist. Wer nun aber nach dem allem in seinem eigenen restlichen Erdendasein nur ein einziges Buch über die Araber lesen dürfte, wäre endlich damit bedient, dieses Buch liegt seit einem Dreivierteljahr vor:
«Arabs: A 3,000-Year History of Peoples, Tribes and Empires» von Tim Mackintosh-Smith (Yale University Press, 25. März 2019; 630 S., 1,3 kg).
Der Titel sagt alles, verspricht viel, und das Buch, das nur von der ganzen Welt handeln kann, hält mehr (wo immer Sie es aufschlagen). Die grosse Review haben Sie hier:
https://www.nybooks.com/articles/2019/11/21/power-arabic-mackintosh-smith-sanaa/
Eine Ergänzung – oder Fussnote? – wäre Richard Bulliets «The Camel and the Wheel» (Morningside Books, Columbia University Press, New York 1990).
Nie zu vergessen: die Bibel
Unterwegs in solchen Zeiträumen, drängt sich ein Seitenblick auf: Ein besonderes Buch ist immerzu die Bibel, insbesondere hinsichtlich seiner Entstehung. Auf eineinhalb Jahrtausende ist seine Urheberschaft verteilt, vom 10. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. gliedern Konrad Schmid und Jens Schröter den Stoff im Inhaltsverzeichnis ihres Gemeinschaftswerks:
«Die Entstehung der Bibel. Von den ersten Texten zu den heiligen Schriften» (C. H. Beck, München 19. Sept. 2019; 504 S.)
Schmid ist Professor für Altes Testament an der Uni Zürich, Schröter Professor für «Neues Testament und neutestamentliche Apokryphen an der Humboldt-Universität zu Berlin», so der Klappentext. An Bücherwänden im Bekanntenkreis traf man zuvor schon auf verschiedene populäre Titel mit demselben Programm. Etwas angestaubt: Günther S. Wegeners «6000 Jahre und ein Buch. Die Bibel – Biographie eines Bestsellers» (Oncken, Wuppertal 1958; mein Exemplar von 1999 ist aus der 13. Auflage 165-179. Tausend). Unentbehrlich war mir bisher Martin Urbans «Die Bibel. Geschichte eines Buchs» (Galiani, Berlin 2009; TB Dtv. München 2010). Angesichts der Weltlage ist eine gewisse Mindestbibelsicherheit angezeigt und wenigstens ein Buch dazu selbst in der Wohnstube nicht zu viel. Mit dem neuen schönen Band von Schmid und Schröter, der die Vorgänger überstrahlt, bringen uns zwei Kapazitäten auf den letzten Stand.
Unser tödlichster Fressfeind
Wie viele welthistorische Schlachten sind durch sie entschieden worden! Grossmächte durch sie zu Fall gebracht, menschheitsgeschichtliche Weichen gestellt. Die Rede ist vom tödlichsten Feind der Menschheit: den Moskitos. Nicht etwa nur die Malaria übertragen sie, auch Gelbfieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Zika, Filariasis. Dabei wollen die gefrässigen Biester doch nur an unser Blut, für sie wie für Goethes Dr. Faust «ein ganz besonderer Saft». Unbedingt aber müsste ihnen am Fortbestand der unentbehrlichen Wirte gelegen sein, wofür diese allerdings selber aufzukommen haben.
Die Perser wurden von verbündeten Griechen, Athenern, Spartanern, Korinther und Megarern, auf Marschland gelockt, ehe ihre mitgenommene Streitmacht in der Schlacht von Plataea (479 v. Chr.) unterging. Für Jahrhunderte bildeten die pontinischen Sümpfe einen Schutzwall rings um Rom, welcher Kelten und Karthager fernhielt, um auf die Dauer schliesslich seinen Teil zum Niedergang der Stadt beizutragen. Besonders übel wurden die Kreuzfahrerheere zugerichtet, und so ging das weiter bis zum amerikanischen Befreiungskrieg, dem militärisch ungleichen Kräftemessen in ungezählten Kolonialkriegen und bis zu den Leiden der Amerikaner im Dschungel von Vietnam.
«Die Methode der Logik», so lässt Plato einen fremden Philosophen aus Elea dem Stundenten Theaitet einschärfen, «hält es nicht für würdevoller, wenn einer die Jagdkunst lieber durch die Feldherrenkunst erläutert als durch den Läusefang, sondern meistenteils nur für aufgeblasener». In der intellektuellen Distanz, die in dieser gänzlich neuen Perspektive erklommen ist, in nichts anderem wollte ich als Student einst den Anfang der überlegenen Wissenschaft des Abendlandes ausgemacht haben. Fürwahr ein Befreiungsschlag gegen die altväterischen Heerführer des Weltbewegenden, Bombastischen und Martialischen! Die universalistischen Europäer sind seitdem im Stande, ein jedes Ding zu relativieren. Nicht wenig stolz war ich auf meine ureigenste Entdeckung, ohne daran zu denken, dass sich auch der Kammerjäger weniger mit seinem aristokratischen Boss als mit hand- und beissfesten, ja, stichhaltigen Widersachern herumschlug. Um wie viel mehr erst die Kollegen auf dem Schlachtfeld.
Entnommen sind die schicksalhaften Episoden von Pataea bis Vietnam dem Buch «The Mosquito. A Human History of Our Deadliest Predator» von Timothy C. Winegard (Dutton, Penguin Books USA, Boston 6. August 2019; 485 S.). Der in Oxford promovierte Militärhistoriker beschränkt sich nicht aufs Schlachtengetümel zwischen Sümpfen, sondern erklärt auch, weshalb und wie die afrikanische Resistenz gegen den Malaria-Parasiten Plasmodium vivax den transatlantischen Sklavenhandel befeuerte. Im 19. Jahrhundert schliesslich, der hohen Zeit des Imperialismus, avancierten die Anopheles und tausend weitere Mückenspezies zur Priorität der medizinischen Forschung. Die Experimente auf der Suche nach weniger zweischneidigen Mitteln als Gin & Tonic konzentrierten sich im Zweiten Weltkrieg in Verbrechen gegen die Menschlichkeit, als nicht nur Gefangene in Dachau, sondern ebenso in US-amerikanischen Gefängnissen zu Tausenden als Versuchskaninchen missbraucht wurden, mit Todesraten von 10–30%. Durch keine andere Krankheit, so Winegard, haben sich vergleichbar viele Ärzte in ihrem enthemmten Forscherehrgeiz zu unmenschlichen Praktiken hinreissen lassen.
Nicht unterschlagen werden darf der Beitrag der Moskitos zur Entstehung eines frühen Gesundheitswesens – mit den weiterreichenden Entwicklungsbeiträgen von dessen Institutionen. Nach den Kirchen waren die Hospitäler die ersten festen Einrichtungen der christlichen Nächstenliebe und ihrer Verkündigung. Die Krankenpflege war es, woraus die Klöster ihre Daseinsberechtigung zu ziehen hatten, nachzulesen in der Ordensregel des Sankt Benedikt von Nursia (480–547). Aus den Klöstern sollten die Schulen und aus diesen eben die besagte Verwaltungsexpertise hervorgehen, von welcher nach dem Ruin der alten Reiche bei der Entstehung neuer staatlicher Strukturen alles abhing. So legen die Moskitos eine Spur von Konstantin dem Grossen, Roms erstem christlichen Kaiser (†337), über den Untergang des Reichs und durch das dunkelste Mittelalter hin zu Karl dem Grossen (747–814).
An der Sozialgeschichte – Wirtschaftsgeschichte inklusive – des menschlichen Zusammenlebens mit den Mücken wird noch lange zu schreiben sein. In den Jahren seit 2000 haben sie, immer nach Winegard, im Jahresdurchschnitt zwei Millionen Menschen umgebracht, bei abnehmenden Zahlen immerhin, 2018 bereits weniger als eine Million. In der Geschichte unserer Spezies ist die Gesamtzahl aller Exemplare, die je das Licht der Welt erblickt haben, nicht ganz einfach abzuschätzen. Aber es gibt Hochrechnungen, wonach es in den letzten 50'000 Jahren 100–110 Milliarden gewesen sind, 99% davon in den letzten 10'000, mehr als die Hälfte in den letzten 2000 Jahren. Winegard geht davon aus, dass nahezu die Hälfte von ihnen – nach seiner Schätzung 52 von 108 Milliarden – an Folgen von Mückenstichen gestorben sind.
Zeit für poetische Wirklichkeit
Der Gesichtssinn ist hier ausgeschaltet. Knipsen wir nochmal die Nachttischlampe an, obschon das Büchlein neben meinem Bett nur zwei traurig kurze Tage vorgehalten hat. Obacht! Mit einem Ruck sind wir auf einmal unserer Zeit voraus. Auf einer Vorsatzseite meines Exemplars lese ich die Bitte, dieses Buch nicht vor dem 27. Januar 2020 zu besprechen, da es erst dann erscheinen werde. Aber angekündigt darf es sein, wie schon vom Hanser Verlag in München, und ausserdem gepriesen. In tiefster Dunkelheit sind auf 237 Seiten (350 g) Arm in Arm zwei Unvergessliche unterwegs: Stan Laurel (1890-1965), zeitloser Leinwandkomiker hier für einmal ohne Oliver Hardy, und Thomas von Aquin (1225–1274), Baumeister des Lehrgebäudes der katholischen Kirche. Zwei Geistseelen, wie der heilige Thomas mutmasst, positioniert an entgegengesetzten Enden des Spektrums, das die Neigung zu und Empfänglichkeit für Humor und Komik aufspannt, getrennt dazu durch 700 Erdenjährchen und einiges mehr an zeitlichen und ewigen Geheimnissen. Sogleich sind wir gefesselt über einem Potpourri aus tiefstem Ernst, höchster Heiterkeit und charmantestem Schalk. Was immer die beiden anschneiden, es gerät zur grossen Lebensfrage, verhandelt mit einer geistvollen Leichtigkeit und sprachlichen Eleganz, die wir anderswo bei Zeitgenossen lange suchen würden. Orths ist ein kühner Taschenspieler und ein Poet, der uns – Aussprechen streng verboten! – allemal zu spüren gibt, dass und wie bei vielen Dingen zwischen Himmel und Erde die Suche nach der Lösung höchstens das Problem verkennen könnte. Dabei wissen wir es alle und wussten es schon immer: nicht jedes ist dafür geschaffen und gedacht, gelöst zu werden.
Walter Benjamins Engel
Dieses Leben ist eine der tiefschwarzen deutschen Geschichten des vergangenen Jahrhunderts. Im Schnelldurchlauf liest sich das so: Walter Benjamin wurde 1892 in Berlin geboren als ältester Sohn einer vermögenden Familie assimilierter Juden. Progressive Ideen der Reformpädagogik und Jugendbewegung prägten seine Bildungsjahre. 1914 in der konsequenten Ablehnung der nationalistischen Kriegseuphorie wurde Benjamins geistige Eigenständigkeit ein erstes Mal zum Politikum. Das Berlin der zwanziger Jahre sah ihn als brillanten Publizisten, allerdings mit diversen gescheiterten Publikationsprojekten. Äusserst belesen und mit wachsendem Interesse an Marxismus sowie an jüdischer Theologie, schuf er sich das Instrumentarium seines philosophischen Denkens und scharfen Urteils.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ging er wie so viele bedrohte Intellektuelle nach Paris ins Exil. Bei Kriegsbeginn 1939 wurde Benjamin von den Franzosen interniert, kam aber nach drei Monaten wieder frei. 1940 floh er vor den anrückenden Deutschen mit dem letzten Zug nach Südfrankreich. Er hatte nichts als einen kleinen Koffer mit zwei Hemden und einer Zahnbürste dabei. An der spanischen Grenze nahm er sich wegen drohender Auslieferung an die Deutschen das Leben.
Beengtes Leben, weit ausgreifendes Denken
In dieser äusserlich beengten Vita vollzog sich die geistige Entwicklung eines der kühnsten und tiefgründigsten Denker der Epoche. Sie geschah im unablässigen Austausch mit prägenden Zeitgenossen wie Gershom Scholem, Hugo von Hoffmannsthal, Siegfried Kracauer, Theodor Adorno, Hannah Arendt, Bertold Brecht und vielen mehr. Walter Benjamins Werk als Philosoph und Literat ist ein Torso geblieben, etliche seiner Analysen und theoretischen Konzepte haben späterer Überprüfung nicht standgehalten. Dass Benjamin trotzdem bis heute fasziniert und grossen Einfluss ausübt, liegt weniger am Was als am Wie seines Denkens.

Mit welcher Radikalität er das Wesentliche zu erfassen suchte, zeigt beispielhaft seine frühe fragmentarische Sprachphilosophie. Inspiriert von der Schöpfungserzählung der Bibel, sieht Benjamin den ursprünglichen Akt des Sprechens im schaffenden Benennen. Er lenkt den Blick weg von jener Sprache, die – namentlich politisch – etwas bewirken will. Ihm geht es um «das reinste Erschliessen ihrer Würde und ihres Wesens». Dieses Wesenhafte liegt für Benjamin darin, dass Sprache im Akt des Benennens Dinge in die Wirklichkeit hebt. Instrumentelle, von Absichten getriebene Sprache hält Benjamin für ihrem wahren Wesen entfremdet – eine Sicht, die weite Bereiche der menschlichen Kommunikation der Sphäre der Entfremdung zuordnet.
Benjamin hat in seinen Texten darum gerungen, dieser geläufigen Abirrung vom Wesentlichen zu widerstehen und eine Sprache des Benennens zu pflegen. Das macht seine Diktion nicht eben einfach; sie ist dicht gewoben, voller knapp angedeuteter Bezüge und ohne erklärende Beifügungen. Seine philosophischen und kritischen Schriften verlangen geduldige Leser, die sich nicht allzu schnell abschrecken lassen.
Der satanische Engel
Im Mai 1921 kaufte Walter Benjamin in einer Münchener Galerie für 1'000 Reichsmark (entspricht heute etwa 500 Franken) die aquarellierte Zeichnung «Angelus Novus» von Paul Klee (Bild oben). Klee hat zwischen 1915 und 1940 eine Motivgruppe von etwa fünfzig «Engeln» geschaffen. Sie heissen «Armer Engel», «Schellen-Engel», «Vergesslicher Engel» und ähnlich. Klee selbst bezeichnete sie als «Geschöpfe, die sich erst im Vorzimmer der Engelschaft» befinden. Das Bild «Angelus Novus» entstand 1920 während Klees Aufenthalt in München, in der chaotischen Zeit nach der gewaltsamen Auflösung der Räterepublik, und es scheint die Wirren zu spiegeln: Der Engel hat einen erschrockenen, vielleicht auch zornigen Ausdruck und ist höchstens andeutungsweise engelhaft.
Das Bild hat Walter Benjamin zeitlebens begleitet. Er nannte es seinen liebsten und wichtigsten Besitz – was angesichts seiner Leidenschaft fürs Büchersammeln eine bemerkenswerte Aussage war. Als er im Pariser Exil in Not geriet, verscherbelte er nach und nach seine Schätze; den Verkauf des «Angelus Novus» erwog er zwar einmal, doch er konnte sich selbst in erbärmlichster Lage nicht dazu entschliessen. Das ist um so erstaunlicher, wenn man weiss, dass Benjamin den «Angelus Novus» die meiste Zeit seines Lebens negativ deutete. Er sah in dem Bild Bedrohliches bis hin zum Satanischen – durchaus keine abwegige Assoziation, da ja der Satan im Mythos ein gefallener Engel ist.
Vor seiner Flucht aus Paris im Juni 1940 übergab Walter Benjamin seine letzte Habe dem befreundeten Surrealisten und Philosophen Georges Bataille (1897–1962). Der Nachlass bestand aus dem umfangreichen Manuskript des unvollendeten, zur Legende gewordenen Passagen-Werks, an dem Benjamin jahrelang in der Bibliothèque nationale de France gearbeitet hatte, sowie weiteren Manuskripten – und dem aus dem Rahmen herausgetrennten «Angelus Novus». Bataille gelang es, Benjamins Nachlass vor den Deutschen, die mit verbissener Gründlichkeit die geistigen Hinterlassenschaften der Exilierten zu vernichten suchten, in der Bibliothèque nationale zu verstecken.
Abkehr vom Marxismus
Beim geretteten Nachlass befand sich auch Benjamins letzte Arbeit, die er drei Monate vor seiner Flucht begonnen hatte. Wegen Mangels an Schreibpapier hatte er sie in winziger Schrift auf Zeitungsbanderolen geschrieben: die berühmten 18 Thesen «Über den Begriff der Geschichte». Sie sind das Ergebnis einer langen intellektuellen Auseinandersetzung vor allem mit seinem Freund Gershom Scholem (1897–1982), dem jüdischen Philosophen und Religionshistoriker. Benjamin und Scholem hatten die Schul- und Studienzeit miteinander verbracht, als deutsche Kriegsdeserteure zusammen in Bern studiert und in Muri bei Bern gewohnt. Mit ihrer fiktiven «Universität von Muri» hatten sich die beiden Nonkonformisten über den akademischen Betrieb und manches mehr lustig gemacht. Die Spuren dieses Ulks sind neulich aufgearbeitet worden.
Als sich das Scheitern der Demokratie in Deutschland abzuzeichnen begann, drängte Scholem Benjamin vergeblich, mit ihm nach Palästina auszuwandern. 1923 ging er dann allein dorthin. Doch die Freunde blieben bis zu Benjamins Tod in intensivem Briefkontakt. Scholems Briefe an Benjamin galten lange als verloren, wurden aber durch Zufälle wieder greifbar, sodass ihr Briefwechsel – das packende Zeugnis einer Freundschaft und eines lebenslangen geistigen Ringens – 1980 endlich publiziert werden konnte.

Gegenstand der jahrzehntelangen Dispute war das Verhältnis zum Marxismus, genauer: zum historischen Materialismus, der eine zwingende geschichtliche Entwicklung hin zum kommunistischen Ziel der klassenlosen Gesellschaft behauptet. Viele Bezugspersonen der beiden waren überzeugte Marxisten, und überhaupt war die politisch-intellektuelle Opposition weitgehend kommunistisch ausgerichtet. Scholem erkannte früh das Totalitäre am marxistischen Denken und ging auf Distanz. Sein Freund verhielt sich weniger klar. Der Benjamin-Biograf Werner Fuld formuliert dessen Haltung so: «Benjamin arbeitete nicht für das Ziel des Kommunismus, aber mit dessen Erkenntnissen gegen die von ihm als verrottet erkannte bürgerliche Gesellschaft.»
Als Benjamin 1939 nach anfänglich überwiegend freundlicher Aufnahme in Frankreich unversehens als «feindlicher Ausländer» galt und deswegen interniert wurde, war dies ein doppelter Schock. Wegen des Kriegsausbruchs war er zum einen plötzlich gefangen und völlig hilflos. Zum anderen war seine politische Landkarte schlagartig entwertet, weil die bislang als antifaschistische Macht gesehene Sowjetunion durch das Bekanntwerden des Hitler-Stalin-Pakts total desavouiert war. Letzteres versetzte der schon länger schwankenden Sympathie Benjamins für den Kommunismus den Todesstoss.
Der Engel der Geschichte
In den 18 Thesen verabschiedete er sich vom historischen Materialismus, tat dies aber in einer Weise, die dessen Zielhorizont transformiert in ein messianisches Geschichtsdenken. Für Benjamin hat dieses allerdings nichts mit religiöser Hoffnung oder säkularem Fortschrittsglauben zu tun, sondern allein mit dem Umstand, dass die Möglichkeit der Erlösung eine Denknotwendigkeit ist, und sei es nur als Negativfolie der historischen Erfahrung.
Die neunte der 18 Thesen «Über den Begriff der Geschichte» ist eine Interpretation von Klees «Angelus Novus». Benjamin nennt ihn jetzt den «Engel der Geschichte» und macht ihn so zu seinem eigenen Bild. In dessen Beschreibung begegnet uns in extrem verdichteter Form der im Angesicht der Katastrophe erreichte Stand seines Denkens über die Geschichte und seinen eigenen Ort in ihr. In diesem kurzen Text heisst es über den Engel:
«Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füsse schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten erwecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schliessen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft (…)»
Wie der Engel konnte auch Benjamin die Trümmer der Geschichte nicht zusammenfügen. Diesem Ziel galt sein Passagen-Werk, mit dem er seinem Geschichtsdenken exemplarisch durch die Auseinandersetzung mit dem 19. Jahrhundert endlich die lange gesuchte Form zu geben suchte. Was er hinterlassen hat, ist eine riesige Collage von Materialien, Beobachtungen, Ideen – ein Konvolut, das in seiner inspirierenden Rätselhaftigkeit das unabgeschlossene Denken Benjamins vielleicht am besten repräsentiert.

Die Besten der Besten
Neujahr ist, unvermeidlich, die Zeit der Bestenlisten, der Aufzählung der Ersten des vergangenen Jahres. Da äussert sich der Urtrieb des Menschen, Noten zu verteilen und Einzelnem sowie und Einzelnen, egal ob aufgrund objektiver oder subjektiver Kriterien, den gebührenden Platz zuzuweisen. Oder wie es eine deutsche Kabarettistin sagt: Lehrer ist kein Beruf, sondern eine Diagnose.
Die Liste der jährlichen Bestenlisten ist lang und wird immer länger: die besten Bücher, die besten Filme, die besten Fernsehprogramme, die besten Podcasts, die besten Konzerte, die besten Musicals, die besten Operninszenierungen, die besten Theateraufführungen. Soweit lediglich und unvollständig die Kultur.
Nicht zu vergessen der Konsum: die besten Autos, die besten Fahrräder, die besten Skis, die besten Airlines, die besten Hotels, die besten Feriendestinationen, die besten Restaurants, die besten Handys, die besten Kopfhörer, die besten Laptops.
Und nicht zu vernachlässigen die menschliche Spezies: die besten Ärzte, die meistverfolgten Influencer, die angesagteste Köche, die einflussreichsten Politiker, die cleversten Manager, die schönsten Prominenten, die erfolgreichsten Sportler, die nettesten Wohltäter. Und und und. Die Liste lässt sich fast beliebig verlängern.
Bestenlisten sind ein gefundenes Fressen für Zeitungen. Ein Kolumnist der «Washington Post» zählt die zehn besten Dinge auf, die Donald Trump 2019 gemacht hat. Am besten: Der Präsident hat so zügig wie kaum einer vor ihm konservative Richter ernannt. Fairerweise nennt Marc A. Thiessen in einer zweiten Kolumne auch die zehn schlechtesten Dinge, die Trump getan hat. Am schlimmsten: Sein Rückzug aller US-Truppen aus Syrien stoppt Amerikas Druck auf die Terroristen.
Die Presseorgane können es nicht lassen, auch sich selbst zu benoten. Die «New York Times» zum Beispiel listet zu Neujahr die 100 bestgelesenen Artikel des Jahres 2019 auf. Auf Platz 1: «Wer will 2020 Präsident werden?» Eine gute Frage, zumindest was die Demokraten betrifft. Auf Platz 2: «Die derzeit 50 besten Filme auf Netflix». Nicht von Hollywood gesponsert. Und auf Platz 3: «Das britisch-irische Dialekt-Quiz». Eine Fingerübung für Leser von James Joyce.
Das Weltblatt teilt auch mit, wo überall es im vergangenen Jahr vor Ort war: «12 der beliebtesten Depeschen aus den 4 Ecken der Erde». Zuoberst aus Indien: «Beim Warten auf den Monsun einen Hirntumor entdeckt». Oder später aus Japan: «Die richtige Antwort? 8'186'699'633'530'061 (Ein Abakus lässt das beinahe leicht aussehen». Beide Depeschen, keine Frage, machen neugierig.
Neben allem Selbstlob mangelt es der «Times» nicht an Selbstkritik. Die Zeitung publiziert «die besten Korrekturen 2019», von lästigen Druckfehlern bis hin zum Umstand, die Anzahl der Bakterien auf einem Toilettensitz masslos überschätzt zu haben. Sie entschuldigt sich auch dafür, das Zitat eines Historikers unkritisch übernommen zu haben, welches dieser – unbelegt – Mark Twain zuschrieb: «Politiker und Windeln müssen häufig gewechselt werden und zwar aus demselben Grund.» Auch kein Ruhmesblatt die Korrektur mehrerer Fehler in einem Beitrag des «Style Magazine» über den «perfekte Fischermantel». Mit 189 Worten war die Berichtigung mehr als halb so lang wie der gesamte Artikel.
Nun bietet das neue Jahr die Chance, 2020 alles zu unternehmen, um es auf eine Bestenliste zu schaffen. Um endlich zu werden, was Tina Turner so schön besingt: «You’re simply the best, better than all the rest, better than anyone, anyone I ever met». Und um im neuen Jahr auf der Statusleiter gezielt aufzusteigen - immer eingedenk der zeitlosen Erkenntnis von Karl Valentin: «Früher war sogar die Zukunft besser».
Phil Bosmans, belgischer Geisterlicher, Telefonseelsorger, 1922–2012
Fang den Tag von heute nicht mit den Scherben von gestern an.